Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)Nachvollziehbar. Bei so viel Spieltrieb: Hast Du Dir, wenigstens
grob, angesehen, wie das mechanisch umgesetzt wurde? Mit der
Mechanik einfacher Schreibmaschinen wäre das schlicht unmöglich
gewesen - was hatte man beim Luxusmodell ergänzt?
Habe ich nicht genau angesehen. Ich habe zwar gerne gespielt und
Knöpfchen gedrückt und ausprobiert, aber ich habe die Maschine nie weit
genug zerlegt, um den Tastaturmechanismus genau inspizieren zu können.
War ja nicht meine Maschine.
Damals hatte ich Bedenken, dass ich keine gute Figur machen könnte wenn
ich erklären müsste, die Maschine aus kindlichem Spieltrieb eigenmächtig
teilzerlegt zu haben und nicht mehr zusammen zu bekommen.
Beim normalen Tippen mit rein mechanischen Schreibmaschinen ist es so,
dass man, wenn man eine Taste langsam nach unten drückt, zuschauen kann,
wie die zugehörige Drucktype in Richtung Farbband klappt. Wenn man die
Taste loslässt, wird die Drucktype von der Spannfeder vom Farbband weg
in ihre Ausgangsposition zurück gezogen und die nach unten gedrückte
Taste kommt wieder nach oben und der Wagen der Schreibmaschine fährt um
eine Zeichenbreite nach links. Man kann die Drucktype beim Vorklappen in
Richtung Farbband auch hin und her wackeln lassen, indem man die Taste
mal weiter und mal weniger weit nach unten drückt. Wenn man aber die
Taste zu weit nach unten drückt, schlägt/drückt die Drucktype aufs
Farbband und man bekommt beim Loslassen den Wagenverschub nach links.
Bei dieser Maschine war es so, dass man, wenn der Hebel auf "fett"
gestellt war, alle Tasten außer der Leertaste ein klein wenig tiefer
nach unten drücken konnte.
Beim Drücken einer Taste ging dann zunächst die zugehörige Drucktype
nach vorne und schlug aufs Farbband.
Wenn man dann die Taste weiterhin nach unten drückte anstatt
loszulassen, ruckelte es in der Taste ein klein wenig und die Drucktype
fiel ohne Wagenverschub wieder nach hinten in ihre Ausgangsposition wie
wenn man die Taste losgelassen hätte.
Nun gab es zwei Möglichkeiten:
- Wenn man dann immer noch die Taste weiter nach unten drückte , ging
die Drucktype wieder nach vorne und schlug wieder aufs Farbband und
wenn man dann die Taste losließ, wurde die Drucktype von der
Spannfeder wieder in ihre Ausgangsposition zurückgezogen und es gab
den Wagenverschub um eine Zeichenbreite nach links.
- Wenn man dann die Taste nicht weiter nach unten drückte sondern
losließ, konnte man eine andere Taste drücken, deren zugehörige
Drucktype dann, weil es keinen Wagenverschub nach links gegeben hatte,
auf dem Papier auf die gleiche Stelle schlug.
Wenn man gewollt hätte, hätte man das Papier durchlöchern können,
indem man die Maschine auf "fett" stellt und ganz oft Tasten nur so
weit nach unten drückt, dass die Drucktype nur das erste Mal aufs Band
schlägt und dann in Ausgangsposition zurückgezogen wird, wobei es dann
keinen Wagenverschub nach links gab.
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)Naheliegend, es werden die wenigsten Beamten diese Luxusgeräte zur
Verfügung gehabt haben, und dann ist Sperrschrift schlicht einfacher
und schneller.
Meine Rechtsstellung war nicht die eines Beamten.
Wie es überhaupt dazu kam, dass dieses Ding bei uns im Dienstzimmer
herumstand, weiß ich nicht.
Mir wäre es am liebsten gewesen, allen Schreibkram handschriftlich zu
erledigen, denn das wäre meistens viel schneller gegangen als mit
Schreibmaschine.
Mir fällt gerade ein, dass es von Joseph Guggenmoos ein nettes Gedicht
übers Schreibmaschineschreiben gibt:
Du tappst die falschen Tisten
O unberachenbere Schreibmischane,
was bist du für ein winderluches Tier?
Du tauschst die Bachstuben günz nach Vergnagen
und schröbst so scheinen Unsinn aufs Papier!
Du tappst die falschen Tisten, luber Bieb!
O sige mar, was kann da ich dafür?
Und dann gibt es auch noch "The Typeriter" von Leroy Anderson.
Mit freundlichem Gruß
Ulrich