Post by Martin GerdesPost by Stephen HustPost by Martin Gerdes"Du siehst ja aus wie Karl Napp!" sagte meine Mutter, wenn ich
mal wieder schlecht angezogen unter die Leute gehen wollte.
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Post by Stephen HustPost by Martin GerdesWürde mich in der Tat interessieren, wo das ursprünglich
herkommt.
| *Napp,* 1890-1957 Revue-Regisseur, Reichsstraße 52
| * Karl (Carl)* Schauspieler
|
| Der Humorist und Revue-Darsteller wurde ungewollt Namensgeber
| einer wenig respektvollen Redewendung. "Der sieht aus wie Karl
| Napp"
(Harry Balkow-Gölitzer et al., "Prominente in Berlin-Westend
und ihre Geschichten", Herausgegeben von Burkhardt Sonnenstuhl,
berlin edition im be.bra verlag GmbH, 2007, S. 271.)
Plausibel klingt das -- aber stimmt es auch?
Ich hätte das ohne weiteres geglaubt, wenn "Karl Napp" der
bürgerliche Name des Komikers gewesen wäre. Das war er aber
nicht, sondern es handelt sich um ein Pseudonym.
In meinen Augen ist es genauso plausibel, daß sich der Komiker
Napp seinen Namen aus der vielleich schon vorher bestehenden
Redensart ausgeliehen hat.
(Bei Amazon findet man unter den Stichwörtern "Karl Napp" und
"Karl Napf" eine ganze Menge)
Karl Napf ist ein Pseudonym von Ralf Jandl (geb. 1942). Das ist ein
Grund, warum es viele Treffer gibt. Vielleicht weiß er die Lösung.
Auf seiner Webseite finde ich nichts dazu, aber vielleicht habe ich
nicht genau genug geschaut.
Die Google-Book-Suche nach
carl-napp OR karl-napp OR carl-napf OR karl-napf OR napf-carl OR
napf-karl OR napp-carl OR napp-karl
bis 1900 ist nicht sehr ergiebig. (Wenn ich nichts übersehen habe,
gibt's vor 1980 keine Treffer für "Karl Napf", "Carl Napf" usw.)
1809: Joh. Carl Napp, Besitzer einer Gerberei in St. Goar.
1820: Der Name Joh. Carl Napp steht in der "General-Tabelle der
vorzüglichsten Fabricken und Manufakturen in den Königlich
Preußischen Provinzen".
1848: Carl Napp war 1595 Gemeinde-Bürgermeister in St. Goar.
1848: "Leder-Fabrikant Joh. Carl Napp St. Goar".
1874: Johann Carl Napp aus St. Goar gewann anscheinend eine
Medaille bei der Wiener Weltausstellung 1873.
1898: Carl Napp, Krefeld. Sein Name und seine Adresse stehen am
Ende einer Meldung über einen Konflikt zwischen Fabrikanten und
Arbeitern.
Zwischen 1901 und 1950:
1901: "Napp, Carl, Kaufmann [...]"
1902-1903: Karl Napp wurde Mitglied des Basler Kunst-Vereins.
1903: Karl Napp, Kunstgärtner, Langenweddingen.
1908: "[...] the marriage of Carl Napp, formerly in the general
manager's office but not with the Freeholders' Insurance Company,
to Miss Edith Morton [...] on May 9.
1908: In einer Liste mit der Überschrift "Gewerkschaftskartelle":
"*Solingen.* Karl Napp [...]"
1915 (?): Napp, Karl (Personal-Verzeichnis der Universität Basel).
1940 (?): "Die schönsten Rosinen aus dem Nappkuchen: gebacken und
serviert von Carl Napp."
1946 (?): "Und da muß ich schon sagen, wenn ich einen Abend bei
Karl Napp gewesen bin und einmal so richtig gelacht habe [...]"
1951 bis 1971:
1955: "Der bekannte Conferencier Karl Napp [...]"
1957: "CARL NAPP, der bekannte rheinische Komiker [...] starb
[...]."
1958: "*Carl Napp*, bekannter K a b a r e t t i s t, K o m i k e
r [...]"
1959: "Der bekannte Conferencier Karl Napp [...]"
1961 (oder 2004?): "In der 'Pantomime' wird der schöne Prinz immer
von einem noch schöneren Mädchen im Trikot gespielt und die böse
Hexe oder Zauberfee immer von einem 'Hut-Komiker' (etwa Karl
Napp)."
1964: Napp, Karl (im Namensverzeichnis von "Theater und Film im
Dritten Reich").
1969: "Ein Bürger besteht aus Ruhe und Ordnung. Das heißt also Karl
Napp. Da steht er und schnuppert" (angeblich in Wolf Wondratschek,
"Früher begann der Tag mit einer Schusswunde").
--
Steve
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