Die Form "gewunken" ist landschaftlich verbreitet, aber streng
genommen ein Irrtum.
Der Kluge verzeichnet althochdeutsches /winkan/ als stark und weist auf
die neuhochdeutsche Form /gewunken/ hin, vermutet aber, daß es im
Germanischen schwach war. Der Lexer hat mittelhochdeutsches /winken/ als
schwaches Verb. Jedoch der Pfeifer schreibt:
| in mhd. Zeit wird das Verb gelegentlich starker Flexion angeglichen;
| noch heute gilt in Umgangssprache und Mundart weithin ein Part. Prät
| /gewunken/.
Und der Grimm sieht das ganz ähnlich:
| sowohl im mhd. wie in nhd. schriftsprache ist schwache conjug. die
| regel, doch beginnt bereits mhd. der versuch, winken in die reihe der
| st. verben III. kl. zu überführen (wie mengl. winken, wank neben
| winkin, wincte ...; die mundarten zeigen überwiegend starke formen,
| vielfach neben den echten schwachen, so im part. prät. gewunken
Im Grimm folgt eine Fülle von Beispielen nicht nur für das Partizip
/gewunken/, sondern auch für /wank/ bzw. /wunk/ im Präteritum (also
analog entweder zu /trinken/ oder zu /schinden/).
Weder Dein Etikett »Irrtum« noch die kesse Behauptung des Dudens »nicht
korrekt« wollen recht dazu passen. Vielmehr scheint /gewunken/ ein
korrektes starkes Partizip bei einem ansonsten schwach flektierenden
Verb zu sein. Das gibt es auch bei
hauen, haute, gehauen
mahlen, mahlte, gemahlen
melken, melkte (oder molk), gemolken
salzen, salzte, gesalzen
spalten, spaltete, gespalten
Gerd
--
Ich will der irreführenden Metapher vom »Kleid der Sprache« eine
andere entgegensetzen: Die Rechtschreibung einer Sprache ist die
»Haut der Sprache«. Sie ist untrennbar mit ihr verbunden, mit
der Sprache gewachsen und gealtert. (Horst Haider Munske)