Die Schreibungen sind: Tschißleweng, Schißlaweng, u.dgl.
Tschiß scheint der urspr. Lautung näherzukommen,
man würde die Aussprache kaum von 'Schiß' zu 'Tschiß' erschweren,
sondern 'Tschiß' zu 'Schiß' erleichtern.
Weshalb man es späterhin auch als Umschreibung von
'Scheiße' als Fluch von denen verwendet wurden,
welche die urspr. Bedeutung nicht kannten oder verhunzen wollten.
Tatsächlich kommt es auf dem Plattduitschen
Zislaweng = Schmackes (Dreh/Schwung/Drive/Elan/Karacho),
Kniff, mit links (etwas können),
jemand der alles mit links macht, mit SCHMACKES,
aber auch Schnörkel.
Das es frz. Ursprunges ist liegt auf der Hand,
müßte man aber erst über das plattd. zurückverfolgen.
(le/la könnte ein frz. Artikel,
entweder der weibl. (la) oder der männl. (le) sein
Bliebe <tschiß> als unbekanntes Wort, und <weng> als Nomen)
Unten folgt der Artikel aus dem Grimm,
um es vorwegzunehmen,
halte ich das VERMEINTLICHE Etymone 'ainsi ...' für völlig an den Haaren herbeigezogen.
Etymologien sollten, mit einem Gewißheitsfaktor angegeben werden.
Man kann nicht jede Vermutung als Fakt hinstellen,
und die Leser nehmen es als Fakt.
MEINE ETYMON-VERMUTUNG:
Die Bedeutungsbrücke zu Schnörkel, und der starke Zischlaut
weist auf eine Verbindung mit 'ziselieren' hin,
ciselamente > cislameng > cislaweng.
Man denke bspw. an einen Kunstpringer, der mit einem Schnörkel durch die Luft in das Wasser springt.
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ZISLAWENG, s i s l a w e n g , s c h ü s l a w e n g ,m., schwung, eleganter bogen; kniff; schwungvolle verzierung, schnörkel;
vorrichtung mit einem kniff. in adj. verwendung: egal, gleichgültig. ein über ganz Norddeutschland verbreitetes wort, das besonders
in burschikoser umgangsspache lebt und gedruckt nur gelegentlich in stark mundartlich gefärbter sprache erscheint. will man das
zuerst bei MEYER d. richtige Berliner (1878) 46 bezeugte wort nicht als 'willkürliche wortbildung ohne bestimmte bedeutung' (BETCKE
Königsberg 67) ansetzen, so deuten die endbetonung und der nasalvokal der letzten silbe auf herkunft aus dem französischen.
MAUERMANN in: märkische sprachbl. 3 (1927) 4, 16 nimmt umsetzung einer frz. redensart ainsi cela vient ins berlinische schon während
der Franzosenzeit an. die vermutung A. LASCHs berlinisch 145, mit 'n sislaweng sei aus der sport- und spielsprache, vom
ballspielplatz nd. gaue her vorgedrungen, gibt keine erklärung für die wortbildung. die ungedruckten mundartlichen belege sind von
den archiven des berlinisch-brandenburgischen, des pommerschen, des rheinischen und des westfälischen wörterbuchs mitgeteilt.
häufiger belegt sind die formen: zislaweng, sisslaweng, süsslaweng, schisslaweng, schüsslaweng; nur vereinzelt belegt sind:
tschislaweng Halberstadt; zischlaweng Münster i. W.; schiszlewang krs. Fürstenwalde; zislawong (ältere form neben zislaweng)
MEYER-MAUERMANN d. richtige Berliner (91925) 199; schisselaweng, schisselameng Köln; schislameng E. GRAESER Lemkes sel. wwe. 1, 237
Franke-verlag. eine kontamination mit gleichbedeutendem aveck (vgl. MEYER-MAUERMANN a. a. o.) liegt vor in: ziszlaweck ZUCKMAYER (s.
u.).
1) schwung, eleganter bogen; kniff; schwungvolle verzierung, schnörkel; vorrichtung mit einem kniff. der bedeutungsbereich spannt
sich vom abstrakten (a) zum konkreten (b). so kann z. b. die geläufige redewendung ein ding mit 'nem zislaweng 'ein kunststück'
sein, 'das nur durch einen besonderen kniff gelingt' MENSING schlesw.-holst. 4, 499, 'ein ding mit 'nem dreh, pfiff, kniff' Pommern,
Mecklenburg, Brandenburg. daneben aber auch 'ein hut mit einer (rundlichen) feder oder schleife u. ä.' Greifswald, Stralsund,
Pyritz.
a) als abstraktum. zunächst im sinne von 'schwung, eleganter bogen': mit einem zisslaweng bin ich über 'n zaun gesetzt krs. Lübben;
er fährt um die ecke mit 'n
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schiszlaweng krs. Fürstenwalde; de arbeit't allens mit 'n zislaweng Greifswald; und dann ging 's los ... mit humor und poesie und
dem zislaweng aus dem handgelenk d. morgen (4. 5. 1955) 4c; besonders beim tanzen: jetzt gehen wir tanzen, aber mit schüszlaweng
krs. Lübben;
denn vun dingem (deinem) schisselameng,
wacklen hück noch die wäng
(1953) Kölner karnevalslied.
beim grusz und bei verbeugungen: he grüszt mit 'n zislaweng 'er zieht den hut sehr tief' Greifswald, Stralsund; er verabschiedet
sich mit 'n zisslaweng krs. Ostprignitz. von da aus dann auch soviel wie 'gesellschaftlicher schliff, elegantes benehmen': ick bin
wietend, det wia noch imma nich den richtjen zislaweng so rauskriejen wie annere leite E. GRÄSER Lemkes sel. wwe. 2, 315
Franke-verlag; es fehlt ihm was -- der richtige ziszlaweck ZUCKMAYER d. teufels general (1954) 16; he hätt zisslaweng krs. Prenzlau.
eine andere bedeutungsnuance entwickelt sich von 'schwung, eleganter bogen' ausgehend über 'grosze geschicklichkeit, kniff,
dreh' bis zu dem abwertenden 'geheimnisvoller, unlauterer trick': mit 'n zislaweng mit besonderem griff, mit besonderer
geschicklichkeit MEYER-MAUERMANN d. richtige Berliner (91925) 199; zislaweng grosze geschicklichkeit OSTWALD berlinerisch (1932)
201; griff, kniff MENSING schlesw.-holst. 4, 971;
wenn die (gäste) hier noch lange blei'm,
hätt ick selba koofen können
die drei nelken, det jeschenk.
billja wär mir det jekommen,
ick wär mit 'n schiszlawäng
durch den groszen tag (den geburtstag) jekommen
Berliner ztg. (31. 7. 1955) 8a;
der gerissene mensch macht alles mit einem schisslewang krs. Fürstenwalde; dat ös wat möt em ziszlaweng das ist etwas mit
geheimnisvoller einrichtung (ndpreusz.) nd. jahrb. 74 (1951) 59; det is wohl mit 'n zisslaweng? (wenn einer nicht mit der wahrheit
heraus will) krs. Niederbarnim.
b) als konkretum. jede schwungvolle (auszergewöhnliche) verzierung, z. b. an möbeln, gardinen, bes. von einer krause oder schleife
an einem kleid: sie trägt ein kleid mit einem schüsslaweng krs. Lübben; meine güte, was hast du dir da für einen zischlaweng
hingesetzt eine riesige schleife am kleid Münster i. W.; von einer locke in der stirn: du hest door 'n schön'n zislaweng; von einem
anhängsel (z. b. ein orden am hals): wat vöörn zislaweng hängt di doar ruut Greifswald, Stralsund; die peitsche mit dem schüszlaweng
doan krs. Fürstenwalde. häufig von einem schnörkel am namenszug, an einem buchstaben: er schreibt seinen namen mit einem
schiszlaweng Brandenburg, Pommern, Westfalen; 'der schnörkel unter dem c, die cedille' Schwerin/ Meckl., Greifswald.
die abstrakte bedeutung 'kniff' (vgl. a, abs. 2) erscheint ins konkrete gewendet als 'kleine, geschickt konstruierte
vorrichtung', 'vorrichtung, die nur durch einen kniff bedient werden kann': süsslaweng bezeichnung für selbst hergestellte
vorrichtungen, z. b. um ein fenster einige zoll weit offen zu halten MENSING 4, 971; ssisslawenk selbst hergestellte vorrichtung
krs. Tecklenburg; verlegenheitsausdruck für einen dem sprechenden nicht vertrauten mechanismus irgendwelcher art BETCKE Königsberg
67.
2) in adjektivischer verwendung: egal, gleichgültig. nur aus der mark Brandenburg in der wendung mir ist alles schislaweng (oder
ähnlich) belegt. wie der beleg aus dem krs. Prenzlau vermuten läszt, ist schislaweng durch verwechslung mit dem ähnlich klingenden
schiskojenno (< poln. wszystko jedno 'ganz egal') in diese wendung geraten: is allens ganz eg.l, is schüsslaweng (auch:
schiskojenno) krs. Prenzlau; dett is allens schisslaweng krs. Fünstenwalde; dat is mee janz schüsslaweng krs. Luckenwalde. nur
vereinzelt auszerhalb
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der wendung in ähnlicher bedeutung: zisslaweng ist einer, der nicht weisz, was er will krs. Oberbarnim.