Post by Yvonne SteinerPost by Gunhild SimonPost by Joachim PensePost by Gunhild SimonEs ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-to...
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff"
schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch die am
wenigsten schlecht passende Lösung.
Du beantwortest damit nicht meine Frage.
" Begriffen wie 'eliminiert' oder 'ausgemerzt' darf ein ethisch
empfindender Mensch keine Freude abgewinnen."
Unpassend empfinde ich zuerst einmal das "wie" in diesem Satz, der m. E. genau
Die Freude bedient sich der Begriffe[*] "eliminiert" und "ausgemerzt", ...
[*] Der Genitiv kommt also da zum Zuge, wo es um eine _direkte Manipulation_
Er bediente sich eines Hammers um das Problem zu beseitigen.
Sie bediente sich einer Ausrede, die auffälliger nicht sein konnte.
Dieses "sich bedienen" findet aber auch im Dativ seine Anwendung.
Die Frage ist dann nicht "wessen" bediene ich mich?, sondern: "wovon/woraus"
bediene ich mich?
Man sagt ja auch nicht: Ich bediene mich *des Buffets,
sondern: Ich bediene mich vom Buffet.
Oder unterwegs: Ich bediene mich aus dem Rucksack meines Freundes.
"Die Freude bedient sich von Begriffen wie ..."
[**] das heisst, ICH würde das Wort wohl eher vermeiden; es klingt mir, in
heutiger Zeit, doch allzu erhoben.
Ich verstehe, was du meinst.
Freude kann sich nicht einer Sache bedienen, Freude kann nichts
handelnd instrumentalisieren.
Gemeint ist vielmehr, daß sich die Menschen geschmackloserweise am Tod
eines Menschen freuen. Zum Ausdruck ihrer Freude bedienen sie sich
unpassender Vokabeln, die einen Menschen, so unmoralisch er gehandelt
haben mag, entwürdigen.
Du meinst in deinen letzten Ausführungen die Sprachebene, während ich
eine Frage zur Grammatik gestellt hatte.
Sich einer Sache bedienen steht mit dem direkten Genitiv.
Sich bedienen kann auch, wie du richtig anführst, ein
Präpositionalobjekt haben: sich bedienen an, mit.
Ich finde nicht, daß Verben, die den Genitiv regieren, unbedingt
veraltend klingen.
Beispiele sind:
sich annehmen, sich erbarmen, bedürfen, sich enthalten, sich erinnern,
sich entsinnen, sich erfreuen, gedenken, harren, sich rühmen, sich
schämen, sich versichern.
Wie ich feststelle, habe ich mir schon einmal dazu Gedanken gemacht:
http://www.blog.institut1.de/2008/verben-die-den-genitiv-regieren/
Allerdings sind manche idiomatisch eher verknüpft: sich des Lebens
freuen, sich guter/bester Gesundheit erfreuen.
Gruß
Gunhild