Discussion:
Genitiv
(zu alt für eine Antwort)
Gunhild Simon
2011-05-04 04:44:28 UTC
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Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?

So wohl eher nicht:

"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-tod-das-teuflische-im-guten-1.1092754

Mein Vorschlag lautete, ein inhaltlich passendes Attribut zu wählen,
um grammatisch eindeutig zu formulieren - etwa:
Die Freude bedient sich moralich fragwürdiger Begriffe wie ...

Gruß
Gunhild
Joachim Pense
2011-05-04 04:52:05 UTC
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Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-tod-das-teuflische-im-guten-1.1092754
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff"
schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch die am
wenigsten schlecht passende Lösung.

Joachim
Gunhild Simon
2011-05-04 05:15:11 UTC
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Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-to...
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff"
schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch die am
wenigsten schlecht passende Lösung.
Du beantwortest damit nicht meine Frage.
"Begriffen" ist nach meinem Verständnis bestenfalls Dativ Plural:
" Begriffen wie 'eliminiert' oder 'ausgemerzt' darf ein ethisch
empfindender Mensch keine Freude abgewinnen."

Gruß
Gunhild
Joachim Pense
2011-05-04 06:36:44 UTC
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Post by Gunhild Simon
Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-to...
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff"
schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch die am
wenigsten schlecht passende Lösung.
Du beantwortest damit nicht meine Frage.
" Begriffen wie 'eliminiert' oder 'ausgemerzt' darf ein ethisch
empfindender Mensch keine Freude abgewinnen."
Natürlich ist das ein Dativ Plural. Es gibt keinen artikel- und
attributlosen Genitiv Plural. Aber wenn man es doch versucht, dann
verwendet man spontan die Dativform.

Joachim
Oliver Cromm
2011-05-04 13:03:46 UTC
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Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-to...
Natürlich ist das ein Dativ Plural. Es gibt keinen artikel- und
attributlosen Genitiv Plural. Aber wenn man es doch versucht, dann
verwendet man spontan die Dativform.
| Wenn der Genitiv Plural nicht ersichtlich ist, steht statt des
| Genitivs je nach Präposition der Dativ oder eine Wendung mit von. Der
| Genitiv ist im Plural dann nicht ersichtlich, wenn die Nomengruppe
| weder den bestimmten Artikel der noch ein anderes Wort enthält, das
| die starke Genitivendung -er annehmen kann.
<http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Wort/Praeposition/Kasus/Genitiv.html>

Das gilt meines Erachtens genauso für die Genitivobjekte.
--
Give a man a fish and you feed him for a day; teach him to use the 'Net
and he won't bother you for weeks.
Olaf Dietrich
2011-05-05 09:14:12 UTC
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[artikelloser Genitiv Plural]
Post by Oliver Cromm
Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
Natürlich ist das ein Dativ Plural. Es gibt keinen artikel- und
attributlosen Genitiv Plural. Aber wenn man es doch versucht, dann
verwendet man spontan die Dativform.
| Wenn der Genitiv Plural nicht ersichtlich ist, steht statt des
| Genitivs je nach Präposition der Dativ oder eine Wendung mit von. Der
| Genitiv ist im Plural dann nicht ersichtlich, wenn die Nomengruppe
| weder den bestimmten Artikel der noch ein anderes Wort enthält, das
| die starke Genitivendung -er annehmen kann.
<http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Wort/Praeposition/Kasus/Genitiv.html>
Das gilt meines Erachtens genauso für die Genitivobjekte.
Die Erklärung über die Eigenschaft »nicht ersichtlich« leuchtet
mir nicht ein. In »Ich sehe das Haus.« ist auch nicht ersichtlich,
daß »das Haus« Akkusativ ist - aber bedeutet das nun, daß hier
deshalb der Nominativ steht?

Was spricht dagegen, daß im ursprünglichen Satz »Begriffen« ein
artikelloser Genitiv Plural ist? Der Satz klingt in meinen
Ohren nicht elegant, aber auch nicht richtig falsch (wobei ich
»Begriffen« in diesem Kontext durchaus als Genitiv interpretiere).

Olaf
Oliver Cromm
2011-05-05 12:39:44 UTC
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Post by Olaf Dietrich
[artikelloser Genitiv Plural]
Post by Oliver Cromm
Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
Natürlich ist das ein Dativ Plural. Es gibt keinen artikel- und
attributlosen Genitiv Plural. Aber wenn man es doch versucht, dann
verwendet man spontan die Dativform.
| Wenn der Genitiv Plural nicht ersichtlich ist, steht statt des
| Genitivs je nach Präposition der Dativ oder eine Wendung mit von. Der
| Genitiv ist im Plural dann nicht ersichtlich, wenn die Nomengruppe
| weder den bestimmten Artikel der noch ein anderes Wort enthält, das
| die starke Genitivendung -er annehmen kann.
<http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Wort/Praeposition/Kasus/Genitiv.html>
Das gilt meines Erachtens genauso für die Genitivobjekte.
Die Erklärung über die Eigenschaft »nicht ersichtlich« leuchtet
mir nicht ein. In »Ich sehe das Haus.« ist auch nicht ersichtlich,
daß »das Haus« Akkusativ ist - aber bedeutet das nun, daß hier
deshalb der Nominativ steht?
Auf das Warum geht die Erklärung ja nicht ein. Es gibt diverse andere
Fälle, wo der Kasus nicht eindeutig erkennbar ist, wo wir das aber alle
hinnehmen. Warum gerade in diesem Fall nicht, weiß ich auch nicht. Es
ist zunächst nur eine Beobachtung, daß die meisten so sprechen oder
schreiben, oder das wenigstens akzeptieren.
Post by Olaf Dietrich
Was spricht dagegen, daß im ursprünglichen Satz »Begriffen« ein
artikelloser Genitiv Plural ist? Der Satz klingt in meinen
Ohren nicht elegant, aber auch nicht richtig falsch (wobei ich
»Begriffen« in diesem Kontext durchaus als Genitiv interpretiere).
Das wäre auch eine mögliche Interpretation, aber es wäre eine arge
Ausnahme, weil die Kasusmarkierung am Nomen sich sonst nicht ändert, je
nachdem, ob ein Artikel davorsteht oder nicht. Sowas kennen wir sonst
nur von Adjektiven und ähnlichen Wörtern.

Könnte es sich um eine Analogie zur Adjektivdeklination handeln? Das ist
nicht total überzeugend, weil hier -n die markierte Form ist, während in
der Adjektivdeklination das -n/-en den unmarkierten Fall darstellt.
--
The nice thing about standards is that you have so many to choose
from; furthermore, if you do not like any of them, you can just
wait for next year's model.
Andrew Tanenbaum, _Computer Networks_ (1981), p. 168.
Christian Weisgerber
2011-05-05 15:20:01 UTC
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Post by Oliver Cromm
Post by Olaf Dietrich
Die Erklärung über die Eigenschaft »nicht ersichtlich« leuchtet
mir nicht ein. In »Ich sehe das Haus.« ist auch nicht ersichtlich,
daß »das Haus« Akkusativ ist - aber bedeutet das nun, daß hier
deshalb der Nominativ steht?
Auf das Warum geht die Erklärung ja nicht ein. Es gibt diverse andere
Fälle, wo der Kasus nicht eindeutig erkennbar ist, wo wir das aber alle
hinnehmen. Warum gerade in diesem Fall nicht, weiß ich auch nicht.
In allerlei Fällen weicht im Deutschen die Deklination von den
Grundregeln ab. Ich empfehle den Artikel "Unterlassung der Deklination"
im Zweifelsfallduden; z.B.:

"Am Wortende nach Konsonant (n i c h t: Konsonanten) spricht man..."

Obwohl die Präposition "nach" den Dativ verlangt, wird hier die
Nominativform verwendet, weil der Dativ mit dem Plural verwechselt
würde.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Stefan Blumenrath
2011-05-09 11:20:52 UTC
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Post by Oliver Cromm
Post by Olaf Dietrich
Die Erklärung über die Eigenschaft »nicht ersichtlich« leuchtet
mir nicht ein. In »Ich sehe das Haus.« ist auch nicht ersichtlich,
daß »das Haus« Akkusativ ist - aber bedeutet das nun, daß hier
deshalb der Nominativ steht?
Auf das Warum geht die Erklärung ja nicht ein. Es gibt diverse andere
Fälle, wo der Kasus nicht eindeutig erkennbar ist, wo wir das aber alle
hinnehmen. ...
An dieser Stelle möchte ich doch gerne mal einhaken: Ich habe mich damit
abgefunden und komme damit auch gut klar; wie allerdings bringe ich
diesen Sachverhalt Schülern bzw. meinen Kindern nahe?

Schöne Grüße
Stefan
--
_________________________________
/ Die Opfergalerie einer Katze \
<http://www.der-mut-macher.de/og.php>
Joachim Pense
2011-05-09 13:10:12 UTC
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Post by Stefan Blumenrath
Post by Oliver Cromm
Post by Olaf Dietrich
Die Erklärung über die Eigenschaft »nicht ersichtlich« leuchtet
mir nicht ein. In »Ich sehe das Haus.« ist auch nicht ersichtlich,
daß »das Haus« Akkusativ ist - aber bedeutet das nun, daß hier
deshalb der Nominativ steht?
Auf das Warum geht die Erklärung ja nicht ein. Es gibt diverse andere
Fälle, wo der Kasus nicht eindeutig erkennbar ist, wo wir das aber alle
hinnehmen. ...
An dieser Stelle möchte ich doch gerne mal einhaken: Ich habe mich damit
abgefunden und komme damit auch gut klar; wie allerdings bringe ich
diesen Sachverhalt Schülern bzw. meinen Kindern nahe?
Bei Neutra sehen der Nominativ und der Akkusativ gleich aus. Reicht das
nicht?

(Historisch übrigens spekuliert man anders: Manche vermuten, dass es
Prä-Urindogermanischer Zeit bei Neutra gar keinen Nominativ gegeben
habe, und später der Akkusativ die Funktion des Nominativs mitübernommen
hat.)

Joachim
Helmut Richter
2011-05-09 13:17:33 UTC
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Post by Joachim Pense
Bei Neutra sehen der Nominativ und der Akkusativ gleich aus. Reicht das
nicht?
Bei Feminina übrigens auch, und im Plural sowieso.
--
Helmut Richter
Stefan Blumenrath
2011-05-09 18:11:53 UTC
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Post by Joachim Pense
Post by Stefan Blumenrath
Post by Oliver Cromm
Auf das Warum geht die Erklärung ja nicht ein. Es gibt diverse andere
Fälle, wo der Kasus nicht eindeutig erkennbar ist, wo wir das aber alle
hinnehmen. ...
An dieser Stelle möchte ich doch gerne mal einhaken: Ich habe mich damit
abgefunden und komme damit auch gut klar; wie allerdings bringe ich
diesen Sachverhalt Schülern bzw. meinen Kindern nahe?
Bei Neutra sehen der Nominativ und der Akkusativ gleich aus. Reicht das
nicht?
Das ist immerhin ein Erklärungsansatz, ich oute mich mal als einer, der
es zu Schulzeiten nicht verstanden hat :-)
Ich habe zwar im Laufe der Zeit vieles dazugelernt, allerdings gehörte
die Grammatik, zumindest systematisch, nicht dazu. Ich möchte fast
soweit gehen, dass ich durch die meist passive Lektüre von desd mehr
über Sprache gelernt habe als in der Schule.
Von daher bin ich über obige Aussage mal wieder dankbar und werde das,
wenn wieder Bedarf seitens meiner Kinder besteht, auch so weitergeben
können.

Schöne Grüße
Stefan

_________________________________
/ Die Opfergalerie einer Katze \
<http://www.der-mut-macher.de/og.php>
Ralf Heinrich Arning
2011-05-10 12:34:51 UTC
Permalink
Post by Stefan Blumenrath
Post by Oliver Cromm
Post by Olaf Dietrich
Die Erklärung über die Eigenschaft »nicht ersichtlich« leuchtet
mir nicht ein. In »Ich sehe das Haus.« ist auch nicht ersichtlich,
daß »das Haus« Akkusativ ist - aber bedeutet das nun, daß hier
deshalb der Nominativ steht?
Auf das Warum geht die Erklärung ja nicht ein. Es gibt diverse andere
Fälle, wo der Kasus nicht eindeutig erkennbar ist, wo wir das aber alle
hinnehmen. ...
An dieser Stelle möchte ich doch gerne mal einhaken: Ich habe mich damit
abgefunden und komme damit auch gut klar; wie allerdings bringe ich
diesen Sachverhalt Schülern bzw. meinen Kindern nahe?
Was genau willst Du genau erklären? Daß der Akkusativ wie der Nominativ
aussieht? Oder daß es einen nicht stört, daß sie gleich aussehen?

Ralf
Stefan Blumenrath
2011-05-10 20:58:46 UTC
Permalink
Post by Ralf Heinrich Arning
Post by Stefan Blumenrath
An dieser Stelle möchte ich doch gerne mal einhaken: Ich habe mich damit
abgefunden und komme damit auch gut klar; wie allerdings bringe ich
diesen Sachverhalt Schülern bzw. meinen Kindern nahe?
Was genau willst Du genau erklären? Daß der Akkusativ wie der Nominativ
aussieht? Oder daß es einen nicht stört, daß sie gleich aussehen?
Ich will gar nichts mehr erklären. :-)

Ein Gespräch heute beim Abendbrot hat ergeben, dass das Problem keines
(mehr) ist.

Sehr nett und passend finde ich übrigens dieses Bild:
<http://www.nichtlustig.de/toondb/030613.html>

Schöne Grüße
Stefan
--
_________________________________
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<http://www.der-mut-macher.de/og.php>
Ralf Heinrich Arning
2011-05-05 12:40:55 UTC
Permalink
Post by Olaf Dietrich
Was spricht dagegen, daß im ursprünglichen Satz »Begriffen« ein
artikelloser Genitiv Plural ist?
"Begriff" ist ein Nomen vom Deklinationstyp I, dessen Pluralendungen
'-e, -e, -en, -e' lauten.
Post by Olaf Dietrich
Der Satz klingt in meinen
Ohren nicht elegant, aber auch nicht richtig falsch (wobei ich
»Begriffen« in diesem Kontext durchaus als Genitiv interpretiere).
Das liegt daran, daß Du den Dativ für solche Fälle als Ersatzgenitiv
tolerierst, wo eine Kasusmarkierung des Genitivs verlangt, aber im
Neuhochdeutschen nicht vorhanden ist.
Daß es nur ein Ersatz ist, der nicht wirklich befriedigt, haben Dir
Deine Ohren bereits mitgeteilt.

Ralf
Olaf Dietrich
2011-05-05 13:34:44 UTC
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Post by Ralf Heinrich Arning
Post by Olaf Dietrich
Was spricht dagegen, daß im ursprünglichen Satz »Begriffen« ein
artikelloser Genitiv Plural ist?
"Begriff" ist ein Nomen vom Deklinationstyp I, dessen Pluralendungen
'-e, -e, -en, -e' lauten.
Tatsächlich - das spricht in der Tat gegen meine
Interpretation (und auch die Bemühungen von Oliver,
Parallelen in der Adjektivdeklination zu finden, retten
das Ganze nicht mehr).

Nun, bei weiterem Nachdenken erscheint mir die
Formulierung »es bedarf daher Begriffe wie ...« dann
eben auch einigermaßen hinnehmbar.

...

Olaf
Ralf Heinrich Arning
2011-05-06 23:28:15 UTC
Permalink
Post by Olaf Dietrich
Nun, bei weiterem Nachdenken erscheint mir die
Formulierung »es bedarf daher Begriffe wie ...« dann
eben auch einigermaßen hinnehmbar.
Ich schlage erneut vor: "es bedarf daher solcher Begriffe wie ..."

Ralf
Yvonne Steiner
2011-05-04 07:23:37 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-to...
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff"
schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch die am
wenigsten schlecht passende Lösung.
Du beantwortest damit nicht meine Frage.
" Begriffen wie 'eliminiert' oder 'ausgemerzt' darf ein ethisch
empfindender Mensch keine Freude abgewinnen."
Unpassend empfinde ich zuerst einmal das "wie" in diesem Satz, der m. E. genau
deswegen kein Genitivsatz sein kann. Sonst sollte er so lauten:

Die Freude bedient sich der Begriffe[*] "eliminiert" und "ausgemerzt", ...

[*] Der Genitiv kommt also da zum Zuge, wo es um eine _direkte Manipulation_
des Genitivobjekts geht. Andere Beispiele:

Er bediente sich eines Hammers um das Problem zu beseitigen.
Sie bediente sich einer Ausrede, die auffälliger nicht sein konnte.

Dieses "sich bedienen" findet aber auch im Dativ seine Anwendung.
Die Frage ist dann nicht "wessen" bediene ich mich?, sondern: "wovon/woraus"
bediene ich mich?
Man sagt ja auch nicht: Ich bediene mich *des Buffets,
sondern: Ich bediene mich vom Buffet.
Oder unterwegs: Ich bediene mich aus dem Rucksack meines Freundes.

Deshalb würde ich[**] deinen Beispielsatz so formulieren:

"Die Freude bedient sich von Begriffen wie ..."


[**] das heisst, ICH würde das Wort wohl eher vermeiden; es klingt mir, in
heutiger Zeit, doch allzu erhoben.
--
Yvonne Steiner
Gunhild Simon
2011-05-04 12:28:39 UTC
Permalink
Post by Yvonne Steiner
Post by Gunhild Simon
Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-to...
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff"
schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch die am
wenigsten schlecht passende Lösung.
Du beantwortest damit nicht meine Frage.
" Begriffen wie 'eliminiert' oder 'ausgemerzt' darf ein ethisch
empfindender Mensch keine Freude abgewinnen."
Unpassend empfinde ich zuerst einmal das "wie" in diesem Satz, der m. E. genau
  Die Freude bedient sich der Begriffe[*] "eliminiert" und "ausgemerzt", ...
[*] Der Genitiv kommt also da zum Zuge, wo es um eine _direkte Manipulation_
    Er bediente sich eines Hammers um das Problem zu beseitigen.
    Sie bediente sich einer Ausrede, die auffälliger nicht sein konnte.
Dieses "sich bedienen" findet aber auch im Dativ seine Anwendung.
Die Frage ist dann nicht "wessen" bediene ich mich?, sondern: "wovon/woraus"
bediene ich mich?
Man sagt ja auch nicht: Ich bediene mich *des Buffets,
               sondern: Ich bediene mich vom Buffet.
        Oder unterwegs: Ich bediene mich aus dem Rucksack meines Freundes.
       "Die Freude bedient sich von Begriffen wie ..."
[**] das heisst, ICH würde das Wort wohl eher vermeiden; es klingt mir, in
     heutiger Zeit, doch allzu erhoben.
Ich verstehe, was du meinst.

Freude kann sich nicht einer Sache bedienen, Freude kann nichts
handelnd instrumentalisieren.
Gemeint ist vielmehr, daß sich die Menschen geschmackloserweise am Tod
eines Menschen freuen. Zum Ausdruck ihrer Freude bedienen sie sich
unpassender Vokabeln, die einen Menschen, so unmoralisch er gehandelt
haben mag, entwürdigen.
Du meinst in deinen letzten Ausführungen die Sprachebene, während ich
eine Frage zur Grammatik gestellt hatte.

Sich einer Sache bedienen steht mit dem direkten Genitiv.

Sich bedienen kann auch, wie du richtig anführst, ein
Präpositionalobjekt haben: sich bedienen an, mit.


Ich finde nicht, daß Verben, die den Genitiv regieren, unbedingt
veraltend klingen.
Beispiele sind:
sich annehmen, sich erbarmen, bedürfen, sich enthalten, sich erinnern,
sich entsinnen, sich erfreuen, gedenken, harren, sich rühmen, sich
schämen, sich versichern.

Wie ich feststelle, habe ich mir schon einmal dazu Gedanken gemacht:
http://www.blog.institut1.de/2008/verben-die-den-genitiv-regieren/

Allerdings sind manche idiomatisch eher verknüpft: sich des Lebens
freuen, sich guter/bester Gesundheit erfreuen.

Gruß
Gunhild
Yvonne Steiner
2011-05-04 12:58:10 UTC
Permalink
Gunhild Simon <***@yahoo.de> wrote:

[...]
Post by Gunhild Simon
Ich finde nicht, daß Verben, die den Genitiv regieren, unbedingt
veraltend klingen.
Ich hatte das auch gar nicht so verallgemeinert. Meine Ansicht bezog
sich ausschliesslich auf das Verb "sich bedienen".
--
Yvonne Steiner
Oliver Cromm
2011-05-04 13:08:05 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Yvonne Steiner
Post by Gunhild Simon
Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-to...
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff"
schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch die am
wenigsten schlecht passende Lösung.
Du beantwortest damit nicht meine Frage.
" Begriffen wie 'eliminiert' oder 'ausgemerzt' darf ein ethisch
empfindender Mensch keine Freude abgewinnen."
Unpassend empfinde ich zuerst einmal das "wie" in diesem Satz, der m. E. genau
  Die Freude bedient sich der Begriffe[*] "eliminiert" und "ausgemerzt", ...
Das ändert die Bedeutung, das wie fungiert als "zum Beispiel". Ich kann
darin nichts falsches erkennen.

Die Japanerinnen bevorzugen Nobelmarken wie Gucci und YSL.
Post by Gunhild Simon
Post by Yvonne Steiner
[Ausführungen zur Konstruktion von "bedienen"]
Ich verstehe, was du meinst.
Freude kann sich nicht einer Sache bedienen, Freude kann nichts
handelnd instrumentalisieren.
Ich habe bei Yvonne die Hälfte nicht verstanden, aber am Ausgangssatz
störte mich da auch was.
Post by Gunhild Simon
Gemeint ist vielmehr, daß sich die Menschen geschmackloserweise am Tod
eines Menschen freuen. Zum Ausdruck ihrer Freude bedienen sie sich
unpassender Vokabeln, die einen Menschen, so unmoralisch er gehandelt
haben mag, entwürdigen.
Oder: Die Freude findet ihren Ausdruck in ...
--
XML combines all the inefficiency of text-based formats with most of the
unreadability of binary formats. -- Oren Tirosh, comp.lang.python
Ralf Heinrich Arning
2011-05-04 14:29:37 UTC
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Post by Gunhild Simon
Freude kann sich nicht einer Sache bedienen, Freude kann nichts
handelnd instrumentalisieren.
"Freude" ist dabei personifiziert. Das ist sprachlich nichts Besonderes.

Ralf
Ralf Heinrich Arning
2011-05-04 13:54:59 UTC
Permalink
Post by Yvonne Steiner
Post by Gunhild Simon
Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-to...
Stimmt. Es ist gar kein Genitiv.
Post by Yvonne Steiner
Post by Gunhild Simon
Post by Joachim Pense
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff"
schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch die am
wenigsten schlecht passende Lösung.
Du beantwortest damit nicht meine Frage.
" Begriffen wie 'eliminiert' oder 'ausgemerzt' darf ein ethisch
empfindender Mensch keine Freude abgewinnen."
Unpassend empfinde ich zuerst einmal das "wie" in diesem Satz, der m. E.
Es soll kein Genitivsatz, sondern ein Genitivobjekt sein ("sich einer
Sache bedienen").
Auch wenn das Zitat aus der "Süddeutschen" stammt, ist diese Verwendung
des "wie" möglicherweise eher norddeutsch (also aus der Gegend, wo
früher Niederdeutsch die Verkehrssprache war). Vor meiner letzten
längeren Abwesenheit von dieser Gruppe, irgendwann 2009, gab es eine
Diskussion darüber. Mir erscheint dieser Wortgebrauch völlig
unauffällig, auch ohne Komma vor "wie". Oliver Cromm sah das anders,
WIMRE.
Post by Yvonne Steiner
Die Freude bedient sich der Begriffe[*] "eliminiert" und "ausgemerzt", ...
Das bedeutet etwas anderes. Hier sind genau diese beiden Begriffe
gemeint.
Post by Yvonne Steiner
[*] Der Genitiv kommt also da zum Zuge, wo es um eine _direkte Manipulation_
Er bediente sich eines Hammers um das Problem zu beseitigen.
Sie bediente sich einer Ausrede, die auffälliger nicht sein konnte.
Dieses "sich bedienen" findet aber auch im Dativ seine Anwendung.
Die Frage ist dann nicht "wessen" bediene ich mich?, sondern: "wovon/woraus"
bediene ich mich?
Man sagt ja auch nicht: Ich bediene mich *des Buffets,
Der Satz ist fälschlich als ungrammatisch bezeichnet. Der Fehler liegt
in der Semantik. "Büffet" scheint, auf den ersten Blick jedenfalls,
nicht für die instrumentale Verwendung geeignet zu sein. Man kann sich
aber sicher Fälle ausdenken, wo es doch möglich ist.
Post by Yvonne Steiner
sondern: Ich bediene mich vom Buffet.
Oder unterwegs: Ich bediene mich aus dem Rucksack meines Freundes.
Falle ich jetzt gerade auf Schweizer Humor herein?
Wenn Dein Freund sich nicht des Rucksacks zum Transport bedient hätte,
hättest Du Dich nicht daraus bedienen können.
Post by Yvonne Steiner
"Die Freude bedient sich von Begriffen wie ..."
[**] das heisst, ICH würde das Wort wohl eher vermeiden; es klingt mir, in
heutiger Zeit, doch allzu erhoben.
Ich bin sicher, daß es nie eine Zeit gab, in der die Formulierung
akzeptabel klang.

Die Formulierung mit "wie" in Gunhilds Beispielsatz kann man als
Verkürzung des Satzes verstehen, der zugleich die Antwort auf ihre Frage
ist:
"Die Freude bedient sich solcher Begriffe wie "eliminiert"
und "ausgemerzt", als ginge es um Ungeziefer."

Die vorgeschlagene Ergänzung "moralich fragwürdiger Begriffe" würde ich
aus stilistischen Gründen nicht wählen.

Ralf
Christian Weisgerber
2011-05-04 14:16:31 UTC
Permalink
Post by Joachim Pense
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff"
schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch die am
wenigsten schlecht passende Lösung.
Das Ersetzen des artikellosen Genitivs durch den Dativ nach
Präpositionen ist laut Duden (Grammatik; Richtiges und gutes Deutsch)
standardsprachlich. Zum Genitivobjekt finde ich keine Aussage. Es
erscheint mir aber sinnvoll, das entsprechend zu übertragen.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Christina Kunze
2011-05-04 21:51:34 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-tod-das-teuflische-im-guten-1.1092754
Wenn ich einen Artikel- und attributlosen Genitiv Plural von "Begriff" schreiben müsste, dann erschiene mir "Begriffen" immer noch
die am wenigsten schlecht passende Lösung.
MUSE möchte da "Begriffe" haben, aber meinen Fingern käme
das nie aus den Tasten. Die beste Lösung ist eine andere
Formulierung, wobei ich das Attribut, das Gunhild vorschlägt,
schon ziemlich gut finde.

chr
Hartmut Dresia
2011-05-04 12:09:30 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-to...
Mein Vorschlag lautete, ein inhaltlich passendes Attribut zu wählen,
Die Freude bedient sich moralich fragwürdiger Begriffe wie ...
Gruß
Gunhild
Im zitierten Satz ("Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert"
und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer.") steht "Begriffen" nicht als Genitiv. Es
handelt sich vielmehr um eine Auslassung. Gemeint ist: "Die Freude
bedient sich (an) Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt", als
ginge es um Ungeziefer."

Aus diesem Grund ist der zitierte Satz sprachlich richtig und
allgemeinverständlich.

Gruß
Hartmut
Jon J Panury
2011-05-04 18:58:55 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Es ist sicher keine neue Frage: Wie drückt man den artikellosen
Genitiv Plural aus?
"Die Freude bedient sich Begriffen wie "eliminiert" und "ausgemerzt",
als ginge es um Ungeziefer."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/zu-den-reaktionen-auf-bin-ladens-tod-das-teuflische-im-guten-1.1092754
Mein Vorschlag lautete, ein inhaltlich passendes Attribut zu wählen,
Die Freude bedient sich moralich fragwürdiger Begriffe wie ...
Und mein - OT - Vorschlag ist, weniger geschraubt zu reden und
verständlich "Die Freude gebraucht (verwendet, greift zu) Begriffe(n)
wie...." zu formulieren.

Merke: Nicht jede Verschwurbelung kann bis auf ihren grammatikalischen
Grund ermessen werden!
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