Post by Stefan RamIn der FAQL findet sich das Textbeispiel
"Dich will ich Mores lehren!"
Allerdings findet sich dieser Text sonst nirgends im Web oder
Usenet-Archiv.
Ich bitte um Mitteilung, falls jemand eine Quelle kennt, aus
der die FAQL diesen Text vielleicht zitiert. (Es geht nicht
um die Redewendung "Mores lehren" im allgemeinen, sondern
um genau diese Formulierung.)
Wo ist das Problem? Es ist eine Redewendung und kein Sprichwort. Deshalb
kann es an verschiedene Adressaten angepaßt werden. Ein Beispiel für die
2. P. Sg. habe ich zwar auch nicht gefunden aber doch diese:
| Ich werd' euch Mores lehren! Für die Kerls habt ihr Augen. Für's
| Arbeiten nicht!
[Ball: Flammetti, S. 104. Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche
Literatur, S. 9490 (vgl. Ball-Flametti, S. 79)]
| »Ich werde Ihn Mores lehren!« schrie der Physikus. Er sprang vom
| Stuhle auf und schwang die Hundepeitsche.
[Klabund: Bracke, S. 24. Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche
Literatur, S. 111718 (vgl. Klabund-Vagant, S. 39)]
| Wir werden euch schon Mores lehren,
| Ihr liederlichen Bursche ihr!
| Was nun geschehn wird, sollt ihr hören,
| Der Feenkönig richtet hier.
[Nestroy: Der böse Geist Lumpazivagabundus, S. 5. Digitale Bibliothek
Band 1: Deutsche Literatur, S. 133037 (vgl. Nestroy-W, S. 9)]
| Ich werd' euch Mores lehren - zwar nein - denen lern' ich nix
| mehr.
[Nestroy: Judith und Holofernes, S. 36. Digitale Bibliothek Band
1: Deutsche Literatur, S. 133816 (vgl. Nestroy-W, S. 736)]
| Zu! rief der Baron, wir wollen die Junker Mores lehren! Der Wagen
| donnerte weiter.
[Spielhagen: Problematische Naturen. Erste Abtheilung, S. 384.
Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 152564 (vgl.
Spielhagen-SW, Bd. 1, S. 243)]
| 1. jm (jn) Mores beibringen (lehren, lernen) = jn zu gesittetem
| Verhalten erziehen; jn zurechtweisen. Stammt aus dem Lat der
| spätmittelalterlichen Klosterschulen (lat »mores = gute Sitten;
| Anstand«). 1500 ff.
[Wörterbuch: Mores, S. 1. Digitale Bibliothek Band 36: Wörterbuch
der deutschen Umgangssprache, S. 18615 (vgl. Küpper-WddU, S. 547)
(c) Marianne Küpper]
| Jemanden Mores lehren: ihm Sitte, Lebensart beibringen; auch: ihn
| zurechtweisen. Die Redensart stammt wohl aus der Studentensprache
| und geht auf die Schulsprache der Humanistenzeit zurück. Latein
| 'mores' = Sitten ist seit dem 15. Jahrhundert im Deutschen
| belegt, z.B. in der Verbindung 'weder zuht noch mores'. Die
| volkstümlich gewordene Wendung ist seit dem Reformationszeitalter
| oft bezeugt; sie taucht schon bei Hans Sachs in dem
| Fastnachtsspiel 'Der Krämerkorb' (V. 303) auf: »Ich wolt dich gar
| wol mores leren«; ebenso bei Sebastian Franck 1531. 'Den will ich
| emol Mures liern' (Unterwesterwald) wird oft als Drohung
| verstanden; umgekehrt bedeutet daher Mores haben: Angst, Respekt
| vor etwas haben. Vielleicht spielt hier das hebräische 'mora'
| Furcht, das aus der Kundensprache eingedrungen sein könnte,
| herein und das auch der Ursprung von 'mauern' = zurückhaltend
| spielen ist.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Mores, S. 1. Digitale
Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S.
4176 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 1050-1051) (c) Verlag Herder]
Ralf