Post by Matthias OpatzPost by Wolfram TeufelPost by Dorothee HermannDer österreichische Name des Mais, Kukuruz, wird von den
ungarischen Bauern, den Kuruzzen, abgeleitet.
Neenee. "Kukuruz" ist rumänischer Abstammung.
Nicht etwa türkisch?
Matthias
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Kuruzzen = christliche Hilfsvölker der Türken (15. bis 17. Jh.) mit
Wohngebiet im Raum Bulgarien/Rumänien/Ungarn (diese Bezeichnungen hängen
davon ab, welche Ausdehnung der jeweiligen Länder Du gerade meinst). Wenn
sie nicht gerade mit türkischen Truppen oder auch alleine das Abendland
(jetzige Gebiete: Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, in Österreich:
Burgenland, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, in Italien Friaul-Julisch
Venetien etc.) plünderten, lebten sie von Ackerbau und Viehzucht. Der Name
hängt mit ihrer Religion zusammen: Kreuz und nicht Halbmond. Sie waren so
gefürchtet, dass der Ausdruck "Kruzitürken" heute in Ostösterreich noch als
Fluch oder Abwendungsruf verwendet wird.
Kukuruz
ist demnach das Korn der Kuruzzen, das in Teilen Österreichs auch Türken
oder Türkenkorn genannt wird. Dort gibt es auch den 'Türkensterz', eine
Speise ähnlich der Polenta aus Maisgrieß.
Woaz:
Der Ausdruck 'Woaz' in Zusammenhang mit Kukuruz ist gebräuchlich, oft in
Zusammenhängen: Die an den Lieschen (Achtung: Lie-schen und nicht Lies-chen)
zusammengebundenen Kolben werden (zumindest in Nord-Niederösterreich) Woaz
genannt. Diese werden dann unter den Vordächern der Häuser und Ställe zum
Trocknen aufgehängt. 'Woazauslösen' ist die früher gemeinschaftlich an
langen Herbstabenden ausgeübte Tätigkeit der Abrebelns der Maiskörner von
den Kolben. Man verwendete dazu eine Art Schlagring mit nach innen
gerichteten Noppen oder Warzen, mit dem man die getrockneten Körner von den
Kolben trennte. Dieser Mais wurde vorwiegend als Futtermais für Geflügel
verwendet.
Woazer:
Nicht damit zu verwechseln ist der Woazer, ein Kuchen aus Germ-(Hefe-)teig
und Weizenmehl. Dieser Name ist mindests in einem Teil der Steiermark
gebräuchlich. Im Bereich von Niederösterreich, in dem Woaz für Kukuruz
gebräuchlich ist, habe ich diesen Ausdruck noch nicht gehört.
Futterweizen:
Weizen, der auf Grund widriger Wetterlagen nicht korrekt ausgereift ist, und
aus dem daher kein Mehl mit ausreichender Backfähigkeit gemacht werden kann,
kommt als Futterweizen für Tierfütterung und Ethanolproduktion in den
Handel. Als Begriff für Mais ist mir dieser Ausdruck unbekannt, was aber
auch nichts besonderes heißen muss.
Mais:
Diese Bezeichnung verbreitet sich ständig. Auch in der Kukuruzzone hört man
ihn immer öfter. Ein Landwirt im Norden von Niederösterreich erklärte mir
vor einigen Jahren: "Mais ist das, was wir für die Firma Pioneer zum Zwecke
der Saatgutvermehrung anbauen, vom Kukuruz essen wir die in Salzwasser
gekochten milchreifen Kolben und füttern die Körner den Hühnern für den
Eigenbedarf."
In den Gebiete, in denen früher (19. Jh bis Mitte 20.Jh..) Kukuruz
klimabedingt nicht angebaut werden konnte, wird ausschließlich der Name Mais
verwendet. Und natürlich dort, wo die 'preissischen' Namen in der
Gastronomie eingeführt sind.
Entschuldigt meinen Langschschreibanfall!
mfg K. M.