Discussion:
Kommunikand oder Kommunikant?
(zu alt für eine Antwort)
Gunhild Simon
2011-08-25 08:15:44 UTC
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Ich beschäftige mich gerade mit einem Text Werner Stangls zur
Kommnunikation.

Darin heißt es (bezogen auf Watzlawick):
"Nicht kommunizieren zu wollen ist - bei wechselseitiger Wahrnehmung
der Kommunikanden - insofern Kommunikation, als das Verhalten, das
durch diese Absicht gesteuert wird, von den Aktoren in der Regel auch
wahrgenommen wird."
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATI/KommSeminar.shtml#Die%20Kommunikationsregeln%20Watzla
Ich beanstande "Kommunikanden", weil die Endung ein Gerundivum
ausdrückt, also sinngemäß diejenigen meint, die zu kommunizieren sind
- mit dem deutschen Verb "sich verständigen" ist das kaum
auszudrücken .

Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.

Gruß
Gunhild
Jakob Achterndiek
2011-08-25 08:59:39 UTC
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Post by Gunhild Simon
Ich beschäftige mich gerade mit einem Text Werner Stangls zur
Kommnunikation.
"Nicht kommunizieren zu wollen ist - bei wechselseitiger Wahrnehmung
der Kommunikanden - insofern Kommunikation, als das Verhalten, das
durch diese Absicht gesteuert wird, von den Aktoren in der Regel auch
wahrgenommen wird."
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATI/KommSeminar.shtml#Die%20Kommunikationsregeln%20Watzla
Ich beanstande "Kommunikanden", weil die Endung ein Gerundivum
ausdrückt, also sinngemäß diejenigen meint, die zu kommunizieren sind
- mit dem deutschen Verb "sich verständigen" ist das kaum
auszudrücken .
Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.
Ist das DER Watzlawick?
Mit dem würde nur durch Interaktionsverweigerung kommunizieren.
Anders - und in der Logik Watzlawicks - gesagt: Den würde ich
nicht einmal ignorieren.

j/\a
--
Gunhild Simon
2011-08-25 09:14:21 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Gunhild Simon
Ich beschäftige mich gerade mit einem Text Werner Stangls zur
Kommnunikation.
"Nicht kommunizieren zu wollen ist - bei wechselseitiger Wahrnehmung
der Kommunikanden - insofern Kommunikation, als das Verhalten, das
durch diese Absicht gesteuert wird, von den Aktoren in der Regel auch
wahrgenommen wird."
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATI/KommSeminar.shtml...
Ich beanstande "Kommunikanden", weil die Endung ein Gerundivum
ausdrückt, also sinngemäß diejenigen meint, die zu kommunizieren sind
- mit dem deutschen Verb "sich verständigen" ist das kaum
auszudrücken .
Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.
Ist das DER Watzlawick?
Mit dem würde nur durch Interaktionsverweigerung kommunizieren.
Anders - und in der Logik Watzlawicks - gesagt: Den würde ich
nicht einmal ignorieren.
Ja.

Darum geht es aber nicht.
Werner Stangl, von dem der Text ist, hat, wenn ich ihn recht verstehe
auch eine Distanz zu ihm.

Der inkriminierte Satz ist jedoch - selbst wenn er etwas von W.
referiert - von Stangl.

In Texten mit seriösem Anspruch und rutem Ruf bringen mich Tipp- oder
Denkfehler auch ans Zweifeln.

Gruß
Gunhild
Michael Pronay
2011-08-25 10:08:50 UTC
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Post by Gunhild Simon
In Texten mit seriösem Anspruch und rutem Ruf bringen mich
^^ ^
|| |
Post by Gunhild Simon
Tipp- oder Denkfehler auch ans Zweifeln.
Ahem - ja, ja.

M.
Gunhild Simon
2011-08-25 11:36:03 UTC
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In  Texten mit seriösem Anspruch und rutem Ruf bringen mich
    ^^                                 ^
    ||                                 |
Tipp- oder Denkfehler auch ans Zweifeln.
Ahem - ja, ja.
Stimmt, hab ich auch gesehen.

Du hast keine Ahnung, wie die Lichtverhältnisse mich mitnehmen, die
ich gerade einen Aufsatz über Kommunikation schreibe,. Allein den
Cursor zu entdecken überfordert meine Augen.

Sei versichert, daß ich meine Veröffentlichungen - also nicht die, die
bei mir eher unter die Rubrik Chat fallen - sorgfältig prüfe und
nötigenfalls korrigiere.

Ich gestehe, ich sehe oft auch Fehler erst nach der Veröffentlichung,
weil sich mein Blick dann von inhaltlichen des Autors auf den formalen
des Betrachters verschiebt.

Beachte, daß ich aus gutem Grund anderen - im Forum oder der NG -
keine Rechtschreibfehler, die ich auf Tippfehler zurückführe,
ankreide, sondern höchstens Zweifelsfälle diskutiere.

Gruß
Gunhild
www. institut1.de.
Martin Schoenbeck
2011-08-25 09:17:53 UTC
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Hallo Gunhild,
Post by Gunhild Simon
Ich beschäftige mich gerade mit einem Text Werner Stangls zur
Kommnunikation.
"Nicht kommunizieren zu wollen ist - bei wechselseitiger Wahrnehmung
der Kommunikanden - insofern Kommunikation, als das Verhalten, das
durch diese Absicht gesteuert wird, von den Aktoren in der Regel auch
wahrgenommen wird."
Nehmen wir mal an, ich schicke Dir eine E-Mail mit einer angehängten
PDF-Datei. Jetzt nimmst Du diese Datei wahr. Dann paßt der Satz doch. ;-)
Post by Gunhild Simon
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATI/KommSeminar.shtml#Die%20Kommunikationsregeln%20Watzla
Ich beanstande "Kommunikanden", weil die Endung ein Gerundivum
ausdrückt, also sinngemäß diejenigen meint, die zu kommunizieren sind
- mit dem deutschen Verb "sich verständigen" ist das kaum
auszudrücken .
Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.
Sehe ich auch so. Noch besser ließe man solchen Sülz aber ganz weg.

Gruß Martin
--
Bitte nicht an der E-Mail-Adresse fummeln, die paßt so.
Karl-Ludwig Diehl
2011-08-25 12:36:52 UTC
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Post by Gunhild Simon
Ich beschäftige mich gerade mit einem Text Werner Stangls zur
Kommnunikation.
"Nicht kommunizieren zu wollen ist - bei wechselseitiger Wahrnehmung
der Kommunikanden - insofern Kommunikation, als das Verhalten, das
durch diese Absicht gesteuert wird, von den Aktoren in der Regel auch
wahrgenommen wird.
"http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATI/
KommSeminar.shtml...
Post by Gunhild Simon
Ich beanstande "Kommunikanden", weil die Endung ein Gerundivum
ausdrückt, also sinngemäß diejenigen meint, die zu kommunizieren sind
- mit dem deutschen Verb "sich verständigen" ist das kaum
auszudrücken .
Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.
Hm, el comunicando = der/die Kommunizierende.

Muesste eigentlich richtig sein.

K.L.
Gunhild Simon
2011-08-25 17:29:24 UTC
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Post by Karl-Ludwig Diehl
Post by Gunhild Simon
Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.
Hm, el comunicando = der/die Kommunizierende.
Muesste eigentlich richtig sein.
Kann es sein, daß im Spanischen und besonders im Portugiesischen harte
Laute "erweicht" werden, sodaß aus einem lateinischen /t/ iim
iberischen Vulgärlatein ein /d/ entsteht?

Deutsche Fremdwörter hingegen zeigen die Bestrebung, grammatische
Merkmale - ja, auch die Prononciation betreffenden - der
Ursprungssprache widerzuspiegeln: Proband, Promovend, aber Praktikant,
Student.

Gruß
Gunild
Karl-Ludwig Diehl
2011-08-25 17:56:18 UTC
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Post by Gunhild Simon
Post by Karl-Ludwig Diehl
Post by Gunhild Simon
Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.
Hm, el comunicando = der/die Kommunizierende.
Muesste eigentlich richtig sein.
Kann es sein, daß im Spanischen und besonders im Portugiesischen harte
Laute "erweicht" werden, sodaß aus einem lateinischen /t/ iim
iberischen Vulgärlatein ein /d/ entsteht?
Das wird wohl so sein. In der Karibik kannst Du auf
ein Spanisch treffen, dass noch weicher pronunciert.
Andererseits ist ja das Latein in der Sprache der
Latinos sehr praesen"d". :-)
Post by Gunhild Simon
Deutsche Fremdwörter hingegen zeigen die Bestrebung, grammatische
Merkmale - ja, auch die Prononciation betreffenden - der
Ursprungssprache widerzuspiegeln: Proband, Promovend, aber Praktikant,
Student.
Es wuerde in allen Faellen nichts dagegen sprechen,
wenn immer ein "d" geschrieben wuerde.

"Praktikanden" kommt eigentlich besser rueber und
nimmt die Schaerfe des "t" weg.

K.L.
Oliver Cromm
2011-08-25 22:06:49 UTC
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Post by Karl-Ludwig Diehl
Es wuerde in allen Faellen nichts dagegen sprechen,
wenn immer ein "d" geschrieben wuerde.
"Praktikanden" kommt eigentlich besser rueber und
nimmt die Schaerfe des "t" weg.
Doller Jedange, dusdu den au im däglichen Lehm dadgräfdich
verdreden?
--
Microsoft designed a user-friendly car:
instead of the oil, alternator, gas and engine
warning lights it has just one: "General Car Fault"
Karl-Ludwig Diehl
2011-08-25 22:18:58 UTC
Permalink
Post by Karl-Ludwig Diehl
Es wuerde in allen Faellen nichts dagegen sprechen,
wenn immer ein "d" geschrieben wuerde.
"Praktikanden" kommt eigentlich besser rueber und
nimmt die Schaerfe des "t" weg.
Doller Jedange, dusdu den au im d glichen Lehm dadgr fdich
verdreden?
Alled ohne "t" iss ded einzig Wahre.

K.L.
Jakob Achterndiek
2011-08-25 18:03:57 UTC
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Post by Gunhild Simon
Post by Gunhild Simon
beschäftige mich gerade mit einem Text Werner Stangls zur
Post by Gunhild Simon
Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.
Hm, el comunicando = der/die Kommunizierende.
Muesste eigentlich richtig sein.
Kann es sein, daß im Spanischen und besonders im Portugiesischen harte
Laute "erweicht" werden, sodaß aus einem lateinischen /t/ iim
iberischen Vulgärlatein ein /d/ entsteht?
Deutsche Fremdwörter hingegen zeigen die Bestrebung, grammatische
Merkmale - ja, auch die Prononciation betreffenden - der
Ursprungssprache widerzuspiegeln: Proband, Promovend, aber Praktikant,
Student.
Was ich früher schon fragen wollte, mir aber verkniffen habe, um
nicht unnötig die Blicke auf meine eher mangelhafte Latinität zu
ziehen:
Könnte es sein, daß bei der fraglichen Endung eines fragwürdigen
Terminus gar nicht ein Gerundivum Pate gestanden hat, sondern ein
Gerundium?

j/\a
--
Christina Kunze
2011-08-25 20:19:07 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Könnte es sein, daß bei der fraglichen Endung eines fragwürdigen
Terminus gar nicht ein Gerundivum Pate gestanden hat, sondern ein
Gerundium?
Eher nicht, das Gerundium ist mMn so etwas wie ein substantivierter
Infinitiv, der eignet sich eigentlich weniger als Pate.

chr
Gunhild Simon
2011-08-25 20:38:19 UTC
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Post by Christina Kunze
Post by Jakob Achterndiek
Könnte es sein, daß bei der fraglichen Endung eines fragwürdigen
Terminus gar nicht ein Gerundivum Pate gestanden hat, sondern ein
Gerundium?
Eher nicht, das Gerundium ist mMn so etwas wie ein substantivierter
Infinitiv, der eignet sich eigentlich weniger als Pate.
Ich bin noch einmal in mich gegangen. Da reifte in mir die Überzeugung
- aus den langen Überlegungen entstanden -, daß es sich nur um ein
Gerundivum handlen könnte.

Denn die erstarrte Substantivierung kommt ja nicht als Nominativ vor.
Demnach wäre der Konfirmand, confirmandus, der der zu konfirmieren
ist: (confirmandus est).

Dagegen wird die Verbsubstantivierung im Nominativ - das
Konfirmieren, das Schreiben - vielleicht doch eher im Infinitiv -
confirmare, scribere - ausgedrückt.

Jedenfalls habe ich nichts in der Grammatik gefunden, das auf einen
Nominativ des Verbalsubstantivs in Form eines Gerundiums hinweist.

Gruß
Gunhild
Karl-Ludwig Diehl
2011-08-25 21:52:23 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Christina Kunze
Post by Jakob Achterndiek
Könnte es sein, daß bei der fraglichen Endung eines fragwürdigen
Terminus gar nicht ein Gerundivum Pate gestanden hat, sondern ein
Gerundium?
Eher nicht, das Gerundium ist mMn so etwas wie ein substantivierter
Infinitiv, der eignet sich eigentlich weniger als Pate.
Ich bin noch einmal in mich gegangen. Da reifte in mir die Überzeugung
- aus den langen Überlegungen entstanden -, daß es sich nur um ein
Gerundivum handlen könnte.
Denn die erstarrte Substantivierung kommt ja nicht als Nominativ vor.
Demnach wäre der Konfirmand, confirmandus, der der zu konfirmieren
ist: (confirmandus est).
Dagegen wird die Verbsubstantivierung im Nominativ  -  das
Konfirmieren, das Schreiben - vielleicht doch eher im Infinitiv  -
confirmare, scribere - ausgedrückt.
Jedenfalls habe ich nichts in der Grammatik gefunden, das auf einen
Nominativ des Verbalsubstantivs in Form eines Gerundiums hinweist.
Hm, was soll folglich der Unterschied zwischen einem
Kommunikand und Kommunikant sein? Ich sehe bislang
keinen. Ich sehe nur unterschiedliche Aussprachen,
mal harte, mal weiche Endung.

K.L.
Christina Kunze
2011-08-25 22:23:09 UTC
Permalink
Post by Karl-Ludwig Diehl
Hm, was soll folglich der Unterschied zwischen einem
Kommunikand
Etwas, das kommuniziert werden muss.
Post by Karl-Ludwig Diehl
und Kommunikant
Einer, der kommuniziert.

Jedenfalls, wenn man die Wörter auf der Grundlage des Lateinischen versteht.

chr
Roland Franzius
2011-08-25 23:47:48 UTC
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Post by Karl-Ludwig Diehl
Post by Gunhild Simon
Post by Christina Kunze
Post by Jakob Achterndiek
Könnte es sein, daß bei der fraglichen Endung eines fragwürdigen
Terminus gar nicht ein Gerundivum Pate gestanden hat, sondern ein
Gerundium?
Eher nicht, das Gerundium ist mMn so etwas wie ein substantivierter
Infinitiv, der eignet sich eigentlich weniger als Pate.
Ich bin noch einmal in mich gegangen. Da reifte in mir die Überzeugung
- aus den langen Überlegungen entstanden -, daß es sich nur um ein
Gerundivum handlen könnte.
Denn die erstarrte Substantivierung kommt ja nicht als Nominativ vor.
Demnach wäre der Konfirmand, confirmandus, der der zu konfirmieren
ist: (confirmandus est).
Dagegen wird die Verbsubstantivierung im Nominativ - das
Konfirmieren, das Schreiben - vielleicht doch eher im Infinitiv -
confirmare, scribere - ausgedrückt.
Jedenfalls habe ich nichts in der Grammatik gefunden, das auf einen
Nominativ des Verbalsubstantivs in Form eines Gerundiums hinweist.
Hm, was soll folglich der Unterschied zwischen einem
Kommunikand und Kommunikant sein? Ich sehe bislang
keinen. Ich sehe nur unterschiedliche Aussprachen,
mal harte, mal weiche Endung.
Erklär mal einem Kannibanten den Unterschied zwischen Konsument und
Konsumand.
--
Roland Franzius
Christina Kunze
2011-08-25 22:22:01 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Christina Kunze
Post by Jakob Achterndiek
Könnte es sein, daß bei der fraglichen Endung eines fragwürdigen
Terminus gar nicht ein Gerundivum Pate gestanden hat, sondern ein
Gerundium?
Eher nicht, das Gerundium ist mMn so etwas wie ein substantivierter
Infinitiv, der eignet sich eigentlich weniger als Pate.
Ich bin noch einmal in mich gegangen. Da reifte in mir die Überzeugung
- aus den langen Überlegungen entstanden -, daß es sich nur um ein
Gerundivum handlen könnte.
Denn die erstarrte Substantivierung kommt ja nicht als Nominativ vor.
Demnach wäre der Konfirmand, confirmandus, der der zu konfirmieren
ist: (confirmandus est).
Genau. Aus der Natur der SAche bzw. der Bedeutung der Verben ergibt sich
aber, dass das nur mit transitiven Verben Sinn ergibt. Also funktioniert
es bei "kommunizieren" nur mit der neuartigen Bedeutung und würde dann
nicht den benennen, der kommuniziert, sondern das, *was kommuniziert
werden muss.
Post by Gunhild Simon
Dagegen wird die Verbsubstantivierung im Nominativ - das
Konfirmieren, das Schreiben - vielleicht doch eher im Infinitiv -
confirmare, scribere - ausgedrückt.
Jedenfalls habe ich nichts in der Grammatik gefunden, das auf einen
Nominativ des Verbalsubstantivs in Form eines Gerundiums hinweist.
Nein, das gibt es auch nicht. Du hast ganz recht: im Nominativ wird der
Infinitiv verwendet, in den anderen Kasus die deklinierten Formen des
Gerundiums.

chr
Gunhild Simon
2011-08-25 20:16:14 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Gunhild Simon
Post by Gunhild Simon
beschäftige mich gerade mit einem Text Werner Stangls zur
Post by Gunhild Simon
Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.
Hm, el comunicando = der/die Kommunizierende.
Muesste eigentlich richtig sein.
Kann es sein, daß im Spanischen und besonders im Portugiesischen harte
Laute "erweicht" werden, sodaß aus einem lateinischen /t/ iim
iberischen Vulgärlatein ein /d/ entsteht?
Deutsche Fremdwörter hingegen zeigen die Bestrebung, grammatische
Merkmale - ja, auch die Prononciation betreffenden - der
Ursprungssprache widerzuspiegeln: Proband, Promovend, aber Praktikant,
Student.
Was ich früher schon fragen wollte, mir aber verkniffen habe, um
nicht unnötig die Blicke auf meine eher mangelhafte Latinität zu
   Könnte es sein, daß bei der fraglichen Endung eines fragwürdigen
   Terminus gar nicht ein Gerundivum Pate gestanden hat, sondern ein
   Gerundium?
Zunächst ging es darum, ob hier nicht ein Partizip I zugrundeliegt.
Ob es ein Gerundivum oder Gerundium sein könnte, was der Verfasser
gemeint haben könnte, ist eine andere Frage.

Ich glaube, er hat einfach etwas verwechselt.

Dennoch erkläre ich den Unterschied zwischen Gerundivum und Gerundium:


Die semantischen Ebenen zwischen Gerundium und Gerundivum sind
unterschiedlich:

Das Gerundivum ist ein Verbaladjektiv. Es benötigt - grob gesag - eine
Form von "esse".

Konfirmanden sind die zu Konfirmierenden
Probanden sind die "Gutzuheißenden"
Promovenden sind die zu Befördernden

Man erkennt die passivische Funktion, die das Gerundivum im
Lateinischen erfüllt.

Das Gerundium ist dagegen ein Verbalsubstantiv, also eine Entsprechung
zu deutscher Verbsubstantivierung. Nur kommt sie - etwas erstarrt - im
Lateinischen nur in drei Casus vor:
- als Genitivattribut: ars docendi - die Kunst zu lehren,
- als Akkusativ mit Präposition : paratus ad scribendum - bereit zu
schreiben
- als Ablativ mit und ohne Präposition: docendo discimus in discendo:
durch Lehren lernen wir beim Lernen (Das lasse ich inhaltlich mal
dahingestellt.)

Ich habe sxhon mal was dazu geschrieben - auf S. 12 Google habe ich es
gefunden:

http://www.blog.institut1.de/2008/gerundium-und-gerundivum/
Gruß
Gunhild
Ralf Heinrich Arning
2011-08-26 13:10:00 UTC
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Post by Gunhild Simon
Ich beschäftige mich gerade mit einem Text Werner Stangls zur
Kommnunikation.
"Nicht kommunizieren zu wollen ist - bei wechselseitiger Wahrnehmung
der Kommunikanden - insofern Kommunikation, als das Verhalten, das
durch diese Absicht gesteuert wird, von den Aktoren in der Regel auch
wahrgenommen wird."
<http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATI/KommSeminar.shtml#D
ie%20Kommunikationsregeln%20Watzla>
Post by Gunhild Simon
Ich beanstande "Kommunikanden", weil die Endung ein Gerundivum
ausdrückt, also sinngemäß diejenigen meint, die zu kommunizieren sind
- mit dem deutschen Verb "sich verständigen" ist das kaum
auszudrücken .
Es drückt ein substantiviertes Gerundivum (communicandus / der zu
Kommunizierende) aus.

Es ist halt dumm gelaufen beim Herrn Stangl. Er hätte es vielleicht auch
einfacher kommunizieren können.
Post by Gunhild Simon
Meiner Ansicht nach müßte hier Kommunikanten, die Kommunizierenden,
die sich Verständigenden, stehen.
Stimmt.

Ralf

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