Discussion:
Regionale Einprägungen
(zu alt für eine Antwort)
Gunhild Simon
2007-07-26 09:05:25 UTC
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Man ist ja sprachlich meist sehr aufnahmefähig und -bereit.

Eigentümlicherweise versagt dieses Talent bei Begriffen, die in
familiärer Intimität und regionaler Privatesse schon früh angelegt
wurden.

So habe ich mich bis heute nicht von dem vertrauten (hessischen)
Begriffspaar "Schippchen und Beschen" verabschiedet, was wohl auf
Hochdeutsch "Handbesen und Kehrschaufel" heißt, andernorts ist wohl
auch eine "Uhle" im Spiel. Auch der Hamburger "Feudel" wollte sich
trotz seiner Prägnanz nie in meinen Wortschatz integrieren,
ebensowenig wie der vornehme Ausdruck "Aufnehmer" oder der
Fachausdruck "Scheuertuch"; Ich nenne ihn profan und nachkriegsgerecht
"Aufwischlappen".

Interessanterweise haben meine Kinder diese hier eher merkwürdig
anmutenden Begriffe übernommen.

Welche Geständnisse auf diesem Felde sprachlicher Konventionen könnt
Ihr machen?

Gruß,
Gunhild
Dieter Bruegmann
2007-07-26 09:24:33 UTC
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Post by Gunhild Simon
So habe ich mich bis heute nicht von dem vertrauten (hessischen)
Begriffspaar "Schippchen und Beschen" verabschiedet, was wohl auf
Hochdeutsch "Handbesen und Kehrschaufel" heißt, andernorts ist wohl
auch eine "Uhle" im Spiel.
Die "Handeule".


Da Didi
--
Dieter Brügmann, Spandau (b Berlin) www.bruhaha.de
Wußten Sie schon, daß auf den Klos einer Uni nicht nur Klugscheißer
hocken?
Gunhild Simon
2007-07-26 09:54:20 UTC
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Post by Gunhild Simon
andernorts ist wohl
Post by Gunhild Simon
auch eine "Uhle" im Spiel.
Die "Handeule".
Was legt den Vergleich mit der Eule nahe?
Ein Eulenflügel?
(Gedankenblitz aus längst vergangnen Tagen: Wie gelegentlich - mein
Vater benutzte ihn bei der Imkerei, um die Bienen sanft von der Wabe
zu fegen - der Gänseflügel?)

Gruß,
Gunhild
Thomas Frieling
2007-07-26 11:10:39 UTC
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Post by Gunhild Simon
(...)
So habe ich mich bis heute nicht von dem vertrauten (hessischen)
Begriffspaar "Schippchen und Beschen" verabschiedet, was wohl auf
Hochdeutsch "Handbesen und Kehrschaufel" heißt, andernorts ist wohl
auch eine "Uhle" im Spiel.
Bei uns immer "Handfeger und Dreckschüppe".
Post by Gunhild Simon
Auch der Hamburger "Feudel" wollte sich
trotz seiner Prägnanz nie in meinen Wortschatz integrieren,
ebensowenig wie der vornehme Ausdruck "Aufnehmer" oder der
Fachausdruck "Scheuertuch"; Ich nenne ihn profan und nachkriegsgerecht
"Aufwischlappen". (...)
Bei uns war es der Aufnehmer. Vornehm kam mir das nie vor.

Interessant ist noch "die Apfelmengel" für den ... Apfelrest(?). Das
habe ich seit her nie weider gehört, und auch Gugl findet nur drei
Stellen.

Thomas
Thomas Frieling
2007-07-26 11:18:09 UTC
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(...) seit her nie weider (...)
Lies: (...) seither nie wieder (...)
Oliver Cromm
2007-07-26 12:49:53 UTC
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Post by Thomas Frieling
(...) seit her nie weider (...)
Lies: (...) seither nie wieder (...)
Mach nur so weider ...
--
Oliver C.
Michael Baumgartner
2007-08-01 19:21:33 UTC
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Post by Thomas Frieling
Post by Gunhild Simon
(...)
So habe ich mich bis heute nicht von dem vertrauten (hessischen)
Begriffspaar "Schippchen und Beschen" verabschiedet, was wohl auf
Hochdeutsch "Handbesen und Kehrschaufel" heißt, andernorts ist wohl
auch eine "Uhle" im Spiel.
Bei uns immer "Handfeger und Dreckschüppe".
"Schaiferl und Beserl".
--
Schönen Gruß aus der "lebenswertesten Stadt der Welt"!
http://www.iht.com/articles/2007/06/18/arts/rmon1munich.php

Michael
A.Lange
2007-08-02 08:21:33 UTC
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Post by Michael Baumgartner
Post by Thomas Frieling
Post by Gunhild Simon
(...)
So habe ich mich bis heute nicht von dem vertrauten (hessischen)
Begriffspaar "Schippchen und Beschen" verabschiedet, was wohl auf
Hochdeutsch "Handbesen und Kehrschaufel" heißt, andernorts ist wohl
auch eine "Uhle" im Spiel.
Bei uns immer "Handfeger und Dreckschüppe".
"Schaiferl und Beserl".
Müllschippe und Handfeger.

"Handkehrer und Kehrblech" soll es aber auch geben.
--
Gruß
Andreas
Martin Gerdes
2007-07-26 13:00:04 UTC
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Post by Gunhild Simon
Man ist ja sprachlich meist sehr aufnahmefähig und -bereit.
Ist man das?
Post by Gunhild Simon
Eigentümlicherweise versagt dieses Talent bei Begriffen, die in
familiärer Intimität und regionaler Privatesse schon früh angelegt
wurden.
So habe ich mich bis heute nicht von dem vertrauten (hessischen)
Begriffspaar "Schippchen und Beschen" verabschiedet,
Meinst Du damit "Kutterschaufel und Kehrwisch"?
Ach wie schön wäre doch, wenn es im Deutschen noch die beiden Formen des s
gäbe (oder eine Kennzeichnung für den Knacklaut).
Post by Gunhild Simon
was wohl auf Hochdeutsch "Handbesen und Kehrschaufel" heißt,
Hierzustadt sind das "Handfeger und Kehrblech".
Post by Gunhild Simon
andernorts ist wohl auch eine "Uhle" im Spiel. Auch der Hamburger
"Feudel" wollte sich trotz seiner Prägnanz nie in meinen Wortschatz
integrieren,
In den aktiven? In den passiven ja wohl.
Post by Gunhild Simon
ebensowenig wie der vornehme Ausdruck "Aufnehmer" oder der
Fachausdruck "Scheuertuch"; Ich nenne ihn profan und nachkriegsgerecht
"Aufwischlappen".
Interessanterweise haben meine Kinder diese hier eher merkwürdig
anmutenden Begriffe übernommen.
Warum verblüfft Dich das? Sie dürften diese Begriffe noch vor der
Kindergartenzeit gehört haben. Programmieren ist meist einfacher als
umprogrammieren.
--
Martin Gerdes
Gunhild Simon
2007-07-26 15:28:10 UTC
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Post by Martin Gerdes
Post by Gunhild Simon
Interessanterweise haben meine Kinder diese hier eher merkwürdig
anmutenden Begriffe übernommen.
Warum verblüfft Dich das? Sie dürften diese Begriffe noch vor der
Kindergartenzeit gehört haben. Programmieren ist meist einfacher als
umprogrammieren.
Ich fürchte, du missverstehst die Tendenz meiner Aussage:
Es ist nicht die Übernahme der Muttersprache, die mich verblüfft,
sondern die Beibehaltung unpopulärer, oder hierzulande
unverständlicher Bezeichnungen. Sind sie stoischer - oder vielleicht
flexibler - als man denkt?

Gruß,
Gunhild

P.S. Kann denn nun jemand die Herkunft der Handeule oder Uhle
herleiten?
Und wenn meine Assoziation mit dem Gänseflügel in die richtige
Richtung wies, hat man denn Eulen deshalb getötet?
Martin Gerdes
2007-07-26 22:00:08 UTC
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Post by Martin Gerdes
Post by Gunhild Simon
Interessanterweise haben meine Kinder diese hier eher merkwürdig
anmutenden Begriffe übernommen.
Warum verblüfft Dich das?
Programmieren ist meist einfacher als umprogrammieren.
Diese Unterstellung gebe ich gern zurück.

Deine Kinder sind mit diesen Gegenständen vermutlich in der
Vorkindergartenzeit in Deinem Haushalt in Berührung gekommen und haben ergo
Deine Begriffe dafür aufgenommen. Damit hatten diese Dinge Namen, die dann
in der Folgezeit schlichtweg haften blieben. Vermutlich hast Du Deine Kinder
häufiger beauftragt, "Schippchen und Beschen" zu holen als spätere
Bezugspersonen sie nach "Handfeger und Kehrblech" geschickt haben.

Einen Begriff für ein Ding neu zu lernen, für das man keinen Namen hat, ist
etwas anderes als einen neuen Begriff für ein Ding zu lernen, das bereits
einen Namen hat.
--
Martin Gerdes
Oliver Cromm
2007-07-26 17:52:46 UTC
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Post by Martin Gerdes
Post by Gunhild Simon
So habe ich mich bis heute nicht von dem vertrauten (hessischen)
Begriffspaar "Schippchen und Beschen" verabschiedet,
Meinst Du damit "Kutterschaufel und Kehrwisch"?
Ach wie schön wäre doch, wenn es im Deutschen noch die beiden Formen des s
gäbe (oder eine Kennzeichnung für den Knacklaut).
Post by Gunhild Simon
was wohl auf Hochdeutsch "Handbesen und Kehrschaufel" heißt,
Hierzustadt sind das "Handfeger und Kehrblech".
Dann schlage ich das von mir seit Kindheit unverändert benutzte
"Handfeger und Kehrschaufel" als überregionalen Kompromiß vor. Das
"Bes'chen" ist mir in (Süd)hessen nie (bewußt) begegnet, ich hoff, mer
is mer deswesche net bees.
Post by Martin Gerdes
Post by Gunhild Simon
Interessanterweise haben meine Kinder diese hier eher merkwürdig
anmutenden Begriffe übernommen.
Warum verblüfft Dich das? Sie dürften diese Begriffe noch vor der
Kindergartenzeit gehört haben. Programmieren ist meist einfacher als
umprogrammieren.
Och, das würde ich so generell nicht sagen. Mein Sohn will einige Wörter
partout nicht so aussprechen wie ich, bei zwei Beispielen weiß ich, daß
andere Kinder das auch so sagen und vermute das als Grund ("prisont" und
"mines" statt "mine", das ich zuerst für einen Germanismus gehalten
habe, aber wohl ein verbreiteter englischer Infantilismus ist).
--
Oliver C.
Helga Buß
2007-07-26 13:33:10 UTC
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Post by Gunhild Simon
Man ist ja sprachlich meist sehr aufnahmefähig und -bereit.
Eigentümlicherweise versagt dieses Talent bei Begriffen, die in
familiärer Intimität und regionaler Privatesse schon früh angelegt
wurden.
So habe ich mich bis heute nicht von dem vertrauten (hessischen)
Begriffspaar "Schippchen und Beschen" verabschiedet, was wohl auf
Hochdeutsch "Handbesen und Kehrschaufel" heißt, andernorts ist wohl
auch eine "Uhle" im Spiel. Auch der Hamburger "Feudel" wollte sich
trotz seiner Prägnanz nie in meinen Wortschatz integrieren,
ebensowenig wie der vornehme Ausdruck "Aufnehmer" oder der
Fachausdruck "Scheuertuch"; Ich nenne ihn profan und nachkriegsgerecht
"Aufwischlappen".
Interessanterweise haben meine Kinder diese hier eher merkwürdig
anmutenden Begriffe übernommen.
Welche Geständnisse auf diesem Felde sprachlicher Konventionen könnt
Ihr machen?
Gruß,
Gunhild
Handfeger und Kehrblech - aus Niedersachsen und Mecklenburg.

Beeindruckender waren bei uns die Fremdsprachen für Sandkasten-Nutzer:
Sand + Wasser = Eierpampe - aus Berlin
= Kallermatsche - aus Niedersachsen :-)

Helga
Dieter Bruegmann
2007-07-26 13:48:14 UTC
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Post by Helga Buß
Sand + Wasser = Eierpampe - aus Berlin
= Kallermatsche - aus Niedersachsen :-)
Baggermatsch (Hamburg)


Da Didi
--
Dieter Brügmann, Spandau (b Berlin) www.bruhaha.de
Du machst einfach zu gern auf Bloedmann, also musst Du damit leben,
wenn man Dich auch dafuer haelt. [Norbert Marzahn]
Patrick Bonacker
2007-07-26 14:02:41 UTC
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Hallo,

on Thu, 26 Jul 2007 15:48:14 +0200, Dieter Bruegmann
Post by Dieter Bruegmann
Post by Helga Buß
Sand + Wasser = Eierpampe - aus Berlin
= Kallermatsche - aus Niedersachsen :-)
Baggermatsch (Hamburg)
Modder, Moddergatsch, Moddergatsche
(besteht aber i. d. R. aus feinerem Material, als Sand)

Von kleineren Kindern auch schon in der merkwürdigen Form
"Gottigatsch" gehört.

Auch Kombinationen oder Verkürzungen der o. g. (Matsch, Matsche,
Matschpampe, Matschepampe).

Patrick
Kai- Uwe Thiessenhusen
2007-07-26 20:48:21 UTC
Permalink
Post by Patrick Bonacker
Post by Dieter Bruegmann
Post by Helga Buß
Sand + Wasser = Eierpampe - aus Berlin
= Kallermatsche - aus Niedersachsen :-)
Baggermatsch (Hamburg)
Modder, Moddergatsch, Moddergatsche
(besteht aber i. d. R. aus feinerem Material, als Sand)
Von kleineren Kindern auch schon in der merkwürdigen Form
"Gottigatsch" gehört.
Aus der gleichen Gegend wie Du ein paar Jahre vorher: Gillegatsch.

-kut
Dirk Schneider
2007-07-26 14:54:13 UTC
Permalink
Post by Helga Buß
Handfeger und Kehrblech - aus Niedersachsen und Mecklenburg.
Und aus Südwestfalen. Wir sprechen aber gar kein Westfälisch, wie ich
letztens hier erstaunt gelernt habe.

Gruß Dirk.
Robert
2007-07-26 17:16:11 UTC
Permalink
In article <f8acim$7nh$01$***@news.t-online.com>, ***@gmx.de
says...
Post by Dirk Schneider
Post by Helga Buß
Handfeger und Kehrblech - aus Niedersachsen und Mecklenburg.
Und aus Südwestfalen. Wir sprechen aber gar kein Westfälisch, wie ich
letztens hier erstaunt gelernt habe.
Gruß Dirk.
Schäufele und Besele ...

Gruß, Robert
Tassilo Halbritter
2007-07-26 21:06:00 UTC
Permalink
Post by Robert
says...
=20
Post by Helga Buß
Handfeger und Kehrblech - aus Niedersachsen und Mecklenburg.
=20
Und aus S=FCdwestfalen. Wir sprechen aber gar kein Westf=E4lisch, wie i=
ch=20
Post by Robert
letztens hier erstaunt gelernt habe.
=20
Gru=DF Dirk.
=20
Sch=E4ufele und Besele ...
=20
In Wien: Schauferl und Beserl
oder: Bartwisch und Mistschaufel


--=20
_____ _ _ mailto: halbritter at acornusers.org
|__ __|| | | | "Es gibt in der Geschichte so manche glaubenlose
| | | |_| | Epoche, die sich im politischen Wahnsinn einen=20
| | | _ | Ersatz f=FCr religi=F6sen Wahnsinn schafft." =20
|_|a |_| |_|a (Joachim Fernau)
Gunhild Simon
2007-07-26 21:12:10 UTC
Permalink
Post by Robert
Schäufele und Besele ...
Süß. Ist ja Schippchen und Beschen 1:1 auf schwäbisch.
Schäufele kenne ich auch als geräucherte Schulter(?) - das
Schulterblatt hat ja eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Schaufel -
aus den Vesperkarten im Kaiserstuhl.

Gruß,
Gunhild
Yvonne Steiner
2007-07-26 21:54:47 UTC
Permalink
Post by Robert
says...
Post by Dirk Schneider
Post by Helga Buß
Handfeger und Kehrblech - aus Niedersachsen und Mecklenburg.
Und aus Südwestfalen. Wir sprechen aber gar kein Westfälisch, wie ich
letztens hier erstaunt gelernt habe.
Schäufele und Besele ...
In Zürich: Schüüfeli und Bäseli
Schüüfeli und Wüscherli
--
Yvonne Steiner
Markus Ermert
2007-07-31 23:26:00 UTC
Permalink
Post by Dirk Schneider
Und aus Südwestfalen. Wir sprechen aber gar kein Westfälisch, wie ich
letztens hier erstaunt gelernt habe.
Nicht schlimm. In Südthüringen spricht man auch nicht Thüringisch, in
Nordbayern kein Bairisch, in Nordspanien kein Spanisch und am südlichen
Rhein nicht Rheinisch.

--
Gunhild Simon
2007-07-26 21:21:40 UTC
Permalink
Post by Helga Buß
Handfeger und Kehrblech - aus Niedersachsen und Mecklenburg.
Eigenartig auch, dass der Kehricht aus dem Sprachschatz verschwunden
ist. Ich kenne ihn aus Riki-Tiki-Tavi von Kipling. Da trägt der
Hausdiener den Kadaver Nags, der männlichen Königskobra, auf den
Kehricht. Ich fand das Wort fortan eklig.

Gruß,
Gunhild
Yvonne Steiner
2007-07-26 22:02:09 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Eigenartig auch, dass der Kehricht aus dem Sprachschatz verschwunden
ist.
In der Schweiz ist das Wort erhalten geblieben (auf Schriftdeutsch!),
und zwar bei den "Kehrichtsäcken". -- Müllsäcke gibt es hier nicht.
--
Yvonne Steiner
Andreas Karrer
2007-07-26 22:58:37 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Helga Buß
Handfeger und Kehrblech - aus Niedersachsen und Mecklenburg.
Hier (CH) "Schüfeli und Wüscherli", Schäufelchen und Wischerchen.
Post by Gunhild Simon
Eigenartig auch, dass der Kehricht aus dem Sprachschatz verschwunden
ist.
Das ist in der Schweiz der normale Ausdruck für Haushaltsabfälle.

"Müll" dagegen war bis vor 20, 30 Jahren sehr ungebräuchlich. Der
Dorfname Müllheim (Autobahn Konstanz-Zürich) hatte nichts Lächerliches
an sich. Das war bei Müllheim im Markgräflerland (das ist das Gebiet
ganz unten links auf der D-Karte) vermutlich auch nicht anders.


- Andi
Klaus Peter
2007-07-27 07:42:39 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Helga Buß
Handfeger und Kehrblech - aus Niedersachsen und Mecklenburg.
Bei uns geschah es mal im Eifer des Gefechts, dass beim Tischdecken
noch das Besteck fehlte und das Mütterlein verlangte, noch Handfeger
und Kehrblech aufzulegen. Das wurde dann zum stehenden Scherz, so dass
wir ab und an den Fußbodendreck mit Messer und Gabel aufhoben.
Post by Gunhild Simon
Eigenartig auch, dass der Kehricht aus dem Sprachschatz verschwunden
ist. Ich kenne ihn aus Riki-Tiki-Tavi von Kipling.
Der Kehricht erinnert mich immer an ein Märchen, in dem der Königssohn
incognito den Dorfmädchen anträgt, Kehricht in Gold umzutauschen. Das
Jüngferlein mit fast leerer Kehrschaufel - sie hatte in allen Ecken
gefegt, aber nicht mehr gefunden - hat er denn geehelicht. Da sage man
noch, in früheren Zeiten legten die Männer keinen Wert auf
Reinlichkeit...

Klaus Peter
Rüdiger Silberer
2007-07-27 09:42:55 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Helga Buß
Handfeger und Kehrblech - aus Niedersachsen und Mecklenburg.
Das heißt bei uns in Mittelfranken einfach Schaufel und Besen.
Post by Gunhild Simon
Eigenartig auch, dass der Kehricht aus dem Sprachschatz verschwunden
ist. Ich kenne ihn aus Riki-Tiki-Tavi von Kipling. Da trägt der
Hausdiener den Kadaver Nags, der männlichen Königskobra, auf den
Kehricht. Ich fand das Wort fortan eklig.
Der Kehricht ist im Fränkischen noch gebräuchlich.
--
Erst wenn der letzte Software-Entwickler verhaftet,
und die letzte Idee patentiert ist...
... werdet Ihr merken, daß Rechtsanwälte nicht programmieren können.
Matthias Opatz
2007-07-27 10:26:56 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Der Kehricht ist im Fränkischen noch gebräuchlich.
Aus Sachsen und Thüringen ist mir das auch geläufig. Aber jetzt wo des es
erwähnst, wird mir klar, das es vom aktiven (Kindheit) in den passiven
Wortschatz gewandert ist. Sowas geschieht ja meistens unbewußt. Meine
Tochter (11) war sich jetzt nicht sicher, was das ist.

Matthias
--
Die Regierungen der Päpste waren nur kurz, obgleich immer der Vater
auf den Sohn folgte. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? => <http://www.galletti.de/>
= Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. =
Matthias Opatz
2007-07-27 10:30:28 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Der Kehricht ist im Fränkischen noch gebräuchlich.
Aus Sachsen und Thüringen ist mir das auch geläufig. Aber jetzt wo Du es
erwähnst, wird mir klar, das es vom aktiven (Kindheit) in den passiven
Wortschatz gewandert ist. Sowas geschieht ja meistens unbewußt. Meine
Tochter (11) war sich jetzt nicht sicher, was das ist.

Matthias
--
Die Regierungen der Päpste waren nur kurz, obgleich immer der Vater
auf den Sohn folgte. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? => <http://www.galletti.de/>
= Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. =
Helmut Richter
2007-07-27 10:52:16 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Der Kehricht ist im Fränkischen noch gebräuchlich.
Der wurde in unserer Familie zum Vorbild für eine neue Wortschöpfung
genommen. Salziges Zeug, was man nebenbei isst (Salzstangen, Chips und vor
allem das japanische Zeug, an dem sich die Geister scheiden), heißt
"Knabbericht".
--
Helmut Richter
Rüdiger Silberer
2007-07-27 23:37:16 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Rüdiger Silberer
Der Kehricht ist im Fränkischen noch gebräuchlich.
Der wurde in unserer Familie zum Vorbild für eine neue Wortschöpfung
genommen. Salziges Zeug, was man nebenbei isst (Salzstangen, Chips und vor
allem das japanische Zeug, an dem sich die Geister scheiden), heißt
"Knabbericht".
Finde ich gelungen, vielleicht kann ich mir es als neues Wort aneignen.
--
Erst wenn der letzte Software-Entwickler verhaftet,
und die letzte Idee patentiert ist...
... werdet Ihr merken, daß Rechtsanwälte nicht programmieren können.
Harald Babucke
2007-07-27 10:46:16 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
der Hamburger "Feudel"
In Schwerin habe ich Feudel und Lappen auch in der Verwendung als
Schimpfwort erlebt.

In Berlin: Scheuerlappen.

Sächsisch: Hader (Haderlump fällt mir da ein).

Mein Geständnis
Ich wohne in Schwaben, sage aber immer noch
'anders' statt 'anderst' oder
'alles' statt 'Alice'.

Viele Grüße
Harald
Dieter Bruegmann
2007-07-27 11:50:03 UTC
Permalink
Post by Harald Babucke
Ich wohne in Schwaben, sage aber immer noch
'anders' statt 'anderst' oder
In der Kurpfals höre ich immer 'anderscht'.


Da Didi
--
Dieter Brügmann, Spandau (b Berlin) www.bruhaha.de
Krahl's Law: Nach der Erfüllung eines der Usenet-Laws ist die
Diskussion beendet. Wer dennoch weiterdiskutiert, hat es nur noch
nicht gemerkt.
Harald Babucke
2007-07-31 12:18:07 UTC
Permalink
Post by Dieter Bruegmann
Post by Harald Babucke
Ich wohne in Schwaben, sage aber immer noch
'anders' statt 'anderst' oder
In der Kurpfals höre ich immer 'anderscht'.
Da Didi
Ich korrigiere nach Rückfrage bei Eingeborenen: Schwäbisch muss es
'anderschd' oder 'anderschda' heißen.

Viele Grüße
Harald
Dieter Bruegmann
2007-07-31 12:44:28 UTC
Permalink
Post by Harald Babucke
Post by Dieter Bruegmann
Post by Harald Babucke
Ich wohne in Schwaben, sage aber immer noch
'anders' statt 'anderst' oder
In der Kurpfals höre ich immer 'anderscht'.
^ *selbstpatscht*
Post by Harald Babucke
Ich korrigiere nach Rückfrage bei Eingeborenen: Schwäbisch muss es
'anderschd' oder 'anderschda' heißen.
Dann strahlt das Schwäbische eben in die Kurpfalz aus. Ob nun ein
hartes oder weiches 'Dä', ist wohl nicht so entscheident.


Da Didi
--
Dieter Brügmann, Spandau (b Berlin) www.bruhaha.de
Früher, bevor die Chinesen erfunden wurden, waren die Gelben alle
Japaner. (Wolfram Heinrich, de.etc.sprache.deutsch, 15.5.2007)
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