Discussion:
Bachelor, Baccalaureus.
(zu alt für eine Antwort)
Klaus Scholl
2006-03-12 23:26:36 UTC
Permalink
Grüß Gott.

Woher, meint Ihr, kommt das Wort Bachelor, es gibt ja verschiedene Thesen,
von Baculum (Stock) und aureus (gülden),
oder von Bacca (Beere) und laureus (lorbeerig),
oder gar von mlat. Baccalarius (was immer das sein mag).

Intuitiv würde ich auf einen volkstümlichen Doppelmoppler (Tautologie)
Bacca-laureus (lorbeerige Beere = Lorbeere) tippen.

Das Wort wird ja zunehmend gebraucht,
eine Verdeutschung stünde uns Deutschen gut an,
oder zumindest die etwas deutschere Bezeichnung "Baccalaureus".
Wie man Bachelor ausspricht, wissen die meisten: Bätschler.
Aber wie betont man denn Baccalaureus:
a) Baccal-aureus
oder
b) Bacca-laureus?
Das hängt ja von der Etymologie ab.


Gruß,
Klaus.
Klaus Scholl
2006-03-13 00:57:19 UTC
Permalink
Post by Klaus Scholl
Intuitiv würde ich auf einen volkstümlichen Doppelmoppler (Tautologie)
Bacca-laureus (lorbeerige Beere = Lorbeere) tippen.
Nachtrag: Gemeint habe ich eher "lorige Beere" anstatt "lorbeerige Beere".
Denn Lorbeere ist ja auch zusammengesetzt aus laureus und Beere,
also die "lorige Beere", wobei lorig eben schon lorbeerig bedeutet,
d.h. im Wort Lorbeere steckt schon dieser Doppelmoppler drin!


Gruß.
Benjamin Spitschan
2006-03-13 09:59:18 UTC
Permalink
Post by Klaus Scholl
a) Baccal-aureus
oder
b) Bacca-laureus?
Das hängt ja von der Etymologie ab.
Wie soll denn Zuordnung des 'l' zu dem einen oder anderen Wortteil eine
unterschiedliche Betonung indizieren?

Grüße, Benjamin
Christian Hackl
2006-03-13 13:27:58 UTC
Permalink
Post by Klaus Scholl
Woher, meint Ihr, kommt das Wort Bachelor, es gibt ja verschiedene Thesen,
Laut Oxford-Etymologiewörterbuch vom altfranzösischen "bacheler", dessen
Herkunft unklar ist. Im Einleitungstext meines Stowassers wird dagegen
"bacalaureus" als Beispiel eines im mittelalterlichen Latein geprägten
Wortes genannt, von dem engl. "bachelor", "Junggeselle", abgeleitet ist,
"da die bacalaurei in der Regel unverheiratet waren". Im
Wörterverzeichnis steht es leider nicht.

Ich frage mich auch, wo dabei das hierzulande gebrauchte Wort
"Bakkalaureus" ins Spiel kommt. Vielleicht eine relatinisierende
Neubildung? In meinem deutschen eymologischen Wörterbuch steht es nicht.

Höchst mysteriös, das ganze.
Post by Klaus Scholl
oder zumindest die etwas deutschere Bezeichnung "Baccalaureus".
Hier auf der Uni ist die offizielle Schreibweise die mit "kk".
--
Christian Hackl
Gerd Thieme
2006-03-13 14:06:53 UTC
Permalink
Post by Christian Hackl
Im Einleitungstext meines Stowassers wird dagegen
"bacalaureus" als Beispiel eines im mittelalterlichen Latein geprägten
Wortes genannt, von dem engl. "bachelor", "Junggeselle", abgeleitet ist,
So sieht es der Collins auch:

engl. baccalaureate < mlat. baccalaureatus/baccalaureus < baccalarius
engl. bachelor < afrz. bacheler < vulgär-lat. baccalaris (< kelt.)

Dazu Irisch bachlach (Bauer).
Post by Christian Hackl
Ich frage mich auch, wo dabei das hierzulande gebrauchte Wort
"Bakkalaureus" ins Spiel kommt.
Zwischen Baccalaris (vermutl. Landarbeiter) und Baccalaureatus.

Gerd
--
Die Technik entwickelt sich vom Primitiven über das Komplizierte
zum Einfachen (Antoine de Saint-Exupéry)
Christian Hackl
2006-03-13 15:31:33 UTC
Permalink
Post by Gerd Thieme
engl. baccalaureate < mlat. baccalaureatus/baccalaureus < baccalarius
engl. bachelor < afrz. bacheler < vulgär-lat. baccalaris (< kelt.)
Dann ist die Herkunft von "bacheler" also doch nicht so unklar? Welcher
Quelle soll man da als Laie nur glauben? :)

Vielleicht ist gemeint, daß die Herkunft "baccalaris" der plausibelste
von mehreren verschiedenen Deutungsversuchen sei.
Post by Gerd Thieme
Dazu Irisch bachlach (Bauer).
Gibt's vielleicht sogar eine bekannte indogermanische Wurzel? Kommt es
gar von *bheu-, das laut Wörterbuch Urvater von dt. "bauen", gr.
"physis" und lat. "fuisse" ist?
--
Christian Hackl
Klaus Scholl
2006-03-13 16:41:53 UTC
Permalink
Post by Gerd Thieme
Post by Christian Hackl
Im Einleitungstext meines Stowassers wird dagegen
"bacalaureus" als Beispiel eines im mittelalterlichen Latein geprägten
Wortes genannt, von dem engl. "bachelor", "Junggeselle", abgeleitet ist,
engl. baccalaureate < mlat. baccalaureatus/baccalaureus < baccalarius
engl. bachelor < afrz. bacheler < vulgär-lat. baccalaris (< kelt.)
Dazu Irisch bachlach (Bauer).
Hmm, das ist ja interessant. Weiß man wie alt das Irische Wort ist?
So denn dieses irische Wort mit Baccalaureus verwandt ist,
dann scheint es mir morphologisch aus "bach" und "lach" zu bestehen,
was für die Beerlor-These ("Bacca" + "laureatus") spricht,
im Ggs. zur Goldstock-These ("Baculum" + "aureatus")

Aber nochmal zur Erinnerung: wie ist denn unser Wort "Lorbeer" entstanden,
steckt da nicht "laurea" drin? Häufig werden entsprechen den
zusammengesetzte deutsche Wörtern (Nom+Nom) im Lateinischen
ja zweiwortige Ausdrücke aus Nomen mit folgendem Adjektiv (Nom+Akk).
Genau dieses Schema sehe ich bei Lor-beer (die Beere des Lor-Gewächses,
lat. wohl Bacca laurea). "Die kleinen grüngelben Blütendolden
bringen glänzende, blauschwarze Beeren hervor."
Insofern ist es vielleicht gar keine Tautologie, sondern "Lorbeer/Bacca
laurea"
bezeichnete urspr. tatsächlich die Beere des Lorbeergewächses, welches
im Deutschen
später als Pars-pro-toto-Bezeichnung für das ganze Gewächs genommen wurde.
Sonst hätte man nur "Lor" gesagt.

Gruß.
Klaus Scholl
2006-03-13 22:54:01 UTC
Permalink
Post by Klaus Scholl
Aber nochmal zur Erinnerung: wie ist denn unser Wort "Lorbeer" entstanden,
steckt da nicht "laurea" drin? Häufig werden entsprechen den
zusammengesetzte deutsche Wörtern (Nom+Nom) im Lateinischen
ja zweiwortige Ausdrücke aus Nomen mit folgendem Adjektiv (Nom+Akk).
Genau dieses Schema sehe ich bei Lor-beer (die Beere des Lor-Gewächses,
lat. wohl Bacca laurea). "Die kleinen grüngelben Blütendolden
bringen glänzende, blauschwarze Beeren hervor."
Insofern ist es vielleicht gar keine Tautologie, sondern "Lorbeer/Bacca
laurea"
bezeichnete urspr. tatsächlich die Beere des Lorbeergewächses, welches
im Deutschen
später als Pars-pro-toto-Bezeichnung für das ganze Gewächs genommen wurde.
Sonst hätte man nur "Lor" gesagt.
Nachtrag: man sagt ja auch "Der muß sich seine Lorbeeren erst einmal
verdienen".
Martin Gerdes
2006-03-16 17:00:07 UTC
Permalink
Post by Gerd Thieme
Post by Christian Hackl
Im Einleitungstext meines Stowassers wird dagegen
"bacalaureus" als Beispiel eines im mittelalterlichen Latein geprägten
Wortes genannt, von dem engl. "bachelor", "Junggeselle", abgeleitet ist,
engl. baccalaureate < mlat. baccalaureatus/baccalaureus < baccalarius
engl. bachelor < afrz. bacheler < vulgär-lat. baccalaris (< kelt.)
Dazu Irisch bachlach (Bauer).
Post by Christian Hackl
Ich frage mich auch, wo dabei das hierzulande gebrauchte Wort
"Bakkalaureus" ins Spiel kommt.
Zwischen Baccalaris (vermutl. Landarbeiter) und Baccalaureatus.
Im Schwäbischen gibts das Wort "Bachel", das ich als Bezeichnung für
einen tölpelhaften Menschen kenne. Im Schwäbischen Wörterbuch wird das
Wort auf "Ba(c)chus" zurückgeführt, auch gebe es eine weibliche Form
"die Bachel" (kenne ich so nicht).

Ob das Wort "Bacchus" letztlich Bauer bedeutet, also eine Verbindung zu
dem oben genannten Wort existiert, kann ich aus meinen Wörterbüchern
nicht erklären (das ist ein Fall für Wolf). Ganz unplausibel erscheint
mir das aber nicht.

Horst Ruth
2006-03-13 20:21:36 UTC
Permalink
Post by Klaus Scholl
Woher, meint Ihr, kommt das Wort Bachelor, es gibt ja verschiedene Thesen,
Du Cange listet einige auf. Jedenfalls ist der Baccalarius oder
Baccalaureus seit dem 13. Jahrhundert der niedrigste akademische Grad an
der Uni. Anders als der Magister, der auch lehrt und ggf. zugleich in einer
der drei obern Fakultäten lehrt, ist er "nur" Student. In Freiburg wird er
auch erst als Bacc. in die Matrikel der Artisten aufgenommen.
Eine Ausnahme machen die Theologen, deren steiniger Weg zum Doktorat, den
meist nur angehende Profs vollenden, besonders lang ist. Hier gibt's als
untere Stufen der Dozentur drei Typen von Baccalaren oder Cursoren
(biblicus, sententiarum, formatus). Von diesem Sonderfall abgesehen, ist
der Bacc. die niederste Stufe des Akademikers; wenn er mit dem Grad schon
abgeht, grad so zum Pfaffen tauglich.


Gruß
HR
--
sunt nova grata tria: medicus, meretrix, melodia
Loading...