Discussion:
Warum Kiezdeutsch?
(zu alt für eine Antwort)
AMADOR GARCÍA TERCERO
2017-04-08 15:53:30 UTC
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Hallo :)

Gerade schreibe ich meine Masterarbeit zum Thema Kiezdeutsch und habe eine Umfrage erstellt. Ich würde gern eure Meinung zum Thema kennen. Es dauert nur 5 Minuten und es würde von großer Hilfe sein, da ich als Spanier kein Sprachgefühl dafür habe.

Ich bedanke mich im Voraus und wünsche euch einen schönen Tag noch.

Hier die Umfrage:

https://docs.google.com/a/usal.es/forms/d/1ia_PdtmF1kTcUTEER-LBEFFR5NWLmzAA9432e1pdHkQ/edit
René Marquardt
2017-04-09 17:00:49 UTC
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Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Detlef Meißner
2017-04-09 17:04:22 UTC
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Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Dazu das Buch "Isch geh Schulhof".
https://www.amazon.de/Isch-geh-Schulhof-Unerh%C3%B6rtes-Grundschullehrers/dp/3404606965

Detlef
Ralf Joerres
2017-04-10 16:12:56 UTC
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Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
kuxdu hier http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/professorin-heike-wiese-verteidigt-den-jugendslang-kiezdeutsch-a-824386.html

und hier http://www.bpb.de/apuz/32957/kiezdeutsch-ein-neuer-dialekt?p=all

mussdu googel mach heike wiese

rj
René Marquardt
2017-04-10 16:38:25 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
kuxdu hier http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/professorin-heike-wiese-verteidigt-den-jugendslang-kiezdeutsch-a-824386.html
und hier http://www.bpb.de/apuz/32957/kiezdeutsch-ein-neuer-dialekt?p=all
mussdu googel mach heike wiese
Wie bereits von Tommy Jaud alias Sean Brummel vermeldet:
"Einen Scheiss muss ich."
Ralf Joerres
2017-04-10 20:17:17 UTC
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Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?

Ralf Joerres
Detlef Meißner
2017-04-10 20:20:21 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Früher gab's auch schon den Kiez, aber noch keine Kanak-Sprak.

Möglich, dass heute im Kiez nur noch Kanak-Sprach gesprochen wird.

Detlef
Frank Hucklenbroich
2017-04-10 20:44:46 UTC
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Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Früher gab's auch schon den Kiez, aber noch keine Kanak-Sprak.
Und was wurde da gesprochen? Vermutlich war das zu der Zeit noch sehr
abhängig vom Dialekt in der jeweiligen Gegend. Wenn ich da an Köln denke,
und die damaligen Kiez-Größen (die heute z.T. Stadtführungen durchs
Rotlichtmillieu anbieten oder Bücher geschrieben haben), so haben die
sicher ein "kradiges" (=unterschichtmäßiges, primitives) Kölsch gesprochen,
während Hamburger Luden oder Münchner Strizzis sicher ihren eigenen Slang
hatten. Das war bestimmt nicht so einheitlich.
Post by Detlef Meißner
Möglich, dass heute im Kiez nur noch Kanak-Sprach gesprochen wird.
Chabos wissen wer der Babo ist, Brate!

SCNR,

Frank
Detlef Meißner
2017-04-10 21:06:33 UTC
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Post by Frank Hucklenbroich
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Früher gab's auch schon den Kiez, aber noch keine Kanak-Sprak.
Und was wurde da gesprochen? Vermutlich war das zu der Zeit noch sehr
abhängig vom Dialekt in der jeweiligen Gegend. Wenn ich da an Köln denke,
und die damaligen Kiez-Größen (die heute z.T. Stadtführungen durchs
Rotlichtmillieu anbieten oder Bücher geschrieben haben), so haben die
sicher ein "kradiges" (=unterschichtmäßiges, primitives) Kölsch gesprochen,
während Hamburger Luden oder Münchner Strizzis sicher ihren eigenen Slang
hatten. Das war bestimmt nicht so einheitlich.
Genau.
Post by Frank Hucklenbroich
Post by Detlef Meißner
Möglich, dass heute im Kiez nur noch Kanak-Sprach gesprochen wird.
Chabos wissen wer der Babo ist, Brate!
"Kiez-Sprache" ist offensichtlich ein "wissenschaftlicher" Begriff für
eine bestimmte/aktuelle Form der Jugendsprache.
Und klar, Sprachwissenschaftler müssen das erforschen.

Detlef
Christina Kunze
2017-04-11 04:51:11 UTC
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Post by Frank Hucklenbroich
Und was wurde da gesprochen? Vermutlich war das zu der Zeit noch sehr
abhängig vom Dialekt in der jeweiligen Gegend. Wenn ich da an Köln denke,
und die damaligen Kiez-Größen (die heute z.T. Stadtführungen durchs
Rotlichtmillieu anbieten oder Bücher geschrieben haben), so haben die
sicher ein "kradiges" (=unterschichtmäßiges, primitives) Kölsch gesprochen,
während Hamburger Luden oder Münchner Strizzis sicher ihren eigenen Slang
hatten. Das war bestimmt nicht so einheitlich.
Natürlich. Wer sich auskannte, konnte in Berlin an der Sprache erkennen,
aus welchem Bezirk jemand kam.

chr
Wolfgang Schwanke
2017-04-11 16:53:43 UTC
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Post by Frank Hucklenbroich
Vermutlich war das zu der Zeit noch sehr
abhängig vom Dialekt in der jeweiligen Gegend.
Türkenslang ist oft auch vom lokalen deutschen Dialekt beeinflusst.
--
John Peel is not enough

http://www.wschwanke.de/ http://www.fotos-aus-der-luft.de/
usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Matthias Opatz
2017-04-12 15:30:22 UTC
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Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Früher gab's auch schon den Kiez, aber noch keine Kanak-Sprak.
Möglich, dass heute im Kiez nur noch Kanak-Sprach gesprochen wird.
kiezdeutsch.de meint:
*Kiezdeutsch ist nicht* (ausschließlich) *Kanakspak*.
*Kanaksprak ist* (eine von vielen Varietäten von) *Kiezdeutsch*.

<http://www.kiezdeutsch.de/nichtnurkanak.html>

Matthias
René Marquardt
2017-04-12 15:41:29 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Früher gab's auch schon den Kiez, aber noch keine Kanak-Sprak.
Möglich, dass heute im Kiez nur noch Kanak-Sprach gesprochen wird.
*Kiezdeutsch ist nicht* (ausschließlich) *Kanakspak*.
*Kanaksprak ist* (eine von vielen Varietäten von) *Kiezdeutsch*.
<http://www.kiezdeutsch.de/nichtnurkanak.html>
Matthias
Dieses Infoportal ist ein Projekt des Lehrstuhls für Deutsche Sprache
der Gegenwart (Prof. Dr. Heike Wiese)
Detlef Meißner
2017-04-12 16:23:19 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Früher gab's auch schon den Kiez, aber noch keine Kanak-Sprak.
Möglich, dass heute im Kiez nur noch Kanak-Sprach gesprochen wird.
*Kiezdeutsch ist nicht* (ausschließlich) *Kanakspak*.
*Kanaksprak ist* (eine von vielen Varietäten von) *Kiezdeutsch*.
Also kann man nicht von *dem* Kiezdeutsch sprechen.
Und das ist meine Kritik.
Und deshalb halte ich den Fragebogen für äußerst seltsam. Und dann auch
noch für eine Magisterarbeit.

Detlef
René Marquardt
2017-04-10 20:36:07 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Kanak-sprak ist: ey alda was guggsu isch mach disch messah!
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
René Marquardt
2017-04-10 20:39:24 UTC
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Post by René Marquardt
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Kanak-sprak ist: ey alda was guggsu isch mach disch messah!
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
recte: "...aus die Sonne..."
Diedrich Ehlerding
2017-04-12 12:19:25 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by René Marquardt
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
recte: "...aus die Sonne..."
noch recter: "ausse Sonne"
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Florian Ritter
2017-04-12 19:05:37 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by René Marquardt
Post by René Marquardt
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
recte: "...aus die Sonne..."
noch recter: "ausse Sonne"
In Berlin: ... aus de Latüchte

FR
Detlef Meißner
2017-04-12 19:15:25 UTC
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Post by Florian Ritter
Post by Diedrich Ehlerding
Post by René Marquardt
Post by René Marquardt
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
recte: "...aus die Sonne..."
noch recter: "ausse Sonne"
In Berlin: ... aus de Latüchte
Das dürfte aber nicht auf Berlin beschränkt sein.

Kenne ich als "Geh mir aus der Latichte!"

Detlef
Detlef Meißner
2017-04-10 21:07:53 UTC
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Post by René Marquardt
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Kanak-sprak ist: ey alda was guggsu isch mach disch messah!
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
Früher vielleicht mal, un det auch nur in Berlin.

Detlef
Ralf Joerres
2017-04-10 21:48:19 UTC
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Post by René Marquardt
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Kanak-sprak ist: ey alda was guggsu isch mach disch messah!
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
Ich verstehe, was Du meinst. Heike Wiese nennt Deine 'Kanak-sprak'
Kiezdeutsch und hat darüber Bücher geschrieben. Der Begriff war bis
zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse im linguistischen Diskurs
noch nicht vergeben und sie hat ihn als Bezeichner für diese spezielle
Form von überregionaler Jugend- und Ausländer-Pidgin gewählt, auch weil
sie einen nicht-abwertenden Begriff dafür haben wollte.

'Kanak-sprak' ist vermutlich eine eher komödiantische Bezeichnung für
dasselbe Phänomen.

Was Du 'Kiezdeutsch' nennst, ist sone Art Versuch in Berliner Hinterhof-
Jargon, oder Berliner Stadtmundart, vielleicht auch authentisch, kann
ich nicht beurteilen.

Gruß Ralf Joerres
René Marquardt
2017-04-10 22:44:09 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Kanak-sprak ist: ey alda was guggsu isch mach disch messah!
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
Ich verstehe, was Du meinst. Heike Wiese nennt Deine 'Kanak-sprak'
Kiezdeutsch und hat darüber Bücher geschrieben. Der Begriff war bis
zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse im linguistischen Diskurs
noch nicht vergeben und sie hat ihn als Bezeichner für diese spezielle
Form von überregionaler Jugend- und Ausländer-Pidgin gewählt, auch weil
sie einen nicht-abwertenden Begriff dafür haben wollte.
Ich kann mir sicher auch ein paar passende Begriffe dazu ausdenken.
Jumigrahigrublahblah, zB.
Post by Ralf Joerres
'Kanak-sprak' ist vermutlich eine eher komödiantische Bezeichnung für
dasselbe Phänomen.
Mir wurde dieses Kompositum von türkischen Kollegen im Raum München vermittelt.
Post by Ralf Joerres
Was Du 'Kiezdeutsch' nennst, ist sone Art Versuch in Berliner Hinterhof-
Jargon, oder Berliner Stadtmundart, vielleicht auch authentisch, kann
ich nicht beurteilen.
Naja, _ich_ nenne das nicht Kiezdeutsch, sondern beschreibe nur, was mir
bei "Kiezdeutsch" ins geistige Ohr träufelt. Genannt hätte ich es "Berlinerisch",
und ob meine Darbietung desselben authentisch ist, kann ich nicht sagen.
Aber! Genau da hakt es mMn bei der Beschreibung "Kiezdeutsch": mit Kiez
verbinde ich nativ 95% Berlin, ein bissel Hamburg und Ende. Was sonst
noch so Kiez genannt wird, ist artifizierende Propaganda. Ein Dialekt ist
grundsätzlich geographisch gebunden, ein Soziolekt an soziale Schicht
und ein Jargon an andere Gruppen im weitesten Sinne. Kanak-Sprak ist
daher schon eine gehobene Bezeichnung für dieses Pidgin. Herabwürdigend
bis verächtlich machend wäre Kanakenjargon. Aber wenn man zu sich selbst
ehrlich ist, trifft es diese Bezeichnung genauer, deutlicher, bildhafter als
das gekünstelte "Kiezdeutsch".
Frank Hucklenbroich
2017-04-11 06:11:46 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Genau da hakt es mMn bei der Beschreibung "Kiezdeutsch": mit Kiez
verbinde ich nativ 95% Berlin, ein bissel Hamburg und Ende.
She ich genauso. Kein Kölner würde auf die Idee kommen, ein hiesiges
Stadtviertel als "Kiez" zu bezeichnen, es sei denn er ist aus Berlin
zugereist. Ansonsten sagt man eben "Viertel" oder auf Kölsch "Veedel".

Grüße,

Frank
Christina Kunze
2017-04-11 06:15:54 UTC
Permalink
Post by Frank Hucklenbroich
Post by René Marquardt
Genau da hakt es mMn bei der Beschreibung "Kiezdeutsch": mit Kiez
verbinde ich nativ 95% Berlin, ein bissel Hamburg und Ende.
She ich genauso. Kein Kölner würde auf die Idee kommen, ein hiesiges
Stadtviertel als "Kiez" zu bezeichnen, es sei denn er ist aus Berlin
zugereist. Ansonsten sagt man eben "Viertel" oder auf Kölsch "Veedel".
Ich finde "Kiezdeutsch" auch nicht gut, weil es in die Irre führt.
Aber "Vierteldeutsch" wäre auch sonderbar.

chr
Klaus Dahlwitz
2017-04-11 08:33:32 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Naja, _ich_ nenne das nicht Kiezdeutsch, sondern beschreibe nur, was mir
bei "Kiezdeutsch" ins geistige Ohr träufelt. Genannt hätte ich es "Berlinerisch",
und ob meine Darbietung desselben authentisch ist, kann ich nicht sagen.
Aber! Genau da hakt es mMn bei der Beschreibung "Kiezdeutsch": mit Kiez
verbinde ich nativ 95% Berlin, ein bissel Hamburg und Ende.
Als jemand, der ca. 2/3 seines bisherigen Lebens in Berlin und ca. 1/3
in Hamburg wohnte, verstehe ich unter Kiez ziemlich genau das, was in
<https://de.wikipedia.org/wiki/Kiez> in den ersten beiden Absätzen steht.

Klaus
Ralf Joerres
2017-04-12 09:36:26 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Kanak-sprak ist: ey alda was guggsu isch mach disch messah!
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
Ich verstehe, was Du meinst. Heike Wiese nennt Deine 'Kanak-sprak'
Kiezdeutsch und hat darüber Bücher geschrieben. Der Begriff war bis
zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse im linguistischen Diskurs
noch nicht vergeben und sie hat ihn als Bezeichner für diese spezielle
Form von überregionaler Jugend- und Ausländer-Pidgin gewählt, auch weil
sie einen nicht-abwertenden Begriff dafür haben wollte.
Ich kann mir sicher auch ein paar passende Begriffe dazu ausdenken.
Jumigrahigrublahblah, zB.
Post by Ralf Joerres
'Kanak-sprak' ist vermutlich eine eher komödiantische Bezeichnung für
dasselbe Phänomen.
Mir wurde dieses Kompositum von türkischen Kollegen im Raum München vermittelt.
Post by Ralf Joerres
Was Du 'Kiezdeutsch' nennst, ist sone Art Versuch in Berliner Hinterhof-
Jargon, oder Berliner Stadtmundart, vielleicht auch authentisch, kann
ich nicht beurteilen.
Naja, _ich_ nenne das nicht Kiezdeutsch, sondern beschreibe nur, was mir
bei "Kiezdeutsch" ins geistige Ohr träufelt. Genannt hätte ich es "Berlinerisch",
und ob meine Darbietung desselben authentisch ist, kann ich nicht sagen.
Aber! Genau da hakt es mMn bei der Beschreibung "Kiezdeutsch": mit Kiez
verbinde ich nativ 95% Berlin, ein bissel Hamburg und Ende. Was sonst
noch so Kiez genannt wird, ist artifizierende Propaganda. Ein Dialekt ist
grundsätzlich geographisch gebunden, ein Soziolekt an soziale Schicht
und ein Jargon an andere Gruppen im weitesten Sinne. Kanak-Sprak ist
daher schon eine gehobene Bezeichnung für dieses Pidgin. Herabwürdigend
bis verächtlich machend wäre Kanakenjargon. Aber wenn man zu sich selbst
ehrlich ist, trifft es diese Bezeichnung genauer, deutlicher, bildhafter als
das gekünstelte "Kiezdeutsch".
Sehe ich ähnlich, 'Kiezdeutsch' ist kuschelsprachlich und verharmlosend.
Zu meinen Azubis habe ich immer gesagt, 'hört auf mit eurem Kanakendeutsch',
das haben die immer verstanden, waren kurz empört und kamen - hoffentlich -
ins Nachdenken. Jedenfalls haben sie verstanden, dass ich dieses amputier-
te Holzhackerdeutsch nicht goutierte.

Ralf Joerres
U***@web.de
2017-04-12 14:13:21 UTC
Permalink
Moin,
Post by Ralf Joerres
Sehe ich ähnlich, 'Kiezdeutsch' ist kuschelsprachlich und verharmlosend.
Zu meinen Azubis habe ich immer gesagt, 'hört auf mit eurem Kanakendeutsch',
Das ist beleidigend für die hier https://fr.wikipedia.org/wiki/Kanak ,
zumal da Du kaum wirst belegen können, daß deren Sprache entscheidend
auf entgrammatisiertes Bildungsferndeutsch abgefärbt habe...

Gruß, ULF
René Marquardt
2017-04-12 14:31:35 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Moin,
Post by Ralf Joerres
Sehe ich ähnlich, 'Kiezdeutsch' ist kuschelsprachlich und verharmlosend.
Zu meinen Azubis habe ich immer gesagt, 'hört auf mit eurem Kanakendeutsch',
Das ist beleidigend für die hier https://fr.wikipedia.org/wiki/Kanak ,
zumal da Du kaum wirst belegen können, daß deren Sprache entscheidend
auf entgrammatisiertes Bildungsferndeutsch abgefärbt habe...
Gruß, ULF
Na, wenn wir die WP anbringen wollen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kanake_(Schimpfwort)#Kanak_Sprak
Bertel Lund Hansen
2017-04-12 16:35:58 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Das ist beleidigend für die hier
https://fr.wikipedia.org/wiki/Kanak , zumal da Du kaum wirst
belegen können, daß deren Sprache entscheidend auf
entgrammatisiertes Bildungsferndeutsch abgefärbt habe...
Ich glaube, dass das beleidigende Wort "Kanak" im Deutschen so
wohletabliert ist, dass man den Gebrauch nicht ändern kann. In
1968 oder -69 fuhr ich mit einigen Freunden durch Deutschland
nach Holland. Wir fuhren per Anhalter und übernächtete, wo es
möglich war. Die erste Nacht passierten wir eine Baustelle mit
vielen fahrbaren Bauhütten, und wir fragten, ob wir in einer
schlafen konnten. Die Antwort war nein. Als wir die Stelle
verliessen, fragte ein junger Mann, woher wir kamen, und als wir
"Dänemark" antwortete, wurden wir sofort eingeladen, und ein
Wagen wurde uns zu Verfügung gestellt. Den Abend brachten wir in
Hamburg zu mit den jungen Mann, der ein Sohn des
Baustellebesitzers war.

Als ich ihn fragte, warum sie erst nein gesagt hatten, antwortete
er: "Wir glaubten, dass ihr Kanaken seien", und er erklärte auf
meine auffolgende Frage, dass es "Leute aus Südeuropa" bedeutete.
Es war klar von der Erklärung und die folgende politische
Diskussion, dass er es sehr herablassend meinte.
--
Bertel, Dänemark
René Marquardt
2017-04-12 16:45:56 UTC
Permalink
Post by Bertel Lund Hansen
Als ich ihn fragte, warum sie erst nein gesagt hatten, antwortete
er: "Wir glaubten, dass ihr Kanaken seien", und er erklärte auf
meine auffolgende Frage, dass es "Leute aus Südeuropa" bedeutete.
Es war klar von der Erklärung und die folgende politische
Diskussion, dass er es sehr herablassend meinte.
Willst du mir jetzt noch erklaeren, wie man Daenen mit "Suedlaendern",
wie das heute so schoen romantisierend heisst in Dtl., verwechseln
kann?
Bertel Lund Hansen
2017-04-12 16:51:22 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Willst du mir jetzt noch erklaeren, wie man Daenen mit
"Suedlaendern", wie das heute so schoen romantisierend heisst
in Dtl., verwechseln kann?
Wir wunderten uns auch. Ich glaube, dass zwei Verhältnisse
bedeutend waren.
1. Es war ganz dunkel.
2. Sie vermuteten wohl, dass Dänen reich waren und nicht per
Anhalter und ohne organisierte Schlafstellen reisten.
--
Bertel, Dänemark
Sergio Gatti
2017-04-12 17:57:21 UTC
Permalink
Post by Bertel Lund Hansen
Post by René Marquardt
Willst du mir jetzt noch erklaeren, wie man Daenen mit
"Suedlaendern", wie das heute so schoen romantisierend heisst
in Dtl., verwechseln kann?
Wir wunderten uns auch. Ich glaube, dass zwei Verhältnisse
bedeutend waren.
1. Es war ganz dunkel.
2. Sie vermuteten wohl, dass Dänen reich waren und nicht per
Anhalter und ohne organisierte Schlafstellen reisten.
Verbesserung: Du glaubst, dass zwei Umstände entscheidend
(etwas schwächer: von Bedeutung) waren. Frage an die
Muttersprachler: Geht hier "bedeutend" auch? Ich finde es an
dieser Stelle unidiomatisch, aber ich kann mich irren.

Vielleicht sogar drei Umstände, falls ihr so blond wie Adolf
wart.

Aus der Perspektive eines Südländers (Übrigens: René, du
kannst mich mal): Fähre von Schweden nach Finnland, lange
vor dem EU-Beitritt. Während der Fahrt war ich mit einigen
gleichaltrigen Finnen ins Gespräch gekommen, die mir den gut
gemeinten Rat gaben: "Sag einfach nichts, wenn wir an den
Grenzbeamten vorbeigehen. Du siehst so blond aus, (Na ja,
damals stimmte es.) dass sie dich bestimmt für einen
Schweden oder Finnen halten und du wirst nicht
kontrolliert." Sie hatten recht. ;-)
René Marquardt
2017-04-12 18:05:13 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Aus der Perspektive eines Südländers (Übrigens: René, du
kannst mich mal)...
Icke? Habe ich mir das etwas ausgedacht, dass Kongolesen usw. als
"Suedlaender" beschrieben werden, als ob es sich um Italiener
oder Spanier handeln wuerde?
Florian Ritter
2017-04-12 19:19:05 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Aus der Perspektive eines Südländers (Übrigens: René, du
kannst mich mal)...
Icke?
Ja, Du! Und Du tätest gut daran, Dich rundum dafür zu
entschuldigen, auf der Welt zu sein - FR
Jakob Achterndiek
2017-04-12 18:17:42 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Bertel Lund Hansen
Wir wunderten uns auch. Ich glaube, dass zwei Verhältnisse
bedeutend waren. [..]
Verbesserung: Du glaubst, dass zwei Umstände entscheidend
(etwas schwächer: von Bedeutung) waren. Frage an die
Muttersprachler: Geht hier "bedeutend" auch? [..]
Als Phrase geläufiger, aber nicht schöner: "von Bedeutung".
"Entscheidend" wäre jedenfalls besser.
Seit Beginn der Elektrifizierung, also etwa ab 1880,
verbreitet sich auch die Metapher "ausschlaggebend".
--
j/\a
René Marquardt
2017-04-12 19:33:23 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Seit Beginn der Elektrifizierung, also etwa ab 1880,
verbreitet sich auch die Metapher "ausschlaggebend".
Ich haette da eher an den Ausschlag des Waagenbalkens gedacht.
Christina Kunze
2017-04-12 19:49:09 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Jakob Achterndiek
Seit Beginn der Elektrifizierung, also etwa ab 1880,
verbreitet sich auch die Metapher "ausschlaggebend".
Ich haette da eher an den Ausschlag des Waagenbalkens gedacht.
+ 1
Jakob Achterndiek
2017-04-12 23:09:58 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Jakob Achterndiek
Seit Beginn der Elektrifizierung, also etwa ab 1880,
verbreitet sich auch die Metapher "ausschlaggebend".
Ich haette da eher an den Ausschlag des Waagenbalkens gedacht.
+ 1
Ist +1 hier das algebraische Äquivalent zu "true"?
Dann schlage ich mal ein Gedankenexperiment vor:
Wenn ich einem Esel mit einer Diestel in den Hintern pieke,
dann schlägt der aus. Diese Erfahrung projiziere ich jetzt
auf die Statistik des Wortvorkommens von "ausschlaggebend" bei
NGRAM <http://tinyurl.com/lw9nad3> und komme zu dem Schluß:
Piekbare Esel in metaphernhöffiger Zahl gibt es offenbar erst
seit etwa 1880.
Ausschlagende Balkenwaagen dagegen hatten schon die alten Ägypter
<http://tinyurl.com/mgddjj9>, nur leider bis 1880 ohne Metapher.
:(
--
j/\a
René Marquardt
2017-04-12 23:26:27 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by René Marquardt
Post by Jakob Achterndiek
Seit Beginn der Elektrifizierung, also etwa ab 1880,
verbreitet sich auch die Metapher "ausschlaggebend".
Ich haette da eher an den Ausschlag des Waagenbalkens gedacht.
+ 1
Ist +1 hier das algebraische Äquivalent zu "true"?
Wenn ich einem Esel mit einer Diestel in den Hintern pieke,
dann schlägt der aus. Diese Erfahrung projiziere ich jetzt
auf die Statistik des Wortvorkommens von "ausschlaggebend" bei
Piekbare Esel in metaphernhöffiger Zahl gibt es offenbar erst
seit etwa 1880.
Ausschlagende Balkenwaagen dagegen hatten schon die alten Ägypter
<http://tinyurl.com/mgddjj9>, nur leider bis 1880 ohne Metapher.
:(
Mene mene tekel upharsin...
Gunhild Simon
2017-04-13 01:09:11 UTC
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... Diestel
Eigenartig. Die heißt Distel.
https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/disteln-fuer-blumenbeete-24601

Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.

Gruß
Gunhild
Andreas Karrer
2017-04-13 07:32:05 UTC
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Post by Gunhild Simon
... Diestel
Eigenartig. Die heißt Distel.
https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/disteln-fuer-blumenbeete-24601
Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
Hier nicht. "ie" scheint mir ungewöhnlich zu sein. Das
Aussprachebeispiel auf duden.de hat ein kurzes i, von den drei
Sprechern auf forvo.com hat nur einer ein leicht gelängtes.

Diese Aussprachebeispiele sind aber ohnehin unzuverlässig. Die
Sprechsituation ist eine ganz ungewöhnliche: Das Wort wird nicht im
Satzzusammenhang ausgesprochen, sondern als einzelnes Wort sozusagen
deklamiert, oft ist ein Bemühen des Sprechers zu hören, ein Wort
besonders deutlich auszusprechen, was aber leider einen Einfluss auf
die richtige Aussprache und Betonung hat.

Man sollte die Sprecher ganze Sätze oder Textabschnitte sprechen lassen
und das in Frage stehende Wort aus dem Audiofile rausschnipseln.


- Andi
Jakob Achterndiek
2017-04-13 10:34:11 UTC
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Post by Gunhild Simon
... Diestel
Eigenartig. Die heißt Distel.
https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/disteln-fuer-blumenbeete-24601
Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
Da fühle ich mich jetzt (bei allem schuldigen Dank) als
Sprecher einer "gemeinen Mundart" doppelt geniert: :(
| Die Hochdeutsche Mundart spricht das i in diesem Worte
| gern kurz aus, dagegen die gemeinen Mundarten es gemeinig-
| lich dehnen, als wenn es Diestel geschrieben wäre.
[ Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch: Die Distel. ]

Mit Dank und Gruß
j/\a
--
Martin Gerdes
2017-04-13 23:48:10 UTC
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Post by Gunhild Simon
... Diestel
Eigenartig. Die heißt Distel.
https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/disteln-fuer-blumenbeete-24601
Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
In Borealien. Sonst nicht.
Das verwandte engl. "thistle" spricht sich auch mit kurzem i.

Bei Forvo sprechen 3 deutsche Muttersprachler das Wort, einer spricht
das i lang (leider der erste), zweie kurz.
Diedrich Ehlerding
2017-04-14 06:33:39 UTC
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Post by Martin Gerdes
Post by Gunhild Simon
Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
In Borealien. Sonst nicht.
Hm - in meinem Borealien nicht, und auch sonst haben ich "Diestel"
eigentlich noch nie gehört. Ich hätte bei dieser Aussprache eher auf
Orientalo-Australgermanien, vulgo Austria, getippt - dort werden manche
kurzen Vokale geschlossen gesprochen, was auf einen Boreali wie mich dann
immer wirkt, als spächen sie den Vokal lang.
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Henning Sponbiel
2017-04-14 07:24:14 UTC
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Post by Diedrich Ehlerding
Post by Martin Gerdes
Post by Gunhild Simon
Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
In Borealien. Sonst nicht.
Hm - in meinem Borealien nicht, und auch sonst haben ich "Diestel"
eigentlich noch nie gehört. Ich hätte bei dieser Aussprache eher auf
Orientalo-Australgermanien, vulgo Austria, getippt - dort werden manche
kurzen Vokale geschlossen gesprochen, was auf einen Boreali wie mich dann
immer wirkt, als spächen sie den Vokal lang.
Hier Köln und nördlich kenne ich "Distel" und "Diestel". IIRC wird
beides benutzt.


Henning
Sergio Gatti
2017-04-14 08:33:09 UTC
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Post by Henning Sponbiel
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Martin Gerdes
Post by Gunhild Simon
Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
In Borealien. Sonst nicht.
Hm - in meinem Borealien nicht, und auch sonst haben ich "Diestel"
eigentlich noch nie gehört. Ich hätte bei dieser Aussprache eher auf
Orientalo-Australgermanien, vulgo Austria, getippt - dort werden manche
kurzen Vokale geschlossen gesprochen, was auf einen Boreali wie mich dann
immer wirkt, als spächen sie den Vokal lang.
Hier Köln und nördlich kenne ich "Distel" und "Diestel". IIRC wird
beides benutzt.
Ein gedrucktes "Wörterbuch der deutschen Aussprache" gibt
dir recht - kurz und offen oder lang und geschlossen. Leider
ohne regionale Angaben.
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2017-04-14 07:42:57 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
[Distel] Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
Hm - in meinem Borealien nicht, und auch sonst haben ich "Diestel"
eigentlich noch nie gehört. Ich hätte bei dieser Aussprache eher
auf Orientalo-Australgermanien, vulgo Austria, getippt [...]
Nein, ganz sicher nicht.
Post by Diedrich Ehlerding
[...] dort werden manche kurzen Vokale geschlossen gesprochen, was
auf einen Boreali wie mich dann immer wirkt, als spächen sie den
Vokal lang.
Dass Dir der kurze Vokal lang vorkommt mag ich freilich nicht
ausschließen. Er ist jednefalls kurz gemeint und klingt für uns auch
so.

Servus,
Stefan
--
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Offizieller Erstbesucher(TM) von mmeike

Der Traum vom großen Glück - Stefan: hopsen, welch geschmiertes Sehnen!
(Sloganizer)
U***@web.de
2017-04-15 14:46:57 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Martin Gerdes
Post by Gunhild Simon
Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
In Borealien. Sonst nicht.
Hm - in meinem Borealien nicht, und auch sonst haben ich "Diestel"
eigentlich noch nie gehört. Ich hätte bei dieser Aussprache eher auf
Orientalo-Australgermanien, vulgo Austria, getippt - dort werden manche
kurzen Vokale geschlossen gesprochen, was auf einen Boreali wie mich dann
immer wirkt, als spächen sie den Vokal lang.
Lange Aussprache wird hier beschrieben: https://de.wikipedia.org/wiki/Dehnungszeichen#Vorkommen

Gruß, ULF
Detlef Meißner
2017-04-14 07:14:31 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
... Diestel
Eigenartig. Die heißt Distel.
https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/disteln-fuer-blumenbeete-24601
Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
Vielleicht im Norden.
Die sagen ja auch Deeetleeef.

Detlef
Gunhild Simon
2017-04-14 07:24:57 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Gunhild Simon
... Diestel
Eigenartig. Die heißt Distel.
https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/disteln-fuer-blumenbeete-24601
Wird nur wie *Diestel ausgesprochen.
Vielleicht im Norden.
Die sagen ja auch Deeetleeef.
Deedel.

Ich bin zwar ein paar frühe Jahre in Hessen aufgewachsen, auch meine Eltern kamen aus
Hessen.
Dennoch kenne ich die Pflanze als *Diestel.
Die Schreibweise *Distel* ist mir eher
aus Supermarktregalen geläufig:
Distelöl.

Gruß
Gunhild
Christina Kunze
2017-04-13 04:22:37 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by René Marquardt
Post by Jakob Achterndiek
Seit Beginn der Elektrifizierung, also etwa ab 1880,
verbreitet sich auch die Metapher "ausschlaggebend".
Ich haette da eher an den Ausschlag des Waagenbalkens gedacht.
+ 1
Ist +1 hier das algebraische Äquivalent zu "true"?
Nein, das ist die Kurzform für "hier ist noch eine, die dieser Meinung ist".

chr
Roland Franzius
2017-04-13 07:33:50 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by René Marquardt
Post by Jakob Achterndiek
Seit Beginn der Elektrifizierung, also etwa ab 1880,
verbreitet sich auch die Metapher "ausschlaggebend".
Ich haette da eher an den Ausschlag des Waagenbalkens gedacht.
+ 1
Ist +1 hier das algebraische Äquivalent zu "true"?
Wenn ich einem Esel mit einer Diestel in den Hintern pieke,
dann schlägt der aus. Diese Erfahrung projiziere ich jetzt
auf die Statistik des Wortvorkommens von "ausschlaggebend" bei
Piekbare Esel in metaphernhöffiger Zahl gibt es offenbar erst
seit etwa 1880.
Ausschlagende Balkenwaagen dagegen hatten schon die alten Ägypter
<http://tinyurl.com/mgddjj9>, nur leider bis 1880 ohne Metapher.
:(
"Den Ausschlag geben" ist eine Formel der Politik bei Abstimmungen.
Demokratische Entscheidungen kamen auf den Gebieten des Reiches zwischen
1618 und 1871 allenfalls in Hamburg vor.

Interessant ist, das der Aussschlag - abgesehen vom Hautausschlag und
dem der Bäume zur Zeit - auch ein veralteter Begriff beim Fechten ist.

Wie immer bei einer guten Metapher, sie kommt auf und bleibt nur, wenn
sie mindestens mit drei Beinen auf der Erde steht.

So wie mit den ausschlaggebenden Balkenwaagen verhielt es sich mit den
Friedhöfen der Alten Ägypter, die gibts auch erst seit 1850.
--
Roland Franzius
Florian Ritter
2017-04-13 20:21:54 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Jakob Achterndiek
Wenn ich einem Esel mit einer Diestel in den Hintern pieke,
dann schlägt der aus. Diese Erfahrung projiziere ich jetzt
auf die Statistik des Wortvorkommens von "ausschlaggebend" bei
Piekbare Esel in metaphernhöffiger Zahl gibt es offenbar erst
seit etwa 1880.
Ausschlagende Balkenwaagen dagegen hatten schon die alten Ägypter
<http://tinyurl.com/mgddjj9>, nur leider bis 1880 ohne Metapher.
"Den Ausschlag geben" ist eine Formel der Politik bei Abstimmungen.
Demokratische Entscheidungen kamen auf den Gebieten des Reiches zwischen
1618 und 1871 allenfalls in Hamburg vor.
Frantischek wandelt mal wieder auf schmalem Brett.
In Conventen, Synoden &c. der Kirchen beispielsweise wurden sehr wohl
Entscheidungen durch Abstimmungen herbeigeführt - FR
Bertel Lund Hansen
2017-04-13 09:43:52 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Seit Beginn der Elektrifizierung, also etwa ab 1880,
verbreitet sich auch die Metapher "ausschlaggebend".
Im Dänischen ist "udslagsgivende" ganz üblich in vielen
Zusammenhängen.
--
Bertel, Dänemark
Florian Ritter
2017-04-12 19:14:13 UTC
Permalink
Post by Bertel Lund Hansen
Post by René Marquardt
Willst du mir jetzt noch erklaeren, wie man Daenen mit
"Suedlaendern", wie das heute so schoen romantisierend heisst
in Dtl., verwechseln kann?
Wir wunderten uns auch. Ich glaube, dass zwei Verhältnisse
bedeutend waren.
1. Es war ganz dunkel.
2. Sie vermuteten wohl, dass Dänen reich waren und nicht per
Anhalter und ohne organisierte Schlafstellen reisten.
April 1994 war ich im lit. Wilna/Vilnius und kam mit einem
Studenten ins Gespräch, der mir berichtete, im Vorjahr fast
ohne Geld Finnland, Schweden und weitere Länder bereist zu
haben. Das fand ich beeindruckend und gab ihm einen 50-DM-Schein
als Beitrag für seine Reisekasse. Er meinte, damit käme er
sommers leicht bis nach Frankreich - FR
Bertel Lund Hansen
2017-04-12 17:30:11 UTC
Permalink
Post by Bertel Lund Hansen
Es war klar von der Erklärung und die folgende politische
Diskussion, dass er es sehr herablassend meinte.
Es war klar von der Erklärung und der folgenden politischen
Diskussion, dass er es sehr herablassend meinte.
--
Bertel, Dänemark
René Marquardt
2017-04-10 23:15:54 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Ich verstehe, was Du meinst. Heike Wiese nennt Deine 'Kanak-sprak'
Kiezdeutsch und hat darüber Bücher geschrieben.
Ein Text, der lange vor Heike Wiese geschrieben wurde:

https://www.derweg.org/aktuell/deutschland/vollkrass/

Siehste, und deswegen sage ich doch: wenns nicht STEM/MINT ist, ist es
ausgedachter Unsinn ;)
Ralf Joerres
2017-04-12 09:48:45 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Ralf Joerres
Ich verstehe, was Du meinst. Heike Wiese nennt Deine 'Kanak-sprak'
Kiezdeutsch und hat darüber Bücher geschrieben.
https://www.derweg.org/aktuell/deutschland/vollkrass/
Siehste, und deswegen sage ich doch: wenns nicht STEM/MINT ist, ist es
ausgedachter Unsinn ;)
Ausgedacht oder ausgemacht? Ich finde Frau Wieses Arbeiten nicht
komplett unsinnig, die Regularitäten dieser Kreolsprache einmal zu
erarbeiten, ist interessant. Aber alles, was in Richtung verkrampfter
Hochbewertung dieses von ihr 'Dialekt' genannten Idioms geht, finde
ich absolut daneben. Ich finde das genauso sach-unangemessen wie eine
unreflektierte Hochbewertung der (literarischen) Sprache der Weimarer
Klassik.

Ralf Joerres
René Marquardt
2017-04-12 11:42:59 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Post by Ralf Joerres
Ich verstehe, was Du meinst. Heike Wiese nennt Deine 'Kanak-sprak'
Kiezdeutsch und hat darüber Bücher geschrieben.
https://www.derweg.org/aktuell/deutschland/vollkrass/
Siehste, und deswegen sage ich doch: wenns nicht STEM/MINT ist, ist es
ausgedachter Unsinn ;)
Ausgedacht oder ausgemacht? Ich finde Frau Wieses Arbeiten nicht
komplett unsinnig, die Regularitäten dieser Kreolsprache einmal zu
erarbeiten, ist interessant.
Komplett unsinnig würde ich nicht sagen, aber alles, was über den Umfang
des oben verlinkten Aufsatzes hinausgeht, ist schon wieder aufgeblasener
Unsinn.
Jakob Achterndiek
2017-04-12 12:09:53 UTC
Permalink
[..] Ich finde Frau Wieses Arbeiten nicht komplett unsinnig, die
Regularitäten dieser Kreolsprache einmal zu erarbeiten, ist
interessant.
Kiezdeutsch-Forscher sind die Koprophagen der Germanistik.
--
j/\a
Wolfgang Schwanke
2017-04-11 16:50:43 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Kanak-sprak ist: ey alda was guggsu isch mach disch messah!
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
Das Wort "Kanak-Sprak" ist die Erfindung eines einzelnen Herrn, den man
vielleicht auch nicht so sehr aufwerten muss.
--
John Peel is not enough

http://www.wschwanke.de/ http://www.fotos-aus-der-luft.de/
usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Frank Nitzschner
2017-04-15 14:27:43 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
Klingt nach dem Urvater aller Kiezdeutschen: Eckensteher Nante..
Und es gehört auch zum Markenzeichen der Kiezkneipe, in die
aller paar Wochen gegenüber dem Tierpark eingeritten wird.
Genauso wie der Handschlag vom Wirt, dessen gepflegte Beleidigungen
und der Wechsel der kompletten Kledasche am nächsten Tag. Weil alles
nach Fritteuse stinkt.. Aber sonst: Bier und Essen sind knorke!

Grüsse
Frank
Florian Ritter
2017-04-15 17:46:11 UTC
Permalink
Post by Frank Nitzschner
Post by René Marquardt
Kiezdeutsch ist: Hey, Manneken, Sie, wennse mir nuesch gleich
aus der Sonne gehn, ick waer Ihn' Miete berechnen!
Klingt nach dem Urvater aller Kiezdeutschen: Eckensteher Nante..
Und es gehört auch zum Markenzeichen der Kiezkneipe, in die
aller paar Wochen gegenüber dem Tierpark eingeritten wird.
Genauso wie der Handschlag vom Wirt, dessen gepflegte Beleidigungen
Es gab zwei Speiselokale mit Berliner Küche (Name mir nicht
momentan), eins am unteren Kudamm in der Meinekestr., eins
in der Verlängerung des oberen Kudamms - Hubertusallee? -,
deren Kellner waren von der Geschäftsleitung angewiesen,
ihrer Grobheit freien Lauf zu lassen.
So auch im Spreekeller in der Lietzenburger - ich kehrte
dort mit einem Außendienstler für sehr schweres Gerät ein.
Leider ließ sich dieser, zur Verschärfung aus Bielefeld
stammend, zur Frage hinreißen: Was haben Sie denn hier
für Bier?
Worauf der Kellner gelangweilt die Augen gen Himmel schlug
und sprach: Seit swölf Jahre det gleiche.

FR
René Marquardt
2017-04-15 20:18:40 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
So auch im Spreekeller in der Lietzenburger - ich kehrte
dort mit einem Außendienstler für sehr schweres Gerät ein.
Leider ließ sich dieser, zur Verschärfung aus Bielefeld
stammend, zur Frage hinreißen: Was haben Sie denn hier
für Bier?
Worauf der Kellner gelangweilt die Augen gen Himmel schlug
und sprach: Seit swölf Jahre det gleiche.
"Dann hätte ich gerne ein kloines Bier!"

Kriegt man dies serviert:

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Florian Ritter
2017-04-16 10:50:29 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Florian Ritter
So auch im Spreekeller in der Lietzenburger - ich kehrte
dort mit einem Außendienstler für sehr schweres Gerät ein.
Leider ließ sich dieser, zur Verschärfung aus Bielefeld
stammend, zur Frage hinreißen: Was haben Sie denn hier
für Bier?
Worauf der Kellner gelangweilt die Augen gen Himmel schlug
und sprach: Seit swölf Jahre det gleiche.
"Dann hätte ich gerne ein kloines Bier!"
Ich bekomme die Hähnchenbrust Madras und ein kleines Helles.
Post by René Marquardt
http://i.imgur.com/2UVL6ac.jpg
Jungedi, der Tisch hat aber eine oberflächenmäßige
Überarbeitung dringend nötig.

Gesegnetes Osterfest in die Runde: FR
Gunhild Simon
2017-04-16 14:13:09 UTC
Permalink
Am Sonntag, 16. April 2017 12:50:30 UTC+2 schrieb Florian Ritter:

...
Post by Florian Ritter
Gesegnetes Osterfest in die Runde: FR
Danke sehr.

Ich schließe mich an.
Gunhild
Matthias Opatz
2017-04-18 08:54:50 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
"Dann hätte ich gerne ein kloines Bier!"
http://i.imgur.com/2UVL6ac.jpg
Mein Gott, wieviel ist denn das? Ich tippe mal auf einen Zehntelliter,
der anderswo als "sto gram" in Form von Wodka eingenommen wird.

Matthias Opatz
2017-04-12 13:37:33 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by René Marquardt
Die aufgeführten Beispiele sind kein Kiezdeutsch sondern Kanak-Sprak.
Jetzt mal im Ernst: Gibt's da für Dich einen Unterschied?
Das hängt maßgeblich vom jeweiligen Kiez ab.

Matthias
Carsten Thumulla
2017-04-09 17:32:47 UTC
Permalink
Post by AMADOR GARCÍA TERCERO
Gerade schreibe ich meine Masterarbeit zum Thema Kiezdeutsch
frag mal den Kiezbusch


ct
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