Wendepunkt

[Stefan Ram]

Agenturmeldung oder Presseartikel zitiert jemanden:

|Es ist ein Wendepunkt erreicht, an dem die Zunahme der
|Ladendiebstähle eine besondere Dimension annimmt

. Für mich wäre ein Wendepunkt einer, an den sich die Richtung
der Änderung der Anzahl der Ladendiebstähle ändert, und nicht
einer, an dem sie beibehalten wird. Aber vielleicht bin ich da
durch meine Beschäftigung mit Kurvendiskussionen zu mathematisch.

[Stefan+ (Stefan Froehlich)]

Post by Stefan Ram
|Es ist ein Wendepunkt erreicht, an dem die Zunahme der
|Ladendiebstähle eine besondere Dimension annimmt
Für mich wäre ein Wendepunkt einer, an den sich die Richtung der
Änderung der Anzahl der Ladendiebstähle ändert, und nicht einer,
an dem sie beibehalten wird. Aber vielleicht bin ich da durch
meine Beschäftigung mit Kurvendiskussionen zu mathematisch.

Die Zunahme der Ladendiebstähle ist dL/dt, wo die "eine besondere
Dimension" (ich interpretiere das als: ein Maximum) annimmt, ist
d^2L/dt^2 == 0. Das ist doch eigentlich genau die mathematische
Definition eines Wendepunkts.

Mich stört der Satz dennoch, weil ich umgangssprachlich das Wort
"Wendepunkt" eher synonym zu "Minimum" oder "Maximum" gewohnt bin:
"Die Zahl der Ladendiebstähle stieg über Jahrzehnte, bis sie seit
einem Wendepunkt im Jahr 2014 endlich wieder im Fallen begriffen
ist". Das mag mathematisch Humbug sein, rein sprachlich halte ich es
aber gar nicht einmal für schlecht, da "Maximum" die Betonung auf
den Höchstwert lenkt, während "Wendepunkt" die Trendänderung in den
Vordergrund stellt.

Servus,
Stefan

[Joerg Mertens]

Post by Stefan Ram
|Es ist ein Wendepunkt erreicht, an dem die Zunahme der
|Ladendiebstähle eine besondere Dimension annimmt
. Für mich wäre ein Wendepunkt einer, an den sich die Richtung
der Änderung der Anzahl der Ladendiebstähle ändert, und nicht
einer, an dem sie beibehalten wird. Aber vielleicht bin ich da
durch meine Beschäftigung mit Kurvendiskussionen zu mathematisch.

Dann ist es eben ein Wendepunkt in der zweiten Ableitung.