Discussion:
"abgezockt"... *kopfschüttel*
(zu alt für eine Antwort)
pointtom
2010-08-10 06:35:35 UTC
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Hallo,

gerade eben wurde wieder mal im TV über eine junge, unerfahrene
Schwimmerin berichtet, die ihr Rennen "ganz abgezockt" gewonnen habe...

Wurde die Arme vor ihrem Sieg vielleicht von einem Trickbetrüger reingelegt?

Nein; natürlich meinten die Autoren in Wahrheit: "ganz abgebrüht".

Langsam nervt mich dieses dümmliche Nachplappern inhaltsloser
Sprachmoden in den Medien.

bye
Thomas
Matthias Opatz
2010-08-10 10:12:33 UTC
Permalink
Post by pointtom
gerade eben wurde wieder mal im TV über eine junge, unerfahrene
Schwimmerin berichtet, die ihr Rennen "ganz abgezockt" gewonnen habe...
Wurde die Arme vor ihrem Sieg vielleicht von einem Trickbetrüger reingelegt?
Nein; natürlich meinten die Autoren in Wahrheit: "ganz abgebrüht".
Langsam nervt mich dieses dümmliche Nachplappern inhaltsloser
Sprachmoden in den Medien.
Ich empfinde es als unauffällig. Es ist ein anderes Wort für clever.

Davon abgesehen, dass es als Zitat sowieso stehenbleiben muss.


Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. ==
Lothar Frings
2010-08-10 10:18:38 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by pointtom
gerade eben wurde wieder mal im TV über eine junge, unerfahrene
Schwimmerin berichtet, die ihr Rennen "ganz abgezockt" gewonnen habe...
Wurde die Arme vor ihrem Sieg vielleicht von einem Trickbetrüger reingelegt?
Nein; natürlich meinten die Autoren in Wahrheit: "ganz abgebrüht".
Langsam nervt mich dieses dümmliche Nachplappern inhaltsloser
Sprachmoden in den Medien.
Ich empfinde es als unauffällig. Es ist ein anderes Wort für clever.
Davon abgesehen, dass es als Zitat sowieso stehenbleiben muss.
Mich stört es auch nicht, aber aus dem OP geht nicht
hervor, daß es ein Zitat ist.
Kurt Schacknies
2010-08-10 21:45:12 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Davon abgesehen, dass es als Zitat sowieso stehenbleiben muss.
Der Redakteur hat also einen guten Job gemacht.

Kurt Schacknies
Werner Tann
2010-08-11 08:05:51 UTC
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Post by Kurt Schacknies
Post by Matthias Opatz
Davon abgesehen, dass es als Zitat sowieso stehenbleiben muss.
Der Redakteur hat also einen guten Job gemacht.
Nein, weil Massenmedien als Realitätskonstrukteure sich überlegen
sollten, welchen Dreck sie zitieren. Was sie vorsagen, ob selbst
formuliert oder zitiert, beten am nächsten Tag Tausende nach. Unwörter
und manche schlechten Formulierungen haben eine diabolische
Attraktivität, scheint's.
Matthias Opatz
2010-08-11 09:25:51 UTC
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Post by Werner Tann
Nein, weil Massenmedien als Realitätskonstrukteure sich überlegen
sollten, welchen Dreck sie zitieren.
Nun komm mal wieder runter. "Abgezockt [handeln]" mag salopp sein,
aber mehr auch nicht.

Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
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Werner Tann
2010-08-11 10:44:41 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Nun komm mal wieder runter. "Abgezockt [handeln]" mag salopp sein,
aber mehr auch nicht.
"Sinn machen", "einen guten Job getan haben" und die "notleidenden
Banken" sind auch sämtlich cool und salopp. Was sagt uns das nun? Daß
mich Saloppheit und Verbreitung in der Journaille nicht interessieren,
wenn ich über gute Sprache nachdenke. Und bevor Du jetzt fragst, wie
ich Güte definiere ... das ist einfach: das Gegenteil tut mir weh. Und
nein, das ist kein Übertreiben meiner Gefühle zum universellen
Postulat, zumindest nicht weniger als Deine universelle Akzeptanz der
Saloppheit.
Kurt Schacknies
2010-08-11 13:27:52 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Kurt Schacknies
Post by Matthias Opatz
Davon abgesehen, dass es als Zitat sowieso stehenbleiben muss.
Der Redakteur hat also einen guten Job gemacht.
Nein, weil Massenmedien als Realitätskonstrukteure sich überlegen
sollten, welchen Dreck sie zitieren. Was sie vorsagen, ob selbst
formuliert oder zitiert, beten am nächsten Tag Tausende nach. Unwörter
und manche schlechten Formulierungen haben eine diabolische
Attraktivität, scheint's.
Gemach, gemach. "Einen guten Job gemacht" war ein Stilzitat und ironisch
gemeint.

KS
Werner Tann
2010-08-11 13:44:48 UTC
Permalink
Post by Kurt Schacknies
Post by Werner Tann
Post by Kurt Schacknies
Der Redakteur hat also einen guten Job gemacht.
Nein, weil Massenmedien als Realitätskonstrukteure sich überlegen
sollten, welchen Dreck sie zitieren. Was sie vorsagen, ob selbst
formuliert oder zitiert, beten am nächsten Tag Tausende nach. Unwörter
und manche schlechten Formulierungen haben eine diabolische
Attraktivität, scheint's.
Gemach, gemach. "Einen guten Job gemacht" war ein Stilzitat und ironisch
gemeint.
Das habe ich a) verstanden (ich habe es im heutigen Parallelposting
aufgegriffen), und b) habe ich auf die Aussage geantwortet, nicht die
Form. Das "Nein" war also eine Zustimmung zur Ironie und eine
Ablehnung der ironisierten Aussage. ;-)
Michael Schumacher
2010-08-10 11:37:17 UTC
Permalink
Post by pointtom
gerade eben wurde wieder mal im TV über eine junge, unerfahrene
Schwimmerin berichtet, die ihr Rennen "ganz abgezockt" gewonnen habe...
Wurde die Arme vor ihrem Sieg vielleicht von einem Trickbetrüger reingelegt?
Nein; natürlich meinten die Autoren in Wahrheit: "ganz abgebrüht".
Langsam nervt mich dieses dümmliche Nachplappern inhaltsloser
Sprachmoden in den Medien.
Wenn Du schon "abgezockt" mit Trickbetrügern assoziierst, müßte
Dich "abgebrüht" doch noch viel eher irritieren -- hat da etwa
eine Brühwurst ihre Bahnen durchs heiße Badewasser gezogen?

Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".


mike
Michael Pronay
2010-08-10 11:44:54 UTC
Permalink
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverÇÏn", "unbeeindruckt".
Interessant. Hier in AT kennt man den Begriff nur in den Bedeutung
"betrogen", MUSEN halt.

M.
Rike Kunze
2010-08-10 11:48:26 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverÇÏn", "unbeeindruckt".
Interessant. Hier in AT kennt man den Begriff nur in den Bedeutung
"betrogen", MUSEN halt.
Gleiches in Berlin. "Abzocken" heißt betrügen.
Extrabedeutungen für "abgezockt" kenne ich nicht.

-ri"Ist doch allet eine große Abzocke hier!"ke
Matthias Opatz
2010-08-10 12:08:18 UTC
Permalink
Post by Rike Kunze
"Abzocken" heißt betrügen.
Das hat keiner bestritten.

Abfahren heißt schließlich auch, einen Ort (fahrend) zu ferlassen.

Und doch bedeutet abgefahren /auch/ etwas anderes. Die Bedeutung
ergibt sich aus dem Kontext.
Post by Rike Kunze
Extrabedeutungen für "abgezockt" kenne ich nicht.
Schau Dir mal die Fundstellen im Leipziger Wortschatz* an, die sind
zahlreich und die meisten haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel.
Geschätzt ein Drittel bezieht sich auf Bedeutungen rund um "clever".
Hättest Du die wirklich alle missverstanden (einige stammen von
berlinonline.de - das ist die "Berliner Zeitung").

*) http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-portal/de/wort_www?site=208&Wort_id=3147565
(auf "weitere Beispiele" klicken, dann auf "folgende Seite" usw.)

Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
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Oliver Cromm
2010-08-10 12:33:40 UTC
Permalink
Matthias Opatz *
Post by Matthias Opatz
Post by Rike Kunze
Extrabedeutungen für "abgezockt" kenne ich nicht.
Schau Dir mal die Fundstellen im Leipziger Wortschatz* an, die sind
zahlreich und die meisten haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel.
Geschätzt ein Drittel bezieht sich auf Bedeutungen rund um "clever".
Hättest Du die wirklich alle missverstanden (einige stammen von
berlinonline.de - das ist die "Berliner Zeitung").
Danke, das bestätigt mir, daß es sich um ein Sportwort handelt. *Alle*
Einträge in der Bedeutung, bei denen ich den Kontext herauslesen kann
- und das sind fast alle - haben mit Sport zu tun (enthalten Wörter wie
Trainer, Länderspiel, Team, Podolski, Torjäger ...)

Ein Zitat:

| Hut ab vor Angerer, wie er dann auf der Zielgeraden den Schweden
| abgezockt hat.

Im Sport ist dann wohl jemand "abgezockt", wenn er andere abzockt.
--
There is a full-scale war going on, except nobody calls it a war.
Offically, it's an anti-terrorist campaign. But no matter what the
politicians call it, it's a battleground.
Simon Templar in "The Sign of the Claw" (1964)
Matthias Opatz
2010-08-10 12:27:42 UTC
Permalink
Post by Rike Kunze
"Abzocken" heißt betrügen.
Das hat keiner bestritten.

Abfahren heißt schließlich auch, einen Ort (fahrend) zu verlassen.

Und doch bedeutet abgefahren /auch/ etwas anderes. Die Bedeutung
ergibt sich aus dem Kontext.
Post by Rike Kunze
Extrabedeutungen für "abgezockt" kenne ich nicht.
Schau Dir mal die Fundstellen im Leipziger Wortschatz* an, die sind
zahlreich und die meisten haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel.
Geschätzt ein Drittel bezieht sich auf Bedeutungen rund um "clever".
Hättest Du die wirklich alle missverstanden (einige stammen von
berlinonline.de - das ist die "Berliner Zeitung").

*)
http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-portal/de/wort_www?site=208&Wort_id=3147565
(auf "weitere Beispiele" klicken, dann auf "folgende Seite" usw.)

Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
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Rike Kunze
2010-08-10 12:50:52 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Rike Kunze
"Abzocken" heißt betrügen.
Das hat keiner bestritten.
Abfahren heißt schließlich auch, einen Ort (fahrend) zu verlassen.
Und doch bedeutet abgefahren /auch/ etwas anderes. Die Bedeutung
ergibt sich aus dem Kontext.
Ja, ich wollte nur sichergehen, dass wir so weit alle das gleiche
darunter verstehen.
Post by Matthias Opatz
Post by Rike Kunze
Extrabedeutungen für "abgezockt" kenne ich nicht.
Schau Dir mal die Fundstellen im Leipziger Wortschatz* an, die sind
zahlreich und die meisten haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel.
Geschätzt ein Drittel bezieht sich auf Bedeutungen rund um "clever".
Hättest Du die wirklich alle missverstanden (einige stammen von
berlinonline.de - das ist die "Berliner Zeitung").
*)
http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-portal/de/wort_www?site=208&Wort_id=3147565
(auf "weitere Beispiele" klicken, dann auf "folgende Seite" usw.)
Wie gesagt, ich kenne das Wort in dieser Verwendung
nicht, deshalb hätte ich mich bestimmt gewundert.
Meist ist ja klar, was das Wort da bedeuten müsste
(und so weit denken kann ich gerade nocht), aber
wenn ein Kapitän sagt, seine Mannschaft sei noch
nicht abgezockt genug, dann hätte ich wahrscheinlich
erst auf eine merkwürdige "bevor es besser wird, muss
es schlimmer werden"-Philosophie getippt.



Vielleicht habe ich einfach nicht genug mit Sport zu tun.

-rike
Lothar Frings
2010-08-10 12:56:37 UTC
Permalink
Post by Rike Kunze
Wie gesagt, ich kenne das Wort in dieser Verwendung
nicht, deshalb hätte ich mich bestimmt gewundert.
Meist ist ja klar, was das Wort da bedeuten müsste
(und so weit denken kann ich gerade nocht), aber
wenn ein Kapitän sagt, seine Mannschaft sei noch
nicht abgezockt genug, dann hätte ich wahrscheinlich
erst auf eine merkwürdige "bevor es besser wird, muss
es schlimmer werden"-Philosophie getippt.
So wie ich das Wort kenne, würde der Käptn
das nicht sagen, weil es einen deutlich negativen
Beiklang hat.
Rike Kunze
2010-08-10 13:15:49 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Post by Rike Kunze
Wie gesagt, ich kenne das Wort in dieser Verwendung
nicht, deshalb hätte ich mich bestimmt gewundert.
Meist ist ja klar, was das Wort da bedeuten müsste
(und so weit denken kann ich gerade nocht), aber
wenn ein Kapitän sagt, seine Mannschaft sei noch
nicht abgezockt genug, dann hätte ich wahrscheinlich
erst auf eine merkwürdige "bevor es besser wird, muss
es schlimmer werden"-Philosophie getippt.
So wie ich das Wort kenne, würde der Käptn
das nicht sagen, weil es einen deutlich negativen
Beiklang hat.
Finde ich auch, denn für mich heißt "Wir sind noch
nicht abgezockt genug", dass die Mannschaft noch
nicht genug verloren hat (eigentlich, dass sie
noch nicht genug betrogen wurde; schief, das).

Wenn aber "abgezockt" auch "'nervenstark',
'souverän', 'unbeeindruckt'" bedeutet (wie Michael
gesagt hat), dann dürfte das hier eine positive
Bedeutung haben, die mir einfach bisher nicht
bekannt war. Und die anscheinend im Sport
verbreitet ist.

-rike
Michael Schumacher
2010-08-10 17:46:38 UTC
Permalink
Post by Rike Kunze
Post by Lothar Frings
Post by Rike Kunze
Wie gesagt, ich kenne das Wort in dieser Verwendung
nicht, deshalb hätte ich mich bestimmt gewundert.
Meist ist ja klar, was das Wort da bedeuten müsste
(und so weit denken kann ich gerade nocht), aber
wenn ein Kapitän sagt, seine Mannschaft sei noch
nicht abgezockt genug, dann hätte ich wahrscheinlich
erst auf eine merkwürdige "bevor es besser wird, muss
es schlimmer werden"-Philosophie getippt.
So wie ich das Wort kenne, würde der Käptn
das nicht sagen, weil es einen deutlich negativen
Beiklang hat.
Es würde MUSEN einfach nicht passen: eine Crew kann zwar
erfahren sein, aber "abgezockt"??! Neeee...
Post by Rike Kunze
Finde ich auch, denn für mich heißt "Wir sind noch
nicht abgezockt genug", dass die Mannschaft noch
nicht genug verloren hat (eigentlich, dass sie
noch nicht genug betrogen wurde; schief, das).
Bei Mannschaftssportarten kann "Abgezocktheit" sowohl posi- als
auch negativ gemeint sein. Positiv wäre bei einem Fußball-Team
die Erfahrung, nicht einfach "blind nach vorne zu spielen", oder
bei z.B. einen "Vorsprung zu verteidigen", indem man den Ball
"in den eigenen Reihen hält", oder "geduldig auf Konter-Chancen
wartet", etc. Negativ ist es aber, wenn man die Erfahrung dazu
benutzt, beim Wegschauen der Schiris üble Fouls zu begehen, oder
auch im Wissen, daß die Schiris hinschauen, bei der kleinsten
"Feindberührung" den "sterbenden Schwan" zu mimen, um dadurch zu
Vorteilen für die eigene Mannschaft zu kommen ("Schinden von
Frei- und Strafstößen", "Karten herausholen", etc.).

Bei Einzelsportlern (und in allen anderen Fällen, in denen das
Attribut "abgezockt" sinnvoll verwendet werden kann) würde ich
die "Abgezocktheit" eher positiv bewerten, selbst wenn damit
eine gewisse "Schlitzohrigkeit" (also Cleverness, aber keine
Anwendung fauler Tricks!) verbunden oder gemeint ist. Meistens
ergibt sich aus dem Kontext, wie die "Abgezocktheit" letztlich
zu interpretieren ist. Das betrifft aber nur die Pragmatik, denn
die Semantik ist in beiden Fällen exakt dieselbe.


mike
pointtom
2010-08-11 08:13:27 UTC
Permalink
Post by Rike Kunze
Wenn aber "abgezockt" auch "'nervenstark',
'souverän', 'unbeeindruckt'" bedeutet (wie Michael
gesagt hat), dann dürfte das hier eine positive
Bedeutung haben, die mir einfach bisher nicht
bekannt war. Und die anscheinend im Sport
verbreitet ist.
-rike
Die schiefe Verwendung des Begriffs "abgezockt" statt "abgebrüht" findet
man zunehmend in allen Bereichen, sie ist nicht auf den Sport beschränkt
(inwieweit dessen Redakteure vielleicht nicht immer zu den
Wortsensibelsten gehören, kann ich allerdings nur vermuten ;-).
Aufgefallen ist es mir zunächst besonders in der Jugendsprache.

bye
Thomas
Michael Schumacher
2010-08-10 16:49:24 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Interessant. Hier in AT kennt man den Begriff nur in den Bedeutung
"betrogen", MUSEN halt.
"Jemanden abzocken" (ihn "übervorteilen" -- schreckliches Wort!),
bzw. "von jemandem abgezockt ("über den Tisch gezogen") werden"
hat natürlich auch bei uns die Bedeutung von "betrügen".

"Abgezockt sein" ist aber semantisch etwas ganz anderes, obwohl es
zweifellos denselben Ursprung hat: wer "abgezockt ist", kennt eben
die (Karten-) Tricks der anderen, und ist ihnen deshalb überlegen.
Und daher kommen folglich die o.g. Attribute.

Wie nennt man denn in AT oder CH solch einen "ausgebufften" Typen?
In Bayern sagt man, glaub ich, ein "ausgefuchster Hund", oder?


mike
Michael Pronay
2010-08-10 18:04:37 UTC
Permalink
Post by Michael Schumacher
Wie nennt man denn in AT oder CH solch einen "ausgebufften" Typen?
In Bayern sagt man, glaub ich, ein "ausgefuchster Hund", oder?
Ausgekocht, mit allen Wassern gewaschen, ausgefuchst. Mir geht
"abgezockt" in dieser Bedeutung jedenfalls nicht ab.

M.
pointtom
2010-08-11 08:13:12 UTC
Permalink
Post by Michael Schumacher
"Abgezockt sein" ist aber semantisch etwas ganz anderes, obwohl es
zweifellos denselben Ursprung hat: wer "abgezockt ist", kennt eben
die (Karten-) Tricks der anderen, und ist ihnen deshalb überlegen.
Und daher kommen folglich die o.g. Attribute.
Kannst Du mir eine einigermaßen "offizielle" Quelle nennen, aus der das
hervorgehen soll?

"Abgezockt sein" ist m.E. sprachlich ganz klar zunächst mal immer das
"einem Abzocker zum Opfer gefallen sein", niemals eine eigene Qualität.

Der Ton, in dem die (in meinen Augen falsche) Verwendung von "abgezockt"
erfolgt, ist immer deutlich bewundernd, und somit meines Erachtens nicht
in Übereinstimmung zu bringen mit einem bloßen durch Schaden erweiterten
Erfahrungshorizont ("er wurde abgezockt und ist jetzt schlauer geworden").

Wäre ein solcher Vorfall wirklich etwas, was wir bewundern würden?

Oder bewundern wir nicht vielmehr tatsächlich das Abgebrühtsein, wenn
jemand unter widrigen Umständen eine Aufgabe souverän und cool
gemeistert hat?

Aber es mag sein, daß das gemeinsame Element "Erfahrung" tatäschlich zu
der sprachlichen Verwendungsunschärfe beigetragen hat.

bye
Thomas
Matthias Opatz
2010-08-11 09:28:27 UTC
Permalink
Post by pointtom
"Abgezockt sein" ist m.E. sprachlich ganz klar zunächst mal immer das
"einem Abzocker zum Opfer gefallen sein", niemals eine eigene Qualität.
"Abgezockt werden" und "abgezockt worden sein" schon.

"Abgezockt sein" hat hingegen ein Eigenleben entwickelt. Das ist etwas,
was Sprache schon tut, seit es sie gibt: sich wandeln.

Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. ==
Werner Tann
2010-08-11 10:44:41 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
"Abgezockt sein" hat hingegen ein Eigenleben entwickelt. Das ist etwas,
was Sprache schon tut, seit es sie gibt: sich wandeln.
Die Frage ist, wie der konkrete Wandel ensteht und ob man bestimmte
Neubildungen durch Nicht-Verwendung und durch explizite Kritik an
weiterer Verbreitung hindern kann ... So ganz pessimistisch bin da
nicht. Das System regelt sich selbst. Je öfter Sprecher und Schreiber
für bestimmte Verwendungen ausgelacht werden, desto geringer wird die
Wahrscheinlichkeit zur Tatwiederholung. Es haben mal ein paar
Obercoole (zumindest im Usenet) versucht, davon zu stammeln, daß sie
einen Intel Pentium III "fahren" - was ihnen regelmäßig den Spott der
Gemeinde eingetragen hat. Weshalb sich dieses blödsinnige Idiom auch
nie durchsetzen konnte.
Lothar Frings
2010-08-11 10:59:43 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Je öfter Sprecher und Schreiber
für bestimmte Verwendungen ausgelacht werden, desto geringer wird die
Wahrscheinlichkeit zur Tatwiederholung. Es haben mal ein paar
Obercoole (zumindest im Usenet) versucht, davon zu stammeln, daß sie
einen Intel Pentium III "fahren" - was ihnen regelmäßig den Spott der
Gemeinde eingetragen hat. Weshalb sich dieses blödsinnige Idiom auch
nie durchsetzen konnte.
Ich frage mich, woher jemand, der so viele Herabsetzungen
und Beschimpfungen in ein Posting packt, die Vorstellung
nimmt, ausgerechnet er solle der Presse eine bestimmte
Wortwahl empfehlen.
Werner Tann
2010-08-11 12:41:16 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Ich frage mich, woher jemand, der so viele Herabsetzungen
und Beschimpfungen in ein Posting packt, die Vorstellung
nimmt, ausgerechnet er solle der Presse eine bestimmte
Wortwahl empfehlen.
Dir ist der Unterschied von Moral und Qualität offenkundig nicht
geläufig. Daß die Journaille "ist abgezockt" verwendet, liegt nicht
daran, daß sie unanständig ist, sondern daran, daß sie deppert ist.
Schöner gesagt: daß ihnen die sprachliche Form nur in dem Maß wichtig
ist, als sie mit ihrer Hilfe den Content medienwirksam transportieren
kann.
Lothar Frings
2010-08-11 14:25:38 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Lothar Frings
Ich frage mich, woher jemand, der so viele Herabsetzungen
und Beschimpfungen in ein Posting packt, die Vorstellung
nimmt, ausgerechnet er solle der Presse eine bestimmte
Wortwahl empfehlen.
Dir ist der Unterschied von Moral und Qualität offenkundig nicht
geläufig. Daß die Journaille "ist abgezockt" verwendet, liegt nicht
daran, daß sie unanständig ist, sondern daran, daß sie deppert ist.
Schöner gesagt: daß ihnen die sprachliche Form nur in dem Maß wichtig
ist, als sie mit ihrer Hilfe den Content medienwirksam transportieren
kann.
Mal davon abgesehen, daß jemand nicht deppert ist,
der, wie die Presse in diesem Fall, seine Aufgabe
erfüllt und nicht das, was du für wünschenswert hältst,
bin ich einfach der Meinung, daß jemand, der schreibt
wie du, andere in dieser Hinsicht nicht belehren sollte.
Werner Tann
2010-08-11 16:42:49 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Mal davon abgesehen, daß jemand nicht deppert ist,
der, wie die Presse in diesem Fall, seine Aufgabe
erfüllt und nicht das, was du für wünschenswert hältst,
bin ich einfach der Meinung, daß jemand, der schreibt
wie du, andere in dieser Hinsicht nicht belehren sollte.
Eben das "in dieser Hinsicht" spießt sich bei Dir logisch. Denk mal
drüber nach.

Übrigens haben die Wehrmachtsoldaten im WK II nicht nur ihre "Aufgabe"
erfüllt, sondern manche betonten sogar, daß es deren "Pflicht" gewesen
sei. Dies hinderte wiederum andere nicht, Soldaten als "Mörder" zu
bezeichnen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Soldaten_sind_M%C3%B6rder

Wer entsprechend auftritt, sei es nun ein blödes Medium oder ein
menschenschlachtender Soldat, muß es sich gefallen lassen, daß er
dafür zumindest verbale Ohrfeigen kassiert. Viel perverser als die
Tätigkeit der Kritisierten finde ich übrigens die Verteidigung der
Kritisierten durch Dritte, die mit der Sache nicht direkt zu tun
haben.
Lothar Frings
2010-08-12 07:09:26 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Lothar Frings
Mal davon abgesehen, daß jemand nicht deppert ist,
der, wie die Presse in diesem Fall, seine Aufgabe
erfüllt und nicht das, was du für wünschenswert hältst,
bin ich einfach der Meinung, daß jemand, der schreibt
wie du, andere in dieser Hinsicht nicht belehren sollte.
Eben das "in dieser Hinsicht" spießt sich bei Dir logisch. Denk mal
drüber nach.
Wenn sie von dir Ratschläge bezüglich ihrer Wortwahl
annehmen würden, liefen sie Gefahr, so zu schreiben
wie du. Das halte ich nicht für wünschenswert.
Post by Werner Tann
Übrigens haben die Wehrmachtsoldaten im WK II nicht nur ihre "Aufgabe"
erfüllt, sondern manche betonten sogar, daß es deren "Pflicht" gewesen
sei. Dies hinderte wiederum andere nicht, Soldaten als "Mörder" zu
bezeichnen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Soldaten_sind_M%C3%B6rder
Das macht sie zu Mördern, aber nicht deppert.
Werner Tann
2010-08-12 07:58:19 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Wenn sie von dir Ratschläge bezüglich ihrer Wortwahl
annehmen würden, liefen sie Gefahr, so zu schreiben
wie du. Das halte ich nicht für wünschenswert.
Ich wäre naiv, würde ich annehmen, die Journaille ließe sich von mir
etwas "raten". Darum war's gar nicht erst als Ratschlag gemeint.
Post by Lothar Frings
Post by Werner Tann
Übrigens haben die Wehrmachtsoldaten im WK II nicht nur ihre "Aufgabe"
erfüllt, sondern manche betonten sogar, daß es deren "Pflicht" gewesen
sei. Dies hinderte wiederum andere nicht, Soldaten als "Mörder" zu
bezeichnen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Soldaten_sind_M%C3%B6rder
Das macht sie zu Mördern, aber nicht deppert.
Hier ging es um Deine implizite Behauptung, jemand, der seine "Aufgabe
erfüllt", sei schon dadurch erhaben über Kritik, zumindest über Kritik
in verunglimpfendem Ton.

Nebenbei gesagt gibt es nicht nur die kognitive Dummheit, sondern auch
die - viel gefährlichere - höhere. Höhere Dummheit liegt bei denen
vor, die voller Inbrunst für die höhere Sache in den Krieg ziehen.
Kognitive Dummheit liegt vor, wenn einem Journalisten ein fehlendes
Genitiv-s gar nicht auffällt. Höhere Dummheit liegt vor, wenn er im
Dienst der Gendergerechtigkeit seinen Beitrag unlesbar macht.
Lothar Frings
2010-08-12 08:05:10 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Lothar Frings
Wenn sie von dir Ratschläge bezüglich ihrer Wortwahl
annehmen würden, liefen sie Gefahr, so zu schreiben
wie du. Das halte ich nicht für wünschenswert.
Ich wäre naiv, würde ich annehmen, die Journaille ließe sich von mir
etwas "raten". Darum war's gar nicht erst als Ratschlag gemeint.
Ach so. Dann schreibt am besten jeder, wie er es
für richtig hält, und alle sind zufrieden.
Post by Werner Tann
Post by Lothar Frings
Post by Werner Tann
Übrigens haben die Wehrmachtsoldaten im WK II nicht nur ihre "Aufgabe"
erfüllt, sondern manche betonten sogar, daß es deren "Pflicht" gewesen
sei. Dies hinderte wiederum andere nicht, Soldaten als "Mörder" zu
bezeichnen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Soldaten_sind_M%C3%B6rder
Das macht sie zu Mördern, aber nicht deppert.
Hier ging es um Deine implizite Behauptung, jemand, der seine "Aufgabe
erfüllt", sei schon dadurch erhaben über Kritik, zumindest über Kritik
in verunglimpfendem Ton.
Habe ich weder ex- noch implizit behauptet.
Sie sind nicht deppert. Das mit "erhaben über Kritik"
dichtest du dazu.
Post by Werner Tann
Nebenbei gesagt gibt es nicht nur die kognitive Dummheit, sondern auch
die - viel gefährlichere - höhere. Höhere Dummheit liegt bei denen
vor, die voller Inbrunst für die höhere Sache in den Krieg ziehen.
Kognitive Dummheit liegt vor, wenn einem Journalisten ein fehlendes
Genitiv-s gar nicht auffällt. Höhere Dummheit liegt vor, wenn er im
Dienst der Gendergerechtigkeit seinen Beitrag unlesbar macht.
Jaja. Bist auf die Nase gefallen, ist doch
nicht schlimm. Einfach wieder aufstehen.
Werner Tann
2010-08-12 09:44:54 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Ach so. Dann schreibt am besten jeder, wie er es
für richtig hält, und alle sind zufrieden.
Jeder schreibt, wie er es für richtig hält oder wie es am besten
seinem finanziellen Auskommen dienlich ist. Und jeder andere
kritisiert, wie er es für richtig hält oder er's für sein Ego braucht.
Post by Lothar Frings
Post by Werner Tann
Hier ging es um Deine implizite Behauptung, jemand, der seine "Aufgabe
erfüllt", sei schon dadurch erhaben über Kritik, zumindest über Kritik
in verunglimpfendem Ton.
Habe ich weder ex- noch implizit behauptet.
Dann war Dein Einwand von wegen, sie machen ihren Job und sind
(deswegen?) nicht deppert, ohne argumentativen Wert. Vernebelt zu
formulieren und dann demjenigen, der's mißversteht, Dazudichten
vorzuwerfen, ist eine unlautere Kommunikationsmethode. Warum denke ich
eigentlich darüber nach, was Du mit Deinem Gestammel meinen könntest,
anstatt daß Du Dich um eine nachvollziehbare Argumentation bemühst?
Post by Lothar Frings
Jaja. Bist auf die Nase gefallen, ist doch
nicht schlimm. Einfach wieder aufstehen.
Wenn ein Riese vor einem Zwerg hinfällt, sieht er immer noch auf ihn
herab.
Jakob Achterndiek
2010-08-11 11:40:32 UTC
Permalink
[..] ein Eigenleben entwickelt. Das ist etwas,
was Sprache schon tut, seit es sie gibt: sich wandeln.
Stimmt, sowas tut die Sprache. Und besonders gemein ist, daß sie
das heimlich tut und immer gerade dann, wenn niemand aufpaßt. Auf
das Wandeln. Also z.B. nachts. Da kannste nix gegen machen kannsteda.
:-(
j/\a
--
pointtom
2010-08-11 18:34:44 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
"Abgezockt sein" hat hingegen ein Eigenleben entwickelt. Das ist etwas,
was Sprache schon tut, seit es sie gibt: sich wandeln.
Wandel ist prima - wenn dabei ein Gewinn herausschaut. Aber wo ist der
in diesem Fall zu finden?

Wenn derselbe Inhalt des Begriffs "abgebrüht" (oder ähnlichen anderen,
die von postern angeführt wurden) einem anderen Wort mit klarer
Bedeutung übergestülpt wird, wodurch dieses seine Eindeutigkeit
verliert, ergibt das für mich keinen Sinn.

Warum soll "Wurst" auf einmal für Wurst UND für Käse stehen?

Lass "Wurst" Wurst sein, und "Käse" Käse, und jeder weiß, was gemeint
ist. Ist nicht das (Eindeutigkeit der Inhalte) eine wesentliche Qualität
von Sprache, damit wir uns ohne Nachfrage verständigen können?

bye
Thomas




Dagegen ist selbstverständlich nichts einzuwenden - sofern nicht ohne
Not ein Begriff neben einem bestehenden Begriff (abgebrüht) ein alter,
negativ konnotierter Begriff missverständlich als positiv mit neue
Inhalte durch
andere Begriffe ausgedrückt werden.
Matthias Opatz
2010-08-11 20:34:33 UTC
Permalink
Post by pointtom
Post by Matthias Opatz
"Abgezockt sein" hat hingegen ein Eigenleben entwickelt. Das ist etwas,
was Sprache schon tut, seit es sie gibt: sich wandeln.
Wandel ist prima - wenn dabei ein Gewinn herausschaut. Aber wo ist der
in diesem Fall zu finden?
Wenn derselbe Inhalt des Begriffs "abgebrüht" (oder ähnlichen anderen,
die von postern angeführt wurden) einem anderen Wort mit klarer
Bedeutung übergestülpt wird, wodurch dieses seine Eindeutigkeit
verliert, ergibt das für mich keinen Sinn.
Warum soll eine Eigenschaft von Brühwurst und Brühfleisch
plötzlich für was ganz anderes stehen?
Post by pointtom
Warum soll "Wurst" auf einmal für Wurst UND für Käse stehen?
Erbswurst.
Hanswurst.
Leberwurst, beleidigte.
Würstchen, ganz armes.

Leberkäse.
Fleischkäse.
Käseblatt.
Käsefüße.

<http://app.mr-check.de/Mrcheck.php?SP=Metapher&CL=zeit>


Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. ==
pointtom
2010-08-12 07:03:50 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Warum soll eine Eigenschaft von Brühwurst und Brühfleisch
plötzlich für was ganz anderes stehen?
Abgesehen davon, daß das Wort "plötzlich" hier nicht stimmt (das
Bildhafte abgebrüht ist lange tradiert) und ohne mich überhaupt zu sehr
auf den Begriff "abgebrüht" zu fixieren (mir geht es um die
Sinnverdrehung/Sinnerweiterung des Begriffs "abgezockt"):

Die Übertragung des realen Brühens auf den übertragenen Sinn "abgebrüht"
ergibt in sich *Sinn*, und, vor allem, der Begriff ist *eindedutig*.

Beides trifft m.E. auf "abgezockt" (positiv anerkennend im Sinne von
cool, souverän, lässig etc.) *nicht* zu.

bye
Thomas
pointtom
2010-08-12 08:55:31 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Warum soll eine Eigenschaft von Brühwurst und Brühfleisch
plötzlich für was ganz anderes stehen?
Abgesehen davon, daß das Wort "plötzlich" hier nicht stimmt (das
bildhafte "abgebrüht" ist lange tradiert) und ohne mich überhaupt zu
sehr auf den Begriff "abgebrüht" zu fixieren (mir geht es um die
Sinnverdrehung/Sinnerweiterung des Begriffs "abgezockt"):

Die Übertragung des realen Brühens auf den übertragenen Sinn "abgebrüht"
ergibt in sich *Sinn*, und, vor allem, der Begriff ist relativ
*unzweideutig*.

Beides trifft m.E. auf "abgezockt" (positiv anerkennend im Sinne von
cool, souverän, lässig etc.) *nicht* zu.

bye
Thomas
Michael Schumacher
2010-08-12 22:12:01 UTC
Permalink
Post by pointtom
Post by Matthias Opatz
Warum soll eine Eigenschaft von Brühwurst und Brühfleisch
plötzlich für was ganz anderes stehen?
Abgesehen davon, daß das Wort "plötzlich" hier nicht stimmt (das
bildhafte "abgebrüht" ist lange tradiert) und ohne mich überhaupt zu
sehr auf den Begriff "abgebrüht" zu fixieren (mir geht es um die
Die Übertragung des realen Brühens auf den übertragenen Sinn "abgebrüht"
ergibt in sich *Sinn*, und, vor allem, der Begriff ist relativ
*unzweideutig*.
Beides trifft m.E. auf "abgezockt" (positiv anerkennend im Sinne von
cool, souverän, lässig etc.) *nicht* zu.
Ich hatte diesfreds bereits darauf hingeweisen, daß "abgezockt sein"
nicht zwingend positiv besetzt ist, und daher auch nicht unbedingt
mit Anerkennung einhergeht. Wenn Dir ein "abgezockter Anwalt" vor
Gericht eine Niederlage einbringt, wirst Du wahrscheins nicht sehr
erbaut über ihn sein, oder?


mike
pointtom
2010-08-13 07:34:30 UTC
Permalink
Post by Michael Schumacher
Ich hatte diesfreds bereits darauf hingeweisen, daß "abgezockt sein"
nicht zwingend positiv besetzt ist, und daher auch nicht unbedingt
mit Anerkennung einhergeht. Wenn Dir ein "abgezockter Anwalt" vor
Gericht eine Niederlage einbringt, wirst Du wahrscheins nicht sehr
erbaut über ihn sein, oder?
Egal ob ich über ihn erbaut bin oder nicht - "abgezockt" soll im Sinne
seiner modischen Verwendung ja angeblich einen objektiv positiven
Zustand - eben "Ausgebufftsein" - beschreiben. Also ist es irrelevant,
ob mir das "Abgezocktsein" dieses Anwalts behagt oder nicht.

bye
Thomas
Oliver Cromm
2010-08-12 12:42:40 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Warum soll eine Eigenschaft von Brühwurst und Brühfleisch
plötzlich für was ganz anderes stehen?
Ganz abgesehen vom Sprachwandel: Zur übertragenen Bedeutung von
"abgezockt" ist es etwas weiter als bei "abgebrüht", weil letzteres die
passivische Bedeutung des Partizips erhält, während ersteres sie
umkehrt.
--
die gugel gehört seit je zur narrenkleidung:
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Helmut Richter
2010-08-12 12:51:16 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Ganz abgesehen vom Sprachwandel: Zur übertragenen Bedeutung von
"abgezockt" ist es etwas weiter als bei "abgebrüht", weil letzteres die
passivische Bedeutung des Partizips erhält, während ersteres sie
umkehrt.
Aber auch solche Umkehrung gibts: wurde zu Grimms Zeiten jemand
getürmt(1), so wurde er eingeknastet; türmt(2) jemand heute, so macht er
das Türmen(1) rückgängig.
--
Helmut Richter
Gunhild Simon
2010-08-12 14:47:35 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Oliver Cromm
Ganz abgesehen vom Sprachwandel: Zur übertragenen Bedeutung von
"abgezockt" ist es etwas weiter als bei "abgebrüht", weil letzteres die
passivische Bedeutung des Partizips erhält, während ersteres sie
umkehrt.
Aber auch solche Umkehrung gibts: wurde zu Grimms Zeiten jemand
getürmt(1), so wurde er eingeknastet; türmt(2) jemand heute, so macht er
das Türmen(1) rückgängig.
Ob diese Herleitung richtig ist?

Ich nehme an, daß sich mit dem Turm zwei unterschiedliche Bilder
verknüpfen.
Das eine, ungebräuchliche "türmen" entspricht einkellern, einknasten,
in einem (Schuld)-Turm werfen: "eintürmen".

Das andere, saloppe "türmen" könnte bedeuten" aus dem Turm abhauen,
entlaufen, entkommen, fliehen: "enttürmen".

Gruß
Gunhild
Kurt Schacknies
2010-08-12 19:18:43 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Helmut Richter
Post by Oliver Cromm
Ganz abgesehen vom Sprachwandel: Zur übertragenen Bedeutung von
"abgezockt" ist es etwas weiter als bei "abgebrüht", weil letzteres die
passivische Bedeutung des Partizips erhält, während ersteres sie
umkehrt.
Aber auch solche Umkehrung gibts: wurde zu Grimms Zeiten jemand
getürmt(1), so wurde er eingeknastet; türmt(2) jemand heute, so macht er
das Türmen(1) rückgängig.
Ob diese Herleitung richtig ist?
Ich nehme an, daß sich mit dem Turm zwei unterschiedliche Bilder
verknüpfen.
Das eine, ungebräuchliche "türmen" entspricht einkellern, einknasten,
in einem (Schuld)-Turm werfen: "eintürmen".
Das andere, saloppe "türmen" könnte bedeuten" aus dem Turm abhauen,
entlaufen, entkommen, fliehen: "enttürmen".
Gruß
Gunhild
Das Wörterbuch der deutschen Umgangssprache bietet folgende Herleitung an:

türmen intr

1. entspringen, fliehen. Die Herleitung ist umstritten. Im
Neuhebräischen gibt es »tharam = entfernen«. Kundenspr. »türmen =
wandern, weiterwandern« kann auf »turmen, turmeln = taumeln«
zurückgehen, aber auch auf das Wandern »von Ort zu Ort = von Kirchturm
zu Kirchturm«. Meir Fraenkel (Tel Aviv) verweist den Verfasser auf
»stürmen« mit Fortfall des s- Anschlags. Im ausgehenden 19. Jh.
aufgekommen im Rotw; später auch sold.

2. sich der Dienstpflicht zu entziehen suchen. BSD 1965 ff.
[Wörterbuch: türmen. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, S. 28947
(vgl. Küpper-WddU, S. 856) (c) Marianne Küpper
http://www.digitale-bibliothek.de/band36.htm ]

Gruß

Kurt Schacknies
Gunhild Simon
2010-08-12 19:43:50 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Helmut Richter
Post by Oliver Cromm
Ganz abgesehen vom Sprachwandel: Zur übertragenen Bedeutung von
"abgezockt" ist es etwas weiter als bei "abgebrüht", weil letzteres die
passivische Bedeutung des Partizips erhält, während ersteres sie
umkehrt.
Aber auch solche Umkehrung gibts: wurde zu Grimms Zeiten jemand
getürmt(1), so wurde er eingeknastet; türmt(2) jemand heute, so macht er
das Türmen(1) rückgängig.
Ob diese Herleitung richtig ist?
Ich nehme an, daß sich mit dem Turm zwei unterschiedliche Bilder
verknüpfen.
Das eine, ungebräuchliche "türmen" entspricht einkellern, einknasten,
in einem (Schuld)-Turm werfen: "eintürmen".
Das andere, saloppe "türmen" könnte bedeuten" aus dem Turm abhauen,
entlaufen, entkommen, fliehen: "enttürmen".
Gruß
Gunhild
türmen  intr
1. entspringen, fliehen. Die Herleitung ist umstritten. Im
Neuhebräischen gibt es »tharam = entfernen«. Kundenspr. »türmen =
wandern, weiterwandern« kann auf »turmen, turmeln = taumeln«
zurückgehen, aber auch auf das Wandern »von Ort zu Ort = von Kirchturm
zu Kirchturm«. Meir Fraenkel (Tel Aviv) verweist den Verfasser auf
»stürmen« mit Fortfall des s- Anschlags. Im ausgehenden 19. Jh.
aufgekommen im Rotw; später auch sold.
2. sich der Dienstpflicht zu entziehen suchen. BSD 1965 ff.
[Wörterbuch: türmen. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, S. 28947
(vgl. Küpper-WddU, S. 856) (c) Marianne Küpperhttp://www.digitale-bibliothek.de/band36.htm]
Vielen Dank für die Recherche.

Sie ist sehr aufschlußreich.

Gruß
Gunhild
Helmut Richter
2010-08-14 09:57:14 UTC
Permalink
Post by Kurt Schacknies
türmen intr
1. entspringen, fliehen. Die Herleitung ist umstritten. Im Neuhebräischen gibt
es »tharam = entfernen«. Kundenspr. »türmen = wandern, weiterwandern« kann auf
»turmen, turmeln = taumeln« zurückgehen, aber auch auf das Wandern »von Ort zu
Ort = von Kirchturm zu Kirchturm«.
Ein Wort "taram" (Wurzel TRM) mit der Bedeutung "entfernen" konnte ich in
zweieinhalb¹) modernhebräischen²) Lexika nicht verifizieren; dagegen stand
überall dieses Verb "taram" mit der Bedeutung "spenden, einen Beitrag
leisten", das seinerseits von "teruma" (Beitrag, Opfergabe) von der Wurzel
"rum" (RWM) herkommt. "teruma" ist biblisch; speziell neuhebräisch ist nur
der Umbau zu einer neuen Wurzel, wo das Taw am Anfang nicht mehr Vorsilbe
ist.

¹) Drei, aber eines ist kein Lexikon in dem Sinne, dass alle einigermaßen
gebräuchlichen Wörter enthalten sind. Wenn es aber zu einem Wort ein
unabhängiges zweites mit gleicher Wurzel gibt, das nicht verzeichnet
ist, wird normalerweise darauf hingewiesen; ein solcher Hinweis fehlt
hier.

²) Man beachte den subtilen Unterschied zwischen Neuhebräisch
(nachbiblisch, gerne schon gut 1000 Jahre alt) und Modernhebräisch
(wird heute in Israel gebraucht); wobei das Wort NH oft auch im Sinne
von MH verwendet wird. Ich denke aber, dass man NH Wörter, wenn sie
nicht allzu speziell sind, üblicherweise in MH Wörerbüchern findet.

Nun, der Weg von "beitragen" über "entfernen" (gibts oder gabs das?) zu
"türmen" ist weit ...
Post by Kurt Schacknies
Meir Fraenkel (Tel Aviv) verweist den
Verfasser auf »stürmen« mit Fortfall des s- Anschlags. Im ausgehenden 19. Jh.
aufgekommen im Rotw; später auch sold.
... und so wundert es nicht, dass Meir Fraenkel nach einer Alternative
sucht.

Die große Anzahl von Deutungen legt nahe, dass man es nicht weiß und raten
muss.
--
Helmut Richter
Stefan Schmitz
2010-08-12 16:59:17 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Ganz abgesehen vom Sprachwandel: Zur übertragenen Bedeutung von
"abgezockt" ist es etwas weiter als bei "abgebrüht", weil letzteres die
passivische Bedeutung des Partizips erhält, während ersteres sie
umkehrt.
Kommt drauf an, von wo man startet.
"Abgezockt" liegt näher an "zocken" als "abgebrüht" an "brühen".
(Wer abgezockt ist, ist ein versierter Zocker.)

Könnte es sein, dass "abgezockt" in der fraglichen Bedeutung älter ist
als "jemanden abzocken"?
pointtom
2010-08-12 18:18:41 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
"Abgezockt" liegt näher an "zocken" als "abgebrüht" an "brühen".
(Wer abgezockt ist, ist ein versierter Zocker.)
Wer abgezockt ist, wurde abgezockt, also geschädigt.

Seit wann wird man als Opfer souverän im begangenen Delikt?

bye
Thomas
Walter Schmid
2010-08-12 18:27:57 UTC
Permalink
Post by pointtom
Post by Stefan Schmitz
"Abgezockt" liegt näher an "zocken" als "abgebrüht" an "brühen".
(Wer abgezockt ist, ist ein versierter Zocker.)
Wer abgezockt ist, wurde abgezockt, also geschädigt.
Seit wann wird man als Opfer souverän im begangenen Delikt?
Seit man genügend trappatonistische Sprachkompetenz hat. ;-)

Man kann "abgezockt" nämlich auch mit "haben" konjugieren: "Ich
habe abgezockt".

Gruss

Wal"ich habe fertig"ter
Oliver Cromm
2010-08-12 22:04:34 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Oliver Cromm
Ganz abgesehen vom Sprachwandel: Zur übertragenen Bedeutung von
"abgezockt" ist es etwas weiter als bei "abgebrüht", weil letzteres die
passivische Bedeutung des Partizips erhält, während ersteres sie
umkehrt.
Kommt drauf an, von wo man startet.
"Abgezockt" liegt näher an "zocken" als "abgebrüht" an "brühen".
(Wer abgezockt ist, ist ein versierter Zocker.)
Könnte es sein, dass "abgezockt" in der fraglichen Bedeutung älter ist
als "jemanden abzocken"?
Na, das wäre angesichts der Kommentare hier erstaunlich. "Jemanden
abzocken" kenne ich bestimmt 20 Jahre, "zocken" für "(Karten) spielen"
eher 30, und ich war nicht der einzige, der "abgezockt" als Adjektiv
nicht kannte.
--
da kamen abermals in das Elsas uber die Zaberer steig ein volck, die
nante man auch die Engelländer und gugeler B. HERTZOG
Stefan Schmitz
2010-08-16 12:20:12 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Stefan Schmitz
Könnte es sein, dass "abgezockt" in der fraglichen Bedeutung älter ist
als "jemanden abzocken"?
Na, das wäre angesichts der Kommentare hier erstaunlich. "Jemanden
abzocken" kenne ich bestimmt 20 Jahre, "zocken" für "(Karten) spielen"
eher 30,
"Zocken" im Sinn von "spielen" ist für mich ziemlich neu, das höre ich
erst seit ein paar Jahren von Computerspielern. "Jemanden abzocken" im
Sinne von mit Tricks das Geld abnehmen ist mir deutlich länger ein
Begriff.
"Zocken" war mir früher nur vertraut für an der Börse spekulieren oder
um Geld spielen.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass die guten Zocker zeitlich eher als
"abgezockt" bezeichnet wurden als die Verlierer. Das muss nicht
ausschließen, dass die ältere Bedeutung später von der neueren
verdrängt wurde.
Jakob Achterndiek
2010-08-16 12:35:07 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Ich könnte mir gut vorstellen, dass die guten Zocker zeitlich eher als
"abgezockt" bezeichnet wurden als die Verlierer. Das muss nicht
ausschließen, dass die ältere Bedeutung später von der neueren
verdrängt wurde.
Zufallsfund
(der aber nicht mit deinem Vorstellungsvermögen konkurrieren soll):
Snieders, Jan Renier, vlämischer Dichter u.
Romanschriftsteller, geb. 1812 in Bladel
Roman: De fortuinzocker (Der Glücksjäger, 1858);
[Pierer's Universal-Lexikon,
http://www.digitale-bibliothek.de/band115.htm ]
Oliver Cromm
2010-08-18 00:20:09 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Oliver Cromm
Post by Stefan Schmitz
Könnte es sein, dass "abgezockt" in der fraglichen Bedeutung älter ist
als "jemanden abzocken"?
Na, das wäre angesichts der Kommentare hier erstaunlich. "Jemanden
abzocken" kenne ich bestimmt 20 Jahre, "zocken" für "(Karten) spielen"
eher 30,
"Zocken" im Sinn von "spielen" ist für mich ziemlich neu, das höre ich
erst seit ein paar Jahren von Computerspielern. "Jemanden abzocken" im
Sinne von mit Tricks das Geld abnehmen ist mir deutlich länger ein
Begriff.
"Zocken" war mir früher nur vertraut für an der Börse spekulieren oder
um Geld spielen.
Um Geld spielen ist wohl der Kern, aber das wurde schon vor längerer
Zeit auf Kartenspiele erweitert (vielleicht insbesondere solche, die man
auch um Geld spielt, wie Skat, Doppelkopf; weniger Mau-mau). Für
Computerspiele kommt es mir noch nicht vertraut vor. Ich habe das Wort
früher, glaube ich, mit den Handbewegungen beim Kartenspiel assoziiert
(vielleicht mir zucken?)
--
GUGEL, f., m., kapuze, mlat. cuculla, cucullus, ahd. cucalun cucullam
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Michael Schumacher
2010-08-18 03:03:47 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Stefan Schmitz
Post by Oliver Cromm
Post by Stefan Schmitz
Könnte es sein, dass "abgezockt" in der fraglichen Bedeutung älter ist
als "jemanden abzocken"?
Na, das wäre angesichts der Kommentare hier erstaunlich. "Jemanden
abzocken" kenne ich bestimmt 20 Jahre, "zocken" für "(Karten) spielen"
eher 30,
"Zocken" im Sinn von "spielen" ist für mich ziemlich neu, das höre ich
erst seit ein paar Jahren von Computerspielern. "Jemanden abzocken" im
Sinne von mit Tricks das Geld abnehmen ist mir deutlich länger ein
Begriff.
"Zocken" war mir früher nur vertraut für an der Börse spekulieren oder
um Geld spielen.
Um Geld spielen ist wohl der Kern, aber das wurde schon vor längerer
Zeit auf Kartenspiele erweitert (vielleicht insbesondere solche, die man
auch um Geld spielt, wie Skat, Doppelkopf; weniger Mau-mau). Für
Computerspiele kommt es mir noch nicht vertraut vor. Ich habe das Wort
früher, glaube ich, mit den Handbewegungen beim Kartenspiel assoziiert
(vielleicht mir zucken?)
"Zocken" bedeutet für mich soviel wie "das Glück (oder auch das Schicksal)
herausfordern". Auf welche Weise das geschieht, ist erstmal nicht primär.
Es muß dabei auch nicht zwingend um Geld gehen, aber es muß auf jeden Fall
etwas "auf dem Spiel stehen", das wehtut, wenn man's verliert. MaW: ein
"Echter Zocker"[tm] ist ein Hasardeur, und "Echtes Zocken"[tm] treibt den
Adrenalinspiegel ob des Einsatzes in ungeahnte Höhen.

Die Verwendung von "Zocken" auch für "risikolose" Spiele ist zwar heute
durchaus üblich, aber das ist MUSEN eben kein "Echtes Zocken"[tm].


mike

Michael Schumacher
2010-08-12 22:03:20 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Matthias Opatz
Warum soll eine Eigenschaft von Brühwurst und Brühfleisch
plötzlich für was ganz anderes stehen?
Ganz abgesehen vom Sprachwandel: Zur übertragenen Bedeutung von
"abgezockt" ist es etwas weiter als bei "abgebrüht", weil letzteres
die passivische Bedeutung des Partizips erhält, während ersteres sie
umkehrt.
Hm? Es geht hier in beiden Fällen um das "sein", ob nun abgezockt
oder abgebrüht -- beides natürlich im übertragenen Sinne, und durchaus
synonym in dieser Hinsicht. Wo siehst Du da einen Schiedunter? Wer
"abgezockt ist", wurde genausowenig abgezockt, wie der, der "abgebrüht"
ist, schon mal bei Kannibalen zu Gast war.


mike
Lothar Frings
2010-08-11 12:09:29 UTC
Permalink
Post by pointtom
Aber es mag sein, daß das gemeinsame Element "Erfahrung" tatäschlich zu
der sprachlichen Verwendungsunschärfe beigetragen hat.
Und schon sind wir von wüsten Beschimpfungen ("dümmliche
Nachplappern inhaltsloser Sprachmoden") durch etwas Nachdenken,
wenn auch leider erst hinterher, bei der "sprachlichen
Verwendungsunschärfe" gelandet. Solange jetzt keiner
fragt, inwiefern denn Erfahrung durch Abgezocktwordensein
unschärfer ist als Erfahrung durch Abgebrühtwordensein,
genügen als Buße drei Ritterunser und beim nächsten
Mal die Reihenfolge umzudrehen: erst denken, dann - vielleicht -
schimpfen.
pointtom
2010-08-11 18:39:09 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Post by pointtom
Aber es mag sein, daß das gemeinsame Element "Erfahrung" tatäschlich zu
der sprachlichen Verwendungsunschärfe beigetragen hat.
Und schon sind wir von wüsten Beschimpfungen ("dümmliche
Nachplappern inhaltsloser Sprachmoden") durch etwas Nachdenken,
wenn auch leider erst hinterher, bei der "sprachlichen
Verwendungsunschärfe" gelandet. Solange jetzt keiner
fragt, inwiefern denn Erfahrung durch Abgezocktwordensein
unschärfer ist als Erfahrung durch Abgebrühtwordensein,
genügen als Buße drei Ritterunser und beim nächsten
Mal die Reihenfolge umzudrehen: erst denken, dann - vielleicht -
schimpfen.
Könntest Du mir erklären, was Du meinst? (Du verzeihst ... meine lange
Leitung, Du weiß schon...)

bye
Thomas
Jakob Achterndiek
2010-08-11 08:29:32 UTC
Permalink
[..] wer "abgezockt ist", kennt eben die (Karten-) Tricks
der anderen, und ist ihnen deshalb überlegen.
Der Grammatiker würde sagen: Du verwechselst das Zustandspassiv
mit dem Handlungspassiv. Der richtig gedachte Satz müßte heißen:
»Wer abgezockt WORDEN ist, ..«. Und die gedankliche Fortsetzung
sollte sein: ».. der hat die Tricks seiner Abzocker offensichtlich
NICHT gekannt.«
Und daher kommen folglich die o.g. Attribute.
Nee! Die kommen von solchen Gedanken-Akrobaten oder Undenkern. :-(

j/\a
--
Michael Schumacher
2010-08-12 21:40:49 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
[..] wer "abgezockt ist", kennt eben die (Karten-) Tricks
der anderen, und ist ihnen deshalb überlegen.
Der Grammatiker würde sagen: Du verwechselst das Zustandspassiv
mit dem Handlungspassiv.
Und dann würde ich ihm sagen, daß mich das extern am Tanga paradingst:
ich bin weder für die Bedeutung, noch für die Herleitung des Ausdrucks
"abgezockt sein" verantwortlich -- ich kenne ihn lediglich, weiß, was
damit gemeint ist, und selbst wenn ich ihn mal benutzen sollte, wird
mir darob ganz bestimmt keine Schamesröte ins Gewicht fallen.
"Sollte ich jetzt lieber Mozart oder Goethe zitieren?"


mike, das zwar ernsthaft scherzhaft, aber keinesfalls böse meinend!
Peter J. Holzer
2010-08-14 18:58:34 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
[..] wer "abgezockt ist", kennt eben die (Karten-) Tricks
der anderen, und ist ihnen deshalb überlegen.
Der Grammatiker würde sagen: Du verwechselst das Zustandspassiv
mit dem Handlungspassiv.
Ich glaube, genau das tut er nicht.
Post by Jakob Achterndiek
Der richtig gedachte Satz müßte heißen: »Wer abgezockt WORDEN ist,
..«. Und die gedankliche Fortsetzung sollte sein: ».. der hat die
Tricks seiner Abzocker offensichtlich NICHT gekannt.«
In den meisten Fällen ist der Zustandspassiv wohl vom Handlungspassiv
abgeleitet. Wer abgeXt *worden* ist (Handlungspassiv), ist danach abgeXt
(Zustandspassiv).

Ich hätte abgezockt als Adjektiv ebenfalls so verstanden (es war mir bis
zu diesem Thread unbekannt).

Aber nach längerem Überlegen ist mir doch ein Gegenbeispiel eingefallen,
das als Vorbild für "abgezockt" gedient haben könnte: Abgelebt.

Wer abgelebt ist, wurde nicht gelebt, sondern hat (lange, intensiv)
gelebt.

Analog könnte, wer abgezockt ist, (lange, viel, oft) gezockt haben.

So betrachtet würde die Bedeutung von abgezockt passen.

hp
Werner Tann
2010-08-15 07:18:40 UTC
Permalink
Post by Peter J. Holzer
In den meisten Fällen ist der Zustandspassiv wohl vom Handlungspassiv
abgeleitet. Wer abgeXt *worden* ist (Handlungspassiv), ist danach abgeXt
(Zustandspassiv).
Im Deutschen ist "Passiv" ausschließlich ein Neutrum.
Gunhild Simon
2010-08-15 11:14:06 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Peter J. Holzer
In den meisten Fällen ist der Zustandspassiv wohl vom Handlungspassiv
abgeleitet. Wer abgeXt *worden* ist (Handlungspassiv), ist danach abgeXt
(Zustandspassiv).
Im Deutschen ist "Passiv" ausschließlich ein Neutrum.
Daran zeigt sich immer wieder, daß die gutgemeinte Eindeutschung oder
Verkürzung zu sprechbaren Fremdwörtern der lateinischen Fachausdrücke
zu Mißverständnissen geführt hat.

Kürzlich hatten wir das Beispiel "das Präsens", abgeleitet aus
praesentum, n. Tempora sind naturgemäß eben neutral - gegenüber "die
Präsenz" aus praesentia.
Modi sind maskulin, Indikativ, Konjunktiv, Imperativ. Casus sind
ebenso maskulin, z. Ablativus absolutus, der Ablativ. Hier kann man
von dem Suffix -tiv nichts das Genus Betreffendes ableiten.,

Folglich ist das Genus verbi, Aktiv und Passiv, auch neutral. Dafür
heißen die deutschen Termini DIE Tat- und die Leideform.

Gruß
Gunhild
Peter J. Holzer
2010-08-15 13:30:40 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Werner Tann
Post by Peter J. Holzer
In den meisten Fällen ist der Zustandspassiv wohl vom Handlungspassiv
abgeleitet. Wer abgeXt *worden* ist (Handlungspassiv), ist danach abgeXt
(Zustandspassiv).
Im Deutschen ist "Passiv" ausschließlich ein Neutrum.
Würde man mich nach dem Genus von "Passiv" fragen, so würde ich wohl
auch so antworten, aber wenn ich nicht aufpasse, wird es bei mir immer
maskulin. Mein Sprachgefühl beißt sich da ganz fürchterlich mit meinem
Wissen darüber, was im Wörterbuch steht.
Post by Gunhild Simon
Daran zeigt sich immer wieder, daß die gutgemeinte Eindeutschung oder
Verkürzung zu sprechbaren Fremdwörtern der lateinischen Fachausdrücke
zu Mißverständnissen geführt hat.
Kürzlich hatten wir das Beispiel "das Präsens", abgeleitet aus
praesentum, n. Tempora sind naturgemäß eben neutral - gegenüber "die
Präsenz" aus praesentia.
Auch hier. Ich muss mich konzentrieren, um "das Präsens" zu schreiben.
Sonst wird immer "der Präsens" daraus.

Der Grund dafür ist mir nicht klar - das maskuline Genus für diese
Wörter muss wohl aus der Schulzeit stammen, aber wir hatten im Lauf der
Gymnasialzeit 3 Deutschlehrer und einen Lateiner und die werden es doch
nicht alle falsch verwendet haben. Eine Erklärung könnte
österreichischer Sprachgebrauch sein, aber Werner ist auch Österreicher.

hp
Reinhard Gonaus
2010-08-10 18:27:00 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverÇÏn", "unbeeindruckt".
Interessant. Hier in AT kennt man den Begriff nur in den Bedeutung
"betrogen", MUSEN halt.
M.
Ich kenn das überhaupt nur als Partizip Perfekt von "abzocken".
Und das wiederum heißt jemandem für eine relativ unbedeutende
Gegenleistung große Geldbeträge abnehmen.
Quasi unter Nachsicht aller Taxen gerade noch nicht betrügerisch.
pointtom
2010-08-11 08:13:44 UTC
Permalink
Post by Reinhard Gonaus
Ich kenn das überhaupt nur als Partizip Perfekt von "abzocken".
Und das wiederum heißt jemandem für eine relativ unbedeutende
Gegenleistung große Geldbeträge abnehmen.
Quasi unter Nachsicht aller Taxen gerade noch nicht betrügerisch.
Exakt so ist es (deswegen mein Beispiel Trickbetrüger).

Ganz offenbar wird bei vielen durch die zwei gleichen Vorsilben
"abge..." die Sprachverwirrung ausgelöst.

bye
Thomas
Joachim Parsch
2010-08-11 08:32:28 UTC
Permalink
Post by pointtom
Post by Reinhard Gonaus
Ich kenn das überhaupt nur als Partizip Perfekt von "abzocken".
Und das wiederum heißt jemandem für eine relativ unbedeutende
Gegenleistung große Geldbeträge abnehmen.
Quasi unter Nachsicht aller Taxen gerade noch nicht betrügerisch.
Exakt so ist es (deswegen mein Beispiel Trickbetrüger).
Ganz offenbar wird bei vielen durch die zwei gleichen Vorsilben
"abge..." die Sprachverwirrung ausgelöst.
Nein, die "Sprachverwirrung" (die natürlich keine ist) wird
schlicht dadurch ausgelöst, daß "abgezockt" inzwischen als
synonym zu "nervenstark" oder "abgebrüht" verwendet wird. Offenbar
nur oder hauptsächlich im Sportbereich, das war mir nicht bewußt
aufgefallen.

Tatsächlich besteht ja auch wenig Verwechslungsgefahr, selbst ohne
Kontext:
"Jmd. ist abgezockt" einerseits, "Jmd. wird abgezockt" andererseits.

Daß die zwei Wendungen völlig verschiedene Bedeutungen haben,
finde ich nicht ungewöhnlich. "Jmd. ist geschickt" und "Jmd.
wird geschickt" z.B. Weitere Beispiele fallen mir gerade nicht
ein.

Gruß
Joachim
pointtom
2010-08-11 18:44:26 UTC
Permalink
Post by Joachim Parsch
Daß die zwei Wendungen völlig verschiedene Bedeutungen haben,
finde ich nicht ungewöhnlich. "Jmd. ist geschickt" und "Jmd.
wird geschickt" z.B.
Aber niemand käme auf die Idee, "geschickt" plötzlich synonym zu
"gescheit" zu verwenden, nur weil´s anfänglich ähnlich klingt. ;)

bye
Thomas
helmut.p.einfalt
2010-08-11 06:52:40 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverÇÏn", "unbeeindruckt".
Interessant. Hier in AT kennt man den Begriff nur in den Bedeutung
"betrogen", MUSEN halt.
Der Begriff ist MUSEN in AT nur passiv verständlich -- "abzocken" kann
man auf gut Österreichisch nämlich eh net aussprechen...
"jmd. abkochen", "jmd. absieden", "jmd. ummiheben" wären die mir
spontan für "betrügen" einfallenden Termini, und für "abgezockt" iSv
"abgebrüht" tät ich "ohdraht" ("abgedreht" iSv "glatt") verwenden.

Helmut
--
Nach dera Zei'n kummt nix mehr.
Oliver Cromm
2010-08-10 12:12:14 UTC
Permalink
Michael Schumacher *
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Auch außerhalb von Sportberichten? Ich lese es gerade zum ersten Mal in
diesem Sinne.
--
There is a full-scale war going on, except nobody calls it a war.
Offically, it's an anti-terrorist campaign. But no matter what the
politicians call it, it's a battleground.
Simon Templar in "The Sign of the Claw" (1964)
Lothar Frings
2010-08-10 12:31:09 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Michael Schumacher *
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Auch außerhalb von Sportberichten? Ich lese es gerade zum ersten Mal in
diesem Sinne.
Klar auch außerhalb von Sportberichten. Warum sollte es
auch ein Wort mit der Bedeutung "clever, aber nur beim Sport"
geben? Mein Vater (Ü80) verwendet das Wort schon ewig
im Sinne des OP; ich auch.
Rüdiger Silberer
2010-08-10 13:32:21 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Michael Schumacher *
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Auch außerhalb von Sportberichten? Ich lese es gerade zum ersten Mal in
diesem Sinne.
Ich kenne das Wort schon länger in dieser Verwendung, aber es fällt mir
erst jetzt auf, daß das anscheinend nur in Sportberichten vorkommt.

Eine etwas härtere Form von abgezockt ist abgewichst.
--
"Klimamodelle arbeiten mit gekoppelten, nichtlinearen, chaotischen
Systemen. Dadurch ist eine langfristige Voraussage des Systems Klima
nicht möglich."
(IPCC-Bericht, S. 774)
Wolfram Heinrich
2010-08-10 14:06:06 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Post by Oliver Cromm
Michael Schumacher *
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Auch außerhalb von Sportberichten? Ich lese es gerade zum ersten Mal in
diesem Sinne.
Ich kenne das Wort schon länger in dieser Verwendung, aber es fällt mir
erst jetzt auf, daß das anscheinend nur in Sportberichten vorkommt.
Eine etwas härtere Form von abgezockt ist abgewichst.
Ihr seids allesamt Schweinigel, seids ihr. Früher nannte man jemand, der
das Leben und alle seine Tricks kennt, abgefuckt.

Ciao
Wolfram
--
Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt, mein Leser, nichts des
Dankes wert gefunden, so sei mir wenigstens für das verbunden, was ich
zurück behielt.
G. E. LESSING
<http://derfranzehatgsagt.blogspot.com/> <www.theodor-rieh.de/heinrich>
<http://www.freitag.de/community/blogs/wolfram-heinrich>
Oliver Cromm
2010-08-10 16:36:35 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Rüdiger Silberer
Eine etwas härtere Form von abgezockt ist abgewichst.
Ihr seids allesamt Schweinigel, seids ihr. Früher nannte man jemand, der
das Leben und alle seine Tricks kennt, abgefuckt.
Ich würde mich nach der Lektüre hier sehr schmutzig fühlen, wäre ich
nicht mit allen Wassern gewaschen.
--
GOGELICH,gogelig, (...) 'fröhlich, lustig, ausgelassen'
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Stefan Ram
2010-08-10 17:27:44 UTC
Permalink
Früher nannte man jemand, der das Leben und alle seine Tricks kennt, abgefuckt.
Und davor »defututa«.
Wolfram Heinrich
2010-08-10 19:46:22 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Früher nannte man jemand, der das Leben und alle seine Tricks kennt, abgefuckt.
Und davor »defututa«.
Wenn geschlechtsneutral dann "defutatus".

Ciao
Wolfram
--
Ja, das macht Freude, das macht Vergnügen, das macht Zwomarkfuffzich...
<http://derfranzehatgsagt.blogspot.com/> <www.theodor-rieh.de/heinrich>
<http://www.freitag.de/community/blogs/wolfram-heinrich>
Michael Schumacher
2010-08-11 02:04:33 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Stefan Ram
Früher nannte man jemand, der das Leben und alle seine Tricks kennt, abgefuckt.
Und davor »defututa«.
Wenn geschlechtsneutral dann "defutatus".
Ja, das kenne ich aus dem Film "Amadeus" von Milos Forman! Als
Wolferl beim Komponieren einer Fuge so leise vor sich hinsingt:
"Cantatus defutatus...". Dann kam noch was mit "Coelis ablatus"
oder so (mußte sich ja irnkwie reimen), aber das war echt geiler
Groove für damals -- vor allem im Baßbereich!


mike
Kurt Schacknies
2010-08-11 15:08:58 UTC
Permalink
Post by Michael Schumacher
Post by Wolfram Heinrich
Post by Stefan Ram
Früher nannte man jemand, der das Leben und alle seine Tricks kennt, abgefuckt.
Und davor »defututa«.
Wenn geschlechtsneutral dann "defutatus".
Ja, das kenne ich aus dem Film "Amadeus" von Milos Forman! Als
"Cantatus defutatus...". Dann kam noch was mit "Coelis ablatus"
oder so (mußte sich ja irnkwie reimen),
Du meinst wahrscheinlich das "Confutatis" aus dem Requiem.
(Confutatis maledictis, flammis acribus addictis.)
Post by Michael Schumacher
aber das war echt geiler
Groove für damals -- vor allem im Baßbereich!
Ich würde sogar sagen: ein höllischer Groove.

Gruß

Kurt Schacknies

PS: Ich habe mal gegoogelt. Meintest Du diese Stelle aus dem Film?
http://www.youtube.com/watch#!v=tlPQD04tn88&feature=related
Michael Schumacher
2010-08-12 21:13:00 UTC
Permalink
Post by Kurt Schacknies
Post by Michael Schumacher
Post by Wolfram Heinrich
Post by Stefan Ram
Früher nannte man jemand, der das Leben und alle seine Tricks kennt, abgefuckt.
Und davor »defututa«.
Wenn geschlechtsneutral dann "defutatus".
Ja, das kenne ich aus dem Film "Amadeus" von Milos Forman! Als
"Cantatus defutatus...". Dann kam noch was mit "Coelis ablatus"
oder so (mußte sich ja irnkwie reimen),
Du meinst wahrscheinlich das "Confutatis" aus dem Requiem.
(Confutatis maledictis, flammis acribus addictis.)
Klar (und Dein Link ist perfekt!) -- ich war nur konfuziös... ;-)


mike
Oliver Cromm
2010-08-10 16:36:36 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Post by Oliver Cromm
Michael Schumacher *
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Auch außerhalb von Sportberichten? Ich lese es gerade zum ersten Mal in
diesem Sinne.
Ich kenne das Wort schon länger in dieser Verwendung, aber es fällt mir
erst jetzt auf, daß das anscheinend nur in Sportberichten vorkommt.
In Zeitungen. Die spiegeln ja nicht die gesamte Umgangssprache, und der
Sportteil wird wohl volkstümlicher daherkommen als der Feuilleton.

Zur Umgangssprache habe ich halt seit 1997 nur noch wenig Zugang, und
auch vorher weniger als manch anderer.
--
gugelgans, f., alberne gans, schelte:
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Oliver Cromm
2010-08-10 16:39:20 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Post by Oliver Cromm
Michael Schumacher *
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Auch außerhalb von Sportberichten? Ich lese es gerade zum ersten Mal in
diesem Sinne.
Ich kenne das Wort schon länger in dieser Verwendung, aber es fällt mir
erst jetzt auf, daß das anscheinend nur in Sportberichten vorkommt.
In Zeitungen. Die spiegeln ja nicht die gesamte Umgangssprache, und der
Sportteil wird wohl volkstümlicher daherkommen als das Feuilleton.

Zur Umgangssprache habe ich halt seit 1997 nur noch wenig Zugang, und
auch vorher weniger als manch anderer.
--
gugelgans, f., alberne gans, schelte:
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Michael Schumacher
2010-08-10 16:29:55 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Michael Schumacher *
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Auch außerhalb von Sportberichten? Ich lese es gerade zum ersten
Mal in diesem Sinne.
Durchaus: ein "abgezockter Typ" ist z.B. jemand, der mit "allen
Wassern gewaschen" ist, sich nicht aus der Ruhe bringen läßt, der
souverän "sein Ding" macht. Das gilt generell, nicht nur im
Sport bzw. für Sportler, auch wenn es dort bevorzugt zum Einsatz
kommt. Es gibt auch "abgezockte Anwälte", und damit ist nicht
etwa gemeint, daß sie "abgezockt" ("über's Ohr gehauen") wurden,
sondern eher das genaue Gegenteil: /sie/ lassen sich nicht vom
Gegner "ins Bockshorn jagen", sondern ergreifen selbst erfolgreich
die Initiative (ohne deswegen gleich ein "Winkeladvokat" zu sein).

Sicher kein "Allerweltswort", aber durchaus gebräuchlich, wann
immer jemand mit den o.g. Attributen "unbeirrt" zum Ziel kommt.


mike
Ulrich Witte
2010-08-10 21:08:58 UTC
Permalink
Post by Michael Schumacher
Wenn Du schon "abgezockt" mit Trickbetrügern assoziierst, müßte
Dich "abgebrüht" doch noch viel eher irritieren
Bei "Der ist ja ganz schön abgebrüht!" schwingt so etwas wie
Bewunderung mit. Der hat es drauf, sich einen Vorteil zu
verschaffen.

Abgezockt wird man eher selber, man wurde z.B. von einem Abgebrühten
über den Tisch gezogen. Das ist nicht so bewundernswert.
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Das kenne ich nicht so.

Ulrich
--
http://fotos.cconin.de
Gunhild Simon
2010-08-11 11:58:40 UTC
Permalink
Post by Michael Schumacher
Post by pointtom
gerade eben wurde wieder mal im TV über eine junge, unerfahrene
Schwimmerin berichtet, die ihr Rennen "ganz abgezockt" gewonnen habe...
...
Ich verstehe den Einwand gut. Ich empfinde den Ausdruck auch als
plump. Zur Metaphorik taugt das Wort auch nicht, weil das Bild schief
ist: Man kann nervenstark, trickreich, ausgebufft, abgeklärt, souverän
sein. Dagegen *wird" man abgezockt, ausgetrickst, ausgebremst - also
ist das ein Zustandspassiv.
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Ich habe das Wort noch nie gehört.
( Ich habe habe kein Fernsehen, höre Kulturradio und bin kommunikativ
eher zurückhaltend - vielleicht will ja auch niemand mit mir
reden.) ;-(

Gruß
Gunhild
Lothar Frings
2010-08-11 12:19:31 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Ich habe das Wort noch nie gehört.
In diesem Zusammenhang, hoffe ich doch. Als
"betrogen", "über den Tisch gezogen" usw.
doch bestimmt schon mal?
Gunhild Simon
2010-08-11 18:47:47 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Post by Gunhild Simon
Post by Michael Schumacher
Ansonsten: "abgezockt" ist ein etablierter Begriff und bedeutet
soviel wie "nervenstark", "souverän", "unbeeindruckt".
Ich habe das Wort noch nie gehört.
In diesem Zusammenhang, hoffe ich doch. Als
"betrogen", "über den Tisch gezogen" usw.
doch bestimmt schon mal?
Ja.
Sr.
Ich habe mich mißverständlich ausgedrückt.

Daß mir "zocken, abzocken, abgezockt" geläufig ist, dürfte aus dem
Zusammenhang klar geworden sein.

Gruß
Gunhild
Joern Abatz
2010-08-10 20:52:03 UTC
Permalink
Post by pointtom
gerade eben wurde wieder mal im TV über eine junge, unerfahrene
Schwimmerin berichtet, die ihr Rennen "ganz abgezockt" gewonnen habe...
Mir kommt "abgezockt gewonnen" sehr gewollt und unnatürlich vor. Ich
glaube, das wird schnell wieder abgenutzt sein. Wer sagt zum Beispiel
heute noch "tight"? Vor drei Jahren waren die Foren voll davon. Such heute
mal "der tighte". Kaum noch Treffer.
Post by pointtom
Nein; natürlich meinten die Autoren in Wahrheit: "ganz abgebrüht".
"Abgebrüht" ist zum Beispiel, wenn ein Oberbürgermeister sagt: "Mir
sind keine Warnungen bekannt," während er unauffällig die Briefe in den
Schredder schiebt.
Gerald Fix
2010-08-11 02:44:53 UTC
Permalink
On Tue, 10 Aug 2010 21:52:03 +0100, Joern Abatz
Post by Joern Abatz
"Abgebrüht" ist zum Beispiel, wenn ein Oberbürgermeister sagt: "Mir
sind keine Warnungen bekannt," während er unauffällig die Briefe in den
Schredder schiebt.
Nein, abgebrüht ist, wer in unvorhersehbaren und schwierigen
Situationen die Übersicht behält. Das kann in dem Beispiel zwar der
Fall sein, muss es aber nicht.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Joern Abatz
2010-08-11 14:59:39 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
Post by Joern Abatz
"Abgebrüht" ist zum Beispiel, wenn ein Oberbürgermeister sagt: "Mir
sind keine Warnungen bekannt," während er unauffällig die Briefe in den
Schredder schiebt.
Nein, abgebrüht ist, wer in unvorhersehbaren und schwierigen
Situationen die Übersicht behält. Das kann in dem Beispiel zwar der
Fall sein, muss es aber nicht.
http://www.duden.de/suche/?suchwort=abgebr%FCht&suchbereich=mixed&btnSearch.x=0&btnSearch.y=0
Gerald Fix
2010-08-11 15:30:10 UTC
Permalink
On Wed, 11 Aug 2010 15:59:39 +0100, Joern Abatz
Post by Joern Abatz
Post by Gerald Fix
Post by Joern Abatz
"Abgebrüht" ist zum Beispiel, wenn ein Oberbürgermeister sagt: "Mir
sind keine Warnungen bekannt," während er unauffällig die Briefe in den
Schredder schiebt.
Nein, abgebrüht ist, wer in unvorhersehbaren und schwierigen
Situationen die Übersicht behält. Das kann in dem Beispiel zwar der
Fall sein, muss es aber nicht.
http://www.duden.de/suche/?suchwort=abgebr%FCht&suchbereich=mixed&btnSearch.x=0&btnSearch.y=0
Ich sehe das anders. "Abgestumpft" und "unempfindlich gegen ..."
gehören zwar dazu, machen aber das Abgebrühtsein nicht aus.

Ein Säufer, dem es nichts mehr aus macht, im eigenen Urin aufzuwachen,
ist nicht abgebrüht. Ein Spekulant, der sich gegen drei andere in
einem mit allen Mitteln geführten Kampf um ein Grundstück durchsetzt,
der ist abgebrüht.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Oliver Cromm
2010-08-11 16:59:48 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
On Wed, 11 Aug 2010 15:59:39 +0100, Joern Abatz
Post by Joern Abatz
Post by Gerald Fix
Post by Joern Abatz
"Abgebrüht" ist zum Beispiel, wenn ein Oberbürgermeister sagt: "Mir
sind keine Warnungen bekannt," während er unauffällig die Briefe in den
Schredder schiebt.
Nein, abgebrüht ist, wer in unvorhersehbaren und schwierigen
Situationen die Übersicht behält. Das kann in dem Beispiel zwar der
Fall sein, muss es aber nicht.
http://www.duden.de/suche/?suchwort=abgebr%FCht&suchbereich=mixed&btnSearch.x=0&btnSearch.y=0
Ich sehe das anders. "Abgestumpft" und "unempfindlich gegen ..."
gehören zwar dazu, machen aber das Abgebrühtsein nicht aus.
Hmm ...
Post by Gerald Fix
Ein Säufer, dem es nichts mehr aus macht, im eigenen Urin aufzuwachen,
ist nicht abgebrüht.
Stimmt. Vielleicht gehört eine soziale Komponente dazu?
Post by Gerald Fix
Ein Spekulant, der sich gegen drei andere in
einem mit allen Mitteln geführten Kampf um ein Grundstück durchsetzt,
der ist abgebrüht.
Einverstanden. Aber auch einer, der ruhig zusieht, wie seine Kollegen
jemanden mit spitzen Instrumenten zum Sprechen bringen.
--
GOGELN, vb., flattern, sich (schwankend) hin und her bewegen, gaukelei
treiben, gesticulari. zur herkunft vgl. gogel, adj., und gaukeln, vb.;
in fast allen mundarten verbreitet, literarisch bis ins 17. jh. bezeugt;
s. auch gugeln und gageln.
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Gerald Fix
2010-08-13 13:27:35 UTC
Permalink
On Wed, 11 Aug 2010 12:59:48 -0400, Oliver Cromm
Post by Oliver Cromm
Post by Gerald Fix
Ein Säufer, dem es nichts mehr aus macht, im eigenen Urin aufzuwachen,
ist nicht abgebrüht.
Stimmt. Vielleicht gehört eine soziale Komponente dazu?
Post by Gerald Fix
Ein Spekulant, der sich gegen drei andere in
einem mit allen Mitteln geführten Kampf um ein Grundstück durchsetzt,
der ist abgebrüht.
Einverstanden. Aber auch einer, der ruhig zusieht, wie seine Kollegen
jemanden mit spitzen Instrumenten zum Sprechen bringen.
Es scheint mir darum zu gehen, trotz belastender Umstände
handlungsfähig zu bleiben. Ein Sanitäter in einem Katastrophengebiet
könnte auch abgebrüht sein, ohne dass man ihm Abgestumpftheit
vorwerfen würde.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Oliver Cromm
2010-08-13 17:00:36 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
On Wed, 11 Aug 2010 12:59:48 -0400, Oliver Cromm
Post by Oliver Cromm
Post by Gerald Fix
Ein Spekulant, der sich gegen drei andere in
einem mit allen Mitteln geführten Kampf um ein Grundstück durchsetzt,
der ist abgebrüht.
Einverstanden. Aber auch einer, der ruhig zusieht, wie seine Kollegen
jemanden mit spitzen Instrumenten zum Sprechen bringen.
Es scheint mir darum zu gehen, trotz belastender Umstände
handlungsfähig zu bleiben.
In meinem Beispiel nicht, da besagt das Wort, daß jemandem Umstände, die
einen normalen Menschen belasten, nicht viel ausmachen.
Post by Gerald Fix
Ein Sanitäter in einem Katastrophengebiet könnte auch abgebrüht sein,
ohne dass man ihm Abgestumpftheit vorwerfen würde.
Doch, genau so würde ich es empfinden, deswegen würde ich in dem Fall
das Wort nicht verwenden.
--
gugelfechten, vb., sich närrisch aufführen, narren, fantasieren,
gauglen und gugelfechten ZWENGEL formularbuch (1568) 39b. --
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
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