Discussion:
Wer kennt / was ist eine "Nomelscheibe"?
(zu alt für eine Antwort)
Thomas Heier
2010-11-19 21:09:12 UTC
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Hallo,

im Beipackzettel eines Schaltschrankes ist ein Bauteil für den
PE-Anschluß als "Nomelscheibe" bezeichnet. Ich kenne diese Art von
Scheiben seit 30 Jahren, aber diese Bezeichnung habe ich noch nie
gelesen. Kennt die jemand?

(Die Scheibe ist mir als "Kratzscheibe" bekannt, sie wird zwischen
PE-Bolzen, Gehäuse und PE-Kabelschuh gesetzt, um sich beim Anziehen der
Mutter in den Lack einzugraben.)
--
Gruß aus Henstedt-Ulzburg, Deutschlands größtem Dorf (Schleswig-
Holstein, Kreis Segeberg). Urlaubsbilder: http://www.thomas-heier.de
Filme: http://www.youtube.com/results?search_query=thshde&aq=f
Mein Flohmarkt: http://www.thomas-heier.de/flohmarkt/flohmarkt.html
Stefan Ram
2010-11-19 21:34:16 UTC
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Wer kennt / was ist eine "Nomelscheibe"?
Ich glaube, daß »Was ist eine "Nomelscheibe"?« völlig
ausreichen würde, um alle Leser, die etwas dazu sagen
können, anzusprechen. Das davorgestellte »Wer kennt / «
ist also überflüssig.

Zudem klingt »Wer kennt eine "Nomelscheibe"?« auch etwas
unpassend. Es müßte dann eher heißen »Wer kennt den Begriff
"Nomelscheibe"« oder »Wer kennt Nomelscheiben?«, denn sonst
denke ich eher an Sätze wie »Wer kennt einem guten Schneider
in Potsdam?«.

»Nomel®« ist wohl ein Warenzeichen (Hersteller?) von
»Kontaktscheiben«. Daher empfehle ich die Schreibweise
»Nomel-Scheibe«. Englisch »Nomel® [Contact ]washer«:

http://www.acumenteurope.com/en/products/flyer/flierwasheruk.pdf

Die Marke gehört vielleicht Acument La Ferte Fresnel S.A.S.:

http://www.acumenteurope.com/en/washers.asp

Nomel war vielleicht der »Erfinder« oder erste Hersteller?
»Nomel« ist auch »Zitrone« (»lemon«) rückwärtsgeschrieben.
Oder vielleicht eine Verneinung »no mel.« - »no melting«?
Thomas Heier
2010-11-20 08:36:58 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
»Nomel®« ist wohl ein Warenzeichen (Hersteller?) von
»Kontaktscheiben«. Daher empfehle ich die Schreibweise
Witzig... In der Anleitung, wo ich den Begriff rausgeschrieben habe
(exakt so wie im OP wiedergegeben) steht die Bezeichnung zusätzlich auf
Englisch (Paint-cut washer) und in zwei weiteren Sprachen (Rodelle
d'etancheite und Rondella di tenuta). Weit und breit nichts von "Nomel".

Als Warenzeichen hätte der Begriff doch auch in den anderen Sprachen da
stehen müssen, oder?
Post by Stefan Ram
Nomel war vielleicht der »Erfinder« oder erste Hersteller?
»Nomel« ist auch »Zitrone« (»lemon«) rückwärtsgeschrieben.
Oder vielleicht eine Verneinung »no mel.« - »no melting«?
Mit Zitrone ist das wohl eher Zufall und mit "nicht schmelzend" hat es
nichts zu tun.
--
Gruß aus Henstedt-Ulzburg, Deutschlands größtem Dorf (Schleswig-
Holstein, Kreis Segeberg). Urlaubsbilder: http://www.thomas-heier.de
Filme: http://www.youtube.com/results?search_query=thshde&aq=f
Mein Flohmarkt: http://www.thomas-heier.de/flohmarkt/flohmarkt.html
Christoph Kaemper
2010-11-20 10:00:42 UTC
Permalink
Post by Thomas Heier
Witzig... In der Anleitung, wo ich den Begriff rausgeschrieben habe
(exakt so wie im OP wiedergegeben) steht die Bezeichnung zusätzlich auf
Englisch (Paint-cut washer) und in zwei weiteren Sprachen (Rodelle
d'etancheite und Rondella di tenuta). Weit und breit nichts von "Nomel".
Als Warenzeichen hätte der Begriff doch auch in den anderen Sprachen da
stehen müssen, oder?
Bisweilen ersetzt ja ein Markenname die allgemeinere Bezeichnung (Tempo),
bisweilen auch in Fachkreisen (z.B. Topmeter statt Durchflussmengenzähler
bei Fußbodenheizungsverteilern). Von dort zurück in die Marketingabteilung,
wo die Unterschiede nicht mehr klar sind, und schon steht die Nomelscheide
da, ohne Bindestrich und ohne (R).

Christoph
Thomas Schade
2010-11-20 10:16:04 UTC
Permalink
Post by Christoph Kaemper
Post by Thomas Heier
Als Warenzeichen hätte der Begriff doch auch in den anderen Sprachen da
stehen müssen, oder?
Bisweilen ersetzt ja ein Markenname die allgemeinere Bezeichnung (Tempo),
bisweilen auch in Fachkreisen (z.B. Topmeter statt Durchflussmengenzähler
bei Fußbodenheizungsverteilern). Von dort zurück in die Marketingabteilung,
wo die Unterschiede nicht mehr klar sind, und schon steht die Nomelscheide
da, ohne Bindestrich und ohne (R).
Was ging dir durch den Kopf als du 'Nomelscheide' schriebst?


Ciao
Toscha
--
Never too late to die young!
[Oomph!]
Uwe Schickedanz
2010-11-20 10:35:56 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Christoph Kaemper
Post by Thomas Heier
Als Warenzeichen hätte der Begriff doch auch in den anderen Sprachen da
stehen müssen, oder?
Bisweilen ersetzt ja ein Markenname die allgemeinere Bezeichnung (Tempo),
bisweilen auch in Fachkreisen (z.B. Topmeter statt Durchflussmengenzähler
bei Fußbodenheizungsverteilern). Von dort zurück in die Marketingabteilung,
wo die Unterschiede nicht mehr klar sind, und schon steht die Nomelscheide
da, ohne Bindestrich und ohne (R).
Was ging dir durch den Kopf als du 'Nomelscheide' schriebst?
Das das Dingens die Schraube vom Gehäuse scheidet? Oder das da was
eingeführt wird? Seine Mutter? Der Möglichkeiten sind Legion.

Wobei die Scheibe eigentlich eher ein Ring ist, wohlgemerkt. Denn
sonst könnte man da ja nicht den harten Kabelstrang einführen.

Gruß Uwe
--
"Demokratie ist riskant. Das Volk kann sich ja auch irren."
Dieter Wiefelspütz, SPD
=== http://www.sicherheitslampe.de ===
Rüdiger Silberer
2010-11-20 16:36:41 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Wobei die Scheibe eigentlich eher ein Ring ist, wohlgemerkt. Denn
sonst könnte man da ja nicht den harten Kabelstrang einführen.
Eine Beilagscheibe ist auch nur ein Ring.
--
"Gegen diese Transporte sollten Grüne in keiner Form
- sitzend, stehend, singend, tanzend - demonstrieren."

Der ehemalige Umweltminister Jürgen Trittin 2001 zu Castor-Transporten.
Oliver Cromm
2010-11-21 07:13:00 UTC
Permalink
Rüdiger Silberer *
Post by Rüdiger Silberer
Post by Uwe Schickedanz
Wobei die Scheibe eigentlich eher ein Ring ist, wohlgemerkt. Denn
sonst könnte man da ja nicht den harten Kabelstrang einführen.
Eine Beilagscheibe ist auch nur ein Ring.
Ist das dasselbe wie eine Unterlegscheibe?

Ist "Unterlegscheibe" sexistisch bzw. veraltet (missionarisch)?
--
Jetzt Bekommen Sie Die Makren Uhren Sofort
Sie koennen eine Brandarmbanduhr sogar morgen kriegen Nachtlieferung
und nur 135 euro dafuer ausgeben. Spampoesie
Volker Gringmuth
2010-11-21 07:55:45 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Rüdiger Silberer
Eine Beilagscheibe ist auch nur ein Ring.
Ist das dasselbe wie eine Unterlegscheibe?
Ja. Ob man sie bei oder unter legt, ist togal.
Post by Oliver Cromm
Ist "Unterlegscheibe" sexistisch bzw. veraltet (missionarisch)?
Der Schöler Cromm wird gebeten, seine Phantasie etwas zu zügeln.


vG
--
"Und dann sitz ich wieder da und versuch das zu begreifen (das ist ja immer
mein Schicksal): Wieso gehen Arbeitsplätze in der Autoindustrie verloren,
wenn die Autos weniger Dreck hinten rausblasen? Wer immer so was in die
Zeitungen kackt, sollte Aspirin dazukleben müssen ..." (Volker Pispers,
"Bis neulich")
Uwe Schickedanz
2010-11-21 08:36:47 UTC
Permalink
On Sun, 21 Nov 2010 08:55:45 +0100, Volker Gringmuth
Post by Volker Gringmuth
Post by Oliver Cromm
Post by Rüdiger Silberer
Eine Beilagscheibe ist auch nur ein Ring.
Ist das dasselbe wie eine Unterlegscheibe?
Ja. Ob man sie bei oder unter legt, ist togal.
Deshalb heißt es ja auch Beilager.
Post by Volker Gringmuth
Post by Oliver Cromm
Ist "Unterlegscheibe" sexistisch bzw. veraltet (missionarisch)?
Der Schöler Cromm wird gebeten, seine Phantasie etwas zu zügeln.
Ja nee, is klar.

Gruß Uwe
--
"Demokratie ist riskant. Das Volk kann sich ja auch irren."
Dieter Wiefelspütz, SPD
=== http://www.sicherheitslampe.de ===
Thomas Schade
2010-11-21 10:43:29 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
On Sun, 21 Nov 2010 08:55:45 +0100, Volker Gringmuth
Post by Volker Gringmuth
Post by Oliver Cromm
Post by Rüdiger Silberer
Eine Beilagscheibe ist auch nur ein Ring.
Ist das dasselbe wie eine Unterlegscheibe?
Ja. Ob man sie bei oder unter legt, ist togal.
Deshalb heißt es ja auch Beilager.
Wobei die beigelegte Scheibe auf dem Beilager keine Beilage ist; und die
untergelegte Scheibe auf dem Unterlager auch keine Unterlage.


Ciao
Toscha
--
Ambition is a poor excuse
for not having enough sense to be lazy.
Florian Ritter
2010-11-21 15:31:49 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Post by Volker Gringmuth
Post by Oliver Cromm
Post by Rüdiger Silberer
Eine Beilagscheibe ist auch nur ein Ring.
Ist das dasselbe wie eine Unterlegscheibe?
Ja. Ob man sie bei oder unter legt, ist togal.
Deshalb heißt es ja auch Beilager.
Auch Wälzlager genannt - FR
Andreas Impekoven
2010-11-21 16:30:35 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by Uwe Schickedanz
Post by Volker Gringmuth
Post by Oliver Cromm
Post by Rüdiger Silberer
Eine Beilagscheibe ist auch nur ein Ring.
Ist das dasselbe wie eine Unterlegscheibe?
Ja. Ob man sie bei oder unter legt, ist togal.
Deshalb heißt es ja auch Beilager.
Auch Wälzlager genannt - FR
Herr Ritter driften ab.

Zwei bewegliche Komponenten, durch rollende Körper getrennt?
Eigenwillige Doppelbettkonstruktion, obwohl schon
ausgeurteilt[1]

Grüße Andreas
Fußnotiertes:
=============

[1] http://www.ra-mathias.de/pages/Recht/Reiserecht/u_rei_04.html
--
One needs no reason to tell a story, or to sing. Those are nice things
about stories, and aboutsinging. Perhaps the story, the song, like
seeing,
and thinking and breathing, if you like, is its own justification, its
own
reason. John
Norman
Florian Ritter
2010-11-21 16:48:30 UTC
Permalink
Post by Andreas Impekoven
Post by Uwe Schickedanz
Post by Volker Gringmuth
Post by Oliver Cromm
Post by Rüdiger Silberer
Eine Beilagscheibe ist auch nur ein Ring.
Ist das dasselbe wie eine Unterlegscheibe?
Ja. Ob man sie bei oder unter legt, ist togal.
Deshalb heißt es ja auch Beilager.
Auch Wälzlager genannt.
Herr Ritter driften ab.
In Richtung Schulterlager vielleicht.
Post by Andreas Impekoven
Zwei bewegliche Komponenten, durch rollende Körper getrennt?
Eigenwillige Doppelbettkonstruktion, obwohl schon ausgeurteilt[1]
[1]http://www.ra-mathias.de/pages/Recht/Reiserecht/u_rei_04.html
Es scheint am AG MG einen Humoristen mit viel Zeit zu haben.

Ich kenne einen Sozialrichter (mitlerweylen i.R., die
Wiedervereinigung hatte seiner Karriere noch einen schönen Schub
gegeben), der machte aus seinen Verhandlungen eine Unterhaltungsschau
- es wurde viel gelacht. Er ließ mal einen Anwalt vortreten und
eröffnete ihm, daß er einen Vorschlag hätte, was sich das Mitglied des
Barreaus von seiner Frau zu Weihnachten schenken lassen könnte,
nämlich eine Aktentasche. Der Mann schleppte seine Unterlagen in ALDI-
Tüten durch die Gegend - FR
Oliver Cromm
2010-11-19 22:50:46 UTC
Permalink
Post by Thomas Heier
im Beipackzettel eines Schaltschrankes ist ein Bauteil für den
PE-Anschluß als "Nomelscheibe" bezeichnet.
Ich kannte "PE-Anschluß" nicht und mußte feststellen, daß dieser
Ausdruck durch eine Internet-Suche nicht einfach zu klären ist. In etwa
2 Minuten habe ich nicht mal herausgefunden, wofür die Abkürzung steht.

Es scheint sich um einen Ausdruck zu handeln, den man eh kennt, wenn man
ihn braucht, und nicht braucht, wenn man ihn nicht kennt, so daß sich
niemand gemüßigt fühlt, ihn zu erklären.

[Zielgruppe aus gegebenem Anlaß geändert]
--
binsaugnesseln, hummelsköl, mönchspfeffer, gugelköpf, minbrüdermüntz
FISCHART
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Andreas Karrer
2010-11-20 00:16:38 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Ich kannte "PE-Anschluß" nicht und mußte feststellen, daß dieser
Ausdruck durch eine Internet-Suche nicht einfach zu klären ist. In etwa
2 Minuten habe ich nicht mal herausgefunden, wofür die Abkürzung steht.
Aber nach 3 Minuten schon? Protective Earth. Erdkabel, Erdung,
Schutzleiter, das gelbgrüne Zeugs halt.
Post by Oliver Cromm
Es scheint sich um einen Ausdruck zu handeln, den man eh kennt, wenn man
ihn braucht, und nicht braucht, wenn man ihn nicht kennt, so daß sich
niemand gemüßigt fühlt, ihn zu erklären.
Die Abkürzung ist nach meiner Wahrnehmung erst seit etwa 10 oder 15
Jahren in den Heimwerker-Bereich eingedrungen; kann sein, dass sie bei
den Profis schon viel länger üblich ist. Andere, schon seit
Generationen eingeführte Abkürzungen wie "FI" (Fehlerstromschutz, F für
Fehler und I für das Formelzeichen für den elektrischen Strom) werden
immer mehr von RCD (Residual Current Device) ersetzt.

In der Niederspannungstechnik ist der Schutzleiter in der Tat so
elementar, dass es schwer ist, zu erklären, was der macht und wie das
im Prinzip und in der Praxis funktioniert. Ich möchte nicht, dass sich
jemand nach Lektüre von

http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzleiter
http://de.wikipedia.org/wiki/TN-System

befähigt fühlt, an der Hausverkabelung rumzufuhrwerken.


- Andi
Martin Gerdes
2010-11-21 12:00:04 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Post by Oliver Cromm
Ich kannte "PE-Anschluß" nicht
Es scheint sich um einen Ausdruck zu handeln, den man eh kennt, wenn man
ihn braucht, und nicht braucht, wenn man ihn nicht kennt, so daß sich
niemand gemüßigt fühlt, ihn zu erklären.
Die Abkürzung ist nach meiner Wahrnehmung erst seit etwa 10 oder 15
Jahren in den Heimwerker-Bereich eingedrungen; kann sein, dass sie bei
den Profis schon viel länger üblich ist. Andere, schon seit
Generationen eingeführte Abkürzungen wie "FI" (Fehlerstromschutz, F für
Fehler und I für das Formelzeichen für den elektrischen Strom) werden
immer mehr von RCD (Residual Current Device) ersetzt.
Fachquack wirkt offenbar geil, vor allem dann, wenn er englisch
daherkommt.
Post by Andreas Karrer
In der Niederspannungstechnik ist der Schutzleiter in der Tat so
elementar, dass es schwer ist, zu erklären, was der macht und wie das
im Prinzip und in der Praxis funktioniert.
???

Es ist ziemlich trivial, was ein Schutzleiter macht und wie er wirkt,
genauso wie das Prinzip eines Fehlerstromschutzschalters für einen
Menschen, der eine minimale Ahnung von Physik hat, trivial ist.

Dennoch: Wenn in der Heimwerkergruppe mal wieder einer fragt, wie man so
ein Ding verschaltet, tönt umgehend der Chor der Zünftler: "Laß das den
Fachmann machen; ohne Zunftbrief eine Steckdose installieren zu wollen,
ist kriminell!" Es verblüfft mich allerdings immer wieder, wenn man
genau diese Bedenkenträger dann befragt, was speziell daran denn so
gefährlich sei, daß sie statt einer Antwort in der Sache regelmäßig mit
Vorschriften herumwerfen, den technischen Sachverhalt aber nicht
erläutern können.
Uwe Schickedanz
2010-11-21 13:10:15 UTC
Permalink
On Sun, 21 Nov 2010 13:00:04 +0100, Martin Gerdes
Post by Martin Gerdes
Es ist ziemlich trivial, was ein Schutzleiter macht und wie er wirkt,
genauso wie das Prinzip eines Fehlerstromschutzschalters für einen
Menschen, der eine minimale Ahnung von Physik hat, trivial ist.
Dennoch: Wenn in der Heimwerkergruppe mal wieder einer fragt, wie man so
ein Ding verschaltet, tönt umgehend der Chor der Zünftler: "Laß das den
Fachmann machen; ohne Zunftbrief eine Steckdose installieren zu wollen,
ist kriminell!" Es verblüfft mich allerdings immer wieder, wenn man
genau diese Bedenkenträger dann befragt, was speziell daran denn so
gefährlich sei, daß sie statt einer Antwort in der Sache regelmäßig mit
Vorschriften herumwerfen, den technischen Sachverhalt aber nicht
erläutern können.
Das Prinzip läßt sich auch auf andere Anwendungsgebiete übertragen.
"Was, Du schraubst an den Bremsen Deines Autos herum?!? Sowas kann nur
der Fachmann!"

Gruß Uwe
--
"Demokratie ist riskant. Das Volk kann sich ja auch irren."
Dieter Wiefelspütz, SPD
=== http://www.sicherheitslampe.de ===
Stefan Ram
2010-11-21 18:52:44 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
ein Ding verschaltet, tönt umgehend der Chor der Zünftler: "Laß das den
Fachmann machen; ohne Zunftbrief eine Steckdose installieren zu wollen,
Aha, sind wir hier nun in einer Plaudergruppe, wo wir auch
über nichtsprachliche Themen reden? - Ich weiß jetzt auch
nicht sofort, in welche Newsgroup das folgende besser paßt:

Also, dann möchte ich einmal darauf hinweisen, daß schon 1924
ein Büchlein von Mechtilde von Lichnowsky namens
»Der Kampf mit dem Fachmann« erschien, in dem sie sich
mit diesem Phänomen auseinandersetzt.

Allgemein scheinen Menschen, wenn man sie sich frei äußern
läßt, sich selbst (und ihre Gruppe) gerne selber aufzuwerten
und von Schuld freizusprechen, manchmal indem sie andere
abwerten und diesen Schuld zusprechen, und manchmal auch
indirekter, indem sie beispielsweise solche Themen
bevorzugen, die sie selber in gutem Licht erscheinen lassen.
Das sind die sogenannten »primitiven Abwehrmechanismen«.

Nicht immer hat dies die gewünschte Wirkung, denn der Hörer
weiß ja: »He is a poor man who has to blow his own trumpet«.
(»to blow his own trumpet« = »sein eigenes Loblied singen«)

Auf einigen Gebieten erbringen Experten keine besseren
Leistungen als Laien - hier fallen einem vielleicht zuerst
die Verwalter von Wertpapierfonds ein. Dennoch müssen diese
nicht nur wegen der im dritten Absatz geschilderten
Abwehrmechanismen eine Aura des Expertentums aufbauen,
sondern auch, um überhaupt ihr Geschäft machen zu können.
Daher sind Äußerungen zu ihrer Qualifikation unter Umständen
nicht epistemisch, sondern instrumental zu verstehen (also
als - oft mehr oder weniger verdeckte - Werbung). Wenn ein
Mann lügen muß, um seine Familie ernähren zu können, kann
dieses Lügen zwar insgesamt doch verwerflich sein, man kann
seine Motivation aber nachvollziehen.

Wenn man eine Arbeit von einem Elektrohandwerker ausführen
läßt, hat man aber wahrscheinlich unter Umständen wenigstens
jemanden, den man haftbar machen kann - und man ist selber
damit gegenüber Dritten entlastet. Bezahlt man einen Anwalt,
so zahlt man damit zu einem großen Teil dessen Haftungsrisiko.

Möglicherweise gibt es außerdem ja vielleicht doch etwas,
das die Elektrohandwerker normalerweise dabei besser machen
als ein durchschnittlicher Laie - und sie sind nur nicht in
der Lage dieses auf Anfrage auch zu verbalisieren.

Aus sprachlicher Sicht ist noch erwähnenswert, daß die
Begriffe »Fachmann« und »Experte« nicht geschützt sind, also
frei verwendet werden können. Aber Du beziehst dich oben
vermutlich auf Personen mit einem Gesellen- oder
Meisterbrief des Elektrohandwerks (oder Lehrlinge unter
Aufsicht eines Gesellen oder Meisters).

Es gibt natürlich auch Fälle, in denen man sich einem
ausgebildeten »Fachmann« lieber anvertraut als einem Laien -
etwa bei einem gehirnchirurgischen Eingriff - dies
vermutlich immer besonders dann gerne, wenn der Chirurg
davor schon mindestens einmal einen Eingriff dieser Art
erledigt hat.

Bei Wein ist es so: Was habe ich davon, wenn ich weiß, daß
Wein einer bestimmten Sorte bestimmten »Weinkennern«
besonders gut schmeckt, wenn es darum geht, daß er /mir/ gut
schmecken soll? Das letztere sollte ja eigentlich nur ich
selber beurteilen können.

Einige Antworten können Laien besser geben als Experten: Die
größten Städte eines Landes können Ausländer besser
aufzählen als Inländer - weil sie die kleineren Städte gar
nicht kennen. Musiker hören Musik eher mit dem Verstand,
analytisch, als emotional wie ein Laie. (Allgemein ist es
kennzeichnend für Experten, daß sie den Gegenstand eher
rational betrachten.) Umgekehrt könnte man sagen, daß ihnen
damit auch wieder etwas Empfinden abhanden gekommen sein
könnte.
Stefan Ram
2010-11-21 19:00:09 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Es gibt natürlich auch Fälle, in denen man sich einem
ausgebildeten »Fachmann« lieber anvertraut als einem Laien -
etwa bei einem gehirnchirurgischen Eingriff
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Oliver Cromm
2010-11-22 18:00:22 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Aha, sind wir hier nun in einer Plaudergruppe, wo wir auch
über nichtsprachliche Themen reden?
Guten Morgen.
--
Smith & Wesson--the original point and click interface
Joachim Pense
2010-11-22 19:26:03 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Stefan Ram
Aha, sind wir hier nun in einer Plaudergruppe, wo wir auch
über nichtsprachliche Themen reden?
Guten Morgen.
So geht geradeausdenken.

Joachim
Frank Hucklenbroich
2010-11-22 12:27:25 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Dennoch: Wenn in der Heimwerkergruppe mal wieder einer fragt, wie man so
ein Ding verschaltet, tönt umgehend der Chor der Zünftler: "Laß das den
Fachmann machen; ohne Zunftbrief eine Steckdose installieren zu wollen,
ist kriminell!"
So wie dieser Experte letzte Woche, der einen Notstromgenerator mit dem
Hausstromnetz verbinden wollte? War ein lustiger Tread ;-)

Grüße,

Frank
Andreas Karrer
2010-11-22 14:12:59 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Es ist ziemlich trivial, was ein Schutzleiter macht und wie er wirkt,
genauso wie das Prinzip eines Fehlerstromschutzschalters für einen
Menschen, der eine minimale Ahnung von Physik hat, trivial ist.
Für die ja, aber ich kenne eine Anzahl Akademiker, denen diese
Minimalahnung komplett abgeht, aber sowas von.

Ich hab je einige Zeit an diversen Instituten der Elektrotechnik
gearbeitiet. Der typische E-Techniker hat natürlich eine von Elektro-
und Radiomann, Modelleisenbahn, Carrerarennbahn, Modellflugzeugen etc.
geprägte Vergengenheit, aber es gibt auch den theoretischen Typus. Wir
hatten einen, der zwar den Analog-Teil von GPS-Empfängern designen
konnte wie kein anderer (gute Analog-VLSI-Designer sind rar), aber
dieser Mensch war in praktischen Belangen so ungeschickt wie sonst nur
Altphilologen.
Post by Martin Gerdes
Dennoch: Wenn in der Heimwerkergruppe mal wieder einer fragt, wie man so
ein Ding verschaltet, tönt umgehend der Chor der Zünftler: "Laß das den
Fachmann machen; ohne Zunftbrief eine Steckdose installieren zu wollen,
ist kriminell!"
Ach, die Leute sind heute viel zu verweichlicht. Mein Stiefvater (Jg.
'16) hatte eine Märklin-Spur-0-Bahn mit so einem Steuergerät, das bei
manchem der besagten Zünftler allein schon durch die Beschreibung einen
Herzkasper verursachen würde:

http://www.alte-spur-0.de/maerklin/zubehoer/stromversorgung/3469-2_regulierwiderstand_2_lampen

Ich hatte das in den 80ern mal vom Dachboden geholt und in Betrieb
genommen. Da hängen am Haushaltsstrom in Serie eine 110-V-Lampe, ein
über den Stufenschalter wählbarer Drahtwiderstand, der
Schienenanschluss und dann die zweite Lampe. Kein Trafo, keine
galvanische Trennung.

- Andi
Florian Ritter
2010-11-22 15:48:19 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Post by Martin Gerdes
Es ist ziemlich trivial, was ein Schutzleiter macht und wie er wirkt,
genauso wie das Prinzip eines Fehlerstromschutzschalters für einen
Menschen, der eine minimale Ahnung von Physik hat, trivial ist.
Für die ja, aber ich kenne eine Anzahl Akademiker, denen diese
Minimalahnung komplett abgeht, aber sowas von.
Ich hab je einige Zeit an diversen Instituten der Elektrotechnik
gearbeitiet. Der typische E-Techniker hat natürlich eine von Elektro-
und Radiomann, Modelleisenbahn, Carrerarennbahn, Modellflugzeugen etc.
geprägte Vergengenheit
Legende war an einer kleinen Univ. ein Physiker, der im Wohnheim einen
Radiosender betrieben hatte (mir ist untersagt worden zu verbreiten,
daß die Senderöhre geklaut war, daher behaupte ich hier das
Gegenteil). Nun zog der Sender aber soviel Saft, daß die elektrische
Installation des gesamten Heims etwas, sage ich mal, modifiziert
werden mußte. Und dies zog hinwiederum nach sich, daß Sicherungen mit
Kupferbolzen verstärkt wurden - die dadurch bedingten Schmauchspuren
an, über und neben den Kabeln habe ich selbst gesehen. Es ist wahrlich
ein Wunder, daß der Bau erst Anfang der 90er abgebrannt ist. Nein -
danke für die Frage - keine Personenschäden.
Übrigens führte der Sendebetrieb zur vorzeitigen und unfreiwilligen
Exmatrikulation des Betreffenden - man wolle sich vergegenwärtigen,
ein illegaler Sender in der DDR, icredibile!
Post by Andreas Karrer
Ach, die Leute sind heute viel zu verweichlicht.
Karrer weiß ein großes, ein starkes Wort gelassen anzubringen.
Ich möchte mal einen Heutigen mit einem Azetylenentwickler umgehen
sehen, möglichst bei Frost.
Aber lassen wir das - FR
Lothar Frings
2010-11-22 16:15:28 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Legende war an einer kleinen Univ. ein Physiker, der im Wohnheim einen
Radiosender betrieben hatte (mir ist untersagt worden zu verbreiten,
daß die Senderöhre geklaut war, daher behaupte ich hier das
Gegenteil). Nun zog der Sender aber soviel Saft, daß die elektrische
Installation des gesamten Heims etwas, sage ich mal, modifiziert
werden mußte. Und dies zog hinwiederum nach sich, daß Sicherungen mit
Kupferbolzen verstärkt wurden - die dadurch bedingten Schmauchspuren
an, über und neben den Kabeln habe ich selbst gesehen. Es ist wahrlich
ein Wunder, daß der Bau erst Anfang der 90er abgebrannt ist.
Ich sah einen Physiklehrer die durchgebrannte
Feinsicherung eines Overhead-Projektors mit
Alufolie flicken, ignorierend, daß man den durch
das Durchbrennen erteilten fachlichen Rat einer
Sicherung unbedingt beherzigen sollte. Die
daraufhin durchbrennende Lampe des Projektors
war ziemlich teuer.
Walter Schmid
2010-11-22 16:56:49 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Ich sah einen Physiklehrer die durchgebrannte
Feinsicherung eines Overhead-Projektors mit
Alufolie flicken, ignorierend, daß man den durch
das Durchbrennen erteilten fachlichen Rat einer
Sicherung unbedingt beherzigen sollte. Die
daraufhin durchbrennende Lampe des Projektors
war ziemlich teuer.
Und? Musste er sie selbst bezahlen? "Rational handeln" ist nicht
immer = billig für alle. ;-)

Gruss

Walter
Florian Ritter
2010-11-22 19:47:23 UTC
Permalink
Post by Walter Schmid
Post by Lothar Frings
Ich sah einen Physiklehrer die durchgebrannte
Feinsicherung eines Overhead-Projektors mit
Alufolie flicken, ignorierend, daß man den durch
das Durchbrennen erteilten fachlichen Rat einer
Sicherung unbedingt beherzigen sollte. Die
daraufhin durchbrennende Lampe des Projektors
war ziemlich teuer.
Und? Musste er sie selbst bezahlen? "Rational handeln" ist nicht
immer = billig für alle. ;-)
Leider gibt’s im öffentl. Dienst nur in den seltensten Fällen eine
Durchgriffshaftung.

FR
Lothar Frings
2010-11-24 08:03:59 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Leider gibt’s im öffentl. Dienst nur in den seltensten Fällen eine
Durchgriffshaftung.
Hätte ja auch keinen Sinn. Kohl zum Beispiel
könnte höchstens das eine oder andere
Hunderttausendstel des Schadens bezahlen,
den er durch den Kauf der DDR angerichtet hat.

Frank Hucklenbroich
2010-11-22 12:25:56 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Post by Oliver Cromm
Ich kannte "PE-Anschluß" nicht und mußte feststellen, daß dieser
Ausdruck durch eine Internet-Suche nicht einfach zu klären ist. In etwa
2 Minuten habe ich nicht mal herausgefunden, wofür die Abkürzung steht.
Aber nach 3 Minuten schon? Protective Earth. Erdkabel, Erdung,
Schutzleiter, das gelbgrüne Zeugs halt.
Das muß man aber schon wissen. Ich kenne "PE" als Abkürzung für nur für
Polyethylen, die bekannte "PE-Folie" trägt das im Namen. Der Anschluß wäre
dann vielleicht mit PE-Material ummantelt oder isoliert. So wie man "PU"
als Abkürzung für Polyurethan verwendet (PU-Schaum, PU-Fugen u.s.w.).
Auf Protective Earth wäre ich in den Zusammenhang niemals gekommen.

Grüße,

Frank
R.R.Kopp
2010-11-20 11:43:31 UTC
Permalink
Post by Thomas Heier
im Beipackzettel eines Schaltschrankes ist ein Bauteil für den
PE-Anschluß als "Nomelscheibe" bezeichnet. Ich kenne diese Art von
Scheiben seit 30 Jahren, aber diese Bezeichnung habe ich noch nie
gelesen. Kennt die jemand?
Nomel® ist ein Warenzeichen der Acument™ Global Technologies.
--
Rolf
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