Discussion:
Redewendung "keine jüdische Hast!" - Woher kommt sie?
(zu alt für eine Antwort)
Franz Kleinberg
2007-09-12 11:56:18 UTC
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Hallo,

weiß jemand von euch woher die Redewendung "...nur keine jüdische Hast!"
kommt?

Ist es verwerflich dieses Sprichwort zu benutzen, oder hat es einen
harmlosen Hintergrund?

Franz
Wolfram Heinrich
2007-09-12 12:07:20 UTC
Permalink
Post by Franz Kleinberg
Hallo,
weiß jemand von euch woher die Redewendung "...nur keine jüdische Hast!"
kommt?
Ist es verwerflich dieses Sprichwort zu benutzen, oder hat es einen
harmlosen Hintergrund?
Hast: nur keine jüdische Hast! (ugs.): immer mit der Ruhe!; nur keine
übertriebene Eile!: Wir kommen schon noch rechtzeitig hin, nur keine
jüdische Hast! -Die Wendung bezieht sich auf das Vorurteil von einer
besonderen Betriebsamkeit oder Hast jüdischer Händler oder Kaufleute, wenn
es darum geht, ein Geschäft abzuschließen. (c) Dudenverlag

Ciao
Wolfram
--
Prinzipien beeinflussen auch den angeblich Prinzipientreuen wenig. Wir
reden von unseren Grundsätzen, aber wir handeln nach unseren Interessen.
CHARLES LAMB
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Lothar Frings
2007-09-12 15:09:16 UTC
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Post by Wolfram Heinrich
Hast: nur keine jüdische Hast! (ugs.): immer mit der Ruhe!; nur keine
übertriebene Eile!: Wir kommen schon noch rechtzeitig hin, nur keine
jüdische Hast! -Die Wendung bezieht sich auf das Vorurteil von einer
besonderen Betriebsamkeit oder Hast jüdischer Händler oder Kaufleute, wenn
es darum geht, ein Geschäft abzuschließen. (c) Dudenverlag
Ich dachte, es sei eine Verballhornung von "Nur keine unchristliche
Eile!"
Pascal König
2007-09-12 20:23:28 UTC
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Post by Lothar Frings
Ich dachte, es sei eine Verballhornung von "Nur keine unchristliche
Eile!"
Also inhaltlich gesehen bedeutet doch beides das Gleiche. Wenn man davon
ausgeht, dass die Redewendungen "keine jüdische Hast" und "keine
unchristliche Eile" im Mittelalter entstanden sind, was recht
wahrscheinlich ist, weil dort die Wurzeln des angeblichen, jüdischen
Geschäftssinns liegen (durften den Zünften nicht beitreten und waren
daher auf die Finanzberufe beschränkt, die von Christen nicht ausgeübt
wurden... naja, man kennt das ja), ist auch klar, dass die beiden in
direkte Verbindung zueinander zu setzen sind, da das Judentum zu der
Zeit höchstvermutlich in unseren Breitengraden die am weitesten
verbreitete Religion neben dem Christentum war.
Also von daher denke ich nicht, dass es sich um eine Verballhornung
handelt, sondern, dass diese beiden Redewendungen parallel entstanden sind.

Gruß
Pascal
Holger Freese
2007-09-13 13:15:51 UTC
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Post by Franz Kleinberg
weiß jemand von euch woher die Redewendung "...nur keine jüdische Hast!"
kommt?
Ist es verwerflich dieses Sprichwort zu benutzen, oder hat es einen
harmlosen Hintergrund?
Ich lese erst heute die Postings zu diesem Thema und bin erstaunt, nirgends
die klare Aussage zu finden, dass die Wendung in der Tat keineswegs harmlos,
sondern antisemitisch ist. Ich kenne die Redensart nur von den ewig
Gestrigen und würde sie unter Sprüchen wie "Das geht ja hier zu wie in der
Judenschule" einordnen.

Gruß,

Ho
Wolfram Heinrich
2007-09-13 18:19:05 UTC
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Post by Holger Freese
Post by Franz Kleinberg
weiß jemand von euch woher die Redewendung "...nur keine jüdische Hast!"
kommt?
Ist es verwerflich dieses Sprichwort zu benutzen, oder hat es einen
harmlosen Hintergrund?
Ich lese erst heute die Postings zu diesem Thema und bin erstaunt, nirgends
die klare Aussage zu finden, dass die Wendung in der Tat keineswegs harmlos,
sondern antisemitisch ist. Ich kenne die Redensart nur von den ewig
Gestrigen und würde sie unter Sprüchen wie "Das geht ja hier zu wie in der
Judenschule" einordnen.
Daß der Hintergrund so harmlos nicht ist, geht doch aus den bisherigen
Beiträgen hervor. Muß man denn alles erklären?

Ciao
Wolfram
--
Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht der Versager.
OSCAR WILDE
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Matthias P. Wuerfl
2007-09-13 18:25:52 UTC
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Post by Holger Freese
Ich lese erst heute die Postings zu diesem Thema und bin erstaunt, nirgends
die klare Aussage zu finden, dass die Wendung in der Tat keineswegs harmlos,
sondern antisemitisch ist.
Ach.

Eine Wendung kann antisemitisch sein? Ich dachte bisher immer, nur
Menschen, Meinungen, etc. könnten das sein. Wie geht das?

Grüße, Matthias
--
http://www.trullala.de
--
Der Trend geht ganz eindeutig zur Zweitsignatur.
Wolfram Heinrich
2007-09-13 18:46:47 UTC
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Post by Matthias P. Wuerfl
Post by Holger Freese
Ich lese erst heute die Postings zu diesem Thema und bin erstaunt, nirgends
die klare Aussage zu finden, dass die Wendung in der Tat keineswegs harmlos,
sondern antisemitisch ist.
Ach.
Eine Wendung kann antisemitisch sein? Ich dachte bisher immer, nur
Menschen, Meinungen, etc. könnten das sein. Wie geht das?
Auch ein Wort kann antisemitisch sein. Brauchts das, daß man die
Schlaumeierei bis zum Anschlag betreibt?

Ciao
Wolfram
--
Die köstlichsten Fensterputzer sind meist erfunden - O. WIED
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Jakob Achterndiek
2007-09-13 20:10:25 UTC
Permalink
Am 13.09.2007, 20:46 Uhr, schrieb Wolfram Heinrich
Post by Wolfram Heinrich
Auch ein Wort kann antisemitisch sein. Brauchts das, daß man die
Schlaumeierei bis zum Anschlag betreibt?
^^^^^^^^^^^^^
Das ist aber jetzt ganz doll böser Antimeierismus!

j/\a
Wolfram Heinrich
2007-09-13 20:37:48 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Am 13.09.2007, 20:46 Uhr, schrieb Wolfram Heinrich
Post by Wolfram Heinrich
Auch ein Wort kann antisemitisch sein. Brauchts das, daß man die
Schlaumeierei bis zum Anschlag betreibt?
^^^^^^^^^^^^^
Das ist aber jetzt ganz doll böser Antimeierismus!
Ich habe nichts gegen Eier, einige meiner besten Freunde sind Eier. Aber
diese Schlaum-Eier - geh, bleib mir weg!

Ciao
Wolfram
--
Er ritt auf einer Schnecke und überholte alle, die nur davon sprachen, daß
man reiten müsse.
GÜNTER GRASS
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Oliver Cromm
2007-09-13 22:36:52 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Jakob Achterndiek
Am 13.09.2007, 20:46 Uhr, schrieb Wolfram Heinrich
Post by Wolfram Heinrich
Auch ein Wort kann antisemitisch sein. Brauchts das, daß man die
Schlaumeierei bis zum Anschlag betreibt?
^^^^^^^^^^^^^
Das ist aber jetzt ganz doll böser Antimeierismus!
Ich habe nichts gegen Eier, einige meiner besten Freunde sind Eier. Aber
diese Schlaum-Eier - geh, bleib mir weg!
Deswegen bist Du mit denen ja auch antim, das Gegenteil von Intim.
--
die pfaffen mit ihren platten,
die münch mit ihren gugeln schon
bergreihen 26 ndr.
Wolfram Heinrich
2007-09-13 22:53:00 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
Ich habe nichts gegen Eier, einige meiner besten Freunde sind Eier. Aber
diese Schlaum-Eier - geh, bleib mir weg!
Deswegen bist Du mit denen ja auch antim, das Gegenteil von Intim.
Jetzt brauchst du bloß noch zu warten, bis der Duden-Verlag zusammen mit
einem anderen Spinner (Beate Uhse?) einen Wettbewerb ausschreibt, dann bist
du in der Pole-Position.

Ciao
Wolfram
--
Der Franze hat gsagt, wenn ihn jeder mit "Euer Eminenz" anreden würd und an
seinem Finger zutzeln tät, wär er auch gern demütig.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Oliver Cromm
2007-09-14 00:30:10 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
Ich habe nichts gegen Eier, einige meiner besten Freunde sind Eier. Aber
diese Schlaum-Eier - geh, bleib mir weg!
Deswegen bist Du mit denen ja auch antim, das Gegenteil von Intim.
Jetzt brauchst du bloß noch zu warten, bis der Duden-Verlag zusammen mit
einem anderen Spinner (Beate Uhse?) einen Wettbewerb ausschreibt, dann bist
du in der Pole-Position.
Polen-Position? Was soll das nun wieder heißen. Hast Du was gegen
Slawen?
--
Oliver C.
Wolfram Heinrich
2007-09-14 11:01:19 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
Jetzt brauchst du bloß noch zu warten, bis der Duden-Verlag zusammen mit
einem anderen Spinner (Beate Uhse?) einen Wettbewerb ausschreibt, dann bist
du in der Pole-Position.
Polen-Position? Was soll das nun wieder heißen. Hast Du was gegen
Slawen?
Pole, Einzahl. Ja, gegen einen Polen hab ich was, aber es sind eigentlich
zwei Kartoffeln.

Ciao
Wolfram
--
Der Franze hat gsagt, er würd ja gerne eine Pizza mögen. Aber, sagt er, er
bringt sie nicht ums Verrecken runter.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Ralf Kusmierz
2007-09-14 00:43:17 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Wolfram Heinrich
Post by Matthias P. Wuerfl
Eine Wendung kann antisemitisch sein? Ich dachte bisher immer, nur
Menschen, Meinungen, etc. könnten das sein. Wie geht das?
Auch ein Wort kann antisemitisch sein. Brauchts das, daß man die
Schlaumeierei bis zum Anschlag betreibt?
Ist das jetzt Rabulistik?


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Walter P. Zaehl
2007-09-14 10:49:42 UTC
Permalink
Post by Matthias P. Wuerfl
Post by Holger Freese
Ich lese erst heute die Postings zu diesem Thema und bin erstaunt,
nirgends die klare Aussage zu finden, dass die Wendung in der Tat
keineswegs harmlos, sondern antisemitisch ist.
Ach.
Eine Wendung kann antisemitisch sein? Ich dachte bisher immer, nur
Menschen, Meinungen, etc. könnten das sein. Wie geht das?
Ja, ja - Guns don't kill people, people kill people, oder?
Juergen Grosse
2007-09-13 19:18:26 UTC
Permalink
Holger Freese schrieb:

...
Post by Holger Freese
Ich lese erst heute die Postings zu diesem Thema und bin erstaunt, nirgends
die klare Aussage zu finden, dass die Wendung in der Tat keineswegs harmlos,
sondern antisemitisch ist.
Na ja, eine Wendung ist zunächst einmal eine Wendung. Sie kann vom
Verwender her antisemitisch gemeint sein oder nicht, und sie kann beim
(jüdischen oder nichtjüdischen) Empfänger so ankommen oder nicht.
Post by Holger Freese
Ich kenne die Redensart nur von den ewig
Gestrigen
Das halte ich für eine unbegründete Unterstellung. Ich kenne sie
vorwiegend von älteren Verwendern, aber ohne dass dies etwas mit
politischen Einstellungen welcher Art auch immer zusammenhinge. Ich
würde auch Verwendern der Ausdrücke "sich auf französisch verabschieden"
oder "schwedische Gardinen" keinen Antigallizismus oder Antisuecismus
(heißt das so?) unterstellen.
Post by Holger Freese
und würde sie unter Sprüchen wie "Das geht ja hier zu wie in der
Judenschule" einordnen.
...

Ist im zehnbändigen Duden als "ugs., veraltet" gekennzeichnet, nicht als
antisemitisch o. ä. Die Wendung ist mir passiv noch weniger geläufig als
die "jüdische Hast". Ich kannte sie überhaupt nicht, als mir während
meines Militärdienstes vor fast 30 Jahren einmal ein (nicht ewig
gestriger und nicht antisemitischer) Offizier erzählte, ihrer Verwendung
wegen einigen Ärger bekommen zu haben.

Ich will nun keinesfalls für den Gebrauch dieser Wendungen plädieren, es
gibt durchaus gute Gründe für ihre Vermeidung. Jedem Verwender von
vorneherein unedle Absichten zu unterstellen, gefällt mir allerdings
ebenso wenig.


Tschüs, Jürgen
Holger Freese
2007-09-13 23:18:17 UTC
Permalink
Dieser beitrag ist möglicherweise unangemessen. Klicken sie auf, um es anzuzeigen.
Nicolas Ulmann
2007-09-14 08:31:40 UTC
Permalink
Post by Holger Freese
Ich auch nicht, weil "französisch" oder "schwedisch" nicht so belastet sind
wie "jüdisch" für uns Deutsche.
Jetzt ist natürlich die Frage, ob so eine Einstellung Dauerhaft gute
Folgen haben kann. Erinnert ein bisschen an den Feminismus.
Leute, die man immer mit amtanschuehen anfassen muss, kann man eben
nicht gleichzeitig und selbstverständlich als normale Mitmenschen sehen.
Negative Gefühle sind da immer nur eine Frage der Zeit (bei Frauen quasi
sofort, bei Juden, sobald die letzte Generation tot ist, die sich
irgendwie sinnvoll schuldig fühlen kann).
Lothar Frings
2007-09-14 08:44:31 UTC
Permalink
Post by Nicolas Ulmann
Negative Gefühle sind da immer nur eine Frage der Zeit (bei Frauen quasi
sofort, bei Juden, sobald die letzte Generation tot ist, die sich
irgendwie sinnvoll schuldig fühlen kann).
Witzbold. Mein Vater ging bei Kriegsende noch zur Schule,
trotzdem hat man auch meiner Generation noch Vorwürfe
gemacht. Das Problem war ja gerade, daß die Schuldigen
ausstarben, eine Kollektivschuld dagegen genauso lächerlich
wie einträglich war. Also erfand man die "Kollektivverantwortung"[*],
die man nebulös an eine "Schicksalsgemeinschaft" knüpfte.
Die währet ewiglich.

-----
[*] Wobei ich immer noch gerne wüßte, wieso alle
Deutschen der Nazizeit an den Nazis, aber die
Ossis nicht kollektiv am SED-Regime schuld waren.
Irgendwie muß man sich das doch zurechtbiegen,
denn man kann sich keine 60 Mio "guten" und 20 Mio
"bösen" Bundesdeutschen leisten.
Wolfram Heinrich
2007-09-14 11:01:20 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Post by Nicolas Ulmann
Negative Gefühle sind da immer nur eine Frage der Zeit (bei Frauen quasi
sofort, bei Juden, sobald die letzte Generation tot ist, die sich
irgendwie sinnvoll schuldig fühlen kann).
Witzbold. Mein Vater ging bei Kriegsende noch zur Schule,
trotzdem hat man auch meiner Generation noch Vorwürfe
gemacht.
Genau das meinte Nicolas ja. Negative Gefühle.
Post by Lothar Frings
Das Problem war ja gerade, daß die Schuldigen
ausstarben, eine Kollektivschuld dagegen genauso lächerlich
wie einträglich war. Also erfand man die "Kollektivverantwortung"[*],
die man nebulös an eine "Schicksalsgemeinschaft" knüpfte.
Die währet ewiglich.
Oh, oh, ist dies Posting wirklich von Lothar Frings? Anhören tut es sich
nach Ralf Kusmierz.
Wir haben ein bürgerliches Erbrecht. Wenn deine Eltern etwas auf der Hohen
Kante haben, fällt dir dieses bei ihrem Tode zu. Auch wenn wir nicht stolz
drauf sind, Deutsche zu sein, ist Goethe doch "einer von uns" und dies
wärmt uns das Gemüt, obwohl wir überhaupt nichts für Goethe können. Das
sind doch ganz normale Vorgänge. Und die Institution "Bundesrepublik
Deutschland" ist der Rechtsnachfolger des "Deutschen Reichs".
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Diese zwölf Jahre sind zumindest im Westen nie richtig ausgekehrt worden,
hier ist so viel unter den Teppich gekehrt worden.

Ciao
Wolfram
--
Der Franze hat gsagt, ihm wärs wurscht, wie spät es ist. Hauptsach, sagt
er, er hat genug Zeit.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Nicolas Ulmann
2007-09-14 13:24:05 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Oh, oh, ist dies Posting wirklich von Lothar Frings? Anhören tut es sich
nach Ralf Kusmierz.
Wir haben ein bürgerliches Erbrecht. Wenn deine Eltern etwas auf der Hohen
Kante haben, fällt dir dieses bei ihrem Tode zu. Auch wenn wir nicht stolz
drauf sind, Deutsche zu sein, ist Goethe doch "einer von uns" und dies
wärmt uns das Gemüt, obwohl wir überhaupt nichts für Goethe können. Das
sind doch ganz normale Vorgänge. Und die Institution "Bundesrepublik
Deutschland" ist der Rechtsnachfolger des "Deutschen Reichs".
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Diese zwölf Jahre sind zumindest im Westen nie richtig ausgekehrt worden,
hier ist so viel unter den Teppich gekehrt worden.
Der Unterschied ist aber, dass ich daraus, dass Goethe Deutscher war,
nicht ableite, dass ich deswegen besondere Autorität einem Ausländer
gegenüber in Poesiefragen habe.
Entsprechend wird auch zu Recht nicht akzeptiert werden, dass jemand
besondere Ansprüche gegen einen jungen Deutschen erhebt, weil Hitler und
einige Dutzend Millionen weiterer Nazis (ich will das gar nicht
kleinreden) Deutsche waren.
Meine persönliche Meinung "zu Recht" ist dabei sogar herzlich
irrelevant. Relevant ist nur, wie eine große Anzahl an Mensches es
empfindet, und welche Gefühle daraus entstehen. Und die sind eben
negativ, mit steigender Tendenz.

Insofern sollte jeder Gutmensch, der in dieser Hinsicht aus einer Mücke
einen Elephanten macht*, sich überlegen, ob das, was er da treibt, nicht
nur zur persönlichen Prinzipienbefriedigung nützt, allen Beteiligten
aber massiv schadet - abgesehen vielleicht vom profilsüchtigen Gutmenschen.

*und das ist dann erfüllt, wenn jemand ohne erkennbare antisemitische
Tendenzen wegen einer festen Redewendung - die im Bezug auf andere
Völker keine Probleme brächte - Ärger bekommt
Lothar Frings
2007-09-14 13:54:18 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Lothar Frings
Das Problem war ja gerade, daß die Schuldigen
ausstarben, eine Kollektivschuld dagegen genauso lächerlich
wie einträglich war. Also erfand man die "Kollektivverantwortung"[*],
die man nebulös an eine "Schicksalsgemeinschaft" knüpfte.
Die währet ewiglich.
Oh, oh, ist dies Posting wirklich von Lothar Frings? Anhören tut es sich
nach Ralf Kusmierz.
Wir haben ein bürgerliches Erbrecht. Wenn deine Eltern etwas auf der Hohen
Kante haben, fällt dir dieses bei ihrem Tode zu.
Aber nicht, wenn main Vater jemanden erschossen hat.
Da fällt mir gar nichts zu. Schulden können vererbt
werden, Schuld nicht.
Post by Wolfram Heinrich
Auch wenn wir nicht stolz
drauf sind, Deutsche zu sein, ist Goethe doch "einer von uns" und dies
wärmt uns das Gemüt, obwohl wir überhaupt nichts für Goethe können. Das
sind doch ganz normale Vorgänge.
Nicht für jeden. Goethe hat in einem völlig anderen
Land gelebt, das nur zufällig in Teilen mit dem Gebiet
der heutigen BRD zusammenfiel.
Post by Wolfram Heinrich
Und die Institution "Bundesrepublik
Deutschland" ist der Rechtsnachfolger des "Deutschen Reichs".
Tja, das ist der Staat. Der soll machen, was er will.
Ich bin ihm nicht beigetreten und gehöre ihm daher
auch nicht an. Solange er mich einigermaßen
in Ruhe läßt, stört er mich nicht weiter. Seine
abstrusen Ansichten auch nicht.
Post by Wolfram Heinrich
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Diese zwölf Jahre sind zumindest im Westen nie richtig ausgekehrt worden,
hier ist so viel unter den Teppich gekehrt worden.
Aber nicht von mir, und ich bin auch nicht dran schuld.
Man macht mich ja auch nicht mitverantwortlich, wenn
mein Nachbar irgendwo einbricht. Und der lebt noch.
Wolfram Heinrich
2007-09-14 14:14:33 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Post by Wolfram Heinrich
Post by Lothar Frings
Das Problem war ja gerade, daß die Schuldigen
ausstarben, eine Kollektivschuld dagegen genauso lächerlich
wie einträglich war. Also erfand man die "Kollektivverantwortung"[*],
die man nebulös an eine "Schicksalsgemeinschaft" knüpfte.
Die währet ewiglich.
Oh, oh, ist dies Posting wirklich von Lothar Frings? Anhören tut es sich
nach Ralf Kusmierz.
Wir haben ein bürgerliches Erbrecht. Wenn deine Eltern etwas auf der Hohen
Kante haben, fällt dir dieses bei ihrem Tode zu.
Aber nicht, wenn main Vater jemanden erschossen hat.
Da fällt mir gar nichts zu. Schulden können vererbt
werden, Schuld nicht.
Um in deinem Beispiel zu bleiben: Wenn aus diesem Mord zivilrechtliche
Ansprüche entstanden sind, wirst du entweder dafür zivilrechtlich
geradestehen müssen oder aber das Erbe ausschlagen.
Post by Lothar Frings
Post by Wolfram Heinrich
Und die Institution "Bundesrepublik
Deutschland" ist der Rechtsnachfolger des "Deutschen Reichs".
Tja, das ist der Staat. Der soll machen, was er will.
Was immer er macht, er macht es in deinem Namen.
Post by Lothar Frings
Ich bin ihm nicht beigetreten und gehöre ihm daher
auch nicht an.
Doch, doch.
Post by Lothar Frings
Post by Wolfram Heinrich
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Diese zwölf Jahre sind zumindest im Westen nie richtig ausgekehrt worden,
hier ist so viel unter den Teppich gekehrt worden.
Aber nicht von mir, und ich bin auch nicht dran schuld.
Jetzt frage ich mich aber schon allmählich, ob es dich nicht zornig macht,
wie dieser Staat, ich meine jetzt die Bundesrepublik Deutschland, mit
seiner Nazi-Vergangenheit umgegangen ist? Inzwischen ist die Sache ja schon
so weit, daß die Nazi-Vergangenheit nicht nur beschönigt, sondern sogar
ganz geleugnet wird. Wie, Auschwitz? Was für ein Auschwitz?
Wenn das alles eine Sache der damals aktiven Generation wäre, könnte man
die Sache in der Tat allmählich ad acta legen.

Ciao
Wolfram
--
Befreiungshalle
Mit krampfhaft angespannter Blase lief ich von Kelheim hinauf zur
Befreiungshalle. Dort angekommen, klärte man mich über meinen Irrtum auf.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Nicolas Ulmann
2007-09-14 14:26:15 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Um in deinem Beispiel zu bleiben: Wenn aus diesem Mord zivilrechtliche
Ansprüche entstanden sind, wirst du entweder dafür zivilrechtlich
geradestehen müssen oder aber das Erbe ausschlagen.
Richtig. Deswegen zweifelt auch niemand an, dass Entschädigungszahlungen
an direkte Opfer angebracht sind. Das sind aber eben Sachen, die sich
aus Schulden ergeben.
Besondere Pflicht zur Rücksichtnahme hat aber mit Schuld zu tun. Und die
fällt einem jungen Deutschen so wenig zu wie dem Erben des Mörders.
Lothar Frings
2007-09-14 14:38:25 UTC
Permalink
Post by Nicolas Ulmann
Post by Wolfram Heinrich
Um in deinem Beispiel zu bleiben: Wenn aus diesem Mord zivilrechtliche
Ansprüche entstanden sind, wirst du entweder dafür zivilrechtlich
geradestehen müssen oder aber das Erbe ausschlagen.
Richtig. Deswegen zweifelt auch niemand an, dass Entschädigungszahlungen
an direkte Opfer angebracht sind. Das sind aber eben Sachen, die sich
aus Schulden ergeben.
Kein Problem. Wer Anspüche an mich zu haben glaubt,
soll mich bitte verklagen, und dann gibt's eine Verhandlung.
Wenn wir schon juristisch argumentieren, dann auch richtig.
Wolfram Heinrich
2007-09-14 17:38:36 UTC
Permalink
Post by Nicolas Ulmann
Post by Wolfram Heinrich
Um in deinem Beispiel zu bleiben: Wenn aus diesem Mord zivilrechtliche
Ansprüche entstanden sind, wirst du entweder dafür zivilrechtlich
geradestehen müssen oder aber das Erbe ausschlagen.
Richtig. Deswegen zweifelt auch niemand an, dass Entschädigungszahlungen
an direkte Opfer angebracht sind. Das sind aber eben Sachen, die sich
aus Schulden ergeben.
Besondere Pflicht zur Rücksichtnahme hat aber mit Schuld zu tun. Und die
fällt einem jungen Deutschen so wenig zu wie dem Erben des Mörders.
Ich glaube, so allmählich verstehe ich, was du meinst, so allmählich kommen
wir auch - glaube ich mal - zusammen. Du hast so wenig Schuld an den
Verbrechen der Nazis wie ich. Besondere Rücksichtnahme - wieso?
Mit dem Staat als Institution ist das wieder was anderes.

Ciao
Wolfram
--
Wenn Marx auferstünde von den Toten - der würde sich wundern.
UNBEKANNT
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Jürgen R.
2007-09-14 21:54:57 UTC
Permalink
[...]
Post by Nicolas Ulmann
Besondere Pflicht zur Rücksichtnahme hat aber mit Schuld zu tun.
[...]

Nein, nur mit Anstand.
Nicolas Ulmann
2007-09-15 12:12:10 UTC
Permalink
Post by Jürgen R.
Nein, nur mit Anstand.
Tatsächlihc? Worauf sollte sich das begründen? Die negativen Folgen habe
ich bereits herausgestellt.
Jürgen R.
2007-09-16 12:58:17 UTC
Permalink
On Sat, 15 Sep 2007 14:12:10 +0200, Nicolas Ulmann
Post by Nicolas Ulmann
Post by Jürgen R.
Nein, nur mit Anstand.
Tatsächlihc? Worauf sollte sich das begründen? Die negativen Folgen habe
ich bereits herausgestellt.
Muss man dir das wirklich erklären?

Du möchtest eine Redewendung benutzen, die einer Volksgruppe eine
negative Eigenschaft zuschreibt. Dies kann jemanden, der von deinem
Vorurteil betroffen ist, verletzen. Anstand verlangt, diese Art
Verletzung zu vermeiden, auch dann, wenn du dumm genug bist zu
glauben, die Aussage sei zutreffend.

Ich finde es keineswegs erstaunlich, dass Juden auch heute noch
Deutschen gegenüber empfindlicher reagieren, als etwa gegenüber
Amerikanern, wenn vermeintliche jüdische Eigenarten zur Sprache
kommen. Ensprechend finde ich Rücksichtnahme und Zurückhaltung
angebracht.
Lothar Frings
2007-09-14 14:35:32 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Lothar Frings
Aber nicht, wenn main Vater jemanden erschossen hat.
Da fällt mir gar nichts zu. Schulden können vererbt
werden, Schuld nicht.
Um in deinem Beispiel zu bleiben: Wenn aus diesem Mord zivilrechtliche
Ansprüche entstanden sind, wirst du entweder dafür zivilrechtlich
geradestehen müssen oder aber das Erbe ausschlagen.
Sind in diesem Fall aber nicht entstanden.
Post by Wolfram Heinrich
Post by Lothar Frings
Post by Wolfram Heinrich
Und die Institution "Bundesrepublik
Deutschland" ist der Rechtsnachfolger des "Deutschen Reichs".
Tja, das ist der Staat. Der soll machen, was er will.
Was immer er macht, er macht es in deinem Namen.
Daran kann ich nichts ändern. Stört mich aber genausoviel,
wie wenn er es im Namen des Großen Kürbis täte.
Post by Wolfram Heinrich
Post by Lothar Frings
Ich bin ihm nicht beigetreten und gehöre ihm daher
auch nicht an.
Doch, doch.
Sagt der Staat, weil er Nutzvieh braucht. Ich zahle
das von mir erpreßte Schutzgeld, und das war's.
Post by Wolfram Heinrich
Post by Lothar Frings
Post by Wolfram Heinrich
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Diese zwölf Jahre sind zumindest im Westen nie richtig ausgekehrt worden,
hier ist so viel unter den Teppich gekehrt worden.
Aber nicht von mir, und ich bin auch nicht dran schuld.
Jetzt frage ich mich aber schon allmählich, ob es dich nicht zornig macht,
wie dieser Staat, ich meine jetzt die Bundesrepublik Deutschland, mit
seiner Nazi-Vergangenheit umgegangen ist?
Nö. Ist doch seine Vergangenheit. Geht mich nichts an.
Post by Wolfram Heinrich
Inzwischen ist die Sache ja schon
so weit, daß die Nazi-Vergangenheit nicht nur beschönigt, sondern sogar
ganz geleugnet wird. Wie, Auschwitz? Was für ein Auschwitz?
Wenn das alles eine Sache der damals aktiven Generation wäre, könnte man
die Sache in der Tat allmählich ad acta legen.
Die Geschichtsschreibung sollte diese Zeit schon korrekt
dokumentieren. Aber das sollte sie mit der Karls
des Großen auch tun. Bin ich für dessen Kriege übrigens
auch verantwortlich? Dann müßten wir allerdings auch
noch die Franzosen dazubitten.
Wolfram Heinrich
2007-09-14 17:39:44 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Post by Wolfram Heinrich
Post by Lothar Frings
Ich bin ihm nicht beigetreten und gehöre ihm daher
auch nicht an.
Doch, doch.
Sagt der Staat, weil er Nutzvieh braucht. Ich zahle
das von mir erpreßte Schutzgeld, und das war's.
Und trägst den Mitgliedsausweis der BRD e. V. mit dir herum.
Post by Lothar Frings
Post by Wolfram Heinrich
Jetzt frage ich mich aber schon allmählich, ob es dich nicht zornig macht,
wie dieser Staat, ich meine jetzt die Bundesrepublik Deutschland, mit
seiner Nazi-Vergangenheit umgegangen ist?
Nö. Ist doch seine Vergangenheit.
Die Vergangenheitsbewältigung ist Gegenwart.
Post by Lothar Frings
Geht mich nichts an.
Wenn du siehst, wie die Verbrechen der Nazis verharmlost oder gar ganz
geleugnet werden, geht dich das nichts an?

Ciao
Wolfram
--
Dem Hl. Geist sein Pariser / War nicht mies, er war mieser. / Hei, wie sie
ihn verlachten, / Doch wir haben drum heut Weihnachten!
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Rüdiger Silberer
2007-09-14 15:39:18 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Diese zwölf Jahre sind zumindest im Westen nie richtig ausgekehrt worden,
hier ist so viel unter den Teppich gekehrt worden.
Aber im Osten dafür, oder?
--
Erst wenn der letzte Software-Entwickler verhaftet,
und die letzte Idee patentiert ist...
... werdet Ihr merken, daß Rechtsanwälte nicht programmieren können.
Wolfram Heinrich
2007-09-14 16:20:06 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Post by Wolfram Heinrich
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Diese zwölf Jahre sind zumindest im Westen nie richtig ausgekehrt worden,
hier ist so viel unter den Teppich gekehrt worden.
Aber im Osten dafür, oder?
Ich hatte die Einschränkung "zumindest" gemacht, weil ich nur die
Verhältnisse im Westen aus eigener Anschauung kenne. Aber soweit ich das
weiß, ist im Osten tatsächlich mehr gekehrt worden. Ob ausreichend...?
Nazis hatten nach dem Krieg davor gezittert, den Sowjets in die Hände zu
fallen und sind nach Westen geflohen.

Ciao
Wolfram
--
Der Franze hat gsagt, seinen Chef auf dem elektrischen Stuhl einen
Leitenden Angestellten zu nennen, wär ein guter Witz. Aber, sagt er,
natürlich furchtbar geschmacklos.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Oliver Cromm
2007-09-14 16:58:18 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Oh, oh, ist dies Posting wirklich von Lothar Frings? Anhören tut es sich
nach Ralf Kusmierz.
Wo ist der Unterschied? Die sitzen in der gleichen Ecke des Trollgeheges
(hier jedenfalls).
--
Oliver C.
45n31, 73w34
Temperature: 21.4°C (Humidex: 25) (12:00 PM EDT Friday 14 September
2007)
Wolfram Heinrich
2007-09-14 17:01:35 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
Oh, oh, ist dies Posting wirklich von Lothar Frings? Anhören tut es sich
nach Ralf Kusmierz.
Wo ist der Unterschied? Die sitzen in der gleichen Ecke des Trollgeheges
(hier jedenfalls).
Ach?

Ciao
Wolfram
--
Seit jeher ist es das Geschäft des Theaters, wie aller anderen Künste auch,
die Leute zu unterhalten. Dieses Geschäft verleiht ihm immer seine
besondere Würde; es benötigt keinen anderen Ausweis als den Spaß, diesen
freilich unbedingt.
BERTOLT BRECHT
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Reiner Stenzel
2007-09-24 06:34:40 UTC
Permalink
[...] Und die Institution "Bundesrepublik
Deutschland" ist der Rechtsnachfolger des "Deutschen Reichs".
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Irgendwie widersprechen sich diese beiden Aussagen doch, oder?
Liegt das daran, dass die erste nur (von dir?) erfunden wurde?
Oder geht es hier nur um dein "Gefühl", so wie beim Tenor dieses Freds?

Woher diese Redewendung nun kommt, hat in den vielen Beiträgen auch
wieder niemand rausbekommen, oder habe ich die Stelle nicht gefunden?

Fragen über Fragen
fragt sich Reiner
Wolfram Heinrich
2007-09-24 09:34:32 UTC
Permalink
Post by Reiner Stenzel
[...] Und die Institution "Bundesrepublik
Deutschland" ist der Rechtsnachfolger des "Deutschen Reichs".
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Irgendwie widersprechen sich diese beiden Aussagen doch, oder?
Aber schwer. Die erste Behauptung kann ich unterschreiben, die zweite
Behauptung kriegst du immer wieder von seriösen Juristen um die Ohren
gehaut.
Post by Reiner Stenzel
Woher diese Redewendung nun kommt, hat in den vielen Beiträgen auch
wieder niemand rausbekommen, oder habe ich die Stelle nicht gefunden?
Letzteres.

Ciao
Wolfram
--
It takes a fool to remain sane.
SCHLAGERTEXT 2001
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Lothar Frings
2007-09-24 09:46:23 UTC
Permalink
Post by Reiner Stenzel
[...] Und die Institution "Bundesrepublik
Deutschland" ist der Rechtsnachfolger des "Deutschen Reichs".
Abgesehen davon hat das Dritte Reich nicht mit dem 8. Mai 1945 aufgehört.
Irgendwie widersprechen sich diese beiden Aussagen doch, oder?
Ich hatte Wolfram so verstanden, daß das Dritte Reich schon
aufgehört hat, aber nicht unbedingt am angegebenen Datum.
Logisch - ohne Ende kein Nachfolger.

Nicolas Ulmann
2007-09-14 13:27:34 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Die währet ewiglich.
Das hätten einige vielleicht gerne. Der Masse stinkt es aber jetzt
schon. Und wenn die Politik der Mitte nicht nachzieht, dann wird das für
diese Masse ein Grund sein, diese Mitte nicht zu wählen, sondern Leute,
die mit "nationalem Selbstbewusstsein" und ähnlichem werben.

Ob es ein verdientes Erbe ist oder nicht, ist mir herzlich egal. Ob
akteulles Verhalten gut oder schlecht ist, lässt sich nur aus den
erwarteten Folgen bestimmen. Und die sind nunmal negativ.
Ralf Kusmierz
2007-09-14 14:07:39 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Nicolas Ulmann
Post by Lothar Frings
Die währet ewiglich.
Das hätten einige vielleicht gerne. Der Masse stinkt es aber jetzt
schon. Und wenn die Politik der Mitte nicht nachzieht, dann wird das für
diese Masse ein Grund sein, diese Mitte nicht zu wählen, sondern Leute,
die mit "nationalem Selbstbewusstsein" und ähnlichem werben.
Nein, der Grund liegt sogar viel weniger in den Alternativen, die die
"Nationalen" oder die Mauerschützen bieten, sondern viel mehr in dem
"hausbackenen" Dargebot der "Mitte". Wie hieß das im Nachbarthread so
schön? "Abfallprodukt mit Qualitätspotential".

Und auch für Bayern gilt jetzt wieder: Hast Du einen Opa, schick ihn
nach Europa ...


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Rüdiger Silberer
2007-09-14 10:21:37 UTC
Permalink
Post by Holger Freese
Post by Juergen Grosse
Na ja, eine Wendung ist zunächst einmal eine Wendung. Sie kann vom
Verwender her antisemitisch gemeint sein oder nicht, und sie kann beim
(jüdischen oder nichtjüdischen) Empfänger so ankommen oder nicht.
Das erinnert mich fatal an die Diskussionen über "Neger" und ähnliche
Ausdrücke.
Ja, mich auch, sehr sogar.
--
Erst wenn der letzte Software-Entwickler verhaftet,
und die letzte Idee patentiert ist...
... werdet Ihr merken, daß Rechtsanwälte nicht programmieren können.
Oliver Cromm
2007-09-14 16:55:11 UTC
Permalink
Post by Holger Freese
Post by Juergen Grosse
Ich würde auch Verwendern der Ausdrücke "sich auf französisch
verabschieden" oder "schwedische Gardinen" keinen Antigallizismus
oder Antisuecismus (heißt das so?) unterstellen.
Ich auch nicht, weil "französisch" oder "schwedisch" nicht so belastet sind
wie "jüdisch" für uns Deutsche.
Nicht mehr. Diese Ausdrücke haben daher ihren abschätzigen Beiklang
weitgehend verloren.
Post by Holger Freese
Post by Juergen Grosse
Jedem Verwender von vorneherein unedle Absichten zu unterstellen,
gefällt mir allerdings ebenso wenig.
Das habe ich nicht sagen wollen. Der sauerländische Standesbeamte war sich
möglicherweise auch nicht dessen bewusst, was er da sagte, und muss kein
Nazi gewesen sein. Im Gegensatz zu ihm wissen wir heute allerdings, was
Sprache, und dazu gehören solche Wendungen, Schlimmes bewirken kann.
Autsch. Der konstante Fortschritt der Menschheit auf dem Weg zum
Paradies?

Die Ansicht, daß Worte schlimmes bewirken können, ist typisch für Völker
ohne wissenschaftliche Tradition. Sie drückt sich charakteristisch im
/Tabu/ aus. In unserer Gesellschaft sollte eher die Meinung
vorherrschen, daß die Worte nicht von allein ihre Wirkung entfalten,
sondern nur, wenn die Menschen bestimmte Einstellungen dazu haben, und
daß die Wirkung von Tabus schlimmer sein kann als die der Worte.
--
dasz jederman sehe, wie falsch unsere gugelmönche zu ihres ordens
verteidigung der ersten kirchenexempel anziehen Calvin
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Wolfram Heinrich
2007-09-14 17:34:25 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Holger Freese
Post by Juergen Grosse
Ich würde auch Verwendern der Ausdrücke "sich auf französisch
verabschieden" oder "schwedische Gardinen" keinen Antigallizismus
oder Antisuecismus (heißt das so?) unterstellen.
Nicht mehr. Diese Ausdrücke haben daher ihren abschätzigen Beiklang
weitgehend verloren.
"Er empfahl sich auf französisch" - wenn das nicht abschätzig ist...
Post by Oliver Cromm
Post by Holger Freese
Das habe ich nicht sagen wollen. Der sauerländische Standesbeamte war sich
möglicherweise auch nicht dessen bewusst, was er da sagte, und muss kein
Nazi gewesen sein. Im Gegensatz zu ihm wissen wir heute allerdings, was
Sprache, und dazu gehören solche Wendungen, Schlimmes bewirken kann.
Die Ansicht, daß Worte schlimmes bewirken können, ist typisch für Völker
ohne wissenschaftliche Tradition. Sie drückt sich charakteristisch im
/Tabu/ aus.
Komm, der hat doch nicht die magische Wirkung "schlimmer Wörter" gemeint.
Post by Oliver Cromm
In unserer Gesellschaft sollte eher die Meinung
vorherrschen, daß die Worte nicht von allein ihre Wirkung entfalten,
sondern nur, wenn die Menschen bestimmte Einstellungen dazu haben,
Na ja, nun. Natürlich gehören die Leute dazu, die diese Wörter verwenden.
Und dann können diese Wörter verheerende Wirkungen in den Gehirnen
verursachen.

Ciao
Wolfram
--
Wenn sich eine Frage überhaupt stellen läßt, so kann sie auch beantwortet
werden.
LUDWIG WITTGENSTEIN
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Oliver Cromm
2007-09-15 06:55:32 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Oliver Cromm
Post by Juergen Grosse
Ich würde auch Verwendern der Ausdrücke "sich auf französisch
verabschieden" oder "schwedische Gardinen" keinen Antigallizismus
oder Antisuecismus (heißt das so?) unterstellen.
Nicht mehr. Diese Ausdrücke haben daher ihren abschätzigen Beiklang
weitgehend verloren.
"Er empfahl sich auf französisch" - wenn das nicht abschätzig ist...
Da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Was verloren gegangen
ist, ist das natürliche Sichergeben der abschätzigen Bedeutung aus dem
Adjektiv. Es ist nur noch ein fester Ausdruck mit der Bedeutung. Mir ist
zum Beispiel lange gar nicht aufgefallen, daß in "getürkt" ein Ausländer
drinsteckt.
--
Oliver C.
Juergen Grosse
2007-09-15 08:53:12 UTC
Permalink
Dieser beitrag ist möglicherweise unangemessen. Klicken sie auf, um es anzuzeigen.
Uwe Schickedanz
2007-09-15 12:27:43 UTC
Permalink
On Sat, 15 Sep 2007 10:53:12 +0200, Juergen Grosse
Post by Juergen Grosse
Auf einer (eben erdachten) PC-Skala von 0 bis 10, auf der - um
einmal eine grobe Eichung vorzunehmen 'Eskimo' 1 wäre (in Kanada
natürlich _wesentlich_ schlimmer), 'Zigeuner' 4, 'Neger' 6 und 'Nigger'
10, würde ich 'türken' ungefähr bei 5 einstufen.
Komm, Deine Skala ist doch getürkt!

ENGE


Gruß Uwe
--
Sale ist der Name einer weltweit agierenden Firma mit einer
sehr differenzierten Produktpalette.
Steffen Buehler in desd
Wolfram Heinrich
2007-09-15 14:34:57 UTC
Permalink
Post by Juergen Grosse
...
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
"Er empfahl sich auf französisch" - wenn das nicht abschätzig ist...
Da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Was verloren gegangen
ist, ist das natürliche Sichergeben der abschätzigen Bedeutung aus dem
Adjektiv.
Aus 'jüdisch' ergibt sich natürlich eine negative Bedeutung?
Natürlich nicht, aber im Zusammenhang mit jüdischer Hast dann schon. Diese
wieseligen, wuseligen Jidden im Gegensatz zu uns würdig gemessenen
Christen.

Ciao
Wolfram
--
Dieses Klo kann Hosen retten. Zerstört es nicht.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Oliver Cromm
2007-09-15 16:44:01 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Juergen Grosse
...
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
"Er empfahl sich auf französisch" - wenn das nicht abschätzig ist...
Da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Was verloren gegangen
ist, ist das natürliche Sichergeben der abschätzigen Bedeutung aus dem
Adjektiv.
Aus 'jüdisch' ergibt sich natürlich eine negative Bedeutung?
Natürlich nicht, aber im Zusammenhang mit jüdischer Hast dann schon. Diese
wieseligen, wuseligen Jidden im Gegensatz zu uns würdig gemessenen
Christen.
Ich kann es nicht beurteilen, da mir die "jüdische Hast" nicht geläufig
war. Daher analysiere ich das natürlich als "hastig wie die Juden", also
"Juden sind hastig".

"Auf franzöisch verabschieden" ist mir recht geläufig, und ich denke
dabei gar nicht daran, wob Franzosen das wirklich besonders häufig so
machen oder nicht. Wie es einem geht, für den die "jüdische Hast" ein
alltäglicher Ausdruck ist, weiß ich nicht.
--
Oliver C.
Wolfram Heinrich
2007-09-16 10:44:15 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
"Auf franzöisch verabschieden" ist mir recht geläufig, und ich denke
dabei gar nicht daran, wob Franzosen das wirklich besonders häufig so
machen oder nicht.
Der Ausdruck ist vermutlich entstanden, als es in war, sich über den
französischen Erbfeind lustig zu machen.

Ciao
Wolfram
--
Solange du noch keinen Unsichtbaren gesehen hast, kannst du nicht sagen, es
gäbe keinen.
BÄRBL HEINRICH
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Oliver Cromm
2007-09-17 22:37:31 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Oliver Cromm
"Auf franzöisch verabschieden" ist mir recht geläufig, und ich denke
dabei gar nicht daran, wob Franzosen das wirklich besonders häufig so
machen oder nicht.
Der Ausdruck ist vermutlich entstanden, als es in war, sich über den
französischen Erbfeind lustig zu machen.
Eben das vermute ich auch, empfinde den Ausdruck aber nicht mehr als mit
den echten, heutigen Franzosen gekoppelt.
--
GUGELN, vb., um sich schlagen
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Wolfram Heinrich
2007-09-18 12:26:15 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
Post by Oliver Cromm
"Auf franzöisch verabschieden" ist mir recht geläufig, und ich denke
dabei gar nicht daran, wob Franzosen das wirklich besonders häufig so
machen oder nicht.
Der Ausdruck ist vermutlich entstanden, als es in war, sich über den
französischen Erbfeind lustig zu machen.
Eben das vermute ich auch, empfinde den Ausdruck aber nicht mehr als mit
den echten, heutigen Franzosen gekoppelt.
Das hat sich verschliffen, richtig. Viele Ausdrücke verwendet man, ohne
auch nur zu ahnen, was sie einst mal bedeutet haben.
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier (besser noch
einen richtigen Franzosen), daß "sich feige davonmachen" auf Deutsch "sich
auf französisch verabschieden" heißt und berichte dann von dessen Reaktion.

Ciao
Wolfram
--
Ich werde den Verdacht nicht los, daß Abstinenzler die Sachen nicht mögen,
auf die sie verzichten.
DYLAN THOMAS
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Michael Pronay
2007-09-18 12:52:08 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier
(besser noch einen richtigen Franzosen), daß "sich feige
davonmachen" auf Deutsch "sich auf französisch verabschieden"
heißt
Für mich hat das keine Konnotation von "feige", eher von
"unauffällig" respektive ohne sich zu Verabschieden.
Post by Wolfram Heinrich
und berichte dann von dessen Reaktion.
Das kennt er längst, nur nennt er's "filer à l'anglaise".

M.
Georg Kottrup
2007-09-18 14:02:33 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Das kennt er längst, nur nennt er's "filer à l'anglaise".
Tja tja, erinnert mich an 'french letter' und 'lettre anglaise' ;-)

Ciao, Georg
Oliver Cromm
2007-09-18 16:17:37 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Post by Wolfram Heinrich
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier
(besser noch einen richtigen Franzosen), daß "sich feige
davonmachen" auf Deutsch "sich auf französisch verabschieden"
heißt
Für mich hat das keine Konnotation von "feige", eher von
"unauffällig" respektive ohne sich zu Verabschieden.
Post by Wolfram Heinrich
und berichte dann von dessen Reaktion.
Das kennt er längst, nur nennt er's "filer à l'anglaise".
Manchmal habe ich das Gefühl, dieses Zuschieben à la "Französische
Krankheit" war eine Art Spiel auf "wie Du mir, so ich Dir"-Niveau. Was
nicht heißt, daß es damals nicht ernst genommen wurde.
--
GUGEL, f., m., kapuze, mlat. cuculla, cucullus, ahd. cucalun cucullam
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Wolfram Heinrich
2007-09-18 16:54:24 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Post by Wolfram Heinrich
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier
(besser noch einen richtigen Franzosen), daß "sich feige
davonmachen" auf Deutsch "sich auf französisch verabschieden"
heißt
Für mich hat das keine Konnotation von "feige", eher von
"unauffällig" respektive ohne sich zu Verabschieden.
Ja, ja, damit war ursprünglich schon >> und berichte dann von dessen
Reaktion.
Post by Michael Pronay
Das kennt er längst, nur nennt er's "filer à l'anglaise".
Und der Engländer revanchiert sich:
französisch: sich [auf] französisch empfehlen/verabschieden (ugs.):
heimlich aus einer Gesellschaft weggehen: Einige Gäste hatten sich bereits
auf französisch empfohlen. Gegen 22.00 Uhr verabschiedeten sich die Kohls
auf »französisch« von der CDU-Wahlparty im Konrad-Adenauer-Haus (MM 8.~3.
1983, 10). -Die Unhöflichkeit des heimlichen Weggangs schiebt man den
Fremden zu, redet man den Nachbarvölkern nach; vgl. in Frankreich »filer à
l'anglaise« und in England »take French leave«. (c) Dudenverlag

Ciao
Wolfram
--
Alle sind verrückt, außer dir und Mir. Und dir ist auch schon bißchen
meschugge.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Heinz Brueckner
2007-09-18 15:31:34 UTC
Permalink
am Tue, 18 Sep 2007 14:26:15 +0200 schrieb Wolfram Heinrich
Post by Wolfram Heinrich
Das hat sich verschliffen, richtig. Viele Ausdrücke verwendet man, ohne
auch nur zu ahnen, was sie einst mal bedeutet haben.
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier (besser noch
einen richtigen Franzosen), daß "sich feige davonmachen" auf Deutsch "sich
auf französisch verabschieden" heißt und berichte dann von dessen Reaktion.
Der knallt Dir halt die "querelle Allemande" hin.

Heinz
--
www.ambf.homepage.t-online.de/ambfsatz.htm
Augsburger Männerchor "Bismarck-Frohsinn", die Satzung.
Henning Sponbiel
2007-09-18 19:14:29 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Das hat sich verschliffen, richtig. Viele Ausdrücke verwendet man, ohne
auch nur zu ahnen, was sie einst mal bedeutet haben.
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier (besser noch
einen richtigen Franzosen), daß "sich feige davonmachen" auf Deutsch "sich
auf französisch verabschieden" heißt und berichte dann von dessen Reaktion.
"Franzoesisch einkaufen" sollte dann auch noch erwaehnt werden.


Henning
Raimund Huemmer
2007-09-18 19:41:41 UTC
Permalink
Post by Henning Sponbiel
Post by Wolfram Heinrich
Das hat sich verschliffen, richtig. Viele Ausdrücke verwendet man, ohne
auch nur zu ahnen, was sie einst mal bedeutet haben.
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier (besser noch
einen richtigen Franzosen), daß "sich feige davonmachen" auf Deutsch "sich
auf französisch verabschieden" heißt und berichte dann von dessen Reaktion.
"Franzoesisch einkaufen" sollte dann auch noch erwaehnt werden.
Dann aber auch bitte "englisch einkaufen".

Was bedeutet "französisch einkaufen"?

Gruss
Raimund
--
Life's too short to read boring signatures
Wolfram Heinrich
2007-09-18 20:07:59 UTC
Permalink
Post by Raimund Huemmer
Post by Henning Sponbiel
Post by Wolfram Heinrich
Das hat sich verschliffen, richtig. Viele Ausdrücke verwendet man, ohne
auch nur zu ahnen, was sie einst mal bedeutet haben.
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier (besser noch
einen richtigen Franzosen), daß "sich feige davonmachen" auf Deutsch "sich
auf französisch verabschieden" heißt und berichte dann von dessen Reaktion.
"Franzoesisch einkaufen" sollte dann auch noch erwaehnt werden.
Dann aber auch bitte "englisch einkaufen".
Was bedeutet "französisch einkaufen"?
Wahrscheinlich "krampfeln".

Ciao
Wolfram
--
Egoist: Person minderen Geschmacks; mehr an sich interessiert als an mir.
AMBROSE BIERCE
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Henning Sponbiel
2007-09-19 10:05:42 UTC
Permalink
Post by Raimund Huemmer
Post by Henning Sponbiel
Post by Wolfram Heinrich
Das hat sich verschliffen, richtig. Viele Ausdrücke verwendet man, ohne
auch nur zu ahnen, was sie einst mal bedeutet haben.
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier (besser noch
einen richtigen Franzosen), daß "sich feige davonmachen" auf Deutsch "sich
auf französisch verabschieden" heißt und berichte dann von dessen Reaktion.
"Franzoesisch einkaufen" sollte dann auch noch erwaehnt werden.
Dann aber auch bitte "englisch einkaufen".
Was bedeutet "französisch einkaufen"?
Stehlen, klauen.

Es ist wohl nicht so gebraeuchlich wie ich dachte, aber hier ein
Beispiel:

|Und während der Erwerbslosenprotesttage des Jahres 1998 gingen die
|Erwerbslosen der Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg "französisch
|einkaufen". "Mundraub in der City" lautete die entsetzte Überschrift
|des lokalen Hunte-Reports.
(http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/berichte/12.html)


Henning
Oliver Cromm
2007-09-19 11:23:36 UTC
Permalink
Post by Henning Sponbiel
Post by Raimund Huemmer
Was bedeutet "französisch einkaufen"?
Stehlen, klauen.
Es ist wohl nicht so gebraeuchlich wie ich dachte, aber hier ein
Es ist sicher nicht so gebräuchlich, da es öfters ganz unschuldig
verwendet wird, Beispiel:

| Die Tram fährt allerdings direkt durch nach Sarreguemines, wo man dann
| auch mal einen richtigen Café au lait bestellen kann und französisch
| einkaufen kann.
<http://www.schantin.net/blog/?p=57>
--
Oliver C.
Uwe Schickedanz
2007-09-19 06:54:19 UTC
Permalink
On Tue, 18 Sep 2007 21:14:29 +0200, Henning Sponbiel
Post by Henning Sponbiel
Post by Wolfram Heinrich
Das hat sich verschliffen, richtig. Viele Ausdrücke verwendet man, ohne
auch nur zu ahnen, was sie einst mal bedeutet haben.
Du sitzt ja an der Quelle: Erklär mal einem Frankokanadier (besser noch
einen richtigen Franzosen), daß "sich feige davonmachen" auf Deutsch "sich
auf französisch verabschieden" heißt und berichte dann von dessen Reaktion.
"Franzoesisch einkaufen" sollte dann auch noch erwaehnt werden.
Das ist die erste Ableitung vom französischen Empfehlen.

Gruß Uwe
--
Sale ist der Name einer weltweit agierenden Firma mit einer
sehr differenzierten Produktpalette.
Steffen Buehler in desd
Joerg Digmayer
2007-09-16 12:49:41 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Juergen Grosse
...
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
"Er empfahl sich auf französisch" - wenn das nicht abschätzig ist...
Da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Was verloren gegangen
ist, ist das natürliche Sichergeben der abschätzigen Bedeutung aus dem
Adjektiv.
Aus 'jüdisch' ergibt sich natürlich eine negative Bedeutung?
Natürlich nicht, aber im Zusammenhang mit jüdischer Hast dann schon. Diese
wieseligen, wuseligen Jidden im Gegensatz zu uns würdig gemessenen
Christen.
Völlig unbelegte Vermutung meinerseits: Könnte das von der jüdischen
Art des Betens kommen, bei der der Oberkörper vor- und
zurückschaukelt? Auf mich wirkt es schon irgendwie unruhig und
gehetzt, wenn drei oder vier betende Juden so nebeneinander stehen und
asynchron wippen - ich hab da Fernsehbilder von der Klagemauer vor
meinem geistigen Auge.

Grüße, Jörg.
--
"Recht hat er, der Dingsbums!"
Oliver Cromm
2007-09-15 16:46:02 UTC
Permalink
Post by Juergen Grosse
Mir ist zum Beispiel lange gar nicht aufgefallen, daß in "getürkt"
ein Ausländer drinsteckt.
Oh, damit kannst du bei den passenden Zuhörern aber auch ganz schön
anecken.
Ich sagte ja auch "lange nicht". Irgendwann wurde es mir schlagartig
klar, als ein Türke mit am Tisch saß, seitdem gehe ich bewußt damit um.
--
Oliver C.
Oliver Cromm
2007-09-15 20:30:26 UTC
Permalink
Post by Juergen Grosse
...
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
"Er empfahl sich auf französisch" - wenn das nicht abschätzig ist...
Da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Was verloren gegangen
ist, ist das natürliche Sichergeben der abschätzigen Bedeutung aus dem
Adjektiv.
Aus 'jüdisch' ergibt sich natürlich eine negative Bedeutung? 'Jüdische
Mystik', 'jüdisches Neujahrsfest' oder 'jüdischer Witz' sind doch
zumindest nicht negativ besetzt.
Im Zusammenhang mit "Hast", weil "Hast" negativ ist.
--
Oliver C.
Juergen Grosse
2007-09-15 21:08:05 UTC
Permalink
Oliver Cromm schrieb:

...
Post by Oliver Cromm
Post by Juergen Grosse
Post by Oliver Cromm
Da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Was verloren gegangen
ist, ist das natürliche Sichergeben der abschätzigen Bedeutung aus dem
Adjektiv.
Aus 'jüdisch' ergibt sich natürlich eine negative Bedeutung? 'Jüdische
Mystik', 'jüdisches Neujahrsfest' oder 'jüdischer Witz' sind doch
zumindest nicht negativ besetzt.
Im Zusammenhang mit "Hast", weil "Hast" negativ ist.
Aber eben kein Adjektiv. Die negative Bedeutung wäre die Gleiche, hieße
es 'keine katholische Hast' oder 'keine schottische Hast'.

Tschüs, Jürgen
Wolfram Heinrich
2007-09-16 10:49:18 UTC
Permalink
Post by Juergen Grosse
Post by Oliver Cromm
Post by Juergen Grosse
Aus 'jüdisch' ergibt sich natürlich eine negative Bedeutung? 'Jüdische
Mystik', 'jüdisches Neujahrsfest' oder 'jüdischer Witz' sind doch
zumindest nicht negativ besetzt.
Im Zusammenhang mit "Hast", weil "Hast" negativ ist.
Aber eben kein Adjektiv. Die negative Bedeutung wäre die Gleiche, hieße
es 'keine katholische Hast' oder 'keine schottische Hast'.
Na also, du kapierst es ja doch.

Ciao
Wolfram
--
In Diskussionen wird oft und gerne gefordert, man solle doch sachlich
diskutieren. Das ist natürlich Quatsch, denn über Themen, über die man
sachlich diskutieren kann (zum Beispiel die richtige Art, einen Reifen zu
wechseln), braucht man nicht zu diskutieren. Man kann über sie fachsimpeln.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Juergen Grosse
2007-09-16 12:47:17 UTC
Permalink
Wolfram Heinrich schrieb:

...
Post by Wolfram Heinrich
Post by Juergen Grosse
Aber eben kein Adjektiv. Die negative Bedeutung wäre die Gleiche, hieße
es 'keine katholische Hast' oder 'keine schottische Hast'.
Na also, du kapierst es ja doch.
...

Ich habe noch nicht einmal kapiert, was ich zuvor nicht kapiert haben soll.

Die negative Bedeutung der meisten Ausdrücke, über die in diesem Thread
diskutiert wurde, ist doch einigermaßen unstrittig, ebenso wie der
Umstand, dass diese irgendwann einmal aus Vorurteilen oder
Pauschalisierungen entstanden sind.

Mir ging es hier um die pauschale Verdächtigung der Verwender. Wer von
"sich französisch verabschieden" spricht, der verwendet normalerweise
diesen Ausdruck, ohne irgendwelche negativen Einstellungen gegenüber
Franzosen zu haben. Und was auch immer man von der auch nicht zu meinem
aktiven Wortschatz zählenden "jüdischen Hast" halten mag, ihr Verwender
muss nicht zwingend Antisemit sein.


Tschüs, Jürgen
Wolfram Heinrich
2007-09-16 15:16:08 UTC
Permalink
Post by Juergen Grosse
Die negative Bedeutung der meisten Ausdrücke, über die in diesem Thread
diskutiert wurde, ist doch einigermaßen unstrittig, ebenso wie der
Umstand, dass diese irgendwann einmal aus Vorurteilen oder
Pauschalisierungen entstanden sind.
Mir ging es hier um die pauschale Verdächtigung der Verwender.
Pardon, eine "pauschale *Verdächtigung*" sollte wohl zulässig sein. Wenn
ich jemanden verdächtige, stelle ich eine Hypothese auf, die es zu veri-
oder zu falsifizieren gilt. (Und daß jetzt kein Schlaumeier mit der
Bemerkung kommt, man könne prinzipiell nichts verifizieren...)
Post by Juergen Grosse
Und was auch immer man von der auch nicht zu meinem
aktiven Wortschatz zählenden "jüdischen Hast" halten mag, ihr Verwender
muss nicht zwingend Antisemit sein.
Nein, zwingend nicht, was aber meines Wissens keiner behauptet hat. Er läßt
aber aufhorchen mit seinem Spruch und regt dazu an, ihn sich näher und
skeptisch zu betrachten. Können wir uns darauf einigen?

Ciao
Wolfram
--
Der Franze hat gsagt, er würd am Liebsten auf alles scheißen. Er kackt
aber, sagt er, meist daneben.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Juergen Grosse
2007-09-16 19:26:44 UTC
Permalink
Wolfram Heinrich schrieb:

...
Post by Wolfram Heinrich
Nein, zwingend nicht, was aber meines Wissens keiner behauptet hat. Er läßt
aber aufhorchen mit seinem Spruch und regt dazu an, ihn sich näher und
skeptisch zu betrachten. Können wir uns darauf einigen?
...

Du kannst näher und natürlich auch skeptisch betrachten, wen immer du
willst. Was diese Redensart betrifft, so hörte ich sie in den letzten 20
Jahren vielleicht im Durchschnitt höchstens alle fünf Jahre einmal, und
ich höre viel. Die Verwender waren mindestens in den Achtzigern und mir
nicht als Nazis oder ehemalige Nazis bekannt.

Ab und an lernt man ja einen kennen, aber unter denen war wiederum kein
Verwender dieser Redensart, wenn auch die Zahl nicht repräsentativ ist.


Tschüs, Jürgen
Jakob Achterndiek
2007-09-15 11:18:32 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Mir ist
zum Beispiel lange gar nicht aufgefallen, daß in "getürkt" ein Ausländer
drinsteckt.
Nein, "drinstecken" tut ein Inländer!
<http://www.chess.at/geschichte/kempelen.htm> Daran wird man sich
allerdings nur erinnern können, solange der Ausdruck "getürkt" nicht der
political correctness anheimgefallen sein wird.

j/\a
Wolfram Heinrich
2007-09-15 14:33:11 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Wolfram Heinrich
"Er empfahl sich auf französisch" - wenn das nicht abschätzig ist...
Da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Was verloren gegangen
ist, ist das natürliche Sichergeben der abschätzigen Bedeutung aus dem
Adjektiv. Es ist nur noch ein fester Ausdruck mit der Bedeutung.
Siehste, mir geht's da anders, ich habe mir da schon als Kind einen
Franzosen vorgestellt, der feige davonläuft. Bei "Schwedischen Gardinen"
ist das allerdings anders. Da ist allerdings, habe ich jetzt
nachgeschlagen, das "schwedisch" auch nicht abschätzig gemeint, im
Gegenteil:

schwedisch: hinter schwedischen Gardinen/hinter schwedische Gardinen
(ugs.): im/ins Gefängnis: Er hatte zwölf Jahre seines Lebens hinter
schwedischen Gardinen verbracht. Ich kenne deine Wege. Sie führen hinter
schwedische Gardinen (Brasch, Söhne 97). -Diese Wendung stammt aus der
Gaunersprache. Mit »Gardinen« sind die Eisenstangen, mit denen das
Gefängnisfenster vergittert ist, gemeint. Das Adjektiv »schwedisch« bezieht
sich auf das Material: schwedischer Stahl gilt als besonders haltbar. (c)
Dudenverlag

Ciao
Wolfram
--
Höflich beklatschte die Feuerwehr,
Kortzfleyschens Geschlechtsverkehr
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Juergen Grosse
2007-09-15 20:16:17 UTC
Permalink
Wolfram Heinrich schrieb:

...
Post by Wolfram Heinrich
Franzosen vorgestellt, der feige davonläuft. Bei "Schwedischen
Gardinen" ist das allerdings anders. Da ist allerdings, habe ich
jetzt nachgeschlagen, das "schwedisch" auch nicht abschätzig gemeint,
schwedisch: hinter schwedischen Gardinen/hinter schwedische Gardinen
(ugs.): im/ins Gefängnis: Er hatte zwölf Jahre seines Lebens hinter
schwedischen Gardinen verbracht. Ich kenne deine Wege. Sie führen
hinter schwedische Gardinen (Brasch, Söhne 97). -Diese Wendung stammt
aus der Gaunersprache. Mit »Gardinen« sind die Eisenstangen, mit
denen das Gefängnisfenster vergittert ist, gemeint. Das Adjektiv
»schwedisch« bezieht sich auf das Material: schwedischer Stahl gilt
als besonders haltbar. (c)
...

Ich hätte den Ausdruck spontan auf den Dreißigjährigen Krieg
zurückgeführt. Und finde in den Grimms (Stichwort "schwedisch") auch
Verbündete (na ja, dieser Band erschien 1898, also war es eigentlich
Moritz Heyne):

"7) /andere ausdrücke bewahren das andenken an die grausamkeiten der
Schweden im 30jähr. kriege/, so schwedischer trunk, vgl. schwedentrunk:
den knecht legten sie gebunden auf die erde, steckten ihm ein sperrholtz
ins maul, und schütteten ihm einen melckkübel voll garstig
mistlachenwasser in leib: das nanten sie einen schwedischen trunck, der
ihm aber gar nicht schmeckte. Simpl. 1, 21, 27 Kurz; a. 1643 haben die
schwedische soldaten einem burger, der nicht sagen wollen, wo die
kirchen-sachen verborgen, die hände auf den rucken gebunden und jhme
durch aufgesprissenen mund einen schwedischen trunk (wie mans nennet) in
einer solchen übermasz zweymahl auff einander eingegeben, dasz er hätte
zerschnellen sollen. Altöttinger hist. v. 1718 bei SCHM. 1, 670. –
schwedische gardinen, /eiserne kerkergitter/. he ward di dat swedische
utgeleide gewen, /er wird dich nicht ungeschlagen weglassen/ DÄHNERT 477a."

Der 10-bändige Duden legt sich nicht so fest, nennt aber auch meine
Assoziation:

"Gar|di|ne, die; [...] *hinter schwedischen -n/hinter schwedische -n
(ugs. scherzh.; im Gefängnis; aus der Gaunerspr., Gardinen stehen
ironisch für die Gitterstäbe; das Attribut schwedisch deutet
möglicherweise auf die Grausamkeiten der Schweden im Dreißigjährigen
Krieg hin od. aber auf eine Beschaffenheit der Gefängnisgitter aus
schwedischem Stahl): er hat drei Jahre hinter schwedischen -n gesessen,
zugebracht; Ich kenne deine Wege. Sie führen hinter schwedische -n
(Brasch, Söhne 97).
© 2000 Dudenverlag"


Tschüs, Jürgen
Rüdiger Silberer
2007-09-16 01:35:39 UTC
Permalink
Post by Juergen Grosse
...
Post by Wolfram Heinrich
Franzosen vorgestellt, der feige davonläuft. Bei "Schwedischen
Gardinen" ist das allerdings anders. Da ist allerdings, habe ich
jetzt nachgeschlagen, das "schwedisch" auch nicht abschätzig gemeint,
schwedisch: hinter schwedischen Gardinen/hinter schwedische Gardinen
(ugs.): im/ins Gefängnis: Er hatte zwölf Jahre seines Lebens hinter
schwedischen Gardinen verbracht. Ich kenne deine Wege. Sie führen
hinter schwedische Gardinen (Brasch, Söhne 97). -Diese Wendung stammt
aus der Gaunersprache. Mit »Gardinen« sind die Eisenstangen, mit
denen das Gefängnisfenster vergittert ist, gemeint. Das Adjektiv
»schwedisch« bezieht sich auf das Material: schwedischer Stahl gilt
als besonders haltbar. (c)
...
Ich hätte den Ausdruck spontan auf den Dreißigjährigen Krieg
zurückgeführt. Und finde in den Grimms (Stichwort "schwedisch") auch
Verbündete (na ja, dieser Band erschien 1898, also war es eigentlich
"7) /andere ausdrücke bewahren das andenken an die grausamkeiten der
Schweden im 30jähr. kriege/,
Bei uns in Mittelfranken gibt es den Ausdruck: "Hier sieht es ja aus,
als hätten die Schweden gehaust".
--
Erst wenn der letzte Software-Entwickler verhaftet,
und die letzte Idee patentiert ist...
... werdet Ihr merken, daß Rechtsanwälte nicht programmieren können.
Matthias Opatz
2007-09-16 09:09:35 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Bei uns in Mittelfranken gibt es den Ausdruck: "Hier sieht es ja aus,
als hätten die Schweden gehaust".
Gibt es auch ganz kleine Schweden (die bei Familie Hempel unterm
Chaiselongue hausen können)?

Matthias
--
Die Regierungen der Päpste waren nur kurz, obgleich immer der Vater
auf den Sohn folgte. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? => <http://www.galletti.de/>
= Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. =
Rüdiger Silberer
2007-09-16 15:24:45 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Rüdiger Silberer
Bei uns in Mittelfranken gibt es den Ausdruck: "Hier sieht es ja aus,
als hätten die Schweden gehaust".
Gibt es auch ganz kleine Schweden (die bei Familie Hempel unterm
Chaiselongue hausen können)?
Das Hausen in der von zitierten Redewendung ist nicht in der Bedeutung
von wohnen sondern von "abhausen" oder verwüsten gemeint.
--
Erst wenn der letzte Software-Entwickler verhaftet,
und die letzte Idee patentiert ist...
... werdet Ihr merken, daß Rechtsanwälte nicht programmieren können.
Georg Kottrup
2007-09-17 08:47:23 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Bei uns in Mittelfranken gibt es den Ausdruck: "Hier sieht es ja
aus, als hätten die Schweden gehaust".
Alter Schwede! (übrigens auch ein recht herzhafter Käse)

Ciao, Georg
Roman Racine
2007-09-21 20:36:57 UTC
Permalink
Post by Wolfram Heinrich
Post by Oliver Cromm
Post by Juergen Grosse
Ich würde auch Verwendern der Ausdrücke "sich auf französisch
verabschieden" oder "schwedische Gardinen" keinen Antigallizismus
oder Antisuecismus (heißt das so?) unterstellen.
Nicht mehr. Diese Ausdrücke haben daher ihren abschätzigen Beiklang
weitgehend verloren.
"Er empfahl sich auf französisch" - wenn das nicht abschätzig ist...
"Französisch duschen" ist mir noch bekannt.

Gruss

Roman°
--
IRC-Freenode: #usenet-friends
http://www.usenet-friends.ch.vu/
Matthias Opatz
2007-09-21 21:50:47 UTC
Permalink
Post by Roman Racine
"Französisch duschen" ist mir noch bekannt.
Was ist das?

Matthias
--
Die Regierungen der Päpste waren nur kurz, obgleich immer der Vater
auf den Sohn folgte. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? => <http://www.galletti.de/>
= Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. =
Roman Racine
2007-09-21 22:00:48 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Roman Racine
"Französisch duschen" ist mir noch bekannt.
Was ist das?
Sich anstatt zu duschen mit Parfum oder Deo zu besprühen.

Gruss

Roman°
--
IRC-Freenode: #usenet-friends
http://www.usenet-friends.ch.vu/
Wolfram Heinrich
2007-09-22 13:45:45 UTC
Permalink
Post by Roman Racine
Post by Wolfram Heinrich
"Er empfahl sich auf französisch" - wenn das nicht abschätzig ist...
"Französisch duschen" ist mir noch bekannt.
Das kommt wohl noch vom Großen Louis, dem alten Dreckspatz.

Ciao
Wolfram
--
Die Sonne schien aufs Kirchendach,
Als drinnen Kortzfleysch sich erbrach.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it
Patrick Borer
2007-09-14 17:57:01 UTC
Permalink
Oliver Cromm <***@yahoo.de> schrieb:

(...)
Post by Oliver Cromm
Die Ansicht, daß Worte schlimmes bewirken können, ist typisch für Völker
ohne wissenschaftliche Tradition. Sie drückt sich charakteristisch im
/Tabu/ aus. In unserer Gesellschaft sollte eher die Meinung
vorherrschen, daß die Worte nicht von allein ihre Wirkung entfalten,
sondern nur, wenn die Menschen bestimmte Einstellungen dazu haben, und
daß die Wirkung von Tabus schlimmer sein kann als die der Worte.
Du könntest mal "LTI" von Victor Klemperer lesen.

Patrick Borer
René
2007-09-14 22:12:50 UTC
Permalink
Post by Patrick Borer
(...)
Post by Oliver Cromm
Die Ansicht, daß Worte schlimmes bewirken können, ist typisch für Völker
ohne wissenschaftliche Tradition. Sie drückt sich charakteristisch im
/Tabu/ aus. In unserer Gesellschaft sollte eher die Meinung
vorherrschen, daß die Worte nicht von allein ihre Wirkung entfalten,
sondern nur, wenn die Menschen bestimmte Einstellungen dazu haben, und
daß die Wirkung von Tabus schlimmer sein kann als die der Worte.
Du könntest mal "LTI" von Victor Klemperer lesen.
Lalala, ooooh! Ein Häschen! Wie süß!

*rennt irre kichernd davon*
--
Nothing says I'm top of the freaking food chain like turducken, w00t!
Florian Ritter
2007-09-15 11:39:57 UTC
Permalink
Post by Juergen Grosse
Ich kenne die Redensart nur von den ewig Gestrigen
Das halte ich für eine unbegründete Unterstellung. Ich kenne sie
vorwiegend von älteren Verwendern, aber ohne dass dies etwas mit
politischen Einstellungen welcher Art auch immer zusammenhinge. Ich
würde auch Verwendern der Ausdrücke "sich auf französisch verabschieden"
oder "schwedische Gardinen" keinen Antigallizismus oder Antisuecismus
(heißt das so?) unterstellen.
und würde sie unter Sprüchen wie "Das geht ja hier zu wie in der
Judenschule" einordnen.
...
Ist im zehnbändigen Duden als "ugs., veraltet" gekennzeichnet, nicht als
antisemitisch o. ä. Die Wendung ist mir passiv noch weniger geläufig als
die "jüdische Hast". Ich kannte sie überhaupt nicht, als mir während
meines Militärdienstes vor fast 30 Jahren einmal ein (nicht ewig
gestriger und nicht antisemitischer) Offizier erzählte, ihrer Verwendung
wegen einigen Ärger bekommen zu haben.
In der DDR des öfteren gehört, etwas "glänzt wie ein Judenei" - FR
Uwe Schickedanz
2007-09-15 12:28:41 UTC
Permalink
On Sat, 15 Sep 2007 04:39:57 -0700, Florian Ritter
Post by Florian Ritter
In der DDR des öfteren gehört, etwas "glänzt wie ein Judenei" - FR
Mir bekannt, aber wie siehts mit der Etymologie aus? Darüber rätselte
ich schon öfter.

Gruß Uwe
--
Sale ist der Name einer weltweit agierenden Firma mit einer
sehr differenzierten Produktpalette.
Steffen Buehler in desd
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