Discussion:
schnutzeln
(zu alt für eine Antwort)
Christina Kunze
2010-06-15 13:41:08 UTC
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X-No-Archive: Yes

Sprecher aller Regionen,

gibt es irgendwo das Verb "schnutzeln", und wenn ja,
was bedeutet es und ist das U kurz oder lang?

Hintergrund: ich hätte gern ein allgemeinverständliches
Wort dafür, wenn jemand die Unterlippe zwischen die
Zähne nimmt, sie dann feucht hochschiebt über die
Oberlippe. Manche Kinder machen das als eine Art
Konzentrations-Tick, an irgendeiner Stelle ist
auch ein Schmatzgeräusch dabei.
Eine meiner Grundschullehrerinnen sagte dazu
schnutzeln mit langem U. Aber vermutlich war das
Privatsprache, oder?

chr
Werner Tann
2010-06-15 13:53:40 UTC
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Post by Christina Kunze
gibt es irgendwo das Verb "schnutzeln", und wenn ja,
was bedeutet es und ist das U kurz oder lang?
In AT nie gehört/gelesen.
Dürfte von Schnauze oder Schnute abgeleitet sein.
Carsten Thumulla
2010-06-16 07:05:07 UTC
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ich kenne und benutze das Wort schnutzeln als Synonym für naschen.
HÄÄÄ?
Ähnlich ist schnuddeln, aber eher für eine gute Zigarre, die schnuddelt
man :-)
Das heißt schnorren.

Die(!) OP meinte sicher schnackseln.


Carsten
--
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Daniela Duerbeck
2010-06-22 00:10:06 UTC
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Post by Carsten Thumulla
Die(!) OP meinte sicher schnackseln.
Ich dachte, das bedeutet "Sex haben mit"

Viele Grüße von Dani
Roland Franzius
2010-06-22 04:22:46 UTC
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Post by Daniela Duerbeck
Post by Carsten Thumulla
Die(!) OP meinte sicher schnackseln.
Ich dachte, das bedeutet "Sex haben mit"
Ich hätte eher auf "ohne" getippt.
--
Roland Franzius
Werner Tann
2010-06-22 08:45:19 UTC
Permalink
Post by Daniela Duerbeck
Post by Carsten Thumulla
Die(!) OP meinte sicher schnackseln.
Ich dachte, das bedeutet "Sex haben mit"
Nein, schnackseln kann man auch ohne Gummi.

Stephen Hust
2010-06-16 17:09:22 UTC
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Post by Christina Kunze
gibt es irgendwo das Verb "schnutzeln", und wenn ja,
was bedeutet es und ist das U kurz oder lang?
Rheinisches Wörterbuch (auf germazope.uni-trier.de):

| *schnutzeln* /-uts-/ Saarbr schw.: absol.
|
| *1.* mit kleinen Schlücken trinken. -
|
| *2.* weichlich schmeicheln. - Abl.: /die Schnutzel(er)ei, das
| Geschnutzel, der Schnutzeler./
|
| *schnutzen* /-uts-/ Merz-Bergen schw.: küssen (derb). - Abl.:
| /die Schnutzerei, dat Geschnutz./
|
| [...]
|
| *schnutzen* s. o. bei Schnutz 2; *schnützen* /-y-, ø-/ =
| schneuzen, entästen, naschen, abschütteln s. schneuzen.

Das Wort "schnutzeln" steht auch im "Wörterbuch von Unterfranken:
Eine lexikographische Bestandsaufnahme", zusammengestellt von Monika
Fritz-Scheuplein u. a., auf den Seiten 148, 183 und 203. Auf Google-
Books kann man nur Seite 183 sehen.

| *Kalb am Finger saugen lassen:* lernen, das Schnullen; lernen,
| das Saufen; lernen, das Saugen; lügeln; lutschen (1); nuckeln
| (2); schnullen (1); schnutzeln (1); züllen (1)

Was ist übrigens ein Schnützelputz-Häusel?

| So geht es in Schnützelputz Häusel:
| Da singen und tanzen die Mäusel
| Und bellen die Schnecken im Häusel.
| In Schnützelputz Häusel da geht es sehr toll,
| Da saufen sich Tisch und Bänke voll,
| Pantoffeln unter dem Bette.
|
("Des Knaben Wundernorn", Zweiter Band; Ludwig Achim's von Arnim
sämmtliche Werke, Vierzehnter Band, Gedruckt auf Kosten des
Herausgebers, Expedition des v. /Arnimschen/ Verlags, Berlin, 1846,
S. 428.)
--
Steve

My e-mail address works as is.
Oliver Cromm
2010-06-16 17:42:54 UTC
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Post by Stephen Hust
Was ist übrigens ein Schnützelputz-Häusel?
| Da singen und tanzen die Mäusel
[...]
Post by Stephen Hust
("Des Knaben Wundernorn", Zweiter Band;
Das verstehe ich einfach als "kleines, niedliches Haus". Vergleiche dazu
"schnuckelig", "Schnuckiputzi". Aber vielleicht steckt ja mehr dahinter.
--
GUGELN, vb., um sich schlagen
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Manfred Hoß
2010-06-16 20:22:18 UTC
Permalink
Post by Stephen Hust
Was ist übrigens ein Schnützelputz-Häusel?
"Schnutzelbutzhausen
Schnutzelbutzhausen ist ein Spottname für ein kleines Dorf. Der Name ist
schon für 1848 belegt in einem Lied mit dem Kehrreim:

So geht es in Schnutzel-Putz-Häusel,
Da tanzen die Ratzen und Mäusel.

In der Frankfurter Gegend wurden unerzogene, ungebildete Leute oft als aus
Schnutzelbutzhausen kommend dargestellt, wie folgende redensartlichen
Vergleiche zeigen: ›Die Unterthanen der Schnutzelbutzhäuser Herzöge haben
keine Sacktücher und fahren zweispännig über die Nase‹; ›wie err uffsteiht,
wie der Schnutzelbutzhäuser Herzog in der Charwoch‹; auch in
Kinderlügenmärchen spielt Schnutzelbutzhausen eine Rolle."
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Schnutzelbutzhausen. Lexikon der
sprichwörtlichen Redensarten, S. 5620
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 4, S. 1394) (c) Verlag Herder
http://www.digitale-bibliothek.de/band42.htm ]

Gruß
Manfred.
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