Post by Jon J PanuryDieses Adverb aus der hamburger Mundart kam mir neulich wieder zu
Gehör; und ich merkte, dass ich eigentlich nicht genau weiß, was ich
mir darunter vorzustellen habe.
"koppheister gehen", das ist also irgendwas eher Nachteiliges für den
betreffenden. Ist das äquivalent zu "über den Jordan gehen", "übern
Deister", - also mehr oder weniger unfallmäßig zu Tode kommen?
Auch. Eigentlich bedeutet es "kopfüber", kann aber auch "zu Schaden
kommen", "sterben" oder "bankrott gehen" bedeuten.
Post by Jon J PanuryUnd was heißt "heister"? Kopp ist klar, das heißt 'Kopf'.
Heister kenne ich noch aus dem hamburger Straßennamen Heisterkamp,
wobei -kamp natürlich 'Feld' ist. Aber 'heister'?
...
Möglicherweise ist es tatsächlich die Elster. Röhrich vermutet:
"Lerche
Eine Lerche schießen: jählings hinfallen (durch Stolpern, aber auch vom
Pferde oder Fahrrad herab). Ob die nicht vor dem 19. Jahrhundert
bezeugte Redensart erst nachträglich mit dem Vogel in Zusammenhang
gebracht und dann durch ›schießen‹ erweitert worden ist, bleibt
ungeklärt. Doch sind mundartlich ähnliche Wendungen bezeugt, z.B.
niederdeutsch ›Koppheister scheten‹, einen Purzelbaum schießen, zu
Heister = Elster gehörig; vgl. auch sächsisch ›hinlerchen‹, hinfallen;
vielleicht hat das schnelle Herabschießen des Vogels mit dem Kopf voran
den Anlaß zu dem Bild gegeben.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Lerche. Lexikon der
sprichwörtlichen Redensarten, S. 3786
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 957) (c) Verlag Herder
http://www.digitale-bibliothek.de/band42.htm ]"
Ich kenne Koppheister aus der Grundschule (NW-Hamburg, 1962-66) im
folgenden, vorwiegend bei der Anwesenheit von Handwerkern in der Schule
gehörten Spottreim:
"Malermalermeister
schießt Koppheister,
übers Gitter
hat 'n Splitter,
weiß nicht wo.
am Popo."
Eigenartigerweise fand ich im Web nur zwei mehr oder weniger stark
variierte Versionen:
"Malermalermeister
Scheißkopp heißt er,
übers Gitter,
hat 'nen Splitter,
weiß nicht wo.
im Popo."
"Bürgerbürgermeister
schießt Koppheister
übers Brett,
o, wie nett."
Nach kurzer Suche in meinen Bänden der Digitalen Bibliothek finde ich
"koppheister" u. a. bei Fritz Reuter, John Brinckmann und Klaus Groth,
es dürfte also wenigstens nach Norden und Osten weit über Hamburg hinaus
gebräuchlich sein.
Tschüs, Jürgen