Discussion:
walle, walle
(zu alt für eine Antwort)
Joachim Pense
2004-05-29 09:16:38 UTC
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Meine Tochter lernt gerade den Zauberlehrling, und da merkte ich mal
wieder, dass ich keine Ahnung habe.

Es geht um die Bedeutung des Zauberspruches "Walle, walle, manche
Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe und mit reichem vollen Schwalle
zu dem Bade sich ergieße".

"Wallen" hat bekanntlich zwei Bedeutung: Sprudelnd, wogend sich bewegen,
also etwas, was das Wasser tut. Und dann auch: "gemessen schreiten"
(vgl. "Wallfahrt"), also etwas, was der Besen tut.

Aus dem Sinnzusammenhang würde ich hier zunächst auf die zweite
Bedeutung schließen: der Besen soll wallen, um Wasser zu holen.

Aber so ganz überzeugt mich das nicht. Was sagen denn die dazu, die sich
auskennen?

Joachim
Michael Reinke
2004-05-29 09:40:51 UTC
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Hallo,
Post by Joachim Pense
Es geht um die Bedeutung des Zauberspruches "Walle, walle, manche
Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe und mit reichem vollen Schwalle
zu dem Bade sich ergieße".
"Wallen" hat bekanntlich zwei Bedeutung: Sprudelnd, wogend sich bewegen,
also etwas, was das Wasser tut. Und dann auch: "gemessen schreiten"
(vgl. "Wallfahrt"), also etwas, was der Besen tut.
Aus dem Sinnzusammenhang würde ich hier zunächst auf die zweite
Bedeutung schließen: der Besen soll wallen, um Wasser zu holen.
Ich würde dem aber zustimmen. Der Hexenmeister ist ja bekanntlich fort und
der Lehrling versucht sich nun selber an der Magie. Er beschwört den Besen,
dass dieser für ihn Wasser holt, und dieses nutzt um dem Lehrling ein Bad
vorzubereiten.

Das "Walle, walle" bezieht sich m.E. auf den Besen, der sich eben wogend
dorthin bewegen wird um diese Wasser im "reichem vollen Schwalle" in den
Badetrog zu entleeren, was später ja noch fatale Folgen hat ;-)

Liebe Grüße aus dem hohen Norden,

Michael
Michael Klemm
2004-05-29 09:59:48 UTC
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Hallo Joachim,
......
Post by Joachim Pense
Es geht um die Bedeutung des Zauberspruches "Walle, walle, manche
Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe und mit reichem vollen Schwalle
zu dem Bade sich ergieße".
"Wallen" hat bekanntlich zwei Bedeutung: Sprudelnd, wogend sich bewegen,
also etwas, was das Wasser tut. Und dann auch: "gemessen schreiten"
(vgl. "Wallfahrt"), also etwas, was der Besen tut.
Wallen bedeutete nicht notwendig eine gemessene Bewegung.So heißt es
bei Schiller (Der Graf von Habsburg): "Herr, ich walle zu einem
sterbenden Mann, der nach der Himmelskost schmachtet."
Der religiöse Bezug dürfte von Goethe beabsichtigt sein,
da er Zauberei und Wunder nicht streng unterschieden hat,
vgl. Der Totentanz, Die wandelnde Glocke, usw.

Gruß
Michael
Reinhard Gonaus
2004-05-29 10:46:36 UTC
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On Sat, 29 May 2004 11:16:38 +0200, Joachim Pense
Post by Joachim Pense
Meine Tochter lernt gerade den Zauberlehrling, und da merkte ich mal
wieder, dass ich keine Ahnung habe.
Es geht um die Bedeutung des Zauberspruches "Walle, walle, manche
Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe und mit reichem vollen Schwalle
zu dem Bade sich ergieße".
"Wallen" hat bekanntlich zwei Bedeutung: Sprudelnd, wogend sich bewegen,
also etwas, was das Wasser tut. Und dann auch: "gemessen schreiten"
(vgl. "Wallfahrt"), also etwas, was der Besen tut.
Aus dem Sinnzusammenhang würde ich hier zunächst auf die zweite
Bedeutung schließen: der Besen soll wallen, um Wasser zu holen.
Aber so ganz überzeugt mich das nicht. Was sagen denn die dazu, die sich
auskennen?
Du darfst dem Altmeister ruhig zutrauen, dass er an beide Bedeutungen
gedacht hat und eben deshalb so formuliert hat. Und:
Es ist ein Zauberspruch. Ein solcher muss nicht notwendigerweise etwas
Eindeutiges bedeuten, sondern die richtige Form und den richtigen
Klang haben, um zu bewirken, was er bewirken soll.

Reinhard
--
Wie kann man eins werden mit dem,
das weder Sein noch Nichtsein ist?
(Dung-Schan)
Lueko Willms
2004-06-02 14:01:00 UTC
Permalink
Am 29.05.04
schrieb ***@aon.at (Reinhard Gonaus)
auf /DE/ETC/SPRACHE/DEUTSCH
in ***@4ax.com
ueber Re: walle, walle

RG> Du darfst dem Altmeister ruhig zutrauen, dass er an beide Bedeutungen
RG> gedacht hat und eben deshalb so formuliert hat. Und:
RG> Es ist ein Zauberspruch. Ein solcher muss nicht notwendigerweise
RG> etwas Eindeutiges bedeuten, sondern die richtige Form und den
RG> richtigen Klang haben, um zu bewirken, was er bewirken soll.

Es muß sich ja auch noch reimen, und geheimnisvoll genug klingen,
damit jahrhundertelang die Schüler staunend danach fragen können.


MfG,
Lüko Willms http://www.mlwerke.de
/--------- ***@jpberlin.de -- Alle Rechte vorbehalten --

"Kein Land kann seine Probleme in dieser globalisierten Welt allein
auf sich gestellt lösen. Entweder wir retten uns alle zusammen oder
wir gehen zusammen unter. Heute mehr denn je gilt das Wort von José
Martí: Das Vaterland ist die ganze Menschheit."
- Fidel Castro, Caracas (Veneuzuela), 3. Februar 1999
Reinhard Gonaus
2004-06-02 16:27:29 UTC
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Post by Lueko Willms
Am 29.05.04
auf /DE/ETC/SPRACHE/DEUTSCH
ueber Re: walle, walle
RG> Du darfst dem Altmeister ruhig zutrauen, dass er an beide Bedeutungen
RG> Es ist ein Zauberspruch. Ein solcher muss nicht notwendigerweise
RG> etwas Eindeutiges bedeuten, sondern die richtige Form und den
RG> richtigen Klang haben, um zu bewirken, was er bewirken soll.
Es muß sich ja auch noch reimen, und geheimnisvoll genug klingen,
damit jahrhundertelang die Schüler staunend danach fragen können.
Richtig. Aber das ist nicht zwingend und eine Fleißaufgabe. Das Reimen
und das Staunend-danach-Fragen.

Reinhard
--
Wie kann man eins werden mit dem,
das weder Sein noch Nichtsein ist?
(Dung-Schan)
Lueko Willms
2004-06-02 19:32:00 UTC
Permalink
Am 02.06.04
schrieb ***@aon.at (Reinhard Gonaus)
auf /DE/ETC/SPRACHE/DEUTSCH
in ***@4ax.com
ueber Re: walle, walle

RG> Wie kann man eins werden mit dem,
RG> das weder Sein noch Nichtsein ist?
RG> (Dung-Schan)

Werden.

Das Werden bildet die Einheit von Sein und Nichts.

MfG,
Lüko Willms http://www.mlwerke.de
/--------- ***@jpberlin.de -- Alle Rechte vorbehalten --

"Nach meiner Ansicht besitzt die Presse _das_ _Recht_,
Schriftsteller, Politiker, Komödianten und andere öffentliche
Charaktere zu _beleidigen_. Achtete ich [so einen Angriff gegen mich]
einer Notiz wert, so galt mir in solchen Fällen der Wahlspruch: à
corsaire, corsaire et demi [auf einen Schelmen anderthalben]."
- Karl Marx 17.11.1860 (Herr Vogt, Kapitel XI)
R Kayser
2004-05-29 10:46:00 UTC
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Post by Joachim Pense
Meine Tochter lernt gerade den Zauberlehrling, und da merkte
ich mal wieder, dass ich keine Ahnung habe.
Es geht um die Bedeutung des Zauberspruches "Walle, walle,
manche Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe und mit
reichem vollen Schwalle zu dem Bade sich ergieße".
"Wallen" hat bekanntlich zwei Bedeutung: Sprudelnd, wogend
"gemessen schreiten" (vgl. "Wallfahrt"), also etwas, was der
Besen tut.
Aus dem Sinnzusammenhang würde ich hier zunächst auf die
zweite Bedeutung schließen: der Besen soll wallen, um Wasser
zu holen.
Aber so ganz überzeugt mich das nicht. Was sagen denn die
dazu, die sich auskennen?
Auskennen tu ich mich natürlich nicht.
Ich würde "wallen" auch durch "schreiten" o. ä. umschreiben, denn
die Aufforderung ergeht ja an den Besen, nicht direkt an das
Wasser.
Das DWB der Grimms im WWW stimmt übrigens zu:

"häufiger wird seit KLOPSTOCK wallen dichterisch vom gehen eines
einzelnen gebraucht. der ausdruck gilt noch als feierlicher als
das ähnlich gebrauchte wandeln. daher steht er z. b. von den
engeln: [Beispiele]"

... und eines der Beispiele ist die Stelle aus dem
"Zauberlehrling".
--
Roland
mailto: vortumnus at gmx dot de
Florian Ritter
2004-06-03 09:40:30 UTC
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Post by R Kayser
Post by Joachim Pense
"Wallen" hat bekanntlich zwei Bedeutung: Sprudelnd, wogend
"gemessen schreiten" (vgl. "Wallfahrt"), also etwas, was der
Besen tut.
Aus dem Sinnzusammenhang würde ich hier zunächst auf die
zweite Bedeutung schließen: der Besen soll wallen, um Wasser
zu holen.
Aber so ganz überzeugt mich das nicht. Was sagen denn die
dazu, die sich auskennen?
Auskennen tu ich mich natürlich nicht.
Ich würde "wallen" auch durch "schreiten" o. ä. umschreiben, denn
die Aufforderung ergeht ja an den Besen, nicht direkt an das
Wasser.
"häufiger wird seit KLOPSTOCK wallen dichterisch vom gehen eines
einzelnen gebraucht. der ausdruck gilt noch als feierlicher als
das ähnlich gebrauchte wandeln. daher steht er z. b. von den
engeln: [Beispiele]"
Wallfahrer ziehen durch das Thal
Mit wehenden Standarten.
Wie gerne wär' ich mitgewallt,
Ihr Pfarr' wollt' mich nicht haben.
So muß ich seitwärts durch den Wald
Als räudig Schäflein traben.

FR

Armin Saam
2004-05-29 09:52:31 UTC
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Post by Joachim Pense
Meine Tochter lernt gerade den Zauberlehrling, und da merkte ich mal
wieder, dass ich keine Ahnung habe.
Es geht um die Bedeutung des Zauberspruches "Walle, walle, manche
Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe und mit reichem vollen Schwalle
zu dem Bade sich ergieße".
"Wallen" hat bekanntlich zwei Bedeutung: Sprudelnd, wogend sich bewegen,
also etwas, was das Wasser tut. Und dann auch: "gemessen schreiten"
(vgl. "Wallfahrt"), also etwas, was der Besen tut.
Aus dem Sinnzusammenhang würde ich hier zunächst auf die zweite
Bedeutung schließen: der Besen soll wallen, um Wasser zu holen.
Aber so ganz überzeugt mich das nicht. Was sagen denn die dazu, die sich
auskennen?
Obwohl ich nicht behaupte, daß ich mich auskenne: Ich sehe es so wie Du.
Der Besen ist es, der wallen soll; er schreitet manche Strecke voran, um
seine Aufgabe zu erfüllen.

Armin Saam
Ingo Menger
2004-06-02 11:22:23 UTC
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Kann es sein, daß "wallen" und "to walk" verwandt sind?
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