Discussion:
Haeufige Semantikfehler
(zu alt für eine Antwort)
Stefan Ram
2004-05-29 17:08:44 UTC
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Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?

Das Wort "vermeintlich" wird oft so gebraucht als ob es
"vermutlich" bedeutet, während es tatsächlich WIMRE bereits
die Aussage enthält, daß die Vermutung nicht zutrifft, also
ein "vermeintlicher Entführer" eben keiner ist.

Das Wort "ignorant" bedeutet WIMRE soviel wie "dumm" wird aber
manchmal für "(etwas oder vieles) ignorierend" verwendet.

Oder irre ich mich nun?

Kennt jemand noch andere Beispiele häufiger "Semantikfehler"?
Manuel Fuchs
2004-05-29 18:11:23 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Kennt jemand noch andere Beispiele häufiger "Semantikfehler"?
Willkürlicher Gebrauch von scheinbar/anscheinend.
X ist scheinbar zufrieden.
(d. h. X ist es nicht)
X ist anscheinend zufrieden.
(d. h. Es gibt kein Anzeichen, X sei unzufrieden.)

"somit" statt "damit", "so" oder "deshalb".

Zusammenstöße von Fachvokabular und Umgangsvokabular der Sorte
Schraubendreher/Schraubenzieher
Fliesen/Kacheln
parken/halten
...

Werbeprospekt für Computertische schreiben oft was von einem
"CPU-Halter" - also einer Vorrichtung, in die man das Gehäuse
reinklemmen kann. Das ist aber nach meinem Sprachgebrauch nicht die CPU.
--
Tschasst mei tuh ßents.
Manuel
Daniel Küstner
2004-05-29 18:17:26 UTC
Permalink
Post by Manuel Fuchs
Zusammenstöße von Fachvokabular und Umgangsvokabular der Sorte
Fliesen/Kacheln
Fliesen und Kacheln bezeichnen aber unterschiedliche Dinge.

daniel.
--
Daniel Küstner
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Nimm eine fremde Hand und geh ins Unbekannte.
Uwe Schickedanz
2004-05-29 19:04:06 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Fliesen und Kacheln bezeichnen aber unterschiedliche Dinge.
Richtig, denn wir wollen keine weißen Fliesen, wir wollen Schwarze
kacheln!

Uwe, kalauernd
--
Es gibt regional unterschiedliche Unterschiede.
Ralf Heinrich Arning in desd
http://www.mc-kw-meerane.de/privat/index.html
Manuel Fuchs
2004-05-29 19:09:20 UTC
Permalink
Hallo wieder.
Post by Daniel Küstner
Post by Manuel Fuchs
Zusammenstöße von Fachvokabular und Umgangsvokabular der Sorte
Fliesen/Kacheln
Fliesen und Kacheln bezeichnen aber unterschiedliche Dinge.
Eben. Ich meine aber, mich zu erinnern, dass Fachmenschen da einen
anderen Unterschied machen als Normalsterbliche.

Das Folgende ohne jede Garantie:
Der Fachmensch unterscheidet nach Einsatzzweck, Fliesen kommen in
Feuchträume, der Rest heißt "Kacheln". Der Normalsterbliche
unterscheidet nach Material, Kacheln sind gebrannt, bei Fliesen ist dies
nicht zwingend nötig. (Man spricht gemeinhin wohl von PVC-Fliesen und
Teppich-Fliesen, aber nie von PVC-Kacheln und Teppich-Kacheln.)

Ab hier wieder mit Garantie:
Ich bin kein Fachmann, auch privat selten mit diesen Begriffen befasst.
Mir hat lediglich einmal ein Fachmensch erklärt, dass Normalsterbliche
diese beiden Warengruppen nicht "richtig" unterscheiden. Die beiden
beschriebenen Kriterien sind nur dem hinteren Rand meines
Erinnerungsvermögens entnommen.
--
Gruß, Manuel
Markus Ermert
2004-05-29 20:57:00 UTC
Permalink
Post by Manuel Fuchs
(Man spricht gemeinhin wohl von
PVC-Fliesen und Teppich-Fliesen, aber nie von PVC-Kacheln und
Teppich-Kacheln.)
Das sag mal den deutschen Windows-Übersetzern!


--
Thomas Adams
2004-05-30 14:28:00 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Post by Manuel Fuchs
(Man spricht gemeinhin wohl von
PVC-Fliesen und Teppich-Fliesen, aber nie von PVC-Kacheln und
Teppich-Kacheln.)
Das sag mal den deutschen Windows-Übersetzern!
Dein Vorschlag für "Tile" lautet wie?
--
np : -
Dirk Schneider
2004-05-31 09:13:32 UTC
Permalink
Post by Manuel Fuchs
Der Fachmensch unterscheidet nach Einsatzzweck, Fliesen kommen in
Feuchträume, der Rest heißt "Kacheln". Der Normalsterbliche
unterscheidet nach Material, Kacheln sind gebrannt, bei Fliesen ist
dies nicht zwingend nötig.
Also, in meiner Welt ist es so, dass Fliesen auf dem Boden sind und
Kacheln an der Wand.

Gruß Dirk.
Markus Ermert
2004-05-29 21:01:00 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Fliesen und Kacheln bezeichnen aber unterschiedliche Dinge.
Ja, aber eben nur im Fachvokabular.

--
Daniel Küstner
2004-05-29 20:56:35 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Post by Daniel Küstner
Fliesen und Kacheln bezeichnen aber unterschiedliche Dinge.
Ja, aber eben nur im Fachvokabular.
Nein. Ich mache einen Unterschied zwischen Ofenkacheln und Badfliesen.
Der Unterschied mag in der Fachsprache an anderer Stelle gemacht werden,
ist aber auch in Nicht-Fachsprache vorhanden.

daniel.
--
Daniel Küstner
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Nimm eine fremde Hand und geh ins Unbekannte.
Markus Ermert
2004-05-29 22:05:00 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Ich mache einen Unterschied zwischen Ofenkacheln und
Badfliesen. Der Unterschied mag in der Fachsprache an anderer Stelle
gemacht werden, ist aber auch in Nicht-Fachsprache vorhanden.
Und was ist mit jenen, die von Badezimmer- oder Windows-Kacheln sprechen
und Ofenkacheln gar nicht kennen?

Vgl. z.B. http://www.topangebote.net/Heimwerken/Badezimmerkacheln.html

Und auch wenn Du's nicht glaubst: Es gibt auch einige Menschen, die von
Ofenfliesen sprechen.

Vgl. z.B. http://www.handwerk-special.de/archiv/hs78a/78a-23.htm

--
Daniel Küstner
2004-05-29 21:49:00 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Und was ist mit jenen, die von Badezimmer- oder Windows-Kacheln sprechen
und Ofenkacheln gar nicht kennen?
Die ham Zentralheizung.
Post by Markus Ermert
Und auch wenn Du's nicht glaubst: Es gibt auch einige Menschen, die von
Ofenfliesen sprechen.
Vgl. z.B. http://www.handwerk-special.de/archiv/hs78a/78a-23.htm
(c) Handwerkskammer Koblenz - das sind Fachleute
--
Daniel Küstner
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Nimm eine fremde Hand und geh ins Unbekannte.
Markus Ermert
2004-05-29 22:10:00 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Ich mache einen Unterschied zwischen Ofenkacheln und
Badfliesen. Der Unterschied mag in der Fachsprache an anderer Stelle
gemacht werden, ist aber auch in Nicht-Fachsprache vorhanden.
Ein Beispiel für synonymen Gebrauch:

http://www.tippscout.de/L%F6cher-in-Fliesen-bohren_tipp_502.html

--
Oliver Cromm
2004-05-30 05:22:59 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Post by Markus Ermert
Post by Daniel Küstner
Fliesen und Kacheln bezeichnen aber unterschiedliche Dinge.
Ja, aber eben nur im Fachvokabular.
Nein. Ich mache einen Unterschied zwischen Ofenkacheln und Badfliesen.
Der Unterschied mag in der Fachsprache an anderer Stelle gemacht werden,
ist aber auch in Nicht-Fachsprache vorhanden.
Ich unterscheide ganz einfach Fliesen auf dem Fußboden von Kacheln an
der Wand. Außer wenn dieselben Fliesen wie auf dem Boden auch die Wand
hochgehen (wie in unserem neuen Bad), dann würde ich sie wohl Fliesen
nennen. Na egal, alles "tiles".
--
Oliver C.
Volker Gringmuth
2004-05-29 21:06:01 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Post by Manuel Fuchs
Zusammenstöße von Fachvokabular und Umgangsvokabular der Sorte
Fliesen/Kacheln
Fliesen und Kacheln bezeichnen aber unterschiedliche Dinge.
"Kabel" und "Leitung" auch. Das Stromkabel des Staubsaugers ist kein
solches, sondern eine Netzanschlußleitung.

Was ich damit sagen will: Fachsprache sollte in solchen Zusammenhängen
mit Vorsicht genossen werden, Genossen.


vG
--
~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~ http://einklich.net/ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Use any version of Microsoft Frontpage to create your site. (This won't prevent
people from viewing your source, but no one will want to steal it.)"
Tipp gegen Quellcode-Klau <http://www.vortex-webdesign.com/help/hidesource.htm>
Christian Weisgerber
2004-05-30 23:16:16 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
"Kabel" und "Leitung" auch. Das Stromkabel des Staubsaugers ist kein
solches, sondern eine Netzanschlußleitung.
"Netz" ist im technischen Bereich ein Problemwort. Der Elektriker
verbindet damit das Stromnetz, der ITler ein Datennetz. Ich war
kürzlich wieder einmal irritiert, als ich in der Sparte "Netzkabel"
Strom- statt Ethernetstrippen gefunden habe.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Ralf Kusmierz
2004-05-31 06:15:00 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Christian Weisgerber
"Netz" ist im technischen Bereich ein Problemwort.
Deswegen vermeidet man es auch zugunsten des "Netzwerks".
Post by Christian Weisgerber
Der Elektriker
verbindet damit das Stromnetz, der ITler ein Datennetz. Ich war
kürzlich wieder einmal irritiert, als ich in der Sparte "Netzkabel"
Strom- statt Ethernetstrippen gefunden habe.
Da muß man eben den Netzwerker beauftragen, Networking zu betreiben:
http://www.crazypics.org/ethernetkiller.html

Heutzutage kommt es eben im Rahmen (oder doch "in Folge"?) der
Globalisierung darauf an, alle bestehenden Netzwerke miteinander zu
vernetzen.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Christian Weisgerber
2004-05-31 12:01:35 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Post by Christian Weisgerber
"Netz" ist im technischen Bereich ein Problemwort.
Deswegen vermeidet man es auch zugunsten des "Netzwerks".
... was in dieser Gruppe wiederum als dummer Anglizismus gegeißelt
wird, denn schließlich heiße engl. "network" im Deutschen einfach
nur "Netz".
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Horst Ruth
2004-05-31 09:10:49 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Daniel Küstner
Fliesen und Kacheln bezeichnen aber unterschiedliche Dinge.
"Kabel" und "Leitung" auch. Das Stromkabel des Staubsaugers ist kein
solches, sondern eine Netzanschlußleitung.
Was ich damit sagen will: Fachsprache sollte in solchen Zusammenhängen
mit Vorsicht genossen werden, Genossen.
Ja, aber anders als bei Kabel/Leitung/Anschlußschnur ist bei der
Ofenkachel und der Fliese ist der Unterschied augenfällig! Entsprechend
der Herkunft von Kachel = Gefäß ist die traditionelle Ofenkachel hohl,
sie könnte auch als Nachtgeschirr verwandt werden, vergleiche das
alemannische "Brunzkachle", die Fliese hingegen ist "flach". Wer
beides einmal unverbaut gesehen, hat wirds nicht mehr begrifflich
vermengen.

Gruß
HR
--
Wer mit Narren muß zu thun haben, dem soll erlaubt sein Schällen zu tragen
Andreas Karrer
2004-05-31 21:55:26 UTC
Permalink
Post by Horst Ruth
der Herkunft von Kachel = Gefäß ist die traditionelle Ofenkachel hohl,
sie könnte auch als Nachtgeschirr verwandt werden, vergleiche das
alemannische "Brunzkachle", die Fliese hingegen ist "flach".
In manchen schweizerdeutschen Dialekten wird "Kachel" für (insbesondere
henkellose) keramische Trinkgefässe verwendet, weniger für den
Nachttopf (oder, die Nachttöpfe sind aus der Mode gekommen; Tassen
verwendet man nach wie vor).

Fliesen heissen in der Schweiz übrigens "Plättli". Ein "Plattenleger"
ist hierzulande kein DJ, sondern ein Fliesenleger.

- Andi
Horst Ruth
2004-06-01 18:18:05 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Fliesen heissen in der Schweiz übrigens "Plättli". Ein "Plattenleger"
ist hierzulande kein DJ, sondern ein Fliesenleger.
Im Breisgau auch, nur lautet unsere Diminutivendung "le" statt "li".
Ich komm jetzt aber nicht drauf, wo denn der Übergang liegt. Ich meine
im Wiesental und bei Hebel heißts schon li.

Gruß
HR
--
Wer mit Narren muß zu thun haben, dem soll erlaubt sein Schällen zu tragen
Sebastian Koppehel
2004-05-29 18:42:27 UTC
Permalink
Post by Manuel Fuchs
Post by Stefan Ram
Kennt jemand noch andere Beispiele häufiger "Semantikfehler"?
Willkürlicher Gebrauch von scheinbar/anscheinend.
X ist scheinbar zufrieden.
(d. h. X ist es nicht)
Wieso es das heißen soll - außer daß das manche gerne hätten - ist mir
aber nach wie vor unklar. Man liest nicht zufällig immer wieder »nur
scheinbar«, was ja überflüssig wäre, wenn das alles so fest geordnet
wäre.
Post by Manuel Fuchs
X ist anscheinend zufrieden.
(d. h. Es gibt kein Anzeichen, X sei unzufrieden.)
Auch eine interessante Interpretation, aber es könnte natürlich durchaus
Anzeichen für Unzufriedenheit geben, die allerdings durch gegenteilige
Anzeichen minder bedeutsam erscheinen.
Post by Manuel Fuchs
Zusammenstöße von Fachvokabular und Umgangsvokabular der Sorte
Schraubendreher/Schraubenzieher
Fliesen/Kacheln
parken/halten
...
Die allseits beliebten Lampen und Leuchten nicht zu vergessen.

- Sebastian
--
Juristische Aspekte des Jahr-2000-Rechts: Wer haftet für Y2K-Schäden?

(Titelblatt der iX 01/00)
Manuel Fuchs
2004-05-29 19:35:09 UTC
Permalink
Post by Sebastian Koppehel
Post by Manuel Fuchs
Willkürlicher Gebrauch von scheinbar/anscheinend.
X ist scheinbar zufrieden.
(d. h. X ist es nicht)
Wieso es das heißen soll - außer daß das manche gerne hätten - ist mir
aber nach wie vor unklar. Man liest nicht zufällig immer wieder »nur
scheinbar«, was ja überflüssig wäre, wenn das alles so fest geordnet
wäre.
"nur" verändert eigentlich nie Bedeutungen, sondern gewichtet sie.
Ich habe (nur) fünf Euro (...bräuchte aber mehr).
Er ist (nur) scheinbar zufrieden (...tatsächlich aber unglücklich).

Außerdem: Vielleicht ist "nur scheinbar" eine blöde (wenn auch häufige)
Verbindung, das muss aber nicht am "scheinbar" liegen. Zum Beispiel
halte ich "nur offenbar" in einem "nur offenbar ... tatsächlich
aber"-Satz für unmöglich.
Post by Sebastian Koppehel
Post by Manuel Fuchs
X ist anscheinend zufrieden.
(d. h. Es gibt kein Anzeichen, X sei unzufrieden.)
Auch eine interessante Interpretation, aber es könnte natürlich durchaus
Anzeichen für Unzufriedenheit geben, die allerdings durch gegenteilige
Anzeichen minder bedeutsam erscheinen.
ACK.
--
Manuel
Sebastian Koppehel
2004-05-31 15:02:37 UTC
Permalink
Post by Manuel Fuchs
Post by Sebastian Koppehel
Post by Manuel Fuchs
Willkürlicher Gebrauch von scheinbar/anscheinend.
X ist scheinbar zufrieden.
(d. h. X ist es nicht)
Wieso es das heißen soll - außer daß das manche gerne hätten - ist mir
aber nach wie vor unklar. Man liest nicht zufällig immer wieder »nur
scheinbar«, was ja überflüssig wäre, wenn das alles so fest geordnet
wäre.
"nur" verändert eigentlich nie Bedeutungen, sondern gewichtet sie.
a) Dem Anschein nach hat er das Geld gestohlen. b) Nur dem Anschein nach
hat er das Geld gestohlen.

Bitte, mag für dich das gleiche bedeuten. Aber wenn die Phrase »dem
Anschein nach« schon Exklusivität enthielte, würde man ja nicht »nur«
dazu sagen. Ich sage schließlich auch nicht Sachen wie: »Nur
ausschließlich der Hausmeister hatte den Schlüssel.«
Post by Manuel Fuchs
Außerdem: Vielleicht ist "nur scheinbar" eine blöde (wenn auch häufige)
Verbindung, das muss aber nicht am "scheinbar" liegen.
Woran sollte es sonst liegen, wenn nicht daran, daß die Sprecher
befürchten, es sei sonst nicht eindeutig genug?

- Sebastian
--
Achtung: Der Prozessor darf nur in Betrieb genommen werden, wenn der
Wärmeableiter ordnungsgemäß und fest angebracht ist. DIES HAT EINEN
PERMANENTEN SCHADEN ZUR FOLGE!
(Aus einem Handbuch von Gigabyte)
Manuel Fuchs
2004-06-01 17:12:26 UTC
Permalink
Post by Sebastian Koppehel
Post by Manuel Fuchs
"nur" verändert eigentlich nie Bedeutungen, sondern gewichtet sie.
a) Dem Anschein nach hat er das Geld gestohlen.
b) Nur dem Anschein nach hat er das Geld gestohlen.
Bitte, mag für dich das gleiche bedeuten.
Jein. Ich interpretiere a) so, dass der Sprecher Indizien hat, aber
keinesfalls sicher ist, dass "er das Geld gestohlen hat". b) bedeutet
für mich, dass der Sprecher zwar auch Indizien kennt, aber einen
Gegenbeweis hat. Keinesfalls impliziert a), "er hat das Geld auf jeden
Fall gestohlen".
Post by Sebastian Koppehel
Aber wenn die Phrase »dem Anschein nach« schon
Exklusivität enthielte,
Das hat ja auch keiner behauptet. Ich war lediglich der Meinung, dass es
Begriffe gibt, die sich nicht mit "nur" vertragen. "alle" und "keiner"
sind z. B. Kandidaten dafür.
Abgesehen davon waren wir bei "scheinbar" und "anscheinend". Dies durch
"dem Anschein nach" zu ersetzen, ist gemogelt.
Post by Sebastian Koppehel
Post by Manuel Fuchs
Außerdem: Vielleicht ist "nur scheinbar" eine blöde (wenn auch häufige)
Verbindung, das muss aber nicht am "scheinbar" liegen.
Woran sollte es sonst liegen, wenn nicht daran, daß die Sprecher
befürchten, es sei sonst nicht eindeutig genug?
Am selben Grund, aus dem du "eindeutig genug" schreibst, wo ein
"eindeutig" reichen würde: Emphase.
--
Gruß, Manuel
Peter Gruendler
2004-05-30 08:17:57 UTC
Permalink
Post by Sebastian Koppehel
Post by Manuel Fuchs
Post by Stefan Ram
Kennt jemand noch andere Beispiele häufiger "Semantikfehler"?
Willkürlicher Gebrauch von scheinbar/anscheinend.
X ist scheinbar zufrieden.
(d. h. X ist es nicht)
Wieso es das heißen soll - außer daß das manche gerne hätten - ist mir
aber nach wie vor unklar.
Vielleicht ganz einfach deshalb, weil man es einer Lehrergeneration
eingebläut hat. Bei uns in den 70er-Jahren War diese Verwechslung eines
der bösesten Dinge, die man im Deutschen machen konnte. Ebenso wie die
ebenfalls vieldiskutierte "größer als/gleich groß wie" - "später
wie/sobald als" - Verwechslung.

P
Markus Ermert
2004-05-29 21:01:00 UTC
Permalink
Post by Manuel Fuchs
Zusammenstöße von Fachvokabular und Umgangsvokabular der Sorte
Schraubendreher/Schraubenzieher
Fliesen/Kacheln
parken/halten
Glühlampe/Glühbirne
Arzt/Doktor
Graphitstift/Bleistift
Kilometer pro Stunde/Stundenkilometer
Lokführer/Zugführer/Triebfahrzeugführer
Zugbegleiter/Schaffner

Die zugehörigen Besserwisser lauern allüberall.

--
Oliver Jennrich
2004-05-29 20:41:42 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Post by Manuel Fuchs
Zusammenstöße von Fachvokabular und Umgangsvokabular der Sorte
Schraubendreher/Schraubenzieher
Fliesen/Kacheln
parken/halten
Glühlampe/Glühbirne
Arzt/Doktor
Graphitstift/Bleistift
Kilometer pro Stunde/Stundenkilometer
Lokführer/Zugführer/Triebfahrzeugführer
Zugbegleiter/Schaffner
Die zugehörigen Besserwisser lauern allüberall.
Ah, dann noch die uneigentlichen Semantikfehler, die also keine sind,
sondern nur von den Besserwissern für solche gehalten werden:

Unkosten
Quantensprung
--
Space - the final frontier
Markus Ermert
2004-05-29 22:00:00 UTC
Permalink
Post by Oliver Jennrich
Post by Markus Ermert
Glühlampe/Glühbirne
Arzt/Doktor
Graphitstift/Bleistift
Kilometer pro Stunde/Stundenkilometer
Lokführer/Zugführer/Triebfahrzeugführer
Zugbegleiter/Schaffner
Die zugehörigen Besserwisser lauern allüberall.
Ah, dann noch die uneigentlichen Semantikfehler, die also keine sind,
Unkosten
Quantensprung
ACK. Gehört in die gleiche Reihe.

Wobei die Unkosten etwas rausfallen, da sie länger und hässlicher sind
als die Alternative.

"Alternative" ist übrigens ebenfalls ein schönes Beispiel.

--
Peter Gruendler
2004-05-30 08:20:37 UTC
Permalink
Post by Oliver Jennrich
Ah, dann noch die uneigentlichen Semantikfehler, die also keine sind,
Quantensprung
Vielleicht oute ich mich mit den auf deine Antwort folgenden posting als
zu den Besserwissern gehörig (habe ich in anderem Zusammenhang eh schon
lang getan *g*), aber bitte erklär mir:

a) was bei Quantensprung die Meinung der Besserwisser ist
und
b) warum es nur für einen Semantikfehler gehalten wird und keiner ist.

P
Oliver Jennrich
2004-05-30 19:36:16 UTC
Permalink
Post by Peter Gruendler
Post by Oliver Jennrich
Ah, dann noch die uneigentlichen Semantikfehler, die also keine sind,
Quantensprung
Vielleicht oute ich mich mit den auf deine Antwort folgenden posting als
zu den Besserwissern gehörig (habe ich in anderem Zusammenhang eh schon
Der Quantensprung wird im Werbesprech oft als Attribut einer
Neuentwicklung verwendet und dabei wird impliziert, daß der
Unterschied zwischen allem Alten und dem jetzt Neuen gewaltig groß
ist.
Post by Peter Gruendler
a) was bei Quantensprung die Meinung der Besserwisser ist
und
"Haha, diese Ignoranten, wissen die nicht daß der Quantensprung die
*kleinstmögliche* Änderung eines Zustandes ist?"
Post by Peter Gruendler
b) warum es nur für einen Semantikfehler gehalten wird und keiner ist.
Ob groß oder klein spielt keine Rolle. Der Begriff stammt aus der
Frühzeit der Quantenmechanik (und hat, nebenbei bemerkt, etwa die
gleiche Relevanz in der heutigen Wissenschaft wie der "Äther", auch
wenn umganssprachlich noch vieles über den Äther geht und auch eine
beliebte Netzwerktechnik danach benannt ist) und hat zunächst einmal
keine Größenskala. Er bezeichnet schlicht den (oft spontanen) Übergang
von einem Zustand in einen anderen ohne daß dabei irgendwelche
Zwischenzustände angenommen werden. Dies bedeutet keineswegs, daß es
keine Zwischenzustände gibt - ein Quantensprung kann viele Zustände
überspringen - es bedeutet eben nur, daß die Entwicklung nicht
kontinuierlich stattfindet.

Dem Irrtum, Quantensprünge seien stets die kleinstmögliche Änderung,
liegt vermutlich die Beobachtung zugrunde, daß es in physikalischen
Systemen meist einen kleinsten Quantensprung gibt, wobei die Relation
"kleiner als" entsprechend interpretiert werden muß: geringste
Energieänderung, geringste Drehimpulsänderung, geringste
Ladungsänderung.

Allein aus der Existenz folgt aber keine Exklusivität.
--
Space - the final frontier
Peter Gruendler
2004-05-30 20:50:07 UTC
Permalink
Post by Oliver Jennrich
Post by Peter Gruendler
Post by Oliver Jennrich
Ah, dann noch die uneigentlichen Semantikfehler, die also keine sind,
Quantensprung
Vielleicht oute ich mich mit den auf deine Antwort folgenden posting als
zu den Besserwissern gehörig (habe ich in anderem Zusammenhang eh schon
Der Quantensprung wird im Werbesprech oft als Attribut einer
Neuentwicklung verwendet und dabei wird impliziert, daß der
Unterschied zwischen allem Alten und dem jetzt Neuen gewaltig groß
ist.
ok, seh ich auch so (nämlich dass dem so ist wie du sagst)
Post by Oliver Jennrich
Post by Peter Gruendler
a) was bei Quantensprung die Meinung der Besserwisser ist
und
"Haha, diese Ignoranten, wissen die nicht daß der Quantensprung die
*kleinstmögliche* Änderung eines Zustandes ist?"
Ok, ich bin *fast* einer dieser Besserwisser - dann, wenn du
/kleinstmöglich/ durch /winzig/ ersetzt.
Post by Oliver Jennrich
Post by Peter Gruendler
b) warum es nur für einen Semantikfehler gehalten wird und keiner ist.
Ob groß oder klein spielt keine Rolle. Der Begriff stammt aus der
Frühzeit der Quantenmechanik (und hat, nebenbei bemerkt, etwa die
gleiche Relevanz in der heutigen Wissenschaft wie der "Äther", auch
danke für die ausführliche Beschreibung. Ich les brav meine Davies' etc.
und seit 23 Jahren monatlich den SciAm :-)
Post by Oliver Jennrich
Systemen meist einen kleinsten Quantensprung gibt, wobei die Relation
"kleiner als" entsprechend interpretiert werden muß: geringste
Energieänderung, geringste Drehimpulsänderung, geringste
Ladungsänderung.
Allein aus der Existenz folgt aber keine Exklusivität.
Nein. Aber jeder (mit einer realistischen Wahrscheinlichkeit
auftretende) Quantensprung ist im Vergleich zu den Energien in der
makroskopischen Welt winzig.

So gesehen sehe ich keinen notwendigen Widerspruch. Man kann es richtig
sehen und dennoch zu diesen Besserwissern gehören.

Gruß,
Peter
Oliver Jennrich
2004-05-30 21:27:43 UTC
Permalink
Post by Peter Gruendler
Nein. Aber jeder (mit einer realistischen Wahrscheinlichkeit
auftretende) Quantensprung ist im Vergleich zu den Energien in der
makroskopischen Welt winzig.
Schon, aber unter der strengen Voraussetzung ist die Metapher ohnehin
weit überdehnt. Wo finden denn z.B. bei Automobilkonstruktionen,
gesehen als Gesamtkonzept, Quantensprünge statt? Geht da ein Audi A6
unter Abgabe eines Qualitons in einen Audi A4 über?

Eher nicht. Und im weiteren metaphorischen Sinn verliert sich eben
auch das 'winzig'.
--
Space - the final frontier
Peter Gruendler
2004-05-31 08:04:30 UTC
Permalink
Post by Oliver Jennrich
Wo finden denn z.B. bei Automobilkonstruktionen,
gesehen als Gesamtkonzept, Quantensprünge statt? Geht da ein Audi A6
unter Abgabe eines Qualitons in einen Audi A4 über?
LOL. Oder ein A3 unter Absorption eines Dilatons in einen A8. Ein
aufgeblasener (inflationärer) A3 sozusagen...
Post by Oliver Jennrich
Eher nicht. Und im weiteren metaphorischen Sinn verliert sich eben
auch das 'winzig'.
ok, hast auch recht. Können wir uns drauf einigen, dass die
Quantensprung-Metapher insgesamt unglücklich ist?

Gruß,
P
Helmut Richter
2004-05-30 21:21:31 UTC
Permalink
Post by Oliver Jennrich
Der Quantensprung wird im Werbesprech oft als Attribut einer
Neuentwicklung verwendet und dabei wird impliziert, daß der
Unterschied zwischen allem Alten und dem jetzt Neuen gewaltig groß
ist.
Zwei andere physikalisch-technische falsche Bilder:

"Bei dem ist eine Sicherung durchgebrannt, da ist er ausgerastet." Offenbar ist
die Sicherung *nicht* durchgebrannt, sonst hätte der Schaden durch die
Überspannung vermieden werden können.

"Der hat einen hohen Eingangswiderstand, der kapiert nix." Das Signal kommt
doch bei *hohem* Eingangswiderstand am besten an, oder? Niedriger
Eingangswiderstand wäre eher "zu einem Ohr rein, zum anderen raus (weil nichts
dazwischen ist, was es aufhalten könnte)".

Helmut Richter
Ralf Kusmierz
2004-05-31 06:20:28 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Helmut Richter
"Bei dem ist eine Sicherung durchgebrannt, da ist er ausgerastet." Offenbar ist
die Sicherung *nicht* durchgebrannt, sonst hätte der Schaden durch die
Überspannung vermieden werden können.
Die Ursache war ja nicht die Überspannung. Es hat eben eine
Kurzschlußhandlung stattgefunden. Kann passieren, wenn man am Rad
dreht.
Post by Helmut Richter
"Der hat einen hohen Eingangswiderstand, der kapiert nix."
Nie gehört.
Post by Helmut Richter
Das Signal kommt
doch bei *hohem* Eingangswiderstand am besten an, oder? Niedriger
Eingangswiderstand wäre eher "zu einem Ohr rein, zum anderen raus (weil nichts
dazwischen ist, was es aufhalten könnte)".
Das ist doch völlig unanagepaßt.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Volker Gringmuth
2004-05-31 09:23:01 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Post by Helmut Richter
"Bei dem ist eine Sicherung durchgebrannt, da ist er
ausgerastet." Offenbar ist die Sicherung *nicht* durchgebrannt,
sonst hätte der Schaden durch die Überspannung vermieden werden
können.
Die Ursache war ja nicht die Überspannung. Es hat eben eine
Kurzschlußhandlung stattgefunden.
Merkwürdigerweise findet die aber in der Regel statt, *nachdem* die
Sicherung durchgebrannt ist.

Technisch korrekt findet eine Kurzschlußhandlung bei intakter Sicherung
statt, worauf diese durchbrennt und die Kurzschlußhandlung damit sicher
beendet.


vG
--
~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~ http://einklich.net/ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"...bin mal gespannt, wie du von einer E-Mail booten willst." ("Frank" in defbm
auf die Bemerkung, Disketten seien durch E-Mail überflüssig geworden)
Ralf Kusmierz
2004-05-31 12:23:43 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Volker Gringmuth
Post by Ralf Kusmierz
Post by Helmut Richter
"Bei dem ist eine Sicherung durchgebrannt, da ist er
ausgerastet." Offenbar ist die Sicherung *nicht* durchgebrannt,
sonst hätte der Schaden durch die Überspannung vermieden werden
können.
Die Ursache war ja nicht die Überspannung. Es hat eben eine
Kurzschlußhandlung stattgefunden.
Merkwürdigerweise findet die aber in der Regel statt, *nachdem* die
Sicherung durchgebrannt ist.
Wirklich merkwürdig.
Post by Volker Gringmuth
Technisch korrekt findet eine Kurzschlußhandlung bei intakter Sicherung
statt, worauf diese durchbrennt und die Kurzschlußhandlung damit sicher
beendet.
Und dann sind die Nebenfach-Physikstudenten auch immer noch ganz
entsetzt über das Ergebnis, wenn man sie die Kurzschlußleistung
ausrechnen läßt und fragt, wie dann der Kurzschluß eigentlich die
Brandursache gewesen sein soll ...

Zum Glück drehen die meisten aber nicht gleich durch, sondern kriegen
irgendwann noch die Kurve und heben auch nicht ab.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Uwe Schickedanz
2004-05-31 12:41:34 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Technisch korrekt findet eine Kurzschlußhandlung bei intakter Sicherung
statt, worauf diese durchbrennt und die Kurzschlußhandlung damit sicher
beendet.
Das ist richtig.
Die Sicherung jedoch, die beim Menschen durchbrennt, legt die Ratio
lahm - der Rest funktioniert nach wie vor. Ist vielleicht idiotisch
konstruiert, aber so ist es nunmal. ;)


Gruß Uwe
--
Nun -- das Wesen der Dummheit
liegt in ihrem Mangel an Intelligenz.
Olaf Ulrich in desd
http://www.mc-kw-meerane.de
Helmut Richter
2004-05-31 13:08:42 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Die Sicherung jedoch, die beim Menschen durchbrennt, legt die Ratio
lahm - der Rest funktioniert nach wie vor. Ist vielleicht idiotisch
konstruiert, aber so ist es nunmal. ;)
Das ist wegen der schwachen Prozessorleistung der Ratio so konstruiert,
nämlich für die Fälle, wo man handeln muss, ehe die Ratio gebootet hat.
Handelt man irrational, hat man immer noch die Chance, dass es zufällig
richtig war; handelt man gar nicht, gehts mit Sicherheit daneben.

Helmut Richter
Gerald Fix
2004-05-31 07:22:54 UTC
Permalink
On 30 May 2004 21:21:31 GMT, Helmut Richter
Post by Helmut Richter
"Bei dem ist eine Sicherung durchgebrannt, da ist er ausgerastet." Offenbar ist
die Sicherung *nicht* durchgebrannt, sonst hätte der Schaden durch die
Überspannung vermieden werden können.
Bezöge sich die durchgebrannte Sicherung auf den Allgemeinzustand
eines Menschen, würde das Ausrasten grundlos erfolgen. Es handelt sich
aber in der Regel um eine (Über-)Reaktion auf eine Provokation, die
der Betroffene normalerweise kontrollieren kann. Gemeint ist also die
Sicherung der Selbstbeherrschung.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Kai-Uwe Thiessenhusen
2004-05-29 23:32:06 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Post by Manuel Fuchs
Zusammenstöße von Fachvokabular und Umgangsvokabular der Sorte
Schraubendreher/Schraubenzieher
Fliesen/Kacheln
parken/halten
Glühlampe/Glühbirne
Arzt/Doktor
Graphitstift/Bleistift
Kilometer pro Stunde/Stundenkilometer
Lokführer/Zugführer/Triebfahrzeugführer
Zugbegleiter/Schaffner
Die zugehörigen Besserwisser lauern allüberall.
Du vermengst hier Begriffe, wo es in der Tat höchst
albern wäre, ihre Verwendung in der Alltagssprache
zu kritisieren, weil sie trotz mangelnder fachsprachlicher
Genauigkeit fast immer klar sind (Glühbirne, Bleistift, Schaffner)
mit Begriffen, wo das nur in einem bestimmten Kontext gilt
(Doktor) und mit Begriffen, die man auch in der Alltagssprache
lieber vermeiden sollte, weil sie grob mißverständlich sind
(Zugführer für Lokführer, weil eigentlich das Wort den
"Schaffner" bezeichnet).

-kut
Bernd Gramlich
2004-05-30 10:09:48 UTC
Permalink
[...] [Begriffe], die man auch in der Alltagssprache lieber vermeiden
sollte, weil sie grob mißverständlich sind (Zugführer für Lokführer,
weil eigentlich das Wort den "Schaffner" bezeichnet).
Ich bezeichne im Alltag den "Schaffner" als Schaffner und habe deswegen
die Vokabel Zugführer für andere Dienstleistende innerhalb desselben
Verkehrsmittels zur Verfügung. Durchsagen wie "ich bin Ihr Zugchef"
finde ich drollig, weil ich als Passagier nicht das Gefühl habe,
Vorgesetzte unter dem Personal zu haben.
--
Bernd Gramlich Quod scripsi, scripsi.
Kai-Uwe Thiessenhusen
2004-05-30 11:13:18 UTC
Permalink
Post by Bernd Gramlich
[...] [Begriffe], die man auch in der Alltagssprache lieber vermeiden
sollte, weil sie grob mißverständlich sind (Zugführer für Lokführer,
weil eigentlich das Wort den "Schaffner" bezeichnet).
Ich bezeichne im Alltag den "Schaffner" als Schaffner und habe deswegen
die Vokabel Zugführer für andere Dienstleistende innerhalb desselben
Verkehrsmittels zur Verfügung.
Und bezeichnest Du im Alltag auch den Konditor als Bäcker und hast
deswegen die Vokabel "Konditor" für andere Dienstleistende innerhalb des
Nahrungs- und Genußmittelgewerbes, z.B. für den, den andere je nach
Region als "Fleischer", "Metzger" oder "Schlachter" bezeichnen, zur
Verfügung? ;-)

Nochmal: "Zugführer", wenn "Lokführer" (vulgo: "Kutscher" ;-) ) gemeint
ist, ist *grob* mißverständlich.
Post by Bernd Gramlich
Durchsagen wie "ich bin Ihr Zugchef"
finde ich drollig, weil ich als Passagier nicht das Gefühl habe,
Vorgesetzte unter dem Personal zu haben.
Mich stört an der Floskel vor allem das "Ihr".

-kut
Matthias Opatz
2004-05-30 23:08:26 UTC
Permalink
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Post by Bernd Gramlich
Durchsagen wie "ich bin Ihr Zugchef"
finde ich drollig, weil ich als Passagier nicht das Gefühl habe,
Vorgesetzte unter dem Personal zu haben.
Mich stört an der Floskel vor allem das "Ihr".
Das verstehe ich nicht. Soll mich der Schaffner duzen?

Matthias
--
Die Hauptstadt Philadelphia ist 1712 gestorben. Prof. Galletti
** Wer zum Kuckuck ist Prof. Galletti? ==> http://www.galletti.de/ **

---- Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen ---
Gerald Fix
2004-05-31 07:22:55 UTC
Permalink
On Mon, 31 May 2004 01:08:26 +0200, Matthias Opatz
Post by Matthias Opatz
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Post by Bernd Gramlich
Durchsagen wie "ich bin Ihr Zugchef"
finde ich drollig, weil ich als Passagier nicht das Gefühl habe,
Vorgesetzte unter dem Personal zu haben.
Mich stört an der Floskel vor allem das "Ihr".
Das verstehe ich nicht. Soll mich der Schaffner duzen?
Ich bin der Zugchef.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Matthias Opatz
2004-05-31 14:28:13 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
Post by Matthias Opatz
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Post by Bernd Gramlich
Durchsagen wie "ich bin Ihr Zugchef"
finde ich drollig, weil ich als Passagier nicht das Gefühl habe,
Vorgesetzte unter dem Personal zu haben.
Mich stört an der Floskel vor allem das "Ihr".
Das verstehe ich nicht. Soll mich der Schaffner duzen?
Ich bin der Zugchef.
Möglich, aber nicht zwingend.
Possesivpronomen drücken *irgendeinen* inhaltlichen Bezug aus, die
Bezeichnung "besitzanzeigendes Fürwort" ist MUSEN ein bisschen irreführend.

Bernd und ich haben unseren Zug gerade noch bekommen. Weil er rauchen
wollte, saß Bernd in einem anderen Wagen. Sein Schaffner war eine
schnippische junge Frau, mit der er lange diskutieren musste, ehe sie die
nicht unterschriebene Bahnkarte anerkannte. Mein Schaffner aber war ein
freundlicher alter Mann, der hat mir freundlich auf diesen Umstand
hingewiesen und mir sogar seinen Stift geliehen.

Zugchef ist nur ein anderes Wort für Oberschaffner.

Matthias
--
Die Hauptstadt Philadelphia ist 1712 gestorben. Prof. Galletti
** Wer zum Kuckuck ist Prof. Galletti? ==> http://www.galletti.de/ **

---- Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen ---
Matthias Opatz
2004-05-31 14:30:22 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
Post by Matthias Opatz
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Post by Bernd Gramlich
Durchsagen wie "ich bin Ihr Zugchef"
finde ich drollig, weil ich als Passagier nicht das Gefühl habe,
Vorgesetzte unter dem Personal zu haben.
Mich stört an der Floskel vor allem das "Ihr".
Das verstehe ich nicht. Soll mich der Schaffner duzen?
Ich bin der Zugchef.
Möglich, aber nicht zwingend.
Possesivpronomen drücken *irgendeinen* inhaltlichen Bezug aus, die
Bezeichnung "besitzanzeigendes Fürwort" ist MUSEN ein bisschen irreführend.

Bernd und ich haben unseren Zug gerade noch bekommen. Weil er rauchen
wollte, saß Bernd in einem anderen Wagen. Sein Schaffner war eine
schnippische junge Frau, mit der er lange diskutieren musste, ehe sie die
nicht unterschriebene Bahnkarte anerkannte. Mein Schaffner aber war ein
freundlicher alter Mann, der mich freundlich auf diesen Umstand
hingewiesen und mir sogar seinen Stift geliehen hat.

Zugchef ist nur ein anderes Wort für Chefschaffner.

Matthias
--
Die Hauptstadt Philadelphia ist 1712 gestorben. Prof. Galletti
** Wer zum Kuckuck ist Prof. Galletti? ==> http://www.galletti.de/ **

---- Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen ---
Tassilo Halbritter
2004-05-31 15:38:42 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Mein Schaffner aber war ein
freundlicher alter Mann, der mich freundlich auf diesen Umstand
hingewiesen und mir sogar seinen Stift geliehen hat.=20
=20
Zugchef ist nur ein anderes Wort f=FCr Chefschaffner.
=20
Im Flieger oder am Schiff hei=DFt er 'purser'.

--=20
_____ _ _ mailto: halbritter at acornusers.org
|__ __|| | | | "Mich wundert, da=DF es immer noch 2% andere Browser=20
| | | |_| | gibt, wo doch die Windosen-Webmaster/Designer alles
| | | _ | tun, damit die gar nicht erst reinkommen!"=20
|_|a |_| |_|a (aus dciwb)
Kai-Uwe Thiessenhusen
2004-06-01 09:45:20 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Mein Schaffner aber war ein
freundlicher alter Mann, der mich freundlich auf diesen Umstand
hingewiesen und mir sogar seinen Stift geliehen hat.
Zugchef ist nur ein anderes Wort für Chefschaffner.
Nochmal: ein Marketingbegriff für "Zugführer".
Im Flieger oder am Schiff heißt er 'purser'.
Der Vergleich hinkt ein wenig.
Im Gegensatz zum Purser hat der Zugführer nicht
nur Serviceaufgaben (manchmal hat er die nicht einmal), sondern auch
betriebliche. *Er* ist es, der dem "Steuermann" (Lokführer) den
Abfahrtauftrag erteilt. (Daß mitunter beide Personen identisch sein
können, kann sowohl auf kleinen Schiffen wie auch in kleinen
Zügen der Fall sein ;-)).

-kut
Kai-Uwe Thiessenhusen
2004-05-31 20:23:35 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Gerald Fix
Post by Matthias Opatz
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Post by Bernd Gramlich
Durchsagen wie "ich bin Ihr Zugchef"
finde ich drollig, weil ich als Passagier nicht das Gefühl habe,
Vorgesetzte unter dem Personal zu haben.
Mich stört an der Floskel vor allem das "Ihr".
Das verstehe ich nicht. Soll mich der Schaffner duzen?
Ich bin der Zugchef.
Genau das meinte ich.
Post by Matthias Opatz
Möglich, aber nicht zwingend.
Possesivpronomen drücken *irgendeinen* inhaltlichen Bezug aus, die
Bezeichnung "besitzanzeigendes Fürwort" ist MUSEN ein bisschen irreführend.
Bernd und ich haben unseren Zug gerade noch bekommen.
Ja, aber in dem Fall (und auch in den anderen Beispielen) bestimmt Ihr,
was "Euer" ist.


Mit dem "Ihr Zugchef" drückt der Zugchef aus, er wäre für mich (bzw.
meinesgleichen) da, und das ist glatt gelogen. Selbst wenn er gut ist,
ist er es nur zu einem kleinen Teil seiner Arbeitszeit, wenn er schlecht
ist, sowieso nicht. Im Regelfall will ich nichts von ihm (er will was
von mir, nämlich meine Fahrkarte sehen, und selbst das nicht immer);
Ausnahmen gibt's allenfalls, wenn er sich um knappe Anschlüsse kümmern
möchte oder wenn (selten) der Imbißservice zu ihrem Aufgabengebiet gehört.

Ich empfinde jedenfalls das "Ihr" als einerseits einschleimend,
andererseits wiederum anmaßend und besitzergreifend.

-kut
Meinolf Sander
2004-05-31 07:41:16 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Post by Bernd Gramlich
Durchsagen wie "ich bin Ihr Zugchef"
finde ich drollig, weil ich als Passagier nicht das Gefühl habe,
Vorgesetzte unter dem Personal zu haben.
Mich stört an der Floskel vor allem das "Ihr".
Das verstehe ich nicht. Soll mich der Schaffner duzen?
»Ich bin der Zugchef.« würde auch reichen. Der Zugchef ist aber
derjenige, den man mal Lokführer nannte, oder ist das der Haupt-
Schaffner?
--
You will be held hostage by a radical group.
Volker Gringmuth
2004-05-31 09:24:36 UTC
Permalink
Post by Meinolf Sander
»Ich bin der Zugchef.« würde auch reichen. Der Zugchef ist aber
derjenige, den man mal Lokführer nannte,
Nein, das ist der Triebfahrzeugführer.
Post by Meinolf Sander
oder ist das der Haupt-Schaffner?
Ja. Früher hieß er "Zugbegleiter".


vG
--
~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~ http://einklich.net/ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"Tausche schwer verständliches Buch über Empfängnisverhütung
gegen gebrauchten Kinderwagen..." (in de.soc.familie.kinder)
Jens Wahnes
2004-05-31 14:05:17 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Meinolf Sander
»Ich bin der Zugchef.« würde auch reichen. Der Zugchef ist aber
derjenige, den man mal Lokführer nannte,
Nein, das ist der Triebfahrzeugführer.
Richtig. Allerdings kann der Zugführer auch der Triebfahrzeugführer
sein, oder genauer gesagt: der Triebfahrzeugführer ist in einigen
Fällen in Personalunion auch Zugführer. Bei S-Bahnen und Regionalzügen,
die ohne Zugbegleiter fahren, ist das normalerweise so. Zugchef ist
eigentlich nur eine für die Fernverkehrszüge gebräuchliche Bezeichnung
für den Zugführer.
Post by Volker Gringmuth
Post by Meinolf Sander
oder ist das der Haupt-Schaffner?
Ja. Früher hieß er "Zugbegleiter".
Zugbegleiter gibt es auch weiterhin. Beim Fernverkehr ist der "Zugchef"
in aller Regel einer der Zugbegleiter.


Jens
--
Alle Wege führen an Redmond vorbei.
Bernd Gramlich
2004-05-31 12:53:03 UTC
Permalink
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Post by Bernd Gramlich
[...] [Begriffe], die man auch in der Alltagssprache lieber
vermeiden sollte, weil sie grob mißverständlich sind (Zugführer für
Lokführer, weil eigentlich das Wort den "Schaffner" bezeichnet).
Ich bezeichne im Alltag den "Schaffner" als Schaffner und habe
deswegen die Vokabel Zugführer für andere Dienstleistende innerhalb
desselben Verkehrsmittels zur Verfügung.
Und bezeichnest Du im Alltag auch den Konditor als Bäcker und hast
deswegen die Vokabel "Konditor" für andere Dienstleistende innerhalb
des Nahrungs- und Genußmittelgewerbes, z.B. für den, den andere je
nach Region als "Fleischer", "Metzger" oder "Schlachter" bezeichnen,
zur Verfügung? ;-)
Es mag an mir liegen, aber ich habe im Alltag weniger mit Konditoren
als mit Schaffnern zu tun.
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Nochmal: "Zugführer", wenn "Lokführer" (vulgo: "Kutscher" ;-) )
gemeint ist, ist *grob* mißverständlich.
Wer mich im Alltag absichtlich mißverstehen will, darf das gern tun.
--
Bernd Gramlich Quod scripsi, scripsi.
Kai-Uwe Thiessenhusen
2004-06-01 09:37:26 UTC
Permalink
Post by Bernd Gramlich
Es mag an mir liegen, aber ich habe im Alltag weniger mit Konditoren
als mit Schaffnern zu tun.
Und wie sieht es mit Lokführern und Fleischern aus? ;-)
Post by Bernd Gramlich
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Nochmal: "Zugführer", wenn "Lokführer" (vulgo: "Kutscher" ;-) )
gemeint ist, ist *grob* mißverständlich.
Wer mich im Alltag absichtlich mißverstehen will, darf das gern tun.
Mitunter geht ja auch aus dem Kontext hervor, was gemeint ist.

Du darfst meinetwegen auch gerne beide Begriffe verwechseln, Du darfst
auch gerne "wie" und "als" verwechseln, wenn Du magst. Im Gespräch
kann man den Kontext, wenn ein Problem besteht, ja meistens klären.

Aber wir sind hier in desd, und da sollte man etwas sprachlich falsches
auch falsch nennen.

Wirklich übel und *ernsthaft* mißverständlich, wird es, wenn in
Zeitungsartikeln (was oft vorkommt), dem Zugführer eine Mitschuld
am Unfall zugesprochen wird.

-kut
Gerald Fix
2004-06-01 10:44:14 UTC
Permalink
On 1 Jun 2004 09:37:26 GMT, Kai-Uwe Thiessenhusen
Post by Kai-Uwe Thiessenhusen
Wirklich übel und *ernsthaft* mißverständlich, wird es, wenn in
Zeitungsartikeln (was oft vorkommt), dem Zugführer eine Mitschuld
am Unfall zugesprochen wird.
Dann frage ich mich, wieso die Bahn darauf besteht, einen Fachbegriff
in die Öffentlichkeit bringen zu wollen, der weder vorgegeben ist noch
verständlich. Die meisten Menschen werden unter Zugführer Lokführer
verstehen und nichts anderes.

Außerdem ist Zugführer einfach nicht bahnisch. Train Organization
Manager (TOM) oder ZUG KANZLER dürfte es eigentlich schon sein.

Und schlussendlich weiß man ja:

Schaffner und Schaffner is zweierlei,
man kann nur a Schaffner
oder auch ein Herr Schaffner sein.
Man kann Stationen ausrufen,
Fahrscheine verkaufen
und sonst nur parieren.
Man kann der Knecht sein
von die Foahrgäst'
oder den Waggon regieren.

REFRAIN:
Schaffner sein
des war amoi was,
die Zeit is vorbei,
des is des Schaffnerlos.
Schaffner sein,
des war amoi was,
so wird's nie wieder sein,
des is des Schaffnerlos.

Die Schaffner sterb'n aus, überall,
der Mensch wird ersetzt
durch a Kast'l aus Metall,
wann ma da an Fahrschein einisteckt,
sagt kaner "Danke" oder
"Bitte, vorgehen".
Die sagen überhaupt nix,
die rühren si net amoi,
wann die Leit' auf der hinteren
Plattform stehen.

REFRAIN:
Schaffner sein ...

Wann ma heut zu an sagt:
"Hearn' S, steigen' S aus!",
dann sagt der höchstens:
"Geh, kusch!" und der
ganze Waggon klatscht Applaus.
Vor aner Schaffner-Uniform
hat man früher fast salutiert,
heut wird man nur verächtlich
ang'schaut,
dass man si direkt geniert.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Dieter Bär
2004-05-29 19:14:42 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?
Das Wort "vermeintlich" wird oft so gebraucht als ob es
"vermutlich" bedeutet, während es tatsächlich WIMRE bereits
die Aussage enthält, daß die Vermutung nicht zutrifft, also
ein "vermeintlicher Entführer" eben keiner ist.
Das Wort "ignorant" bedeutet WIMRE soviel wie "dumm" wird aber
manchmal für "(etwas oder vieles) ignorierend" verwendet.
Oder irre ich mich nun?
Kennt jemand noch andere Beispiele häufiger "Semantikfehler"?
Wie wärs "Kontrahent". Das Wort wird (sogar überwiegend und bei
Sportberichtern sogar fast ausschließlich) in der Bedeutung
"Kontra-hent" (also im Sinne einer Gegnerschaft verwendet.
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent", also von
lat. contrahere (auf der selben Seite am selben Strick ziehen), ab.
Und das ist ja das ziemlich genaue Gegenteil der zuerst genannten
(Fehl-) Deutung.

Gruß,

Dieter.
--
Künstliche Intelligenz ist leichter zu ertragen als natürliche Dummheit.
Dieter Bär
2004-05-29 19:23:17 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?
[...]
Wie wärs mit "Kontrahent"?
Das Wort wird (überwiegend und bei Sportberichtern sogar fast
ausschließlich) in der Bedeutung "Kontra-hent" (also im Sinne
einer Gegnerschaft) verwendet.
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent" (also von
lat. contrahere - auf der selben Seite am selben Strick ziehen) ab.
Und das ist ja das ziemlich genaue Gegenteil der zuerst genannten
(Fehl-) Deutung.

Gruß,

Dieter.
--
Künstliche Intelligenz ist leichter zu ertragen als natürliche Dummheit.
Manuel Fuchs
2004-05-29 19:48:25 UTC
Permalink
Post by Dieter Bär
Wie wärs mit "Kontrahent"?
Das Wort wird (überwiegend und bei Sportberichtern sogar fast
ausschließlich) in der Bedeutung "Kontra-hent" (also im Sinne
einer Gegnerschaft) verwendet.
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent" (also von
lat. contrahere - auf der selben Seite am selben Strick ziehen) ab.
Und das ist ja das ziemlich genaue Gegenteil der zuerst genannten
(Fehl-) Deutung.
Hm. Zumindest in die Lexika hat diese Bedeutung (Kontrahent=Gegner)
schon länger Eingang gefunden. DBG-Fremdwörterlexikon, 2. Aufl. 1968:
"Gegner, Rivale, Vertragspartner, Widersacher". www.langenscheidt.de ist
gleicher Ansicht.

Leider hab ich kein Lateinwörterbuch greifbar, um deiner direkten
Übersetzung widersprechen zu können. Ich meine aber zum einen, dass lat.
"cum/con" speziell als Verb-Präfix nicht immer die Bedeutung "gemeinsam
mit" haben muss. Ein Online-Wörterbuch übersetzt "contrahere" mit
"entführen, abkürzen".

Zum anderen: Könnte die Etymologie nicht "contra-here" lauten? Was
dieses "-here" soll, weiß ich nicht, vielleicht ein verschliffenes
"facere"? Dann hätten wir einen "Gegen-Macher". Mein Kluge liegt
natürlich auch woanders...
--
Gruß, Manuel
Astrid Schleicher
2004-05-30 00:56:07 UTC
Permalink
Post by Manuel Fuchs
Hm. Zumindest in die Lexika hat diese Bedeutung (Kontrahent=Gegner)
"Gegner, Rivale, Vertragspartner, Widersacher". www.langenscheidt.de ist
gleicher Ansicht.
Heyses Fremdwörterbuch, 1879:
"Contrahent, m. ein Vertragsschließer, Bündner; pl. die Contrahenten,
die übereinkommenden, vertragschließenden Theile."

So oft, wie es nach Veträgen Ärger um deren Auslegung und Erfüllung
geben kann, nimmt es nicht wunder, wenn aus den Kontrahenten
"Vertragsgegner" werden. Immerhin ist man Kontrahent auch in der
gewandelten Bedeutung nicht ganz zufällig, sondern weil man sich auf
einen Streit oder Wettkampf eingelassen hat.

Liebe Grüße
Astrid
Daniel Küstner
2004-05-30 09:02:45 UTC
Permalink
Post by Astrid Schleicher
Post by Manuel Fuchs
Hm. Zumindest in die Lexika hat diese Bedeutung (Kontrahent=Gegner)
"Gegner, Rivale, Vertragspartner, Widersacher". www.langenscheidt.de ist
gleicher Ansicht.
"Contrahent, m. ein Vertragsschließer, Bündner; pl. die Contrahenten,
die übereinkommenden, vertragschließenden Theile."
So oft, wie es nach Veträgen Ärger um deren Auslegung und Erfüllung
geben kann, nimmt es nicht wunder, wenn aus den Kontrahenten
"Vertragsgegner" werden. Immerhin ist man Kontrahent auch in der
gewandelten Bedeutung nicht ganz zufällig, sondern weil man sich auf
einen Streit oder Wettkampf eingelassen hat.
Pfeifer meint hierzu, daß aus kontrahieren 'einen Vertrag schließen' in
der Studentensprache 'einen Zweikampf verabreden' wurde.

daniel.
--
Daniel Küstner
pgp public key on request
Nimm eine fremde Hand und geh ins Unbekannte.
Matthias Sprünglin
2004-05-31 08:26:18 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Post by Astrid Schleicher
Post by Manuel Fuchs
Hm. Zumindest in die Lexika hat diese Bedeutung (Kontrahent=Gegner)
"Gegner, Rivale, Vertragspartner, Widersacher". www.langenscheidt.de ist
gleicher Ansicht.
"Contrahent, m. ein Vertragsschließer, Bündner; pl. die Contrahenten,
die übereinkommenden, vertragschließenden Theile."
So oft, wie es nach Veträgen Ärger um deren Auslegung und Erfüllung
geben kann, nimmt es nicht wunder, wenn aus den Kontrahenten
"Vertragsgegner" werden. Immerhin ist man Kontrahent auch in der
gewandelten Bedeutung nicht ganz zufällig, sondern weil man sich auf
einen Streit oder Wettkampf eingelassen hat.
Pfeifer meint hierzu, daß aus kontrahieren 'einen Vertrag schließen' in
der Studentensprache 'einen Zweikampf verabreden' wurde.
daniel.
So sieht das auch der Etymologie-Duden:

kontrahieren [...] früher auch im Sinne von "sich zu einem Vertrag einigen",
daher studentisch für: "einen Zweikampf verabreden": Das Verb wurde im 16.
Jh. aus lat. con-trahere "zusammenziehen; eine geschäftliche Verbindung
eingehen" entlehnt [...] - Dazu: Kontrahent "Vertragschliessender,
Vertragspartner; Gegner (beim Zweikampf), Rivale" (16. Jh.); Kontrahage
"Verabredung eines Zweikampfes, Forderung" (studentisch, 19. Jh.)

Es sind also die Studenten schuld, nicht die Sportreporter ;-)

Gruss
Matthias
--
Matthias Sprünglin
Markus Ermert
2004-05-29 21:34:00 UTC
Permalink
Post by Dieter Bär
Wie wärs mit "Kontrahent"?
Das Wort wird (überwiegend und bei Sportberichtern sogar fast
ausschließlich) in der Bedeutung "Kontra-hent" (also im Sinne
einer Gegnerschaft) verwendet.
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent" (also von
lat. contrahere - auf der selben Seite am selben Strick ziehen) ab.
Und das ist ja das ziemlich genaue Gegenteil der zuerst genannten
(Fehl-) Deutung.
Solch ein Bedeutungswandel ist bei Fremdwörtern aber nicht selten,
insofern vorsichtig mit der "Fehldeutung".

Vgl. Matador.

Besonders anfällig hierfür ist der für besonders häufig vorkommende
schiefe Semantik bekannte Sportjournalismus (der sogar den
"Lokalmatador" erfand, der komischerweise immer straffrei davonkommt,
obwohl er sein Handwerk nie an Tieren ausübt).

BTW: Soeben gehört in der DFB-Pokal-TV-Berichterstattung: "... setzte
damit dem vergebenen Chancenpaket die Krone auf ..."


Witzig auch der beliebte Spruch, der auf IHK-Seminaren gelehrt und
oftmals weitergeplappert wird:

"Wie reagieren Sie auf die Angebote Ihrer Konkurrenz?"
"Wir haben keine Konkurrenten, sondern nur Mitbewerber[/Wettbewerber]."

--
Peter Gruendler
2004-05-30 08:22:50 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Vgl. Matador.
Besonders anfällig hierfür ist der für besonders häufig vorkommende
schiefe Semantik bekannte Sportjournalismus (der sogar den
"Lokalmatador" erfand, der komischerweise immer straffrei davonkommt,
obwohl er sein Handwerk nie an Tieren ausübt).
...sondern nur in Lokalen.
Stephan Dörner
2004-05-30 00:38:34 UTC
Permalink
Post by Dieter Bär
Wie wärs mit "Kontrahent"?
Das Wort wird (überwiegend und bei Sportberichtern sogar fast
ausschließlich) in der Bedeutung "Kontra-hent" (also im Sinne
einer Gegnerschaft) verwendet.
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent" (also von
lat. contrahere - auf der selben Seite am selben Strick ziehen) ab.
Und das ist ja das ziemlich genaue Gegenteil der zuerst genannten
(Fehl-) Deutung.
Die Ableitung ist sicherlich richtig, kontrahieren bedeutet ja
beispeilsweise auch wörtlich "zusammenziehen", in der Rechtwissenschaft
"etwas vereinbaren". Gleichen Ursprungs ist auch das Wort Kontrakt für
einen Vertrag. Der Kontrahend war in der Rechtswissenschaft zunächst
der Vertragspartner (und das ist er immer noch). Da man sich mit
Vertragspartner aber wahrscheinlich oft nicht einig war und dann gegen
den Kontrahenden vor Gericht zog, wurde der Begriff wahrscheinlich
dadurch einem Bedeutungswandel unterzogen. Demnach gibt es auch zwei
Wortbedeutungen im "Brockhaus in Text und Bild 2004":

Kontrahent

[lateinisch] der, Recht: Vertragspartner.

Kontrahent

[lateinisch] der, allgemein: Gegner (in geistiger Auseinandersetzung, im
Sport).

© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004

Gruß,

Stephan
--
"Die Zukunft ist schon da. Sie ist nur noch nicht gleichmäßig verteilt."
-- William Gibson
--> http://free.pages.at/hackmeck/ (Website)
--> http://de.wikipedia.org/ - die freie Enzyklopädie
Horst Ruth
2004-05-31 09:10:44 UTC
Permalink
Post by Dieter Bär
Kontrahent
[lateinisch] der, Recht: Vertragspartner.
Kontrahent
[lateinisch] der, allgemein: Gegner (in geistiger Auseinandersetzung, im
Sport).
© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004
Oberländers Lexicon iuridicum romano teutonicum kennt 1753 den
Kontrahenten überhaupt noch nicht!
Es gibt:
Contractus: "Abrede, oder binliche Hin- und Wiederhandlung,...
[einklagbare Übereinkunft] ... Vertrag oder Handlung ..." sowie zig
Spezialkontrakte contrahere: aufrichten, handeln, schliessen
contrahere crimen: einer Übelthat sich theilhafftig machen L. 20ff. de
accusat oder L. 8ffde publ.
Contrapart: der Gegentheil, so mit uns streitet

Der Kontrahent ist also in fast jeder heute üblichen Hinsicht ein
Produkt des (tautoligisch) ephemeren Journalismus'.

Gruß
HR
--
Wer mit Narren muß zu thun haben, dem soll erlaubt sein Schällen zu tragen
Oliver Cromm
2004-05-30 05:23:08 UTC
Permalink
Post by Dieter Bär
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent" (also von
lat. contrahere - auf der selben Seite am selben Strick ziehen) ab.
Woher kommt die Erkenntnis, daß es auf derselben Seite ist?
--
Oliver C.
Dieter Bär
2004-05-30 10:18:20 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Dieter Bär
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent" (also von
lat. contrahere - auf der selben Seite am selben Strick ziehen) ab.
Woher kommt die Erkenntnis, daß es auf derselben Seite ist?
Wie gesagt: lat, *con*trahere.

Gruß,

Dieter.
--
Künstliche Intelligenz ist leichter zu ertragen als natürliche Dummheit.
Sebastian Koppehel
2004-05-31 15:10:40 UTC
Permalink
Post by Dieter Bär
Post by Oliver Cromm
Post by Dieter Bär
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent" (also von
lat. contrahere - auf der selben Seite am selben Strick ziehen) ab.
Woher kommt die Erkenntnis, daß es auf derselben Seite ist?
Wie gesagt: lat, *con*trahere.
Contrahere bedeutet *nicht* gemeinsam ziehen.

- Sebastian
--
Wäre Alice Schwarzer tot, würde sie sich bei soviel frauenfeindlichem
Vokabular im Grab umdrehen.

(Main-Echo)
Oliver Cromm
2004-05-31 16:27:17 UTC
Permalink
Post by Sebastian Koppehel
Post by Dieter Bär
Post by Oliver Cromm
Post by Dieter Bär
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent" (also von
lat. contrahere - auf der selben Seite am selben Strick ziehen) ab.
Woher kommt die Erkenntnis, daß es auf derselben Seite ist?
Wie gesagt: lat, *con*trahere.
Daß *con* «auf derselben Seite» bedeutet, hat mir mein Lateinlehrer
verschwiegen.
Post by Sebastian Koppehel
Contrahere bedeutet *nicht* gemeinsam ziehen.
Welches meintest Du?

[ ] Contrahere bedeutet «*nicht* gemeinsam ziehen».
[ ] Contrahere bedeutet *nicht* «gemeinsam ziehen».
--
Oliver Cromm
Sebastian Koppehel
2004-05-31 20:08:22 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Sebastian Koppehel
Post by Dieter Bär
Post by Oliver Cromm
Post by Dieter Bär
IMHO leitet sich die Bedeutung aber von "Kon-trahent" (also von
lat. contrahere - auf der selben Seite am selben Strick ziehen) ab.
Woher kommt die Erkenntnis, daß es auf derselben Seite ist?
Wie gesagt: lat, *con*trahere.
Daß *con* «auf derselben Seite» bedeutet, hat mir mein Lateinlehrer
verschwiegen.
Naja, eine einzelne Bedeutung von "con" läßt sich nicht angeben.
Post by Oliver Cromm
Post by Sebastian Koppehel
Contrahere bedeutet *nicht* gemeinsam ziehen.
Welches meintest Du?
[ ] Contrahere bedeutet «*nicht* gemeinsam ziehen».
[ ] Contrahere bedeutet *nicht* «gemeinsam ziehen».
Zwoteres natürlich.

- Sebastian
--
Juristische Aspekte des Jahr-2000-Rechts: Wer haftet für Y2K-Schäden?

(Titelblatt der iX 01/00)
Daniel Küstner
2004-05-29 19:45:19 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Das Wort "ignorant" bedeutet WIMRE soviel wie "dumm" wird aber
manchmal für "(etwas oder vieles) ignorierend" verwendet.
Verwexelstu da nicht etwas? Ich kenne das deutsche "ignorant" nur in
letzterem Sinne. Hingegen übersetzt LEO das englische "ignorant" mit
"dumm, nicht wissend, ungebildet, unkundig, unwissend".

daniel.
--
Daniel Küstner
pgp public key on request
Nimm eine fremde Hand und geh ins Unbekannte.
Stefan Ram
2004-05-29 20:14:41 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Post by Stefan Ram
Das Wort "ignorant" bedeutet WIMRE soviel wie "dumm" wird aber
manchmal für "(etwas oder vieles) ignorierend" verwendet.
Verwexelstu da nicht etwas? Ich kenne das deutsche "ignorant" nur in
letzterem Sinne. Hingegen übersetzt LEO das englische "ignorant" mit
"dumm, nicht wissend, ungebildet, unkundig, unwissend".
Das kann sein. Langenscheidt erklärt:

ig·no'rant von -> Ignoranz zeugend

Ig·no'rant, der; -en,-en 1.unwissender, kenntnisloser Mensch 2.
jemand, der Tatsachen, Sachwissen absichtlich nicht zur Kenntnis
nehmen will
Thomas Koenig
2004-05-29 22:27:15 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Daniel Küstner
Post by Stefan Ram
Das Wort "ignorant" bedeutet WIMRE soviel wie "dumm" wird aber
manchmal für "(etwas oder vieles) ignorierend" verwendet.
Verwexelstu da nicht etwas? Ich kenne das deutsche "ignorant" nur in
letzterem Sinne. Hingegen übersetzt LEO das englische "ignorant" mit
"dumm, nicht wissend, ungebildet, unkundig, unwissend".
ig·no'rant von -> Ignoranz zeugend
Ig·no'rant, der; -en,-en 1.unwissender, kenntnisloser Mensch 2.
jemand, der Tatsachen, Sachwissen absichtlich nicht zur Kenntnis
nehmen will
"Ignorant" ist MUSEN weder im Englischen noch im Deutschen synonmym mit
"dumm". Ignoranz ist eine relative Eigenschaft gegenueber zu einem
Phaenomen ("Ich bin XY gegenueber ignorant."), waehrend Dummheit ein
Personalattribut ist ("Ich bin dumm."). Dummheit impliziert
Lernunfaehigkeit, Ignoranz schlimmstenfalls Lernunwilligkeit. Im
Englischen wird /ignorant/ tatseachlich oft synonym zu /stupid/
verwandt, im Deutschen ist der Unterschied zwischen den Woertern noch
deutlicher vorhanden.
Oliver Cromm
2004-05-30 05:23:09 UTC
Permalink
Post by Thomas Koenig
"Ignorant" ist MUSEN weder im Englischen noch im Deutschen synonmym mit
"dumm". Ignoranz ist eine relative Eigenschaft gegenueber zu einem
Phaenomen ("Ich bin XY gegenueber ignorant."), waehrend Dummheit ein
Personalattribut ist ("Ich bin dumm.").
Welcher ignorante Stümper hat Dir denn das beigebracht?

Im Ernst, ich kenne das kaum mit "gegenüber", sondern meist so wie im
vorigen Satz.
Post by Thomas Koenig
Dummheit impliziert
Lernunfaehigkeit, Ignoranz schlimmstenfalls Lernunwilligkeit. Im
Englischen wird /ignorant/ tatseachlich oft synonym zu /stupid/
verwandt, im Deutschen ist der Unterschied zwischen den Woertern noch
deutlicher vorhanden.
In den meisten Fällen spielt der Unterschied aber keine Rolle: auch den
Lernunwilligen oder -faulen bezeichne ich in der Situation gerne als
"dumm" (häufig mich selbst). Im Französischen dagegen "ignoriert" man
alles, was man nicht weiß, zum Beispiel, daß das deutsche "ignorieren"
ein falscher Freund ist.
--
Oliver C.
Astrid Schleicher
2004-05-30 01:05:33 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Post by Stefan Ram
Das Wort "ignorant" bedeutet WIMRE soviel wie "dumm" wird aber
manchmal für "(etwas oder vieles) ignorierend" verwendet.
Verwexelstu da nicht etwas?
Ich wollts auch nicht recht glauben und habe im Fremdwörterduden
nachgeschlagen: "ignorant: (abwertend) von Unwissenheit,
Kenntnislosigkeit zeugend".
Post by Daniel Küstner
Ich kenne das deutsche "ignorant" nur in letzterem Sinne. Hingegen
übersetzt LEO das englische "ignorant" mit "dumm, nicht wissend,
ungebildet, unkundig, unwissend".
Ich verwende statt "ignorant" auf deutsch gern "lernresistent" oder
"erkenntnisresistent", da trifft sich Dummheit dann mit Wegsehen.

Liebe Grüße
Astrid
Stefan Ram
2004-05-30 02:02:27 UTC
Permalink
Post by Astrid Schleicher
Ich verwende statt "ignorant" auf deutsch gern "lernresistent" oder
"erkenntnisresistent", da trifft sich Dummheit dann mit Wegsehen.
Das heißt auf Usenet ja wohl "merkbefreit".
Bernd Gramlich
2004-05-30 10:09:58 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Astrid Schleicher
Ich verwende statt "ignorant" auf deutsch gern "lernresistent" oder
"erkenntnisresistent", da trifft sich Dummheit dann mit Wegsehen.
Das heißt auf Usenet ja wohl "merkbefreit".
Erst nach vollzogenem und rechtskräftigem Verwaltungsakt, oder?
--
Bernd Gramlich Quod scripsi, scripsi.
Mark Obrembalski
2004-05-30 22:32:58 UTC
Permalink
Post by Bernd Gramlich
Post by Stefan Ram
Post by Astrid Schleicher
Ich verwende statt "ignorant" auf deutsch gern "lernresistent" oder
"erkenntnisresistent", da trifft sich Dummheit dann mit Wegsehen.
Das heißt auf Usenet ja wohl "merkbefreit".
Erst nach vollzogenem und rechtskräftigem Verwaltungsakt, oder?
Nach Verwaltungsakt ja. Rechtskräftig muss er nicht sein, solange
der Merkbefreite keinen Widerspruch einlegt. Und "vollzogen" gleich
gar nicht - da haben wir schon wieder einen Semantikfehler.
"Vollziehen" bedeutet im Zusammenhang mit einem Verwaltungsakt nicht
das Ausfertigen oder Zustellen, sondern das praktische Umsetzen der
darin enthaltenen Anordnung. An der Merkbefreiung an sich gibt es
aber nichts zu vollziehen, die wird ja nur festgestellt. Vollziehen
lässt sich höchstens die Einweisung in dag°.

Mark
--
Deutsche Gesetze im WWW: http://www.rechtliches.de
NEU: Bayerisches Landesrecht: http://www.rechtliches.de/bayern/
Oliver Cromm
2004-05-30 05:22:58 UTC
Permalink
Post by Astrid Schleicher
Ich wollts auch nicht recht glauben und habe im Fremdwörterduden
nachgeschlagen: "ignorant: (abwertend) von Unwissenheit,
Kenntnislosigkeit zeugend".
Das ist der Fall "ignorante Bemerkung". Auf "ignorantes Arschloch" paßt
die Definition nicht ganz.
Post by Astrid Schleicher
Ich verwende statt "ignorant" auf deutsch gern "lernresistent" oder
"erkenntnisresistent", da trifft sich Dummheit dann mit Wegsehen.
Und die Steigerung ist dann "merkbefreit".
--
Oliver C.
Matthias Opatz
2004-05-30 23:09:31 UTC
Permalink
Post by Daniel Küstner
Post by Stefan Ram
Das Wort "ignorant" bedeutet WIMRE soviel wie "dumm" wird aber
manchmal für "(etwas oder vieles) ignorierend" verwendet.
Verwexelstu da nicht etwas? Ich kenne das deutsche "ignorant" nur in
letzterem Sinne.
Naja, klarer Fall von Bedeutungsverschiebung durch anhaltend falschen
Gebrauch. Nu isser richtich.

Matthias
--
Die Hauptstadt Philadelphia ist 1712 gestorben. Prof. Galletti
** Wer zum Kuckuck ist Prof. Galletti? ==> http://www.galletti.de/ **

---- Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen ---
Hermann Thomas
2004-05-30 09:53:33 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?
Das Wort "vermeintlich" wird oft so gebraucht als ob es
"vermutlich" bedeutet, während es tatsächlich WIMRE bereits
die Aussage enthält, daß die Vermutung nicht zutrifft, also
ein "vermeintlicher Entführer" eben keiner ist.
Das Wort "ignorant" bedeutet WIMRE soviel wie "dumm" wird aber
manchmal für "(etwas oder vieles) ignorierend" verwendet.
Oder irre ich mich nun?
Kennt jemand noch andere Beispiele häufiger "Semantikfehler"?
Der häufigste Semantikfehler, den ich kenne, ist die Verwechslung von
"scheinbar" und "anscheinend". Wenn etwas "scheinbar" ist, dann sieht´s
nur so aus - in Wirklichkeit ist es nicht so ("die Sonne dreht sich
scheinbar um die Erde"). Bei "anscheinend" besteht eine
Wahrscheinlichkeit, dass etwas wirklich so ist ("laut Wettervorhersage
gibt es morgen anscheinend Regen").

Hermann Thomas
Markus Ermert
2004-05-30 21:57:00 UTC
Permalink
Post by Hermann Thomas
Der häufigste Semantikfehler, den ich kenne, ist die Verwechslung von
"scheinbar" und "anscheinend"
... knapp gefolgt von der Verwechslung von "drängen zu" mit "dringen
auf".


--
Josef Hornauer
2004-05-30 10:26:29 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?
Referenz = u.a. Bezugnahme
Reverenz = Verehrung

flasch liest man oft: "Er bezeugte $Person seine Referenz"

Josef
Stefan Ram
2004-05-30 19:23:39 UTC
Permalink
Post by Josef Hornauer
Post by Stefan Ram
Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?
Referenz = u.a. Bezugnahme
Reverenz = Verehrung
(Nicht direkt dazu:)

Etwas, das mir jetzt auch nicht ganz klar ist, ist:

Wange
Backe

als Bezeichnung für am Kopf bzw. am Rest des Körpers
befindliche Teile des menschlichen Körpers. "Backen" sind wohl
umgangssprachlich auch im Gesicht?
Oliver Jennrich
2004-05-30 21:21:48 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Josef Hornauer
Post by Stefan Ram
Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?
Referenz = u.a. Bezugnahme
Reverenz = Verehrung
(Nicht direkt dazu:)
Wange
Backe
als Bezeichnung für am Kopf bzw. am Rest des Körpers
befindliche Teile des menschlichen Körpers. "Backen" sind wohl
umgangssprachlich auch im Gesicht?
Naja, die Wangen sind im Gesicht (der fleischige Teil zwischen Ober-
und Unterkiefer), die Backen sind am A****. Allerdings sind die
Kinnbacken (==Unterkiefer) durchaus im Gesicht zu finden.
--
Space - the final frontier
Hannes Petersen
2004-05-31 17:25:09 UTC
Permalink
Post by Josef Hornauer
Post by Stefan Ram
Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?
Referenz = u.a. Bezugnahme
Reverenz = Verehrung
flasch liest man oft: "Er bezeugte $Person seine Referenz"
Dem is mein Diplom, isch schwör!!

/Hannes
--
Immer auf dem aktuellen Stand mit den Newsgroups von freenet.de:
http://newsgroups.freenet.de
Astrid Schleicher
2004-05-30 19:46:43 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Kennt jemand noch andere Beispiele häufiger "Semantikfehler"?
Noch etwas für Besserwisser aus der Ecke "Kacheln vs. Fliesen":
Hauszelt und Steilwandzelt. Ein Hauszelt ist eigentlich sowas:
<http://www.zeltstadt.at/zelte/versand/rhone-print.html>.

Liebe Grüße
Astrid
Uwe Schickedanz
2004-05-31 12:43:28 UTC
Permalink
Post by Astrid Schleicher
<http://www.zeltstadt.at/zelte/versand/rhone-print.html>.
Sicher, wie sonst?

Gruß Uwe
--
Nun -- das Wesen der Dummheit
liegt in ihrem Mangel an Intelligenz.
Olaf Ulrich in desd
http://www.mc-kw-meerane.de
Astrid Schleicher
2004-05-31 14:35:46 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Post by Astrid Schleicher
<http://www.zeltstadt.at/zelte/versand/rhone-print.html>.
Sicher, wie sonst?
Schrieb ich doch, für ein Steilwandzelt:
<Loading Image...>

Liebe Grüße
Astrid
Uwe Schickedanz
2004-05-31 15:11:35 UTC
Permalink
Post by Astrid Schleicher
<http://www.acz.de/pix/pinnwand/pinn_004.jpg>
Ich weiß, was ein Steilwandzelt ist. Mir war nur nicht bekannt, daß
das verwechselt wird. Eigentlich gibt es da auch nichts zu
verwechseln.

Gruß Uwe
--
Nun -- das Wesen der Dummheit
liegt in ihrem Mangel an Intelligenz.
Olaf Ulrich in desd
http://www.mc-kw-meerane.de
Astrid Schleicher
2004-05-31 15:28:34 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Ich weiß, was ein Steilwandzelt ist. Mir war nur nicht bekannt, daß
das verwechselt wird. Eigentlich gibt es da auch nichts zu
verwechseln.
<Loading Image...>
<http://www.publiccamp.dk/hilleroed/camping/dtelt.htm> usw.

Liebe Grüße
Astrid
Uwe Schickedanz
2004-05-31 16:32:46 UTC
Permalink
Post by Astrid Schleicher
<http://www.abenteuer-corsica.de/Ressourcen/1.hauszelt.gif>
Gut.
Post by Astrid Schleicher
<http://www.publiccamp.dk/hilleroed/camping/dtelt.htm> usw.
Eine dänische Seite als Beleg für Semantikfehler im Deutschen? Ich
bitte Dich...

Gruß Uwe
--
Nun -- das Wesen der Dummheit
liegt in ihrem Mangel an Intelligenz.
Olaf Ulrich in desd
http://www.mc-kw-meerane.de
Astrid Schleicher
2004-05-31 17:16:59 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Eine dänische Seite als Beleg für Semantikfehler im Deutschen? Ich
bitte Dich...
Google doch selbst, oder schau bei e-Bay. Es gilt vielen alles als
Hauszelt, was irgendwie Platz für eine begehbare Küchenecke läßt oder
als Familienzelt zu taugen scheint. Die Differenzierung machen
offenbar nur Hardcorecamper.

Liebe Grüße
Astrid
Uwe Schickedanz
2004-05-31 17:38:50 UTC
Permalink
Post by Astrid Schleicher
Google doch selbst, oder schau bei e-Bay. Es gilt vielen alles als
Hauszelt, was irgendwie Platz für eine begehbare Küchenecke läßt oder
als Familienzelt zu taugen scheint. Die Differenzierung machen
offenbar nur Hardcorecamper.
Wir sind uns doch eigentlich einig, oder? Ich fand nur eine
ausländische Seite ein etwas unglücklich gewähltes Beispiel, doch das
ändert nichts an der Sache.

Gruß Uwe
--
Nun -- das Wesen der Dummheit
liegt in ihrem Mangel an Intelligenz.
Olaf Ulrich in desd
http://www.mc-kw-meerane.de
Astrid Schleicher
2004-05-31 18:29:36 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Wir sind uns doch eigentlich einig, oder?
Zum Glück, ja. Ich hatte gepostet, weil ich mir nicht sicher war, ob
diese Unterscheidung nicht vielleicht eine ganz persönliche wäre.

Liebe Grüße
Astrid
Andreas Karrer
2004-06-01 01:43:33 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Ich weiß, was ein Steilwandzelt ist. Mir war nur nicht bekannt, daß
das verwechselt wird. Eigentlich gibt es da auch nichts zu
verwechseln.
Türlich gibts. Ein Steilwandzelt sieht aus wie ein Haus: Annähernd
senkrechte Wände, schräge Dachflächen. Ein "Hauszelt" wie das im von
Astrid angegeben URL sieht nicht aus wie ein Haus, sondern wie ein
Satteldach. Wer den Begriff "Hauszelt" für satteldachförmige Zelte
erfunden hat, muss einen schlechten Tag gehabt haben.

- Andi
Christina Kunze
2004-05-30 12:46:34 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?
Mir fällt in letzter Zeit der Gebrauch von "nachdem" in der Bedeutung von
"weil" auf.

chr
Michael Hemmer
2004-06-01 12:19:35 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Stefan Ram
Schreibfehler, wie beispielsweise "vorraus", kommen hier ja
öfter vor, aber gibt es auch Semantikfehler?
Mir fällt in letzter Zeit der Gebrauch von "nachdem" in der Bedeutung von
"weil" auf.
Offenbar arbeitet sich die kausale Verwendung des Wortes langsam in
Richtung (Nord-?)Osten vor, vgl.
http://groups.google.de/groups?threadm=xbrlx3edlaoo.1onkhbtpaw5x2%24.dlg%4040tude.net
ff.

Gruß,

Michael
Loading...