Post by Jakob AchterndiekPost by Jakob Achterndiek[..], nicht jedoch die Expansion des Arguments als eines solchen.
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Wenn die NATO entgegen früherer Zusagen weiter nach Osten "expandiert",
ist das dann auch eine "Darlegung" eines Arguments? Und "als was" täte
dieses Argument dann expandieren?
Zieh Dich nicht immer an Kleinigkeiten hoch. [..]
Wenn du morgens Butter und Brot, Honig und Marmelade, Milch und Müsli
auf deinem Frühstückstisch "expandierst", dann sehe ich darin keine
Kleinigkeit - nein! wirklich nicht! -, sondern den Ausweis eines
vielseitigen und für jede beliebige Verwendung offenen Wortschatzes.
Die *Verständigung* wird durch so flexible Wortbedeutungen natürlich
viel einfacher: Es wird gar kein *Verstehen* mehr gefordert, sondern
nur noch Toleranz. Und das wollen wir doch schließlich alle: Die
Expansion von Friede, Freude, Eierkuchen.
Hallooo, die Verwendung eines Wortes wird nicht dadurch legitimiert und
geadelt, weil Du es in dieser Bedeutung bereits aus berufenem Munde
zur Kenntnis genommen hast. Du kannst natürlich darauf bestehen, meine
Sätze nicht zu verstehen, weil ich auf ach so unbotmäßige Weise Deine
Wörter in Kontexten zu benutzen mich erfreche, in denen sie Dir bis
dato nicht untergekommen waren - und in Deiner Empörung über solcherlei
Aufsässigkeit, es scheinbar auf die Spitze treibend, die Wörter in
vollends abstruse Kontexte hineinkomplimentieren: Seine Frühstücksrequi-
siten auf dem Tisch 'expandieren', was soll der Quatsch? Beweisen, dass
man nicht sagen darf, man könne ein Argument expandieren?
Eigentlich wird mir das alles hier zu dumm, aber ich zitiere mal aus
einem Aufsatz von Thomas Spranz-Fogasy
Alles Argumentieren, oder was?
Zur Konstitution von Argumentation in Gesprächen
Erschienen in: Deppermann, Arnulf/Hartung, Martin (Hrsg.):
Argumentieren in Gesprächen. Gesprächsanalytische
Studien. -
Tübingen: Stauffenburg, 2006, 2. Auflage. S. 27-39.
(Stauffenburg Linguistik 28)
"5. _Expansion_ des Argumentationsschemas
Die eben beschriebene einfache beziehungsweise einfachste
Argumentationssequenz lässt sich nun beliebig weit _expandieren_."
(ebendort S. 34)
In den Schlussbemerkungen heißt es dort:
"Argumentieren ist mit der bis hierher dargestellten Grundstruktur als
handlungsorganisatorisch und thematisch motivierte _Expansion_ zur
Positionsdarlegung bestimmt."
Hervorhebungen jeweils von mir.
Wie man sieht, fällt allerdings in dem Aufsatz auch das Wort "Darlegung", und das gleich an mehreren Stellen. Der Aufsatz bemüht eine relativ
verquaste linguizistische Terminologie, für mich nicht flüssig zu lesen,
insofern kann ich auf die Schnelle nicht beurteilen, was das Wort
'Darlegung' im Kontext seiner Analysen von argumentierenden Gesprächs-
verläufen bedeutet. Ich weiß nicht, ob ich den Aufsatz komplett lesen
kann, er ist nicht lang und zu finden unter
https://ids-pub.bsz-bw.de/files/3964/Spranz-Fogasy_Alles_Argumentieren_oder_was_2006.pdf
Solltest Du ihn lesen, wirst Du keine Mühe haben, reichlich figurative
Verwendungsweisen von Wörtern aufzustöbern, deren Tauglichkeit hier mal
in einem linguistischem Zusammenhang erprobt werden. Ich habe früher
viele derartige Texte gelesen. Auf die Idee, vorrangig die Wortwahl der
Autoren zu kritisieren, war ich nie gekommen.
Ist vielleicht so'n Deutschlehrer-Automatismus.
Ralf Joerres