Discussion:
Helvetismen
(zu alt für eine Antwort)
Bernd Schwegmann
2017-08-16 12:10:43 UTC
Permalink
Aus:
https://www.nzz.ch/meinung/referendum-gegen-eu-waffenrecht-ein-schuss-ins-eigene-bein-ld.1310731


Kantengang,==> Gratwanderung ?
Ständemehr hätte die Referendumsvorlage aber nicht erreicht.==>Mehrheit
bei den Ständen
Handänderungen :????
einen durchzogenen Ruf==> zweifelhaft ?
geht auch oft vergessen==> wurde vergessen ?

Eine derartige Häufung ist mir in der NZZ noch nicht aufgefallen.
Ist das vollständig gängig?

Diese Eigenarten sind mir erst bei zweitem Nachdenken oder Kontext
verständlich, und IMHO in D nicht verwendet?!

BS+
Roman Racine
2017-08-16 13:27:05 UTC
Permalink
Post by Bernd Schwegmann
https://www.nzz.ch/meinung/referendum-gegen-eu-waffenrecht-ein-schuss-ins-eigene-bein-ld.1310731
Kantengang,==> Gratwanderung ?
Vermutlich, der Begriff ist mir nicht geläufig.
Post by Bernd Schwegmann
Ständemehr hätte die Referendumsvorlage aber nicht erreicht.==>Mehrheit
bei den Ständen
Das ist etwas komplizierter. Es gibt Initiativen und Referenden. Bei
Volksinitiativen und generell bei Verfassungsänderung ist für die Annahme
sowohl eine schweizweite Mehrheit erforderlich, als auch eine Mehrheit in
der Mehrheit der Kantone, wobei Halbkantone nur halb zählen. Letzteres
bezeichnet man als das Ständemehr.

Referenden dagegen richten sich gegen vom Parlament beschlossene Gesetze,
hier ist nur eine Volksmehrheit notwendig. Das gilt auch für vom Parlament
ratifizierte Staatsverträge, sofern sie nicht den Beitritt zu einer
supranationalen Organisation beinhalten.
Post by Bernd Schwegmann
Handänderungen :????
Eigentümerwechsel. "Handänderung" ist ein juristischer Begriff, vermutlich
steht er genau so in der Gesetzesvorlage. Er deckt jegliche Form von
Eigentümerwechsel ab, Kauf, Schenkung, Erbschaft etc. Ausserhalb einer
juristischen Diskussion würde ich ihn nicht verwenden.
Post by Bernd Schwegmann
einen durchzogenen Ruf==> zweifelhaft ?
Das ist etwas zu stark. Ich würde es eher mit "haben je nach politischem
Blickwinkel sowohl Vor- als auch Nachteile" übersetzen. Air Berlin hat z.B.
einen durchzogenen Ruf, weil ständig Flüge ausfallen, nicht aber unbedingt
einen zweifelhaften.
Post by Bernd Schwegmann
geht auch oft vergessen==> wurde vergessen ?
Wird häufig vergessen
Post by Bernd Schwegmann
Eine derartige Häufung ist mir in der NZZ noch nicht aufgefallen.
Ist das vollständig gängig?
Bis auf Kantengang ist alles in meinem aktiven Wortschatz.

Gruss

Roman°
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2017-08-16 14:59:35 UTC
Permalink
Post by Roman Racine
Post by Bernd Schwegmann
einen durchzogenen Ruf==> zweifelhaft ?
Das ist etwas zu stark. Ich würde es eher mit "haben je nach
politischem Blickwinkel sowohl Vor- als auch Nachteile"
übersetzen. Air Berlin hat z.B. einen durchzogenen Ruf, weil
ständig Flüge ausfallen, nicht aber unbedingt einen zweifelhaften.
Wahrscheinlich passt "durchwachsen" ziemlich genau, hat ja auch den
gleichen Ursprung.

Servus,
Stefan
--
http://kontaktinser.at/ - die kostenlose Kontaktboerse fuer Oesterreich
Offizieller Erstbesucher(TM) von mmeike

Stefan! Da steckt mehr drin, als man glaubt.
(Sloganizer)
U***@web.de
2017-08-18 11:10:32 UTC
Permalink
Moin,
Post by Roman Racine
Post by Bernd Schwegmann
Handänderungen :????
Eigentümerwechsel. "Handänderung" ist ein juristischer Begriff, vermutlich
steht er genau so in der Gesetzesvorlage. Er deckt jegliche Form von
Eigentümerwechsel ab, Kauf, Schenkung, Erbschaft etc. Ausserhalb einer
juristischen Diskussion würde ich ihn nicht verwenden.
Vgl. hierzu auch für das deutsche Recht https://de.wikipedia.org/wiki/Gesamthandsgemeinschaft

Gruß, ULF
x***@gmail.com
2017-08-18 13:30:56 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Roman Racine
Post by Bernd Schwegmann
Handänderungen :????
Eigentümerwechsel. "Handänderung" ist ein juristischer Begriff, vermutlich
steht er genau so in der Gesetzesvorlage. Er deckt jegliche Form von
Eigentümerwechsel ab, Kauf, Schenkung, Erbschaft etc. Ausserhalb einer
juristischen Diskussion würde ich ihn nicht verwenden.
Vgl. hierzu auch für das deutsche Recht https://de.wikipedia.org/wiki/Gesamthandsgemeinschaft
Bitte, Ulfie, benutze nie, hörst Du, nie das Wort Erbengemeinschaft,
das bedeutet etwas ganz, ganz fürchterliches - FR
René Marquardt
2017-08-18 15:57:02 UTC
Permalink
Post by x***@gmail.com
Bitte, Ulfie, benutze nie, hörst Du, nie das Wort Erbengemeinschaft,
das bedeutet etwas ganz, ganz fürchterliches - FR
Das Wort wird bei mir automatisch mit Hausbuch assoziiert, und
dieses wiederum mit den seitenweisen Eintragen "Illegal nach BRD!"
in der Spalte "abgemeldet am".
x***@gmail.com
2017-08-18 20:09:38 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by x***@gmail.com
Bitte, Ulfie, benutze nie, hörst Du, nie das Wort Erbengemeinschaft,
das bedeutet etwas ganz, ganz fürchterliches.
Das Wort wird bei mir automatisch mit Hausbuch assoziiert, und
dieses wiederum mit den seitenweisen Eintragen "Illegal nach BRD!"
in der Spalte "abgemeldet am".
Magst Du uns Deine schräge Assoziation wohl etwas näher bringen?
Danke - FR
René Marquardt
2017-08-18 20:48:45 UTC
Permalink
Post by x***@gmail.com
Post by René Marquardt
Post by x***@gmail.com
Bitte, Ulfie, benutze nie, hörst Du, nie das Wort Erbengemeinschaft,
das bedeutet etwas ganz, ganz fürchterliches.
Das Wort wird bei mir automatisch mit Hausbuch assoziiert, und
dieses wiederum mit den seitenweisen Eintragen "Illegal nach BRD!"
in der Spalte "abgemeldet am".
Magst Du uns Deine schräge Assoziation wohl etwas näher bringen?
Danke - FR
Schraeg? Meine Grossmutter fuehrte das Hausbuch, als auch die
Korrespondenz zwischen der Wohnungsverwaltung und der
Erbengemeinschaft des Hauses, die, wie man im Hausbuch lesen
konnte, sich westwaerts verdroeselt hatte.
x***@gmail.com
2017-08-19 13:26:15 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by x***@gmail.com
Post by René Marquardt
Post by x***@gmail.com
Bitte, Ulfie, benutze nie, hörst Du, nie das Wort Erbengemeinschaft,
das bedeutet etwas ganz, ganz fürchterliches.
Das Wort wird bei mir automatisch mit Hausbuch assoziiert, und
dieses wiederum mit den seitenweisen Eintragen "Illegal nach BRD!"
in der Spalte "abgemeldet am".
Magst Du uns Deine schräge Assoziation wohl etwas näher bringen?
Schraeg? Meine Grossmutter fuehrte das Hausbuch, als auch die
Korrespondenz zwischen der Wohnungsverwaltung und der
Erbengemeinschaft des Hauses, die, wie man im Hausbuch lesen
konnte, sich westwaerts verdroeselt hatte.
Und woher soll unseneins das ahnen?
In Ostberlin war fast die halbe Stadt in Westbesitz, das meiste
davon wurde von einer privaten Hausverwaltung A., die
wundersamerweise bis auff den heutigen existiert, notdürftig
administriert.
Nahezu der gesamte Wohnraum der DDR war ja "bewirtschaftet"
und wurde von den Kommunalen Wohnungsverwaltungen (KWV)
"zugewiesen". Einige ausgeschlafene KWVer hatten sich lukrative
Häuser ohne Restitutionsansprüche ausersehen und in der
Wendezeit unter den Nagel gerissen - FR
Quinn C
2017-08-18 16:03:17 UTC
Permalink
Post by x***@gmail.com
Post by U***@web.de
Post by Roman Racine
Post by Bernd Schwegmann
Handänderungen :????
Eigentümerwechsel. "Handänderung" ist ein juristischer Begriff, vermutlich
steht er genau so in der Gesetzesvorlage. Er deckt jegliche Form von
Eigentümerwechsel ab, Kauf, Schenkung, Erbschaft etc. Ausserhalb einer
juristischen Diskussion würde ich ihn nicht verwenden.
Vgl. hierzu auch für das deutsche Recht https://de.wikipedia.org/wiki/Gesamthandsgemeinschaft
Bitte, Ulfie, benutze nie, hörst Du, nie das Wort Erbengemeinschaft,
das bedeutet etwas ganz, ganz fürchterliches - FR
Es hat schon seinen Sinn, daß da "gemein" drinsteckt.
--
die gugelmänner schleppen leichen, kranke LILIENCRON
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
U***@web.de
2017-08-19 09:21:13 UTC
Permalink
Post by x***@gmail.com
Bitte, Ulfie,
Xylophonie, bist eben dem Kindergarten entsprungen?
Bernd Schwegmann
2017-08-19 09:39:42 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by x***@gmail.com
Bitte, Ulfie,
Xylophonie, bist eben dem Kindergarten entsprungen?
Der Gebrauch kindischer Namensgebungen ist dieser Gruppe durchaus
angemessen!

BS+
x***@gmail.com
2017-08-19 13:28:39 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by x***@gmail.com
Bitte, Ulfie,
Xylophonie, bist eben dem Kindergarten entsprungen?
Warum, o Ulfie, versuchst Du, mit Gewalt unter Dein Niwoh
zu gehen?
Ansage uns frisch!

FR
U***@web.de
2017-08-19 13:46:23 UTC
Permalink
Post by x***@gmail.com
Ansage uns frisch!
Husch, husch, zurück in Deinen Kindergarten.
Erstaunlich, was es dort zu rauchen gibt...
Andreas Karrer
2017-08-16 14:25:41 UTC
Permalink
Post by Bernd Schwegmann
https://www.nzz.ch/meinung/referendum-gegen-eu-waffenrecht-ein-schuss-ins-eigene-bein-ld.1310731
Kantengang,==> Gratwanderung ?
Ja. Spezifisches NZZ-Vokabular, wie Plastic mit c, wenn der Kunststoff
gemeint ist. Liest man sonst kaum.
Post by Bernd Schwegmann
Ständemehr hätte die Referendumsvorlage aber nicht erreicht.==>Mehrheit
bei den Ständen
Handänderungen :????
einen durchzogenen Ruf==> zweifelhaft ?
geht auch oft vergessen==> wurde vergessen ?
Eine derartige Häufung ist mir in der NZZ noch nicht aufgefallen.
Ist das vollständig gängig?
In der CH ja.

Es ist ein Artikel über Schweizer Themen. Da werden schweizerische
Ausdrücke (u. a. aus der Rechts- und Verwaltungssprache) verwendet, so wie
man in D von MDB, Pauschbeträgen, Landtag schreiben würde, die es in AT und
CH nicht gibt.

"Geht vergessen" hielt ich bis eben für gemeindeutsch. Es betont gegenüber
"wurde vergessen", dass das Vergessen kein willkürlicher Akt ist, sondern
ohne Zutun passiert. Je nachdem ist das Vergessen ja eine der grössten
Gnaden, die einem zuteil werden kann.

- Andi
Frank Hucklenbroich
2017-08-16 14:56:12 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
"Geht vergessen" hielt ich bis eben für gemeindeutsch. Es betont gegenüber
"wurde vergessen", dass das Vergessen kein willkürlicher Akt ist, sondern
ohne Zutun passiert.
Bei uns würde man sagen "ist in Vergessenheit geraten".

"Geht vergessen" würde man zwar verstehen, es klingt aber merkwürdig.

Grüße,

Frank
Martin Gerdes
2017-08-18 13:34:40 UTC
Permalink
Post by Frank Hucklenbroich
Post by Andreas Karrer
"Geht vergessen" hielt ich bis eben für gemeindeutsch. Es betont gegenüber
"wurde vergessen", dass das Vergessen kein willkürlicher Akt ist, sondern
ohne Zutun passiert.
Bei uns würde man sagen "ist in Vergessenheit geraten".
"Geht vergessen" würde man zwar verstehen, es klingt aber merkwürdig.
Man kennt die Konstruktionen "geht kaputt" und "geht pleite". Man liest
gelegentlich "geht insolvent", was von der Konstruktion her logisch
wäre, MUSE mag das dennoch nicht.

"Geht vergessen" wäre sinngemäß konstruiert: Gehen + Adjektiv (hier
Partizip).

Manche Neuschreibspezialisten schreiben: "geht Pleite". Ob die (als
Schweizer) dann auch "geht Vergessen" schreiben würden?
Sergio Gatti
2017-08-18 13:47:39 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Manche Neuschreibspezialisten schreiben: "geht Pleite".
Sie irren sich, sagt
<http://www.duden.de/rechtschreibung/pleitegehen>.
Martin Gerdes
2017-08-19 22:49:46 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Manche Neuschreibspezialisten schreiben: "geht Pleite".
Sie irren sich, sagt
<http://www.duden.de/rechtschreibung/pleitegehen>.
Hyperkorrekturen haben das so an sich, daß sie bei Licht besehen Fehler
sind. Und doch haben sie ihre Ursache, hier gleich zwei Faustregeln:
"Man schreibt jetzt viel mehr aus ein an der." und "Man schreibt jetzt
viel mehr groß."
Christina Kunze
2017-08-20 04:23:16 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Manche Neuschreibspezialisten schreiben: "geht Pleite".
Sie irren sich, sagt
<http://www.duden.de/rechtschreibung/pleitegehen>.
Hyperkorrekturen haben das so an sich, daß sie bei Licht besehen Fehler
"Man schreibt jetzt viel mehr aus ein an der." und "Man schreibt jetzt
viel mehr groß."
Weniger spöttisch: Die Schreiber empfinden "Pleite" als Substantiv und
schreiben nach der Regel für Verben mit Substantiven "Getrenntschreibung
ist der Normalfall". Woher soll man bitte wissen, dass "Pleite" als
verblasst gilt und es zusammengeschrieben werden soll?

chr
Diedrich Ehlerding
2017-08-20 06:36:44 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Weniger spöttisch: Die Schreiber empfinden "Pleite" als Substantiv und
schreiben nach der Regel für Verben mit Substantiven "Getrenntschreibung
ist der Normalfall". Woher soll man bitte wissen, dass "Pleite" als
verblasst gilt und es zusammengeschrieben werden soll?
Immerhin gibt es ja sogar ein durchaus nicht verblasstes Substantiv
"Pleite". Allerdings ist "<Substantiv> gehen" ohne Präposition und Artikel
sonst wenig üblich.
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Helmut Richter
2017-08-20 07:54:24 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Weniger spöttisch: Die Schreiber empfinden "Pleite" als Substantiv und
schreiben nach der Regel für Verben mit Substantiven "Getrenntschreibung
ist der Normalfall". Woher soll man bitte wissen, dass "Pleite" als
verblasst gilt und es zusammengeschrieben werden soll?
Aber, wie hier schon ausgeführt, wird "pleite" wie "kaputt" und
"verloren" verwendet: es gibt "pleite/kaputt/verloren gehen/sein". Die
beiden anderen werden als Adjektiv oder adjektivisch gebrauchtes
Partizip empfunden -- wohl mit größerem Recht denn als Substantiv.

Als Folge wird es sicher klein geschrieben. Ob zusammen oder
auseinander, ist auch bei anderen Adjektiven unsicher, die einen durch
das Verb erreichten Zustand bezeichnen. Z.B. würde ich "grün
angestrichen" schreiben, aber "weißgetüncht". Am Farbton und an der Art
des Aufbringens des Anstrichs liegts nicht, sondern an der Prosodie.

Gibts noch mehr solche Wörter mit "gehen" in der Bedeutung "den Zustand
erlangen"?
--
Helmut Richter
Heinz Lohmann
2017-08-20 11:15:02 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Martin Gerdes
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Manche Neuschreibspezialisten schreiben: "geht Pleite".
Sie irren sich, sagt
<http://www.duden.de/rechtschreibung/pleitegehen>.
Hyperkorrekturen haben das so an sich, daß sie bei Licht besehen Fehler
"Man schreibt jetzt viel mehr aus ein an der." und "Man schreibt jetzt
viel mehr groß."
Weniger spöttisch: Die Schreiber empfinden "Pleite" als Substantiv und
schreiben nach der Regel für Verben mit Substantiven "Getrenntschreibung
ist der Normalfall". Woher soll man bitte wissen, dass "Pleite" als
verblasst gilt und es zusammengeschrieben werden soll?
Pleite machen / pleitegehen (lt. Duden 9 - 2011)

Ich bin noch lange nicht pleite.
Die Pleite der Firma kam recht plötzlich.

Vielleicht sollte man das ganze etwas entspannter sehen. Ich erzähl
meinen DaF-Studenten gelegentlich, dass es sich bei diesen "trennbaren"
Verben eher um "zusammenschreibbare" Verben handelt, da sie ihnen meist
(Präsens und Präteritum) in getrennter Form begegnen:
Er zieht sich an.
Sie fährt ab.
Wir gehen spazieren.
...

Gerade in älteren Texten werden diese Verben noch oft getrennt gebraucht.

Deshalb ist es eine relativ gute Strategie, alle Verben außer denen mit
offensichtlichen Präpositionen erst mal als zwei Wörter zu behandeln.

Den Rest schafft man sich mit der Zeit drauf.
Man muss sich nicht immer so am Duden und speziellen Rechtschreibregeln
abarbeiten, solange die Verständlichkeit des Textes nicht groß leidet!
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
U***@web.de
2017-08-20 12:09:04 UTC
Permalink
Moin,
Post by Heinz Lohmann
Vielleicht sollte man das ganze etwas entspannter sehen. Ich erzähl
meinen DaF-Studenten gelegentlich, dass es sich bei diesen "trennbaren"
Verben eher um "zusammenschreibbare" Verben handelt, da sie ihnen meist
Er zieht sich an.
Sie fährt ab.
Wir gehen spazieren.
...
Gerade in älteren Texten werden diese Verben noch oft getrennt gebraucht.
Deshalb ist es eine relativ gute Strategie, alle Verben außer denen mit
offensichtlichen Präpositionen erst mal als zwei Wörter zu behandeln.
Den Rest schafft man sich mit der Zeit drauf.
Man muss sich nicht immer so am Duden und speziellen Rechtschreibregeln
abarbeiten, solange die Verständlichkeit des Textes nicht groß leidet!
Die wenigsten DaF-Prüfungen werden an der
Verbzusammen- und Getrenntschreibung scheitern.

Ich erkläre auch, daß die finite Verbform im
Nebensatz ans Ende gehört. Wenn mir später jemand
mit einer gyltigen Ausnahme kommt, zählt er
spätestens ab dem Moment zu den Fortgeschrittenen.

Gleich mit der Ausnahme zu kommen, wäre in dem
Stadium eher verwirrend.

Gruß, ULF

Martin Gerdes
2017-08-20 11:31:54 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Martin Gerdes
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Manche Neuschreibspezialisten schreiben: "geht Pleite".
Sie irren sich, sagt
<http://www.duden.de/rechtschreibung/pleitegehen>.
Hyperkorrekturen haben das so an sich, daß sie bei Licht besehen Fehler
"Man schreibt jetzt viel mehr aus ein an der." und "Man schreibt jetzt
viel mehr groß."
Weniger spöttisch: Die Schreiber empfinden "Pleite" als Substantiv
... schließlich gibt es das Wort ja auch als Substantiv.
Post by Christina Kunze
und schreiben nach der Regel für Verben mit Substantiven "Getrenntschreibung
ist der Normalfall".
... eine Regel, die wie so viele Faustregeln leicht Miss ver standen
werden kann (und wird).
Post by Christina Kunze
Woher soll man bitte wissen, dass "Pleite" als verblasst gilt und es
zusammengeschrieben werden soll?
Aus den hl. Rechtschreibregeln und dem eigenen Schulunterricht (selbst
wenn der schon ein Weilchen her sein sollte).

Mit einem Minimum an Grammatikverständnis kommt man aber auch ohne das
auf die richtige Schreibung. Zugegeben, zu einer Zeit, in der Sätze wie
"Ich mach dich Messer!" gängig sind, mag es an diesem Minimum bisweilen
fehlen.
Quinn C
2017-08-16 17:43:54 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
"Geht vergessen" hielt ich bis eben für gemeindeutsch. Es betont gegenüber
"wurde vergessen", dass das Vergessen kein willkürlicher Akt ist, sondern
ohne Zutun passiert. Je nachdem ist das Vergessen ja eine der grössten
Gnaden, die einem zuteil werden kann.
Ist für mich (aus Südhessen) gängig, aber zu umgangssprachlich für
einen Artikel in einer seriösen Zeitung.
--
selbstheiligen und vom himmel dünkelheilige gefallene gugelfritzen
FISCHART
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Markus Ermert
2017-08-18 08:29:32 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
. Spezifisches NZZ-Vokabular, wie Plastic mit c, wenn der Kunststoff
gemeint ist. Liest man sonst kaum.
Cypern bei der Süddeutschen ist ebenso herrlich.
Martin Gerdes
2017-08-18 13:34:40 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Post by Andreas Karrer
Spezifisches NZZ-Vokabular, wie Plastic mit c, wenn der Kunststoff
gemeint ist. Liest man sonst kaum.
Cypern bei der Süddeutschen ist ebenso herrlich.
Ist die chemische Fachnomenklatur in der Unaussprechlichen ("Cobalt",
"Silicium", "Bismut", "Estrogen") weniger lächerlich?
Heinz Lohmann
2017-08-18 10:49:56 UTC
Permalink
Post by Bernd Schwegmann
https://www.nzz.ch/meinung/referendum-gegen-eu-waffenrecht-ein-schuss-ins-eigene-bein-ld.1310731
Kantengang,==> Gratwanderung ?
Im Variantenwörterbuch (De Gruyter) hab ich den Ausdruck nicht gefunden,
dafür bin ich über die Kanterniederlage gestolpert, die als "hohe
Niederlage, Debakel" (CH) erklärt wird, also ein Helvetismus.

Das Wort war mir spontan nur durch sein Gegenteil verständlich, den
Kantersieg.

Den gab's aber vor 20 Jahren im deutschen Fußball noch nicht, oder?
Und: Wie erklärt sich hier der Wortteil "Kanter"?
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Stephen Hust
2017-08-18 12:27:39 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Bernd Schwegmann
https://www.nzz.ch/meinung/referendum-gegen-eu-waffenrecht-ein-schuss-ins-eigene-bein-ld.1310731
Kantengang,==> Gratwanderung ?
Im Variantenwörterbuch (De Gruyter) hab ich den Ausdruck nicht gefunden,
dafür bin ich über die Kanterniederlage gestolpert, die als "hohe
Niederlage, Debakel" (CH) erklärt wird, also ein Helvetismus.
Das Wort war mir spontan nur durch sein Gegenteil verständlich, den
Kantersieg.
Den gab's aber vor 20 Jahren im deutschen Fußball noch nicht, oder?
Und: Wie erklärt sich hier der Wortteil "Kanter"?
| nach englisch to win in a canter = mühelos siegen, eigentlich = ein
| Pferderennen nur leicht galoppierend gewinnen, zu: canter, Kanter

<http://www.duden.de/rechtschreibung/Kantersieg>
--
Steve

My e-mail address works as is.
Stefan Schmitz
2017-08-18 15:34:47 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Im Variantenwörterbuch (De Gruyter) hab ich den Ausdruck nicht gefunden,
dafür bin ich über die Kanterniederlage gestolpert, die als "hohe
Niederlage, Debakel" (CH) erklärt wird, also ein Helvetismus.
Das Wort war mir spontan nur durch sein Gegenteil verständlich, den
Kantersieg.
Steht der denn auch drin? Oder enthält das Buch nur Wörter, die nicht im
ganzen Sprachraum verbreitet sind?
Post by Heinz Lohmann
Den gab's aber vor 20 Jahren im deutschen Fußball noch nicht, oder?
Auch schon vor 35. Vor 20 habe ich mich nicht mehr besonders für Fußball
interessiert.
Roland Franzius
2017-08-18 15:43:36 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Heinz Lohmann
Im Variantenwörterbuch (De Gruyter) hab ich den Ausdruck nicht gefunden,
dafür bin ich über die Kanterniederlage gestolpert, die als "hohe
Niederlage, Debakel" (CH) erklärt wird, also ein Helvetismus.
Das Wort war mir spontan nur durch sein Gegenteil verständlich, den
Kantersieg.
Steht der denn auch drin? Oder enthält das Buch nur Wörter, die nicht im
ganzen Sprachraum verbreitet sind?
Post by Heinz Lohmann
Den gab's aber vor 20 Jahren im deutschen Fußball noch nicht, oder?
Das Tempo des englischen Canterbury-Galopp ist vermutlich für den
Eidgenossen äquivalent Schallgeschwindigkeit auf 3000 m. Daher auch
"Hohe Niederlage".
--
Roland Franzius
Heinz Lohmann
2017-08-19 02:23:16 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Heinz Lohmann
Im Variantenwörterbuch (De Gruyter) hab ich den Ausdruck nicht gefunden,
dafür bin ich über die Kanterniederlage gestolpert, die als "hohe
Niederlage, Debakel" (CH) erklärt wird, also ein Helvetismus.
Das Wort war mir spontan nur durch sein Gegenteil verständlich, den
Kantersieg.
Steht der denn auch drin? Oder enthält das Buch nur Wörter, die nicht im
ganzen Sprachraum verbreitet sind?
Der Kantersieg steht nicht drin.

LT. Klappentext:
Das Variantenwörterbuch des Deutschen enthält ca. 12.000 Wörter und
Wendungen der Standardsprache mit national oder regional eingeschränkter
Verbreitung oder mit Differenzen im Gebrauch sowie deren gemeindeutsche
Entsprrechungen.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Manfred Hoß
2017-08-18 19:25:24 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Bernd Schwegmann
https://www.nzz.ch/meinung/referendum-gegen-eu-waffenrecht-ein-schuss-ins-eigene-bein-ld.1310731
Kantengang,==> Gratwanderung ?
Im Variantenwörterbuch (De Gruyter) hab ich den Ausdruck nicht gefunden,
dafür bin ich über die Kanterniederlage gestolpert, die als "hohe
Niederlage, Debakel" (CH) erklärt wird, also ein Helvetismus.
Das Wort war mir spontan nur durch sein Gegenteil verständlich, den
Kantersieg.
Den gab's aber vor 20 Jahren im deutschen Fußball noch nicht, oder?
Und: Wie erklärt sich hier der Wortteil "Kanter"?
Der älteste Treffer in der Wochenzeitung Die Zeit, den DWDS liefert, ist
von 1974, dort ist jedoch von einem Kantersieg bei Wahlen die Rede.

Die Zeit, 06.12.1974, Nr. 50
An diese Devise hält sich FJS, obwohl er sich seit seinem jüngsten
Kantersieg in Bayern als Prophet ausgibt („Leider hab’ ich recht
behalten“), der wieder etwas gilt im eigenen Land.

Gruß
Manfred.
Loading...