Discussion:
Greppel
(zu alt für eine Antwort)
Juliette
2011-12-11 18:46:01 UTC
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Hallo,
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Gruß aus Frankreich,
Juliette
Diedrich Ehlerding
2011-12-11 18:51:51 UTC
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Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling
zu bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob
"Greppel" ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort
"Greppel" kommen könnte.
Da es einen Schwächling bezeichnet, vermute ich: von "Krüppel".

Diedrich
--
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Juliette
2011-12-11 19:13:53 UTC
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"Diedrich Ehlerding" <***@t-online.de> a écrit dans le
message de news: .
Post by Diedrich Ehlerding
Da es einen Schwächling bezeichnet, vermute ich: von "Krüppel".
Danke für diese sehr schnelle Antwort !
Juliette
Florian Ritter
2011-12-13 00:13:19 UTC
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Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling
zu bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob
"Greppel" ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort
"Greppel" kommen könnte.
Da es einen Schwächling bezeichnet, vermute ich:  von "Krüppel".
Im Brandenburgischen "Krepel", kommt in der Gräfin Bredow durchaus
lesenswerten Erinnerungen "Kartoffeln mit Stippe" mehrfach für - FR
Thomas Schade
2011-12-11 20:05:15 UTC
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Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.


Ciao
Toscha
--
Und die Jahre ziehen ins Land
Und wir trinken immer noch ohne Verstand
Denn eins das wissen wir ganz genau
Ohne Alk da wäre der Alltag zu grau
[Die Toten Hosen: Bis zum bitteren Ende]
Jakob Achterndiek
2011-12-11 21:11:57 UTC
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Post by Thomas Schade
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen
Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Ebenso der schlesische Kriepl.

j/\a
--
Christina Kunze
2011-12-11 22:46:58 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Thomas Schade
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Ebenso der schlesische Kriepl.
Hängt das Verb "(herum)krepeln" auch damit zusammen?

chr
Jakob Achterndiek
2011-12-12 08:34:09 UTC
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Post by Christina Kunze
Post by Jakob Achterndiek
Post by Thomas Schade
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Ebenso der schlesische Kriepl.
Hängt das Verb "(herum)krepeln" auch damit zusammen?
Ganz gewiß, ja.
Wer herumkriepelt, bewegt sich, von Rheuma oder Alterszipperlein
angeschlagen, in kleinen, räumlich eingeschränkten Gesten.

j/\a
--
Stefan Schmitz
2011-12-12 22:30:20 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Christina Kunze
Hängt das Verb "(herum)krepeln" auch damit zusammen?
Ganz gewiß, ja.
Wer herumkriepelt, bewegt sich, von Rheuma oder Alterszipperlein
angeschlagen, in kleinen, räumlich eingeschränkten Gesten.
Ich kenne dieses Wort nicht. Vom Klang und der Bedeutung erinnert es
mich an 'herumkrebsen'.
Florian Ritter
2011-12-13 00:17:51 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Christina Kunze
Post by Jakob Achterndiek
Ebenso der schlesische Kriepl.
Hängt das Verb "(herum)krepeln" auch damit zusammen?
Ganz gewiß, ja.
Wer herumkriepelt, bewegt sich, von Rheuma oder Alterszipperlein
angeschlagen, in kleinen, räumlich eingeschränkten Gesten.
Welche auch im Rengschburgischen - FR
Franz Mock
2011-12-14 10:30:20 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Christina Kunze
Hängt das Verb "(herum)krepeln" auch damit zusammen?
Ganz gewiß, ja.
Wer herumkriepelt, bewegt sich, von Rheuma oder Alterszipperlein
angeschlagen, in kleinen, räumlich eingeschränkten Gesten.
j/\a
--
Hoi mitnand,
kleine Kinder, die noch nicht gehen können krabbeln bei uns.
Pfiat enk
Franz
Florian Ritter
2011-12-13 00:20:42 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Thomas Schade
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Ebenso der schlesische Kriepl.
Eigenartig war mir, daß der Kabarettist Hildebrand in seiner letzten
Fernsehsendung fast nur noch Schlesisch sprach, in den Dialekt seiner
Kindheit verfallend - FR
Karl-Ludwig Diehl
2011-12-14 19:54:07 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Thomas Schade
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Ebenso der schlesische Kriepl.
Lateinamerikaner sagen, wenn sich jemand daneben
benimmt: "un malcreado", "una malcreada".

K.L.
Roland Franzius
2011-12-11 22:56:27 UTC
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Post by Thomas Schade
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Grimm kennt Gräpel = Spanne oder Fuß als Bergmannsmaß.

Einen Schwächling wird man wohl kaum als Krüppel bezeichnen, die
Bezeichnugn ist doch für Verwachsene und sonst wie am Skelett
Verkrüppelte reserviert.
--
Roland Franzius
Roland Franzius
2011-12-12 11:45:59 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Thomas Schade
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Grimm kennt Gräpel = Spanne oder Fuß als Bergmannsmaß.
Einen Schwächling wird man wohl kaum als Krüppel bezeichnen, die
Bezeichnung ist doch für Verwachsene und sonst wie am Skelett
Verkrüppelte reserviert.
Viele Varianten gibts bei Grimm unter dem sehr ähnlichen Eintrag

Kräppel

Pfannkuchen / Krabbler (Krabbe) / Gehbehinderter / Rabe
(Konsonantenwechsel aus Trappe wie Kartoffel aus tartoffel, wie sie
schreiben)
--
Roland Franzius
Gunhild Simon
2011-12-15 19:27:48 UTC
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Post by Roland Franzius
Post by Roland Franzius
Post by Thomas Schade
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Grimm kennt Gräpel = Spanne oder Fuß als Bergmannsmaß.
Einen Schwächling wird man wohl kaum als Krüppel bezeichnen, die
Bezeichnung ist doch für Verwachsene und sonst wie am Skelett
Verkrüppelte reserviert.
Viele Varianten gibts bei Grimm unter dem sehr ähnlichen Eintrag
Kräppel
Pfannkuchen
Ich kenne Kräppel - ich hätte es wohl mit e geschrieben: Kreppel als
Berliner (Pfannkuchen). Ich erkenne darin eher einen rheinhessischen
Einschlag, der auf die französische Bezeichnung "crêpe" zurückgeht.

Crêpe - Krepp (Crêpe de chine, Krepppapier) hat etwas mit sich
zusammenziehen, Falten werfen aber auch mit krepieren - verrecken zu
tun. Ich glaube, im Sterben vollzieht sich etwas Vergleichbares.

Daher kommt bedeutungsmäßig für das Gefragte wohl etwas in Betracht,
das in Richtung eines Schmächtigen, Kraftlosen, Todgeweihten geht.

Gruß
Gunhild
Roland Franzius
2011-12-16 05:08:51 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Roland Franzius
Post by Roland Franzius
Post by Thomas Schade
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Grimm kennt Gräpel = Spanne oder Fuß als Bergmannsmaß.
Einen Schwächling wird man wohl kaum als Krüppel bezeichnen, die
Bezeichnung ist doch für Verwachsene und sonst wie am Skelett
Verkrüppelte reserviert.
Viele Varianten gibts bei Grimm unter dem sehr ähnlichen Eintrag
Kräppel
Pfannkuchen
Ich kenne Kräppel - ich hätte es wohl mit e geschrieben: Kreppel als
Berliner (Pfannkuchen). Ich erkenne darin eher einen rheinhessischen
Einschlag, der auf die französische Bezeichnung "crêpe" zurückgeht.
Crêpe - Krepp (Crêpe de chine, Krepppapier) hat etwas mit sich
zusammenziehen, Falten werfen aber auch mit krepieren - verrecken zu
tun. Ich glaube, im Sterben vollzieht sich etwas Vergleichbares.
Daher kommt bedeutungsmäßig für das Gefragte wohl etwas in Betracht,
das in Richtung eines Schmächtigen, Kraftlosen, Todgeweihten geht.
Ich bestreite aus meiner - wenn auch nur passiven -
Dialekt-Spracherfahrung im Niedersächsischen und Bayerischen das
Letztere. Die Todgeweihten haben den Status von Heiligen.

Aber um auf den Wintergreppel zurückzukommen, die leptosomen
Stubenhocker, noch dazu unterernährt, und im Winter stets vor Kälte
zitternd, nannte man in Hannover und Umgebung Frostköttel, was sinngemäß
wohl mit Wintergreppel identisch ist.

Gemeint sind wahrscheinlich die winzigen Köttel im Schnee des im Winter
hungernden Rotwilds.

Benutzt wurde die Bezeichnung tatsächlich als Beschimpfung vom für die
Ertüchtigung der Jugend zuständige Personal und die schon mit
ansteigendem Blutdruck ausgestatteten, rotgesichtigen männlichen
Jugendlichen.
--
Roland Franzius
W Jacob
2011-12-16 10:02:02 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
....
Ich kenne Kräppel - ich hätte es wohl mit e geschrieben: Kreppel als
Berliner (Pfannkuchen). Ich erkenne darin eher einen rheinhessischen
Einschlag, der auf die französische Bezeichnung "crêpe" zurückgeht.
--------------
< la crêpe
Post by Gunhild Simon
Crêpe - Krepp (Crêpe de chine, Krepppapier)
---------------
< le crêpe
Post by Gunhild Simon
hat etwas mit sich
zusammenziehen, Falten werfen aber auch mit krepieren - verrecken zu
tun.
----------------
wohl nicht, da andere Etymologie (< crepare > crever)
Post by Gunhild Simon
Gruß
Gunhild
Ciao, Wo.
Gunhild Simon
2011-12-16 14:53:50 UTC
Permalink
Post by W Jacob
....
Ich kenne Kräppel - ich hätte es wohl mit e geschrieben: Kreppel  als
Berliner (Pfannkuchen). Ich erkenne darin eher einen rheinhessischen
Einschlag, der auf die französische Bezeichnung "crêpe" zurückgeht.
--------------
< la crêpe
Crêpe - Krepp (Crêpe de chine, Krepppapier)
---------------
< le crêpe
hat etwas mit sich
zusammenziehen, Falten werfen aber auch mit krepieren - verrecken zu
tun.
----------------
wohl nicht, da andere Etymologie (< crepare > crever)
Jetzt habe ich meinerseits die Duden-Ety. zu Hilfe genommen, um dem
Spekulieren zu entgehen.

Krepp hieß früher auch "Crep" und Kresp zur Bezeichhnung lockeren
Seidengewebes. Kresp ist ein Import aus dem Niederländischen "crespe",
das sich seinerseits im Altfranz. "cresp[e]"= crêpe" bedient hat.

Naja, da steht dann weiter, daß lat. crispus, gewellt , kraus der
Ursprung ist.

Zu krepieren habe ich mich folgendermaßen belehren lassen.

Lat. crepare bedeutet bersten, platzen, zerspringen von
Sprengeschossen, was ja auch in dem Wort "Rohrkrepier" ganz dinglich
erhalten ist. Krepieren = sterben ist eine Übertragung, die im
Soldatenjargon des 30jährigen Krieges entstand.

Ist die Etymologie von franz. crever historisch jedoch damit auch
abgedeckt?

Gruß
Gunhild

Gruß
Gunhild
W Jacob
2011-12-17 10:12:55 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by W Jacob
[...]
Post by Gunhild Simon
Crêpe - Krepp (Crêpe de chine, Krepppapier)
---------------
< le crêpe
Post by Gunhild Simon
hat etwas mit sich
zusammenziehen, Falten werfen aber auch mit krepieren - verrecken zu
tun.
----------------
wohl nicht, da andere Etymologie (< crepare> crever)
Zu krepieren habe ich mich folgendermaßen belehren lassen.
Lat. crepare bedeutet bersten, platzen, zerspringen von
Sprengeschossen, was ja auch in dem Wort "Rohrkrepier" ganz dinglich
erhalten ist. Krepieren = sterben ist eine Übertragung, die im
Soldatenjargon des 30jährigen Krieges entstand.
Ist die Etymologie von franz. crever historisch jedoch damit auch
abgedeckt?
Gruß
Gunhild
----------------------------

Ja, deshalb schrieb ich oben [vielleicht etwas missverständlich]
krepieren (< crepare > crever)
cf. Larousse:
http://tinyurl.com/ce8f4b8

Ciao, Wo.
-------------------------------
Wolfgang Schwanke
2011-12-16 10:05:37 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Ich kenne Kräppel - ich hätte es wohl mit e geschrieben: Kreppel als
Berliner (Pfannkuchen). Ich erkenne darin eher einen rheinhessischen
Einschlag, der auf die französische Bezeichnung "crêpe" zurückgeht.
Ich würde bei "Kräppel" eher auf eine Verkleinerungsform von regional
gleichbed. "Krapfen" tippen. Wikipedia meint "Krapfen (von
althochdeutsch kraffo, "Kralle, Haken")"
--
Tank nur das gute Super rein

http://www.wschwanke.de/ http://www.fotos-aus-der-luft.de/
usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Wolfgang Schwanke
2011-12-16 10:10:34 UTC
Permalink
Post by Wolfgang Schwanke
Post by Gunhild Simon
Ich kenne Kräppel - ich hätte es wohl mit e geschrieben: Kreppel als
Berliner (Pfannkuchen). Ich erkenne darin eher einen rheinhessischen
Einschlag, der auf die französische Bezeichnung "crêpe" zurückgeht.
Ich würde bei "Kräppel" eher auf eine Verkleinerungsform von regional
gleichbed. "Krapfen" tippen. Wikipedia meint "Krapfen (von
althochdeutsch kraffo, "Kralle, Haken")"
PS auch die desd-FAQ weiß das:

"In Hessen und Teilen Thüringens ist auch die Bezeichnung Kreppel
üblich, was eine mundartliche Verkürzung der Verkleinerungsform
Kräpfelein ist"

"Für kleine oder sehr dünne Pfannkuchen ist auch die Bezeichnung Crêpe
gängig, was nicht mit Krapfen oder Kreppel verwandt ist, sondern von
lateinisch crispus (kraus) abstammt."

http://faql.de/lokalkolorit.html
--
Tank nur das gute Super rein

http://www.wschwanke.de/ http://www.fotos-aus-der-luft.de/
usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Gunhild Simon
2011-12-16 14:41:19 UTC
Permalink
Post by Wolfgang Schwanke
Post by Wolfgang Schwanke
Ich kenne Kräppel - ich hätte es wohl mit e geschrieben: Kreppel  als
Berliner (Pfannkuchen). Ich erkenne darin eher einen rheinhessischen
Einschlag, der auf die französische Bezeichnung "crêpe" zurückgeht.
Ich würde bei "Kräppel" eher auf eine Verkleinerungsform von regional
gleichbed. "Krapfen" tippen. Wikipedia meint "Krapfen (von
althochdeutsch kraffo, "Kralle, Haken")"
"In Hessen und Teilen Thüringens ist auch die Bezeichnung Kreppel
üblich, was eine mundartliche Verkürzung der Verkleinerungsform
Kräpfelein ist"
"Für kleine oder sehr dünne Pfannkuchen ist auch die Bezeichnung Crêpe
gängig, was nicht mit Krapfen oder Kreppel verwandt ist, sondern von
lateinisch crispus (kraus) abstammt."
Lat. "crispus - kraus, wellenförmig" deckt sich allerdings auch mit
meiner Beobachtung, daß Krepp und crêpe eine gewellte, gekrauste
Erscheinung verbindet.


Gruß
Gunhild
Wolfgang Schwanke
2011-12-16 15:03:56 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Lat. "crispus - kraus, wellenförmig" deckt sich allerdings auch mit
meiner Beobachtung, daß Krepp und crêpe eine gewellte, gekrauste
Erscheinung verbindet.
Nur bei einer schlechten Crêperie :). Aber "Krepp" ist tatsächlich
eingedeutscht aus "crêpe", hätt ich nicht gewusst.
--
Tank nur das gute Super rein

http://www.wschwanke.de/ http://www.fotos-aus-der-luft.de/
usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Florian Ritter
2011-12-13 00:22:26 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Thomas Schade
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Grimm kennt Gräpel = Spanne oder Fuß als Bergmannsmaß.
Einen Schwächling wird man wohl kaum als Krüppel bezeichnen, die
Bezeichnugn ist doch für Verwachsene und sonst wie am Skelett
Verkrüppelte reserviert.
Schon wieder falsch, Franzl - FR
Franz Mock
2011-12-14 10:35:25 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by Roland Franzius
Einen Schwächling wird man wohl kaum als Krüppel bezeichnen, die
Bezeichnugn ist doch für Verwachsene und sonst wie am Skelett
Verkrüppelte reserviert.
Schon wieder falsch, Franzl - FR
Grepel wird wohl eher mit Grischpl-Grischpele zusammenhängen, ein im
bairischen (siehe ein anderes Posting) gebräuchlicher Ausdruck für
schwächlichen Menschen bzw. Kind.
Pfiat enk
Franz
Reinhard Gonaus
2011-12-14 18:11:08 UTC
Permalink
Post by Franz Mock
Post by Florian Ritter
Post by Roland Franzius
Einen Schwächling wird man wohl kaum als Krüppel bezeichnen, die
Bezeichnugn ist doch für Verwachsene und sonst wie am Skelett
Verkrüppelte reserviert.
Schon wieder falsch, Franzl - FR
Grepel wird wohl eher mit Grischpl-Grischpele zusammenhängen, ein im
bairischen (siehe ein anderes Posting) gebräuchlicher Ausdruck für
schwächlichen Menschen bzw. Kind.
Pfiat enk
Franz
Bei uns in Ost-Österreich heißen die Grischpindl oder Z'niachtel.
helmut.p.einfalt
2011-12-14 20:12:05 UTC
Permalink
Post by Reinhard Gonaus
Post by Franz Mock
Grepel wird wohl eher mit Grischpl-Grischpele zusammenhängen, ein im
bairischen (siehe ein anderes Posting) gebräuchlicher Ausdruck für
schwächlichen Menschen bzw. Kind.
Bei uns in Ost-Österreich heißen die Grischpindl oder Z'niachtel.
Auch wenn's im Wienerischen "baazwaach med an waachn ge" ausgesprochen
wird, das Krispind(e)l schreibt sich ganz offiziell mit K (auch im
ÖWB); eine Verbindung zum hl. Crispin gibts, WIMRE weil der als
Schuster halt auch kein Blaader gewesen sein dürfte.

Das Zniachtl dürfte was mit "niacht", also "nüchtern" iSv "nix
gegessen" zu tun haben -- hat irgendwer die Hornung zum Nachschauen?

Helmut
--
Naa, i bin koa zniachz Krischpindl net!
Florian Ritter
2011-12-13 00:14:52 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Zusätzlich zu Diedrichs Vermutung, die auch mir plausibel erscheint,
hätte ich noch das bairische 'Krischperl' zu bieten. Ist zwar nicht
hochdeutsch, aber bezeichnet ebenfalls einen eher schwächlichen Menschen.
Schwäbisch: Möschpel - FR
Matthias Opatz
2011-12-12 01:38:59 UTC
Permalink
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Im Sächsischen sagt man Gräbel/Grepel, wohl verwandt mit Griebs, und
so nennt man abgenagte Äpfel oder Birnen (hochdeutsch ist wohl Butzen).

Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. ==
Gunhild Simon
2011-12-12 09:19:11 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Im Sächsischen sagt man Gräbel/Grepel, wohl verwandt mit Griebs, und
so nennt man abgenagte Äpfel oder Birnen (hochdeutsch ist wohl Butzen).
Bekannterweise gibt es dazu die unterschiedlichsten Bezeichnungen.

Bestreiten möchte ich allerdings, daß "Butzen" hochdeutsch ist.
Butze heißt zwar salopp Bude, Häuschen. Das belegt, daß man dafür wohl
gewählt "Kerngehäuse= Kernhaus" sagte.

Ich nenne das, aus Kindertagen tradiert, "Kröpps", schreibe dies aber
erstmals hier aus.

Gruß
Gunhild
Gunhild Simon
2011-12-12 10:11:12 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling zu
bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob "Greppel"
ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort "Greppel"
kommen könnte.
Im Sächsischen sagt man Gräbel/Grepel, wohl verwandt mit Griebs, und
so nennt man abgenagte Äpfel oder Birnen (hochdeutsch ist wohl Butzen).
(2. Versuch:)
Der "Butzen" kommt mir - analog zu "die Butze"= das Häuschen, die Bude
- nicht hochdeutsch vor.

Es liegt die Übersetzung Kerngehäuse, "Kernhaus" nahe.
Bei mir hat sich das frühkindlich hessisch tradierte "Kröpps"
erhalten. Was ich hier erstmals verschriftliche.

Gruß
Gunhild
Uwe Schickedanz
2011-12-12 22:02:45 UTC
Permalink
On Mon, 12 Dec 2011 02:38:59 +0100, Matthias Opatz
Post by Matthias Opatz
Im Sächsischen sagt man Gräbel/Grepel, wohl verwandt mit Griebs, und
so nennt man abgenagte Äpfel oder Birnen (hochdeutsch ist wohl Butzen).
In meiner Ecke eher "Griebel" oder "Griepel".

Gruß Uwe
--
Wenn man seine eigenen Gedanken entwickeln möchte, ist es eine gute
Idee, für jede Stunde, die man liest, mindestens zwei Stunden zu
schreiben. Es ist natürlich keine gute Idee, alles zu veröffentlichen.
Oliver Cromm in desd === http://www.sicherheitslampe.de ===
Florian Ritter
2011-12-13 00:29:04 UTC
Permalink
Post by Uwe Schickedanz
Post by Matthias Opatz
Im Sächsischen sagt man Gräbel/Grepel, wohl verwandt mit Griebs, und
so nennt man abgenagte Äpfel oder Birnen (hochdeutsch ist wohl Butzen).
In meiner Ecke eher "Griebel" oder "Griepel".
Appelgriepsch - FR, saß mal im Zug von Brüssel nach Köln mit
belgischen Deutschlehrern im Abteil, die waren völlig erstaunt, daß
man in Berlin "Appel" sagt; war aber nur einer darunter, der
einigermaßenes Deutsch sprach, kam aus den "Neuen Kantonen", also
Eupen-Malmedy
Paul Ney
2011-12-12 11:27:27 UTC
Permalink
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen Schwächling
zu bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich möche wissen ob
"Greppel" ein deutsches Wort ist , oder von welchem hochdeutschen Wort
"Greppel" kommen könnte.
Gruß aus Frankreich,
Gibt es denn allg. einen Jahreszeit-"Greppel", z.B. einen Sommergreppel,
irgendwo?! Ich habe den Online-Duden aufgerufen und gefragt: 0 Treffer.
http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Greppel
| Oder meinten Sie: Krüppel, Kräppel, Seppel

Kräppel reimt sich gut mit Greppel und die Deutung als Krapfen oder als
Berliner Pfannkuchen gefällt mir besser ;-)
http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Kräppel

MfG, PY [Paul_Ney/at/t-online.de]
Stephen Hust
2011-12-14 19:45:18 UTC
Permalink
Post by Paul Ney
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen
Schwächling zu bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich
möche wissen ob "Greppel" ein deutsches Wort ist , oder von
welchem hochdeutschen Wort "Greppel" kommen könnte.
Gruß aus Frankreich,
Gibt es denn allg. einen Jahreszeit-"Greppel", z.B. einen
Sommergreppel, irgendwo?! Ich habe den Online-Duden aufgerufen
und gefragt: 0 Treffer.
http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Greppel
| Oder meinten Sie: Krüppel, Kräppel, Seppel
Kräppel reimt sich gut mit Greppel und die Deutung als Krapfen
oder als Berliner Pfannkuchen gefällt mir besser ;-)
http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Kräppel
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".

| Der kleine Rudolf, wegen seiner zarten Konstitution vom Vater
| "Krepierl" genannt, wurde auf Franz Josefs Befehl mit aller
| Gewalt zum Soldaten erzogen.
|
(Brigitte Hamann, "Österreich", 2009 (?), S. 91.)
--
Steve

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Karl-Ludwig Diehl
2011-12-14 19:57:43 UTC
Permalink
Post by Stephen Hust
Post by Paul Ney
Post by Juliette
Als Ich Kind war im Elsaß sagte man "Wintergreppel" um einen
Schwächling zu bezeichnen, weil es im Winter geboren wurde. Ich
möche wissen ob "Greppel" ein deutsches Wort ist , oder von
welchem hochdeutschen Wort "Greppel" kommen könnte.
Gruß aus Frankreich,
Gibt es denn allg. einen Jahreszeit-"Greppel", z.B. einen
Sommergreppel, irgendwo?! Ich habe den Online-Duden aufgerufen
und gefragt: 0 Treffer.
http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Greppel
| Oder meinten Sie: Krüppel, Kräppel, Seppel
Kräppel reimt sich gut mit Greppel und die Deutung als Krapfen
oder als Berliner Pfannkuchen gefällt mir besser ;-)
http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Kräppel
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".
| Der kleine Rudolf, wegen seiner zarten Konstitution vom Vater
| "Krepierl" genannt, wurde auf Franz Josefs Befehl mit aller
| Gewalt zum Soldaten erzogen.
|
(Brigitte Hamann, "Österreich", 2009 (?), S. 91.)
Es wuerde mich nicht wundern, wenn "Krempel" irgendwie
aus "Krepel"/"Krepierl" hervorgegangem ist und schwaechelndes
Hausgut bezeichnet. Aber das sagt auch nur:

Sprache ist seltsam.
K.L.
Manfred Hoß
2011-12-14 20:13:28 UTC
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Post by Karl-Ludwig Diehl
Es wuerde mich nicht wundern, wenn "Krempel" irgendwie
aus "Krepel"/"Krepierl" hervorgegangem ist und schwaechelndes
Hausgut bezeichnet.
Das ist nicht so.

"*Krempel¹* /Sm std. stil./ (16. Jh.), mhd. /grempel/ 'Trödlerkram'.
Rückbildung aus /gremp(e)ler/ 'Trödler' zu /grempeln, grempen/ 'Kleinhandel
treiben'. Dieses ist entlehnt aus it. /comprare/ 'kaufen' aus l.
/comparare/ 'verschaffen' (mit Umsprung des /r/)."
(Quelle: Friedrich Kluge, "Etymologisches Wörterbuch der deutschen
Sprache". Bearbeitet von Elmar Seebold. - 25., durchgesehene und erweiterte
Auflage. - Berlin : de Gruyter, 2011.)

Gruß
Manfred.
Karl-Ludwig Diehl
2011-12-14 22:00:11 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Post by Karl-Ludwig Diehl
Es wuerde mich nicht wundern, wenn "Krempel" irgendwie
aus "Krepel"/"Krepierl" hervorgegangem ist und schwaechelndes
Hausgut bezeichnet.
Das ist nicht so.
"*Krempel¹* /Sm std. stil./ (16. Jh.), mhd. /grempel/ 'Trödlerkram'.
Rückbildung aus /gremp(e)ler/ 'Trödler' zu /grempeln, grempen/ 'Kleinhandel
treiben'. Dieses ist entlehnt aus it. /comprare/ 'kaufen' aus l.
/comparare/ 'verschaffen' (mit Umsprung des /r/)."
(Quelle: Friedrich Kluge, "Etymologisches Wörterbuch der deutschen
Sprache". Bearbeitet von Elmar Seebold. - 25., durchgesehene und erweiterte
Auflage. - Berlin : de Gruyter, 2011.)
Hilfreicher Hinweis.
K.L.
helmut.p.einfalt
2011-12-14 20:17:00 UTC
Permalink
Post by Stephen Hust
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".
Wieso veraltend? Weil heute beiunszulande kein Kind mehr so ausschaut,
als wäre es zum baldigen Tode verdammt (nämlich zum Krepieren,
crepare, von wannen uns dieses Wort kömmt!)?
Post by Stephen Hust
Post by Stephen Hust
Der kleine Rudolf, wegen seiner zarten Konstitution vom Vater
"Krepierl" genannt, wurde auf Franz Josefs Befehl mit aller
Gewalt zum Soldaten erzogen.
(Brigitte Hamann, "Österreich", 2009 (?), S. 91.)
Eben.
Ein kleines Wesen, dem man das Überleben nicht zutraut.

Helmut
--
"... der is aa so a geistigs Krepierl,
#bei dem des Hirn scho gschturm is
wiara no a Gschrapp war"
(zu Wien über einen Politiker gehört)
Stephen Hust
2011-12-14 22:51:31 UTC
Permalink
Post by helmut.p.einfalt
Post by Stephen Hust
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".
Wieso veraltend? Weil heute beiunszulande kein Kind mehr so
ausschaut, als wäre es zum baldigen Tode verdammt (nämlich zum
Krepieren, crepare, von wannen uns dieses Wort kömmt!)?
Weil ich mangels besseren Wissens das ÖWB beim Wort genommen habe.
--
Steve

My e-mail address works as is.
Stephen Hust
2011-12-14 22:58:46 UTC
Permalink
Post by helmut.p.einfalt
Post by Stephen Hust
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".
Wieso veraltend? Weil heute beiunszulande kein Kind mehr so
ausschaut, als wäre es zum baldigen Tode verdammt (nämlich zum
Krepieren, crepare, von wannen uns dieses Wort kömmt!)?
Weil ich mich mangels besseren Wissens auf das ÖWB verlassen habe.
--
Steve

My e-mail address works as is.
Roland Franzius
2011-12-15 12:13:04 UTC
Permalink
Post by helmut.p.einfalt
Post by Stephen Hust
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".
Wieso veraltend? Weil heute beiunszulande kein Kind mehr so ausschaut,
als wäre es zum baldigen Tode verdammt (nämlich zum Krepieren,
crepare, von wannen uns dieses Wort kömmt!)?
Das ist höchst unwahrscheinlich, auf den Tod spielt man nicht
leichtfertig an.

Zappelphilip kommt ja auch nicht daher, dass ein solcher gerne Pferde
reitet. Die meisten Typenbenamsungen gehen auf gängige Vornamen zurück,
die ihrerseits mit den Namenstagen auch an Jahreszeiten gebunden sein
können.

Crepare, knirschen, klappern, Crepitation als Anzeichen von
Lungenproblemen könnte genau so gut ein Anknüpfungspunkt sein.
Post by helmut.p.einfalt
Post by Stephen Hust
Post by Stephen Hust
Der kleine Rudolf, wegen seiner zarten Konstitution vom Vater
"Krepierl" genannt, wurde auf Franz Josefs Befehl mit aller
Gewalt zum Soldaten erzogen.
(Brigitte Hamann, "Österreich", 2009 (?), S. 91.)
Eben.
Ein kleines Wesen, dem man das Überleben nicht zutraut.
Nein, eins, das besondere Fürsorge braucht und bekommt.
Nationalsozialismus kam erst später.
--
Roland Franzius
Lothar Frings
2011-12-15 12:21:35 UTC
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Post by Roland Franzius
Post by helmut.p.einfalt
Post by Stephen Hust
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".
Wieso veraltend? Weil heute beiunszulande kein Kind mehr so ausschaut,
als wäre es zum baldigen Tode verdammt (nämlich zum Krepieren,
crepare, von wannen uns dieses Wort kömmt!)?
Das ist höchst unwahrscheinlich, auf den Tod spielt man nicht
leichtfertig an.
Wenn ich nicht so todmüde wäre... aber ich bin
todtraurig, daß du das französische "Je suis
crevé" ("Ich bin total fertig/kaputt") nicht kennst.
Roland Franzius
2011-12-15 12:37:36 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Post by Roland Franzius
Post by helmut.p.einfalt
Post by Stephen Hust
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".
Wieso veraltend? Weil heute beiunszulande kein Kind mehr so ausschaut,
als wäre es zum baldigen Tode verdammt (nämlich zum Krepieren,
crepare, von wannen uns dieses Wort kömmt!)?
Das ist höchst unwahrscheinlich, auf den Tod spielt man nicht
leichtfertig an.
Wenn ich nicht so todmüde wäre... aber ich bin
todtraurig, daß du das französische "Je suis
crevé" ("Ich bin total fertig/kaputt") nicht kennst.
Ich rede nicht von Hypochondern, sondern von der Ansprache des Leidens
anderer.

Versuch doch einfach mal experimentell, jemandem einen Spitznamen als
Todgeweihten anzuhängen. Zb liebevoll dem Partner, der gerade das Haar
eingebüßt.

War jetzt nur mal so ein Vorschlag.
--
Roland Franzius
Wolfgang Schwanke
2011-12-16 10:24:13 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Versuch doch einfach mal experimentell, jemandem einen Spitznamen als
Todgeweihten anzuhängen. Zb liebevoll dem Partner, der gerade das Haar
eingebüßt.
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
--
Tank nur das gute Super rein

http://www.wschwanke.de/ http://www.fotos-aus-der-luft.de/
usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Roland Franzius
2011-12-16 11:10:11 UTC
Permalink
Post by Wolfgang Schwanke
Post by Roland Franzius
Versuch doch einfach mal experimentell, jemandem einen Spitznamen als
Todgeweihten anzuhängen. Zb liebevoll dem Partner, der gerade das Haar
eingebüßt.
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Migranten sind untereinander im Umgang meist etwas liebevollere und
freundliche Menschen, als der typische mitteleuropäische Misanthrop oder
Bürokrat. Man sollte also nicht vorschnell ein Urteil allein daraus
folgern, wie sie auf dich oder deine Art, sich zu äußern, reagieren.
Machst du am besten erst einmal einen Besichtigungstermin für die
Moschee beim lokalen Imam.
--
Roland Franzius
Wolfgang Schwanke
2011-12-16 11:16:08 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Wolfgang Schwanke
Post by Roland Franzius
Versuch doch einfach mal experimentell, jemandem einen Spitznamen
als Todgeweihten anzuhängen. Zb liebevoll dem Partner, der gerade
das Haar eingebüßt.
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Migranten sind untereinander im Umgang meist etwas liebevollere und
freundliche Menschen, als der typische mitteleuropäische Misanthrop
oder Bürokrat. Man sollte also nicht vorschnell ein Urteil allein
daraus folgern, wie sie auf dich oder deine Art, sich zu äußern,
reagieren. Machst du am besten erst einmal einen Besichtigungstermin
für die Moschee beim lokalen Imam.
Dass meine Bemerkung einen politisch korrekten Belehrungsreflex
triggert, überrascht.
--
Tank nur das gute Super rein

http://www.wschwanke.de/ http://www.fotos-aus-der-luft.de/

usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Uwe Schickedanz
2011-12-16 13:34:52 UTC
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Post by Wolfgang Schwanke
Post by Roland Franzius
Post by Wolfgang Schwanke
Post by Roland Franzius
Versuch doch einfach mal experimentell, jemandem einen Spitznamen
als Todgeweihten anzuhängen. Zb liebevoll dem Partner, der gerade
das Haar eingebüßt.
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Migranten sind untereinander im Umgang meist etwas liebevollere und
freundliche Menschen, als der typische mitteleuropäische Misanthrop
oder Bürokrat. Man sollte also nicht vorschnell ein Urteil allein
daraus folgern, wie sie auf dich oder deine Art, sich zu äußern,
reagieren. Machst du am besten erst einmal einen Besichtigungstermin
für die Moschee beim lokalen Imam.
Dass meine Bemerkung einen politisch korrekten Belehrungsreflex
triggert, überrascht.
Du hast das "untereinander" übersehen.

Gruß Uwe
--
Wenn man seine eigenen Gedanken entwickeln möchte, ist es eine gute
Idee, für jede Stunde, die man liest, mindestens zwei Stunden zu
schreiben. Es ist natürlich keine gute Idee, alles zu veröffentlichen.
Oliver Cromm in desd === http://www.sicherheitslampe.de ===
Waldemar Krzok
2011-12-16 11:25:05 UTC
Permalink
Post by Wolfgang Schwanke
Post by Roland Franzius
Versuch doch einfach mal experimentell, jemandem einen Spitznamen als
Todgeweihten anzuhängen. Zb liebevoll dem Partner, der gerade das Haar
eingebüßt.
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Hmm. Ziemliche Verallgemeinerung. So wie: "in deutschen Kreisen ist der
Hitlergruß gängisch". Beides stimmt nicht.

Waldemar
--
My jsme Borgové. Sklopte štíty a vzdejte se. Odpor je marný.
Wolfgang Schwanke
2011-12-16 11:39:41 UTC
Permalink
Post by Waldemar Krzok
Post by Wolfgang Schwanke
Post by Roland Franzius
Versuch doch einfach mal experimentell, jemandem einen Spitznamen als
Todgeweihten anzuhängen. Zb liebevoll dem Partner, der gerade das Haar
eingebüßt.
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Hmm. Ziemliche Verallgemeinerung.
Isch schwör Alta!


--
Tank nur das gute Super rein

http://www.wschwanke.de/ http://www.fotos-aus-der-luft.de/
usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Volker Gringmuth
2011-12-16 15:57:11 UTC
Permalink
Post by Wolfgang Schwanke
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Nicht nur da, das gehört auch bei vollkommen deutschen Jugendlichen
als Synonym für „Schwächling“ zum aktiven Wortschatz.


vG
Walter P. Zähl
2011-12-16 17:43:26 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Wolfgang Schwanke
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Nicht nur da, das gehört auch bei vollkommen deutschen Jugendlichen
als Synonym für „Schwächling“ zum aktiven Wortschatz.
Wie war das noch mit der Mutter, die ihren Sohn durch die Bezeichnung als
"Opfer" eines Mobbings oder einer Körperverletzung diskriminiert sah?

/Walter
Florian Ritter
2011-12-16 22:34:14 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Wolfgang Schwanke
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Nicht nur da, das gehört auch bei vollkommen deutschen Jugendlichen
als Synonym für „Schwächling“ zum aktiven Wortschatz.
Allet Spasten - FR
Gunhild Simon
2011-12-17 08:08:57 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by Volker Gringmuth
Post by Wolfgang Schwanke
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Nicht nur da, das gehört auch bei vollkommen deutschen Jugendlichen
als Synonym für „Schwächling“ zum aktiven Wortschatz.
Allet Spasten - FR
Du Mißgeburt! ist eine gängige Anrede - schon jenseits inhaltlicher
Aussage angekommen

Ich habe den Eindruck, daß Schimpfwörter, die lange genug von Nicht-
Muttersprachlern besetzt sind, ihre figürliche Bedeutung verlieren. So
wie "Hurensohn" oder "-tochter", "Schlampe", "Mutterficker", was in
seiner türkischen Form "annesic" der Gipfel der Beleidigung ist.

Urspünglich sind die harmlosen "Trottel" und "Idiot" inhaltlich nicht
so weit entfernt von Mißgeburt und Opfer.

Gruß
Gunhild
Gunhild Simon
2011-12-17 09:42:08 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Florian Ritter
Post by Volker Gringmuth
Post by Wolfgang Schwanke
"Du Opfa" is in Migrantenkreisen gängisch.
Nicht nur da, das gehört auch bei vollkommen deutschen Jugendlichen
als Synonym für „Schwächling“ zum aktiven Wortschatz.
Allet Spasten - FR
Du Mißgeburt! ist eine gängige Anrede - schon jenseits inhaltlicher
Aussage angekommen
Ich habe den Eindruck, daß Schimpfwörter, ..., ihre figürliche Bedeutung verlieren. ..
Zu diesem Thema noch ei - wie ich finde: vergnüglicher - Link:
http://www.zeit.de/2011/51/Martenstein

Gruß
Gunhild
Wolfgang Schwanke
2011-12-17 11:24:25 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Ich habe den Eindruck, daß Schimpfwörter, die lange genug von Nicht-
Muttersprachlern besetzt sind, ihre figürliche Bedeutung verlieren. So
wie "Hurensohn" oder "-tochter", "Schlampe", "Mutterficker", was in
seiner türkischen Form "annesic" der Gipfel der Beleidigung ist.
Wobei diese Art der Beleidigungen über den morgenländischen Ehrbegriff
funktionieren. Das ist ziemlich anstrengend.
--
Tank nur das gute Super rein

http://www.wschwanke.de/ http://www.fotos-aus-der-luft.de/
usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Philiрp Rеichmuth
2011-12-17 14:40:55 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Ich habe den Eindruck, daß Schimpfwörter, die lange genug von Nicht-
Muttersprachlern besetzt sind, ihre figürliche Bedeutung verlieren. So
wie "Hurensohn" oder "-tochter", "Schlampe", "Mutterficker", was in
seiner türkischen Form "annesic" der Gipfel der Beleidigung ist.
Ich weiß ja nicht, wo du "annesic" her hast, aber türkisch ist es doch eher
nicht.
Post by Gunhild Simon
Urspünglich sind die harmlosen "Trottel" und "Idiot" inhaltlich nicht
so weit entfernt von Mißgeburt und Opfer.
Ein Idiot ist ursprünglich ein Privatmann, einer, der sich nicht um die
Belange der Gemeinschaft kümmert. Ein Trottel ist m.W. ursprünglich jemand
mit einem merkwürdigen Gang. Mit Mißgeburten und Opfern hat beides m.E.
erstmal wenig zu tun.

Philipp
Gunhild Simon
2011-12-18 08:07:01 UTC
Permalink
On 17 Dez., 15:40, Philiрp Rеichmuth
Post by Philiрp Rеichmuth
Post by Gunhild Simon
Ich habe den Eindruck, daß Schimpfwörter, die lange genug von Nicht-
Muttersprachlern besetzt sind, ihre figürliche Bedeutung verlieren. So
wie "Hurensohn" oder "-tochter", "Schlampe", "Mutterficker", was in
seiner türkischen Form "annesic" der Gipfel der Beleidigung ist.
Ich weiß ja nicht, wo du "annesic" her hast, aber türkisch ist es doch eher
nicht.
Ich meine, es sei Türkisch. Ich habe es oft gehört, weil ich viel mit
türkischen Schulkindern zu tun hatte.

Viele von ihnen waren aus Gründen der Familienzusammenführung
Seiteneinsteiger. Also traditionell in entlegensten Winkeln
Ostanatoliens aufgewachsen. Der Schulzahnarzt konnte dies an ihrem
gesunden Gebiß ablesen. Diese Schüler waren übrigens zu Anfang sehr
respektvoll. Anrede: "Mein Lehrer!", Begrüßung und Abschied der
Mädchen mit einer Art Handkuß und Knicks. Diese trugen auch zu Anfang
Kopftücher und Röcke über der Hose - wie meine Klassenkameradinnen in
der katholischen Grundschule in Osnabrück ind den fünfziger Jahren

In einem Zusatzstudium habe ich auch einmal die Grundbegriffe der
türkischen Sprache erlernt. Inzwischen sind die Kenntnisse arg
eingerostet, aber früher gut für ein vages Verständnis, bzw den Ruf
"Vorsicht, die Lehrerin versteht, was du sagst!".

Dieses Wort habe ich mir aber selbst verschriftlicht, ohne ins Lexikon
zu schauen, weil ich mir davon nichts versprochen hatte.
Post by Philiрp Rеichmuth
Post by Gunhild Simon
Urspünglich sind die harmlosen "Trottel" und "Idiot" inhaltlich nicht
so weit entfernt von Mißgeburt und Opfer.
Ein Idiot ist ursprünglich ein Privatmann, einer, der sich nicht um die
Belange der Gemeinschaft kümmert. Ein Trottel ist m.W. ursprünglich jemand
mit einem merkwürdigen Gang. Mit Mißgeburten und Opfern hat beides m.E.
erstmal wenig zu tun.
Ich meine, "Idiot, Trottel, Depp" sind die Bezeichnungen, die die
geistig Behinderten - auch mit dem Zusatz "Dorf-" - traditionell
hatten.

Gruß
Gunhild
Post by Philiрp Rеichmuth
Philipp
Philiрp Rеichmuth
2011-12-18 15:01:35 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Philiрp Rеichmuth
Post by Gunhild Simon
Ich habe den Eindruck, daß Schimpfwörter, die lange genug von Nicht-
Muttersprachlern besetzt sind, ihre figürliche Bedeutung verlieren. So
wie "Hurensohn" oder "-tochter", "Schlampe", "Mutterficker", was in
seiner türkischen Form "annesic" der Gipfel der Beleidigung ist.
Ich weiß ja nicht, wo du "annesic" her hast, aber türkisch ist es doch eher
nicht.
Ich meine, es sei Türkisch. Ich habe es oft gehört, weil ich viel mit
türkischen Schulkindern zu tun hatte. [...]
Dieses Wort habe ich mir aber selbst verschriftlicht, ohne ins Lexikon
zu schauen, weil ich mir davon nichts versprochen hatte.
Dann macht's wieder Sinn; das hier gefragte Verb "vögeln" hat den Stamm
/sik-/ (dein <c> entspräche aber einem dsch-Laut wie engl. "jump", bzw. am
Wortende dann eher stimmlos). Außerdem, so ganz ohne Endung geht's dann
doch nicht (also entweder Aktivpartizip /siken/ oder 1. Person Singular
/sikerim/); und dann die Mutter auch in den Akkusativ, also z.B. /ananı/
"deine Mutter". Aber sowas findet man in der Tat eher nicht in Lexika, von
so etwas wie Kauderwelsch "Türkisch Slang" mal abgesehen.

Philipp
Gunhild Simon
2011-12-18 20:49:53 UTC
Permalink
On 18 Dez., 16:01, Philiрp Rеichmuth
Post by Philiрp Rеichmuth
Post by Gunhild Simon
Dieses Wort habe ich mir aber selbst verschriftlicht, ohne ins Lexikon
zu schauen, weil ich mir davon nichts versprochen hatte.
Dann macht's wieder Sinn; das hier gefragte Verb "vögeln" hat den Stamm
/sik-/ (dein <c> entspräche aber einem dsch-Laut ...
Ja, danke, das hatte ich vergessen.

Ich habe aber den Wortlaut "annesik", wie auch "sik te la" (Fick
dich!, Hau ab!) so in Erinnerung. Wie beim ersten: pures
Hörversändnis!

Gruß
Gunhild
Thomas Schade
2011-12-18 21:08:34 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
On 18 Dez., 16:01, Philiрp Rеichmuth
Post by Philiрp Rеichmuth
Dann macht's wieder Sinn; das hier gefragte Verb "vögeln" hat den Stamm
/sik-/ (dein <c> entspräche aber einem dsch-Laut ...
Ja, danke, das hatte ich vergessen.
Ich habe aber den Wortlaut "annesik", wie auch "sik te la" (Fick
dich!, Hau ab!) so in Erinnerung. Wie beim ersten: pures
Hörversändnis!
Das kann bei Sand im Gehörgang schnell mal passiert sein.


Ciao
Toscha
--
Wer Teppichböden richtig verlegt, der findet sie auch wieder.
Gunhild Simon
2011-12-18 21:17:20 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
... pures
Hörversändnis!
Das kann bei Sand im Gehörgang schnell mal passiert sein.
Könnte sein.

Ich fürchte, meine Ohren sind nicht durch Elbsand, sondern durch
Chlorwasserblasen eingeschränkt.

Gruß
Gunhild
helmut.p.einfalt
2011-12-19 06:39:36 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Ich fürchte, meine Ohren sind nicht durch Elbsand, sondern durch
Chlorwasserblasen eingeschränkt.
Warum, o Gunhild, bläsest Du Chlorwasser mit den Ohren?

Helmut
--
Eppa is a Soaf aa no drei
und se tuat Soafnblåsnblåsn
Florian Ritter
2011-12-19 14:36:42 UTC
Permalink
On 19 Dez., 07:39, "helmut.p.einfalt"
Post by helmut.p.einfalt
Post by Gunhild Simon
Ich fürchte, meine Ohren sind nicht durch Elbsand, sondern durch
Chlorwasserblasen eingeschränkt.
Warum, o Gunhild, bläsest Du Chlorwasser mit den Ohren?
Sollse v'leicht Trübsal blasen? FR
Thomas Schade
2011-12-19 18:22:58 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
On 19 Dez., 07:39, "helmut.p.einfalt"
Post by helmut.p.einfalt
Post by Gunhild Simon
Ich fürchte, meine Ohren sind nicht durch Elbsand, sondern durch
Chlorwasserblasen eingeschränkt.
Warum, o Gunhild, bläsest Du Chlorwasser mit den Ohren?
Sollse v'leicht Trübsal blasen? FR
Das ginge halt auf die Augen statt in die Ohren.


Ciao
Toscha
--
Ambition is a poor excuse
for not having enough sense to be lazy.
Florian Ritter
2011-12-19 21:33:59 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Florian Ritter
Post by helmut.p.einfalt
Post by Gunhild Simon
Ich fürchte, meine Ohren sind nicht durch Elbsand, sondern durch
Chlorwasserblasen eingeschränkt.
Warum, o Gunhild, bläsest Du Chlorwasser mit den Ohren?
Sollse v'leicht Trübsal blasen?
Das ginge halt auf die Augen statt in die Ohren.
Das eigentlich Tragische ist ja, daß dieser Wortbeiträger sich auch
noch witzig vorkommt. Pereat!

FR

Diedrich Dirks
2011-12-19 19:16:54 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by helmut.p.einfalt
Warum, o Gunhild, bläsest Du Chlorwasser mit den Ohren?
Sollse v'leicht Trübsal blasen? FR
Mit den Ohren?
--
Diedrich
Diedrich Dirks
2011-12-19 19:17:25 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by helmut.p.einfalt
Warum, o Gunhild, bläsest Du Chlorwasser mit den Ohren?
Sollse v'leicht Trübsal blasen? FR
Mit den Ohren?
--
Diedrich
Volker Gringmuth
2011-12-19 20:15:06 UTC
Permalink
Post by Diedrich Dirks
Post by Florian Ritter
Post by helmut.p.einfalt
Warum, o Gunhild, bläsest Du Chlorwasser mit den Ohren?
Sollse v'leicht Trübsal blasen? FR
Mit den Ohren?
Womit denn sonst?


vG
Florian Ritter
2011-12-19 21:39:53 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Diedrich Dirks
Post by Florian Ritter
Post by helmut.p.einfalt
Warum, o Gunhild, bläsest Du Chlorwasser mit den Ohren?
Sollse v'leicht Trübsal blasen?
Mit den Ohren?
Womit denn sonst?
Nimm, Volki, ich bitte darum, Rückzicht darauf, daß wir uns in der
staden Zeit befinden tun, gellja - FR
Gunhild Simon
2011-12-15 17:12:04 UTC
Permalink
Post by Lothar Frings
Post by Roland Franzius
Post by helmut.p.einfalt
Post by Stephen Hust
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".
Wieso veraltend? Weil heute beiunszulande kein Kind mehr so ausschaut,
als wäre es zum baldigen Tode verdammt (nämlich zum Krepieren,
crepare, von wannen uns dieses Wort kömmt!)?
Das ist höchst unwahrscheinlich, auf den Tod spielt man nicht
leichtfertig an.
Wenn ich nicht so todmüde wäre... aber ich bin
todtraurig, daß du das französische "Je suis
crevé" ("Ich bin total fertig/kaputt") nicht kennst.
Das wird im Deutschen nicht anders gehandhabt: Je crève de faim/ soif.
Ich sterbe vor Hunger/ Durst.

Das ist aber eine andere Kategorie. Es ist eine rhetorische Figur,
genannt Hyperbel, eine starke Übertreibung.

Dagegen steckt in allen bisher vorgetragenen Beispielen, die ein
schwer am Leben zu erhaltendendes Geschöpf oder einen Schwächling
betreffen, gar nicht ildlich, sondern konkret

Gruß
Gunhild
helmut.p.einfalt
2011-12-15 18:02:00 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by helmut.p.einfalt
Post by Stephen Hust
Es gibt auch das veraltende Wort "Krepierl", "ein schwächliches
Lebewesen", "mageres schwaches Geschöpf".
Wieso veraltend? Weil heute beiunszulande kein Kind mehr so
ausschaut, als wäre es zum baldigen Tode verdammt (nämlich zum
Krepieren, crepare, von wannen uns dieses Wort kömmt!)?
Ein kleines Wesen, dem man das Überleben nicht zutraut.
Nein, eins, das besondere Fürsorge braucht und bekommt.
Das schließt sich nicht grundsätzlich aus, vor allem schließt die
Fürsorge eine -- völlig neutrale -- Bezeichnung als "anscheinend nicht
lebensfähiges Wesen" nicht aus.
Post by Roland Franzius
Nationalsozialismus kam erst später.
Post by helmut.p.einfalt
Post by Stephen Hust
Post by Stephen Hust
Der kleine Rudolf, wegen seiner zarten Konstitution vom Vater
"Krepierl" genannt, wurde auf Franz Josefs Befehl mit aller
Gewalt zum Soldaten erzogen.
"Besondere Fürsorge"? Einen Siebenjährigen zur Abhärtung im strömenden
Regen eine Stunde Habtacht stehen zu lassen? Auch wenn dies keine
Anordnung des Kaisers war -- diesen "Erzieher" hat er selbst
ausgewählt, weil's nämlich schon sein eigener gewesen war. Und um dem
Franz Joseph gerecht zu werden: Er ließ ihn nicht zum Soldaten
erziehen, sondern zum Kronprinzen und zukünftigen Kaiser. Zum ersten
Beamten seines Reiches und zum ersten Soldaten seines Reiches -- wie
er selbst halt erzogen worden war und wie ers nicht besser kannte und
nicht besser wusste.

Und wenn das Kind halt einmal das ist, was man landläufig auch als "a
Varreckerl" bezeichnet (und nein, auch diese Bezeichnung hat mit dem
Nationalsozialismus genau garnix zu tun, sondern stammt wie das
bedeutungsgleiche Krepierl aus der im 19. Jh. weitestgehend agrarisch
geprägten Sprache der Landbevölkerung, wo beide wie bereits erwähnt
ein dem Anschein nach kaum lebensfähiges Jungtier bezeichnen) -- wenn
das Kind also schwächlich ist, dann sagt die Bezeichnung Krepierl was
über das Kind aus, nicht aber über die Einstellung der Eltern dazu.

Politisch korrektes Betroffenheitsgetue des Nachgeborenen ändert nix
daran.

Helmut
--
Nach dera Zei'n kummt nix mehr.
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