Post by Martin GerdesPost by Gunhild SimonPost by Martin GerdesOffenbar verstehen wir unter dem Begriff "Hyperkorrektur" etwas anderes.
Zuerst wollte ich zustimmen.
Ich hatte den Begriff zuerst nicht nachgeschlagen, sondern nur für
mich übersetzt als eine Art Überkorrektheit, Übergeneralisierung ist
in der Didaktik eine falsche Übertragung von Regeln.
Nun habe ich nachgeschlagen und festgestellt, daß ich nicht falsch
lag.
Das heißt, Du hast durch Nachschlagen in einem Buch festgestellt, daß
wie beide unter dem Begriff "Hyperkorrektur" verstehen?
Staun.
Post by Gunhild SimonWas die Hyperkorrektur - eine Art Überanpassung an die als
vorbildlich angesehene Sprachnorm - in der Soziolnguistik, ist die
Übergeneralisierung in der Sprachdidaktik , besonders im
Erstspracherwerb.
Ahja.
Ich hätte die Aussprache "Walnuß" mit langem a vermutlich für eine
Leseaussprache gehalten, vielleicht auch für einen Regionalismus oder
gar einen Fehler. Aber "Hyperkorrektur"? Kannst Du denn ein paar
Beispiele nennen, bei denen das hier angewandte Schema (das hier
danebengeht) regelmäßig richtig ist?
Ich finde Deine chatmäßigen Einlassungen 'nicht zielführend' - indes
ich deutlich machen will, daß ich sie eigentlich herablassend und blöd
finde.
Meine Idee, warum "Waalnuß" eine Art Übergeneralisierung sein könnte,
hat andere Gründe.
Zwar spricht man im Deutschen bei Komposita die einzelnen Wortteile
ihrer Einzelbedeutung entsprechend aus.
Die Ausspracheregel sieht aber vor, daß ein Volal kurz gesprochen
wird, wenn danach eine bestimmte Konsonantenkombination folgt,
unabhängig davon, ob der Vokal durch einen Doppelkonsonanten geschärft
wird.
So wird man etwa den Vokal in Samt, Salz , Balsam, Balneum, Land,
Wald, Mango kurz sprechen, weil zwei Konsonanten folgen.
Aus diesem Grund würde man das Wort Walnuß unbefangen lesend mit
kurzem /a/ aussprechen.
Nur im Osnabrücker Land sagt man unauffälligerweise Kiersche, Kierche,
viehrzehn, viehrzig, Pfiersich, Bierne, Wuurst, Duurst.
Walnuß ist ein Name, der die Herkunft des ersten Kompositumsglieds
zunächst offenläßt. Man kann, wenn man dem naiv begegnet, wie ein
Schulkind, das sich rechtschreiblich zu orientieren sucht, den Wal
ausschließen und vielleicht an Wallanlagen, die von Nußbäumen
bestanden sind, denken.
Umgekehrt würde man, wenn es einem erstmals als Schrift begegnete,
ohne zu zögern aus den genannten Gründen mit kurzem /a/ sprechen.
Danach wird man als Sprachinteressierter vielleicht weiterforschen
oder es als Kuriosum nehmen, wie es so manche in der Natur gibt.
Warum heißt die Himbeere "Himmbeere", die Brombeere ""Brommbeere", die
Preiselbeere "Preißelbeere" , die Blume Akelei "Ackelei".?
Gruß
Gunhild