Post by wolfgang sJa, aber "sing, sang, sung" wurde uns im Englischunterricht als
unregelmäßiges Verb vorgestellt, weil es nicht das regelmäßig zu
erwartende "sing, *singed, *singed" ist.
Meinste das war falsch und "sing" ist doch regelmäßig, oder dass die
Gruppierung im Deutschen anders vorzunehmen sei?
Die Einteilung in starke und schwache Verben ist für die germanische
Sprachgeschichte von großer Bedeutung. Im Deutschen findet das noch
gut erkennbar seine Fortsetzung, so dass es sinnvoll sein mag, die
Unterscheidung auch hier zu machen, wie das selbst der von Grund
auf neu erstellte Grammatikduden tut. Alternativ mag es auch gerade
für Deutsch als Fremdsprache didaktisch sinnvoll sein, nur zwischen
regelmäßigen (= schwache ohne Stammänderung) und unregelmäßigen
Verben (= schwache mit Stammänderung, starke aller Art, Präterito-
präsentia, sonstige) zu unterscheiden.
Im Englischen ist, auch durch den ungleichförmigen Wegfall der
Partizip-Endung -en, die ursprüngliche Gruppe der starken Verben
nur noch schlecht ersichtlich. Ich glaube, mir war selbst als Schüler
schon klar, dass keep–kept–kept und analog gebildete eigentlich
schwache Verben sind, aber ob z.B. lead–led–led mal stark oder
schwach war oder was zum Teufel put–put–put (mit eher ungermanischem
p-) eigentlich ist, kann ich dir auch heute ohne Nachschlagen nicht
sagen. Für die Betrachtung des Neuenglischen halte ich eine Einteilung
in regelmäßige und unregelmäßige Verben daher für sinnvoll.
Post by wolfgang soder dass die Gruppierung im Deutschen anders vorzunehmen sei?
Es ist schlicht so, dass die Grammatiker auch für nah verwandte
Sprachen unterschiedliche Einteilungen treffen.
Spanisch setzt das lateinische Modell for: Verben werden nach den
Infinitivendungen -ar, -er, -ir in drei Klassen eingeteilt, aus
denen sich prinzipiell die Personalendungen ergeben. Diverse Arten
von Stammwechseln bei verschiedenen Verben und sonstige Besonderheiten,
also was man so als Unregelmäßigkeiten betrachtet, sind eine eigene
Angelegenheit und berühren diese grundlegende Gruppierung nicht.
Französisch trennt ganz anders in drei Gruppen:
1. die regelmäßigen Verben auf -er, wo sich alle Formen aus dem
Infinitv ableiten lassen,
2. die regelmäßigen Verben auf -ir, wo sich alle Formen aus dem
Infinitiv ableiten lassen,
3. der ganze Rest, eine bunte Mischung von Klassen mit wenigen
Mitgliedern ebenso wie Unikaten, von Stammwechseln geplagten
Verben ebenso wie ohne, und sonstigen Wirrnissen wie Verben, bei
denen die Infinitivendung nicht zur restlichen Konjugation passt.
Man könnte die französischen Verben auch nach Infinitivendung bzw.
Fortsetzung der lateinischen Konjugationsklasse einteilen
(-er < -āre, -oir < -ēre, -re < -ĕre, -ir < -īre) und alle
Komplikationen als getrennte Angelegenheit betrachten, aber außer
in sprachgeschichtlichen Zusammenhängen scheint mir das unüblich.
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Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de