Post by Peter J. HolzerIm englischsprachigen Buchdruck sind “ und ” üblich. Da ist es
naheliegend, die zu einem " zu verschmelzen. Gut möglich, dass das
einzelne Anführungszeichen auf Schreibmaschinen ursprünglich aus dem
Englischen kam. Das war aber wohl zu einer Zeit, als die einzige
relevante Code-Tabelle die des Herrn Morse war ;-).
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden amerikanische
Schreibmaschinen wohl auch in Europa verwendet. Eine Remington
aus den 30er Jahren hat nur ein »"« statt »“« und »”«. Dieses
konnte man auch gleich über Vokale "a", "u", "o" setzen, um
damit Umlaute zu schreiben. (Große Umlaute waren schwieriger.)
Das »"« wurde nicht nur für »“«, »¨« und »”« sondern auch gleich
noch für »″« (double prime, inch, Zoll) verwendet.
Codes wurden schon im Mittelalter verwendet. In der Mitte des
13. Jahrhunderts schrieb der Mönch ROGER BACON das Werk “Concerning
the Marvelous Power of Art and of Nature and Concerning the
Nullity of Magic”, in dem er verschiedene Codes beschrieb.
Im Alter von 17 Jahren erfand 1605 der damals im diplomatischen
Dienst am französischen Hofe stehende SIR FRANCIS BACON (1561–1626)
den Code “omnia per omnia”. BACON schrieb “by this Art . . .
a man may expresse the intentions of his minde at any distance
. . . by objects . . . capable of a twofold difference onely;”
und kann damit als Erfinder der heute für Rechner fundamentalen
zweiwertigen Zeichencodierung angesehen werden.
So sah wohl ein Code von BACON aus:
"Zeichen", "Code"
"A", "aaaaa"
"B", "aaaab"
"C", "aaaba"
. . .
Zweiwertige Codes wurden auch 1617 von NAPIER in seiner
Rabdologiae und 1671 von LEIBNIZ beschrieben. Aber auch das
mindestens 2000 Jahre alte chinesische Orakelbuch I Ging kennt
Hexagramme, die man als 6-Tupel von Bits ansehen kann.
Der Code von BAUDOT aus dem Jahre 1871 zur zeitgeteilten
Nutzung einer elektrischen Leitung war so festgelegt, daß er
möglichst bequem mit den Händen auf einer Tastatur eingegeben
werden konnte, wenn jeder Finger einen Bitwert eingibt.
Zwischen 1899 und 1901 entwickelte DONALD MURRAY eine
Zeichentastatur. Da die Bit-Darstellung nun nicht mehr direkt
eingegeben werden mußte, konnte sie so festgelegt werden,
daß sie für die Geräte gut zu verarbeiten ist.
Eine leicht veränderte Abart diese Codes wurde von der Western
Union Telegraph Company bis 1950 verwendet. Ab 1930 wurde
der Code unter dem Namen ITA2 standardisiert. Dabei wurden
erstmals Steuerzeichen für Wagenrücklauf, Zeilenvorschub und
Glockenklang eingeführt und die im Code vorhandenen speziellen
französischen und europäischen Zeichen wurden entfernt.
In ITA2 gab es aber wohl noch gar keine Anführungszeichen!