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Kassette
(zu alt für eine Antwort)
Stefan Schmitz
2024-07-18 20:38:36 UTC
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Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.

Wie geht es euch damit?

Möglicherweise liegt diese Aussprache daran, dass zwei Doppelkonsonanten
hintereinander äußerst ungewöhnlich sind (gibt es andere Beispiele?).
Der Vokal vor Doppelkonsonant ist normalerweise betont. Aber zwei
betonte Vokale nacheinander passen nicht in die deutsche Sprache.
Vielleicht wird deshalb so gesprochen, als stünde nur ein s nach dem
unbetonten a.
Detlef Meißner
2024-07-18 20:52:43 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Wie geht es euch damit?
Möglicherweise liegt diese Aussprache daran, dass zwei Doppelkonsonanten
hintereinander äußerst ungewöhnlich sind (gibt es andere Beispiele?).
Terrasse, Ballett, Kommissar,

Detlef
--
Für objektiv wird man gehalten, wenn man den Leuten recht
gibt. (Crignis)
wolfgang s
2024-07-18 21:31:13 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Hä? ss und ß werden genau gleich gesprochen, sie beeinflussen nur die
Aussprache des vorangehenden Vokals unterschiedlich.
Post by Stefan Schmitz
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Wie geht es euch damit?
Das s ist stimmlos und das a wird kurz gesprochen, deshalb ist
"Kassette" nach neuer Rechtschreibung genau richtig.


--
Currently listening:


http://www.wschwanke.de/ usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Axel Reichert
2024-07-18 21:31:53 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Möglicherweise liegt diese Aussprache daran, dass zwei
Doppelkonsonanten hintereinander äußerst ungewöhnlich sind (gibt es
andere Beispiele?).
Die Nizzaallee in Aachen.

Tschoe!

Axel
Thomas Schade
2024-07-18 21:35:19 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Wie geht es euch damit?
Ich kenne es eigentlich nur mit scharfem s, also wie auch in Kasse. Mit
stimmhaftem s erinnert es mich an die von Martin immer wieder angeführte
Diskuhsion.
Post by Stefan Schmitz
Möglicherweise liegt diese Aussprache daran, dass zwei Doppelkonsonanten
hintereinander äußerst ungewöhnlich sind (gibt es andere Beispiele?).
Appell kommt mir da gleich in den Sinn, Aggression ist ein anderes; hat
aber noch einen weiteren Konsonanten dazwischen. Oder die Terrasse. Und
dann natürlich Fremd- bzw. Lehnwörter wie Accessoire, Cappuccino.
Post by Stefan Schmitz
Der Vokal vor Doppelkonsonant ist normalerweise betont. Aber zwei
betonte Vokale nacheinander passen nicht in die deutsche Sprache.
Vielleicht wird deshalb so gesprochen, als stünde nur ein s nach dem
unbetonten a.
Das überzeugt mich nicht.


Ciao
Toscha
--
Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten
wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir
verdienen. [Dieter Hildebrandt]
Stefan Schmitz
2024-07-19 06:04:34 UTC
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Post by Thomas Schade
Ich kenne es eigentlich nur mit scharfem s, also wie auch in Kasse. Mit
stimmhaftem s erinnert es mich an die von Martin immer wieder angeführte
Diskuhsion.
Die Schreibweise passt nicht zur Aussprache. Das u wäre lang und betont.
Die Aussprache entspricht der Schreibung Diskusion.
Post by Thomas Schade
Post by Stefan Schmitz
Der Vokal vor Doppelkonsonant ist normalerweise betont. Aber zwei
betonte Vokale nacheinander passen nicht in die deutsche Sprache.
Vielleicht wird deshalb so gesprochen, als stünde nur ein s nach dem
unbetonten a.
Das überzeugt mich nicht.
Sowohl das u in Diskussion als auch das a in Kassette sind unbetont,
obwohl das Doppel-s anderes erwarten lässt. Virtuelle Schreibung als
Diskusion und Kasette würde in beiden Fällen das stimmhafte s erklären.
Thomas Schade
2024-07-19 06:22:41 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Ich kenne es eigentlich nur mit scharfem s, also wie auch in Kasse. Mit
stimmhaftem s erinnert es mich an die von Martin immer wieder angeführte
Diskuhsion.
Die Schreibweise passt nicht zur Aussprache. Das u wäre lang und betont.
Die Aussprache entspricht der Schreibung Diskusion.
Die Schreibweise geht auf Martin zurück, der damit in meiner Erinnerung
ausdrücken wollte, dass in Hannover eben so betont wird.
Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Post by Stefan Schmitz
Der Vokal vor Doppelkonsonant ist normalerweise betont. Aber zwei
betonte Vokale nacheinander passen nicht in die deutsche Sprache.
Vielleicht wird deshalb so gesprochen, als stünde nur ein s nach dem
unbetonten a.
Das überzeugt mich nicht.
Sowohl das u in Diskussion als auch das a in Kassette sind unbetont,
obwohl das Doppel-s anderes erwarten lässt. Virtuelle Schreibung als
Diskusion und Kasette würde in beiden Fällen das stimmhafte s erklären.
Nein, sie würden es beschreiben. Eine Erklärung, warum jemand kaˈzɛtə
spricht, ist das nicht.


Ciao
Toscha
--
Jedes Mal, wenn du *innen sagst, fühlt sich jemand weniger außen.
Stefan Schmitz
2024-07-19 07:07:01 UTC
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Post by Thomas Schade
Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Ich kenne es eigentlich nur mit scharfem s, also wie auch in Kasse. Mit
stimmhaftem s erinnert es mich an die von Martin immer wieder angeführte
Diskuhsion.
Die Schreibweise passt nicht zur Aussprache. Das u wäre lang und betont.
Die Aussprache entspricht der Schreibung Diskusion.
Die Schreibweise geht auf Martin zurück, der damit in meiner Erinnerung
ausdrücken wollte, dass in Hannover eben so betont wird.
Sein Paradebeispiel für die Aussprache war immer Volker Herres. Der hat
definitiv nicht das u betont.

Schau an, schon 1984 fand sich im Spiegel diese Schreibweise.
https://www.spiegel.de/politik/krawatten-djangos-a-5f936b9a-0002-0001-0000-000013512488
Gemeinsam mit der Kahsette und mahsiv.
Massiv mit stimmhaftem s kenne ich nun überhaupt nicht.
Christina Kunze
2024-07-20 05:27:10 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Ich kenne es eigentlich nur mit scharfem s, also wie auch in Kasse. Mit
stimmhaftem s erinnert es mich an die von Martin immer wieder angeführte
Diskuhsion.
Die Schreibweise passt nicht zur Aussprache. Das u wäre lang und betont.
Die Aussprache entspricht der Schreibung Diskusion.
Die Schreibweise geht auf Martin zurück, der damit in meiner Erinnerung
ausdrücken wollte, dass in Hannover eben so betont wird.
Sein Paradebeispiel für die Aussprache war immer Volker Herres. Der hat
definitiv nicht das u betont.
Glaube ich auch nicht, und ich habe zu spät gesehen, dass Du in Deinem
anderen Beitrag das H gemeint hast und nicht das eine S.

Hier in Berlin sagen jedenfalls auch viele Diskusion, aber sie betonen
es auf der letzten Silbe.

chr
Markus Ermert
2024-07-19 12:00:17 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Ich kenne es eigentlich nur mit scharfem s, also wie auch in Kasse. Mit
stimmhaftem s erinnert es mich an die von Martin immer wieder angeführte
Diskuhsion.
Die Schreibweise passt nicht zur Aussprache.
Das ändert aber nichts daran, dass es häufig so ausgesprochen wird. Mich
wundert, warum hier davon ausgegangen wird, dass Konsonanten wie s, t oder
r überall vorschriftsgemäß gesprochen werden, und dass man Hinweise auf
verbreitete Nichtstandardaussprachen anzweifelt.

Es gibt da eine große Vielfalt, nicht nur beim stimmlosen/stimmhaften s
oder beim hadden und weichen d, g und b.
Christina Kunze
2024-07-20 05:23:20 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Ich kenne es eigentlich nur mit scharfem s, also wie auch in Kasse. Mit
stimmhaftem s erinnert es mich an die von Martin immer wieder angeführte
Diskuhsion.
Die Schreibweise passt nicht zur Aussprache. Das u wäre lang und betont.
Die Aussprache entspricht der Schreibung Diskusion.
Das ändert doch nichts daran, dass es häufig so ausgesprochen wird, weil
ja die Sprecher die Aussprache geläufiger Wörter gerade nicht aus der
Schrift lernen.
(Geläufiger Wörter, weil ich mich gerade daran erinnere, dass ich bei
der Lektüre der Bücher von Stanislaw Lem - also so mit 12 vielleicht -
nicht wusste, wie man "Skaphander" spricht und Skap-hander angenommen habe.)

chr
Heinz Lohmann
2024-07-20 15:33:57 UTC
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Post by Christina Kunze
Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Ich kenne es eigentlich nur mit scharfem s, also wie auch in Kasse. Mit
stimmhaftem s erinnert es mich an die von Martin immer wieder angeführte
Diskuhsion.
Die Schreibweise passt nicht zur Aussprache. Das u wäre lang und betont.
Die Aussprache entspricht der Schreibung Diskusion.
Das ändert doch nichts daran, dass es häufig so ausgesprochen wird, weil
ja die Sprecher die Aussprache geläufiger Wörter gerade nicht aus der
Schrift lernen.
(Geläufiger Wörter, weil ich mich gerade daran erinnere, dass ich bei
der Lektüre der Bücher von Stanislaw Lem - also so mit 12 vielleicht -
nicht wusste, wie man "Skaphander" spricht und Skap-hander angenommen habe.)
Das Wort hat mich damals bei der Lektüre auch ziemlich verwirrt. Ich
hielt es für etwas verrücktes Privatenglisch.

Wikipedia erklärt das Wort in der Bedeutung "Raumanzug" als
DDR-Sprachgebrauch, eine Entlehnung aus dem Russischen.

Lem ist doch in der BRD bei Suhrkamp erschienen? Oder vorher schon in
der DDR?
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Manfred Hoß
2024-07-20 16:12:26 UTC
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Post by Heinz Lohmann
Lem ist doch in der BRD bei Suhrkamp erschienen? Oder vorher schon in
der DDR?
Eine Übersetzung des Science-Fiction-Romans "Astronauci", der ursprünglich
1951 erschien, wurde 1954 durch den in der DDR beheimateten Verlag "Volk
und Welt" unter dem Titel "Der Planet des Todes" herausgegeben. Der Insel-
Verlag gab 1974 das Werk unter dem Titel "Die Astronauten" heraus.

Gruß
Manfred.
Christian Weisgerber
2024-07-20 17:37:25 UTC
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Post by Heinz Lohmann
Post by Christina Kunze
(Geläufiger Wörter, weil ich mich gerade daran erinnere, dass ich bei
der Lektüre der Bücher von Stanislaw Lem - also so mit 12 vielleicht -
nicht wusste, wie man "Skaphander" spricht und Skap-hander angenommen habe.)
Das Wort hat mich damals bei der Lektüre auch ziemlich verwirrt. Ich
hielt es für etwas verrücktes Privatenglisch.
Wikipedia erklärt das Wort in der Bedeutung "Raumanzug" als
DDR-Sprachgebrauch, eine Entlehnung aus dem Russischen.
„Scaphandre“ ‘Tauchanzug’ ist eine französische Bildung aus
altgriechischem Wortmaterial, erstmals belegt 1765. Russisch und
Polnisch haben das sicherlich aus dem Französischen übernommen. Die
naheliegende Bedeutungserweiterung zu ‘Raumanzug’ mag unabhängig
erfolgt sein.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Christina Kunze
2024-07-20 19:30:51 UTC
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Post by Heinz Lohmann
Post by Christina Kunze
Post by Stefan Schmitz
Post by Thomas Schade
Ich kenne es eigentlich nur mit scharfem s, also wie auch in Kasse. Mit
stimmhaftem s erinnert es mich an die von Martin immer wieder angeführte
Diskuhsion.
Die Schreibweise passt nicht zur Aussprache. Das u wäre lang und betont.
Die Aussprache entspricht der Schreibung Diskusion.
Das ändert doch nichts daran, dass es häufig so ausgesprochen wird, weil
ja die Sprecher die Aussprache geläufiger Wörter gerade nicht aus der
Schrift lernen.
(Geläufiger Wörter, weil ich mich gerade daran erinnere, dass ich bei
der Lektüre der Bücher von Stanislaw Lem - also so mit 12 vielleicht -
nicht wusste, wie man "Skaphander" spricht und Skap-hander angenommen habe.)
Das Wort hat mich damals bei der Lektüre auch ziemlich verwirrt. Ich
hielt es für etwas verrücktes Privatenglisch.
Wikipedia erklärt das Wort in der Bedeutung "Raumanzug" als
DDR-Sprachgebrauch, eine Entlehnung aus dem Russischen.
Lem ist doch in der BRD bei Suhrkamp erschienen? Oder vorher schon in
der DDR?
Laut Wikipedia erschien 1954 der erste Band in der DDR. Ich habe sie
erst viel später gelesen, eher so in den 70ern erschienene Bücher.

Und Skaphander ist natürlich (pseudo)Griechisch, vorn skaphos, das alles
Mögliche aus Holz um einen Hohlraum herum bezeichnet (z.B. Schiffsbauch,
vgl. russ. шкаф) und dem Menschen aner, Gen.: andros.

Aber ebenso natürlich wusste ich das mit 12 noch nicht.

chr
Heinz Lohmann
2024-07-19 02:25:55 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Wie geht es euch damit?
Hab ich auch früher (tm) manchmal so gehört: [kaˈzɛtə]
Post by Stefan Schmitz
Möglicherweise liegt diese Aussprache daran, dass zwei Doppelkonsonanten
hintereinander äußerst ungewöhnlich sind (gibt es andere Beispiele?).
Der Vokal vor Doppelkonsonant ist normalerweise betont. Aber zwei
betonte Vokale nacheinander passen nicht in die deutsche Sprache.
Vielleicht wird deshalb so gesprochen, als stünde nur ein s nach dem
unbetonten a.
Vielleicht regionale Aussprache?
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Stefan Ram
2024-07-19 05:21:52 UTC
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Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Wie geht es euch damit?
Hab ich auch früher (tm) manchmal so gehört: [kaˈzɛtə]
Ich habe D.-Aussprachewörterbüchern aus der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts und dem 21. angesehen, und dort stand nur die
Version mit [s]. Ich kenne auch nur diese.

Wir hatten doch früher die Kassettenrekorder, Cassetten-Recorder,
das Kassettendeck, und die "Compact Cassette", Musikkassette,
Schmuckkassette, Geldkassette, Audiokassette, die Videokassette,
über die vielleicht auch in Medien oder mit Freunden gesprochen
wurde, und da wundert es mich etwas, wie die [z]-Aussprache
entstehen und sich halten kann.

Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört. Daher bedeutet für mich ein <ss> nicht
unbedingt, daß man ein [s] spricht. Es könnte auch Wörter geben, bei
denen man das <ss> als [z] spricht, aber mir fällt gerade keines ein.
Stefan Ram
2024-07-19 06:29:11 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.

Es gibt zwei Möglichkeiten:

- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.

- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.

Für das Zweite spricht, daß man eben nicht alle regionalen
Aussprachen in der Schreibung verdeutlichen will, denn man
wünscht eine überregional einheitliche Schreibung.
Stefan Schmitz
2024-07-19 07:15:54 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Für das Zweite spricht, daß man eben nicht alle regionalen
Aussprachen in der Schreibung verdeutlichen will, denn man
wünscht eine überregional einheitliche Schreibung.
In welchen Regionen spricht man denn tatsächlich ein g bei guckt? Ich
habe das bisher nur mit k gehört.
wolfgang s
2024-07-19 08:02:22 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan Ram
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht.
Hier irrt Stefan R, in Berlin "kiekt" man wie im Niederdeutschen, und
ähnlich wie im Niederländischen "kijken".
Post by Stefan Schmitz
In welchen Regionen spricht man denn tatsächlich ein g bei guckt?
Hab ich noch nie irgendwo gehört.
--
Currently listening: http://youtu.be/cReSdAG3s3Y

http://www.wschwanke.de/ usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Stefan Schmitz
2024-07-19 08:16:50 UTC
Permalink
Post by wolfgang s
Post by Stefan Ram
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht.
Hier irrt Stefan R, in Berlin "kiekt" man wie im Niederdeutschen, und
ähnlich wie im Niederländischen "kijken".
Immer?
"Das muss ich mir morgen mal ankieken" würde ich eher erwarten als
"Kiek mal eben, ob das so richtig ist".
wolfgang s
2024-07-19 08:28:49 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by wolfgang s
Post by Stefan Ram
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht.
Hier irrt Stefan R, in Berlin "kiekt" man wie im Niederdeutschen, und
ähnlich wie im Niederländischen "kijken".
Immer?
Naja im Dialekt, auf Hochdeutsch natürlich nicht.
Post by Stefan Schmitz
"Das muss ich mir morgen mal ankieken" würde ich eher erwarten als
"Kiek mal eben, ob das so richtig ist".
Beide. Wenn Berlinisch dann "kieken". Was mir an den beiden Sätzen nur
auffällt ist dass ein einzelnes Dialektwort wie eine Insel im
hochdeutschen Satz steht. Also wenn dann:

"Det muss ick ma morjen ma ankieken.", und
"Kiek ma ehmt, ob det so richtich is."
--
Currently listening: http://youtu.be/cReSdAG3s3Y

http://www.wschwanke.de/ usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Christina Kunze
2024-07-20 05:30:45 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by wolfgang s
    Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht.
Hier irrt Stefan R, in Berlin "kiekt" man wie im Niederdeutschen, und
ähnlich wie im Niederländischen "kijken".
Immer?
"Das muss ich mir morgen mal ankieken" würde ich eher erwarten als
"Kiek mal eben, ob das so richtig ist".
Wenn Berlinerisch, dann konsequent.
Dein zweiter Satz ist nicht Berlinerisch, "eben" kommt von anderswo.
Kiek ma, ob dit so stimmt.

chr
Christina Kunze
2024-07-20 05:29:02 UTC
Permalink
Post by wolfgang s
Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan Ram
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht.
Hier irrt Stefan R, in Berlin "kiekt" man wie im Niederdeutschen, und
ähnlich wie im Niederländischen "kijken".
Sei nicht so! Auf "Hochdeutsch" kuckt man aber.
Post by wolfgang s
Post by Stefan Schmitz
In welchen Regionen spricht man denn tatsächlich ein g bei guckt?
Hab ich noch nie irgendwo gehört.
Ich ja, von einem, der seine sprachlichen Wurzeln irgendwo im Ruhrgebiet
hatte. Aber bei dem bin ich mir nicht sicher, ob er es nicht mit G
gesprochen hat, weil es so geschrieben wird.

chr
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-07-19 08:05:38 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan Ram
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
In welchen Regionen spricht man denn tatsächlich ein g bei guckt?
Ich habe das bisher nur mit k gehört.
Mit einem oder mit zwei k? :-)

Hier spricht man guckt mit zwei annähernd gleichen Konsonanten, die
in Norddeutschland wohl als g bezeichnet würden. Ob der erste davon
tatsächlich ein g, oder eben nur ein weiches k ist: Wer kann das
schon mit Sicherheit sagen? (Rein persönlich empfinde ich ihn eher
als g).

Servus,
Stefan
--
http://kontaktinser.at/ - die kostenlose Kontaktboerse fuer Oesterreich
Offizieller Erstbesucher(TM) von mmeike

Der Stoff aus dem die Träume sind! Stefan.
(Sloganizer)
Thomas Schade
2024-07-19 08:13:58 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan Ram
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Eine Aussprache 'erlauben'? Wer könnte einem die denn verbieten?
Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan Ram
Für das Zweite spricht, daß man eben nicht alle regionalen
Aussprachen in der Schreibung verdeutlichen will, denn man
wünscht eine überregional einheitliche Schreibung.
In welchen Regionen spricht man denn tatsächlich ein g bei guckt? Ich
habe das bisher nur mit k gehört.
Die Aussprache mit g scheint mir eher die reguläre zu sein. So gut wie
alle Zusammensetzungen verwenden ~guck; z. B. Ausguck, Guckloch o. ä.


Ciao
Toscha
--
Es schämen sich viel zu viele Menschen für ihren Körper
und viel zu wenige für ihren Charakter.
Markus Ermert
2024-07-19 11:47:00 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
In welchen Regionen spricht man denn tatsächlich ein g bei guckt?
Moselfranken, Rheinfranken, Mainfranken, Alemannien.
Und sicher in weiteren Gegenden.
Post by Stefan Schmitz
Ich
habe das bisher nur mit k gehört.
Schlecht zu gehört oder halt wieder weltfremd.
Thomas Schade
2024-07-19 12:06:46 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Schlecht zu gehört oder halt wieder weltfremd.
Insgesamt ließe sich in dem Beitrag ein Leerzeichen sparen.


Ciao
Toscha
--
Es schämen sich viel zu viele Menschen für ihren Körper
und viel zu wenige für ihren Charakter.
Detlef Meißner
2024-07-19 12:18:49 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Markus Ermert
Schlecht zu gehört oder halt wieder weltfremd.
Insgesamt ließe sich in dem Beitrag ein Leerzeichen sparen.
Bei den aktuellen Zinsen lohnt sich das nicht.

Detlef
--
Für objektiv wird man gehalten, wenn man den Leuten recht
gibt. (Crignis)
Stefan Schmitz
2024-07-19 12:50:38 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Thomas Schade
Post by Markus Ermert
Schlecht zu gehört oder halt wieder weltfremd.
Insgesamt ließe sich in dem Beitrag ein Leerzeichen sparen.
Bei den aktuellen Zinsen lohnt sich das nicht.
Wie hoch müssten die dafür sein?
Detlef Meißner
2024-07-19 13:55:35 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Detlef Meißner
Post by Thomas Schade
Post by Markus Ermert
Schlecht zu gehört oder halt wieder weltfremd.
Insgesamt ließe sich in dem Beitrag ein Leerzeichen sparen.
Bei den aktuellen Zinsen lohnt sich das nicht.
Wie hoch müssten die dafür sein?
Das ist relativ und in etwa vergleichbar mit den Treuepunkten, die man
aktuell für einen Einkauf bei Edeka bekommt:
Wie viel benötige ich und was bekomme ich dann dafür? Will ich das
überhaupt haben?
Hinterher liegen die Dinger doch nur sinnlos in der Ecke herum.
Ich könnte sie allerdings bei kleinanzeigen vertickern: Biete Sammlung
von Leerzeichen an, garantiert ungebraucht.

Detlef
--
Für objektiv wird man gehalten, wenn man den Leuten recht
gibt. (Crignis)
Heinz Lohmann
2024-07-19 12:19:48 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Für das Zweite spricht, daß man eben nicht alle regionalen
Aussprachen in der Schreibung verdeutlichen will, denn man
wünscht eine überregional einheitliche Schreibung.
Online finde ich kucken (außer beim Wiktionary, aber davon weiterleitet):

* Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32
Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „kucken“
* Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „kucken“
* Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „kucken“

Wer hätte das gedacht ...
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Detlef Meißner
2024-07-19 12:24:23 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Für das Zweite spricht, daß man eben nicht alle regionalen
Aussprachen in der Schreibung verdeutlichen will, denn man
wünscht eine überregional einheitliche Schreibung.
* Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32
Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „kucken“
* Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „kucken“
* Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „kucken“
Wer hätte das gedacht ...
"Kuck mal, wer da spricht!"

Detlef
--
Für objektiv wird man gehalten, wenn man den Leuten recht
gibt. (Crignis)
Manfred Hoß
2024-07-19 15:08:40 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Für das Zweite spricht, daß man eben nicht alle regionalen
Aussprachen in der Schreibung verdeutlichen will, denn man
wünscht eine überregional einheitliche Schreibung.
* Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32
Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „kucken“
* Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „kucken“
* Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „kucken“
Wer hätte das gedacht ...
"Kuck mal, wer da spricht!"
"Kuck mal, wer das spricht 2".

Gruß
Manfred.
Detlef Meißner
2024-07-19 15:26:44 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Post by Detlef Meißner
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Für das Zweite spricht, daß man eben nicht alle regionalen
Aussprachen in der Schreibung verdeutlichen will, denn man
wünscht eine überregional einheitliche Schreibung.
* Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32
Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „kucken“
* Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „kucken“
* Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „kucken“
Wer hätte das gedacht ...
"Kuck mal, wer da spricht!"
"Kuck mal, wer das spricht 2".
"Kuck mal, wer da jetzt spricht"

Detlef
--
Für objektiv wird man gehalten, wenn man den Leuten recht
gibt. (Crignis)
Christina Kunze
2024-07-20 05:25:48 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Eine dritte ist, den Kindern in der Schule zu sagen, dass "kucken" ein
Wort aus der gesprochenen Sprache ist, das nicht geschrieben gehört -
schon ist man das Problem los. So geschehen in meiner Schulzeit. Das war
aber nicht der Rechtschreibunsicherheit geschuldet, es gab noch andere
Wörter mit dieser Eigenschaft, eines war z.B. "kriegen".

chr
Joerg Mertens
2024-07-20 14:16:02 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Eine dritte ist, den Kindern in der Schule zu sagen, dass "kucken" ein
Wort aus der gesprochenen Sprache ist, das nicht geschrieben gehört -
schon ist man das Problem los. So geschehen in meiner Schulzeit. Das war
aber nicht der Rechtschreibunsicherheit geschuldet, es gab noch andere
Wörter mit dieser Eigenschaft, eines war z.B. "kriegen".
Spätestens, wenn es in wörtlicher Rede auftaucht, wie in "Da guckste,
was, spottete sie", muss man es ja dann doch lesen oder schreiben,
insofern ist "gehört nicht geschrieben" auch keine Dauerlösung.

Ich war immer davon ausgegangen, dass es "kucken" gesprochen, aber
"gucken" geschrieben wird. Ich vermute allerdings, dass ich mir das
selbst irgendwann so zusammengereimt habe. Zumindest kann ich mich
nicht mehr daran erinnern, dies in der Schule so gelernt zu haben.
Helmut Richter
2024-07-20 15:08:51 UTC
Permalink
Post by Joerg Mertens
Post by Christina Kunze
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Eine dritte ist, den Kindern in der Schule zu sagen, dass "kucken" ein
Wort aus der gesprochenen Sprache ist, das nicht geschrieben gehört -
schon ist man das Problem los. So geschehen in meiner Schulzeit. Das war
aber nicht der Rechtschreibunsicherheit geschuldet, es gab noch andere
Wörter mit dieser Eigenschaft, eines war z.B. "kriegen".
Ich war immer davon ausgegangen, dass es "kucken" gesprochen, aber
"gucken" geschrieben wird. Ich vermute allerdings, dass ich mir das
selbst irgendwann so zusammengereimt habe. Zumindest kann ich mich
nicht mehr daran erinnern, dies in der Schule so gelernt zu haben.
„kucken“ klingt für mich norddeutsch, so wie auch „Huhsten“, „Kritiek“
oder „Meedchen“ (mit Wegfall des Unterschieds zwischen Eisbären und
Eisbeeren) oder „Anfank“. Soviel regionalen Unterschied hält die Sprache
aus.
--
Helmut Richter
Frank Hucklenbroich
2024-07-20 15:15:48 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Joerg Mertens
Post by Christina Kunze
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Die Aussprache lernt ein Muttersprachler ja nicht durch Lesen von
Graphemen (das wäre eine "Leseaussprache"), sondern indem er die
Wörter von anderen hört.
Hier in Berlin "kuckt" man, man "guckt" nicht. Trotzdem stand
WIMRE jahrzehntelang nur "guckt" im Wörterbuch.
- Man läßt auch die Schreibung "kuckt" zu.
- Man läßt "kuckt" nicht zu, aber erlaubt es, "guckt" auch
[kUkt] zu sprechen. Das Graphem <g> würde dann in machen
Fällen in manchen Regionen eben auch [k] gesprochen werden.
Eine dritte ist, den Kindern in der Schule zu sagen, dass "kucken" ein
Wort aus der gesprochenen Sprache ist, das nicht geschrieben gehört -
schon ist man das Problem los. So geschehen in meiner Schulzeit. Das war
aber nicht der Rechtschreibunsicherheit geschuldet, es gab noch andere
Wörter mit dieser Eigenschaft, eines war z.B. "kriegen".
Ich war immer davon ausgegangen, dass es "kucken" gesprochen, aber
"gucken" geschrieben wird. Ich vermute allerdings, dass ich mir das
selbst irgendwann so zusammengereimt habe. Zumindest kann ich mich
nicht mehr daran erinnern, dies in der Schule so gelernt zu haben.
„kucken“ klingt für mich norddeutsch,
Schon in Köln sagt man "kucken" (und schreibt, in der Schule, "gucken", was
wir als Kinder immer komisch fanden, weil sowas sagt niemand).

So weit nach Norden braucht man dazu nicht.

Grüße,

Frank
Peter J. Holzer
2024-07-20 17:44:36 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
„kucken“ klingt für mich norddeutsch,
ACK.
Post by Helmut Richter
so wie auch „Huhsten“, „Kritiek“
Die beiden klingen für mich als Österreicher vollkommen unauffällig.

Z.B.

[Pudel di ned auf,
Hustinettenbär | Muttertag]

[ZiB Magazin: Kritik am
Sicherheitspaket]
Post by Helmut Richter
oder „Meedchen“ (mit Wegfall des Unterschieds zwischen Eisbären und
Eisbeeren)
Warum sind Erdbeeren klein und rot?
Post by Helmut Richter
oder „Anfank“. Soviel regionalen Unterschied hält die Sprache
aus.
Absolut.

hp
Stefan Ram
2024-07-20 18:05:49 UTC
Permalink
Post by Peter J. Holzer
Post by Helmut Richter
so wie auch „Huhsten“, „Kritiek“
Die beiden klingen für mich als Österreicher vollkommen unauffällig.
|husten, H... ˈhuːstn , bes.
|ostmd./fränk. auch, österr.
|selten: ˈhustn
ein bekanntes zeitgenössisches Aussprachewörterbuch

|Kritik krˈtiːk, krit... , md./ös-
|terr./ schweiz./südd. vorw.:
|…ːtˈk
ein bekanntes zeitgenössisches Aussprachewörterbuch
Post by Peter J. Holzer
Warum sind Erdbeeren klein und rot?
Wenn sie groß und weiß wären, dann wären es Eisbären!
Post by Peter J. Holzer
Post by Helmut Richter
oder „Anfank“. Soviel regionalen Unterschied hält die Sprache
|Anfang ˈanfaŋ
ein bekanntes zeitgenössisches Aussprachewörterbuch
Stefan Ram
2024-07-20 18:07:36 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
|Kritik krˈtiːk, krit... , md./ös-
|…ːtˈk
ein bekanntes zeitgenössisches Aussprachewörterbuch
Korrektur:

|…ˈtɪk

in der letzten Zeile
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-07-20 19:35:49 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
|Kritik krˈtiːk, krit... , md./ös-
|…ːtˈk
ein bekanntes zeitgenössisches Aussprachewörterbuch
|…ˈtɪk
in der letzten Zeile
Und in der ersten? "krˈtiːk" klingt eher tschechisch... :)

Servus,
Stefan
--
http://kontaktinser.at/ - die kostenlose Kontaktboerse fuer Oesterreich
Offizieller Erstbesucher(TM) von mmeike

Stefan. Weit und geil!
(Sloganizer)
Stefan Ram
2024-07-20 18:21:16 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
|Kritik krˈtiːk, krit... , md./ös-
|…ːtˈk
ein bekanntes zeitgenössisches Aussprachewörterbuch
zweite Korrektur:

|Kritik krɪˈtiːk, krit… , md./ös-
|terr./ schweiz./südd. vorw.:
|…ˈtɪk
ein bekanntes zeitgenössisches Aussprachewörterbuch

Sorry!
Helmut Richter
2024-07-20 19:11:06 UTC
Permalink
Post by Peter J. Holzer
Post by Helmut Richter
„kucken“ klingt für mich norddeutsch,
ACK.
Post by Helmut Richter
so wie auch „Huhsten“, „Kritiek“
Die beiden klingen für mich als Österreicher vollkommen unauffällig.
Z.B.
http://youtu.be/d1QlpWaXA-g [Pudel di ned auf,
Hustinettenbär | Muttertag]
http://youtu.be/otgJKdaa4I0 [ZiB Magazin: Kritik am
Sicherheitspaket]
Ich höre da beidesmal die kurze Variante (in der obigen
nicht-IPA-Schreibweise Hussten und Kritick).
--
Helmut Richter
Peter J. Holzer
2024-07-20 19:14:02 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Peter J. Holzer
Post by Helmut Richter
so wie auch „Huhsten“, „Kritiek“
Die beiden klingen für mich als Österreicher vollkommen unauffällig.
Z.B.
http://youtu.be/d1QlpWaXA-g [Pudel di ned auf,
Hustinettenbär | Muttertag]
http://youtu.be/otgJKdaa4I0 [ZiB Magazin: Kritik am
Sicherheitspaket]
Ich höre da beidesmal die kurze Variante (in der obigen
nicht-IPA-Schreibweise Hussten und Kritick).
Und ich höre ein langes U und ein langes I.

hp
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-07-20 19:39:16 UTC
Permalink
Post by Peter J. Holzer
Post by Helmut Richter
Post by Peter J. Holzer
Post by Helmut Richter
so wie auch „Huhsten“, „Kritiek“
Die beiden klingen für mich als Österreicher vollkommen unauffällig.
Z.B.
http://youtu.be/d1QlpWaXA-g [Pudel di ned auf,
Hustinettenbär | Muttertag]
http://youtu.be/otgJKdaa4I0 [ZiB Magazin: Kritik am
Sicherheitspaket]
Ich höre da beidesmal die kurze Variante (in der obigen
nicht-IPA-Schreibweise Hussten und Kritick).
Und ich höre ein langes U und ein langes I.
Für unsere Begriffe ist das ja auch lang - aber die Norddeutschen
können noch länger (denk' an die unsägliche "Mathema'tiiiiiek").

Servus,
Stefan
--
http://kontaktinser.at/ - die kostenlose Kontaktboerse fuer Oesterreich
Offizieller Erstbesucher(TM) von mmeike

Stefan - die zarteste Inkarnation von toll!
(Sloganizer)
Manfred Hoß
2024-07-20 15:27:18 UTC
Permalink
Post by Joerg Mertens
Ich war immer davon ausgegangen, dass es "kucken" gesprochen, aber
"gucken" geschrieben wird. Ich vermute allerdings, dass ich mir das
selbst irgendwann so zusammengereimt habe. Zumindest kann ich mich
nicht mehr daran erinnern, dies in der Schule so gelernt zu haben.
"Kucken" wurde in den meisten Duden erwähnt, daher war die Schreibweise
immer zulässig.

Gruß
Manfred.
Stefan Schmitz
2024-07-19 05:48:39 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Wie geht es euch damit?
Hab ich auch früher (tm) manchmal so gehört: [kaˈzɛtə]
Nur manchmal? Du kanntest also ein paar Leute, die es so gesprochen
haben, aber die Mehrheit sagte [kaˈsɛtə]?

Und später hast du [kaˈzɛtə] gar nicht mehr gehört? Das könnte natürlich
auch am Aussterben der Kassette liegen, oder an einem Wohnortwechsel.
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
Möglicherweise liegt diese Aussprache daran, dass zwei Doppelkonsonanten
hintereinander äußerst ungewöhnlich sind (gibt es andere Beispiele?).
Der Vokal vor Doppelkonsonant ist normalerweise betont. Aber zwei
betonte Vokale nacheinander passen nicht in die deutsche Sprache.
Vielleicht wird deshalb so gesprochen, als stünde nur ein s nach dem
unbetonten a.
Vielleicht regionale Aussprache?
Kannst du die [kaˈzɛtə]-Sprecher von damals einer bestimmten Region
zuordnen?
Heinz Lohmann
2024-07-19 12:13:45 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Wie geht es euch damit?
Hab ich auch früher (tm) manchmal so gehört: [kaˈzɛtə]
Nach all den Jahren will ich da keine Prozentzahl raushauen. Es kommt
mir jedenfalls nicht ungewöhnlich vor, aber ich habe jahrelang deutsche
Standardaussprache unterrichtet. Da ist mir die Zeit nicht mehr so präsent.
Post by Stefan Schmitz
Nur manchmal? Du kanntest also ein paar Leute, die es so gesprochen
haben, aber die Mehrheit sagte [kaˈsɛtə]?
Und später hast du [kaˈzɛtə] gar nicht mehr gehört? Das könnte natürlich
auch am Aussterben der Kassette liegen, oder an einem Wohnortwechsel.
Die Kassette selbst ist ja nicht ausgestorben, nur die Audiokassette und
Videokassette liegen in den letzten Zügen.
Post by Stefan Schmitz
Post by Heinz Lohmann
Vielleicht regionale Aussprache?
Kannst du die [kaˈzɛtə]-Sprecher von damals einer bestimmten Region
zuordnen?
Münsterland - Westfalen.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
wolfgang s
2024-07-19 12:42:29 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Die Kassette selbst ist ja nicht ausgestorben, nur die Audiokassette
und Videokassette liegen in den letzten Zügen.
Das ist nur halb richtig. Soweit ich weiß sind alle
Consumer-Videokassettenformate obsolet, neue Geräte und Leermedien für
VHS, 8mm, DV und deren Subformate werden seit Jahren nicht mehr
hergestellt. Die Preise am Gebrauchtmarkt für funktionierende Geräte
steigen deshalb langsam an.

Für die Philips Compact Cassette werden aber nach wie vor neue
Abspielgeräte und Leermedien produziert, wenn auch nicht mehr auf dem
Qualitätsniveau der 1990er Jahre. Für New Old Stock damaliger
Markenkassetten werden deshalb auf ebay teilweise 3-stellige Europreise
verlangt.

X-Post an die wahrscheinlichste Interessentengruppe
--
Currently listening: http://youtu.be/cReSdAG3s3Y

http://www.wschwanke.de/ usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Christina Kunze
2024-07-20 05:35:36 UTC
Permalink
Post by wolfgang s
Post by Heinz Lohmann
Die Kassette selbst ist ja nicht ausgestorben, nur die Audiokassette
und Videokassette liegen in den letzten Zügen.
Das ist nur halb richtig. Soweit ich weiß sind alle
Consumer-Videokassettenformate obsolet, neue Geräte und Leermedien für
VHS, 8mm, DV und deren Subformate werden seit Jahren nicht mehr
hergestellt. Die Preise am Gebrauchtmarkt für funktionierende Geräte
steigen deshalb langsam an.
Für die Philips Compact Cassette werden aber nach wie vor neue
Abspielgeräte und Leermedien produziert, wenn auch nicht mehr auf dem
Qualitätsniveau der 1990er Jahre. Für New Old Stock damaliger
Markenkassetten werden deshalb auf ebay teilweise 3-stellige Europreise
verlangt.
X-Post an die wahrscheinlichste Interessentengruppe
Kassetten sind doch z.B. auch diese stählernen Bargeldbehältnisse (in
Zeiten der online-Zahlung wahrscheinlich ebenfalls obsolet) und
Fotokassetten (auch aus der Mode, aber vielleicht bei Künstlern)

chr
Ulf_Kutzner
2024-07-20 07:41:52 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by wolfgang s
Post by Heinz Lohmann
Die Kassette selbst ist ja nicht ausgestorben, nur die Audiokassette
und Videokassette liegen in den letzten Zügen.
Das ist nur halb richtig. Soweit ich weiß sind alle
Consumer-Videokassettenformate obsolet, neue Geräte und Leermedien für
VHS, 8mm, DV und deren Subformate werden seit Jahren nicht mehr
hergestellt. Die Preise am Gebrauchtmarkt für funktionierende Geräte
steigen deshalb langsam an.
Für die Philips Compact Cassette werden aber nach wie vor neue
Abspielgeräte und Leermedien produziert, wenn auch nicht mehr auf dem
Qualitätsniveau der 1990er Jahre. Für New Old Stock damaliger
Markenkassetten werden deshalb auf ebay teilweise 3-stellige Europreise
verlangt.
X-Post an die wahrscheinlichste Interessentengruppe
Kassetten sind doch z.B. auch diese stählernen Bargeldbehältnisse (in
Zeiten der online-Zahlung wahrscheinlich ebenfalls obsolet)
Will ich heute mal testen, bei der
Jahresfeier eines Grubenvereins.

Ich biete Bargeld.

Gruß, ULF
Andreas Bockelmann
2024-07-20 16:55:24 UTC
Permalink
Post by wolfgang s
Post by Heinz Lohmann
Die Kassette selbst ist ja nicht ausgestorben, nur die Audiokassette
und Videokassette liegen in den letzten Zügen.
Das ist nur halb richtig. Soweit ich weiß sind alle
Consumer-Videokassettenformate obsolet, neue Geräte und Leermedien für
VHS, 8mm, DV und deren Subformate werden seit Jahren nicht mehr
hergestellt. Die Preise am Gebrauchtmarkt für funktionierende Gerätedas
steigen deshalb langsam an.
Für die Philips Compact Cassette werden aber nach wie vor neue
Abspielgeräte und Leermedien produziert, wenn auch nicht mehr auf dem
Qualitätsniveau der 1990er Jahre. Für New Old Stock damaliger
Markenkassetten werden deshalb auf ebay teilweise 3-stellige Europreise
verlangt.
X-Post an die wahrscheinlichste Interessentengruppe
Bei den Audiokassetten gibt es aber keine neuen Type II (Chrom) oder Type iV
(Metal) zu kaufen. Die Lizenzen für Chrombänder sind ausgelaufen, es fertigt
niemand mehr Chrom(IV)-oxid und auch die Hersteller von Ersatzstoffen
(Eisenoxyd mit Reineisenpartikeln) zur Patentumgehung fertigen nichts mehr.
Diese Pigmente waren aber auch für Videokassetten notwendig.

Diese Medien sind also im Grunde ausgestorben wir Super8-Film, Tondraht und
Wachsplatten.
--
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Bockelmann
Stefan Schmitz
2024-07-19 12:57:07 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Wie geht es euch damit?
Hab ich auch früher (tm) manchmal so gehört: [kaˈzɛtə]
Nach all den Jahren will ich da keine Prozentzahl raushauen. Es kommt
mir jedenfalls nicht ungewöhnlich vor, aber ich habe jahrelang deutsche
Standardaussprache unterrichtet. Da ist mir die Zeit nicht mehr so präsent.
Post by Stefan Schmitz
Nur manchmal? Du kanntest also ein paar Leute, die es so gesprochen
haben, aber die Mehrheit sagte [kaˈsɛtə]?
Und später hast du [kaˈzɛtə] gar nicht mehr gehört? Das könnte natürlich
auch am Aussterben der Kassette liegen, oder an einem Wohnortwechsel.
Die Kassette selbst ist ja nicht ausgestorben, nur die Audiokassette und
Videokassette liegen in den letzten Zügen.
Post by Stefan Schmitz
Post by Heinz Lohmann
Vielleicht regionale Aussprache?
Kannst du die [kaˈzɛtə]-Sprecher von damals einer bestimmten Region
zuordnen?
Münsterland - Westfalen.
Stammst du nicht selbst von da? Als regionale Aussprache hättest du es
dann nicht nur manchmal hören dürfen.
Bei Thomas mit Ruhrgebietshintergrund hätte ich auch Bekanntheit erwartet.
Thomas Schade
2024-07-19 14:16:58 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
Kannst du die [kaˈzɛtə]-Sprecher von damals einer bestimmten Region
zuordnen?
Münsterland - Westfalen.
Stammst du nicht selbst von da? Als regionale Aussprache hättest du es
dann nicht nur manchmal hören dürfen.
Bei Thomas mit Ruhrgebietshintergrund hätte ich auch Bekanntheit erwartet.
Als Kassetten weitere Verbreiterung erfuhren, lebte ich da schon nicht
mehr. :) Als Jugendliche, da schon im Saarland, sprachen wir immer von
'kaˈsɛtə', und das sehr viel.


Ciao
Toscha
--
Blessed is the man who, having nothing to say, abstains from giving us
wordy evidence of the fact. [George Eliot]
Markus Ermert
2024-07-19 13:34:10 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
Kannst du die [kaˈzɛtə]-Sprecher von damals einer bestimmten Region
zuordnen?
Münsterland - Westfalen.
Dort sagt man zB auch [zo:ze].

Das mag vielleicht einem Schwaben, der daheim keinerlei stimmhaftes s
kennt, merkwürdig erscheinen, aber insgesamt ist es völlig unauffällig. Es
reiht sich ein in die zig Aussprachevarianten, die das Deutsche hallt so
kennt und die täglich gesprochen werden.
Detlef Meißner
2024-07-19 13:59:24 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Post by Heinz Lohmann
Post by Stefan Schmitz
Kannst du die [kaˈzɛtə]-Sprecher von damals einer bestimmten Region
zuordnen?
Münsterland - Westfalen.
Dort sagt man zB auch [zo:ze].
Das mag vielleicht einem Schwaben, der daheim keinerlei stimmhaftes s
kennt, merkwürdig erscheinen, aber insgesamt ist es völlig unauffällig. Es
reiht sich ein in die zig Aussprachevarianten, die das Deutsche hallt so
^^^^^
Post by Markus Ermert
kennt und die täglich gesprochen werden.
Es hallt in meinen Ohren.

Detlef
--
Für objektiv wird man gehalten, wenn man den Leuten recht
gibt. (Crignis)
Thomas Schade
2024-07-19 14:18:26 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Das mag vielleicht einem Schwaben, der daheim keinerlei stimmhaftes s
kennt, merkwürdig erscheinen, aber insgesamt ist es völlig unauffällig. Es
reiht sich ein in die zig Aussprachevarianten, die das Deutsche hallt so
kennt und die täglich gesprochen werden.
Du machst das heute mit Absicht, oder? :)


Ciao
Toscha
--
Natürlich muss man mit Nazis reden. Ein deutliches
'Verpiss dich, Faschoarsch!' ist nie verkehrt.
Klare Botschaften. So wichtig in der Kommunikation.
Markus Ermert
2024-07-19 15:02:30 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Markus Ermert
Das mag vielleicht einem Schwaben, der daheim keinerlei stimmhaftes s
kennt, merkwürdig erscheinen, aber insgesamt ist es völlig unauffällig. Es
reiht sich ein in die zig Aussprachevarianten, die das Deutsche hallt so
kennt und die täglich gesprochen werden.
Du machst das heute mit Absicht, oder? :)
Mein Lecktor hat Uhrlaub.
Christian Weisgerber
2024-07-19 14:22:31 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Die Kassette selbst ist ja nicht ausgestorben, nur die Audiokassette und
Videokassette liegen in den letzten Zügen.
Wenn in holprig übersetzen ukrainischen oder russischen Frontberichten
von „Kassetten“ die Rede ist, dann ist Streumunition gemeint.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Uwe Schickedanz
2024-07-20 08:30:16 UTC
Permalink
On Fri, 19 Jul 2024 14:22:31 -0000 (UTC), Christian Weisgerber
Post by Christian Weisgerber
Post by Heinz Lohmann
Die Kassette selbst ist ja nicht ausgestorben, nur die Audiokassette und
Videokassette liegen in den letzten Zügen.
Wenn in holprig übersetzen ukrainischen oder russischen Frontberichten
von „Kassetten“ die Rede ist, dann ist Streumunition gemeint.
Genauer gesagt heißt im Russischen der Streumunitionsbehälter
Kassette, nicht die Munition selbst.

Gruß Uwe
--
Russland muss, auch mit deutschen Soldaten, niedergerungen werden.
Forderung des deutschen Politikers Sigmar Gabriel, Juni 2024

=== http://www.sicherheitslampe.de ===
Markus Ermert
2024-07-19 03:51:16 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Du meinst sicher stimmlos. Die Schreibung "ß" indiziert keinen
Ausspracheunterschied des Konsonanten.
Post by Stefan Schmitz
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Manche sprechen es stimmhaft aus, ja. Eher wie ein verunglücktes frz.
Gazette. Womöglich auch örtlich beeinflusst, Regiolekt. So wie halt das "r"
oft regional unterschiedlich gerollt wird.
Post by Stefan Schmitz
Wie geht es euch damit?
Ich finde das nicht besonders auffällig. Es gehört zu den normalen
Ausspracheunterschieden, die es nun mal gibt, ob nun individuell oder
regiolektal bestimmt.
Post by Stefan Schmitz
Möglicherweise liegt diese Aussprache daran, dass zwei Doppelkonsonanten
hintereinander äußerst ungewöhnlich sind
Sind sie nicht. Und ich sehe da keinen Zusammenhang.
Reinhard Zwirner
2024-07-19 11:29:10 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir
auf, dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und
im Umfeld so gehört.
Wie geht es euch damit?
Kurzes a, ss wie ß.

HTH

Reinhard
Christian Weisgerber
2024-07-19 14:10:06 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Was gibt es eigentlich an Wörtern mit /s/ vor betontem Vokal?

Ich glaube, Ausspracheregeln für den Wortanfang gelten auch oder
eigentlich für die Stellung vor betonter Silbe. Wer also <setzen>
/ˈzɛtsən/ sagt, weil er anlautendes <s> als /z/ spricht und /s/
dort nie oder nur selten bei Fremdwörtern hat, für den bietet sich
auch /kaˈzɛtə/ an.

Diejenigen, die <setzen> als /ˈsɛtsən/ sprechen, sind da außen vor.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Thomas Schade
2024-07-19 14:50:12 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Was gibt es eigentlich an Wörtern mit /s/ vor betontem Vokal?
Ganz spontan, Kassierer*in, Bassist*in.
Post by Christian Weisgerber
Ich glaube, Ausspracheregeln für den Wortanfang gelten auch oder
eigentlich für die Stellung vor betonter Silbe. Wer also <setzen>
/ˈzɛtsən/ sagt, weil er anlautendes <s> als /z/ spricht und /s/
dort nie oder nur selten bei Fremdwörtern hat, für den bietet sich
auch /kaˈzɛtə/ an.
Das mutet mich seltsam an. Die Aussprache /ˈzɛtsən/ ist für mich ebenso
selbstverständlich wie /kaˈsɛtə/ oder /kaˈs:ira/.


Ciao
Toscha
--
Für 'richtige Männer(tm)' ist Gendern auch nur solange unwichtig,
bis du sie nach ihrem Partner fragst.
Markus Ermert
2024-07-19 15:02:27 UTC
Permalink
On 19.07.2024 16:10 [CEST], Christian Weisgerber .
Wer also <setzen>
Post by Christian Weisgerber
/ˈzɛtsən/ sagt, weil er anlautendes <s> als /z/ spricht und /s/
dort nie oder nur selten bei Fremdwörtern hat, für den bietet sich
auch /kaˈzɛtə/ an.
Das mutet mich seltsam an. Die Aussprache /ˈzɛtsən/ ist für mich ebenso
selbstverständlich wie /kaˈsɛtə/ oder /kaˈs:ira/.
Und andere sagen selbstverständlich /kaˈzetə oder kaˈz:iro/.

Verstehe nicht, warum manche von einer allgemein üblichen Aussprache
ausgehen, von der nur ein paar Falschsprecher oder Mundartler abweichen.
Abweichung ist eher die Norm.
Thomas Schade
2024-07-19 15:12:17 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
On 19.07.2024 16:10 [CEST], Christian Weisgerber .
Wer also <setzen>
Post by Christian Weisgerber
/ˈzɛtsən/ sagt, weil er anlautendes <s> als /z/ spricht und /s/
dort nie oder nur selten bei Fremdwörtern hat, für den bietet sich
auch /kaˈzɛtə/ an.
Das mutet mich seltsam an. Die Aussprache /ˈzɛtsən/ ist für mich ebenso
selbstverständlich wie /kaˈsɛtə/ oder /kaˈs:ira/.
Und andere sagen selbstverständlich /kaˈzetə oder kaˈz:iro/.
Ja, warum auch nicht. Seltsam empfinde ich lediglich Christians
Herleitung, dass wer /ˈzɛtsən/ eher zu /kaˈzetə/ tendieren sollte. Ich
erkenne einfach den Zusammenhang nicht
Post by Markus Ermert
Verstehe nicht, warum manche von einer allgemein üblichen Aussprache
ausgehen, von der nur ein paar Falschsprecher oder Mundartler abweichen.
Abweichung ist eher die Norm.
Wenn du mich so verstanden hast, habe ich mich wohl ungeschickt
ausgedrückt. Ich bin sicher einer der Letzten, die mit einer von der
Standardlautung abweichenden Aussprache ein Problem haben. Und ob jetzt
nun /kaˈzetə/ oder /kaˈsetə/ den Standard darstellen, ändert nichts
daran, dass die jeweils andere Aussprache offenbar vorkommt.


Ciao
Toscha
--
If you think we can't change the world, it just means
you're not one of those who will. [Jacques Fresco]
Thomas Schade
2024-07-19 15:37:24 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
On 19.07.2024 16:10 [CEST], Christian Weisgerber .
Wer also <setzen>
Post by Christian Weisgerber
/ˈzɛtsən/ sagt, weil er anlautendes <s> als /z/ spricht und /s/
dort nie oder nur selten bei Fremdwörtern hat, für den bietet sich
auch /kaˈzɛtə/ an.
Das mutet mich seltsam an. Die Aussprache /ˈzɛtsən/ ist für mich ebenso
selbstverständlich wie /kaˈsɛtə/ oder /kaˈs:ira/.
Und andere sagen selbstverständlich /kaˈzetə oder kaˈz:iro/.
Ja, warum auch nicht. Seltsam empfinde ich lediglich Christians
Herleitung, dass wer /ˈzɛtsən/ sagt, eher zu /kaˈzetə/ tendieren sollte.
Ich erkenne einfach den Zusammenhang nicht
Post by Markus Ermert
Verstehe nicht, warum manche von einer allgemein üblichen Aussprache
ausgehen, von der nur ein paar Falschsprecher oder Mundartler abweichen.
Abweichung ist eher die Norm.
Wenn du mich so verstanden hast, habe ich mich wohl ungeschickt
ausgedrückt. Ich bin sicher einer der Letzten, die mit einer von der
Standardlautung abweichenden Aussprache ein Problem haben. Und ob jetzt
nun /kaˈzetə/ oder /kaˈsetə/ den Standard darstellen, ändert nichts
daran, dass die jeweils andere Aussprache offenbar vorkommt.


Ciao
Toscha
--
If you think we can't change the world, it just means
you're not one of those who will. [Jacques Fresco]
Christian Weisgerber
2024-07-20 14:40:30 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Ja, warum auch nicht. Seltsam empfinde ich lediglich Christians
Herleitung, dass wer /ˈzɛtsən/ sagt, eher zu /kaˈzetə/ tendieren sollte.
Ich erkenne einfach den Zusammenhang nicht
Was ist mit Leuten, die <Sex> als /zɛks/ statt /sɛks/ sprechen?
Ist dir da die Übertragung von /ˈzɛtsən/ usw. einsichtig?
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Thomas Schade
2024-07-20 15:44:53 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Post by Thomas Schade
Ja, warum auch nicht. Seltsam empfinde ich lediglich Christians
Herleitung, dass wer /ˈzɛtsən/ sagt, eher zu /kaˈzetə/ tendieren sollte.
Ich erkenne einfach den Zusammenhang nicht
Was ist mit Leuten, die <Sex> als /zɛks/ statt /sɛks/ sprechen?
Interessantes Beispiel, in der Tat. Den Vorgang selbst spreche ich
/sɛks/, da klingt /zɛks/ für mich ähnlich fremd wie die /kaˈzɛtə/. Aber
Formen wie Sexual~ spreche in dann mit stimmhaftem s.
Post by Christian Weisgerber
Ist dir da die Übertragung von /ˈzɛtsən/ usw. einsichtig?
Eigentlich nicht, nein. Vielleicht tue ich mich mit dem Gedanken schwer,
dass ich Wort b wie Wort a aussprechen soll, nur weil sie ähnlich
geschrieben werden.


Ciao
Toscha
--
- Ein ganzer Tag auf der Couch macht mich glücklich.
- Das liegt an den Indoorphinen!
Sergio Gatti
2024-07-19 21:01:11 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Verstehe nicht, warum manche von einer allgemein üblichen Aussprache
ausgehen, von der nur ein paar Falschsprecher oder Mundartler abweichen.
Zum Beispiel Leute, die Deutsch lernen oder gelernt haben? :-) Wie
sollen wir das ohne eine verbindliche Grundlage jemals schaffen?
Post by Markus Ermert
Abweichung ist eher die Norm.
Dein Satz "Abweichung ist eher die Norm." kann man auf zwei Arten verstehen.

1. Es ist die Norm, dass manche oder sogar viele Leute eine vom Standard
abweichende Aussprache haben.
Einverstanden: Jeder italienische Muttersprachler merkt in weniger als
einer Minute, dass ich aus Norditalien stamme und - wie mehrere
Millionen Landsleute - einige Vokale anders als laut den herrschenden
Wörterbüchern ausspreche. Süditalienern geht es genauso. Weitere
Probleme besprechen wir lieber in it.cultura.linguistica.italiano

2. Mehr Leute sprechen abweichend als nach der Norm. Das bezweifle ich
stark. Sonst müsste man eben die Norm ändern und anpassen. Die
sprachliche Norm ist per Definition die Aussprache der Mehrheit, sonst
ist sie keine. Es sei denn, es gibt viele verschiedene Abweichungen und
die Norm widerspiegelt immerhin die relative Mehrheit. Oder ein
Herrscher bestimmt, wie die Untertanen zu sprechen haben, aber diese
Zeiten dürften vorbei sein.
Peter J. Holzer
2024-07-19 22:20:14 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Markus Ermert
Verstehe nicht, warum manche von einer allgemein üblichen Aussprache
ausgehen, von der nur ein paar Falschsprecher oder Mundartler abweichen.
Zum Beispiel Leute, die Deutsch lernen oder gelernt haben? :-) Wie
sollen wir das ohne eine verbindliche Grundlage jemals schaffen?
Post by Markus Ermert
Abweichung ist eher die Norm.
Dein Satz "Abweichung ist eher die Norm." kann man auf zwei Arten verstehen.
[...]
Post by Sergio Gatti
2. Mehr Leute sprechen abweichend als nach der Norm. Das bezweifle ich
stark. Sonst müsste man eben die Norm ändern und anpassen. Die
sprachliche Norm ist per Definition die Aussprache der Mehrheit, sonst
ist sie keine. Es sei denn, es gibt viele verschiedene Abweichungen
Das ist offensichtlich der Fall.
Post by Sergio Gatti
und die Norm widerspiegelt immerhin die relative Mehrheit.
Oder einfach nur die Mitte. Denk an das Schwarze einer Zielscheibe. Das
ist nur ein winziger Teil der ganzen Scheibe, aber jeder andere Teil
wäre genauso klein und weiter von manchen anderen Teilen entfernt.
Post by Sergio Gatti
Oder ein Herrscher bestimmt, wie die Untertanen zu sprechen haben,
aber diese Zeiten dürften vorbei sein.
Muss nicht unbedingt ein Herrscher sein. Jemand, der glaubt, ein Buch
darüber schreiben zu müssen, reicht.

hp
Stefan Ram
2024-07-19 23:01:18 UTC
Permalink
Post by Peter J. Holzer
Oder einfach nur die Mitte. Denk an das Schwarze einer Zielscheibe.
Das Schwarze in der Mitte einer Zielscheibe heißt auf englisch
übrigens "bull's-eye". Hier ein Beispielsatz:

|It's time to put Trump in a bull's-eye.
Joe Biden am 8. Juli 2024, in einem Telephonat mit seinen Geldgebern
Uwe Borchert
2024-07-19 23:41:01 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Stefan Ram
Post by Peter J. Holzer
Oder einfach nur die Mitte. Denk an das Schwarze einer Zielscheibe.
Das Schwarze in der Mitte einer Zielscheibe heißt auf englisch
übrigens "bull's-eye".
Nö! Das ist Rot!
Post by Stefan Ram
|It's time to put Trump in a bull's-eye.
Joe Biden am 8. Juli 2024, in einem Telephonat mit seinen Geldgebern
Ins Visier nehmen?

MfG

Uwe Borchert
Manfred Hoß
2024-07-20 06:23:39 UTC
Permalink
Post by Uwe Borchert
Hallo,
Post by Stefan Ram
Post by Peter J. Holzer
Oder einfach nur die Mitte. Denk an das Schwarze einer Zielscheibe.
Das Schwarze in der Mitte einer Zielscheibe heißt auf englisch
übrigens "bull's-eye".
Nö! Das ist Rot!
Beim Bogenschießen ist das Innere gelb.
Post by Uwe Borchert
Post by Stefan Ram
|It's time to put Trump in a bull's-eye.
Joe Biden am 8. Juli 2024, in einem Telephonat mit seinen Geldgebern
Ins Visier nehmen?
Das Augenmerk auf ihn richten?

Gruß
Manfred.
Christina Kunze
2024-07-20 07:00:15 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Post by Uwe Borchert
Hallo,
Post by Stefan Ram
Post by Peter J. Holzer
Oder einfach nur die Mitte. Denk an das Schwarze einer Zielscheibe.
Das Schwarze in der Mitte einer Zielscheibe heißt auf englisch
übrigens "bull's-eye".
Nö! Das ist Rot!
Beim Bogenschießen ist das Innere gelb.
Post by Uwe Borchert
Post by Stefan Ram
|It's time to put Trump in a bull's-eye.
Joe Biden am 8. Juli 2024, in einem Telephonat mit seinen Geldgebern
Ins Visier nehmen?
Das Augenmerk auf ihn richten?
Trotzdem bleibt die remotivierbare Gewaltbedeutung. Ein Präsident sollte
vielleicht nachdenken, wie er seine Absichten ausdrückt, falls er das
hinbekommt.
Auch auf Englisch gibt es bestimmt friedlichere Formulierungen für den
Vorgang.

chr
Uwe Schickedanz
2024-07-20 08:31:34 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Manfred Hoß
Post by Uwe Borchert
Hallo,
Post by Stefan Ram
Post by Peter J. Holzer
Oder einfach nur die Mitte. Denk an das Schwarze einer Zielscheibe.
Das Schwarze in der Mitte einer Zielscheibe heißt auf englisch
übrigens "bull's-eye".
Nö! Das ist Rot!
Beim Bogenschießen ist das Innere gelb.
Post by Uwe Borchert
Post by Stefan Ram
|It's time to put Trump in a bull's-eye.
Joe Biden am 8. Juli 2024, in einem Telephonat mit seinen Geldgebern
Ins Visier nehmen?
Das Augenmerk auf ihn richten?
Trotzdem bleibt die remotivierbare Gewaltbedeutung. Ein Präsident sollte
vielleicht nachdenken, wie er seine Absichten ausdrückt, falls er das
hinbekommt.
Naja, wir reden von Joe Biden.
Post by Christina Kunze
Auch auf Englisch gibt es bestimmt friedlichere Formulierungen für den
Vorgang.
Bestimmt. Aber einer hats halt wörtlich genommen.

Gruß Uwe
--
Russland muss, auch mit deutschen Soldaten, niedergerungen werden.
Forderung des deutschen Politikers Sigmar Gabriel, Juni 2024

=== http://www.sicherheitslampe.de ===
Markus Ermert
2024-07-20 06:08:35 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Markus Ermert
Verstehe nicht, warum manche von einer allgemein üblichen Aussprache
ausgehen, von der nur ein paar Falschsprecher oder Mundartler abweichen.
Zum Beispiel Leute, die Deutsch lernen oder gelernt haben? :-) Wie
sollen wir das ohne eine verbindliche Grundlage jemals schaffen?
Das Lehren einer Standardaussprache ist natürlich sinnvoll, ändert aber an
der vorgefundenen Sprachpraxis nichts. Ich habe in der Schule britische
Hochaussprache gelernt. Die nützt einem bekanntlich in Texas oder
Schottland wenig.
Post by Sergio Gatti
Post by Markus Ermert
Abweichung ist eher die Norm.
Dein Satz "Abweichung ist eher die Norm." kann man auf zwei Arten verstehen.
1. Es ist die Norm, dass manche oder sogar viele Leute eine vom Standard
abweichende Aussprache haben.
Einverstanden: Jeder italienische Muttersprachler merkt in weniger als
einer Minute, dass ich aus Norditalien stamme und - wie mehrere
Millionen Landsleute - einige Vokale anders als laut den herrschenden
Wörterbüchern ausspreche.
Genau das meinte ich. Es ist doch glasklar, dass es im deutschen Sprachraum
das gleiche Phänomen gibt.
Post by Sergio Gatti
2. Mehr Leute sprechen abweichend als nach der Norm. Das bezweifle ich
stark.
Ich nicht. Zumindest südlich der Benrather Linie spricht die Mehrheit nicht
normgerecht. Natürlich werden Abweichler umso häufiger, je ländlicher die
Region ist.
Post by Sergio Gatti
Sonst müsste man eben die Norm ändern und anpassen. Die
sprachliche Norm ist per Definition die Aussprache der Mehrheit, sonst
ist sie keine.
Das bezweifle ich. Wer in Großbritannien spricht im Alltag tatsächlich das
Queen's/Oxford English? Und was soll die Standardaussprache in den USA
sein? In Österreich folgt ja nicht mal die Mehrheit der professionellen
Sprecher der deutschen Standardaussprache.
Ulf_Kutzner
2024-07-20 07:38:07 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Post by Sergio Gatti
Post by Markus Ermert
Verstehe nicht, warum manche von einer allgemein üblichen Aussprache
ausgehen, von der nur ein paar Falschsprecher oder Mundartler abweichen.
Zum Beispiel Leute, die Deutsch lernen oder gelernt haben? :-) Wie
sollen wir das ohne eine verbindliche Grundlage jemals schaffen?
Das Lehren einer Standardaussprache ist natürlich sinnvoll, ändert aber an
der vorgefundenen Sprachpraxis nichts. Ich habe in der Schule britische
Hochaussprache gelernt. Die nützt einem bekanntlich in Texas oder
Schottland wenig.
Etwa die halbe Miete: Du wirst verstanden.
Helmut Richter
2024-07-20 08:28:17 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Ich nicht. Zumindest südlich der Benrather Linie spricht die Mehrheit nicht
normgerecht.
Die Benrather Linie ist da, wo nördlich davon normgerecht "Water" und
"maken" gesagt wird statt nicht normgerecht "Wasser" und "machen"?
Anhand dieser Lautverschiegung ist sie nämlich definiert.
--
Helmut Richter
wolfgang s
2024-07-20 08:59:43 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Markus Ermert
Ich nicht. Zumindest südlich der Benrather Linie spricht die Mehrheit
nicht normgerecht.
Die Benrather Linie ist da, wo nördlich davon normgerecht "Water" und
"maken" gesagt wird statt nicht normgerecht "Wasser" und "machen"?
Anhand dieser Lautverschiegung ist sie nämlich definiert.
Es gibt diese Legende, Hochdeutsch sei ein norddeutsches Ding das den
Südis übergestülpt wurde. Tatsächlich ist es umgekehrt, wie wir wissen.
Aber der folkloristische Eindruck hat einen Grund: Die Norddeutschen
sprechen inzwischen das ihnen ursprünglich übergeholfene Hochdeutsch
sehr rein, oft als Muttersprache, während man den Südis meist ihre
Herkunft anhört - gerade weil ihr Dialekt und Hochdeutsch sich stärker
ähneln und deshalb Mischformen leichter möglich sind.
--
Currently listening: http://youtu.be/cReSdAG3s3Y

http://www.wschwanke.de/ usenet_20031215 (AT) wschwanke (DOT) de
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-07-20 14:05:41 UTC
Permalink
Post by wolfgang s
Es gibt diese Legende, Hochdeutsch sei ein norddeutsches Ding das
den Südis übergestülpt wurde. Tatsächlich ist es umgekehrt, wie
Die Norddeutschen sprechen inzwischen das ihnen ursprünglich
übergeholfene Hochdeutsch sehr rein, oft als Muttersprache,
während man den Südis meist ihre Herkunft anhört
Naja, wie wir wissen hört man den Nordis ihre Herkunft ganz genauso
an - durch die Verwendung dessen, was sie für "normgerechte" Sprache
halten. Auf die Idee, dass das zwar nicht mehr der ursprünglich
verbreitete, aber selbstverständlich ganz genauso ein Akzent ist,
kommen sie nur selten.

Servus,
Stefan
--
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Offizieller Erstbesucher(TM) von mmeike

Stefan. Für glückliche Stunden!
(Sloganizer)
Stefan Schmitz
2024-07-19 15:00:19 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Was gibt es eigentlich an Wörtern mit /s/ vor betontem Vokal?
Kommissar wurde schon genannt. Dann noch Wörter auf -ssier(en), -ssage,
-ssade, -ssiv, -ssion, -sseur, -sseuse, -ssur, -ssär.
Post by Christian Weisgerber
Ich glaube, Ausspracheregeln für den Wortanfang gelten auch oder
eigentlich für die Stellung vor betonter Silbe. Wer also <setzen>
/ˈzɛtsən/ sagt, weil er anlautendes <s> als /z/ spricht und /s/
dort nie oder nur selten bei Fremdwörtern hat, für den bietet sich
auch /kaˈzɛtə/ an.
Diejenigen, die <setzen> als /ˈsɛtsən/ sprechen, sind da außen vor.
Sergio Gatti
2024-07-19 20:36:46 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Stimmhaft wie in Rasen? Wo liegt dein Umfeld? Ein stimmhaftes Doppel-s
ist MUSEN in der _deutschen_ _Standardsprache_ undenkbar. Nachdem ich
die Hinweise von Markus gelesen habe, erinnere ich daran, dass ich über
Dialektaussprachen nur schweigen kann, selbst nach 40 Jahren in Berlin.

Auch nach über 40 Jahren bleibt die Antwort eines Westfalen, der schon
ein paar Jahre in Berlin lebte, auf meine Frage über den Berliner
Dialekt unvergessen: Das sprechen hier nur die Türkenkinder.

Für Christina und andere: Damals gab es noch eine Mauer. Keine Ahnung,
ob er damals Ostberlin mit Tagesvisum besucht hatte. Vermutlich eher nicht.
Markus Ermert
2024-07-20 06:17:22 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Stefan Schmitz
Heute sah ich auf einem Plakat das Wort 'Kassette'. Dabei fiel mir auf,
dass dieses Doppel-s eigentlich wie ß gesprochen werden müsste.
Tatsächlich habe ich es aber immer nur mit stimmhaftem s gesagt und im
Umfeld so gehört.
Stimmhaft wie in Rasen? Wo liegt dein Umfeld? Ein stimmhaftes Doppel-s
ist MUSEN in der _deutschen_ _Standardsprache_ undenkbar.
Muttersprachler eignen sich die Aussprache verbreiteter Wörter aber nicht
durch Lesen an. Insofern ist die Schreibweise nicht entscheidend. Wer mit
[kazete] aufwächst, könnte Rechtschreibprobleme bekommen (Kasette), aber er
wird die Aussprache nicht ändern, wenn er die richtige Schreibung lernt.

Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist richtig schreiben
und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die keinen Unterschied zwischen
"ch" und "sch" kennt.
Sergio Gatti
2024-07-20 07:23:56 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist richtig schreiben
und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die keinen Unterschied zwischen
"ch" und "sch" kennt.
Fast alle Nichtmuttersprachler können diesen Unterschied nicht oder nur
sehr mühsam nachbilden. Was muss jemand, der Deutsch lernt, sonst
machen, um als Moselfranke durchzugehen? :-)
Markus Ermert
2024-07-20 07:55:43 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist richtig schreiben
und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die keinen Unterschied zwischen
"ch" und "sch" kennt.
Fast alle Nichtmuttersprachler können diesen Unterschied nicht oder nur
sehr mühsam nachbilden.
Ripuaren und Moselfranken ebenso, Regiolektmuttersprachler müssen das "ch"
erst erlernen. Bekannt sind Hyperkorrekturen wie "Gechichte".
Post by Sergio Gatti
Was muss jemand, der Deutsch lernt, sonst
machen, um als Moselfranke durchzugehen? :-)
Für Frauen Neutrum benutzen, "dat Anna". Möglichst viele Endungen wie "as"
oder "es" durch "at" und "et" ersetzen, End-"st" zu "s" machen, anlautendes
"i" zu "e". Besitzanzeigenden Dativ mit "ist" verwenden ("Wemm ess dat
Booch"?) Lokal-Adverbien mit dem Artikel zusammenziehen ("heddat",
"doddie").

Fortgeschrittene:
"Ja" durch "Hö-'ö" und "Nein" durch "'ö-ö" ersetzen.
Helmut Richter
2024-07-20 08:37:27 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist richtig schreiben
und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die keinen Unterschied zwischen
"ch" und "sch" kennt.
Fast alle Nichtmuttersprachler können diesen Unterschied nicht oder nur
sehr mühsam nachbilden. Was muss jemand, der Deutsch lernt, sonst
machen, um als Moselfranke durchzugehen? :-)
Ausgeprägte Dialektmerkmale in der Sprache klingen meist blöd, wenn der
rest des Dialekts fehlt. Es gibt einige überregionale
Nicht-Norm-Aussprachen, die so verbreitet sind, dass man sie nicht als
Dialekt wahrnimmt – die können dann auch Nichtmuttersprachler verwenden
ohne aufzufallen, z.B. die Färbung eines Schwa Richtung ä statt Richtung ö
(also ɛ statt ə) oder die Entstimmlichung von Konsonanten.
--
Helmut Richter
Christian Weisgerber
2024-07-20 15:19:37 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Ausgeprägte Dialektmerkmale in der Sprache klingen meist blöd, wenn der
rest des Dialekts fehlt. Es gibt einige überregionale
Nicht-Norm-Aussprachen, die so verbreitet sind, dass man sie nicht als
Dialekt wahrnimmt –
Nummer 1 ist die stimmlose Aussprache von anlautendem <s> vor Vokal,
also <setzen> /ˈsɛtsən/. Eine nicht unerhebliche Minderheit von
Schauspielern, Radiosprechern u.ä. verwendet das, ohne erkennbare
regionale Färbung.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Helmut Richter
2024-07-20 16:37:18 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Post by Helmut Richter
Ausgeprägte Dialektmerkmale in der Sprache klingen meist blöd, wenn der
rest des Dialekts fehlt. Es gibt einige überregionale
Nicht-Norm-Aussprachen, die so verbreitet sind, dass man sie nicht als
Dialekt wahrnimmt –
Nummer 1 ist die stimmlose Aussprache von anlautendem <s> vor Vokal,
also <setzen> /ˈsɛtsən/. Eine nicht unerhebliche Minderheit von
Schauspielern, Radiosprechern u.ä. verwendet das, ohne erkennbare
regionale Färbung.
Ja, das meinte ich mit „Entstimmlichung von Konsonanten“. Die anderen
entstimmlichten Konsonanten sind die „stimmhaften“ (d.h. vor allem
unbehauchten) Plosive. Nach dem Standard setzt die Stimme so früh ein,
dass sie während des Verschlusses zu hören ist, andernorts (Süd und Ost)
wird sie sogar intervokalisch unterbrochen, z.B. Leben [leːb̥ən]. Der
Unterschied s/z̥ ist nur insofern anders, als es ein Phonem [s] gibt, so
dass nicht einfach ein Laut anders („falsch“) ausgesprochen wird, sondern
ein Phonemgegensatz s/z durch einen unauffälligeren s/z̥ ersetzt..

In ungefähr derselben Region wird w bilabial ausgesprochen, aber das
bleibt ja dabei stimmhaft.
--
Helmut Richter
Christian Weisgerber
2024-07-20 15:14:35 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist richtig schreiben
und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die keinen Unterschied zwischen
"ch" und "sch" kennt.
Fast alle Nichtmuttersprachler können diesen Unterschied nicht oder nur
sehr mühsam nachbilden.
Ich habe den Eindruck, dass Nichtmuttersprachlern die _Unterscheidung_
zwischen sch /ʃ/ und ich-Laut /ç/ klar ist, aber die konkrete
Artikulation des ich-Lauts das schwierigste Problem der deutschen
Aussprache auf Segment-Ebene ist.

Es gibt da seltsame Effekte. Seit Jahren habe ich den Eindruck,
wenn man einen französischen /ʃ/-Laut ausschneidet und in ein
deutsches Wort einfügt, dann klingt er wie /ç/ und nicht wie /ʃ/.
Kürzlich habe ich den Film _La Femme flic_ (1980) gesehen. Da erwähnt
Miou-Miou den deutschen Dramatiker Brecht und die Aussprache war
für mich völlig unauffällig. Ihr Gegenüber korrigiert sie, das
hieße... Tja, er würgt da etwas heraus, von dem ich nicht weiß, ob
es [ç] oder [x] sein soll, aber es klingt sicher nicht wie eine
deutsche Aussprache von „Brecht“.

Das Thema ist für mich schwierig, da ich selbst aus einer Gegend
komme, wo sch und ich-Laut in Dialekt/Regiolekt nicht unterschieden
werden.
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-07-20 19:45:35 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Post by Sergio Gatti
Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist
richtig schreiben und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die
keinen Unterschied zwischen "ch" und "sch" kennt.
Fast alle Nichtmuttersprachler können diesen Unterschied nicht
oder nur sehr mühsam nachbilden.
Ich habe den Eindruck, dass Nichtmuttersprachlern die
_Unterscheidung_ zwischen sch /ʃ/ und ich-Laut /ç/ klar ist, aber
die konkrete Artikulation des ich-Lauts das schwierigste Problem
der deutschen Aussprache auf Segment-Ebene ist.
Was ich durchaus spannend finde. Dass ich damit keine Probleme habe
ist klar, weil Muttersprache. Die beiden Laute unterscheiden sich
aber doch nur in der Zugenposition (oder?) und das dafür deutlich -
und IMO ist /ç/ sogar der einfachere der beiden. Woher kommen dann
die großen Probleme?

Mir bereitet es z.B. Schwierigkeiten, ein Wort mit stimmhaftem s am
Wortbeginn zu sprechen. Das tut man hier nicht, das braucht man auch
nicht, ergo bin ich es halt nicht gewohnt. Für die Stimmhaftigkeit
ist aber (im Gegensatz zu oben) einiges an Kraft erforderlich,
weshalb ich diesen Unterschied im praktischen Sprachgebrauch für
schwieriger halte. Ist er aber offenbar nicht.

Servus,
Stefan
--
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Perfektum fantasticum, oder warum Stefan so lau käst!
(Sloganizer)
Peter J. Holzer
2024-07-20 20:55:35 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Christian Weisgerber
Ich habe den Eindruck, dass Nichtmuttersprachlern die
_Unterscheidung_ zwischen sch /ʃ/ und ich-Laut /ç/ klar ist, aber
die konkrete Artikulation des ich-Lauts das schwierigste Problem
der deutschen Aussprache auf Segment-Ebene ist.
Was ich durchaus spannend finde. Dass ich damit keine Probleme habe
ist klar, weil Muttersprache. Die beiden Laute unterscheiden sich
aber doch nur in der Zugenposition (oder?) und das dafür deutlich -
Interessant. Wenn ich zwischen /ʃ/ und /ç/ hin und her wechsle, bewege
ich die Lippen (die bilden bei /ʃ/ fast einen Kussmund, während sie bei
/ç/ ziemlich entspannt sind) und das Unterkiefer (das ist bei /ç/ weiter
unten). Die Zunge hingegen scheint mir ziemlich in der gleichen Position
zu bleiben.

hp
Ulf_Kutzner
2024-07-21 06:30:43 UTC
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Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
On 2024-07-20, Sergio Gatti
Post by Sergio Gatti
Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist
richtig schreiben und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die
keinen Unterschied zwischen "ch" und "sch" kennt.
Fast alle Nichtmuttersprachler können diesen Unterschied nicht
oder nur sehr mühsam nachbilden.
Ich habe den Eindruck, dass Nichtmuttersprachlern die
_Unterscheidung_ zwischen sch /ʃ/ und ich-Laut /ç/ klar ist, aber
die konkrete Artikulation des ich-Lauts das schwierigste Problem
der deutschen Aussprache auf Segment-Ebene ist.
Was ich durchaus spannend finde. Dass ich damit keine Probleme habe
ist klar, weil Muttersprache. Die beiden Laute unterscheiden sich
aber doch nur in der Zugenposition (oder?) und das dafür deutlich -
und IMO ist /ç/ sogar der einfachere der beiden. Woher kommen dann
die großen Probleme?
Mir bereitet es z.B. Schwierigkeiten, ein Wort mit stimmhaftem s am
Wortbeginn zu sprechen. Das tut man hier nicht, das braucht man auch
nicht, ergo bin ich es halt nicht gewohnt. Für die Stimmhaftigkeit
ist aber (im Gegensatz zu oben) einiges an Kraft erforderlich,
weshalb ich diesen Unterschied im praktischen Sprachgebrauch für
schwieriger halte. Ist er aber offenbar nicht.
Bei anderen Werten von von hiesig sind
es eben andere phonetische Minimalpaare.

Gruß, ULF

Stefan Schmitz
2024-07-20 08:35:24 UTC
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Post by Markus Ermert
Muttersprachler eignen sich die Aussprache verbreiteter Wörter aber nicht
durch Lesen an. Insofern ist die Schreibweise nicht entscheidend. Wer mit
[kazete] aufwächst, könnte Rechtschreibprobleme bekommen (Kasette), aber er
wird die Aussprache nicht ändern, wenn er die richtige Schreibung lernt.
So pauschal würde ich nicht zustimmen. Wenn die Abweichung zu stark ist,
könnte er seine bisherige Aussprache von selbst als falsch verwerfen und
fortan zur Schreibung passend sprechen.

Erst recht, wenn er sich in Kreisen bewegt, wo er sonst auffallen würde.
Joerg Mertens
2024-07-20 14:40:52 UTC
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Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist richtig schreiben
und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die keinen Unterschied zwischen
"ch" und "sch" kennt.
Wir haben das Problem gelöst, indem wir ein weiteres Unterscheidungsmerkmal
eingebaut haben. Hier sagt man zwar "Kirche" (oder eben "Kirsche"), wenn
es um das Bauwerk mit dem Glockenturm geht, aber die Frucht heißt dann
"Kichsche", also mit hartem "ch", wie in "machen".
Frank Hucklenbroich
2024-07-20 15:16:50 UTC
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Post by Joerg Mertens
Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist richtig schreiben
und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die keinen Unterschied zwischen
"ch" und "sch" kennt.
Wir haben das Problem gelöst, indem wir ein weiteres Unterscheidungsmerkmal
eingebaut haben. Hier sagt man zwar "Kirche" (oder eben "Kirsche"), wenn
es um das Bauwerk mit dem Glockenturm geht, aber die Frucht heißt dann
"Kichsche", also mit hartem "ch", wie in "machen".
Geh in den Ruhrpott, da heißt es dann "Kierche". Sowohl für die Frucht als
auch für das Gebäude.

Grüße,

Frank
Stefan Schmitz
2024-07-20 17:11:08 UTC
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Post by Frank Hucklenbroich
Post by Joerg Mertens
Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist richtig schreiben
und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die keinen Unterschied zwischen
"ch" und "sch" kennt.
Wir haben das Problem gelöst, indem wir ein weiteres Unterscheidungsmerkmal
eingebaut haben. Hier sagt man zwar "Kirche" (oder eben "Kirsche"), wenn
es um das Bauwerk mit dem Glockenturm geht, aber die Frucht heißt dann
"Kichsche", also mit hartem "ch", wie in "machen".
Beide Wörter haben ein r. Woher weiß man, in welchem es mit Ach-Laut
gesprochen wird?
Post by Frank Hucklenbroich
Geh in den Ruhrpott, da heißt es dann "Kierche". Sowohl für die Frucht als
auch für das Gebäude.
Kiasche und Kiache unterscheidet man da problemlos.
Joerg Mertens
2024-07-20 19:36:39 UTC
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Post by Stefan Schmitz
Post by Joerg Mertens
Post by Markus Ermert
Ripuaren und Moselfranken können Kirche und Kirsche meist richtig
schreiben und bleiben dennoch bei ihrer Aussprache, die keinen
Unterschied zwischen "ch" und "sch" kennt.
Wir haben das Problem gelöst, indem wir ein weiteres
Unterscheidungsmerkmal eingebaut haben. Hier sagt man zwar
"Kirche" (oder eben "Kirsche"), wenn es um das Bauwerk mit dem
Glockenturm geht, aber die Frucht heißt dann "Kichsche", also mit
hartem "ch", wie in "machen".
Beide Wörter haben ein r. Woher weiß man, in welchem es mit Ach-Laut
gesprochen wird?
Du meinst, da gibt es Regeln? Schwierig, bei so Dialekten. Spontan
würde ich sagen, "r" vor einem Konsonant wird hart ausgesprochen
(also "hacht"), außer, wenn nicht (wie bei "Kirche" oder "Pfirsich").
Könnte am vorangehenden Vokal liegen, also nach "a", "e", "o" hart
und nach "i" oder "u" weich. Das ist jetzt aber nur anhand von
wenigen Beispielen ausgedacht.
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