Post by Stefan Ramhttp://app.mr-check.de/Mrcheck.php?CL=zeit&SP=Anreißer
Ich sollte vielleicht noch sagen, daß es mir auch daher so
vertraut ist, als ich mir den Sinn praktisch unidiomatisch
aus dem eines anderen Wortes herleiten kann, nämlich aus dem
des Verbs »anreißen« im Sinne von »etwas kurz anreißen«,
also etwas ansprechen, ohne es dann dabei weiter zu
vertiefen. Das ist für mich eben das, was ein »Anreißer«
macht. (Die Vertiefung erfolgt dann in dem Artikel, zu
dessen Lektüre der Anreißer motivieren soll.)
Im sogenannten »Web« hat die Sitte Einzug gehalten, auf
einer Titelseite oft Anreißer zu veröffentlichen, die den
Anfang eines Artikels enthalten und dann mit einem
sogenannten »Hyperlink« mit dem Text »mehr ...« enden.
Das sind nach meinem Verständnis des Wortes alles
»Anreißer«. Insofern sind sie - für alle diejenigen, die
überhaupt zu den Lesern dieses sogenannten »Webs« gehören -
heute allgegenwärtig.
Ein »Aufmacher« ist für mich etwas anderes. Eine Ausgabe
eines Mediums kann mehrere »Anreißer« haben, aber nur einen
»Aufmacher«. Das ist für mich das Thema, das auf der
Titelseite am auffälligsten hervorgehoben ist. Am Tag
nach Bundestagswahlen ist das Wahlergebnis beispielsweise
oft der Aufmacher vieler Zeitungen. Das leite ich mir
so auf dem Verb »mit etwas aufmachen« her. Eine Zeitung
kann nur mit einer Sache aufmachen. »Aufmachen« hat
ja etwas von Beginnen oder Anfangen, und eine Sache hat
eben immer nur /einen/ Anfang. (Hier erwartet man, daß
der Leser seine Lektüre auch damit beginnt, und man kann
eine Lektüre als eine zeitliche Sequenz eben nur mit
einer Sache beginnen. [Es ist nicht nötig, daß jetzt
alle de.etc.sprache.deutsch-Leser einzeln antworten, die
ihre Zeitungslektüre immer mit der letzten Seite beginnen.
Die Existenz solcher Leser sei hiermit gewürdigt.])
Ich habe diese Dinge alle nicht in meinem OP geschrieben,
da sie mir als selbstverständlich erschienen, aber die
Antworten zeigten mir dann, daß sie doch nicht immer für
andere selbstverständlich sind. Freilich kann dies auch
manchmal einfach daran liegen, daß ich mich selber mit
dem einen oder anderen des von mir für wahr Gehaltenem irre.