Discussion:
Gedankenstrich und Zeilenumbruch
(zu alt für eine Antwort)
Steffen M. Banhardt
2004-07-19 09:22:30 UTC
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Ich habe gerade das Problem, dass ich mir absolut nicht mehr sicher bin,
wie öffnende Gedankenstriche am Zeilenende gesetzt werden. Schließende
Gedankenstriche immer zu dem vorhergegangenen Wort, das ist klar, aber
wie ist das bei öffnenden? Heißt es:

Blablabla-Fülltext. Und dann wunderst du dich
- wie du behauptest - mich gestern nicht gesehen zu haben

oder

Blablabla-Fülltext. Und dann wunderst du dich -
wie du behauptest - mich gestern nicht gesehen zu haben

Steffen
--
o Pater non est filius, non est spiritus.
/ \ Filius non est pater, non est spiritus
o---o Spiritus non est pater, non est filius.
Pater deus est. Filius deus est. Spiritus deus est.
Jens M. Felderhoff
2004-07-19 13:53:24 UTC
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Post by Steffen M. Banhardt
Ich habe gerade das Problem, dass ich mir absolut nicht mehr sicher bin,
wie öffnende Gedankenstriche am Zeilenende gesetzt werden. Schließende
Gedankenstriche immer zu dem vorhergegangenen Wort, das ist klar, aber
[...]
Post by Steffen M. Banhardt
Blablabla-Fülltext. Und dann wunderst du dich -
wie du behauptest - mich gestern nicht gesehen zu haben
Mathias Hiller
2004-07-19 15:42:30 UTC
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und folgendem Wortabstand. Er soll nach Möglichkeit nicht am
Zeilenanfang stehen.
Hoffentlich wird diese Vorzugsmacke mal bei Adobe Indesign korrigiert.
Dort taucht der Gedankenstrich gerne am Zeilenanfang auf, was
Mehrarbeit erfordert, das zu beseitigen.
--
Gruß
Mathias +++ ***@snafu.de +++ http://home.snafu.de/mat/
+++ Disclaimer: My opinions are my own +++ and mine only +++
+++ Willst Du früh zur Arbeitsstelle: +++
+++ nimm' die S-Bahn - pünktlich - schnelle! +++
Michael Pronay
2004-07-19 17:06:25 UTC
Permalink
Post by Mathias Hiller
Er soll nach Möglichkeit nicht am Zeilenanfang stehen.
Hoffentlich wird diese Vorzugsmacke mal bei Adobe Indesign
korrigiert. Dort taucht der Gedankenstrich gerne am Zeilenanfang
auf, was Mehrarbeit erfordert, das zu beseitigen.
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn stehen
soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.

M.
Lars Trebing
2004-07-19 17:43:38 UTC
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Post by Michael Pronay
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn stehen
soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.
Man könnte ihn mit dem Aufzählungsstrich verwechseln.

Wirsing!
--
Lars Trebing | http://www.ltrebing.de/ | mailto:***@ltrebing.de
Michael Pronay
2004-07-19 18:08:13 UTC
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Post by Lars Trebing
Post by Michael Pronay
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn
stehen soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.
Man könnte ihn mit dem Aufzählungsstrich verwechseln.
Mitten im Fließtext? Halte ich für ein schwaches Argument.

M.
Hans-Christoph Wirth
2004-08-13 11:29:05 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Post by Lars Trebing
Post by Michael Pronay
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn
stehen soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.
Man könnte ihn mit dem Aufzählungsstrich verwechseln.
Mitten im Fließtext? Halte ich für ein schwaches Argument.
Je nach Länge des eingestreuten Gedankens
- mein Beispiel mag da etwas sperrig wirken
- kommt es aber recht schnell zu einer
- und erst dann steigt die Verwechlungsgefahr
- Häufung von Gedankenstrichen am Zeilenanfang.
Gerd Thieme
2004-08-13 11:54:10 UTC
Permalink
Post by Hans-Christoph Wirth
Post by Michael Pronay
Mitten im Fließtext? Halte ich für ein schwaches Argument.
Je nach Länge des eingestreuten Gedankens
- mein Beispiel mag da etwas sperrig wirken
- kommt es aber recht schnell zu einer
- und erst dann steigt die Verwechlungsgefahr
- Häufung von Gedankenstrichen am Zeilenanfang.
Gedankenstriche sind kürzer als die durchschnittliche Silbe. Naturgemäß
sammeln sie sich deshalb eher am Zeilenende, selbst wenn man sie am
Zeilenanfang zuläßt.

Außerdem hat ein ordentlicher Trennalgorithmus eine Gießbachkontrolle.
Die würde eine solche Häufung unterbinden.

Es muß wohl noch andere Gründe geben.

Gerd
Helmut Richter
2004-08-14 19:23:35 UTC
Permalink
Post by Gerd Thieme
Außerdem hat ein ordentlicher Trennalgorithmus eine Gießbachkontrolle.
Was ist das?

Ist die nach dem Schriftsetzer Franz Xaver Gießbach benannt?

Helmut Richter
Gerd Thieme
2004-08-15 09:08:59 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Gerd Thieme
Außerdem hat ein ordentlicher Trennalgorithmus eine Gießbachkontrolle.
Was ist das?
<http://www.typolexikon.de/g/giessbach.html>

Gerd
Hans-Christoph Wirth
2004-08-20 13:17:48 UTC
Permalink
Post by Gerd Thieme
Post by Hans-Christoph Wirth
Post by Michael Pronay
Mitten im Fließtext? Halte ich für ein schwaches Argument.
Je nach Länge des eingestreuten Gedankens
- mein Beispiel mag da etwas sperrig wirken
- kommt es aber recht schnell zu einer
- und erst dann steigt die Verwechlungsgefahr
- Häufung von Gedankenstrichen am Zeilenanfang.
Gedankenstriche sind kürzer als die durchschnittliche Silbe. Naturgemäß
sammeln sie sich deshalb eher am Zeilenende, selbst wenn man sie am
Zeilenanfang zuläßt.
Warum sollten sich kurze Silben am Zeilenende sammeln?
Michael Hemmer
2004-08-20 13:30:00 UTC
Permalink
Post by Hans-Christoph Wirth
Post by Gerd Thieme
Gedankenstriche sind kürzer als die durchschnittliche Silbe. Naturgemäß
sammeln sie sich deshalb eher am Zeilenende, selbst wenn man sie am
Zeilenanfang zuläßt.
Warum sollten sich kurze Silben am Zeilenende sammeln?
Weil lange nicht hinpassen - ganz einfach. Für ein "a-" (-septisch)
findet sich doch eher noch ein Plätzchen als für "Strumpf-" (-hose).
Überall, wo eine längere Silbe hingepasst hätte, passt auch die kurze,
die an dieser Stelle nun mal kommt - umgekehrt natürlich nicht.

Gruß,

Michael
Gerd Thieme
2004-08-20 13:50:37 UTC
Permalink
Post by Hans-Christoph Wirth
Naturgemäß sammeln sie sich deshalb eher am Zeilenende, selbst wenn
man sie am Zeilenanfang zuläßt.
Warum sollten sich kurze Silben am Zeilenende sammeln?
Weil lange Silben öfter als kurze das Zeilenende überschreiten. Die
Wahrscheinlichkeit dafür ist ungefähr proportional zur Silbenlänge.
Deshalb treten lange Silben überdurchschnittlich oft am Zeilenanfang
auf, von wo sie die kurzen Silben verdrängen.

Etwas so kurzes wie ein Gedankenstrich paßt fast immer noch auf die
laufende Zeile, auch wenn sie schon fast voll ist. Die letzte Silbe des
Worts »Gedankenstrich« hat da viel weniger Chancen.

Gerd

Christina Kunze
2004-07-19 19:12:46 UTC
Permalink
Post by Lars Trebing
Post by Michael Pronay
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn stehen
soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.
Man könnte ihn mit dem Aufzählungsstrich verwechseln.
Im Fließtext?!
Ich finde eigentlich auch, daß ein Gedankenstrich, der eine Parenthese
öffnet, vor das erste Wort der Parenthese gehört. Und wenn das gerade das
erste Wort auf der Zeile ist, dann steht der Gedankenstrich eben am
Zeilenanfang.

Manchmal steht ja
- so wie hier - eine Wortgruppe in Gedankenstrichen.
In diesem Fall gehören die Gedankenstriche für mein
Gefühl zu der Wortgruppe.
Steht nur ein GEdankenstrich -
nun, so ist es etwas anderes.
Diese Sorte gefällt mir am Zeilenanfang nicht.

chr
Michael Hemmer
2004-07-19 21:54:17 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Lars Trebing
Post by Michael Pronay
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn stehen
soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.
Man könnte ihn mit dem Aufzählungsstrich verwechseln.
Im Fließtext?!
Ich finde eigentlich auch, daß ein Gedankenstrich, der eine Parenthese
öffnet, vor das erste Wort der Parenthese gehört. Und wenn das gerade das
erste Wort auf der Zeile ist, dann steht der Gedankenstrich eben am
Zeilenanfang.
Ja, bei richtigen Klammern ist das schließlich so - warum sollte man
, bei Licht betrachtet, mit anderen Zeichen zur Markierung der
Parenthese denn nicht logischerweise ebenso verfahren?
Post by Christina Kunze
Manchmal steht ja
- so wie hier - eine Wortgruppe in Gedankenstrichen.
In diesem Fall gehören die Gedankenstriche für mein
Gefühl zu der Wortgruppe.
Steht nur ein GEdankenstrich -
nun, so ist es etwas anderes.
Diese Sorte gefällt mir am Zeilenanfang nicht.
Dort gefällt mir - aus rein ästhetischen Gründen - der eine so wenig wie
der andere. Gerade bei Flattersatz fällt die durch den Gedankenstrich
entstehende optische Lücke am Zeilenende doch viel weniger (unangenehm)
auf als am Anfang.

Gruß,

Michael
Rüdiger Silberer
2004-07-19 23:17:08 UTC
Permalink
[..]
Post by Michael Hemmer
Post by Christina Kunze
Manchmal steht ja
- so wie hier - eine Wortgruppe in Gedankenstrichen.
In diesem Fall gehören die Gedankenstriche für mein
Gefühl zu der Wortgruppe.
Steht nur ein GEdankenstrich -
nun, so ist es etwas anderes.
Diese Sorte gefällt mir am Zeilenanfang nicht.
Dort gefällt mir - aus rein ästhetischen Gründen - der eine so wenig wie
der andere. Gerade bei Flattersatz fällt die durch den Gedankenstrich
entstehende optische Lücke am Zeilenende doch viel weniger (unangenehm)
auf als am Anfang.
Ich nehme an, das ist auch der Grund warum man den Gedankenstrich am
Zeilenanfang vermeiden soll. Wegen der optischen Lücke, sie zerreißt
den Schriftblock.

ade
Rüdiger
--
Ich gebe ohne weiteres zu, daß es überflüssig ist,
aber da ich es nun schon geschrieben habe,
so mag es dann stehenbleiben. F.M.D
Christina Kunze
2004-07-20 07:24:41 UTC
Permalink
Post by Michael Hemmer
Post by Christina Kunze
Ich finde eigentlich auch, daß ein Gedankenstrich, der eine Parenthese
öffnet, vor das erste Wort der Parenthese gehört. Und wenn das gerade das
erste Wort auf der Zeile ist, dann steht der Gedankenstrich eben am
Zeilenanfang.
Ja, bei richtigen Klammern ist das schließlich so - warum sollte man
, bei Licht betrachtet, mit anderen Zeichen zur Markierung der
Parenthese denn nicht logischerweise ebenso verfahren?
Überredet.

chr
Volker Gringmuth
2004-07-19 20:08:15 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn stehen
soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.
Lautes Lesen eines unbekannten Textes ist dadurch einfacher. Die
Struktur des Satzes muß dem voraneilenden Auge - das der Stimme ja
immer zwei bis vier Silben voraus ist - einsichtig sein, um die
Satzmelodie richtig formen zu können.

Wenn ein derart einschneidendes Strukturmerkmal wie die Parenthese erst
am Anfang der nächsten Zeile ersichtlich ist, also beim Lesen des
Zeilenendes noch nicht erkennbar ist, wird das Lesen erschwert.


vG
--
~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~ http://einklich.net/ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Im Grunde ist es verblüffend, daß ein so phallisches Zeichen wie das erigierte
I von der Lilafraktion als Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit angesehen wird"
(Martin Gerdes in desd über "geschlechtsneutrale" SchreiberInnen)
Michael Pronay
2004-07-20 07:30:22 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Michael Pronay
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn
stehen soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.
Lautes Lesen eines unbekannten Textes ist dadurch einfacher. Die
Struktur des Satzes muß dem voraneilenden Auge - das der Stimme
ja immer zwei bis vier Silben voraus ist - einsichtig sein, um
die Satzmelodie richtig formen zu können.
Wenn ein derart einschneidendes Strukturmerkmal wie die
Parenthese erst am Anfang der nächsten Zeile ersichtlich ist,
also beim Lesen des Zeilenendes noch nicht erkennbar ist, wird
das Lesen erschwert.
Das halte ich, pardon, für nicht stichhaltig. Texte werden nur in
ganz seltene Ausnahmefällen a priori fürs laute Vorlesen
geschrieben. Und Zäsuren beim Vorlesen gibt's vielfältige; mit der
selben Berechtigung könnte man sagen: Man vermeide ein Einzelwort
mit Satzendepunkt zu Beginn einer Zeile.

Wenn ich's richtig im Kopf habe, soll tatsächlich die optische
Lücke der Grund für diese typographische Regel sein, allein –
warum die am rechten Rand des Blocksatzes mehr stören sollte als
am linken, erschließt sich mir nicht.

M.
Michael Pronay
2004-07-20 08:53:03 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Michael Pronay
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn
stehen soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.
Lautes Lesen eines unbekannten Textes ist dadurch einfacher. Die
Struktur des Satzes muß dem voraneilenden Auge - das der Stimme
ja immer zwei bis vier Silben voraus ist - einsichtig sein, um
die Satzmelodie richtig formen zu können.
Wenn ein derart einschneidendes Strukturmerkmal wie die
Parenthese erst am Anfang der nächsten Zeile ersichtlich ist,
also beim Lesen des Zeilenendes noch nicht erkennbar ist, wird
das Lesen erschwert.
Das halte ich, pardon, für nicht stichhaltig. Texte werden nur in
ganz seltene Ausnahmefällen a priori fürs laute Vorlesen
geschrieben. Und Zäsuren beim Vorlesen gibt's vielfältige; mit der
selben Berechtigung könnte man sagen: Man vermeide ein Einzelwort
mit Satzendepunkt zu Beginn einer Zeile.

Wenn ich's richtig im Kopf habe, soll tatsächlich die optische
Lücke der Grund für diese typographische Regel sein – allein,
warum die am rechten Rand des Blocksatzes mehr stören sollte als
am linken, erschließt sich mir nicht.

M.
Michael Hemmer
2004-07-20 09:08:32 UTC
Permalink
Michael Pronay wrote:
[Gedankenstrich am Zeilenanfang?]
Post by Michael Pronay
Wenn ich's richtig im Kopf habe, soll tatsächlich die optische
Lücke der Grund für diese typographische Regel sein – allein,
warum die am rechten Rand des Blocksatzes mehr stören sollte als
am linken, erschließt sich mir nicht. ^^^^
"weniger"?

Gruß,

Michael
Michael Pronay
2004-07-20 11:29:20 UTC
Permalink
Post by Michael Hemmer
[Gedankenstrich am Zeilenanfang?]
Post by Michael Pronay
Wenn ich's richtig im Kopf habe, soll tatsächlich die optische
Lücke der Grund für diese typographische Regel sein – allein,
warum die am rechten Rand des Blocksatzes mehr stören sollte als
am linken, erschließt sich mir nicht. ^^^^
"weniger"?
Ja freilich, Pardon.

M.
Torsten Goffin
2004-07-20 09:38:07 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Wenn ich's richtig im Kopf habe, soll tatsächlich die optische
Lücke der Grund für diese typographische Regel sein ˆ allein,
So habe ich das auch in Erinnerung.
Post by Michael Pronay
warum die am rechten Rand des Blocksatzes mehr stören sollte als
am linken, erschließt sich mir nicht.
Vielleicht aus dem gleichen Grunde, aus dem linksbündiger Flattersatz
eindeutig komfortabler zu lesen ist als rechtsbündiger?

TG
Michael Pronay
2004-07-20 11:33:57 UTC
Permalink
Post by Torsten Goffin
Wenn ich's richtig im Kopf habe, soll tatsächlich die optische
Lücke der Grund für diese typographische Regel sein ˆ
allein,
So habe ich das auch in Erinnerung.
Dann wird's auch stimmen.
Post by Torsten Goffin
warum die am rechten Rand des Blocksatzes mehr stören sollte
als am linken, erschließt sich mir nicht.
Vielleicht aus dem gleichen Grunde, aus dem linksbündiger
Flattersatz eindeutig komfortabler zu lesen ist als
rechtsbündiger?
Also zwischen einem rechtsbündigesn Flatetrsatz und einem
gelegentlichen Gedankenstrich am Zeilenbeginn ist doch wohl ein
gewaltiger Unterschied.

Da sört mich eine andere typographische Eigenart (eigentlich eine
Eigenmächtigkeit) wesentlich mehr: Relativ häufig fallen bei einem
Text, der mit einer mehrzeiligen Initiale beginnt, die öffenenden
Anführungszeichen (so der Text mit einem Zitat beginnt) einfach
unter den Tisch. Bei einem Zitat, das sich über mehr als eine
Zeile erstreckt, ist das eine absolute Zumutung.

Merke: Typographische Regeln stur einzhuhalten, ist auch nicht das
Gelbe vom Ei.

M.
Torsten Goffin
2004-07-20 12:41:56 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Also zwischen einem rechtsbündigesn Flatetrsatz und einem
gelegentlichen Gedankenstrich am Zeilenbeginn ist doch wohl ein
gewaltiger Unterschied.
Natürlich ist da ein Unterschied. Aber das Beispiel Flattersatz ist in
meinen Augen ein Indiz dafür, daß "Störungen" dieser Art am Zeilenbeginn
wesentlich unangenehmer auffallen als am Zeilenende, wo selbst beim
Blocksatz durch den ein oder anderen Bindesprich ein unruhigeres
Schriftbild herrscht

Vom gestalterischen Gesichtspunkt her ist IMHO daher der Gedankenstrich
am Ende der Zeile eindeutig zu bevorzugen. Die Leselogik wird meiner
Meinung nach besser durch einen Gedankenstrich zu Beginn einer Zeile
gestützt. Sozusagen, wenn sich der Strich in unmittelbarer Nähe zum
dazugehörenden Gedanken befindet.

So oder so, ein guter Setzer wird immer versuchen beides zu vermeiden,
so ihm denn die Zeilenlänge genügend Spielraum lässt, um am Zeilenfall
noch etwas zu schrauben.
Post by Michael Pronay
Merke: Typographische Regeln stur einzhuhalten, ist auch nicht
das Gelbe vom Ei.
Das ist stures Festhalten an Regeln ohnehin in den seltensten Fällen.

TG
Bodo Moeller
2004-07-20 21:26:43 UTC
Permalink
Post by Torsten Goffin
Natürlich ist da ein Unterschied. Aber das Beispiel Flattersatz ist in
meinen Augen ein Indiz dafür, daß "Störungen" dieser Art am Zeilenbeginn
wesentlich unangenehmer auffallen als am Zeilenende, wo selbst beim
Blocksatz durch den ein oder anderen Bindesprich ein unruhigeres
Schriftbild herrscht [...]
Ja: Die Einkerbung durch den Gedankenstrich am Zeilenanfang suggeriert
eine größere Zäsur (fast wie ein Einzug zum Absatzanfang), wäre
auffälliger als angebracht und deshalb etwas störend.
Post by Torsten Goffin
Die Leselogik wird meiner
Meinung nach besser durch einen Gedankenstrich zu Beginn einer Zeile
gestützt. Sozusagen, wenn sich der Strich in unmittelbarer Nähe zum
dazugehörenden Gedanken befindet.
Das finde ich nicht: Beim (Vorwärts-)Lesen bekommst du den Gedanken-
strich sowieso rechtzeitig mit, wenn er schon am Zeilenende steht
; wäre er erst auf der Folgezeile, hätte es zunächst den Anschein
, das Vorherige würde nahtlos fortgesetzt.

Beim Gedankenstrich ist das gewöhnungsbedingt sicherlich längst nicht
so verwirrend wie bei Semikolon und Komma; aber eine ähnliche
Situation ist es schon.
Rüdiger Silberer
2004-07-20 14:27:05 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Post by Volker Gringmuth
Post by Michael Pronay
Weiß jemand, warum der Gedankenstrich nicht am Zeilenbeginn
stehen soll? Mir fällt kein plausibler Grund ein.
Lautes Lesen eines unbekannten Textes ist dadurch einfacher. Die
Struktur des Satzes muß dem voraneilenden Auge - das der Stimme
ja immer zwei bis vier Silben voraus ist - einsichtig sein, um
die Satzmelodie richtig formen zu können.
Wenn ein derart einschneidendes Strukturmerkmal wie die
Parenthese erst am Anfang der nächsten Zeile ersichtlich ist,
also beim Lesen des Zeilenendes noch nicht erkennbar ist, wird
das Lesen erschwert.
Das halte ich, pardon, für nicht stichhaltig. Texte werden nur in
ganz seltene Ausnahmefällen a priori fürs laute Vorlesen
geschrieben. Und Zäsuren beim Vorlesen gibt's vielfältige; mit der
selben Berechtigung könnte man sagen: Man vermeide ein Einzelwort
mit Satzendepunkt zu Beginn einer Zeile.
Für den Beginn einer Zeile gilt diese Vorschrift zwar nicht
ausdrücklich, aber man macht es nicht, wenn man es vermeiden kann.
Auf einer neuen Seite wäre es allerdings ein schwerer Fehler.

[..]

ade
Rüdiger
--
Ich gebe ohne weiteres zu, daß es überflüssig ist,
aber da ich es nun schon geschrieben habe,
so mag es dann stehenbleiben. F.M.D
Klaus Pommerening
2004-07-21 10:48:59 UTC
Permalink
Post by Michael Pronay
Post by Volker Gringmuth
Wenn ein derart einschneidendes Strukturmerkmal wie die
Parenthese erst am Anfang der nächsten Zeile ersichtlich ist,
also beim Lesen des Zeilenendes noch nicht erkennbar ist, wird
das Lesen erschwert.
Das halte ich, pardon, für nicht stichhaltig. Texte werden nur in
ganz seltene Ausnahmefällen a priori fürs laute Vorlesen
geschrieben.
Es ging nicht nur ums Vorlesen, sondern auch ums Lesen. Mein
Stilgefühl (gibt's sowas?) sagt mir: Der Gedankenstrich
signalisiert eine Denkpause. In dieser Pause die Zeile zu
wechseln ist leichter, als direkt nach dem Zeilenwechsel
das Signal "Denkpause" zu bekommen.
Post by Michael Pronay
Und Zäsuren beim Vorlesen gibt's vielfältige; mit der
selben Berechtigung könnte man sagen: Man vermeide ein
Einzelwort mit Satzendepunkt zu Beginn einer Zeile.
Stört tatsächlich, ist aber natürlich nicht so leicht zu
vermeiden.
--
Klaus Pommerening http://www.uni-mainz.de/~pommeren/
Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik
Johannes-Gutenberg-Universität, 55101 Mainz
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