Discussion:
Knopf dran machen
(zu alt für eine Antwort)
Christina Kunze
2005-09-20 10:44:29 UTC
Permalink
Gestern abend irgendwann im ARD sagte der Moderator, die Parteien müßten
nun doch mal "nen Knopf dran machen", was so ungefähr dasselbe zu
bedeuten schien wie "Nägel mit Köpfen machen".

Habe ich den überhaupt richtig verstanden, oder hat er "Kopf dran
machen" gesagt?

Wenn es wirklich ein Knopf war, was bedeutet dann diese Formulierung und
wo kommt sie her?

chr
Carsten Thumulla
2005-09-20 12:41:32 UTC
Permalink
Hi Christina,

[Knopf dran machen]
damit man ihn sich besser vorknöpfen kann?

wen nur?

Woher kommt das 'vorknöpfen'? Wenn wir schon mal dabei sind.

Nägel haben im Gegensatz zu Stiften 'nen Kopf. Ob das gemeint ist?


Gruß
Carsten
--
"Friede, es ist Friede!"
"Was Sie nicht sagen, und weiß man schon beiläufig, wer gewonnen hat?"
Joseph Schwejk
Rüdiger Silberer
2005-09-20 14:15:57 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Gestern abend irgendwann im ARD sagte der Moderator, die Parteien müßten
nun doch mal "nen Knopf dran machen", was so ungefähr dasselbe zu
bedeuten schien wie "Nägel mit Köpfen machen".
So ähnlich ist die Bedeutung, ja.
Post by Christina Kunze
Habe ich den überhaupt richtig verstanden, oder hat er "Kopf dran
machen" gesagt?
Wenn es wirklich ein Knopf war, was bedeutet dann diese Formulierung und
wo kommt sie her?
Wenn man einen Faden in eine Nadel einfädelt, dann macht man einen
Knoten damit der Faden nicht wieder herausrutscht. Das nennt man auch
einen Knopf dran machen. Vielleicht hängt es damit zusammen.
--
ade, Rüdiger

Rechtschreibreform? Ein großes Unheil.
Eine nationale Katastrophe. - Marcel Reich-Ranicki -
Klaus Petersen
2005-09-20 14:43:00 UTC
Permalink
Hallo Christina,

[Knopf dran machen]
Post by Christina Kunze
Wenn es wirklich ein Knopf war, was bedeutet dann diese
Formulierung und wo kommt sie her?
die Bedeutung ist in etwa: Langwierige Verhandlungen
zu einem Abschluß bringen (1), aus längeren diskursiven
Erörterungen ein griffiges Fazit ziehen (2), häufig
wiederholte Vorschläge in die Tat umsetzen (3).

Besonders häufig wird «ein Knopf an die Sache gemacht»,
oder man wartet, daß «ein Knopf an die Sache kommt» -
das wird offenbar als stehende Wendung wahrgenommen (4).

Alle lokalisierbaren Beispiele stammen aus Südwest-
deutschland (Stuttgart, Heidelberg, Saarbrücken, Ulm,
Schwäbisch Gmünd, Tübingen, Eßlingen, Calw &c).

(1)
| "Wir müssen einen Knopf dran machen", sagt Günther
| Ludwig, der wie Lechner die "unsägliche Diskussion"
| vom Tisch haben will.
[<http://www.dzokulm.telebus.de/presse8.html>]

(2)
| Ich habe versucht, Ihnen einen Eindruck zu geben
| darüber, was wir machen. Ich möchte noch einen
| Knopf dran machen und sagen, dass für mich
| Gleichstellungspolitik ein unverzichtbares
| Potenzial zur Sicherung der sozialen und zivilen
| Qualitäten unseres Zusammenlebens ist, [...].
[<http://www.freiburg.de/1/114/11400/download/frauenhearing_rede_domzig.pdf>]

(3)
| Lass uns doch endlich einen Knopf dran machen und
| die Dinge zusammenfassen. Ich bin gerne bereit alles
| zu sammeln und mit auf die Anmeldeseite zu bringen.
[<http://forum.h0slot.de/forum/index.php?showtopic=463>]

(4)
| Während es in der Luft lag, dass der Gemeinderat von
| sich aus _ des Streits überdrüssig _ demnächst einen
| "Knopf an die Sache" machen könnte, kam eine neue
| Variante ins Spiel.
[<http://www.gmuenderwoche.de/Article749.htm>]

Google:
Knopf an die Sache = 134
Knopf dran machen = 82
Knopf dran gemacht = 38
Knopf dranmachen = 38
Knopf drangemacht = 28
Knopf daran gemacht = 13
Knopf daran machen = 7
Knopf drankommt = 6
Knopf dran kommt = 3

Gruß,
Klaus
Klaus Petersen
2005-09-20 15:00:24 UTC
Permalink
Post by Carsten Thumulla
[Knopf dran machen]
Wo wir schon gerade dabei sind, würde mich interessieren,
woher «jemandem einen Knopf an die Backe labern» kommt.

Völlig unbekannt war mir bisher die Wendung «man kann
sich auch einen Knopf an die Backe nähen», bisweilen
ergänzt durch «und ein Klavier dranhängen» oder «und
so lange drehen, bis man [Radiosender/Fernsehsender]
empfängt» - offenbar als Kommentar zu einer besonders
entlegenen oder umständlichen Vorgehensweise verwendet?

Gruß,
Klaus
Astrid Schleicher
2005-09-20 15:10:14 UTC
Permalink
Post by Klaus Petersen
Völlig unbekannt war mir bisher die Wendung «man kann
sich auch einen Knopf an die Backe nähen», bisweilen
ergänzt durch «und ein Klavier dranhängen» oder «und
so lange drehen, bis man [Radiosender/Fernsehsender]
empfängt» - offenbar als Kommentar zu einer besonders
entlegenen oder umständlichen Vorgehensweise verwendet?
Das ist dieselbe Kategorie wie die Entgegnung, man könne sich auch
"eine Feder in den Hintern stecken und La Paloma pfeifen".

Liebe Grüße
Astrid
Andreas Kabel
2005-09-20 16:07:05 UTC
Permalink
Post by Astrid Schleicher
"eine Feder in den Hintern stecken und La Paloma pfeifen".
Das halte ich für apokryph. Kanonisch ist "ein Loch in die
Kniescheibe bohren und als Senffaß benutzen."
Juergen Grosse
2005-09-20 18:09:22 UTC
Permalink
Andreas Kabel schrieb:

...
Post by Andreas Kabel
Post by Astrid Schleicher
"eine Feder in den Hintern stecken und La Paloma pfeifen".
Das halte ich für apokryph. Kanonisch ist "ein Loch in die
Kniescheibe bohren und als Senffaß benutzen."
Die Urform ist doch "'ne Frikadelle ans Knie nageln und drehen bis UKW
kommt". Gehört um 1970, evtl. auch früher, in Hamburg.


Tschüs, Jürgen
Volker Gringmuth
2005-09-20 18:55:32 UTC
Permalink
Post by Andreas Kabel
Das halte ich für apokryph. Kanonisch ist "ein Loch in die
Kniescheibe bohren und als Senffaß benutzen."
Kenne ich als "n Loch ins Knie bohren und Marmelade reinschmieren".


vG
--
~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~ http://einklich.net/ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"At the very worst it will be a cure for insomnia..." (Simon Fletcher in
uk.rec.walking bei einem Hinweis auf seine Wanderungs-Webseite)
Dirk Schneider
2005-09-20 21:04:07 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Kenne ich als "n Loch ins Knie bohren und Marmelade reinschmieren".
Ein Lehrer an unserer Schule damals wurde mal in der Schülerzeitung
zitiert "Du kannst dir auch ein Loch ins Knie bohren, stopfst dir Erbsen
rein, dann hast du ein prima Kugellager"

Gruß Dirk.
--
Dieser Beitrag ist EDV-erstellt und ohne Unterschrift gültig
Hans Fink
2005-09-21 06:12:12 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Andreas Kabel
Das halte ich für apokryph. Kanonisch ist "ein Loch in die
Kniescheibe bohren und als Senffaß benutzen."
Kenne ich als "n Loch ins Knie bohren und Marmelade reinschmieren".
Mir bekannte Steigerung dessen: "... und Blei reingießen."
Schöne Vorstellung.

Rüdiger Silberer
2005-09-20 23:20:56 UTC
Permalink
Post by Andreas Kabel
Post by Astrid Schleicher
"eine Feder in den Hintern stecken und La Paloma pfeifen".
Das halte ich für apokryph. Kanonisch ist "ein Loch in die
Kniescheibe bohren und als Senffaß benutzen."
Das kenne ich mit der Folgerung: " ... und sich drin waschen".
--
ade, Rüdiger

Rechtschreibreform? Ein großes Unheil.
Eine nationale Katastrophe. - Marcel Reich-Ranicki -
Oliver Cromm
2005-09-20 16:49:03 UTC
Permalink
Post by Astrid Schleicher
Post by Klaus Petersen
Völlig unbekannt war mir bisher die Wendung «man kann
sich auch einen Knopf an die Backe nähen», bisweilen
ergänzt durch «und ein Klavier dranhängen» oder «und
so lange drehen, bis man [Radiosender/Fernsehsender]
empfängt» - offenbar als Kommentar zu einer besonders
entlegenen oder umständlichen Vorgehensweise verwendet?
Das ist dieselbe Kategorie wie die Entgegnung, man könne sich auch
"eine Feder in den Hintern stecken und La Paloma pfeifen".
Oder "einen Schlitz ins Kleid machen und es wunderbar finden"?
--
Oliver C.
45n31, 73w34
Temperatur: 22.8°C (Humidex: 29) (20 September 2005 11:00 AM EDT)
Malte Milatz
2005-09-20 15:17:56 UTC
Permalink
Völlig unbekannt war mir bisher die Wendung «man kann sich auch einen
Knopf an die Backe nähen», bisweilen ergänzt durch «und ein Klavier
dranhängen»
»..., dann merkt man mal, wie schwer Musik ist.«

Malte
Dirk Schneider
2005-09-20 17:24:10 UTC
Permalink
Post by Klaus Petersen
Wo wir schon gerade dabei sind, würde mich interessieren,
woher «jemandem einen Knopf an die Backe labern» kommt.
Von daher, wo "Frikadelle ans Ohr labern" kommt?
Post by Klaus Petersen
Völlig unbekannt war mir bisher die Wendung «man kann
sich auch einen Knopf an die Backe nähen»
Das wiederum war die einzige mir bekannte Wendung bisher ...


Gruß Dirk.
--
Ende der Nachricht
Volker Gringmuth
2005-09-20 18:55:02 UTC
Permalink
Völlig unbekannt war mir bisher die Wendung «man kann sich auch
einen Knopf an die Backe nähen», bisweilen ergänzt durch «und ein
Klavier dranhängen»
Nanana. Wenn man ein Klavier dranhängen möchte, kann man sich vorher
vielmehr "einen Ring durch die Nase ziehen". An einen an die Backe
genähten Knopf würde ich niemals ein Klavier hängen können.
oder «und so lange drehen, bis man [Radiosender/Fernsehsender]
empfängt»
Das wiederum kenne ich mit "man kann sich auch ne kalte Fritte ans Ohr
löten" als erstem Teil.


vG
--
~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~ http://einklich.net/ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Solange die Erwachsenen einen Fernseher besitzen und Erwachsenen-Blödsinn
schauen, gibt es keinen Grund, darüber zu jammern, daß die Kinder
Kinder-Blödsinn schauen." (Jens Arne Maennig in de.soc.familie.kinder)
Lesen Sie weiter auf narkive:
Loading...