Discussion:
in Rede stehen
(zu alt für eine Antwort)
Familie Klinke
2011-05-19 17:09:38 UTC
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Hallo Deutschlehrer,

Was ist richtig?
InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
Gunhild Simon
2011-05-19 17:31:48 UTC
Permalink
Post by Familie Klinke
Hallo Deutschlehrer,
Was ist richtig?
InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
In Rede stehen bedeutet so viel wie zur Diskussion stehen.
Zu Rede stellen dagegen jemanden Auskunft einfordern.

Gruß
Gunhild
Thomas Schade
2011-05-19 17:40:24 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Familie Klinke
Was ist richtig?
InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
In Rede stehen bedeutet so viel wie zur Diskussion stehen.
Zu Rede stellen dagegen jemanden Auskunft einfordern.
^
r
... wenn ich nicht irre.


Ciao
Toscha
--
Den Reiz des Verbotenen kann man nur auskosten,
wenn man es sofort tut -
morgen ist es vielleicht schon erlaubt. (Jean Genet)
Oliver Cromm
2011-05-19 18:07:01 UTC
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Post by Thomas Schade
Post by Gunhild Simon
Post by Familie Klinke
Was ist richtig?
InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
In Rede stehen bedeutet so viel wie zur Diskussion stehen.
Zu Rede stellen dagegen jemanden Auskunft einfordern.
^
r
... wenn ich nicht irre.
Nicht, und ich erhöhe:

Zu Rede stellen dagegen jemanden Auskunft einfordern.
^ ^
r s

Alternativ: "von/bei jemandem".
--
There are two ways of constructing a software design. One way is to make
it so simple that there are obviously no deficiencies. And the other way
is to make it so complicated that there are no obvious deficiencies.
The first method is far more difficult. -- C. A. R. Hoare
Christina Kunze
2011-05-19 21:51:26 UTC
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Post by Gunhild Simon
Zu Rede stellen dagegen jemanden Auskunft einfordern.
^ ^
r s
Alternativ: "von/bei jemandem".
Abgesehen von den Vertippern finde ich diese Erklärung
zu schwach.
Man stellt jemanden zur Rede, wenn er etwas aus der
Perspektive des Sprechers Unrechtes getan hat.

chr
Diedrich Ehlerding
2011-05-20 16:28:05 UTC
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Post by Gunhild Simon
Zu Rede stellen dagegen jemanden Auskunft einfordern.
^                            ^
r                            s
^
und ich erhöhe weiter, nämlich um einen Doppelpunkt oder ein Komma.

Diedrich
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Gunhild Simon
2011-05-20 18:02:08 UTC
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Post by Gunhild Simon
Post by Gunhild Simon
Zu Rede stellen dagegen jemanden Auskunft einfordern.
  ^                            ^
  r                            s
                         ^
und ich erhöhe weiter, nämlich um einen Doppelpunkt oder ein Komma.
Ein Komma halte ich für sinnentstellend.
Es handelt sich hier um eine Ellipse:
Zur Rede stellen bedeutet dagegen "jemandes Auskunft einfordern"

(Ich war beim Schreiben abgelenkt durch einen Anruf. Dachte aber meine
Antwort noch loswerden zu können. Daraus resultierten die
unverzeihlichen Fehler.)

Gruß
Gunhild
Jakob Achterndiek
2011-05-19 22:20:26 UTC
Permalink
Was ist richtig? InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
"In Rede stehen" wird vermutlich kaum noch gesagt oder geschrieben.
Aber es war ein gebräuchlicher anderer Ausdruck dafür, daß ein Thema,
oder ein Ereignis "im Gespräch" ist. In heutiger Ausdrucksweise: Man
spricht gerade darüber; es ist (unmittelbar) aktuell.
Auch negativ gebräuchlich, wenn jemand vom Thema abschweift: »Das
steht jetzt gar nicht in Rede.« (Heute eher: ».. zur Rede.«)

j/\a
--
Matthias Opatz
2011-05-20 00:11:14 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Was ist richtig? InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
"In Rede stehen" wird vermutlich kaum noch gesagt oder geschrieben.
Doch.

Es ist gehoben, aber üblich.

Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. ==
Gunhild Simon
2011-05-20 04:17:01 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Jakob Achterndiek
Was ist richtig? InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
"In Rede stehen" wird vermutlich kaum noch gesagt oder geschrieben.
Doch.
Es ist gehoben, aber üblich.
"In Rede stehen" ist in der juristischen Fachsprache unauffällig.
Auch im Partizip I: in Rede stehend.
Unter allen anderen Menschen ist wohl eher von "zur Debatte stehen"
die Rede.

Also die Wendung "es ist die Rede von ..." = "das Thema ist" kann man
hier zur Vervollständigung auch noch anführen.

Gruß
Gunhild
Florian Ritter
2011-05-20 16:08:55 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Was ist richtig? InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
"In Rede stehen" wird vermutlich kaum noch gesagt oder geschrieben.
Aber es war ein gebräuchlicher anderer Ausdruck dafür, daß ein Thema,
oder ein Ereignis "im Gespräch" ist. In heutiger Ausdrucksweise: Man
spricht gerade darüber; es ist (unmittelbar) aktuell.
Auch negativ gebräuchlich, wenn jemand vom Thema abschweift: »Das
steht jetzt gar nicht in Rede.« (Heute eher: ».. zur Rede.«)
... zur Debatte.

FR
Christina Kunze
2011-05-20 20:57:41 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Was ist richtig? InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
"In Rede stehen" wird vermutlich kaum noch gesagt oder geschrieben.
Du liest wenig aktuelle literatur- und
kulturwissenschaftliche Texte.
Oder?
Vielleicht sind es nur die Autoren, die
an Nietzsche und Heidegger Deutsch
gelernt haben.

chr
Jakob Achterndiek
2011-05-21 09:10:30 UTC
Permalink
Am 19.05.2011, 19:09 Uhr, schrieb Familie Klinke
Was ist richtig? InRede stehen? In Rede stehen? Oder zur Rede stehen?
"In Rede stehen" wird vermutlich kaum noch gesagt oder geschrieben.
Du liest wenig aktuelle literatur- und kulturwissenschaftliche Texte.
Oder?
Du stürzest mich in einem Konflikt: Ist das ein Vorwurf, gegen den
ich mich jetzt verwahren müßte? ;)

Aber im Ernst: Wenn ich meine heutigen Lesegewohnheiten mit denen
vor 20 Jahren vergleiche, dann hast Du wohl recht. Damals mußte
ich "professionell" auch konträre Urteile und Meinungen zur Kenntnis
nehmen und gegebenenfalls referieren können. Inzwischen darf ich
mir den Luxus leisten, einfach beiseite zu legen, was mir nicht mehr
zusagt.
Vielleicht sind es nur die Autoren, die an Nietzsche und Heidegger
Deutsch gelernt haben.
Die noch "in Rede stehen" oder die diese Wendung pflegen?

Mit Heidegger habe ich mich nie recht anfreunden können (aber auch
nicht mit dem, was manche für Heidegger-Parodie halten, siehe z.B.
die Passagen in den "Hundejahren"). Mit Nietzsche habe ich meine
Oberen erschreckt, als der noch, Foerster-ediert, unter Nazi-General-
verdacht stand. "In Rede stehen" finde ich übrigens bei dem gar
nicht, dafür häufig bei Hegel und bei Schopenhauer. Das stützt ein
bißchen mein "vermutlich kaum noch", ohne daß ich jetzt auf der/die[1]
Richtigkeit meiner Vermutung bestehen will.

[1] bitte helft: was ist jetzt richtig? :(

j/\a
--
Roland Franzius
2011-05-21 09:30:21 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Das stützt ein
bißchen mein "vermutlich kaum noch", ohne daß ich jetzt auf der/die[1]
Richtigkeit meiner Vermutung bestehen will.
[1] bitte helft: was ist jetzt richtig? :(
Ich bestehe auf mein Recht.
Ich bestehe auf meiner Meinung.

Ich würde also vermutlich regeln:
agressiv: Akkusativ, defensiv: Dativ.

Möglicherweise sind es aber auch festliegende Floskeln oder Importe
verschiedenen regionalen Ursprungs. Siehe auch "stehen auf".
--
Roland Franzius
Martin Gerdes
2011-05-21 21:00:19 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Jakob Achterndiek
Das stützt ein
bißchen mein "vermutlich kaum noch", ohne daß ich jetzt auf der/die[1]
Richtigkeit meiner Vermutung bestehen will.
[1] bitte helft: was ist jetzt richtig? :(
Ich bestehe auf mein Recht.
Ich bestehe auf meiner Meinung.
NOCH sagen die meisten

"Ich bestehe auf meinem Recht."

Es kann aber schon sein, daß erst statt des -bäh!- Dativ der normale
Akkusativ durchsetzt. Und dann natürlich des feinen Genitivs.

"Ich bestehe auf meinen Rechts."

Das klingt erst edel!
Christina Kunze
2011-05-23 18:48:16 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Ich bestehe auf mein Recht.
Ich bestehe auf meiner Meinung.
Kannst ja gern auf Dein Recht bestehen, ich
bestehe auf meinem Recht. Für mich ist das
immer Dativ, ich habe etwas und will davon
nicht abgehen, stehe also gleichsam drauf.

chr
Roland Franzius
2011-05-23 20:36:52 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Roland Franzius
Ich bestehe auf mein Recht.
Ich bestehe auf meiner Meinung.
Kannst ja gern auf Dein Recht bestehen, ich
bestehe auf meinem Recht. Für mich ist das
immer Dativ, ich habe etwas und will davon
nicht abgehen, stehe also gleichsam drauf.
Das ist der zweite Fall. Der erste könnte eine Absicht ausdrücken und
oft geht der Versuch des Erlangens vor Gericht schief, das vermeintliche
Recht ist vielleicht nur eingebildet.

Falls jemand dir deine angestammten Rechte als hiesige Präzeptrix
streitig machen sollte, kann du natürlich gern auf ihnen bestehen, was
einen Anklang von mutig existieren hat.
--
Roland Franzius
Christina Kunze
2011-05-24 21:03:34 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Roland Franzius
Ich bestehe auf mein Recht.
Ich bestehe auf meiner Meinung.
Kannst ja gern auf Dein Recht bestehen, ich
bestehe auf meinem Recht. Für mich ist das
immer Dativ, ich habe etwas und will davon
nicht abgehen, stehe also gleichsam drauf.
Das ist der zweite Fall. Der erste könnte eine Absicht ausdrücken und oft geht der Versuch des Erlangens vor Gericht schief, das
vermeintliche Recht ist vielleicht nur eingebildet.
Dafür würde ich nicht "bestehen auf" verwenden,
sondern sagen, dass ich versuche, mein Recht
durchzusetzen oder so.
Falls jemand dir deine angestammten Rechte als hiesige Präzeptrix
Ist das ne Krankheit oder das Medikament dagegen?
Ich kenn nur Kontrazeptiva.

chr
Roland Franzius
2011-05-25 05:26:12 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Roland Franzius
Post by Christina Kunze
Post by Roland Franzius
Ich bestehe auf mein Recht.
Ich bestehe auf meiner Meinung.
Kannst ja gern auf Dein Recht bestehen, ich
bestehe auf meinem Recht. Für mich ist das
immer Dativ, ich habe etwas und will davon
nicht abgehen, stehe also gleichsam drauf.
Das ist der zweite Fall. Der erste könnte eine Absicht ausdrücken und
oft geht der Versuch des Erlangens vor Gericht schief, das
vermeintliche Recht ist vielleicht nur eingebildet.
Dafür würde ich nicht "bestehen auf" verwenden,
sondern sagen, dass ich versuche, mein Recht
durchzusetzen oder so.
Das sieht die für ihr Recht streitende Partei aber anders.
Post by Christina Kunze
Post by Roland Franzius
Falls jemand dir deine angestammten Rechte als hiesige Präzeptrix
Ist das ne Krankheit oder das Medikament dagegen?
Ich kenn nur Kontrazeptiva.
Bei der Suche nach Lebensumständen Dührings, eines Berliner Philosophen,
Zeitgeistpublizist, Gegner und Hetzer gegen das
Wissenschaftsestablishment von Gauss über Schopenhauer bis Helmholtz und
Erfinder des radikalen Antisemitismus stieß ich auf den fast vergessenen
Begriff "Präzeptor" für Klassenlehrer:

In der Kurzbiografie Einsteins in der zeitgenössischen Beschreibung von
Einsteins Lehre Kap 13

http://gutenberg.spiegel.de/buch/3904/13

"In dem grauen Bilde treten als hellere Punkte die Figuren einiger
Lehrer hervor, zumal ein Präzeptor namens Ruëss, der dem
vierzehnjährigen die Schönheit des klassischen Altertums zu erläutern
beflissen war."
--
Roland Franzius
Florian Ritter
2011-05-25 07:25:25 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Christina Kunze
Dafür würde ich nicht "bestehen auf" verwenden,
sondern sagen, dass ich versuche, mein Recht
durchzusetzen oder so.
Das sieht die für ihr Recht streitende Partei aber anders.
Post by Christina Kunze
Post by Roland Franzius
Falls jemand dir deine angestammten Rechte als hiesige Präzeptrix
Ist das ne Krankheit oder das Medikament dagegen?
Ich kenn nur Kontrazeptiva.
Bei der Suche nach Lebensumständen Dührings, eines Berliner Philosophen,
Zeitgeistpublizist, Gegner und Hetzer gegen das
Wissenschaftsestablishment von Gauss über Schopenhauer bis Helmholtz und
Und hatte eine gewisse Abneigung gegen unseren Größten, schrieb von
"Goethchen-Köthchen oder das Weimarer Hofgrößchen"; war übrigens Verf.
einer anonym eingereichten und preisgekrönten Geschichte der Mechanik.
Naja nun, Dühring, bestell Dir mal in der UB einen Jahrgang seiner
Ztschr. "Personalist und Emanzipator", da wirste Knöppe machen - FR
Ralf Heinrich Arning
2011-05-25 13:00:24 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Bei der Suche nach Lebensumständen Dührings, eines Berliner Philosophen,
Zeitgeistpublizist, Gegner und Hetzer gegen das
Wissenschaftsestablishment von Gauss über Schopenhauer bis Helmholtz und
Erfinder des radikalen Antisemitismus stieß ich auf den fast vergessenen
In der Kurzbiografie Einsteins in der zeitgenössischen Beschreibung von
Einsteins Lehre Kap 13
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3904/13
"In dem grauen Bilde treten als hellere Punkte die Figuren einiger
Lehrer hervor, zumal ein Präzeptor namens Ruëss, der dem
vierzehnjährigen die Schönheit des klassischen Altertums zu erläutern
beflissen war."
Woher hast Du, daß "Präzeptor" 'Klassenlehrer' bedeutet?
(Das interessiert mich wirklich.)

M. W. ist ein Präzeptor im Süddeutschlnd in Einsteins Jugendzeit ein
Lehrer an einem Gymnasium, der aber nicht für die Oberstufe lehrbefugt
ist. Klassenlehrer konnte er nebenbei natürlich auch sein

Einhundert Jahre zuvor, als das Schulsystem noch weniger systematisiert
war, fand man die Präzeptoren Lehrer an städtischen (Latein-)Schulen. An
den Dorfschulen unterrichteten Schulmeister, die bei einem anderen in
die Lehre gegangen waren.

In anderen Gegenden hat die Bezeichnung möglicherweise eine andere
Bedeutung gehabt.

Ralf
Roland Franzius
2011-05-26 04:58:22 UTC
Permalink
Post by Ralf Heinrich Arning
Post by Roland Franzius
Bei der Suche nach Lebensumständen Dührings, eines Berliner Philosophen,
Zeitgeistpublizist, Gegner und Hetzer gegen das
Wissenschaftsestablishment von Gauss über Schopenhauer bis Helmholtz und
Erfinder des radikalen Antisemitismus stieß ich auf den fast vergessenen
In der Kurzbiografie Einsteins in der zeitgenössischen Beschreibung von
Einsteins Lehre Kap 13
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3904/13
"In dem grauen Bilde treten als hellere Punkte die Figuren einiger
Lehrer hervor, zumal ein Präzeptor namens Ruëss, der dem
vierzehnjährigen die Schönheit des klassischen Altertums zu erläutern
beflissen war."
Woher hast Du, daß "Präzeptor" 'Klassenlehrer' bedeutet?
(Das interessiert mich wirklich.)
M. W. ist ein Präzeptor im Süddeutschlnd in Einsteins Jugendzeit ein
Lehrer an einem Gymnasium, der aber nicht für die Oberstufe lehrbefugt
ist. Klassenlehrer konnte er nebenbei natürlich auch sein
Einhundert Jahre zuvor, als das Schulsystem noch weniger systematisiert
war, fand man die Präzeptoren Lehrer an städtischen (Latein-)Schulen. An
den Dorfschulen unterrichteten Schulmeister, die bei einem anderen in
die Lehre gegangen waren.
In anderen Gegenden hat die Bezeichnung möglicherweise eine andere
Bedeutung gehabt.
Präzeptor ist im Norden eigentlich nur als Beiname Melanchthons,
"Präzeptor Germaniae", geläufig. Mit der Reformation und der Aufklärung,
die bis auf Herdern hierzulande weitgehend eine protestantische
Angelegenheit war, erfolgt eine scharfe Trennung der nord- und
süddeutschen Schulformen.

Im Süden wird die Lateinschule weiterhin als kirchlich geprägte
Voruniversität strukturiert, während im Norden sich daraus das
klassische humanistische Gymnasium der Humboldtschen Reform entwickelt.
Die süddeutschen Länder reformieren ihr verkommenes Schulsystem erst in
der Zeit nach 1848 und dann im deutschen Reich nach 1871. Als ich in
Würzburg studierte, war noch die gesamte medizinische und
naturwissenschaftliche Fakultät norddeutscher Import.

Daraus erklärt sich weitgehend, dass der Lehrer in den Kernfächern im
Süden ein Professor ist, während dieser Titel im Norden nur in
Universitäten Wissenschaftlern nach Ernennung durch den Landesvater
verliehen wurde.

Damit wird sich wohl die Bezeichnung Präzeptor als geminderte oder
inoffizielle Form des Professors ohne Berufung oder als Hauslehrer mit
Fakultas in den klassischen Fächern entwickelt haben.

So ging zB ein reimender Vorfahre namens Streckfuß, der sich später mit
Heine und der mit ihm anlegte, als Präzeptor der Kinder einer adligen
Familie einige Jahre nach Triest, was ihn dann befähigte Dante und
Ariost zu übersetzen.
--
Roland Franzius
Joachim Pense
2011-05-26 06:55:11 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Präzeptor ist im Norden eigentlich nur als Beiname Melanchthons,
"Präzeptor Germaniae", geläufig.
"Praeceptor Germaniae" war einige Jahrhunderte früher schon Beiname von
Rabanus Maurus.

Joachim
Roland Franzius
2011-05-26 07:00:32 UTC
Permalink
Post by Joachim Pense
Post by Roland Franzius
Präzeptor ist im Norden eigentlich nur als Beiname Melanchthons,
"Präzeptor Germaniae", geläufig.
"Praeceptor Germaniae" war einige Jahrhunderte früher schon Beiname von
Rabanus Maurus.
Ja, aber den kennt keiner, es sei denn, er hat gerade wiki konsultiert.
--
Roland Franzius
Joachim Pense
2011-05-26 07:04:36 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Joachim Pense
Post by Roland Franzius
Präzeptor ist im Norden eigentlich nur als Beiname Melanchthons,
"Präzeptor Germaniae", geläufig.
"Praeceptor Germaniae" war einige Jahrhunderte früher schon Beiname von
Rabanus Maurus.
Ja, aber den kennt keiner, es sei denn, er hat gerade wiki konsultiert.
Ich schon, ich war schließlich auf dem Rabanus-Maurus-Gymnasium in Mainz.

Joachim
Roland Franzius
2011-05-26 07:11:24 UTC
Permalink
Post by Joachim Pense
Post by Roland Franzius
Post by Joachim Pense
Post by Roland Franzius
Präzeptor ist im Norden eigentlich nur als Beiname Melanchthons,
"Präzeptor Germaniae", geläufig.
"Praeceptor Germaniae" war einige Jahrhunderte früher schon Beiname von
Rabanus Maurus.
Ja, aber den kennt keiner, es sei denn, er hat gerade wiki konsultiert.
Ich schon, ich war schließlich auf dem Rabanus-Maurus-Gymnasium in Mainz.
Ist die Bezeichnung "Norden" für Mainz dort jetzt üblich? Könnte ja
sein, da sich nun seit einigen Jahren dort die Macht Bischoff, Beck und
Intendant teilen müssen.
--
Roland Franzius
Joachim Pense
2011-05-26 07:30:22 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Joachim Pense
Post by Roland Franzius
Post by Joachim Pense
Post by Roland Franzius
Präzeptor ist im Norden eigentlich nur als Beiname Melanchthons,
"Präzeptor Germaniae", geläufig.
"Praeceptor Germaniae" war einige Jahrhunderte früher schon Beiname von
Rabanus Maurus.
Ja, aber den kennt keiner, es sei denn, er hat gerade wiki konsultiert.
Ich schon, ich war schließlich auf dem Rabanus-Maurus-Gymnasium in Mainz.
Ist die Bezeichnung "Norden" für Mainz dort jetzt üblich? Könnte ja
sein, da sich nun seit einigen Jahren dort die Macht Bischoff, Beck und
Intendant teilen müssen.
Eher nicht. Aber ich war auf dem Melanchton-Kindergarten im Süden von Mainz.

Joachim
Oliver Cromm
2011-05-26 12:33:30 UTC
Permalink
Joachim Pense *
Post by Joachim Pense
Post by Joachim Pense
Ich schon, ich war schließlich auf dem Rabanus-Maurus-Gymnasium in Mainz.
[...]
Post by Joachim Pense
Eher nicht. Aber ich war auf dem Melanchton-Kindergarten im Süden von Mainz.
Mann, geht das gebüldet zu bei Euch, da spürt man den Hauch von 2000
Jahren. Ich dagegen besuchte den Kindergarten Rosenhecke, die
Grundschule Süd-West und das Eichwaldgymnasium (heute, Gipfel der
Beliebigkeit, "Albert-Einstein-Schule").
--
Klonen von Zeitmessern von hoechster Qualitaet.
Wozu zahlen tausende Euro fuer Edel chronometer brand,
wenn alles was Sie brauchen ist Reputation von dem Brand.
Spampoesie
Diedrich Ehlerding
2011-05-26 15:18:42 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Joachim Pense
Eher nicht. Aber ich war auf dem Melanchton-Kindergarten im Süden von Mainz.
Mann, geht das gebüldet zu bei Euch,
wenngleich trotz der genossenen Büldung entweder der Kindergarten-Betreiber
oder der ehemalige Kindergarten-Insasse dem latinisierten Namen Philipp
Schwartzerdts ein h entwendet hat.

Die"EKNW"drich
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Oliver Cromm
2011-05-26 16:47:46 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Oliver Cromm
Post by Joachim Pense
Eher nicht. Aber ich war auf dem Melanchton-Kindergarten im Süden von Mainz.
Mann, geht das gebüldet zu bei Euch,
wenngleich trotz der genossenen Büldung entweder der Kindergarten-Betreiber
oder der ehemalige Kindergarten-Insasse dem latinisierten Namen Philipp
Schwartzerdts ein h entwendet hat.
Besteht die Latinisierung nicht gerade darin, das griechische h
rauszuschmeißen?
Post by Diedrich Ehlerding
Die"EKNW"drich
IAN
--
Java is kind of like kindergarten. There are lots of rules you have to
remember. If you don't follow them, the compiler makes you sit in the
corner until you do. - Don Raab
Jakob Achterndiek
2011-05-26 17:33:18 UTC
Permalink
Am 26.05.2011, 18:47 Uhr, schrieb Oliver Cromm
Post by Oliver Cromm
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Oliver Cromm
Post by Joachim Pense
Eher nicht. Aber ich war auf dem Melanchton-Kindergarten
im Süden von Mainz.
Mann, geht das gebüldet zu bei Euch,
wenngleich trotz der genossenen Büldung entweder der
Kindergarten-Betreiber
oder der ehemalige Kindergarten-Insasse dem latinisierten Namen
Philipp Schwartzerdts ein h entwendet hat.
Besteht die Latinisierung nicht gerade darin, das griechische h
rauszuschmeißen?
:)
Aber der Schwartzerdt Philipp war doch Luthers Fachberater für
Griechisch!

j/\a
--
Gerald Fix
2011-05-26 15:10:13 UTC
Permalink
On Thu, 26 May 2011 06:58:22 +0200, Roland Franzius
Post by Roland Franzius
Präzeptor ist im Norden eigentlich nur als Beiname Melanchthons,
"Präzeptor Germaniae", geläufig.
Tarrasch.

Und nein, dazu habe ich nicht die Wikipedia gebraucht.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Ralf Heinrich Arning
2011-05-26 20:26:11 UTC
Permalink
Post by Roland Franzius
Post by Ralf Heinrich Arning
Woher hast Du, daß "Präzeptor" 'Klassenlehrer' bedeutet?
(Das interessiert mich wirklich.)
Das war meine Frage.

[...]
Post by Roland Franzius
Daraus erklärt sich weitgehend, dass der Lehrer in den Kernfächern im
Süden ein Professor ist, während dieser Titel im Norden nur in
Universitäten Wissenschaftlern nach Ernennung durch den Landesvater
verliehen wurde.
Zu Kaiser Wilhelms Zeiten gab es in Westfalen, das zum Kgr. Preußen
gehörte, auch Professoren an Gymnasien. In anderen nördlichen Gegenden
war das auch der Fall. Ich erinnere an "Professor Unrat".
Von Präzeptoren ist mir allerdings nichts bekannt. Das kenne ich nur aus
der badischen und württembergischen Literatur des 19. Jdts.
Post by Roland Franzius
Damit wird sich wohl die Bezeichnung Präzeptor als geminderte oder
inoffizielle Form des Professors ohne Berufung oder als Hauslehrer mit
Fakultas in den klassischen Fächern entwickelt haben.
Die Unaussprechliche stellt es eher so dar, daß "Präzeptor" für
Hauslehrer eine ältere Terminologie ist und der Bezeichnung "Hofmeister"
vorausgegangen sei. (Das kommt mir auch nicht ganz glaubwürdig vor.
Haben Kaufleute die Hauslehrer so genannt oder nur adelige Guts- oder
Hofbesitzer?)
Post by Roland Franzius
So ging zB ein reimender Vorfahre namens Streckfuß, der sich später mit
Heine und der mit ihm anlegte, als Präzeptor der Kinder einer adligen
Familie einige Jahre nach Triest, was ihn dann befähigte Dante und
Ariost zu übersetzen.
Du bist Nachfahre von Streckfuß?

Ralf

Florian Ritter
2011-05-25 07:17:32 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Post by Roland Franzius
Falls jemand dir deine angestammten Rechte als hiesige Präzeptrix
Ist das ne Krankheit oder das Medikament dagegen?
Ich kenn nur Kontrazeptiva.
Bitte, Kind, eine Dame nimmt solche Wochte nicht in den Mund - FR
Yvonne Steiner
2011-05-21 10:08:05 UTC
Permalink
Das stützt ein bißchen mein "vermutlich kaum noch", ohne daß ich jetzt
auf der/die[1] Richtigkeit meiner Vermutung bestehen will.
[1] bitte helft: was ist jetzt richtig? :(
Standarddeutsch: ... auf der Richtigkeit ... (Genitiv)

lt. Duden, /selten!/ auch Akkusativ --> was mir äusserst fremd vorkommt.
--
Yvonne Steiner
Gunhild Simon
2011-05-21 10:42:12 UTC
Permalink
On 21 Mai, 12:08, ***@swissonline.ch (Yvonne Steiner) wrote:
..
Post by Yvonne Steiner
Standarddeutsch: ... auf der Richtigkeit ... (Genitiv)
Eher nicht.
Dativ.
Post by Yvonne Steiner
lt. Duden, /selten!/ auch Akkusativ --> was mir äusserst fremd vorkommt.
Gruß
Gunhild
Yvonne Steiner
2011-05-21 11:43:13 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
..
Post by Yvonne Steiner
Standarddeutsch: ... auf der Richtigkeit ... (Genitiv)
Eher nicht.
Dativ.
Ja, natürlich nicht Genitiv, sondern Dativ.
--
Yvonne Steiner
Jakob Achterndiek
2011-05-21 11:57:26 UTC
Permalink
Post by Yvonne Steiner
Post by Gunhild Simon
Post by Yvonne Steiner
Standarddeutsch: ... auf der Richtigkeit ... (Genitiv)
Eher nicht.
Dativ.
Ja, natürlich nicht Genitiv, sondern Dativ.
Danke allerseits!
So paßt es auch besser in mein Puzzle. :)

j/\a
--
Herford
2011-05-22 10:34:37 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Vielleicht sind es nur die Autoren, die
an Nietzsche und Heidegger Deutsch
gelernt haben.
Ja an wem denn jetzt?

TH

--
Wir lassen uns lieber ein paar Jahre als unsere Illusionen rauben.
[B. Gracian]
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