Post by Yvonne SteinerJetzt habe ich aber noch eine ganz andere Frage: Wann bzw. inwiefern ist
es für den Deutschsprachler überhaupt wichtig, *wissen zu _müssen_*, ob
ein Verb denn transitiv oder intransitiv ist?
Ich meine jetzt nicht Fälle wie: grenzen, v.i. - begrenzen, v.t.
trauern, v.i. - betrauern, v.t.
schiessen, v.i. - erschiessen, v.t.
- anschiessen, v.t.
(solche wird auch der Fremdsprachler extra lernen müssen)
sondern solche wie eben: verbrennen, v.i. - etw./jmd. verbrennen, v.t.
oder: erschrecken, v.i. - jmd. erschrecken, v.t.
Die zwei sind nicht gleich gebaut: Bei "verbrennen", "fahren",
"beginnen" sind die Verben exakt gleich, bei "erschrecken", "hängen"
ist nur der Infinitiv gleich ("erschrickt"/"erschreckt";
"erschrak"/"erschreckte").
Post by Yvonne Steiner| im Falle "kochen" beispielsweise im Russischen im intransitiven Fall
| "kipet'" und im transitiven Fall "warit'".
| Keineswegs wird aber dann, wenn man das Objekt, weil uninteressant,
| einfach weglässt, im Russischen nun auch das Verb gewechselt.
Interessanter ist die Reflexivform, die im Russischen häufig
verwendet wird, um Intransitivität auszudrücken, im Deutschen
manchmal, im Englischen kaum:
He opens the door. Er öffnet die Tür. On otkryvajet dverj.
The door opens. Die Tür öffnet SICH. Dverj otkryvajetSJA.
He starts work. Er beginnt die Arbeit. On natschinajet rabotu.
Work starts. Die Arbeit beginnt. Rabota natschinajetSJA.
Post by Yvonne SteinerIch frage deshalb, weil das z. B. in den Bantusprachen - in denen es
äusserst wichtig ist, transitive und intransitive Verben genauestens
zu unterscheiden - absolut nicht geht.
Hier unterscheiden sich die transitiven von den intransitiven Verben
*immer* (andere Endungen) und ein Objekt (sei es nun als Substantiv oder
als Pronomen) _muss_ im Satz auch *immer* mit enthalten sein.
In Swahili übrigens nicht - aber Swahili hat sicher manche
"Entbantuisierung" mitgemacht, um auch Nicht-Bantu-Sprechern als
Verkehrssprache zu dienen und ist daher für solche Fragen nicht
repräsentativ.
Post by Yvonne SteinerWann bzw. inwiefern ist es für den Deutschsprachler überhaupt
wichtig, *wissen zu _müssen_*, ob ein Verb denn transitiv
oder intransitiv ist?
Es ist m.E. für Leute, die Deutsch lernen wollen, nicht umwerfend
wichtig. Sie *müssen* aber für jedes Verb lernen, wie ein Objekt
angebunden wird ("auf jdn. warten", "jdn. erwarten", "jds. harren");
ob sie den Spezialfall Akkusativ mit dem Wort "transitiv" belegen, ist
dabei egal.
Wichtig ist die Unterscheidung vt./vi. bei vielen Sprachen in
Wörterbüchern, wenn es solche Beispiele wie am Anfang gibt, etwa:
- develop (vt.) : entwickeln
- develop (vi.) ; sich entwickeln
- grow (vt.) : anbauen
- grow (vi.) : wachsen
- open (vt.) : öffnen
- open (vi.) ; sich öffnen
Ohne die handlichen Abkürzungen musste man viel mehr Kontext
dazuschreiben.
Helmut Richter