Post by Markus LochPost by Poul E. JørgensenWie wird es gesprochen? Strietzi?
Wenn der schweizerdeutsche Ursprung korrekt ist - was in meiner
Quelle nicht bewiesen ist - hätte man wohl ein wienerisches Streitzi
(oder so) erwartet.
In meinem Baseldeutschen Wörterbuch von Rudolf Suter ist ein
"Stryzi" aufgeführt mit der Bedeutung "Schlingel, Taugenichts,
Lausejunge, Herumtreiber".
»Da bisher alle Herleitungen des Wortes "Striezi" von der irrigen
Annahme ausgingen, dass es sich um einen gefährlichen Zuhälter
handelt...
Die Ursache der falschen Herleitung liegt sicher darin, dass Mitte des
19. Jh. ein Anonymus -- wohl in Anlehung an Begriffe wie *ragazza,
pizza, palazzo* -- einen italienischen Ursprung vermutetet [von
"strizzare" -- hpe] und sich für die Schreibweise "Strizzi" entschloss.
Wenn wir jedoch genau hinhören, so haben wir keinen *Schdrittsi* mit
kurzelm *i*, sondern einen *Schdridsi* mit langem *i* vor uns. Da dies
schon damals einigen aufgefallen ist, sind beide Schreibarten
anzutreffen, "Strizzi" und "Strizi".
Der Mundartforscher Hugo Mareta bezeichnete den "Strizzi (Strizi)" als
"feineren Strabanzer" und zitiert aus einem Brief des Jahres 1860 einen
"noblen Strizzi". Ähnlich auch Franz S. Hügel, der den "Strizzi" als
"feinere Gattung Nichtsthuer und Flaneurs [sic] ohne Zweck" bezeichnet.
[Im Grimmschen Wörterbuch] [...] finden wir beim Wort "STriezel" die
BEdeutung "länglich geförmter Körper", "kuchenartiges längliches
Backwerk", "unbeholfener, einfältiger, dummer Mensch".
Damit kommen wir nun zum Triumph weiblicher Intiuition über
(pseudo)wissenschaftliche Akribie. Denn alle FRauen, die wir gefragt
haben -- ob Mutter oder Nichtmutter, Dame der Gesellschaft oder
Beislwirtin, Germanistin oder Hausfrau -- orteten den "Striezi" in die
Kindersprache und sprachen von einem kleinen Kind, dem "Faschen-" oder
"Wickelkind". Sie haben damit das richtige Ursprungswort erkannt.«
(Sigmar Grüner, Robert Sedlaczek: Lexikon der Sprachirrtümer
Österreichs, Wien, Deuticke 2003).
Helmut
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Nach dera Zei'n kimmt nix mehr