Discussion:
Suppe schoepfen
(zu alt für eine Antwort)
Gerald Fix
2003-08-31 06:02:04 UTC
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On Sun, 31 Aug 2003 10:21:33 +0800, Heinz Lohmann
Mir ist beim Lesen eines Maigret-Romans ein komischer Ausdruck
aufgefallen. Die Schüssel mit der Suppe steht auf dem Tisch, und die
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ich weiß, was die Frau wahrscheinlich tun will: Sie will dem Mann Suppe
auf den Teller tun. Das Verb "tun" ist sicher nicht so passend, aber das
Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Gibt es einen passenderen Ausdruck?
Die Frau füllt Flüssigkeit mittels einer Schöpfkelle von einem großen
Behälter in einen kleinen. Ich halte schöpfen für einen passenden
Ausdruck. Vor allem führt mir das Wort unsere alte Familien-
Suppenschüssel wieder vor Augen: Aus weißem Porzellan, mit verzierten
Griffen; sie kam nur bei besonderen Anlässen auf den Tisch.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Yvonne Steiner
2003-08-31 07:32:27 UTC
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Heinz Lohmann <***@despammed.com> wrote:

[...]
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ich weiß, was die Frau wahrscheinlich tun will: Sie will dem Mann Suppe
auf den Teller tun. Das Verb "tun" ist sicher nicht so passend, aber das
Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Ja, "tun" kann man natürlich weitaus mehr, als "schöpfen".

[...]
aber das Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Hast du denn z. B. von "Wasser schöpfen" auch noch nie etwas gehört?
Gibt es einen passenderen Ausdruck?
Einen treffenderen jedenfalls nicht. "Suppe entnehmen" kanns doch wohl
nicht sein?
Ist "schöpfen" eventuell schweizerisch?
Ja, auch; aber wohl kaum exklusiv schweizerisch.
Der Diogenes-Verlag befindet sich ja in Zürich, nicht wahr?
Ja, das "tut" er. ;-)
--
Yvonne Steiner
Heinz Lohmann
2003-08-31 09:34:23 UTC
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Post by Yvonne Steiner
[...]
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
aber das Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Hast du denn z. B. von "Wasser schöpfen" auch noch nie etwas gehört?
Natürlich kenne ich das Verb. Aber ich würde als Frage bei der *Suppe*
nicht diesen Ausdruck erwarten. Mir fehlt der Bezug zu der
angesprochenen Person, irgendwas mit "dir".
Post by Yvonne Steiner
Gibt es einen passenderen Ausdruck?
Einen treffenderen jedenfalls nicht. "Suppe entnehmen" kanns doch wohl
nicht sein?
Ich meine mich zu erinnern, mal folgendes gehört zu haben
"Kann ich dir Suppe aufgeben?"

Klingt das sehr komisch oder unüblich?

mfg
Heinz Lohmann
--
Tanshui, Taiwan
25.13N 121.29E
Yvonne Steiner
2003-08-31 10:10:08 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Yvonne Steiner
aber das Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Hast du denn z. B. von "Wasser schöpfen" auch noch nie etwas gehört?
Natürlich kenne ich das Verb. Aber ich würde als Frage bei der *Suppe*
nicht diesen Ausdruck erwarten. Mir fehlt der Bezug zu der
angesprochenen Person, irgendwas mit "dir".
Das Verb ist selbstverständlich, je nach vorausgegangenem Kontext, auf
beiderlei Art und Weise gleichwertig; eine Person ist ja auch in beiden
Fällen angesprochen:

"Kann ich die Suppe (jetzt schon) schöpfen? (Akkusativ)
"Kann ich dir die Suppe (auch jetzt) schöpfen? (Dativ)

Als Nebenbemerkung dies:

"Kann" ist doch eher etwas unglücklich gewählt - ja, ich weiss, dass
Wendungen derselben Art ständig gebraucht werden - aber trotzdem: i. d.
R. _kann_ ich natürlich Suppe schöpfen.
Das Wort könnte also bspw. ersetzt werden durch: "Soll ich ... schöpfen"
oder meinetwegen auch: "Darf ich dir ...?"
Post by Heinz Lohmann
Post by Yvonne Steiner
Gibt es einen passenderen Ausdruck?
Einen treffenderen jedenfalls nicht. "Suppe entnehmen" kanns doch wohl
nicht sein?
Ich meine mich zu erinnern, mal folgendes gehört zu haben
"Kann ich dir Suppe aufgeben?"
Klingt das sehr komisch oder unüblich?
Für mich: allerdings. ;-)
Es wäre doch schade um das schöne, treffende Wort "schöpfen".
--
Yvonne Steiner
Sebastian Koppehel
2003-08-31 18:18:03 UTC
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Post by Yvonne Steiner
Post by Heinz Lohmann
Post by Yvonne Steiner
aber das Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Hast du denn z. B. von "Wasser schöpfen" auch noch nie etwas gehört?
Natürlich kenne ich das Verb. Aber ich würde als Frage bei der *Suppe*
nicht diesen Ausdruck erwarten. Mir fehlt der Bezug zu der
angesprochenen Person, irgendwas mit "dir".
Das Verb ist selbstverständlich, je nach vorausgegangenem Kontext, auf
beiderlei Art und Weise gleichwertig; eine Person ist ja auch in beiden
"Kann ich die Suppe (jetzt schon) schöpfen? (Akkusativ)
"Kann ich dir die Suppe (auch jetzt) schöpfen? (Dativ)
Ja, natürlich! Aber trotzdem bleibt Heinz' Erwartung eines Bezuges zum
Gesprächspartner doch sehr verständlich. Wenn jemand mich fragt: "Kann
ich *dir* die Suppe schöpfen?", so ist mir klar, warum er mich fragt,
und wie ich zu antworten habe. Fragt er dagegen bloß: "Kann ich die
Suppe schöpfen?", so denke ich mir, warum fragt er mich, wir leben
doch in einem freien Land, er kann soviel Suppe schöpfen, wie er
möchte, wenn er denn dazu in der Lage ist. Am ehesten könnte ich die
Frage noch so verstehen, daß er sich selbst etwas Suppe auffüllen
will, und mich lieber noch fragt, weil er evtl. die Schüssel
leermacht.

- Sebastian
Sebastian Koppehel
2003-09-01 00:21:00 UTC
Permalink
Aber sagt man in Hamburg überhaupt so: "Kann ich dir jetzt die Suppe
schöpfen?"?
Ich hab's jedenfalls noch nie gehört. Ich würde sagen: "Darf ich dir
jetzt die Suppe auffüllen?"
Schöpfen die Hamburger da nicht den Verdacht, man sei ein Quitsche
(o. s. ä.)?
Quiddje.

- Sebastian
Yvonne Steiner
2003-09-01 09:59:16 UTC
Permalink
Post by Sebastian Koppehel
Aber sagt man in Hamburg überhaupt so: "Kann ich dir jetzt die Suppe
schöpfen?"?
Ich hab's jedenfalls noch nie gehört. Ich würde sagen: "Darf ich dir
jetzt die Suppe auffüllen?"
Nein danke, lieber den Suppenteller. ;-)
--
Yvonne Steiner
Tassilo Halbritter
2003-08-31 10:32:39 UTC
Permalink
[...]
"Kann ich die Suppe sch=F6pfen?"
=20
aber das Verb "sch=F6pfen" kommt mir sehr ungew=F6hnlich vor.
Hast du denn z. B. von "Wasser sch=F6pfen" auch noch nie etwas geh=F6rt?
=20
=20
Nat=FCrlich kenne ich das Verb. Aber ich w=FCrde als Frage bei der *Suppe=
*
nicht diesen Ausdruck erwarten. Mir fehlt der Bezug zu der
angesprochenen Person, irgendwas mit "dir".
=20
Gibt es einen passenderen Ausdruck?
Einen treffenderen jedenfalls nicht. "Suppe entnehmen" kanns doch wohl
nicht sein?
=20
Ich meine mich zu erinnern, mal folgendes geh=F6rt zu haben
"Kann ich dir Suppe aufgeben?"
=20
Klingt das sehr komisch oder un=FCblich?
=20
Ja, klingt sehr ungewohnt.
Hier in Wien w=FCrde die Mutter fragen:
Kann ich die Suppe austeilen?

--=20
_____ _ _ mailto: halbritter at acornusers.org
|__ __|| | | | "W=E4re die Schule nicht grunds=E4tzlich Disziplinierungs
| | | |_| | anstalt, m=FC=DFte niemand mutig sein, um was Vern=FCnfti-
| | | _ | ges zu machen. Die herrschende P=E4dagogik ist eine Un-
|_|a |_| |_|a terwerfungsp=E4dagogik." (W. Palka in d.e.s.d.)
Bernd Gramlich
2003-08-31 09:04:34 UTC
Permalink
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ich weiß, was die Frau wahrscheinlich tun will: Sie will dem Mann
Suppe auf den Teller tun. Das Verb "tun" ist sicher nicht so passend,
aber das Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Gibt es einen passenderen Ausdruck?
Ich hätte anstelle des Artikels einen Dativus commodi erwartet:

Kann ich dir Suppe schöpfen?

Daran fände ich überhaupt nichts ungewöhnlich.

Das passende Allerweltsverb wäre in meinen Ohren übrigens nicht "tun",
sondern "geben".
Ist "schöpfen" eventuell schweizerisch?
Nein.
--
Bernd Gramlich Quod scripsi, scripsi.
Rüdiger Silberer
2003-08-31 20:29:37 UTC
Permalink
Post by Bernd Gramlich
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ich weiß, was die Frau wahrscheinlich tun will: Sie will dem Mann
Suppe auf den Teller tun. Das Verb "tun" ist sicher nicht so passend,
aber das Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Gibt es einen passenderen Ausdruck?
Kann ich dir Suppe schöpfen?
Daran fände ich überhaupt nichts ungewöhnlich.
Das passende Allerweltsverb wäre in meinen Ohren übrigens nicht "tun",
sondern "geben".
Das sieht MUSE auch so. Wir haben zu diesem Zweck bei uns auch einen
Suppenschöpfer.
Post by Bernd Gramlich
Ist "schöpfen" eventuell schweizerisch?
Nein.
Jedenfalls nicht ausschließlich.

ade
Rüdiger
--
Ich gebe ohne weiteres zu, daß es überflüssig ist,
aber da ich es nun schon geschrieben habe,
so mag es dann stehenbleiben. F.M.D
www.argentum-etigraph.de
Joerg Digmayer
2003-09-04 19:38:17 UTC
Permalink
Post by Rüdiger Silberer
Das sieht MUSE auch so. Wir haben zu diesem Zweck bei uns auch einen
Suppenschöpfer.
Beim Essen mit mehreren Theologen hab ich in diesem Zusammenhang
gehört: "Reich mir doch bitte mal den Herrn und Schöpfer."

Grüße,
Jörg.
--
"Recht hat er, der Dingsbums!"
Rüdiger Silberer
2003-09-04 22:03:24 UTC
Permalink
Post by Joerg Digmayer
Post by Rüdiger Silberer
Das sieht MUSE auch so. Wir haben zu diesem Zweck bei uns auch einen
Suppenschöpfer.
Beim Essen mit mehreren Theologen hab ich in diesem Zusammenhang
gehört: "Reich mir doch bitte mal den Herrn und Schöpfer."
:) Auch Theologen sollen über Humor verfügen.

ade
Rüdiger
--
Ich gebe ohne weiteres zu, daß es überflüssig ist,
aber da ich es nun schon geschrieben habe,
so mag es dann stehenbleiben. F.M.D
www.argentum-etigraph.de
Volker Gringmuth
2003-09-04 22:15:35 UTC
Permalink
Post by Joerg Digmayer
Beim Essen mit mehreren Theologen hab ich in diesem Zusammenhang
gehört: "Reich mir doch bitte mal den Herrn und Schöpfer."
"Der Herr ist unser Schöpfer, wir sind die Erschöpften."


vG
--
~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~ http://einklich.net/ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Phantasie ist wichtiger als Wissen. (Albert Einstein)
Yvonne Steiner
2003-09-04 23:20:33 UTC
Permalink
Mir ist der Versprecher mal passiert: "Als Gott die Welt schöpfte..."
Er vermag ja auch, aus dem Nichts zu schöpfen.
--
Yvonne Steiner
Volker Gringmuth
2003-09-05 07:35:38 UTC
Permalink
Post by Yvonne Steiner
Mir ist der Versprecher mal passiert: "Als Gott die Welt
schöpfte..."
Er vermag ja auch, aus dem Nichts zu schöpfen.
Ich vermag mir allerdings die Daseinsberechtigung dieses Kommas nicht
zu schöpfen.


vG
--
~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~ http://einklich.net/ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie..."
(Prof. Schießle, FH Aalen)
Yvonne Steiner
2003-09-05 09:04:37 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Yvonne Steiner
Mir ist der Versprecher mal passiert: "Als Gott die Welt
schöpfte..."
Er vermag ja auch, aus dem Nichts zu schöpfen.
Ich vermag mir allerdings die Daseinsberechtigung dieses Kommas nicht
zu schöpfen.
Ach bitte, lass es mir doch drin! (drinnen?)
So wie _ich_ den Satz betone, brauche ich dort die Sprechpause. ;-)

Eine andere Schreibvariante wäre noch: "Er vermag ja auch: aus dem
Nichts zu schöpfen."

Besser?
--
Yvonne Steiner
Inge Müller
2003-08-31 09:40:09 UTC
Permalink
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Ist "schöpfen" eventuell schweizerisch?
hier (mittlerer Schwarzwald) benutzt man "schöpfen" für die
Tätigkeit, sich oder jemandem etwas (normalerweise essbares)
aus dem Topf oder der Schüssel auf den Teller zu tun. Also
nicht nur Flüssigkeiten (mit der Schöpfkelle), sondern auch
Festes. Dieses kann aber auch ein Regionalismus sein.

Gruß,
INge
Melanie Orth
2003-08-31 11:26:38 UTC
Permalink
Post by Inge Müller
hier (mittlerer Schwarzwald) benutzt man "schöpfen" für die
Tätigkeit, sich oder jemandem etwas (normalerweise essbares)
aus dem Topf oder der Schüssel auf den Teller zu tun. Also
nicht nur Flüssigkeiten (mit der Schöpfkelle), sondern auch
Festes. Dieses kann aber auch ein Regionalismus sein.
Ich kenne das auch so. Sowohl aus der Pfalz, als auch aus der Gegend um
Heidelberg und aus der Gegend um Freiburg. Allzu regional begrenzt
scheint des also nicht zu sein.
Wenn's ums Essen geht, würde ich immer "schöpfen" verwenden und niemals
"tun", "geben", "aufgeben" oder sonstwas.

Gruß, Melanie
Gerald Fix
2003-08-31 09:50:35 UTC
Permalink
On Sun, 31 Aug 2003 17:34:25 +0800, Heinz Lohmann
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ja. "Schepf dr noch was raus. 'S isch gnuch do!"
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Ewald Pfau
2003-08-31 12:13:23 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
On Sun, 31 Aug 2003 17:34:25 +0800, Heinz Lohmann
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ja. "Schepf dr noch was raus. 'S isch gnuch do!"
Ebenfalls. Allenfalls 'ausschoepfen' verkuerzt fuer '[he]rausschoepfen',
aber nicht einfach nur 'schoepfen'.
Ralf R. Radermacher
2003-08-31 10:03:05 UTC
Permalink
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Klar hat sie. "Kann isch de Zupp usscheppe?"

Ralf
--
Ralf R. Radermacher - DL9KCG - Köln/Cologne, Germany
private homepage: http://www.fotoralf.de
manual cameras and photo galleries - updated Apr. 11, 2003
Contarex - Kiev 60 - Horizon 202 - P6 mount lenses
Stefan Hohenwarter
2003-08-31 12:13:12 UTC
Permalink
Mir ist beim Lesen eines Maigret-Romans ein komischer Ausdruck
aufgefallen. Die Schüssel mit der Suppe steht auf dem Tisch, und die
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ich weiß, was die Frau wahrscheinlich tun will: Sie will dem Mann Suppe
auf den Teller tun. Das Verb "tun" ist sicher nicht so passend, aber das
Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Hier in Salzburg (Pinzgau) sehr üblich, nur eher als "(he)rausschöpfen", und
natürlich im Dialekt: "Ku i (ma de Suppn) scho aussaschöpfn?" (also "Kann
ich (mir die Suppe) schon herausschöpfen?").
Ist "schöpfen" eventuell schweizerisch?
Wahrscheinlich, aber zumindest auch (west-)österreichisch.

Stefan
Ralf Heinrich Arning
2003-08-31 14:25:13 UTC
Permalink
Mir ist beim Lesen eines Maigret-Romans ein komischer Ausdruck
aufgefallen. Die Schüssel mit der Suppe steht auf dem Tisch, und die
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ich weiß, was die Frau wahrscheinlich tun will: Sie will dem Mann Suppe
auf den Teller tun. Das Verb "tun" ist sicher nicht so passend, aber das
Verb "schöpfen" kommt mir sehr ungewöhnlich vor.
Mir kommt es übertrieben gehoben vor, es paßt nicht in eine
Alltagssituation. Nachdem ich die anderen Stellungnahmen zur Frage
gelesen habe, halte ich es für einen regionalen Gebrauch, und im ehedem
niederdeutschen Sprachraum in dieser Form für unüblich.
Die plattdeutsche Form "scheppen" scheint mir in der Umgangssprache
gängiger zu sein. Oder man wechselt das Wort und sagt "austeilen".

Ralf
--
It is easier to get into something than to get out of it.
Donald Rumsfeld
Stefan Schiffer
2003-08-31 14:45:19 UTC
Permalink
Meinem österreichischen Sprachempfinden nach schöpft man Suppe nicht so, wie
man Wasser aus einem Brunnen schöpft.

Man kann in unserer Gegend die Erbsen aus der Suppe schöpfen (und auf einem
Extrateller entsorgen, weil man sie nicht mag), man kann aus dem gleichen
Grund die Fettaugen abschöpfen und man kann Suppe vom Topf auf den Teller
schöpfen.

Die Aufforderung "Schöpfe bitte Suppe!" würde bei uns auf Unverständnis
stoßen, weil unklar wäre, wohin mit der Suppe, wenn sie im Schöpfer ist. Man
könnte meinen, die Suppe sollte wieder in den Topf zurück, damit sie abkühlt
oder das Schöpfen würde dazu dienen, die Suppeneinlage von unten nach oben
zu befördern.

Stefan Schiffer
Gerd Thieme
2003-08-31 21:28:24 UTC
Permalink
Die Schüssel mit der Suppe steht auf dem Tisch, und die Frau fragt den
Kommissar: "Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ohne die vielen Stimmen für »schöpfen« in Zweifel zu ziehen, möchte ich
doch die Variante »Kann ich die Suppe auftun« zur Wahl stellen
(alternativ »austeilen«).

Gerd
Martin Gerdes
2003-08-31 22:00:50 UTC
Permalink
Mir ist beim Lesen eines Maigret-Romans ein komischer Ausdruck
aufgefallen. Die Schüssel mit der Suppe steht auf dem Tisch, und die
"Kann ich die Suppe schöpfen?"
Ich kenne umgangssprachlich:

"Darf ich Dir Suppe (auf)geben/auftun."

Hochsprachlich würde ich wohl schreiben:

"Darf ich Dir/Ihnen Suppe geben."

"Schöpfen" ist als Verb natürlich bekannt; das für den genannten Vorgang
in Anschlag gebrachte Werkzeug (Suppenkelle) heißt bei uns
"Schöpflöffel".

Ein "kann" im Sinne von "darf" vermeide ich. Noch zu fest steckt der
Kalauer im Hirn: "Kann ich mal telefonieren?" "Ich weiß nicht, ob sie
das können ..."
--
Martin Gerdes
Christoph von Nathusius
2003-08-31 22:12:56 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
"Schöpfen" ist als Verb natürlich bekannt; das für den genannten Vorgang
in Anschlag gebrachte Werkzeug (Suppenkelle) heißt bei uns
"Schöpflöffel".
Oder Schöpfer. Womit wir zwanglos den Bogen zu jener
netten, kleiner Sage geschlagen hätten, in der einer
den Schwur tat: "So wahr ein Schöpfer über mir ist."

Es ist übrigens nett zu sehen (Google: "Schöpfer über
mir", 36 Teffer), wie viele verschiedene Orte diesen
Schwur für sich reklamieren.

CvN
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