Discussion:
Konditional, temporal, deklarativ?
(zu alt für eine Antwort)
Rainer Willis
2009-01-08 21:50:52 UTC
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Hallo NG,

also folgenden Dialog aus de.alt.talk.unmut
______________________________________________
Du bist süß, wenn Du verwirrt daherredest.
Ersteres trifft auf dich nicht zu.
Du hast einen Konditionalsatz temporal aufgefaßt.
Nein. Du hast meinen aus der ersten Hälfte gebildeten Deklarativsatz
temporär konditioniert, oder so ähnlich- und das gehört sich nicht.
______________________________________________

hätte ich gern von euch kommentiert.

"Wenn Du verwirrt daherredest, bist du süß."
ist sicherlich ein Konditionalsatz.

In der Umkehrung
"Du bist süß, wenn Du verwirrt daherredest."
kann man das "wenn" aber konditional oder temporär verstehen.

Temporär: "Du bist nur dann süß, wenn Du verwirrt daherredest."

Deklarativ:" Du bist immer süß, besonders aber, wenn Du verwirrt
daherredest.

Selbst verwirrt: Rainer
Frank Husel
2009-01-09 04:00:15 UTC
Permalink
Post by Rainer Willis
Hallo NG,
also folgenden Dialog aus de.alt.talk.unmut
______________________________________________
Du bist süß, wenn Du verwirrt daherredest.
Ersteres trifft auf dich nicht zu.
Du hast einen Konditionalsatz temporal aufgefaßt.
Nein. Du hast meinen aus der ersten Hälfte gebildeten Deklarativsatz
temporär konditioniert, oder so ähnlich- und das gehört sich nicht.
______________________________________________
hätte ich gern von euch kommentiert.
Für die Interpretation von Texten gilt: Ohne Kontext
geht gar nichts!

Der Widerpruch zwischen den beiden letzten zitierten Aussagen
verschiedener Poster ist keiner, sie besagen das gleiche.
Post by Rainer Willis
"Wenn Du verwirrt daherredest, bist du süß."
ist sicherlich ein Konditionalsatz.
Wohl kaum. Kein vernünftigerweise anzunehmender Umstand, der sich
hinter dieser kontextlos gelieferten Äußerung vermuten lässt, lässt
diese Interpretation zu. Wo ist der objektive für den Hörer
erkennbare oder der durch eine Vorinformation nahegelegte
Kausalzusammenhang, außer im Urteil des Satzurhebers?

Normalerweise wird man einer fremden Person zugute halten, nicht
ständig verwirrt daherzureden, also ist es allem Anschein nach
ein temporärer Zustand, über den der Satzurheber sein Urteil
fällt, mithin ein Temporalsatz.

Um als Konditionalsatz durchgehen zu können, muss eine entsprechende
Information her, z.B. in der Form "Da ist jemand, der steht auf
Schwätzer. Rede verwirrt daher, dann findet er/sie dich nett/süß".
Post by Rainer Willis
In der Umkehrung
"Du bist süß, wenn Du verwirrt daherredest."
kann man das "wenn" aber konditional oder temporär verstehen.
Temporär: "Du bist nur dann süß, wenn Du verwirrt daherredest."
Deklarativ:" Du bist immer süß, besonders aber, wenn Du verwirrt
daherredest.
Selbst verwirrt: Rainer
Erstens erlaubt die Reihenfolge allein es sicher nicht,
Schlüsse auf die Art des Satzes zu ziehen. Die Intonation
allerdings sehr wohl, aber die kommt bei geschriebenen
Texten eben nicht mit rüber. Ein konditionales "wenn"
*kann* man ausdrücklich betonen, ein temporales aber nicht.


Zweitens muss der Satzurheber selbst wissen, was er gemeint
hat. Man kann jemanden für seine Ausdrucksweise kritisieren,
aber jemandem erklären zu wollen, was er bzw. sie angeblich
gemeint hat, halte ich für etwas anmaßend.


Es gibt sicher noch ein paar andere Kriterien, aber
darüber muss ich erst mal schlafen.


Richtig ist, dass "wenn" beide Satzarten einleitet. Daraus
ergibt sich zunächst nur, dass dem Wortlaut nach u.U. offen
bleiben muss, ob eine Gleichzeitigkeit oder eine Bedingung
vorliegt. Man kann es nur vernünftig aus Inhalt und Kontext
zu deuten versuchen. Meist gelingt das, manchmal gelingt es
nicht.


Da im Englischen 'when' nur temporal existiert, ist es
naheliegend, bei "wenn" im Dt. eine Verschiebung bzw.
Ausweitung von 'temporal' nach/auf 'konditional' anzunehmen.
Oder?


Frank

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