Discussion:
selbstverfreilich (was: Re: Pflanzenschutzgesetz)
(zu alt für eine Antwort)
Kathinka Wenz
2012-09-09 05:52:39 UTC
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Genauso ist es. 'Selbstverfreilich' ist genauso eine Verballhornung
Ja doch. Vielleicht ist das ja weniger originell als ich denke, aber ich
bin relativ sicher, das das der running Gag in irgendeinem Film war. So
ähnlich, wie jeder gelernte Ossi weiß, was "mächtig gewaltig" ist.
Wessis höchstens dann, wenn sie ausnahmsweise die gute Synchronisierung
bekommen haben.
Verballhornung kann es aber nicht so richtig treffen, sonst wäre es nicht im
Duden. "Zum Bleistift" wirst du da umsonst suchen.

Man sollte mal in de.etc.sprache.deutsch nachfragen. x-post und fup.

Kann jemand erklären, wo das Wort "selbstverfreilich" herkommt? Eine
Webseite sagt Österreich, das streiten unsere Österreicher aber ab. Eine
andere sagt "aus dem sudetendeutschen". Die meisten hier gleichen, dass es
eine Verballhornung ist.

Gruß, Kathinka
--
http://www.drg-faq.info/
Werner Tann
2012-09-09 06:37:42 UTC
Permalink
Post by Kathinka Wenz
Kann jemand erklären, wo das Wort "selbstverfreilich" herkommt? Eine
Webseite sagt Österreich, das streiten unsere Österreicher aber ab. Eine
andere sagt "aus dem sudetendeutschen". Die meisten hier gleichen, dass es
eine Verballhornung ist.
Die meisten hier gleichen? Soll das Deutsch sein?
"Gleichen" darf nur transitiv verwendet werden.
Kathinka Wenz
2012-09-09 08:34:43 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Die meisten hier gleichen, dass es eine Verballhornung ist.
Die meisten hier gleichen? Soll das Deutsch sein?
"Gleichen" darf nur transitiv verwendet werden.
Äh, glauben, nicht gleichen. KA, was meine Finger da gemacht haben.

Gruß, Kathinka
Jakob Achterndiek
2012-09-09 08:58:42 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
[.] Die meisten hier gleichen, dass es eine
Verballhornung ist.
Die meisten hier gleichen? Soll das Deutsch sein?
"Gleichen" darf nur transitiv verwendet werden.
"Gleichen" braucht einen Objekts-DATIV. Das nennt man nach
traditioneller Schulgrammatik NICHT¹ transitiv.

¹ Ich weiß: Die Linguisten haben den Begriff der Globali-
sierung ihrer Wisasenschaft zuliebe aufgeweicht:
<http://tinyurl.com/8hw8qyt>.
Das führt aber hier in die Irre.

j/\a
--
Andreas Karrer
2012-09-09 10:24:01 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Werner Tann
[.] Die meisten hier gleichen, dass es eine
Verballhornung ist.
Die meisten hier gleichen? Soll das Deutsch sein?
"Gleichen" darf nur transitiv verwendet werden.
"Gleichen" braucht einen Objekts-DATIV. Das nennt man nach
traditioneller Schulgrammatik NICHT¹ transitiv.
Es war mir beim Erlernen dieser Schulgrammatik immer unklar, weshalb es
dafür einen besonderen Begriff braucht. Für mich ist es etwa so, wie
wenn man für die Ziffern 3 bis 6 (oder auch 5 bis 8) einen besonderen
Begriff einführen würde, aber diese Ziffern unterscheiden sich
qualitativ kein bisschen von den anderen.

- Andi
Jakob Achterndiek
2012-09-09 12:47:44 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Post by Jakob Achterndiek
Post by Werner Tann
[.] Die meisten hier gleichen, dass es eine
Verballhornung ist.
Die meisten hier gleichen? Soll das Deutsch sein?
"Gleichen" darf nur transitiv verwendet werden.
"Gleichen" braucht einen Objekts-DATIV. Das nennt man nach
traditioneller Schulgrammatik NICHT¹ transitiv.
Es war mir beim Erlernen dieser Schulgrammatik immer unklar,
weshalb es dafür einen besonderen Begriff braucht.
Weil der Vorgang der Transition¹ mit den anderen Kasus nicht
funktioniert.

¹ Übergang des Satzes (bei gleichbedeutendem Inhalt) in eine
andere Organisationsform (Aktiv / Passiv).

j/\a
--
Helmut Richter
2012-09-09 14:15:30 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Weil der Vorgang der Transition¹ mit den anderen Kasus nicht
funktioniert.
¹ Übergang des Satzes (bei gleichbedeutendem Inhalt) in eine
andere Organisationsform (Aktiv / Passiv).
Ich schreibe ein Buch.
Ein Buch wird geschrieben.

Ich helfe meinem Bruder.
Meinem Bruder wird geholfen.

Ich gedenke meines Lehrers.
Meines Lehrers wird gedacht.
--
Helmut Richter
Jakob Achterndiek
2012-09-09 15:00:28 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Weil der Vorgang der Transition¹ mit den anderen Kasus nicht
funktioniert.
¹ Übergang des Satzes (bei gleichbedeutendem Inhalt) in eine
andere Organisationsform (Aktiv / Passiv).
Ich schreibe ein Buch.
Ein Buch wird geschrieben.
Ich helfe meinem Bruder.
Meinem Bruder wird geholfen.
Ich gedenke meines Lehrers.
Meines Lehrers wird gedacht.
Das würde ich Transformierung nennen. Die Organisationsform,
das Verhältnis von Handelndem und Behandeltem, hat sich nur
im ersten Satz geändert. Denn "schreiben" ist transitiv,
"gedenken" nicht, und "helfen" nur bei Verena Feldbusch
heiteren Angedenkens.

j/\a
--
Helmut Richter
2012-09-09 16:03:16 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Weil der Vorgang der Transition¹ mit den anderen Kasus nicht
funktioniert.
¹ Übergang des Satzes (bei gleichbedeutendem Inhalt) in eine
andere Organisationsform (Aktiv / Passiv).
Ich schreibe ein Buch.
Ein Buch wird geschrieben.
Ich helfe meinem Bruder.
Meinem Bruder wird geholfen.
Ich gedenke meines Lehrers.
Meines Lehrers wird gedacht.
Das würde ich Transformierung nennen. Die Organisationsform,
das Verhältnis von Handelndem und Behandeltem, hat sich nur
im ersten Satz geändert.
Wenn du auf die Bedeutungsebene willst, sehe ich den Unterschied nicht.
Im ersten Satz ist immer der Schreiber der Handelnde, nie das Buch.
Und ob das Objekt jetzt Akkusativ oder ein anderer Fall ist, spielt für
die Bedeutung gar keine Rolle:

Ich folge dieser Person. -- Dieser Person wird gefolgt.
Ich verfolge diese Person. -- Diese Person wird verfolgt.

Ich bedarf dieses Geräts. -- Dieses Geräts wird bedurft.
Ich brauche dieses Gerät. -- Dieses Gerät wird gebraucht.

Ich fände es weit an den Haaren herbeigezogen, jeweils in den oberen
Sätzen einen Wechsel von Handelndem und Behandeltem zu sehen und in den
unteren nicht.
Post by Jakob Achterndiek
Denn "schreiben" ist transitiv, "gedenken" nicht, und "helfen" nur bei
Verena Feldbusch heiteren Angedenkens.
Ach so, die reine Kasusebene. Dann ist deine Aussage tautologisch: wenn
"transitiv" so *definiert* ist, dass es am Akkusativobjekt hängt, ist es
nicht mehr überraschend, dass gerade die Sätze mit Akkusativobjekt die mit
den transitiven Verben sind.

Und was Verena Feldbusch angeht: ihr Fehler war ja nicht, dass sie ein
Passiv gebildet hat -- das geht auch mit intransitivem Verben und auch mit
solchen ganz ohne Objekt ("damails wurde viel gelacht") -- sondern dass
sie es falsch gebildet hat. (Und ich habe keinen Zweifel, dass das Absicht
war: ein Dummerchen zu spielen, braucht viel Intelligenz, und die hat sie
sicher.)
--
Helmut Richter
Helmut Richter
2012-09-09 16:25:03 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Ich folge dieser Person. -- Dieser Person wird gefolgt.
Ich verfolge diese Person. -- Diese Person wird verfolgt.
Ich bedarf dieses Geräts. -- Dieses Geräts wird bedurft.
Ich brauche dieses Gerät. -- Dieses Gerät wird gebraucht.
Ich fände es weit an den Haaren herbeigezogen, jeweils in den oberen
Sätzen einen Wechsel von Handelndem und Behandeltem zu sehen und in den
unteren nicht.
Umgekehrt natürlich.
--
Helmut Richter
Jakob Achterndiek
2012-09-09 17:54:24 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Weil der Vorgang der Transition¹ mit den anderen Kasus nicht
funktioniert.
¹ Übergang des Satzes (bei gleichbedeutendem Inhalt) in eine
andere Organisationsform (Aktiv / Passiv).
Wenn du auf die Bedeutungsebene willst, [.]
Ach so, die reine Kasusebene. [..]
Ehrlich gesagt: Ich weiß gar nicht, worauf du eigentlich hinaus
willst. Unbestreitbar ist doch dies: Es gibt im Deutschen eine
Klasse von Sätzen mit Verben im Aktiv, bei denen, wenn sie ins
Passiv verändert werden, eines der Objekte die Rolle des Subjekts
übernimmt. Dies geschieht nur unter zwei voneinander abhängigen
Voraussetzungen: 1. Das dabei von der Rolle des Objekts in die
des Subjekts trans-irende Wort steht im Akkusativ; 2. Das Verb
ist geeignet, sich in der Aktiv-Form auf ein solches Objekt zu
beziehen. Solche Verben faßt die deutsche Schulgrammatik¹ unter
dem Begriff "transitive Verben" zusammen. Beim "geschriebenen"
Brief war das der Fall, beim "geholfenen" Bruder nicht.
[Zu den Transiterarien der Verena Feldbusch]
Der Kavalier genießt - und schweigt. :'(

j/\a

¹ Schulgrammatik wurde so genannt, nicht weil sie in den Schulen
herumlag, sondern weil sie die Erkenntnisse einer Schule von
Wissenschaftlern zur deutschen Grammatik zusammenfaßte. Daß
Linguisten heute ihre eigenen Süppchen kochen, hat sich für
die Didaktik des deutschen Sprachunterrichts noch nicht als
auf Dauer nützlich erwiesen.
--
Helmut Richter
2012-09-09 19:00:08 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Wenn du auf die Bedeutungsebene willst, [.]
Ach so, die reine Kasusebene. [..]
Ehrlich gesagt: Ich weiß gar nicht, worauf du eigentlich hinaus
willst.
Komme gleich darauf zurück.
Post by Jakob Achterndiek
Unbestreitbar ist doch dies: Es gibt im Deutschen eine
Klasse von Sätzen mit Verben im Aktiv, bei denen, wenn sie ins
Passiv verändert werden, eines der Objekte die Rolle des Subjekts
übernimmt.
Eines der Objekte wechselt dann vom Akkusativ zum Nominativ. Gibt es in
einem deutschen Satz ein Satzglied in Nominativ, so nennt man das
"Subjekt". Die Möglichkeit, ein Passiv zu bilden, ist aber völlig
unabhängig davon, ob es ein Akkusativobjekt gibt, das bei der
Passivbildung zum Subjekt wird.

Hinsichtlich der Rolle (wer ist Handelnder, wer ist Behandelter) gibt es
keinerlei Unterschied, ob der Behandelte als Akkusativ-, Dativ- oder
Genitivobjekt im Aktivsatz vorkam -- das wird insbesondere durch die
Beispiele gezeigt, in denen praktisch synonyme Verben verschiedene Kasus
nach sich ziehen. Und an dieser gleichheit der semantischen Rollen bei
Verschiedenheit der Kasus ändert sich garnichts, wenn der satz ins Passiv
versetzt wird.

Den Zusammenhang der Betrachtung im vorletzten Absatz nannte ich kurz
"Kasusebene", die im letzten Bedeutungsebene.
Post by Jakob Achterndiek
Beim "geschriebenen"
Brief war das der Fall, beim "geholfenen" Bruder nicht.
*Das* ist wirklich ein Unterschied: das Zustandspassiv, aber von dem war
bisher nicht die Rede. Wurde der Brief geschrieben, dann ist er
anschließend geschrieben. Aber wurde dem Bruder geholfen, dann ist er
anschließend nicht geholfen. Aber bis zum Komma ist auch der letzte Satz
korrektes Deutsch.
--
Helmut Richter
Jakob Achterndiek
2012-09-09 22:52:20 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Unbestreitbar ist doch dies: Es gibt im Deutschen
eine Klasse von Sätzen mit Verben im Aktiv, bei
denen, wenn sie ins Passiv verändert werden, eines
der Objekte die Rolle des Subjekts übernimmt.
Eines der Objekte wechselt dann vom Akkusativ zum
Nominativ. Gibt es in einem deutschen Satz ein
Satzglied in Nominativ, so nennt man das "Subjekt".
Ein Objekt wechselt den Kasus, abracadabra, und drum
nennt man es hinterher Subjekt. Das ist Rabulistik -
aber in der Sache dasselbe, was ich geschrieben hatte.
Lies noch mal nach. ;)
Post by Helmut Richter
Die Möglichkeit, ein Passiv zu bilden, ist aber
völlig unabhängig davon, ob es ein Akkusativobjekt
gibt, das bei der Passivbildung zum Subjekt wird.
Das ist richtig, tut aber hier gar nichts zur Sache.
Post by Helmut Richter
Hinsichtlich der Rolle (wer ist Handelnder, wer ist
Behandelter) gibt es keinerlei Unterschied, ob der
Behandelte als Akkusativ-, Dativ- oder Genitivobjekt
im Aktivsatz vorkam -- das wird insbesondere durch
die Beispiele gezeigt, ..
Das ist nur insofern richtig, als ein Brief, der
geschrieben wird, nicht eigentlich handelt. Er ist
aber vom Objekt zum Subjekt der ganzen Satz-Aussage
geworden; darauf kam es an. Die anderen Sätze waren
keine mit transitivem Verb plus Akkusativ-Objekt.
Da behielten die Objekte schön brav ihre Rollen.
Post by Helmut Richter
.. in denen praktisch synonyme Verben verschiedene
Kasus nach sich ziehen.
Die "praktisch synonymen" Verben sollten doch nicht
etwa "schreiben - helfen - gedenken" sein? Das waren
deine Beispiele.
Post by Helmut Richter
Und an dieser gleichheit der semantischen Rollen
bei Verschiedenheit der Kasus ändert sich garnichts,
wenn der satz ins Passiv versetzt wird.
Der Begriff der "semantischen Rollen" ist unklar und
umstritten. Der betreffende Artikel in Wikipedia ist
zuletzt im Januar d.J. bearbeitet, das letzte Urteil
ist überschrieben: "Artikel ist stark fehlerhaft."
Diese Argumentationslinie taugt also nicht, um mich
zu überzeugen.
Post by Helmut Richter
Den Zusammenhang der Betrachtung im vorletzten Absatz
nannte ich kurz "Kasusebene", die im letzten
Bedeutungsebene.
Das zu trennen erscheint mir an dieser Stelle, ähnlich
wie bei den "semantischen Rollen", wenig sinnvoll. Wir
behandeln nicht Lexeme und syntaktische Muster getrennt
voneinander, sondern Sätze, d.h. von Wörtern gesetzte
Bedeutungen, die sich in Abhängigkeit von der syntak-
tischen Stellung ändern.
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Beim "geschriebenen" Brief war das der Fall, beim
"geholfenen" Bruder nicht.
*Das* ist wirklich ein Unterschied: das Zustandspassiv,
aber von dem war bisher nicht die Rede.
Aber mitgedacht war das schon, oder? Bei mir jedenfalls.
Post by Helmut Richter
Wurde der Brief geschrieben, dann ist er anschließend
geschrieben. Aber wurde dem Bruder geholfen, dann ist
er anschließend nicht geholfen. Aber bis zum Komma ist
auch der letzte Satz korrektes Deutsch.
Aber warum nur bis dahin? Eben weil das Verb in dem "bis
zum Komma korrekten" Satz nach den Kriterien der Schul-
grammatiker kein transitives Verb ist und folglich das
Dativobjekt NICHT mal eben hinter dem Komma in die Rolle
des Subjekts übergehen (trans-iren) durfte.

Schluß erst mal - ich bin müde. :(

j/\a
--
Helmut Richter
2012-09-11 21:17:26 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Unbestreitbar ist doch dies: Es gibt im Deutschen
eine Klasse von Sätzen mit Verben im Aktiv, bei
denen, wenn sie ins Passiv verändert werden, eines
der Objekte die Rolle des Subjekts übernimmt.
Eines der Objekte wechselt dann vom Akkusativ zum
Nominativ. Gibt es in einem deutschen Satz ein
Satzglied in Nominativ, so nennt man das "Subjekt".
Ein Objekt wechselt den Kasus, abracadabra, und drum
nennt man es hinterher Subjekt. Das ist Rabulistik -
aber in der Sache dasselbe, was ich geschrieben hatte.
Lies noch mal nach. ;)
Dass es in der Sache dasselbe ist, wundert nicht: schließlich ist es dieselbe
Sprache, über die wir reden. Es geht daher auch nicht um die Frage, ob sich
mit den Begriffen die sprachlichen Gegebenheiten, über die wir uns wohl einig
sind, irgendwie beschreiben lassen. Natürlich geht das, und die
sog. Schulgrammatik ist ja genauso richtig wie Alternativen, wenn das
Kriterium das ist, ob sie die Sprache beschreibt.

Natürlich kann man Verben, die ein Akkusativobjekt haben können, "transitiv"
nennen, wer wills verbieten, und ich werde im folgenden das Wort auch so
verwenden. Was aber zeichnet ein Verb aus, das ein Akkusativobjekt haben kann?
Gar nichts, außer dass es eben ein Akkusativobjekt haben kann. Warum hat man
nicht genauso klangvolle Begriffe für Verben erfunden, die Dativ- oder
Genitivobjekte haben können?

Und auf das abracadabra gehe ich weiter unten ein.
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Die Möglichkeit, ein Passiv zu bilden, ist aber
völlig unabhängig davon, ob es ein Akkusativobjekt
gibt, das bei der Passivbildung zum Subjekt wird.
Das ist richtig, tut aber hier gar nichts zur Sache.
Doch. Die Besonderheit von Verben mit Akkusativobjekten, die ihnen einen
besonderen Terminus verliehen hat, sollte ja irgendwie mit der Passivbildung
zusammenhängen. Dieser Zusammenhang ist aber dürftig:

Bei der Passivbildung werden Akkusativobjkete zu Subjekten (abracadabra), und
nach denen richtet sich die Form (Person und Numerus) des Verbs. Andere
Objekte bleiben, was sie waren, und nach ihnen richtet sich die Form des Verbs
nicht. Gibt es deswegen gar kein Subjekt, dann wird als Form des Verbs die
3.Person Singular verwendet. Beispiel:

Den Kindern *wird* vorgelesen. (kein Subjekt: Verb 3.Pers.Sing.)
Den Kindern *werden* Märchen vorgelesen. ("Märchen" ist Subjekt: Verb 3.Pers.Pl.)

Die Art des Objekts hat also großen Einfluss auf den Satzbau bei der
Passivbildung. Dagegen hat die Transitivität des Verbs einen nur sehr geringen
Einfluss. Sätze mit intransitiven Verben haben im Passiv kein Subjekt, Sätze
mit transitiven Verben haben manchmal eines, manchmal keines. Also am Verb
hats gar nicht gelegen, sondern am Objektkasus.
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Hinsichtlich der Rolle (wer ist Handelnder, wer ist
Behandelter) gibt es keinerlei Unterschied, ob der
Behandelte als Akkusativ-, Dativ- oder Genitivobjekt
im Aktivsatz vorkam -- das wird insbesondere durch
die Beispiele gezeigt, ..
Das ist nur insofern richtig, als ein Brief, der
geschrieben wird, nicht eigentlich handelt. Er ist
aber vom Objekt zum Subjekt der ganzen Satz-Aussage
geworden; darauf kam es an. Die anderen Sätze waren
keine mit transitivem Verb plus Akkusativ-Objekt.
Da behielten die Objekte schön brav ihre Rollen.
Ein Subjekt zeichnet sich dadurch aus, dass es im Nominativ vorliegt und dass
sich die Form des Verbs danach richtet. Die meisten Sätze haben ein Subjekt;
manche, besonders im Passiv, heben keines; manche heben ein rein formales
("*es* regnet"). Das ist eine rein grammatikalische Erscheinung, die mit Kasus
und Verbform zusammenhängt. Es ist aber keine inhaltliche, die Bedeutung
betreffende Erscheinung. Es ist mitnichten so, dass, wer verfolgt wird, vom
Inhalt her Subjekt der Aussage ist, nicht jedoch der, dem gefolgt wird.

Man kanns auch anders ausdrücken: kenne ich einen Sachverhalt (wer macht was
mit wem?), so kann ich daraus nicht schließen, wer das Subjekt ist. Erst wenn
ich einen konkreten Satz bilde, um den Sachverhalt zu beschreiben, kann ich
für *diesen* Satz feststellen, wer darin das Subjekt ist, und zwar aufgrund
von Kasus und Verbform.

Deswegen ist eben kein großes "abracadabra" nötig, wenn bei der Passivbildung
mal das Subjekt wechselt und mal das Subjekt nur wegfällt. Der Satz dreht sich
nicht ums Subjekt; das kann leicht einmal wechseln oder wegfallen.
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
.. in denen praktisch synonyme Verben verschiedene
Kasus nach sich ziehen.
Die "praktisch synonymen" Verben sollten doch nicht
etwa "schreiben - helfen - gedenken" sein? Das waren
deine Beispiele.
Nein, die Beispiele aus dem nächsten Beitrag: folgen - verfolgen;
bedürfen - brauchen. Das sind wirklich praktisch Synonyme, und sie verlangen
alle zwingend ein Objekt. Nur ist in jedem Paar eines der Objekte ein Dativ-
bzw. Genitivobjekt und im anderen ein Akkusativobjekt.
--
Helmut Richter
Helmut Richter
2012-09-11 21:35:22 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Ein Subjekt zeichnet sich dadurch aus, dass es im Nominativ vorliegt und dass
sich die Form des Verbs danach richtet. Die meisten Sätze haben ein Subjekt;
manche, besonders im Passiv, heben keines; manche heben ein rein formales
("*es* regnet"). Das ist eine rein grammatikalische Erscheinung, die mit Kasus
und Verbform zusammenhängt. Es ist aber keine inhaltliche, die Bedeutung
betreffende Erscheinung. Es ist mitnichten so, dass, wer verfolgt wird, vom
Inhalt her Subjekt der Aussage ist, nicht jedoch der, dem gefolgt wird.
Man kanns auch anders ausdrücken: kenne ich einen Sachverhalt (wer macht was
mit wem?), so kann ich daraus nicht schließen, wer das Subjekt ist. Erst wenn
ich einen konkreten Satz bilde, um den Sachverhalt zu beschreiben, kann ich
für *diesen* Satz feststellen, wer darin das Subjekt ist, und zwar aufgrund
von Kasus und Verbform.
Mehr zum Thema "Subjekt" siehe auch meinen älteren Beitrag
<***@lxhri01.lrz.lrz-muenchen.de> sowie den
dort zitierten <***@lxhri01.lrz.lrz-muenchen.de> (den
findet Google Groups zwar, zeigt aber beim Draufklicken andere Beiträge an).
--
Helmut Richter
Jakob Achterndiek
2012-09-11 22:54:17 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Mehr zum Thema "Subjekt" siehe auch meinen älteren Beitrag
sowie den dort zitierten
(den findet Google Groups zwar, zeigt aber beim Draufklicken
andere Beiträge an).
Unter den angegebenen Adressen finde ich nichts, sie scheinen
also nicht allgemein zugänglich zu sein. Kannst du da bitte
nachhelfen?

Was du sonst geschrieben hast, widerlegt nichts von dem, was
ich erklärt hatte. Du bestehst nur auf einer anderen Methode
des Zugriffs und auf einer anderen Terminologie. Die will ich
dir gerne lassen. Mir sind die zuwider, weil sie, wie ich das
nenne, "Sprache ohne Wirklichkeit" beschreiben.

Ich wiederhole, was ich vor ein paar Tagen geschrieben und was
ich immer mal wieder bestätigt gefunden habe, seit ich vor gut
30 Jahren eine meiner Referendarinnen, die statt deutscher
Philologie Linguistik in Konstanz gelernt hatte, im Unterricht
jämmerlich habe scheitern sehen:
»Daß Linguisten heute ihre eigenen Süppchen kochen, hat sich
für die Didaktik des deutschen Sprachunterrichts noch nicht
als auf Dauer nützlich erwiesen.«

j/\a
--
Stefan Ram
2012-09-11 23:18:41 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Mehr zum Thema "Subjekt" siehe auch meinen älteren Beitrag
sowie den dort zitierten
(den findet Google Groups zwar, zeigt aber beim Draufklicken
andere Beiträge an).
Unter den angegebenen Adressen finde ich nichts, sie scheinen
also nicht allgemein zugänglich zu sein. Kannst du da bitte
nachhelfen?
Willkommen im Usenet!

http://userpage.fu-berlin.de/~ram/cgi-bin/nph-sri.cgi?t=mid&q=<***@lxhri01.lrz.lrz-muenchen.de>
Oliver Cromm
2012-09-12 16:55:47 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
»Daß Linguisten heute ihre eigenen Süppchen kochen, hat sich
für die Didaktik des deutschen Sprachunterrichts noch nicht
als auf Dauer nützlich erwiesen.«
Tja, die Tradition. Die Lateinlehrer verwenden ja auch immer noch
ihre barocken Erklärungen. Nachdem ich Linguistik studiert hatte,
konnte ich das nicht mehr ertragen, an jeder Ecke dachte ich: das
müßte viel straffer gehen.

Es ist durchaus möglich, daß für Grundschulkinder, Gymnasiasten,
Erwachsene ohne höhere Schulbildung, Akademiker sowie
Nichtmuttersprachler jeweils eine andere Didaktik am nützlichsten
ist. Oder sogar für Paul eine andere als für Maria.

Als Linguist denke ich oft daran, ob eine Erklärung vielleicht
nicht nur für Deutsch, sondern genauso auch für andere Sprachen
funktionieren könnte. Das erscheint mir als Erleichterung, wenn
man nicht für jede Sprache eine andere Terminologie lernen muß,
aber Deutschlehrer tangiert das vielleicht weniger.
--
Spell checker (n.) One who gives examinations on witchcraft.
Herman Rubin in sci.lang
Werner Tann
2012-09-13 07:21:11 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
funktionieren könnte. Das erscheint mir als Erleichterung, wenn
man nicht für jede Sprache eine andere Terminologie lernen muß,
aber Deutschlehrer tangiert das vielleicht weniger.
Das Verhältnis von Deutschlehrern zu Linguisten entspricht vermutlich
in etwa dem von Feldherren zu Schachspielern.
Jakob Achterndiek
2012-09-13 10:46:04 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Oliver Cromm
funktionieren könnte. Das erscheint mir als Erleichterung,
wenn man nicht für jede Sprache eine andere Terminologie
lernen muß, aber Deutschlehrer tangiert das vielleicht weniger.
Das Verhältnis von Deutschlehrern zu Linguisten entspricht
vermutlich in etwa dem von Feldherren zu Schachspielern.
Das trifft's :)

j/\a
--
Helmut Richter
2012-09-13 16:48:39 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Werner Tann
Post by Oliver Cromm
funktionieren könnte. Das erscheint mir als Erleichterung,
wenn man nicht für jede Sprache eine andere Terminologie
lernen muß, aber Deutschlehrer tangiert das vielleicht weniger.
Das Verhältnis von Deutschlehrern zu Linguisten entspricht
vermutlich in etwa dem von Feldherren zu Schachspielern.
Das trifft's :)
Ungefähr schon, aber Schule macht weniger Spaß als Schachspielen.
--
Helmut Richter
Oliver Cromm
2012-09-14 17:46:33 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Oliver Cromm
funktionieren könnte. Das erscheint mir als Erleichterung, wenn
man nicht für jede Sprache eine andere Terminologie lernen muß,
aber Deutschlehrer tangiert das vielleicht weniger.
Das Verhältnis von Deutschlehrern zu Linguisten entspricht vermutlich
in etwa dem von Feldherren zu Schachspielern.
Böse, böse. Ich schlage vor:

... praktischen Ärzten zu Molekularbiologen.
... Ingenieuren zu Physikern.
--
XML combines all the inefficiency of text-based formats with most
of the unreadability of binary formats.
Oren Tirosh, comp.lang.python
Walter P. Zähl
2012-09-18 05:54:59 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Post by Werner Tann
Post by Oliver Cromm
funktionieren könnte. Das erscheint mir als Erleichterung, wenn
man nicht für jede Sprache eine andere Terminologie lernen muß,
aber Deutschlehrer tangiert das vielleicht weniger.
Das Verhältnis von Deutschlehrern zu Linguisten entspricht vermutlich
in etwa dem von Feldherren zu Schachspielern.
... praktischen Ärzten zu Molekularbiologen.
... Ingenieuren zu Physikern.
"Theoretischen Physikern", bitte, so viel Zeit muss sein.

/Walter, Dipl.-Ing.
Oliver Cromm
2012-09-18 16:59:12 UTC
Permalink
Post by Walter P. Zähl
Post by Oliver Cromm
Post by Werner Tann
Das Verhältnis von Deutschlehrern zu Linguisten entspricht vermutlich
in etwa dem von Feldherren zu Schachspielern.
... praktischen Ärzten zu Molekularbiologen.
... Ingenieuren zu Physikern.
"Theoretischen Physikern", bitte, so viel Zeit muss sein.
/Walter, Dipl.-Ing.
Einverstanden.

Oliver, Dipl.-Math. mit Nebenfach Theoretische Physik


... sowie Dr.-Ing. gemäß dem japanischen Zertifikat, aber Ph.D. in
der englischen & deutschen Version.
--
Smith & Wesson--the original point and click interface
Helmut Richter
2012-09-13 15:51:56 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Mehr zum Thema "Subjekt" siehe auch meinen älteren Beitrag
sowie den dort zitierten
(den findet Google Groups zwar, zeigt aber beim Draufklicken
andere Beiträge an).
Unter den angegebenen Adressen finde ich nichts, sie scheinen
also nicht allgemein zugänglich zu sein. Kannst du da bitte
nachhelfen?
Den längeren hänge ich unten an, der kürzere besteht im wesentlichen aus
Teilen daraus.
Post by Jakob Achterndiek
Was du sonst geschrieben hast, widerlegt nichts von dem, was
ich erklärt hatte. Du bestehst nur auf einer anderen Methode
des Zugriffs und auf einer anderen Terminologie. Die will ich
dir gerne lassen.
Eher nur eine geringfügig andere Terminologie. Und nicht mal das, sondern nur
die Infragestellung alter Irrtümer. Wieviele Leute glauben, dass man zur
Passivbildung ein transitives Verb braucht, obwohl sie im täglichen Leben
ständig Gegenbeispiele für diese These liefern? Wieviele Leute glauben, dass
Adjektive keine Objekte haben können? Sie werden dieser These nicht
überdrüssig und bleiben ihr treu, obwohl es auch da offensichtliche
Gegenbeispiele gibt. Aber es gibt dafür wohl kein Wort in der Schulgrammatik,
also gibts das in der Sprache nicht.

Insofern ist Schulgrammatik "Grammatik an der Sprache vorbei".
Post by Jakob Achterndiek
Mir sind die zuwider, weil sie, wie ich das
nenne, "Sprache ohne Wirklichkeit" beschreiben.
Weiß nicht. Die Schulgrammatik enthält mir zu viel von der geschichtlichen
Entwicklung. Zuerst haben Grammatiker die Terminologie entwickelt, mit denen
man die klassischen Sprachen beschreiben konnte, vor allem Latein. Dann hat
man festgestellt, dass Latein die weitaus vollendetste Grammatik aller
Sprachen hat: kein Wunder, wenn man die Grammatikbegriffe anhand der
lateinischen Sprache entwickelt hat. Und weil das so ist, müssen andere
Sprachen in das Korsett der fürs Lateinische entwickelten Terminologie
gepresst werden, obs passt oder nicht. Beim Deutschen ist es nicht gar so
schlimm, da gibts ja viele Ähnlichkeiten (ein Beispiel, wo's nicht passt, ist
die Bezeichnung "Imperfekt" für das Tempus für *abgeschlossene* vergangene
Handlungen).

Eine Terminologie, wo das Deutsche nahtlos reinpasst, wo aber nicht so getan
wird, als müssten nicht nur Deutsch, sondern auch alle anderen Sprachen so
funktionieren wie Latein, würde ich für besser halten.
Post by Jakob Achterndiek
»Daß Linguisten heute ihre eigenen Süppchen kochen, hat sich
für die Didaktik des deutschen Sprachunterrichts noch nicht
als auf Dauer nützlich erwiesen.«
Es mag sicher linguistische Süppchen geben, die die Schule ungenießbar machen
oder gar Gift für sie sind, aber man muss deswegen nicht bei der
Mehlschwitzen-Grammatik der Hausmannskost von vor 100 Jahren bleiben.
--
Helmut Richter

Hier der alte Artikel. Am Anfang die Frage, ob auch etwas, das nicht im
Nominativ steht, Subjekt sein könnte. Das ist hier nicht die Diskussion, und
ich finde es auch abwegig. Aber dann eine längere Erklärung dessen, worum es
mir hier ging. Um Didaktik gehts an der Stelle wo steht "The problem is:".
Ab hier Zitat:

Newsgroups: sci.lang
Reply-To: hhr-***@web.de
Date: Wed, 11 Jan 2006 23:22:43 +0100
Message-Id: <***@lxhri01.lrz.lrz-muenchen.de>
Mime-Version: 1.0
Content-Type: text/plain; charset=iso-8859-1
Content-Transfer-Encoding: 8bit
User-Agent: slrn/0.9.7.3 (Linux)
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
I see another issue with the concept of a "dative subject" : Look at "Dem
König gefällt Musik" ('the king likes music', literally the 'king<dat>
pleases music<nom>'.) By your definition, "Dem König" should be subject,
and "Musik" object. This is ok semantically and pragmatically, but
syntactically, it is clear that "Musik" is the subject, and "Dem König" is
an object. You see it if you put der König into the plural; the verb,
agreeing with the syntactical subject, remains in the singular.
I was aware of such examples when I wrote my contribution. Its message was
"it is not as simple as you think, to wit that subject is nominative and
vice versa". Its message was not "it is quite simple if you see it my
way". It is *not* simple.

All the following is meant to hold for the German language; it may or may
not hold for other languages.

There are a number of facts (if I miss no counter-example) that are
simple:

1) The inflected verb of the main clause goes into the second place, no
matter what happens, even if one has to insert an absolutely
meaningless "es" in the beginning. Such an "es" must not be mistaken
for an unpersonal "es" as in "es regnet" which is never dropped.

2) The topic of the sentence usually (pragmatic rules are seldom without
exception) goes somewhere at the beginning of the sentence. This is
the main reason to construct sentences in passive voice or with an
object at the beginning. It is also the main reason to begin a sentence
with a meaningless "es": to place a noun away from the topic position.
Consider the song lyric "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach".
Would you start with the subject "Die Mühle klappert ...", the mill
would be the topic, and the listeners would interrupt you after the
first two words with the question "which mill?". To avoid this, you
would have to use "Eine Mühle klappert ..." but even that would be
unidiomatic compared to "Am rauschenden Bach klappert eine Mühle" - but
that would not fit to the tune - and hardly to any tune.

3) If there is something in the nominative case, there is a good chance
that the verb agrees with it at least in number and mostly in person as
well. The rules are not simple. Consider "Wir sind das Volk", "Der
Staat bin ich", "Ich bin es, der gestern zu spät gekommen ist" and
explain for each sentence with what the verb agrees and why.

4) If there is nothing in the nominative case, the verb will be in 3rd
person singular.

Now we have one syntactic, one pragmatic and two morphological rules. Now,
where does subjecthood fit in?

Subjects are typically topics, they come early in the sentence, they are
in nominative case, the verb agrees with them in number and person, they
are semantically active, and most of them are definite. These are
pragmatic, syntactic, morphological, and semantic criteria all mixed up,
and it is easy to construct sentences where there is nothing that meets
more than one or two of them. The problem is: we learn grammar (at least I
did learn the grammar of my own language thoroughly in school) as if it
were clear what a subject is so that we can assign the nominative case to
it. But it is the other way round: it is clear where the nominative goes
and this may be the decisive hint about where the subject is. Subjecthood
is a fuzzy concept already in a single language, and the more so when
different languages are compared. Grammar lessons not pointing that out
are at a loss.
Post by Jakob Achterndiek
An even shorter example: "Uns wird geholfen" (not: *Uns werden
geholfen).
Even worse: "Mir werden die Briefe vorgelesen". Here the syntactic and
pragmatic position of subject is at the beginning but something else is in
the nominative case and reigns the verb.

I wonder whether there is unanimity about the definition of subject in
German, comprising also such examples as we had them here. Perhaps the
simplest is: a noun, pronoun, or name in nominative case without
which the sentence would be incomplete and with which the verb agrees. But
then we have to live with many complete sentences that have no subject at
all.

Helmut Richter
Stefan Ram
2012-09-11 21:47:42 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Natürlich kann man Verben, die ein Akkusativobjekt haben können, "transitiv"
nennen, wer wills verbieten, und ich werde im folgenden das Wort auch so
verwenden. Was aber zeichnet ein Verb aus, das ein Akkusativobjekt haben kann?
Gar nichts, außer dass es eben ein Akkusativobjekt haben kann. Warum hat man
nicht genauso klangvolle Begriffe für Verben erfunden, die Dativ- oder
Genitivobjekte haben können?
Gibt es denn auch Verben, bei denen ein Dativobjekt verlangt
wird, die aber kein Akkusativobjekt haben? Umgekehrt kommt das
ja wohl oft vor.

Ich vermute, daß das Akkusativobjekt auch dadurch hervorgehoben
ist, daß es die häufigste Art von Objekt ist und semantisch
direkt von der durch das Verb bezeichneten Handlung erfaßt
wird, während das Dativobjekt auch von einer Handlung betroffen
sein kann, aber weniger direkt.

In manchen anderen Sprachen haben WIMRE alle anderen »Objekte«
Präpositionen, das direkte Objekt aber nicht.
Joachim Pense
2012-09-12 04:49:12 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Gibt es denn auch Verben, bei denen ein Dativobjekt verlangt
wird, die aber kein Akkusativobjekt haben? Umgekehrt kommt das
ja wohl oft vor.
Frönen. (Er frönt seiner Leidenschaft, dem Briefmarkensammeln)

Joachim
Diedrich Ehlerding
2012-09-12 05:13:24 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Gibt es denn auch Verben, bei denen ein Dativobjekt verlangt
wird, die aber kein Akkusativobjekt haben?
Ja, in manchem Kontext z.B. "wehren" ("wehret den Anfängen!"), "gelten"
("dieser Angriff gilt der Person, nicht der Sache").

Diedrich
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Oliver Cromm
2012-09-12 16:55:47 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Gibt es denn auch Verben, bei denen ein Dativobjekt verlangt
wird, die aber kein Akkusativobjekt haben? Umgekehrt kommt das
ja wohl oft vor.
http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Satz/Satzbau/Hauptplan/Subj+Pred+DObj.html?MenuId=Sentence433

Siehe dort auch andere Kombinationen.
--
Software gets slower, faster than hardware gets faster.
--Wirth's law
Helmut Richter
2012-09-13 15:11:25 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
In manchen anderen Sprachen haben WIMRE alle anderen »Objekte«
Präpositionen, das direkte Objekt aber nicht.
Das ist recht verschieden. Es ist auch da ein Unterschied zur Schulgrammatik
(die von mir in der Schule gelernte Grammatik) vorhanden, in der ein Objekt
sich durch Kasus auszeichnet und alles, was eine Präposition trägt, ein
Adverbial ist. Heute würde ich "dieses Jahr" auch als Adverbial auffassen,
wenn es die Zeit bestimmt, zu der etwas geschieht, und das, obwohl es nur
durch den Kasus seine Stellung im Satz findet. Und "für Sprachen" würde ich
nach dem Verb "sich interessieren" als Objekt auffassen, weil es ohne das Verb
und das Verb ohne es sinnlos ist -- eine Eigenschaft, die Adverbiale nicht
haben.

Im Ungarischen sind Präpositionen Postpositionen, und viele davon sind
Endungen am Substantiv. Nennt man sie "mit dem Substantiv verschmolzenene
Postpositionen", wären das alles Adverbiale. Nennt man sie "Kasus" (was die
übliche Terminologie ist), wären das alles Objekte in x (etwa 20) Kasus. Mein
Herumreiten auf Terminologiefragen rührt daher, dass ich immer unzufriedener
werde, wenn es darauf ankommt, wie etwas heißt, als darauf, was es ist.

Im Hebräischen haben *bestimmte* Akkusativobjekte (besser: "direkte Objekte",
denn Kasus gibt es keine) eine Art Präposition, unbestimmte haben keine. Das
Ding heißt in den Grammatiken gerne "nota accusativi", obwohl es gerade
*keine* Kasus gibt. Grammatiken nichtlateinischer Sprachen mit Begriffen zu
beschreiben, die fürs Lateinische passen, kreiert auch hier unnötige
terminologische Probleme.

Swahili ist da auch lustig. Dort wird am *Verb* eine Änderung vorgenommen,
wenn es ein indirektes Objket hat, z.B. andika ([etwas] schreiben), und
andikia (jemandem [etwas] schreiben), wobei das direkte Objekt "etwas" jeweils
optional ist. Keine Präposition, kein Kasus: so gehts auch.
--
Helmut Richter
Stefan Ram
2012-09-13 16:58:16 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Im Ungarischen sind Präpositionen Postpositionen
Das klingt inkonsistent. Du kannst aber schreiben:
»Im Ungarischen sind [alle ]Adpositionen Postpositionen«.
¯¯
Jakob Achterndiek
2012-09-13 22:22:15 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Stefan Ram
In manchen anderen Sprachen haben WIMRE alle anderen »Objekte«
Präpositionen, das direkte Objekt aber nicht.
Das ist recht verschieden. Es ist auch da ein Unterschied zur
Schulgrammatik (die von mir in der Schule gelernte Grammatik)
vorhanden, in der ein Objekt sich durch Kasus auszeichnet und
alles, was eine Präposition trägt, ein Adverbial ist.
Ich bedaure immer wieder, daß diese Auslegung des Begriffs
"Schulgrammatik" so um sich gegriffen hat. Zum Vergleich:
Die "Schulmedizin" ist ja auch nicht eine Medizin, die in
der Schule gelehrt wird, sondern sie ist die eine etablierte
Schule der Heilkunst, die sich absetzt gegen allerhand
Nebenlinien von Homöopathie bis Chi Gong.

Daß du in der Schule das "Adverbiale" gelernt hast, läßt
mich vermuten, daß das irgendwann nach 1970 gewesen ist.
Das ist die Zeit, als Schulreformer mit neuen Grammatik-
Modellen auftraten, angefangen nach meiner Erinnerung mit
einem vorgeblich schul- und kindgerechten Aufguß einer
Generativen Transformations-Grammatik. Die Schulbuchverlage
sprangen schnell auf diesen Zug, entwickelten aber dabei
von Verlag zu Verlag unterschiedliche Grade der Adaption
und entsprechend unterschiedliche didaktische Modelle und
Terminologien. Von da an gab es an den deutschen Schulen
weder die traditionelle "Schulgrammatik" noch eine neue,
gemeinsame Grammatik aller Schulen. Und von da an kennen
alle Schulabsolventen ihre eigenen, individuellen und von
ihnen nur so genannten "Schul"grammatiken als Quintessenz
ihrer je eigenen Erinnerungen an ihren Grammatik-Unterricht.

Die Debatten in dieser Gruppe scheinen das zu belegen.

j/\a
--
Stefan Ram
2012-09-13 23:44:55 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Daß du in der Schule das "Adverbiale" gelernt hast, läßt
mich vermuten, daß das irgendwann nach 1970 gewesen ist.
Das ist die Zeit, als Schulreformer mit neuen Grammatik-
Modellen auftraten, angefangen nach meiner Erinnerung mit
Das Wort »Adverbiale« kam bei uns in der Schule WIMRE
gar nicht vor, und ich kenne es auch sonst nicht aus
anderen Quellen (abgesehen von den jüngsten Postings hier).

Ein Zerfall einer einheitlichen kanonischen Schulgrammatik
ist bedauerlich, denn sie soll es ja erleichtern, daß
Menschen aus verschiedenen Schulen einander verstehen.
Ähnlich wie ein bestimmter Bildungskanon. Da ist es
akzeptabel, wenn diese Grammatik nicht allen gerade
aktuellen lingustischen Moden genügt, die kann man sich
ja außerhalb der Schule aneignen.

Meine Erinnerungen an den Schulunterricht sind heute
nicht mehr sicher, aber ich glaube, was wir hatten war
im wesentlichen: Subjekt, Prädikat, Objekte und
adverbiale Bestimmungen der Zeit oder adverbiale
Bestimmungen anderer Sachen, Adverbien und Adjektive.
Außerdem Substantive und Verben, aber keine »Nomen«.
Außerdem hatten wir Imperfekt, kein »Präterium«.

Während der Schulzeit oder in den Jahren danach
interessierte ich mich privat für Verbdependenzgrammatiken
und kaufte mir ein Valenzwörterbuch deutscher Verben.
Noch ein paar Jahre später war ich von der linksassoziativen
Grammatik von Hausser fasziniert. Aber das muß man
nicht unbedingt alles in der Schule auch Leuten auftischen,
die nicht so besonders interessiert daran sind.
Helmut Richter
2012-09-14 10:27:16 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Meine Erinnerungen an den Schulunterricht sind heute
nicht mehr sicher, aber ich glaube, was wir hatten war
im wesentlichen: Subjekt, Prädikat, Objekte und
adverbiale Bestimmungen der Zeit oder adverbiale
Bestimmungen anderer Sachen, Adverbien und Adjektive.
Dann geht die ganze Diskussion nur um die Frage, ob es ein modernistisches
Verbrechen ist, statt "die adverbiale Bestimmung" den Begriff "das Adverbial"
zu verwenden.
Post by Stefan Ram
Außerdem Substantive und Verben, aber keine »Nomen«.
Der Begriff "Nomen" wird in sehr verschiedenen Bedeutungen gebraucht und ist
daher in jeder von ihnen weniger eindeutig als die Begriffe, die du und ich
gelernt haben. Außerdem sind viele dieser Bedeutungen witzlos: einen
Grammatikbegriff, der Substantive und Adjektive umfasst, braucht man genau so
dringend wie einen botanischen, der Tulpen und Tomaten umfasst.
Post by Stefan Ram
Außerdem hatten wir Imperfekt, kein »Präterium«.
Ich auch, aber ich fand den Begriff damals schon doof für eine Zeitstufe, die
für abgeschlossene Vorgänge verwendet wird. Deswegen verwende ich jetzt eher
"Präterium".
--
Helmut Richter
Andreas Karrer
2012-09-14 11:28:27 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Stefan Ram
Außerdem hatten wir Imperfekt, kein »Präterium«.
Ich auch, aber ich fand den Begriff damals schon doof für eine Zeitstufe,
die für abgeschlossene Vorgänge verwendet wird. Deswegen verwende ich
jetzt eher "Präterium".
So wirkt das aber schon etwas amateurhaft.

- Andi
Helmut Richter
2012-09-14 12:03:09 UTC
Permalink
Post by Andreas Karrer
Post by Helmut Richter
Post by Stefan Ram
Außerdem hatten wir Imperfekt, kein »Präterium«.
Ich auch, aber ich fand den Begriff damals schon doof für eine Zeitstufe,
die für abgeschlossene Vorgänge verwendet wird. Deswegen verwende ich
jetzt eher "Präterium".
So wirkt das aber schon etwas amateurhaft.
Ist es ja auch; bin kein Profi.

Meinst du den Druckfehler, der ich ohne hinzusehen mit Cut-n-Paste
übernommen und erst jetzt bemerkt habe? Oder was sonst?
--
Helmut Richter
Andreas Karrer
2012-09-14 12:24:07 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Meinst du den Druckfehler,
Ja.
Post by Helmut Richter
ohne hinzusehen mit Cut-n-Paste
Dass er so entstanden ist, hatte ich schon vermutet.

- Andi
Oliver Cromm
2012-09-14 17:44:19 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Der Begriff "Nomen" wird in sehr verschiedenen Bedeutungen gebraucht und ist
daher in jeder von ihnen weniger eindeutig als die Begriffe, die du und ich
gelernt haben. Außerdem sind viele dieser Bedeutungen witzlos: einen
Grammatikbegriff, der Substantive und Adjektive umfasst, braucht man genau so
dringend wie einen botanischen, der Tulpen und Tomaten umfasst.
Ganz so schlimm sehe ich es nun auch wieder nicht; eher so wie
Bedecktsamer/Blütenpflanzen, eine recht abstrakte Kategorie, die
man im Alltag weit weniger braucht als die eher
unwissenschaftlichen "Blume", "Busch" oder "Baum".

Allerdings sollte man dann auch in Erwägung ziehen, das System
durch einen Oberbegriff für Verben und Präpositionen zu ergänzen.
Die beiden sind nämlich die Wortarten, die üblicherweise anderen
Satzgliedern einen Kasus aufoktroyieren, und die "Nomen" tun das
üblicherweise nicht. Dagegen sperrt sich das Sprachgefühl des
Schulgrammatikers dann aber doch erheblich.
--
*Multitasking* /v./ Screwing up several things at once
Jakob Achterndiek
2012-09-14 20:55:04 UTC
Permalink
Am 14.09.2012, 19:44 Uhr, schrieb Oliver Cromm
Verben und Präpositionen [..]. Die beiden sind nämlich
die Wortarten, die üblicherweise anderen Satzgliedern
einen Kasus aufoktroyieren,
Ich verabscheue den Verben und Präpositionen! Weil:
Bin ich gegen dem Zwang und dem Octroy. Ich liebe der
Freiheit. Darum kämpfe ich für der Freiheit. Auch der
von die Satzglieder. Und fordere ich dir auf, mit zu
kämpfen: Kasusse frei für allen Satzgliedern!

j/\a
--
Oliver Cromm
2012-09-14 22:29:53 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Am 14.09.2012, 19:44 Uhr, schrieb Oliver Cromm
Verben und Präpositionen [..]. Die beiden sind nämlich
die Wortarten, die üblicherweise anderen Satzgliedern
einen Kasus aufoktroyieren,
Bin ich gegen dem Zwang und dem Octroy. Ich liebe der
Freiheit. Darum kämpfe ich für der Freiheit. Auch der
von die Satzglieder. Und fordere ich dir auf, mit zu
kämpfen: Kasusse frei für allen Satzgliedern!
Sehr schön. Bei den Chomskyanern heißt diese Oben-unten-Beziehung
Government, und ausnahmsweise mal schön übersetzt mit "Rektion",
einem Wort, das die meisten gar nicht auf Anhieb als
Substantivierung erkennen dürften.

Im modernen Französisch kriegt man übrigens meist Geld
aufoktroyiert: ein /octroi/ ist, wenn er hier in der Zeitung
auftaucht, meist die Gewährung staatlicher Beihilfen.

| 2. Attribution (d'un bien ou d'un droit, d'un privilège) faite à
| quelqu'un par le Gouvernement, l'Administration, etc. ou un
| représentant de l'autorité.
--
Java is kind of like kindergarten. There are lots of rules you
have to remember. If you don't follow them, the compiler makes
you sit in the corner until you do.
Don Raab
Jakob Achterndiek
2012-09-14 23:08:13 UTC
Permalink
Am 15.09.2012, 00:29 Uhr, schrieb Oliver Cromm
Post by Oliver Cromm
Verben und Präpositionen [..]. Die beiden sind nämlich
die Wortarten, die üblicherweise anderen Satzgliedern
einen Kasus aufoktroyieren,
[..] Kasusse frei für allen Satzgliedern!
Sehr schön. Bei den Chomskyanern heißt diese Oben-unten-
Beziehung Government, und ausnahmsweise mal schön übersetzt
mit "Rektion", einem Wort, das die meisten gar nicht auf
Anhieb als Substantivierung erkennen dürften.
Gerade bei Chomsky muß man aber bedenken, daß er auf der Suche
nach einer allgemeinen, Sprachen übergreifenden Grammatik ist/war.
Wenn dabei _ähnliche_ Strukturen aus verschiedenen Sprachen in
den Rubriken eines _gemeinsamen_ Rasters untergebracht werden
sollen, müssen sie bestimmte jeweils gemeinsame Anforderungen
erfüllen. Diese Anforderungen werden aber _vom System_, _nicht_
von dem systematisierten Sprachmaterial gestellt.

Das war der Grund für meine etwas vordergründige Glosse darüber,
daß Verben und Präpositionen als Kasus-Oktroyeure (oder Oktroy-
anten? Oder gips sowas noch gar nicht?) auftreten.

j/\a
--
Stefan Ram
2012-09-14 23:43:41 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
den Rubriken eines _gemeinsamen_ Rasters untergebracht werden
sollen, müssen sie bestimmte jeweils gemeinsame Anforderungen
Es gibt gewisse Strukturen, in die man fast jede Sprache
zwängen kann. Es gibt also keine eindeutig »richtige«
strukturelle Interpretation.

Heute ist die Analyse natürlichsprachiger Texte jedoch eine
wichtige Anwendung, und die Möglichkeit, einen einzigen
Algorithmus oder ein einziges Schema für viele Sprachen
verwenden zu können, vielleicht ein richtiger Wirtschaftsfaktor,
was sie zu Zeiten Chomskys noch nicht so war.
Jakob Achterndiek
2012-09-15 09:03:58 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Jakob Achterndiek
den Rubriken eines _gemeinsamen_ Rasters untergebracht werden
sollen, müssen sie bestimmte jeweils gemeinsame Anforderungen
Es gibt gewisse Strukturen, in die man fast jede Sprache
zwängen kann. Es gibt also keine eindeutig »richtige«
strukturelle Interpretation.
Soll das ein Plädoyer für eine neue Fuzzy-Grammatik sein?
Alles so ziemlich ungefähr - aber dafür verbindlich?
Post by Stefan Ram
Heute ist die Analyse natürlichsprachiger Texte jedoch eine
wichtige Anwendung, und die Möglichkeit, einen einzigen
Algorithmus oder ein einziges Schema für viele Sprachen
verwenden zu können, vielleicht ein richtiger Wirtschafts-
faktor, was sie zu Zeiten Chomskys noch nicht so war.
Ein Beispiel:
Wer als erster eine Werbefirma ohne Werber betreibt, der kann
viel Geld auf die Cayman-Inseln schaffen, statt an wildfremde
"Mitarbeiter" zu verschwenden. Die "Philosophie" des Programms,
mit dem die Werbecomputer laufen: Vorne eine Eingabe für die
Namen von Produkten, die beworben werden sollen, drinnen ein
Thesaurus mit Formeln positiver Anmutungen. Und an der Seite
werden fertige Werbeprospekte mit hymnischen Sätzen in allen
Sprachen der Weltwirtschaftsgemeinschaft ausgeworfen.

Ein Prototyp läuft schon seit Jahren in Marbach am Neckar im
Literaturmuseum der Moderne: An einer Wand des Treppenhauses
wechseln nach einem von Hans Magnus Enzensberger entwickelten
Algorithmus zufallsgesteuerte Sätze einer synthetischen
poetoiden Philosophie. Leider nur auf Deutsch. :(

j/\a
--
Jakob Achterndiek
2012-09-15 11:59:14 UTC
Permalink
Am 15.09.2012, 11:03 Uhr, schrieb Jakob Achterndiek
Post by Stefan Ram
Heute ist die Analyse natürlichsprachiger Texte jedoch eine
wichtige Anwendung, und die Möglichkeit, einen einzigen
Algorithmus oder ein einziges Schema für viele Sprachen
verwenden zu können, vielleicht ein richtiger Wirtschafts-
faktor, was sie zu Zeiten Chomskys noch nicht so war.
Wer als erster eine Werbefirma ohne Werber betreibt, [..]
Ein Prototyp [..]
I have a dream:
In einer Fernsehrunde klemmen auf Stativen oder Staffeleien
Torsi von Großkopfeten aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
Eine Moderatorin erläutert das Thema und vergibt Stichwörter.
Und die Torsi statementen abwechselnd, manchmal überlappend,
und von einem Chomsky-Algorithmus gesteuert, aus einem Vorrat,
den Texterkennungs-Maschinen vorher aus den jeweils aktuellen
Parteiprogrammen, Regierungserklärungen und Verlautbarungen
der Großkonzerne herausgefiltert haben. Der Knüller dabei
wird sein, daß die Teilnehmer international gemischt und die
Sendungen ebenso international ausgestrahlt werden können.
Denn für die globale Verständlichkeit sorgen digitalisierte
Sprachlexiken und die Chomskysche Universalgrammatik.
I have a dream ...

j/\a
--
Oliver Cromm
2012-09-18 16:59:08 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Gerade bei Chomsky muß man aber bedenken, daß er auf der Suche
nach einer allgemeinen, Sprachen übergreifenden Grammatik ist/war.
Wenn dabei _ähnliche_ Strukturen aus verschiedenen Sprachen in
den Rubriken eines _gemeinsamen_ Rasters untergebracht werden
sollen, müssen sie bestimmte jeweils gemeinsame Anforderungen
erfüllen. Diese Anforderungen werden aber _vom System_, _nicht_
von dem systematisierten Sprachmaterial gestellt.
Das gilt im Prinzip für jede systematische Sprachbeschreibung.
Daher immer diese lästigen Ausnahmen, Sprache funktioniert eben
nicht "wirklich" nach Regeln in dem Sinne wie die Natur nach
Naturgesetzen.

Im übrigen hatten die meisten meiner Deutschlehrer keinen großen
Sinn für Grammatik in welcher Form auch immer, das waren fast
alles Literaturfans.
Post by Jakob Achterndiek
Das war der Grund für meine etwas vordergründige Glosse darüber,
daß Verben und Präpositionen als Kasus-Oktroyeure (oder Oktroy-
anten? Oder gips sowas noch gar nicht?) auftreten.
Oktroyisten ist schwer zu sprechen - es scheint kein eingeführtes
Wort zu geben.
--
*Multitasking* /v./ Screwing up several things at once
Werner Tann
2012-09-15 07:19:09 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Verben und Präpositionen [..]. Die beiden sind nämlich
die Wortarten, die üblicherweise anderen Satzgliedern
einen Kasus aufoktroyieren,
Bin ich gegen dem Zwang und dem Octroy.
Und ich bin überhaupt gegen alles Auf-Oktroyieren und
Unter-Subordinieren.
Oliver Cromm
2012-09-18 16:59:12 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Jakob Achterndiek
Verben und Präpositionen [..]. Die beiden sind nämlich
die Wortarten, die üblicherweise anderen Satzgliedern
einen Kasus aufoktroyieren,
Bin ich gegen dem Zwang und dem Octroy.
Und ich bin überhaupt gegen alles Auf-Oktroyieren und
Unter-Subordinieren.
Dann würde Dir vielleicht eine andere große Richtung in der
modernen formalistischen Grammatik besser liegen, die
Unifikationsgrammatiken. Da sagt man, daß bestimmte Elemente
zusammen eine größere Struktur bilden können, wenn sie kompatibel
sind, also z.B. ein Verb, das mit Dativobjekten kombiniert und
eine Nominalphrase im Dativ.

Man kann sich das so vorstellen: Bei der Rektions- und
Bindungstheorie heiraten die Satzglieder irgendwelche anderen von
der passenden Sorte, und versuchen diese dann in ihrem Sinne
umzumodeln. Bei der Unifikationsgrammatik suchen sie erst einen
passenden Partner, bevor sie sich auf was ernsteres einlassen.

Nächste Woche lernen wir dann, wie sich bei den
Unifikationsgrammatiken die generativen von den kopfgesteuerten
unterscheiden - falls das nicht eh klar ist.
--
'Ah yes, we got that keyboard from Small Gods when they threw out
their organ. Unfortunately for complex theological reasons they
would only give us the white keys, so we can only program in C'.
Colin Fine in sci.lang
Oliver Cromm
2012-09-18 17:04:29 UTC
Permalink
Post by Werner Tann
Post by Jakob Achterndiek
Verben und Präpositionen [..]. Die beiden sind nämlich
die Wortarten, die üblicherweise anderen Satzgliedern
einen Kasus aufoktroyieren,
Bin ich gegen dem Zwang und dem Octroy.
Und ich bin überhaupt gegen alles Auf-Oktroyieren und
Unter-Subordinieren.
Nur um das deutlich klarzustellen: Den weiteren Nebensinn Deiner
Formulierung habe ich auch gleichfalls verstanden und kapiert. Ich
war nur auf der Suche nach einem Anknüpfungspunkt für meine
Ausführungen zur Unifikation.

Ich bin in der Sache aber unschlüssig, "jemandem etwas
oktroyieren" klingt merkwürdig schwammig.
--
*Multitasking* /v./ Screwing up several things at once
Helmut Richter
2012-09-14 21:18:51 UTC
Permalink
Post by Oliver Cromm
Allerdings sollte man dann auch in Erwägung ziehen, das System
durch einen Oberbegriff für Verben und Präpositionen zu ergänzen.
Die beiden sind nämlich die Wortarten, die üblicherweise anderen
Satzgliedern einen Kasus aufoktroyieren, und die "Nomen" tun das
üblicherweise nicht.
Bist du die Adjektive abhold oder nur ihr Oktroy nicht gewahr?
--
Helmut Richter
Oliver Cromm
2012-09-14 22:29:53 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Oliver Cromm
Allerdings sollte man dann auch in Erwägung ziehen, das System
durch einen Oberbegriff für Verben und Präpositionen zu ergänzen.
Die beiden sind nämlich die Wortarten, die üblicherweise anderen
Satzgliedern einen Kasus aufoktroyieren, und die "Nomen" tun das
üblicherweise nicht.
Bist du die Adjektive abhold oder nur ihr Oktroy nicht gewahr?
Nein, jenen Ausnahmen ist das "üblicherweise" geschuldet. Da es
der Ausnahmen zuviele gibt, kann man dieser Theorie leicht
überdrüssig werden.
--
Smith & Wesson--the original point and click interface
Helmut Richter
2012-09-14 09:18:36 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Daß du in der Schule das "Adverbiale" gelernt hast, läßt
das Adverbial
Post by Jakob Achterndiek
mich vermuten, daß das irgendwann nach 1970 gewesen ist.
Nein, da war ich schon weg aus der Schule.

Es wurde Wert auf den Unterschied zwischen der Wortart "Adverb" und dem
Satzglied "Adverbial" gelegt, und deswegen wurden zwei verschiedene Begriffe
verwendet. Und ich finde diese Unterscheidung wichtig, und es hätte sie auch
in der Schulgrammatik geben müssen. Dass das eine neue Erfindung war, konnte
ich nicht ahnen.
Post by Jakob Achterndiek
Das ist die Zeit, als Schulreformer mit neuen Grammatik-
Modellen auftraten, angefangen nach meiner Erinnerung mit
einem vorgeblich schul- und kindgerechten Aufguß einer
Generativen Transformations-Grammatik.
Ich glaube, ich habe damals ziemlich genau das gelernt, was du als
"Schulgrammatik" (nicht als Grammatik in der Schule missverstanden)
bezeichnest, auch wenn so neumodische Wörter wie "Adverbial" bereits benutzt
wurden.

Ich bin auch kein Linguist, und soweit ich mich hobbyweise mit Linguistik
beschäftigt habe, hat es mein Weltbild wenig geprägt. Dass ich aus manchen
Diskussionen hier und in sci.lang den einen oder anderen Begriff von
Linguisten gelernt und übernommen habe, hat eher den Grund, dass ich selbst
den Eindruck hatte, er passt besser als mein Schulwissen auf die
Sprachwirklichkeit. Und zu der gehört auch, dass dieselbe Funktion im Satz
durch unterschiedliche syntaktische Konstruktionen wahrgenommen werden kann
und dieselbe syntaktische Konstruktion verschiedene Funktionen im Satz haben
kann. Also gibt es neben der Unterscheidung "Wortart" und "Satzglied", wo
dieselbe Wortart verschiedene Satzglieder bedienen kann und umgekehrt, noch
eine Zwischenebene, die die syntaktische Konstruktion beschreibt, ohne sich
über Wortarten und Satzglieder auszulassen (wie etwa "Präpositionalphrase").
Mag sein, dass man die Bedeutung dieser Zwischeneben beim Versuch entdeckt
hat, Transformationsgrammatiken zu entwickeln. Ist mir aber egal: es gibt
diese Ebene in der Sprache und man braucht Begriffe dafür; der Kleinkrieg
zwischen Linguisten verschiedener Schulen interessiert mich nicht die Bohne.

Dass ich später auch Sprachen gelernt habe, auf die die Grammatik aus der
Schule nicht genau passt, hat mich darin bestärkt, bei Grammatikbegriffen zu
hinterfragen, ob sie Zufälligkeiten des Lateinischen oder Deutschen
beschreiben oder für mehr Sprachen taugen. Solche Fragen wie "gibt es in
vielen Sprachen so etwas wie ein Subjekt und wodurch ist es gekennzeichnet?"
interessieren mich durchaus. Und wenn man dann die Grammatikbegriffe, die man
in der Schule gelernt hat, für universell hält, kommt man auf den Holzweg.
Post by Jakob Achterndiek
Die Schulbuchverlage sprangen schnell auf diesen Zug, entwickelten aber
dabei von Verlag zu Verlag unterschiedliche Grade der Adaption und
entsprechend unterschiedliche didaktische Modelle und Terminologien.
Das entspricht ein wenig der Mengenlehre im Mathematikunterricht. Auch da
gehöre ich zur Zwischengeneration, die mit großer Selbstverständlichkeit
in der Schule mit Mengen operiert hat, ohne daraus eine Ideologie zu
machen wie es später geschehen ist. Analog denke ich auch, dass ein paar
Grammatikbegriffe, die 1965 noch nicht im Schulunterricht vorkamen, aber
bei der verstehenden Beschreibung tatsächlicher Sprachen nützlich sind,
ruhig übernommen werden können. Erst die Ideologie ist vom Übel. (Wobei
zwischen Mengenlehre und Transformationsgrammatik der wesentliche
Unterschied besteht, dass sich erstere seit damals 100 und inzwischen 150
Jahren bewährt hat, während letztere erst noch zeigen muss, ob sie mehr
ist als eine Mode von ein paar Jahrzehnten.)
--
Helmut Richter
Jakob Achterndiek
2012-09-14 12:02:51 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Es wurde Wert auf den Unterschied zwischen der Wortart
"Adverb" und dem Satzglied "Adverbial" gelegt, und
deswegen wurden zwei verschiedene Begriffe verwendet.
Und ich finde diese Unterscheidung wichtig, und es
hätte sie auch in der Schulgrammatik geben müssen.
Dass das eine neue Erfindung war, konnte ich nicht
ahnen.
Es war wohl keine Erfindung, sondern eine Verkürzung als
Angebot an die Bequemlichkeit - allerdings als Bezeich-
nung einer Wortart mißzuverstehen, wie ich das getan habe.
Als Satzglied hieß das damals, je nach Buch, aus dem der
Lehrer seine Begriffe bezog: "adverbiale Bestimmung .."
z.B. nach Basler bzw. Grebe (beide Duden) und Jude, oder
"Angabe (als Satzergänzung)" nach Glinz/Weisgerber, gerne
mit dem Zusatz der Funktion: "der Zeit - des Ortes - der
Art und Weise - usw.".
Post by Helmut Richter
[..] Ich bin auch kein Linguist, [..]
Dass ich später auch Sprachen gelernt habe, auf die die
Grammatik aus der Schule nicht genau passt, hat mich
darin bestärkt, bei Grammatikbegriffen zu hinterfragen,
ob sie Zufälligkeiten des Lateinischen oder Deutschen
beschreiben oder für mehr Sprachen taugen. [..]
Das ist ein typisch linguistischer Ansatz, der aber für
den Schulbetrieb bedingt tauglich ist. Einige Einzel-
Ergebnisse können u.U. hilfreich sein, wenn im fort-
geschrittenen Fremdsprach-Unterricht Gleichheiten, aber
vor allem Unterschiede zwischen den erlernten Sprachen
bewußt zu machen sind mit dem Ziel, peinliche oder
komische Sprechpannen zu verhüten. Das muß freilich
jeder gut studierter Philologe auch können.
Post by Helmut Richter
Das entspricht ein wenig der Mengenlehre im Mathematik-
unterricht. [..] Erst die Ideologie ist vom Übel. (Wobei
zwischen Mengenlehre und Transformationsgrammatik der
wesentliche Unterschied besteht, dass sich erstere seit
damals 100 und inzwischen 150 Jahren bewährt hat, während
letztere erst noch zeigen muss, ob sie mehr ist als eine
Mode von ein paar Jahrzehnten.)
Ein anderer Unterschied ist ja, daß Cantor und seine Nach-
folger nicht geplant hatten, die Mathematik schlechthin
durch Mengenlehre zu ersetzen. Hingegen hatten die Propheten
der linguistisch orientierten Grammatiken genau das im Sinn:
»Weg mit dem lateinischen Mönchskrempel! Neue Sprachen
brauchen eine neue Grammatik! Und lieber eine aus der Neuen
Welt, als daß wir dazu wieder einen alten "Germanisten" (zum
Beispiel den Schweizer Hans Glinz) befragen.« - Dabei hatten
uns fertigen oder angehenden Deutschlehrern doch nach 1945
schon einmal die Schweizer mit ihrem "werk-immanenten" Emil
Staiger so schön aus der Patsche geholfen. ;)

j/\a
--
Stefan Schmitz
2012-09-09 18:00:44 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Weil der Vorgang der Transition¹ mit den anderen Kasus nicht
funktioniert.
¹ Übergang des Satzes (bei gleichbedeutendem Inhalt) in eine
andere Organisationsform (Aktiv / Passiv).
Ich schreibe ein Buch.
Ein Buch wird geschrieben.
Ich helfe meinem Bruder.
Meinem Bruder wird geholfen.
Ich gedenke meines Lehrers.
Meines Lehrers wird gedacht.
Das würde ich Transformierung nennen. Die Organisationsform,
das Verhältnis von Handelndem und Behandeltem, hat sich nur
im ersten Satz geändert.
Wenn du auf die Bedeutungsebene willst, sehe ich den Unterschied nicht.
Im ersten Satz ist immer der Schreiber der Handelnde, nie das Buch.
Und ob das Objekt jetzt Akkusativ oder ein anderer Fall ist, spielt für
  Ich folge dieser Person. -- Dieser Person wird gefolgt.
  Ich verfolge diese Person. -- Diese Person wird verfolgt.
  Ich bedarf dieses Geräts. -- Dieses Geräts wird bedurft.
  Ich brauche dieses Gerät. -- Dieses Gerät wird gebraucht.
Ich fände es weit an den Haaren herbeigezogen, jeweils in den oberen
Sätzen einen Wechsel von Handelndem und Behandeltem zu sehen und in den
unteren nicht.
Ich weiß nicht, ob Jakob das meinte, aber nur das Akkusativobjekt wird
im Passivsatz zum Subjekt. Das ist schon ein deutlicher Unterschied.
Joachim Pense
2012-09-09 16:17:26 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Weil der Vorgang der Transition¹ mit den anderen Kasus nicht
funktioniert.
¹ Übergang des Satzes (bei gleichbedeutendem Inhalt) in eine
andere Organisationsform (Aktiv / Passiv).
Ich schreibe ein Buch.
Ein Buch wird geschrieben.
Ich helfe meinem Bruder.
Meinem Bruder wird geholfen.
Ich gedenke meines Lehrers.
Meines Lehrers wird gedacht.
Das würde ich Transformierung nennen. Die Organisationsform,
das Verhältnis von Handelndem und Behandeltem, hat sich nur
im ersten Satz geändert. Denn "schreiben" ist transitiv,
"gedenken" nicht, und "helfen" nur bei Verena Feldbusch
heiteren Angedenkens.
"Gedenken" und "helfen" sind transitiv, es sei denn, du verwendest den
recht sinnleeren Transitivitätsbegriff "transitiv = hat Akkusativiobjekt".

Joachim
Jakob Achterndiek
2012-09-09 18:11:02 UTC
Permalink
Post by Joachim Pense
Post by Jakob Achterndiek
Denn "schreiben" ist transitiv,
"gedenken" nicht, und "helfen" nur bei Verena Feldbusch
heiteren Angedenkens.
"Gedenken" und "helfen" sind transitiv,
¡Basta! :D
Post by Joachim Pense
..es sei denn, du verwendest den recht sinnleeren
Transitivitätsbegriff "transitiv = hat Akkusativiobjekt".
Sei überzeugt: So sinnleer grammatisiere ich nicht!

j/\a
--
Jon J Panury
2012-09-09 19:16:40 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Weil der Vorgang der Transition¹ mit den anderen Kasus nicht
funktioniert.
¹ Übergang des Satzes (bei gleichbedeutendem Inhalt) in eine
andere Organisationsform (Aktiv / Passiv).
Ich schreibe ein Buch.
Ein Buch wird geschrieben.
Das ist keine korrekte Transition.
'Ein Buch wird von mir (od. durch mich) geschrieben.' wäre richtig.
Post by Helmut Richter
Ich helfe meinem Bruder.
Meinem Bruder wird geholfen.
s.o.
Post by Helmut Richter
Ich gedenke meines Lehrers.
Meines Lehrers wird gedacht.
s.o.
Harry Hirsch
2012-09-09 06:41:30 UTC
Permalink
Post by Kathinka Wenz
Kann jemand erklären, wo das Wort "selbstverfreilich" herkommt? Eine
Webseite sagt Österreich, das streiten unsere Österreicher aber ab. Eine
andere sagt "aus dem sudetendeutschen". Die meisten hier gleichen, dass es
eine Verballhornung ist.
Gruß, Kathinka
Ich würde sagen. es ist ganz schwierig mit den Sprachen. Vieles schleift
sich ab, vieles entsteht neu. Mit Verballhornungen ist es so eine Sache,
schnell werden sie zur Gewohnheit und dann muss man aufpassen, dass
einem das nicht bei unpassender Gelegenheit rausrutscht:
"Herzlichen Glühstrumpf" statt "Herzlichen Glückwunsch" oder auch mal
ganz anders: "AUFWISCHEN" statt "Gesundheit" wenn jemand niest. Was
hierzulande als Beleidigung sogar bestraft werden kann, das "BULLE" für
den Polizisten, stammt eigentlich aus dem Niederländischen und bedeutet
"Kluger Kopf". Erstaunlich ;) Eine sehr gelungene, weil auch gewollt
doppeldeutige Verballhornung von "Persianer" (Pelzmantel) ist
"Perversianer". Ich gebe zu dass ich diese Mäntel seit den 80ern nie
mehr beim "richtigen" Namen genannt habe.
Volker Gringmuth
2012-09-09 17:28:22 UTC
Permalink
Post by Harry Hirsch
"Herzlichen Glühstrumpf" statt "Herzlichen Glückwunsch"
Häßlichen Glühstrumpf, wenn schon!


vG, der seinerzeit erst weit nach Kenntnis dieser Wendung erfuhr, was ein
Glühstrumpf ist.
Kathinka Wenz
2012-09-09 18:09:05 UTC
Permalink
Post by Harry Hirsch
Post by Kathinka Wenz
Kann jemand erklären, wo das Wort "selbstverfreilich" herkommt? Eine
Webseite sagt Österreich, das streiten unsere Österreicher aber ab. Eine
andere sagt "aus dem sudetendeutschen". Die meisten hier gleichen, dass es
eine Verballhornung ist.
Ich würde sagen. es ist ganz schwierig mit den Sprachen. Vieles schleift
sich ab, vieles entsteht neu. Mit Verballhornungen ist es so eine Sache,
schnell werden sie zur Gewohnheit und dann muss man aufpassen, dass
Du wirst trotzdem nichts davon im Duden finden. Dieses Wort muss noch einen
anderen Ursprung haben.

Gruß, Kathinka
Christina Kunze
2012-09-09 21:44:53 UTC
Permalink
Post by Kathinka Wenz
Post by Harry Hirsch
Post by Kathinka Wenz
Kann jemand erklären, wo das Wort "selbstverfreilich" herkommt? Eine
Webseite sagt Österreich, das streiten unsere Österreicher aber ab. Eine
andere sagt "aus dem sudetendeutschen". Die meisten hier gleichen, dass es
eine Verballhornung ist.
Ich würde sagen. es ist ganz schwierig mit den Sprachen. Vieles schleift
sich ab, vieles entsteht neu. Mit Verballhornungen ist es so eine Sache,
schnell werden sie zur Gewohnheit und dann muss man aufpassen, dass
Du wirst trotzdem nichts davon im Duden finden. Dieses Wort muss noch einen
anderen Ursprung haben.
Was Du auch im Duden findest, obwohl es eine Verballhornung ist bzw.
ursprünglich war, ist "nichtsdestotrotz", das eigentlich eine
scherzhafte Vermischung aus "nichtsdestoweniger" und "trotzdem" ist.
Ich halte "selbstverfreilich" auch für eine solche Verballhornung.
Während "nichtsdestotrotz" auch in den Medien und in der Literatur
unironisch vorkommt (z.B. bei Ödön von Horváth, Manfred von Richthofen,
gefunden im Projekt Gutenberg), ist "selbstverfreilich" dort nicht zu
finden.
In meinem Umfeld wird "selbstverfreilich" noch als scherzhaft
wahrgenommen, bei "nichtsdestotrotz" glaube ich, dass dieses Wissen
außer bei einigen wenigen schon verloren ist.

chr
Stefan Ram
2012-09-09 21:56:07 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Während "nichtsdestotrotz" auch in den Medien und in der Literatur
unironisch vorkommt (z.B. bei Ödön von Horváth, Manfred von Richthofen,
gefunden im Projekt Gutenberg), ist "selbstverfreilich" dort nicht zu
finden.
»New York City ist ein Ding für sich
Und selbstverfreilich ganz bestimmt ein Ding für mich«

Nina Hagen, 1983

http://de.wikipedia.org/wiki/Angstlos
Sabine Wittrock
2012-09-09 07:41:46 UTC
Permalink
Hallo Kathinka,
Post by Kathinka Wenz
Kann jemand erklären, wo das Wort "selbstverfreilich" herkommt? Eine
Webseite sagt Österreich, das streiten unsere Österreicher aber ab. Eine
andere sagt "aus dem sudetendeutschen". Die meisten hier gleichen, dass es
eine Verballhornung ist.
den Ausdruck kenne ich auch von meinem Vater. Der stammte aus
Oberschlesien. Gruß
Sabine
Sepp Neuper
2012-09-09 11:04:30 UTC
Permalink
Ja doch. Vielleicht ist das ja weniger originell als ich denke, aber ich
bin relativ sicher, das das der running Gag in irgendeinem Film war.
Ja, es war einer dieser Hau-drauf-Filme.
Entweder mit dem Duo Giuliano Gemma / Bud Spencer oder
Terence Hill / Bud Spencer.

Ciao, Sepp
G.O.Tuhls
2012-09-10 11:56:47 UTC
Permalink
Post by Sepp Neuper
Ja doch. Vielleicht ist das ja weniger originell als ich denke, aber=
=
Post by Sepp Neuper
ich
bin relativ sicher, das das der running Gag in irgendeinem Film war.=
Ja, es war einer dieser Hau-drauf-Filme.
Entweder mit dem Duo Giuliano Gemma / Bud Spencer oder
Terence Hill / Bud Spencer.
Egal in welcher Konstellation, Hauptsache der Brandt hat synchronisiert.=


Gru=DF
G.O.
Florian Ritter
2012-09-10 17:19:35 UTC
Permalink
Post by G.O.Tuhls
Post by Sepp Neuper
Ja, es war einer dieser Hau-drauf-Filme.
Entweder mit dem Duo Giuliano Gemma / Bud Spencer oder
Terence Hill / Bud Spencer.
Egal in welcher Konstellation, Hauptsache der Brandt hat synchronisiert.
Der sprach mal in einem Interview, er nähme gerne Anleihen aus von ihm
belauschten Unterhaltungen Berliner Müllkutscher - FR
Manfred Hoß
2012-09-09 19:09:54 UTC
Permalink
Post by Kathinka Wenz
Kann jemand erklären, wo das Wort "selbstverfreilich" herkommt? Eine
Webseite sagt Österreich, das streiten unsere Österreicher aber ab. Eine
andere sagt "aus dem sudetendeutschen". Die meisten hier gleichen, dass es
eine Verballhornung ist.
Wo es herkommt kann ich nicht sagen, aber das "Wörterbuch der deutschen
Umgangssprache" schreibt immerhin etwas zur Entstehungszeit:

"selbstverfreilich adv
selbstverständlich. Aus »selbstverständlich« und »freilich« gekreuzt. 1920
ff."
[Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, S. 764) (c) Marianne Küpper]

Gruß
Manfred.
Kathinka Wenz
2012-09-10 17:57:26 UTC
Permalink
Post by Manfred Hoß
Wo es herkommt kann ich nicht sagen, aber das "Wörterbuch der deutschen
"selbstverfreilich adv
selbstverständlich. Aus »selbstverständlich« und »freilich« gekreuzt. 1920
ff."
[Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, S. 764) (c) Marianne Küpper]
Danke, dann ist es zumindest schon ziemlich alt.

Gruß, Kathinka
Lothar Frings
2012-09-10 08:53:50 UTC
Permalink
Post by Kathinka Wenz
Verballhornung kann es aber nicht so richtig treffen, sonst wäre es
nicht im Duden.
"Unkaputtbar" ist auch drin.
Gunhild Simon
2012-09-10 13:54:26 UTC
Permalink
On Sep 9, 7:52 am, Kathinka Wenz <***@rrr.de> wrote:
...
Kann jemand erklären, wo das Wort "selbstverfreilich" herkommt ... Die meisten hier glauben, dass es
eine Verballhornung ist.
Die Wortbildung spricht für Verballhornung, denn *verfreilich gibt es
nicht. Dagegen ist "freilich" ein Synonym für "selbstverstandlich" -
von hier aus betrachtet aus dem süddeutschen Raum - oder in der
Wissenschaftssprache, Philologie, Philosophie(?) beheimatet.

Also ist es wohl eine Kreuzung aus selbstverständlich und freilich.
Und, wie bei "nichtsdestotrotz", wie Christina vermutete, eine
Übernahme einer ursprünglich witzig gemeinten Formulierung ins
Ernstgemeinte.
V.G. verwendet solche ähnlich gebildeteten als Netzjargon auch.

Gruß
Gunhild
Florian Ritter
2012-09-10 17:22:00 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Also ist es wohl eine Kreuzung aus selbstverständlich und freilich.
Und, wie bei "nichtsdestotrotz", wie Christina vermutete, eine
Übernahme einer ursprünglich witzig gemeinten Formulierung ins
Ernstgemeinte.
V.G. verwendet solche ähnlich gebildeteten als Netzjargon auch.
Naja nun, man sollte sich aber nicht nach unten orientieren - FR
Armin Saam
2012-09-12 17:49:34 UTC
Permalink
Post by Kathinka Wenz
Kann jemand erklären, wo das Wort "selbstverfreilich" herkommt? Eine
Webseite sagt Österreich, das streiten unsere Österreicher aber ab. Eine
andere sagt "aus dem sudetendeutschen". Die meisten hier gleichen, dass es
eine Verballhornung ist.
Dieses Wort gehört zu den als Ulksprache bezeichneten Verballhornungen,
die im 19. Jahrhundert in studentischen Kreisen aufkamen.

Weitere Kandidaten:
nichtsdestotrotz
Schwulität
zum Bleistift
Stinkadores (für: Käse) u. a.

Gruß
AS
Matthias Opatz
2012-09-12 21:44:15 UTC
Permalink
Post by Armin Saam
Dieses Wort gehört zu den als Ulksprache bezeichneten Verballhornungen,
die im 19. Jahrhundert in studentischen Kreisen aufkamen.
nichtsdestotrotz
Schwulität
zum Bleistift
Stinkadores (für: Käse) u. a.
Das letzte kenne ich nicht, die anderen halte ich für 20. Jahrhundert.
Sind die wirklich älter?

Matthias
--
Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr
Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist dieser Galletti? ==> <http://www.galletti.de/>
== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. ==
Joachim Parsch
2012-09-13 06:36:54 UTC
Permalink
Post by Matthias Opatz
Post by Armin Saam
Dieses Wort gehört zu den als Ulksprache bezeichneten Verballhornungen,
die im 19. Jahrhundert in studentischen Kreisen aufkamen.
nichtsdestotrotz
Schwulität
zum Bleistift
Stinkadores (für: Käse) u. a.
Das letzte kenne ich nicht, die anderen halte ich für 20. Jahrhundert.
Sind die wirklich älter?
"Schwulität" hätte ich jetzt auch nicht im 19. Jhdt. verortet. Und
bzgl. "zum Bleistift" war ich bis jetzt der Überzeugung, das hätte
seinen Ursprung in der Synchronisation der Fernsehserie "Die 2"
(neben "grünau" ein Markenzeichen der Serie).

Gruß
Joachim
Gerald Fix
2012-09-13 07:08:33 UTC
Permalink
On Thu, 13 Sep 2012 08:36:54 +0200, Joachim Parsch
Post by Joachim Parsch
bzgl. "zum Bleistift" war ich bis jetzt der Überzeugung, das hätte
seinen Ursprung in der Synchronisation der Fernsehserie "Die 2"
Das ist unwahrscheinlich. Wenn, dann kam dieser Spruch bereits in "Ihr
Auftritt, Al Mundy" vor.

(http://215072.homepagemodules.de/t515385f11776728-Serienfuehrer-Ihr-Auftritt-Al-Mundy-US.html
sieht das auch so.)
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Armin Saam
2012-09-13 11:29:05 UTC
Permalink
Armin Saam schrieb:

Aus Eike Christian Hirsch: Deutsch für Besserwisser, S. 119-120:

Die Studentensprache soll der Sage nach vor zweihundert Jahren von drei
jungen Herren begründet worden sein: Ich bin ziemlich sicher, sie hießen
Pfiffikus, Luftikus und Scchwachmatikus. Und wie die Nemen, so das
Produkt. Bis heute haben wir daran zu tragen, aus folgendem kühlem
Grunde: Manche scherzhafte Wendung gilt längst als korrekt, obwohl sie
zunächst den Philistern durch Mark und Pfennig ging (sogenannte
schmerzhafte Wendung).

Die erfolgreichsten Wortverdrehungen sind "nichtsdestotrotz" (gemogelt
aus "nichtsdestoweniger" und "trotzdem") und "zweifelsohne" (montiert
aus "zweifellos" und "ohne Zweifel"). Gewußt? Allerleihand, was diese
Studenten so vermischten! Man möchte sagen: ent- oder weder! Aber diese
Kreuzungen haben sich eingebürgert. Damals galten die Studenten eben
noch etwas, und das Volk nahm den Ulk als akademische Belehrung.

Ist nicht der "Herr Sowieso" auch ein Scherz? Ei, selbstverfreilich! Sie
fragen, verehrter Leser, inwiesofern? Das war zunächst ganz einleuchtend
der "Herr So-und-so", auf dessen Vor- und Nachnamen man gerade nicht
kam, nicht jedoch der Mann, dessen Namen man sowieso nicht wußte. Noch
immer als Scherz erkennbar ist hingegen "grundiziell" mit seinem
Gegenstück prinzisätzlich. Alles Nonsens, Pirmanonsens - um einer
pfälzischen Stadt zu gedenken.

Von der Möglichkeit zu neuen Wortbildungen machte man in
Studentenkreisen eben schon damals noch und nöcher Gebrauch, wenn auch
in keinster Weise mit so ernsthaften Absichten wie heute. Aber nicht
unflott! Heute würde man sagen, das Blödeln war "in". Unsere älteren
Mitbürger, denke ich, erinnern sich noch daran - und unsere jüngeren
Freunde werden sich nun einige dieser klebrigen Späße auch angewöhjnen,
ob sie wollen oder nicht (lateinisch: noblenz - koblenz). Auch die
bislang verschonten Schichten unserer Bevölkerung sind, sobald sie diese
Un-Formen auch nur einmal lesen, eo piso infiziert. Eo piso.

Man war damals auch schon gebüldet und hatte viel Hamur, weswegen man es
sich leisten konnte, einige Fremdwörter ständig zu verwechseln:
hysterisch zu sagen (für historisch), Orchidee (für Orgie), Levkojen
(für Lakaien) und Epileptische (für Elektrische). Man schuf auch neue
Fremdwörter: Fressalien, Lappalien (Läppchen), buschikos (wie ein
Bursche, ein Student), Schwulitäten (Peinlichkeiten), Stinkadores
(Käse), den man verschnabulierten konnte, um sich dann zu
verdünnisieren. Schauderös. Aber so etwas schüttelte man damals einfach
ex Ärmulo.

Wörter wei "Lappalien" und "burschikos" haben sich als echt durchsetzen
können und werden sogar aus dem Munde von Festrednern gern vernommen.
Zweifelsohne und nichtsdestotrotz! Wer wollte auch der Lapalie ansehen,
daß sie weniger echt französiche ist als die Platitüde, die sich, ihrer
welschen Herkunft bewußt, stolz mit einem t schreibt.

Wer wollte bezwofeln, daß Sprachwitz Pate stand bei "geschunken
gekrochen" (geschenkt gekriegt), gerochen (gerächt) oder genossen
(geniest). Ich bin jedenfalls fest dabon überzogen, owohl "gerochen"
auch altes Deutsch ist und "genossen" in Süddeutschland mundartlich
vorkommt. Aber nun will ich mit gutem Bleistift vorangehen und in
Kuzunft solche Scherze micht mher verbreitern. Sie sind doch auch voll
befriedericht, hochgepubeltes Ehrikum? Selbstmurmelnd. Leben Sie also
sowohl als auch!
Gerald Fix
2012-09-13 11:52:18 UTC
Permalink
Sehr schön.
Post by Armin Saam
immer als Scherz erkennbar ist hingegen "grundiziell" mit seinem
Das kenne ich nur als "grundzipiell".
Post by Armin Saam
Stinkadores
(Käse),
Das waren für mich immer Zigarren oder Zigarillos.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Oliver Cromm
2012-09-13 13:05:09 UTC
Permalink
Post by Armin Saam
Auch die
bislang verschonten Schichten unserer Bevölkerung sind, sobald sie diese
Un-Formen auch nur einmal lesen, eo piso infiziert. Eo piso.
Und das lange vor "Pisa".
--
OliverC
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