Post by Christina KunzeHeißt das, das hat sprachgeschichtliche URsachen? Heißt das, dass die
ei-Laute, die in Berlin ei bleiben, auch auf Bairisch immer ei
gesprochen werden?
Im Prinzip ja.
Schrift std. mhd. .ch bair. sächs. Beispiel
ei [ae] [i:] [i:] [aI] [aI] drei, weiß (Farbe), (hin-)ein
ei [ae] [eI] [EI] [Oa] [e:] eins, zwei, ich weiß
au [ao] [u:] [u:] [aU] [aU] Haus, blau, Kraut
au [ao] [OU] [OU] [a] [o:] Baum, glauben, auch
Der Schweizer Diphthong, den ich hier als [EI] wiedergegeben habe,
wird m.W. überall verschieden gesprochen (in Bern eher [eI], in Basel
eher [aI]; die Schweizer mögen mich korrigieren), aber sicher nirgends
so, dass man ihn mit [i:] verwechseln könnte. Da ich niemanden aus
Mittelhochdeutschland kenne, kann ich für die Aussprache dort auch
nicht geradestehen.
Nur im Prinzip ja: es gibt viele Gründe, weswegen sich einzelne Worte
nicht nach den Regeln richten. Feierliche Wörter aus der Kirche
("heilig", "Geist") haben einen Trend zu standardnäherer Aussprache;
bairisch "fei" ist schweizerisch "fei" (ein später Reimport aus
Österreich?), und die verschiedenen Sorten au verhalten sich
anscheinend noch unregelmäßiger. Nur das Wort mit den zwei
verschiedenen Aussprachen (schreien, Geschrei - bair.: schrein,
Gschroa) hat diese beiden schon seit ahd Zeit.
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Helmut Richter