Post by Gunhild SimonPost by Jakob AchterndiekWill sagen: Kalender und Staatsraison fordern eine Veranstaltung,
die uns Bürger mal wieder daran erinnern soll, daß wir die Guten
sind und die anderen die Bösen waren. Dabei sollen, bitteschön,
weder die Línken noch die Grammatik stören!
So. da hasses !!
;)
O weh!
Auch wenn mir das Emoticon, das unvermeidliche und richtungweisende,
das jede Deiner Einlassungen beschließt, nicht entgangen ist, [..]
Übertreib's nicht: Heute und gestern zusammen nur jede dritte.
Die sollen auch keine Interpretationshilfen sein, sondern nur zeigen,
was für ein Gesicht ich schnitte, wenn ich dabei auf deinem Sofa säße -
na gut, das wäre ja dann auch schon eine Interpretationshilfe.
Post by Gunhild Simon[..] bitte ich dennoch darum zu differenzieren.
Und zwar zu differenzieren zwischen Systemkritik und Sprachkritik -
Inhalt und Form.
Auch wenn ein altbewegter Systemkritiker einwenden mag, daß die
herrschende Sprache die Sprache der Herrschenden sei.
Diesen Einwand halte ich nun gerade für so undifferenziert, daß man
sich auf ihm nicht ausruhen darf: "Die Herrschenden" sprechen bei
uns zwei durchaus verschiedene, aber jeweils spezifische und spezi-
fizierbare Sptachen: die Leute der Wirtschaft die der Politik. Man
muß also über die Spezifika reden. Eines hast Du anfangs zitiert,
aber nur den doppelten Genitiv zu beanstanden gewußt. Ich beanstande
nicht diesen, sondern das Polit-Blabla von »Symbol und Waffengewalt
und Gedenken« und behaupte: Da kannst du Grammatik und Stil noch so
gutwillig verbessern: Es bleibt alles derselbe Käse! Siehe oben!
Post by Gunhild SimonAls ob man damit dem Mangel an Präzisheit des sprachlichen
Ausdrucks beikäme!
Auf die Präzision bezog sich mein Hinweis zur Funktion und Wirkung
der verdoppelten Genitive: daß nämlich die Genitivitis der Verknüp-
fung der Benennung der Eigenschaften der Gegenstände eines Satzes
[1] diesen so unübersichtlich macht,
| daß landläufige Leser und Hörer den meist attributiven oder
| possessiven Verkettungen der Dinge nicht mehr zu folgen
| vermögen? *Das* ist dann *schlechter* Stil.
Du hast zusätzlich die "Sprachästhetik" bemüht. Da wir die hier
auch nicht annähernd gründlich abhandeln können, müßte es bei
Geschmacks-Urteilen bleiben. Die sind meist schwer zu begründen
und immer strittig. Der Anfangsunterricht im Aufsatz-Schreiben
kann da ein paar erste Orientierungsregeln geben: »Nicht immer
die gleichen Satzmuster, nicht so oft dieselben Wörter, und keine
doppelten Genitive.« Aber sowas gilt nur "ad usum delphini". Die
Satz- und Denkmuster der Gedenkfeiern der Großkopfeten aller
Institutionen der Bundesrepublik[2] wirst du daran "sprach-
ästhetisch" nicht kategorisieren können. Die sind entweder
semantisch und syntaktisch falsch oder richtig. Das "Gedenken
der Toten der Mauer" ist einfach falsch. Weil: Die Mauern haben
nicht geschossen. Und Symbole waren sie schon gar nicht.
[1] Hussa: ein Genitiv-Quintupel!
[2] Und schon wieder ein Quadrupel. (Etwa gar nicht bemerkt?)
j/\a
Diesmal ganz ohne Emotikon.
Cool, was? 8-)
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