Discussion:
schwerer oder schwieriger?
(zu alt für eine Antwort)
Michael G. Weis
2006-08-07 08:21:32 UTC
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Was ist der Unterschied zwischen:

1. Der Umstieg ist schwieriger

und

2. Der Umstieg ist schwerer

Kann jemand diese Frage beantworten?

Grüsse Michael
Peter Wetschnigg
2006-08-07 08:38:58 UTC
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Post by Michael G. Weis
1. Der Umstieg ist schwieriger
und
2. Der Umstieg ist schwerer
Kann jemand diese Frage beantworten?
Der erste Satz ist länger. (Ist kein Scherz!)

Gruß
P. W.
--
Latinitatem colamus!
Peter Bruells
2006-08-07 09:00:07 UTC
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Post by Michael G. Weis
1. Der Umstieg ist schwieriger
und
2. Der Umstieg ist schwerer
Kann jemand diese Frage beantworten?
Das erst ist richtig, das zweit ist "falsch".

"Schwer" bezieht sich eigentlich auf Gewicht und Masse, "schwierig"
auf die Komplexität und den Anspruch einer Aufgabe.

Da es aber auch die Metapher "Last der Verantwortung" u.a. gibt, wird
"schwer" of auch für schwierig genommen, wie auch "leicht" statt
"einfach".
Matthias Opatz
2006-08-07 09:43:59 UTC
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Post by Peter Bruells
Post by Michael G. Weis
1. Der Umstieg ist schwieriger
und
2. Der Umstieg ist schwerer
Kann jemand diese Frage beantworten?
Das erst ist richtig, das zweit ist "falsch".
"Schwer" bezieht sich eigentlich auf Gewicht und Masse, "schwierig"
auf die Komplexität und den Anspruch einer Aufgabe.
Da es aber auch die Metapher "Last der Verantwortung" u.a. gibt, wird
"schwer" of auch für schwierig genommen, wie auch "leicht" statt
"einfach".
Mein Handwerk fällt mir schwer ...
Ich hab die Nacht geträumet wohl einen schweren Traum ...
So schwer ist nichts als Scheiden ...
Einmal hin, einmal her, rundherum - das ist nicht schwer ...
Mir ist das Herz so trüb und schwer, als riefs: du siehst ihn nimmermehr ...
Festen Mut in schweren Leiden, Hilfe, wo die Unschuld weint ...
Sterben ist ein schwere Buß, weiß wohl, daß ich sterben muß.
An solchen schweren Tagen ruf ich als Freund dir zu: Trink, trink ...
<http://ingeb.org/spiritua/wirdanke.html>

Der metaphernhafte Gebrauch ist gewiss sehr alt, und schon die
"swære bürde" bei den Minnesängern ist nicht mehr gegenständlich,
erst recht nicht die "swære arbeit" (Hartmann von Aue).

Matthias
--
Marat wurde zwar ermordet, aber er starb vorher an einer Krankheit, die
ihm sogar das Leben raubte. Prof. Galletti
..... Wer zum Kuckuck ist Galletti? => <http://www.galletti.de/> ......
==== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. ==
Jon J Panury
2006-08-07 09:07:38 UTC
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Post by Michael G. Weis
1. Der Umstieg ist schwieriger
und
2. Der Umstieg ist schwerer
Kann jemand diese Frage beantworten?
Im wesentlichen eine Stil- oder Sprachebenfrage.

Ersteres ist genauer, treffender, stilistisch höher stehend.

'schwer' ist in erster Konnotation auf jeden Fall und sicherlich im
sem. Feld |gewicht|, alle nicht auf Gewicht bezogenen Verwendungen
sind also metaphorische Übertragungen.

Wenn ich stilistisch wie auch semantisch verfeinert sprechen will,
lasse ich 'schwierig' ein (gegenüber 'schwer') stärkeres Moment von
Intersubjektivität ("Quasi-Objektivität") tragen: man ist sich weithin
über die Schwierigkeit einig.

'schwer' lasse ich, im Seitengedanken an 'schwer fallen', eher
Richtung subjektives Empfinden spielen: Ich *finde* das schwer, es
*fällt mir* schwer (und nicht: *"es fällt mir schwierig"!).

In Deinem Beispiel, wo lediglich das Verb 'sein' noch dabei steht,
schriebe ich auf jeden Fall wie (1.).

JJ
Michael G. Weis
2006-08-07 09:33:05 UTC
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Post by Jon J Panury
Post by Michael G. Weis
1. Der Umstieg ist schwieriger
und
2. Der Umstieg ist schwerer
Kann jemand diese Frage beantworten?
Im wesentlichen eine Stil- oder Sprachebenfrage.
Ersteres ist genauer, treffender, stilistisch höher stehend.
'schwer' ist in erster Konnotation auf jeden Fall und sicherlich im
sem. Feld |gewicht|, alle nicht auf Gewicht bezogenen Verwendungen
sind also metaphorische Übertragungen.
Wenn ich stilistisch wie auch semantisch verfeinert sprechen will,
lasse ich 'schwierig' ein (gegenüber 'schwer') stärkeres Moment von
Intersubjektivität ("Quasi-Objektivität") tragen: man ist sich
weithin über die Schwierigkeit einig.
'schwer' lasse ich, im Seitengedanken an 'schwer fallen', eher
Richtung subjektives Empfinden spielen: Ich *finde* das schwer, es
*fällt mir* schwer (und nicht: *"es fällt mir schwierig"!).
In Deinem Beispiel, wo lediglich das Verb 'sein' noch dabei steht,
schriebe ich auf jeden Fall wie (1.).
Genau dem stimme ich auch zu. Allerdings frage ich mich, wie ein
'Fremdsprachler' so etwas verstehen soll!

Grüsse Michael
Peter Bruells
2006-08-07 09:47:26 UTC
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Post by Michael G. Weis
Genau dem stimme ich auch zu. Allerdings frage ich mich, wie ein
'Fremdsprachler' so etwas verstehen soll!
Indem er es lernt? ALs Deutsche muß man dann auch lernen, wann man
"liberty" benutzten kann und wann "freedom". Oder wann man
"difficult" statt "hard" sagen kann und wann nicht.
Jon J Panury
2006-08-07 09:47:28 UTC
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"Michael G. Weis" <***@ist-einmalig.de> schrieb:

[...]
Post by Michael G. Weis
Genau dem stimme ich auch zu. Allerdings frage ich mich, wie ein
'Fremdsprachler' so etwas verstehen soll!
Muss er doch gar nicht. ;-) Dafür ist er ja Fremdsprachler!
Außerdem schaut (bzw. hört) man sich als Fremdsprachler doch diese
Subtilitäten immer als erste ab - die grammatischen Grundlagen haben
Zeit! :)
Das jedenfalls ist meine Erfahrung mit mehreren Lern-Sprachen.

JJ
Martina_Eckner
2006-08-09 07:24:31 UTC
Permalink
Hallo!
Post by Michael G. Weis
1. Der Umstieg ist schwieriger
und
2. Der Umstieg ist schwerer
Mein Sprachgefühl sagt mir: Das kommt darauf an, was du ausdrücken
willst:

1. Der Umzug ist objektiv gesehen schwierig im Sinne von kompliziert,
im Gegensatz zu: Der Umzug ist einfach. Beim Umzug traten irgendwelche
Schwierigkeiten auf.

2. Der Umzug fällt irgendjemandem schwer, im Sinne von: Der Umzug ist
schwer für uns alle und besonders für die Kinder, im Gegensatz zu:
Den Umzug haben alle leicht weggesteckt.

Also "schwierig" würde ich im Sinne von "kompliziert" und als
Gegenteil von "einfach" oder "unkompliziert" verwenden, "schwer" als
Gegenteil von "leicht".

"Schwierig" würde ich verwenden, wenn es um etwas Objektives geht, bei
"schwer" geht es um ein subjektives Empfinden.

"Schwierig" kommt von "Schwierigkeit", "schwer" von "Schwere". Also:

Eine Aufgabe kann schwierig (oder einfach) sein, aber es fällt uns
schwer (oder leicht), sie zu lösen.

Jemand kann schwierig (oder kompliziert) sein. Als Gegenteil wäre hier
"unkompliziert" angebracht. (Denn ein "einfacher Mensch" ist vielleicht
etwas naiv und nicht allzu klug.)

Mancher hat es schwer, manch anderer leicht im Leben (nicht schwierig
oder einfach).

Wenn man etwas schweren oder leichten Herzens tut, dann fühlt man
regelrecht die Schwere oder Leichtigkeit, also hier würde "schwierig"
oder "einfach" gar nicht passen.

Viele Grüße
Martina

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