Discussion:
scheren - sich scheren
(zu alt für eine Antwort)
Horst Thaler
2011-06-22 06:08:09 UTC
Permalink
Moin!

Wie allgemein bekannt, heißt das Verb "scheren" 'Haare etc. abschneiden',
z.B. wird das Fell der Schafe geschoren. Daher auch die Schere. Auch die
Wendung "ungeschoren davonkommen" kann man sich noch aus dieser Bedeutung
erklären.

Wie erklärt sich aber die Wendung "sich um etwas scheren"? Z.B. Er schert
sich um gar nichts mehr, ihm ist alles egal. Oder auch "Scher dich zum
Teufel!" Wie hängen diese Wendungen mit dem Grundverb und seiner Bedeutung
"Haare abschneiden" zusammen?

Schönen Gruß
Horst
Yvonne Steiner
2011-06-22 06:48:13 UTC
Permalink
Post by Horst Thaler
Wie allgemein bekannt, heißt das Verb "scheren" 'Haare etc. abschneiden',
z.B. wird das Fell der Schafe geschoren. Daher auch die Schere. Auch die
Wendung "ungeschoren davonkommen" kann man sich noch aus dieser Bedeutung
erklären.
Wie erklärt sich aber die Wendung "sich um etwas scheren"? Z.B. Er schert
sich um gar nichts mehr, ihm ist alles egal. Oder auch "Scher dich zum
Teufel!"
Offensichtlich wird es reflexiv immer nur in negativem Sinn angewandt.
Es wird wohl kaum einer sagen: Er scherte sich fürsorglich um sie.
Post by Horst Thaler
Wie hängen diese Wendungen mit dem Grundverb und seiner Bedeutung
"Haare abschneiden" zusammen?
Unter anderem bedeutete das früher offenbar: ausbeuten, quälen.
-- Interessant. Wusste ich auch nicht.

Hier die gesamte Zusammenfassung von Bedeutung und Anwendung
Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch:
---------------------------------------------
sche|ren ‹sw. V.; hat› [wohl zu veraltet scheren = ausbeuten, quälen (vgl.
ungeschoren), grammat. beeinflusst von scheren] (ugs.): a) ‹s. + sich›
kümmern ‹nur verneint od. eingeschränkt›: sich nicht um die Vorschriften s.;
b) kümmern, interessieren ‹nur verneint od. eingeschränkt›: es schert sie
wenig, was die Leute denken.

sche|ren ‹sw. V.› [spätmhd. schern = schnell weglaufen, ahd. scer?n =
ausgelassen sein, eigtl. = springen]: 1. ‹s. + sich› sich [schnellstens]
irgendwohin begeben (meist in Befehlen od. Verwünschungen) ‹hat›: sich an die
Arbeit, ins Bett s. 2. ‹ist› a) (Seemannsspr.) (von Schiffen) bei schrägem
Anströmen des Wassers seitlich ausscheren; b) aus- od. einscheren.

sche|ren ‹st., selten auch: sw. V.; hat› [mhd. schern, ahd. sceran, urspr. =
ab-, einschneiden; trennen]: 1. a) mithilfe einer Schere o. Ä. von Haaren
befreien: Schafe s.; b) mit einer Schere o. Ä. dicht über der Haut
abschneiden, [annähernd] bis zum Ansatz wegschneiden: die Haare s.; c) durch
Scheren der Haare entstehen lassen: jmdm. eine Glatze s.; d) (Textilind.)
durch Abschneiden hervorstehender Fasern die Oberfläche von etw. ausgleichen:
Samt s.; e) durch Schneiden kürzen u. in die gewünschte Form bringen.
2. (Gerberei) entfleischen.3. (ugs. seltener) betrügen.

sche|ren ‹sw. u. st. V.› [1 a: zu Schere; 1 b: zu Schere; 2: zu Schere; 3: zu
schirren]: 1. ‹sw. V.; hat› a) (Turnen) am Seitpferd eine Schere ausführen;
b) (Gymnastik) in Bauch- od. Rückenlage die gestreckten Beine kreuzen. 2. ‹sw.
V.; hat› (Basketball) einen Spieler durch zwei Gegenspieler von hinten u.
vorne gleichzeitig decken. 3. ‹st. V.; hat› (Seemannsspr.) (durch etw.)
hindurchziehen; einscheren.
---------------------------------------------

Und hier die Etymologie:
<http://tinyurl.com/37czyxq> (noch 'scheren' ins Suchfeld eingeben)
--
Yvonne Steiner
Lothar Frings
2011-06-22 06:51:33 UTC
Permalink
Post by Yvonne Steiner
Unter anderem bedeutete das früher offenbar: ausbeuten, quälen.
-- Interessant. Wusste ich auch nicht.
War hier aber vermutlich schon öfter dran als
"-nf". Muß also dringend in die FAQ.
Gunhild Simon
2011-06-22 15:14:13 UTC
Permalink
Post by Yvonne Steiner
Post by Horst Thaler
Wie allgemein bekannt, heißt das Verb "scheren" 'Haare etc. abschneiden',
z.B. wird das Fell der Schafe geschoren. Daher auch die Schere. Auch die
Wendung "ungeschoren davonkommen" kann man sich noch aus dieser Bedeutung
erklären.
Wie erklärt sich aber die Wendung "sich um etwas scheren"? Z.B. Er schert
sich um gar nichts mehr, ihm ist alles egal. Oder auch "Scher dich zum
Teufel!"
Offensichtlich wird es reflexiv immer nur in negativem Sinn angewandt.
Es wird wohl kaum einer sagen: Er scherte sich fürsorglich um sie.
Post by Horst Thaler
Wie hängen diese Wendungen mit dem Grundverb und seiner Bedeutung
"Haare abschneiden" zusammen?
Unter anderem bedeutete das früher offenbar: ausbeuten, quälen.
-- Interessant. Wusste ich auch nicht.
Pfeifer unterscheidet zwei unterschiedlich gebeugte Verben
unterschiedlicher Herkunft.

1. stark gebeugt: "scheren, schor, geschoren", aus ahd. skeran, kurz ,
kahl schneiden. Rasieren, durch die Tonsur zum Mönch bestimmen,
abernten, quälen, abteilen, ordnen

2. schwach gebeugt "scheren, scherte, geschert", vielleicht aus ahd.
skeron, mutwillig sein, sich ausruhen. Sich fortmachen, sich packen,
entkommen, sich weg- zum Teufel scheren

Es ist unsicherer Herkunft ist,. Dazu gehört ausscheren, aus einer
Ordnung fahren, den Kurs verlassen

Unter dem Einfluß von 2. ist die verneinte Fassung "sich nicht um etw.
scheren/geschert haben", sich nicht um etwas sorgen, zu verstehen.
Diese Wendung gehe auf die besagte Bedeutung von quälen, belästigen
zurück.

Gruß
Gunhild

Werner Pentz
2011-06-22 06:56:18 UTC
Permalink
Hi Leute der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit und deren Interpretation,

was versteht Ihr unter Life-Style. Wörtlich übersetzt Lebensstil - also
Wohnung, Auto und sonstige Prestigeobjekte. Gut, wenn so verstanden.
Aber gehört hierzu auch, der Typ von Mensch, Haare, Gestiken á la Hollywood.
Wenn nicht, mit welchem Begriff könnte man diesen Aspekt eines Menschen
zusammenfassen, greifen versuchen bzw. benennen?

Grüßli

Wernie
--
www.pentzw.homepage.t-online.de

www.youtube.com/wernerpentz
Paul Ney
2011-06-22 14:31:35 UTC
Permalink
Oder auch "Scher dich zum Teufel!"
Der Witz dazu: A und B streiten sich, A ruft: "Messer dich zum Teufel!"
Darauf B: Was soll das?! A: Ich habe den Fluch gesteigert...

MfG, PY [Paul_Ney/at/t-online.de]
Loading...