Matthias Opatz
2017-08-11 10:29:46 UTC
Ich weiß nicht, ob das Wort im neuen Berliner Duden [*] steht, in seinen
Vorgängern finde ich es nicht, auch nicht im Online-Duden: meinungsstark.
Immerhin präsentiert der Leipziger Wortschatz für diesen Begriff 31 Belege
(13 für die Grundform und 18 weitere für Beugungsformen), hingegen für
die "Wutbürgerin" keinen einzigen. Dabei ist dieses Wort entgegen aktueller
Verlagsverlautbarungen keineswegs neu aufgenommen, sondern stand schon in
der 26. Ausgabe. Das enthüllt heute die "Thüringer Allgemeine" [**].
Gurgel behauptet für "meinungsstark" 662'000 Fundstellen zu haben (für
"Wutbürgerin" 15'000, die meisten mit Dudeneintragsbezug). Aber egal,
mich beschäftigte heute die Bedeutung des Worts, nachdem in der oben
erwähnten Tageszeitung über Julia Harting auch folgendes zu lesen war:
| Die 27-Jährige ist nicht nur meinungsstark, sondern will heute auch
| sportlich bei der WM in London überzeugen.
<http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/suche/detail/-/specific/Diskuswerferin-Julia-Harting-Mehr-als-die-Frau-vom-Robert-1114795945>
Mir ist das Attribut geläufig, allerdings in Zusammenhang mit Medien. Meine
Deutung wäre gewesen: bringt nicht nur Tatsachen und Eindrücke, sondern
interpretiert und kommentiert auch vieles. Und es geht dabei nicht nur um
eine Meinung, auch um verschiedene Meinungen (sog. Pro & Kontra).
Ob das aber stimmt? Nachschlagen brachte mich nicht weiter. Nur PONS führt
den Begriff, aber ohne Bedeutung und Synonyme. Kann ein einzelner Mensch
meinungsstark sein? Ein Blick auf die Leipziger Fundstellen läßt den Schluß
zu: offenbar ja. Da er wohl eher nicht stark geprägt ist von verschiedenen
Meinungen zu einer Sache, wird es so sein, daß er seine eine Meinung fest
und offensiv vertritt, daß er sie *stark* vertritt und nicht wankt.
Nun ist "meinungsstark" zwar geläufig, aber nicht alt. Bücher-Gurgel
vorortet die älteste seiner Fundstellen auf 1968 (in Karl Ferdinand
Schumanns Dissertation "Zeichen der Unfreiheit | Zur Theorie und Messung
sozialer Sanktionen"). Wie hat man solche Personen vorher genannt?
Durchsetzungsfähig? Selbstbewußt? Charakterstark? Was sonst trifft es?
Matthias
*) Die 27. Ausgabe ist die erste, die nicht aus Leipzig oder Mannheim kommt
**) <http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Wie-die-Wutbuergerin-in-den-Duden-kam-682131165>
Vorgängern finde ich es nicht, auch nicht im Online-Duden: meinungsstark.
Immerhin präsentiert der Leipziger Wortschatz für diesen Begriff 31 Belege
(13 für die Grundform und 18 weitere für Beugungsformen), hingegen für
die "Wutbürgerin" keinen einzigen. Dabei ist dieses Wort entgegen aktueller
Verlagsverlautbarungen keineswegs neu aufgenommen, sondern stand schon in
der 26. Ausgabe. Das enthüllt heute die "Thüringer Allgemeine" [**].
Gurgel behauptet für "meinungsstark" 662'000 Fundstellen zu haben (für
"Wutbürgerin" 15'000, die meisten mit Dudeneintragsbezug). Aber egal,
mich beschäftigte heute die Bedeutung des Worts, nachdem in der oben
erwähnten Tageszeitung über Julia Harting auch folgendes zu lesen war:
| Die 27-Jährige ist nicht nur meinungsstark, sondern will heute auch
| sportlich bei der WM in London überzeugen.
<http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/suche/detail/-/specific/Diskuswerferin-Julia-Harting-Mehr-als-die-Frau-vom-Robert-1114795945>
Mir ist das Attribut geläufig, allerdings in Zusammenhang mit Medien. Meine
Deutung wäre gewesen: bringt nicht nur Tatsachen und Eindrücke, sondern
interpretiert und kommentiert auch vieles. Und es geht dabei nicht nur um
eine Meinung, auch um verschiedene Meinungen (sog. Pro & Kontra).
Ob das aber stimmt? Nachschlagen brachte mich nicht weiter. Nur PONS führt
den Begriff, aber ohne Bedeutung und Synonyme. Kann ein einzelner Mensch
meinungsstark sein? Ein Blick auf die Leipziger Fundstellen läßt den Schluß
zu: offenbar ja. Da er wohl eher nicht stark geprägt ist von verschiedenen
Meinungen zu einer Sache, wird es so sein, daß er seine eine Meinung fest
und offensiv vertritt, daß er sie *stark* vertritt und nicht wankt.
Nun ist "meinungsstark" zwar geläufig, aber nicht alt. Bücher-Gurgel
vorortet die älteste seiner Fundstellen auf 1968 (in Karl Ferdinand
Schumanns Dissertation "Zeichen der Unfreiheit | Zur Theorie und Messung
sozialer Sanktionen"). Wie hat man solche Personen vorher genannt?
Durchsetzungsfähig? Selbstbewußt? Charakterstark? Was sonst trifft es?
Matthias
*) Die 27. Ausgabe ist die erste, die nicht aus Leipzig oder Mannheim kommt
**) <http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Wie-die-Wutbuergerin-in-den-Duden-kam-682131165>