Discussion:
... das machen können zu haben
(zu alt für eine Antwort)
Ralf Joerres
2018-03-19 13:10:00 UTC
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In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz

1 Ich freue mich, das machen können zu haben

zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.

Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.

Es sind hier mehrere Problemfelder angesprochen:

- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
- Platz des 'zu' beim Infinitiv mit 'zu', insbes. bei mehreren Verben
- 'Ersatzinfinitive' der Modalverben im Perfekt bei Inf.+zu-Umwandlung
- richtige Abfolge der Verben
- Welches Verb trägt das gewünschte Tempus 'Vergangenheit'?
- stilistische Bewertung
- (bessere) Formulierungsalternativen

Auch wenn ein solcher Satz danach schreit, komplett runderneuert zu
werden, würde ich mir vor allem auch Antworten auf die Frage wünschen,
ob ein solches Infinitiv-mit-zu-Gebilde nach den Regeln der deutschen
Grammatik überhaupt konstruierbar ist, möglichst 'mit Begründung',
also unter Angabe der Regeln.

Ich könnte mir vorstellen, dass es sinnvoll ist, Verbesserungen und
sonstige Umformulierungen zu nummerieren, daher habe ich den
Ausgangssatz mit der Nummer 1 versehen.

Viele Grüße: Ralf Joerres
Stefan Ram
2018-03-19 14:01:41 UTC
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Post by Ralf Joerres
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
Es fängt damit an, daß am Ende der Punkt fehlt.

Dann gibt es keine grammatische Regel (kein Satzbaumuster),
nach der der Nebensatz so aufgebaut sein kann. Daher ist er
ungrammatisch.

Es ist natürlich nicht direkt möglich, die /Abwesenheit/
eines Satzbaumusters direkt nachzuweisen, aber ich folge
einfach meinem muttersprachlichen Empfinden.

Es könnte aber vielleicht sein, daß jemand andere Verben
einsetzt und es plötzlich einen Sinn ergibt. Aber ich
rechne nicht damit.

Maschinelle Korrektur/Interpretation:

Ich bin froh, daß das erledigt ist.
Ich bin froh, daß ich das geschafft habe.
Stefan Ram
2018-03-19 14:18:21 UTC
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Post by Stefan Ram
Post by Ralf Joerres
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
Es könnte aber vielleicht sein, daß jemand andere Verben
einsetzt und es plötzlich einen Sinn ergibt. Aber ich
rechne nicht damit.
Also im Web finde ich beispielsweise:

|Aber man muss kein Hellseher sein, um das kommen sehen zu haben

.
Stefan Ram
2018-03-19 15:04:28 UTC
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Post by Stefan Ram
Post by Stefan Ram
Post by Ralf Joerres
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
Es könnte aber vielleicht sein, daß jemand andere Verben
einsetzt und es plötzlich einen Sinn ergibt. Aber ich
rechne nicht damit.
|Aber man muss kein Hellseher sein, um das kommen sehen zu haben
.
Allgemein kann man schon grammatische Sätze mit dem
Muster "<Inf> <Inf> zu <Inf>" bilden:

Ganz unauffällig klingt:

"Informationen, die Ihnen helfen können zu entscheiden, welche
Titel für Sie interessant sind"

Weitere Beispiele:

"Dinge, die Sie glauben erschaffen zu haben."
"Beinahe schon schien er uns gar nicht mehr gehen lassen zu wollen."

Es hängte eben wohl doch vom Verb ab, ob es möglich ist.
Vielleicht von den Valenzen (oder verallgemeinerten Valenzen)
der verwendeten Verben.
Heinz Lohmann
2018-03-19 14:35:43 UTC
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Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.
- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
- Platz des 'zu' beim Infinitiv mit 'zu', insbes. bei mehreren Verben
- 'Ersatzinfinitive' der Modalverben im Perfekt bei Inf.+zu-Umwandlung
- richtige Abfolge der Verben
- Welches Verb trägt das gewünschte Tempus 'Vergangenheit'?
- stilistische Bewertung
- (bessere) Formulierungsalternativen
a. Ich freue mich, dass ich das machen konnte.
(Der dass-Satz ermöglicht den Gebrauch des Präteritums.)

b. Ich freue mich, das gemacht haben zu können.
(MUSEN inf+zu => können + Infinitiv Perfekt)

Bei längerer Betrachtung gefällt mir Version b immer weniger ...

Satz 1 ist MUSEN grammatisch nicht korrekt. Grund: Fehlende bzw falsche
zeitliche Bestimmung im Infinitiv-Satz (machen - haben sind nicht
verbunden).

Nur meine zwei Fen.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Christina Kunze
2018-03-19 17:56:58 UTC
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Post by Heinz Lohmann
Post by Ralf Joerres
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
a. Ich freue mich, dass ich das machen konnte.
(Der dass-Satz ermöglicht den Gebrauch des Präteritums.)
b. Ich freue mich, das gemacht haben zu können.
(MUSEN inf+zu => können + Infinitiv Perfekt)
c. ..., das machen gekonnt zu haben.

Ich würde Deine Version a verwenden oder noch ganz anders formulieren
(MUSEN ist "machen" in der Schriftsprache immer noch eher fehl am Platz).

chr
René Marquardt
2018-03-19 15:09:38 UTC
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Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ist er nicht. Das ist Niveau zweite Klasse, Note 5.
Nur deswegen keine 6, weil er immerhin orthographisch
korrekt geschrieben ist.

Was will der Dichter uns eigentlich sagen?

a, Ich freue mich, das gemacht zu haben.
b, Ich freue mich, die Faehigkeit zu habenn, das machen zu koennen.
c, Ich freue mich, die Gelegenheit zu haben, dies machen zu koennen.
d, Ich freue mich, die Gelegenheit gehabt zu haben, dies gemacht
haben zu koennen.

usw.

Satz 1 ist also offensichtlich inkorrekt, weil da a, mehrere
Verlaufsformen durcheinander geworfen werden, und b, darum
hinterher keiner weiss, was der Satz urspruenglich aussagen soll.

Davon abgesehen, wurden dir bei StackExchange bereits passende
Antworten geliefert :P
Ralf Joerres
2018-03-19 16:30:46 UTC
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Post by René Marquardt
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ist er nicht. Das ist Niveau zweite Klasse, Note 5.
Nur deswegen keine 6, weil er immerhin orthographisch
korrekt geschrieben ist.
Das war eigentlich nicht meine Frage.
Post by René Marquardt
Was will der Dichter uns eigentlich sagen?
a, Ich freue mich, das gemacht zu haben.
b, Ich freue mich, die Faehigkeit zu habenn, das machen zu koennen.
c, Ich freue mich, die Gelegenheit zu haben, dies machen zu koennen.
d, Ich freue mich, die Gelegenheit gehabt zu haben, dies gemacht
haben zu koennen.
usw.
Satz 1 ist also offensichtlich inkorrekt, weil da a, mehrere
Verlaufsformen durcheinander geworfen werden, und b, darum
hinterher keiner weiss, was der Satz urspruenglich aussagen soll.
Davon abgesehen, wurden dir bei StackExchange bereits passende
Antworten geliefert :P
Nee, wurden nicht. Die meisten Antworten hab ich selbst geliefert,
und die sind bis jetzt nicht abgesegnet. Ich hätte gerne Eure
Meinung erfahren.

Gruß Ralf Joerres
Jakob Achterndiek
2018-03-19 19:17:00 UTC
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Post by Ralf Joerres
[..] Die meisten Antworten hab ich selbst geliefert,
und die sind bis jetzt nicht abgesegnet. Ich hätte gerne
Eure Meinung erfahren.
Auch wenn das jetzt gar nicht hierher paßt, fand ich es doch
so schön, daß ich es hierher setze - und zur Nachahmung
empfehle. Der junge Wutz nämlich erfand klassische Hexameter
so, wie Deine Sprachschüler deutsche Infinitiv-Konditional-
Perfekte erfinden, und mußte [Zitat]:
"aus Not zum Einfall greifen, daß er die Hexameter ganz
unleserlich schrieb, was auch gut war. Durch diese
poetische Freiheit bog er dem Verstehen ungezwungen vor."

Ganz nebenbei: Wie herrlich zwanglos nahe beieinander liegen
bei diesem jungen Schulmeisterlein vorbeugen und verbiegen!
--
j/\a
Ralf Joerres
2018-03-19 23:10:36 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Ralf Joerres
[..] Die meisten Antworten hab ich selbst geliefert,
und die sind bis jetzt nicht abgesegnet. Ich hätte gerne
Eure Meinung erfahren.
Auch wenn das jetzt gar nicht hierher paßt, fand ich es doch
so schön, daß ich es hierher setze - und zur Nachahmung
empfehle. Der junge Wutz nämlich erfand klassische Hexameter
so, wie Deine Sprachschüler deutsche Infinitiv-Konditional-
"aus Not zum Einfall greifen, daß er die Hexameter ganz
unleserlich schrieb, was auch gut war. Durch diese
poetische Freiheit bog er dem Verstehen ungezwungen vor."
Ganz nebenbei: Wie herrlich zwanglos nahe beieinander liegen
bei diesem jungen Schulmeisterlein vorbeugen und verbiegen!
Die sind hier wohl schon wundersam und innigst verschmolzen. Manch-
mal denke ich mir im Unterricht tatsächlich Grammatikregeln aus, die
können sogar stimmen, sind sowas wie Wegwerfregeln für NotLagen;
auch die sind vor einem Verstehen sicher geschützt, allerdings
weniger durch 'weißes Rauschen' als durch ihre grundsätzliche
Hermetik. Die Wutzsche Unleserlichkeit ist im Sehapparat meiner
Schüler bereits vorinstalliert, sie erfinden ständig Wörter, die
nur ein bis zwei Drittel der Buchstaben des geschriebenen Textes
enthalten. Wenn ich mir dann noch vorzustellen versuche, welche
Bedeutungen sie den solchergestalt verhackstückten Texten zuzuord-
nen sich mühen ... Deutsch muss jedenfalls für sie eine Sprache
voller Geheimnisse und Rätselhaftigkeiten sein, da muss ich nicht
noch zusätzlichen Nebel spenden.

Die Art, in der Jean Paul seines Schulmeisters Mühseligkeiten
schildert, ist demgegenüber sprachlich so virtuos, dass mir
sehr vieles entgeht - wie auch in der Hexameter-Passage. Da hab
ich ja dann den amüsanten Tipp von Dir bekommen, wofür ich
herzlich danke.

Gruß von: Ralf Joerres
H.-P. Schulz
2018-03-19 15:27:04 UTC
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Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.
- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
- Platz des 'zu' beim Infinitiv mit 'zu', insbes. bei mehreren Verben
- 'Ersatzinfinitive' der Modalverben im Perfekt bei Inf.+zu-Umwandlung
- richtige Abfolge der Verben
- Welches Verb trägt das gewünschte Tempus 'Vergangenheit'?
- stilistische Bewertung
- (bessere) Formulierungsalternativen
Auch wenn ein solcher Satz danach schreit, komplett runderneuert zu
werden, würde ich mir vor allem auch Antworten auf die Frage wünschen,
ob ein solches Infinitiv-mit-zu-Gebilde nach den Regeln der deutschen
Grammatik überhaupt konstruierbar ist, möglichst 'mit Begründung',
also unter Angabe der Regeln.
Ja, ist konstruierbar. Aber einen Schönheitspreis gewinnt so etwas
sicherlich nicht ...

Ich freue mich, das machen gekonnt zu haben.

wäre die mögliche Lösung.

Die Freude ist ja die übers Können, also übers gekonnt Haben - denn es
ist ja geschafft, also vorbei, also vergangen.
Was wurde da gekonnt? Das Machen. Nun ja. 'Machen' war immer eines der
BaBa-Wörter, wenn den Grundschülern gewisse stilistische Anfangsgründe
beigebogen wurden ... ;-))
Aber statt 'machen' ginge auch jede andere - spezifischere - Tätigkeit
an:

Ich freue mich, das lesen gekonnt zu haben. (... etwa eine
altertümliche Schrift, oder was weiß ich.)

Ich freue mich, das reparieren gekonnt zu haben.

Der Witz ist hier, dass das modale Hilfsverb als Partizip Perfekt
erscheint, - was weithin eher unüblich ist. (Ich persönlich gebrauche
diese Form aber gern und reichlich!)
Post by Ralf Joerres
Ich könnte mir vorstellen, dass es sinnvoll ist, Verbesserungen und
sonstige Umformulierungen zu nummerieren, daher habe ich den
Ausgangssatz mit der Nummer 1 versehen.
Natürlich gibt es viele Reformulierungen, deren die meisten weit
eleganter und/oder näher dem Usus sind.
Das haben andere hier ja schon aufgezeigt.
Ich habe mich hier auf die originale Version, also deren Verbesserung,
beschränkt.
Ralf Joerres
2018-03-19 16:35:53 UTC
Permalink
Post by H.-P. Schulz
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.
- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
- Platz des 'zu' beim Infinitiv mit 'zu', insbes. bei mehreren Verben
- 'Ersatzinfinitive' der Modalverben im Perfekt bei Inf.+zu-Umwandlung
- richtige Abfolge der Verben
- Welches Verb trägt das gewünschte Tempus 'Vergangenheit'?
- stilistische Bewertung
- (bessere) Formulierungsalternativen
Auch wenn ein solcher Satz danach schreit, komplett runderneuert zu
werden, würde ich mir vor allem auch Antworten auf die Frage wünschen,
ob ein solches Infinitiv-mit-zu-Gebilde nach den Regeln der deutschen
Grammatik überhaupt konstruierbar ist, möglichst 'mit Begründung',
also unter Angabe der Regeln.
Ja, ist konstruierbar. Aber einen Schönheitspreis gewinnt so etwas
sicherlich nicht ...
Exakt.
Post by H.-P. Schulz
Ich freue mich, das machen gekonnt zu haben.
wäre die mögliche Lösung.
Es ist _eine_ mögliche Lösung.
Post by H.-P. Schulz
Die Freude ist ja die übers Können, also übers gekonnt Haben - denn es
ist ja geschafft, also vorbei, also vergangen.
Was wurde da gekonnt? Das Machen. Nun ja. 'Machen' war immer eines der
BaBa-Wörter, wenn den Grundschülern gewisse stilistische Anfangsgründe
beigebogen wurden ... ;-))
Nuja, den Satz hab ich mir nicht ausgedacht.
Post by H.-P. Schulz
Aber statt 'machen' ginge auch jede andere - spezifischere - Tätigkeit
Ich freue mich, das lesen gekonnt zu haben. (... etwa eine
altertümliche Schrift, oder was weiß ich.)
Ich freue mich, das reparieren gekonnt zu haben.
Der Witz ist hier, dass das modale Hilfsverb als Partizip Perfekt
erscheint, - was weithin eher unüblich ist. (Ich persönlich gebrauche
diese Form aber gern und reichlich!)
Ja, geht und ist hier vielleicht anzuraten.
Post by H.-P. Schulz
Natürlich gibt es viele Reformulierungen, deren die meisten weit
eleganter und/oder näher dem Usus sind.
(...)
Post by H.-P. Schulz
Ich habe mich hier auf die originale Version, also deren Verbesserung,
beschränkt.
Okay. Danke von: Ralf Joeres
U***@web.de
2018-03-19 17:19:36 UTC
Permalink
Moin,
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.
- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
Es ist grauslich bei Formulierungen, die Ersatzinfinitive
für Part II. enthalten. Man rettet sie auch
nicht durch Rückersetzung.

Gruß, ULF
Ralf Joerres
2018-03-19 17:52:43 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Moin,
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.
- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
Es ist grauslich bei Formulierungen, die Ersatzinfinitive
für Part II. enthalten. Man rettet sie auch
nicht durch Rückersetzung.
Ich hatte einen Satz gefunden, der relativ normal klang, und es gibt
wahrscheinlich noch mehr von der Sorte:

"Er [= Beethoven] erwähnt in späten Jahren selbst, dass er seinen 'armen Eltern' geholfen [habe] und froh gewesen sei, ihnen haben helfen zu können." (W. A. Thomas-San-Galli: Ludwig van Beethoven, BoD S. 38)

Ralf Joerres
Lars Bräsicke
2018-03-19 18:51:27 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.
- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
- Platz des 'zu' beim Infinitiv mit 'zu', insbes. bei mehreren Verben
- 'Ersatzinfinitive' der Modalverben im Perfekt bei Inf.+zu-Umwandlung
Die gibt es da nicht.
... machen gekonnt zu haben.


Gekonnt ist gekonnt.
Ralf Joerres
2018-03-19 22:21:38 UTC
Permalink
Post by Lars Bräsicke
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.
- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
- Platz des 'zu' beim Infinitiv mit 'zu', insbes. bei mehreren Verben
- 'Ersatzinfinitive' der Modalverben im Perfekt bei Inf.+zu-Umwandlung
Die gibt es da nicht.
... machen gekonnt zu haben.
oder ... gemacht haben zu können?

RJ
Lars Bräsicke
2018-03-20 01:49:47 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Lars Bräsicke
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.
- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
- Platz des 'zu' beim Infinitiv mit 'zu', insbes. bei mehreren Verben
- 'Ersatzinfinitive' der Modalverben im Perfekt bei Inf.+zu-Umwandlung
Die gibt es da nicht.
... machen gekonnt zu haben.
oder ... gemacht haben zu können?
Ja, allerdings bedeutet die finite Form etwas anderes, so dass
gewöhnlich auch die zugehörige infinite Form dasselbe aussagen sollte:
"Ich kann das gemacht haben." = Es besteht die Möglichkeit, dass ich es
war, der es tat (und das freut mich) -> Es freut mich, das gemacht haben
zu können.

Hingegen hier :
"Ich habe das machen können." = Ich hatte die Möglichkeit, das zu tun
(und das freut mich). -> Es freut mich, das machen gekonnt zu haben.

Es ist ein Unterschied zw. epistemischen und deontischen Können.
Ralf Joerres
2018-03-20 10:26:22 UTC
Permalink
Post by Lars Bräsicke
Post by Ralf Joerres
Post by Lars Bräsicke
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
zulässig im Sinne von grammatisch korrekt ist.
Ich habe eine ziemliche Weile daran herumgeknispelt und bin zu einer
Lösung gekommen, die jedoch den Nachteil hat, nicht durch klare
Aussagen in einer Grammatik abgestützt zu sein.
- Infinitiv-mit-zu-Sätze bei mehrteiligen Verbverbänden
- Platz des 'zu' beim Infinitiv mit 'zu', insbes. bei mehreren Verben
- 'Ersatzinfinitive' der Modalverben im Perfekt bei Inf.+zu-Umwandlung
Die gibt es da nicht.
... machen gekonnt zu haben.
oder ... gemacht haben zu können?
Ja, allerdings bedeutet die finite Form etwas anderes, so dass
"Ich kann das gemacht haben." = Es besteht die Möglichkeit, dass ich es
war, der es tat (und das freut mich) -> Es freut mich, das gemacht haben
zu können.
"Ich habe das machen können." = Ich hatte die Möglichkeit, das zu tun
(und das freut mich). -> Es freut mich, das machen gekonnt zu haben.
Es ist ein Unterschied zw. epistemischen und deontischen Können.
Damit hast Du bei mir ein Fass aufgemacht, das ich bis jetzt noch nicht
angeschlagen hatte. Die beiden Bedeutungsrichtungen der Modalverben
waren mir bis jetzt nie richtig bewusst geworden. Und leider ist es so,
dass ich dazwischen nicht scharf trennen kann. Versuchen wir es einmal:

- er kann das (gar) nicht gesagt haben
= a) aufgrund anderer Aussagen seinerseits oder b) wegen anderer
objektiver Umstände - er lag zum behaupteten Zeitpunkt nachweislich
im Koma - wäre die Behauptung, er habe diese Aussage gemacht,
a) äußerst überraschend oder b) sie kann keinesfalls wahr sein

versus

- er hat(te) das nicht sagen können
= c) er brachte es nicht über sich, war nicht dazu in der Lage, oder
d) es war ihm nicht erlaubt, er hatte es nicht sagen dürfen

Ersteres epistemisch, das zweite in der Bedeutung d) deontisch, richtig?

In meinem Kopf flirren diese (und andere Bedeutungen) hin und her;
manchmal steht mir der Unterschied klar vor Augen, manchmal bekomme ich
ihn überhaupt nicht zu fassen. Ich muss auf einen günstigen Moment
warten, um das erklären zu können.

Übertragen auf die hier besprochenen Sätze hätten wir

- ich kann das gemacht haben
= a) es passt in das Gesamtbild, dass andere von mir haben, oder
b) es war mir objektiv möglich

Kann man sich jedoch darüber freuen? Für meine Begriffe nicht.

Andererseites

- ich habe das machen können
= c) ich habe es 'geschafft', 'fertiggebracht'
d) es war mir erlaubt

... und das freut/freute mich: würde 'gehen' (= funktionieren)

Einverstanden?

Gruß Ralf Joerres

Gunhild Simon
2018-03-19 19:41:38 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
...

Ich würde einen NS bevorzugen.
Ich freue ich, daß ich das habe machen können.

Außerdem finde ich daß Modalverben sich dem Part. Perf. verwehren, weil sie etwas Imperfektes ausdrücken,
also Dauer und Wiederholung.

Gruß
Gunhild
Ralf Joerres
2018-03-19 22:18:26 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Ralf Joerres
In einem Forum wurde die Frage aufgeworfen, ob der Satz
1 Ich freue mich, das machen können zu haben
...
Ich würde einen NS bevorzugen.
Ich freue ich, daß ich das habe machen können.
Sicherlich, wobei ich mich da noch frage, ob hier 'tun' nicht besser
wäre als 'machen'. 'Machen' ist für mich viel näher an einer Ergänzung:
'was hadder denn nu gemacht, en Stuhl, ne Suppe, Kontaktabzüge, einen
Versuch ...?' 'Tun' kommt da besser alleine klar und braucht kein
Komplement.
Post by Gunhild Simon
Außerdem finde ich daß Modalverben sich dem Part. Perf. verwehren, weil sie etwas Imperfektes ausdrücken,
also Dauer und Wiederholung.
Grundsätzlich ja, aber man kann auch Modalverben in eine Vergangenheits-
schachtel packen: Ich konnte ihr in dieser Situation einfach nicht sagen,
dass sie bei der Stellenausschreibung keine Chance hatte, ich konnte es
nicht. Wie hätte ich ihr das erklären sollen!? Stimmt schon, dieses
Nicht-Gekonnt-Haben ist immer noch irgendwie da...

Gruß Ralf Joerres
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