Discussion:
"/nach der Szene gekehrt/"
(zu alt für eine Antwort)
Stefan Ram
2024-06-07 16:02:14 UTC
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|PRINZESSIN /nach der Szene gekehrt/.
|Schon lange seh ich Tasso kommen.
|Bewegt er seine Schritte, steht bisweilen
|Auf einmal still, wie unentschlossen, geht
|Dann wieder schneller auf uns los, und weilt
|Schon wieder

In welche Richtung blickt die Prinzessin?
Stefan Schmitz
2024-06-07 17:54:51 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
|PRINZESSIN /nach der Szene gekehrt/.
oder auch /zur Szene gedreht/
Post by Stefan Ram
|Schon lange seh ich Tasso kommen.
|Bewegt er seine Schritte, steht bisweilen
|Auf einmal still, wie unentschlossen, geht
|Dann wieder schneller auf uns los, und weilt
|Schon wieder
In welche Richtung blickt die Prinzessin?
Zur Szene. Also entweder zum Bühnenbild oder als Zuschauerin zur gerade
gespielten Szene.
Diedrich Ehlerding
2024-06-07 18:36:59 UTC
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Post by Stefan Ram
|PRINZESSIN /nach der Szene gekehrt/.
|Schon lange seh ich Tasso kommen.
|Bewegt er seine Schritte, steht bisweilen
|Auf einmal still, wie unentschlossen, geht
|Dann wieder schneller auf uns los, und weilt
|Schon wieder
In welche Richtung blickt die Prinzessin?
Sie blickt auf das Geschehen auf der Bühne (also als Schauspieleriun
nicht ins Publikum).

Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein Ziel hin
ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher norddeutschen Gegenden
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern (man
macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in der Floskel
"nach Hause". Meine Großmutter (aus dem Harz) verwendete das auch für
andere Ziele, ging zB "nach der Post", wenn sie Briefmarken brauchte,
und "nach dem Briefkasten"m, um einen Bief einzuwerfen; in Fontanes
"Stechlin" gibt es ein Kapitel "nach dem Eierhäuschen", wohin die
handelnden Personen aufbrechen; und bei Wilhelm Busch "Der Geburtstag,
oder die Partikularisten" verabreden sich die Dorf-Honoratioren für die
Kneipe bei der Wirtin "Mutter Köhm":
| Da hieß es "Kommt na Mutter Köhmen,
| up düt da will wi einen nöhmen!"
--
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HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Stefan Ram
2024-06-07 20:22:21 UTC
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Post by Diedrich Ehlerding
Post by Stefan Ram
|PRINZESSIN /nach der Szene gekehrt/.
Sie blickt auf das Geschehen auf der Bühne (also als Schauspieleriun
nicht ins Publikum).
Für mich war das Wort "Szene" beſonders unklar. Wenig (1870) hat

|†Scéne, w., M. -n, der Auftritt, die Vorſtellung; die Bühne, der
|Schauplatz; die Begebenheit, der Vorfall; ein Bild, Gemälde.

. Damit könnte die Prinzeſſin dorthin ſchauen, wo Taſſo auftritt,
oder auf das Geſchehen auf der Bühne, aber auch auf ein Bild:
den gemalten Bühnenhintergrund oder auf gemalte Bühnenſeitenwände.

("Szene" iſt im Wenig nicht zu finden.)

Sanders (1876) hat bei "Scene"

. . .
|Hinter der S. (oder den Kouliſſen, ſ.d.)
. . .

. Also auch "Kuliſſen", das heißt: Hinter- und Seitenwände der Bühne,
nehme ich an.

Sanders weiter:

. . .
|dann auch in Bezug auf die veranſchaulichende Darſtellung für die
|Zuſchauer (Scenerie): Die S. [Dekoration] verändern
. . .

. Alſo könnte "Szene" das Geſchehen auf der Bühne ſein, aber auch
die Kuliſſen/Dekoration!
Stefan Ram
2024-06-07 20:51:12 UTC
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Post by Stefan Ram
("Szene" iſt im Wenig nicht zu finden.)
Wahrſcheinlich ſchrieb Goethe auch "Scene", und ſpätere Hände haben
dies dann verändert.

(Für uns iſt heute "Scene" ein Fremdwort aus dem Engliſchen und wird
"siːn" geſprochen: "1. Örtlichkeit in einer Stadt, wo Verkäufer und
Käufer von Drogen zuſammentreffen und ihre Geſchäfte abwickeln".)
Markus Ermert
2024-06-08 04:45:57 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
(Für uns iſt heute "Scene" ein Fremdwort aus dem Engliſchen und wird
"siːn" geſprochen: "1. Örtlichkeit in einer Stadt, wo Verkäufer und
Käufer von Drogen zuſammentreffen und ihre Geſchäfte abwickeln".)
Nie in D von Muttersprachlern so gesprochen gehört.
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-06-08 06:04:18 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
(Für uns iſt heute "Scene" ein Fremdwort aus dem Engliſchen und wird
"siːn" geſprochen: "1. Örtlichkeit in einer Stadt, wo Verkäufer und
Käufer von Drogen zuſammentreffen und ihre Geſchäfte abwickeln".)
Eigentlich nicht, nein.

Servus,
Stefan
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Stefan - die langste Erhörung der schlanken Gier.</b
(Sloganizer)
Peter J. Holzer
2024-06-08 07:29:45 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Stefan Ram
(Für uns iſt heute "Scene" ein Fremdwort aus dem Engliſchen und wird
"siːn" geſprochen: "1. Örtlichkeit in einer Stadt, wo Verkäufer und
Käufer von Drogen zuſammentreffen und ihre Geſchäfte abwickeln".)
Eigentlich nicht, nein.
| Null Uhr zehn und keine Spur von ihr
| Ihr Business läuft hoch auf Tour
| Die Stärksten der Stadt ergeben sich
| Gefügig ihrer Kur
| „Goldne Nase“ heißt sie auf der Scene, ah-ah-ah
| Sie schläft bei dir und sie schläft bei mir
| So viel Hitze im Tiefkühlfach
| So viel Hitze in ihr

-- Falco: Zuviel Hitze (1982)

Und das ist das einzige Beispiel für "Scene", das mir spontan einfällt.
"Szene" hingegen ist ein geläufiges Wort.

hp
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-06-08 09:12:38 UTC
Permalink
Post by Peter J. Holzer
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Stefan Ram
(Für uns iſt heute "Scene" ein Fremdwort aus dem Engliſchen
und wird "siːn" geſprochen [...]
Eigentlich nicht, nein.
| Null Uhr zehn und keine Spur von ihr
| Ihr Business läuft hoch auf Tour
| Die Stärksten der Stadt ergeben sich
| Gefügig ihrer Kur
| „Goldne Nase“ heißt sie auf der Scene, ah-ah-ah
| Sie schläft bei dir und sie schläft bei mir
| So viel Hitze im Tiefkühlfach
| So viel Hitze in ihr
-- Falco: Zuviel Hitze (1982)
Und das ist das einzige Beispiel für "Scene", das mir spontan
einfällt.
Wenn Du schon beim Austropop bist, dann auch:

| Er sagt: „Hey man, Sepp,
| Du weißt nicht wer ich bin?
| Nun denn surprise, surprise!
| Auf der Music-Scene, heiß ich Mr. Platin,
| sag an, was ist Dein Preis?“

EAV: Alpenrap (1983)

Bei der EAV ist es natürlich dem Denglisch des Agenten geschuldet,
und natürlich auch dem Versmaß (das bei Falco ebenso eine Rolle
gespielt haben könnte). Aber:

| "Szene" hingegen ist ein geläufiges Wort.

Definitiv, ja. Vielleicht bezeichnet sich die Drogenszene intern
selber ja als "scene", da fehlt mir der Einblick (würde mich
wundern), aber medial wird sie ausschließlich Deutsch gesprochen.

Im Theater und beim Ehestreit sowieso.

Servus,
Stefan
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Stefan - Für Genießer: Eilen damit es aalt!
(Sloganizer)
Ulf_Kutzner
2024-06-08 09:03:33 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Stefan Ram
(Für uns iſt heute "Scene" ein Fremdwort aus dem Engliſchen und wird
"siːn" geſprochen: "1. Örtlichkeit in einer Stadt, wo Verkäufer und
Käufer von Drogen zuſammentreffen und ihre Geſchäfte abwickeln".)
Eigentlich nicht, nein.
Hier in deutscher Schreibweise:

https://de.wikipedia.org/wiki/Drogenszene

Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Szene_(Volkskunde)

Gruß, ULF
Martin Gerdes
2024-06-08 06:29:55 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Stefan Ram
|PRINZESSIN /nach der Szene gekehrt/.
In welche Richtung blickt die Prinzessin?
Sie blickt auf das Geschehen auf der Bühne (also als Schauspieleriun
nicht ins Publikum).
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein Ziel hin
ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher norddeutschen Gegenden
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern (man
macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in der Floskel
"nach Hause".
Dein altes Trauma! Die Norddeutschen ...

Ich sehe da eher ein zeitliches Moment.
Post by Diedrich Ehlerding
bei Wilhelm Busch "Der Geburtstag, oder die Partikularisten" verabreden
sich die Dorf-Honoratioren für die
| Da hieß es "Kommt na Mutter Köhmen,
| up düt da will wi einen nöhmen!"
eindeutig 19. Jahrhundert

Mein sicher süddeutscher Großvater meldete sich öfter mal "nach dem
Abtritt" ab (der in seinem Zweifamilienhaus außerhalb der Wohnungstür
lag).

Mir kommt die Formulierung primär veraltet vor.
Stefan Schmitz
2024-06-08 07:39:55 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein Ziel hin
ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher norddeutschen Gegenden
Im niederdeutschen Sprachraum, dessen Existenz du andernorts bestreitest.
Post by Diedrich Ehlerding
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern (man
macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in der Floskel
"nach Hause". Meine Großmutter (aus dem Harz) verwendete das auch für
andere Ziele, ging zB "nach der Post", wenn sie Briefmarken brauchte,
und "nach dem Briefkasten"m, um einen Bief einzuwerfen; in Fontanes
"Stechlin" gibt es ein Kapitel "nach dem Eierhäuschen", wohin die
handelnden Personen aufbrechen; und bei Wilhelm Busch "Der Geburtstag,
oder die Partikularisten" verabreden sich die Dorf-Honoratioren für die
| Da hieß es "Kommt na Mutter Köhmen,
| up düt da will wi einen nöhmen!"
Und dieses 'nach' ist die Präposition des Niederdeutschen für die
Richtungsangabe.
Erstaunlich finde ich, dass die sich im Hochdeutschen für wenige
Ausnahmefälle erhalten hat, sonst aber durch 'zu' ersetzt wurde.
Warum 'nach Hause' (*), aber nicht 'nach der Post'?
Warum 'zur Schule', 'zu Tante Hilde', aber nicht 'zu Österreich'?
Da kommt mir das Niederdeutsche konsistenter vor.


(*) Eigentlich überflüssig, in meinem Heimat-Platt gibt es das gar
nicht. Es gibt ja die Alternative 'heim'.
Ulf_Kutzner
2024-06-08 09:07:50 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Diedrich Ehlerding
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein Ziel hin
ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher norddeutschen Gegenden
Im niederdeutschen Sprachraum, dessen Existenz du andernorts
bestreitest.
Post by Diedrich Ehlerding
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern (man
macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in der Floskel
"nach Hause". Meine Großmutter (aus dem Harz) verwendete das auch für
andere Ziele, ging zB "nach der Post", wenn sie Briefmarken brauchte,
und "nach dem Briefkasten"m, um einen Bief einzuwerfen; in Fontanes
"Stechlin" gibt es ein Kapitel "nach dem Eierhäuschen", wohin die
handelnden Personen aufbrechen; und bei Wilhelm Busch "Der Geburtstag,
oder die Partikularisten" verabreden sich die Dorf-Honoratioren für die
| Da hieß es "Kommt na Mutter Köhmen,
| up düt da will wi einen nöhmen!"
Und dieses 'nach' ist die Präposition des Niederdeutschen für die
Richtungsangabe.
Erstaunlich finde ich, dass die sich im Hochdeutschen für wenige
Ausnahmefälle erhalten hat, sonst aber durch 'zu' ersetzt wurde.
Warum 'nach Hause' (*), aber nicht 'nach der Post'?
Als falsch wurde hier nicht das 'nach' bezeichnet:

https://books.google.de/books?id=oNhIAAAAcAAJ&pg=PA63&lpg=PA63&dq=%22gehe+nach+der+Post%22&source=bl&ots=uiL5FBxsu3&sig=ACfU3U0OTYhQEKr08etuwubyfOcG0YaBCw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjj7YXL08uGAxWFgP0HHQwLMyEQ6AF6BAgkEAM#v=onepage&q=%22gehe%20nach%20der%20Post%22&f=false
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-06-08 09:22:14 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Diedrich Ehlerding
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein
Ziel hin ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher
norddeutschen Gegenden
Im niederdeutschen Sprachraum, dessen Existenz du andernorts bestreitest.
Post by Diedrich Ehlerding
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern
(man macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in
der Floskel "nach Hause". Meine Großmutter (aus dem Harz)
verwendete das auch für andere Ziele, ging zB "nach der Post",
[...]
Und dieses 'nach' ist die Präposition des Niederdeutschen für die
Richtungsangabe.
Erstaunlich finde ich, dass die sich im Hochdeutschen für wenige
Ausnahmefälle erhalten hat, sonst aber durch 'zu' ersetzt wurde.
Warum 'nach Hause' (*), aber nicht 'nach der Post'?
"Nach Hause" scheint mir alternativlos, weil "zu Hause" bereits
belegt ist? Zu Hause bin ich oft, zur Post hingegen nie, also kann
ich ohne Mißverständnisse zur Post gehen, während es seltsam wäre zu
Hause zu gehen.
Post by Stefan Schmitz
Warum 'zur Schule', [...]
Da kommt mir das Niederdeutsche konsistenter vor.
"Zur Schule" geht in Österreich keiner, sondern in die Schule. Aber
geschenkt, sonderlich konsistent ist das natürlich auch nicht.

Aber wenn man in die Schule geht, ist man (wenigstens zeitweise) in
der Schule, während man auf der Post ist, wenn man zur Post gegangen
ist. Und dann wiederum ist man auch auf einer Insel, obwohl man
nicht zu, sondern nach Ibiza gefahren ist. Lernen möchte ich das
alles nicht müssen.

Servus,
Stefan
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Endlich ein neidischer Gedanke: Stefan!
(Sloganizer)
Ulf_Kutzner
2024-06-08 10:16:37 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Stefan Schmitz
Post by Diedrich Ehlerding
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein
Ziel hin ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher
norddeutschen Gegenden
Im niederdeutschen Sprachraum, dessen Existenz du andernorts
bestreitest.
Post by Diedrich Ehlerding
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern
(man macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in
der Floskel "nach Hause". Meine Großmutter (aus dem Harz)
verwendete das auch für andere Ziele, ging zB "nach der Post",
[...]
Und dieses 'nach' ist die Präposition des Niederdeutschen für die
Richtungsangabe.
Erstaunlich finde ich, dass die sich im Hochdeutschen für wenige
Ausnahmefälle erhalten hat, sonst aber durch 'zu' ersetzt wurde.
Warum 'nach Hause' (*), aber nicht 'nach der Post'?
"Nach Hause" scheint mir alternativlos, weil "zu Hause" bereits
belegt ist? Zu Hause bin ich oft, zur Post hingegen nie, also kann
ich ohne Mißverständnisse zur Post gehen, während es seltsam wäre zu
Hause zu gehen.
Zum Haus kannst Du gehen.
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Stefan Schmitz
Warum 'zur Schule', [...]
Da kommt mir das Niederdeutsche konsistenter vor.
"Zur Schule" geht in Österreich keiner, sondern in die Schule. Aber
geschenkt, sonderlich konsistent ist das natürlich auch nicht.
Der Weg zur Schule ist in Ordnung?
https://schulwegplan.at/

Und das hier auch?
https://www.klimaaktiv.at/mobilitaet/mobilitaetsmanagem/bildung/angebote-beratung/pedibus.html
https://www.eltern-bildung.at/expert-inn-enstimmen/die-6-jahres-krise/
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Aber wenn man in die Schule geht, ist man (wenigstens zeitweise) in
der Schule, während man auf der Post ist, wenn man zur Post gegangen
ist. Und dann wiederum ist man auch auf einer Insel, obwohl man
nicht zu, sondern nach Ibiza gefahren ist. Lernen möchte ich das
alles nicht müssen.
Man konnte bei Euch auf auf Wien fahrn.

https://books.google.de/books?id=G5AAAAAAcAAJ&pg=RA8-PA31&lpg=RA8-PA31&dq=%22auf+Wien+fahrn%22&source=bl&ots=QXZuYKRt4r&sig=ACfU3U3qOIHGmR8S1lCnKJl_L3Tc2ni35g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjLhNOP48uGAxW5wAIHHU2wD9gQ6AF6BAgIEAM#v=onepage&q=%22auf%20Wien%20fahrn%22&f=false

Gruß, ULF
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-06-11 06:28:47 UTC
Permalink
Post by Ulf_Kutzner
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Stefan Schmitz
Und dieses 'nach' ist die Präposition des Niederdeutschen für
die Richtungsangabe.
Erstaunlich finde ich, dass die sich im Hochdeutschen für wenige
Ausnahmefälle erhalten hat, sonst aber durch 'zu' ersetzt wurde.
Warum 'nach Hause' (*), aber nicht 'nach der Post'?
"Nach Hause" scheint mir alternativlos, weil "zu Hause" bereits
belegt ist? Zu Hause bin ich oft, zur Post hingegen nie, also
kann ich ohne Mißverständnisse zur Post gehen, während es seltsam
wäre zu Hause zu gehen.
Zum Haus kannst Du gehen.
Das schon, ja, aber unabhängig davon, ob es mein eigenes ist.
Post by Ulf_Kutzner
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
"Zur Schule" geht in Österreich keiner, sondern in die Schule.
Aber geschenkt, sonderlich konsistent ist das natürlich auch
nicht.
Der Weg zur Schule ist in Ordnung?
https://schulwegplan.at/
Was weiß man schon? Wenn man Wortwiederholungen vermeiden und einen
schönen Text produzieren möchte: Meinetwegen. Vielleicht würde ich
das dann sogar selber schreiben. Für sich alleine ist es mit
Sicherheit der Schulweg, und sobald sich das Kind auf selbigem
befindet, ist es auf dem Weg in die Schule. Der "Weg zur Schule"
meint explizit die Summe aus Gehwegen und Zebrastreifen, die vom
Kind verwendet werden müssen.
Post by Ulf_Kutzner
Und das hier auch?
https://www.klimaaktiv.at/mobilitaet/mobilitaetsmanagem/bildung/angebote-beratung/pedibus.html
Die fangen auch korrekt mit "in die Schule" an und wechseln dann
ohne Not auf "zur Schule". God knows (also nein, eigentlich ist das
Post by Ulf_Kutzner
https://www.eltern-bildung.at/expert-inn-enstimmen/die-6-jahres-krise/
...ganz bestimmt nicht. Die Autorin ist in meinem Alter und in Wien
sozialisiert worden, keine Ahnung, was da falsch gelaufen ist;
möglicherweise ihr erstes Berufsjahrzehnt als Reiseleiterin.
Post by Ulf_Kutzner
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Aber wenn man in die Schule geht, ist man (wenigstens zeitweise)
in der Schule, während man auf der Post ist, wenn man zur Post
gegangen ist. Und dann wiederum ist man auch auf einer Insel,
obwohl man nicht zu, sondern nach Ibiza gefahren ist. Lernen
möchte ich das alles nicht müssen.
Man konnte bei Euch auf auf Wien fahrn.
Oh, das kann und tut man immer noch! Allerdings nur dann, wenn man
am Land lebt und aufgewachsen ist :)

Kein Wiener könnte auf Eisenstadt fahren, umgekehrt ist das hingegen
erstaunlich unauffällig.

Servus,
Stefan
--
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Versuchung auf der Bühne des Lebens: Stefan!
(Sloganizer)
Henning Sponbiel
2024-06-08 11:39:31 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Stefan Schmitz
Post by Diedrich Ehlerding
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein
Ziel hin ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher
norddeutschen Gegenden
Im niederdeutschen Sprachraum, dessen Existenz du andernorts bestreitest.
Post by Diedrich Ehlerding
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern
(man macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in
der Floskel "nach Hause". Meine Großmutter (aus dem Harz)
verwendete das auch für andere Ziele, ging zB "nach der Post",
[...]
Und dieses 'nach' ist die Präposition des Niederdeutschen für die
Richtungsangabe.
Erstaunlich finde ich, dass die sich im Hochdeutschen für wenige
Ausnahmefälle erhalten hat, sonst aber durch 'zu' ersetzt wurde.
Warum 'nach Hause' (*), aber nicht 'nach der Post'?
"Nach Hause" scheint mir alternativlos, weil "zu Hause" bereits
belegt ist? Zu Hause bin ich oft, zur Post hingegen nie, also kann
ich ohne Mißverständnisse zur Post gehen, während es seltsam wäre zu
Hause zu gehen.
Zu:
|Personen/Namen
|Veranstaltungen
|Plätze
|Gebaude
|Nomen, die vom Verb kommen

|Nach benutzen wir vor diesen Ortsangaben (ohne Artikel)
|N Norden
|a Amsterdam
|c Chile*
|h Hause/hinten
|
|
|* Ausnahme: Ländernamen sind meistens neutral. Länder mit anderem
|Geschlecht behalten den Artikel und wir benutzen die Präposition in,
|zum Beispiel:
|
| die Schweiz = in die Schweiz, die Türkei = in die Türkei

|Himmelsrichtungen
|Städte
|Länder
|Ausdruck/Adverbien

https://www.easygermangrammarstories.de/grammatik/wohin-nach-zu-und-in/


Henning
Ulf_Kutzner
2024-06-08 11:59:44 UTC
Permalink
Post by Henning Sponbiel
|Personen/Namen
|Veranstaltungen
|Plätze
|Gebaude
|Nomen, die vom Verb kommen
|Nach benutzen wir vor diesen Ortsangaben (ohne Artikel)
|N Norden
|a Amsterdam
|c Chile*
|h Hause/hinten
|
|
|* Ausnahme: Ländernamen sind meistens neutral. Länder mit anderem
|Geschlecht behalten den Artikel und wir benutzen die Präposition in,
|
| die Schweiz = in die Schweiz
Gelegentlich las man von Wagen/Reisenden nach der Schweiz.
Stefan Schmitz
2024-06-08 12:25:59 UTC
Permalink
Post by Henning Sponbiel
|Nach benutzen wir vor diesen Ortsangaben (ohne Artikel)
|N Norden
|a Amsterdam
|c Chile*
|h Hause/hinten
Schöne Eselsbrücke. Wenn das tatsächlich alle Möglichkeiten sind.
Diedrich Ehlerding
2024-06-08 11:59:18 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
"Zur Schule" geht in Österreich keiner, sondern in die Schule. Aber
geschenkt, sonderlich konsistent ist das natürlich auch nicht.
Im Altreich kommen und gehen die Kinder auch in die Schule. "Zur
Schule" geht man, wenn das Gebäude gemeint ist.
--
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Stefan Schmitz
2024-06-08 12:33:13 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Stefan Schmitz
Post by Diedrich Ehlerding
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein
Ziel hin ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher
norddeutschen Gegenden
Im niederdeutschen Sprachraum, dessen Existenz du andernorts bestreitest.
Post by Diedrich Ehlerding
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern
(man macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in
der Floskel "nach Hause". Meine Großmutter (aus dem Harz)
verwendete das auch für andere Ziele, ging zB "nach der Post",
[...]
Und dieses 'nach' ist die Präposition des Niederdeutschen für die
Richtungsangabe.
Erstaunlich finde ich, dass die sich im Hochdeutschen für wenige
Ausnahmefälle erhalten hat, sonst aber durch 'zu' ersetzt wurde.
Warum 'nach Hause' (*), aber nicht 'nach der Post'?
"Nach Hause" scheint mir alternativlos, weil "zu Hause" bereits
belegt ist? Zu Hause bin ich oft, zur Post hingegen nie, also kann
ich ohne Mißverständnisse zur Post gehen, während es seltsam wäre zu
Hause zu gehen.
Das ist sogar popkulturell verewigt: Geh doch zu Hause, du alte Scheiße.

'in' und 'auf' können schließlich auch für Orts- und Richtungsangabe
benutzt werden.
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Stefan Schmitz
Warum 'zur Schule', [...]
Da kommt mir das Niederdeutsche konsistenter vor.
"Zur Schule" geht in Österreich keiner, sondern in die Schule. Aber
geschenkt, sonderlich konsistent ist das natürlich auch nicht.
Gibt es bei euch nicht den Unterschied, dass man zum Gebäude hin geht
und ins Gebäude hinein?
Als Schüler kann man zur Schule, in die Schule und auf die Schule gehen.
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-06-08 13:33:48 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
"Zur Schule" geht in Österreich keiner, sondern in die Schule.
Aber geschenkt, sonderlich konsistent ist das natürlich auch
nicht.
Gibt es bei euch nicht den Unterschied, dass man zum Gebäude hin
geht und ins Gebäude hinein? Als Schüler kann man zur Schule, in
die Schule und auf die Schule gehen.
Wenn ein Kind in die Schule geht, versteht man darunter - ohne
weiteren Kontext - am ehesten seine Eigenschaft als Schüler.
Dennoch, man geht auch heute (wegen Grippe) nicht in die Schule,
wiewohl man natürlich weiterhin dort Schüler bleibt. Ohne Kontext
hat man da wenig Chancen.

Zur Schule und auf eine Schule zu gehen sind klar erkennbare
Germanizismen, die sich zwar (wie so viele andere auch) ausbreiten,
aber noch längst nicht überhand genommen haben.

Servus,
Stefan
--
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Der erregte Liebhaber benötigt Stefan. Und Sie?
(Sloganizer)
Diedrich Ehlerding
2024-06-08 16:30:49 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Zur Schule und auf eine Schule zu gehen sind klar erkennbare
Germanizismen,
Du meinst vermutlich "Piefkizismus".

"auf eine Schule gehen" ist aber nicht synonym zu "in die Schule gehen"
oder "zur Schule gehen". Die beiden Letztgenannten können synonym
verwendet werden (je nach Kontext) und bedeuten dann "Schüler sein";
"auf die Albert-Einstein-Schule gehen" heißt aber, Schüler eben dieser
näher bezeichneten, nach Albert Einstein benannten Lehranstalt (und
nicht etwa Schüler der benachbarten Hildegard-von-Bingen-Schule) zu
sein.

Wie würde das in Kakanien formuliert?
--
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Stefan Schmitz
2024-06-08 16:50:18 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
"auf eine Schule gehen" ist aber nicht synonym zu "in die Schule gehen"
oder "zur Schule gehen". Die beiden Letztgenannten können synonym
verwendet werden (je nach Kontext) und bedeuten dann "Schüler sein";
"auf die Albert-Einstein-Schule gehen" heißt aber, Schüler eben dieser
näher bezeichneten, nach Albert Einstein benannten Lehranstalt (und
nicht etwa Schüler der benachbarten Hildegard-von-Bingen-Schule) zu
sein.
Genau dies kann man aber auch mit "in die Albert-Einstein-Schule gehen"
und wohl auch mit "zur Albert-Einstein-Schule gehen" ausdrücken.

Man kann auch einfach "aufs Gymnasium" oder "auf die Hauptschule" gehen,
nicht aber "auf die Schule". MUSE auch nicht "auf die Grundschule" und
"aufs Berufskolleg", da müsste näher spezifiziert werden.
Ulf_Kutzner
2024-06-08 16:57:40 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Diedrich Ehlerding
"auf eine Schule gehen" ist aber nicht synonym zu "in die Schule gehen"
oder "zur Schule gehen". Die beiden Letztgenannten können synonym
verwendet werden (je nach Kontext) und bedeuten dann "Schüler sein";
"auf die Albert-Einstein-Schule gehen" heißt aber, Schüler eben dieser
näher bezeichneten, nach Albert Einstein benannten Lehranstalt (und
nicht etwa Schüler der benachbarten Hildegard-von-Bingen-Schule) zu
sein.
Genau dies kann man aber auch mit "in die Albert-Einstein-Schule gehen"
und wohl auch mit "zur Albert-Einstein-Schule gehen" ausdrücken.
Man kann auch einfach "aufs Gymnasium" oder "auf die Hauptschule" gehen,
nicht aber "auf die Schule". MUSE auch nicht "auf die Grundschule" und
"aufs Berufskolleg", da müsste näher spezifiziert werden.
Hm. Jedenfalls kann von von der Schule verwiesen werden,
in Österreich eher ohne Präposition?

Aus der Schule verwiesen wirst Du vielleicht, wenn Du
ohne passenden Status dort herumstolperst.
Diedrich Ehlerding
2024-06-08 17:20:06 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Genau dies kann man aber auch mit "in die Albert-Einstein-Schule
gehen" und wohl auch mit "zur Albert-Einstein-Schule gehen"
ausdrücken.
MUborealenSEN nicht.
Post by Stefan Schmitz
Man kann auch einfach "aufs Gymnasium" oder "auf die Hauptschule"
gehen, nicht aber "auf die Schule".
Ja, das sieht MUSE auch so.
Post by Stefan Schmitz
MUSE auch nicht "auf die
Grundschule" und "aufs Berufskolleg", da müsste näher spezifiziert
werden.
Da macht MUSE noch mit.
--
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Ulf_Kutzner
2024-06-08 16:45:26 UTC
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Post by Diedrich Ehlerding
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Zur Schule und auf eine Schule zu gehen sind klar erkennbare
Germanizismen,
Du meinst vermutlich "Piefkizismus".
Stefan ist nicht so beleidigend drauf wie Du ganz standardmäßig.

Und da wäre noch der zweite Absatz von
https://de.wikipedia.org/wiki/Austriazismus
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-06-08 20:48:49 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Zur Schule und auf eine Schule zu gehen sind klar erkennbare
Germanizismen,
"auf eine Schule gehen" ist aber nicht synonym zu "in die Schule
gehen" oder "zur Schule gehen".
Das habe ich ja auch keineswegs behauptet.
Post by Diedrich Ehlerding
Die beiden Letztgenannten können synonym verwendet werden (je nach
Kontext) und bedeuten dann "Schüler sein"; "auf die
Albert-Einstein-Schule gehen" heißt aber, Schüler eben dieser
näher bezeichneten, nach Albert Einstein benannten Lehranstalt
(und nicht etwa Schüler der benachbarten
Hildegard-von-Bingen-Schule) zu sein.
Wie würde das in Kakanien formuliert?
Der 6-jährige ist ganz stolz darauf, dass er inzwischen schon in die
Schule geht. Die Eltern erzählen auf Nachfrage, er ginge in die
Albert-Einstein-Schule, und wenn er morgens in die Schule ginge,
hätte er immer sein Jausenbrot eingepackt.

Zumindestens in der Produktion ist das deutlich einfacher zu lernen
als bei euch :-)

Servus,
Stefan
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Offizieller Erstbesucher(TM) von mmeike

Stefan, so makellos wie das Lachen. Das wäre ein starkes Stück!!
(Sloganizer)
Markus Ermert
2024-06-09 08:14:26 UTC
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Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
"Zur Schule" geht in Österreich keiner,
Auch nicht der Handwerker, der sich zu deren Gebäude aufmacht?
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
sondern in die Schule.
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2024-06-09 10:52:13 UTC
Permalink
Post by Markus Ermert
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
"Zur Schule" geht in Österreich keiner,
Auch nicht der Handwerker, der sich zu deren Gebäude aufmacht?
Das schon ja.

Aber es ist insgesamt komplizierter, ich habe das jetzt ein wenig
näher mit autochtonen Sprechern diskutiert.

Man kann in Österreich doch auch autochton *auf* die Schule gehen,
und zwar immer dann, wenn man den elitären Charakter der Einrichtung
betonen möchte (man geht "ins Gymnasium" aber "auf's Lysee"),
möglicherweise in Anlehnung an "auf die Universität gehen".

Lehrer wiederum gehen - das hat mich tatsächlich ein wenig
überrascht - morgens aus dem Haus und *in* die Schule, Handwerker
hingegen *zur* Schule, wenn der Arbeitsweg im Fokus steht. Vor Ort
sind dann aber auch Handwerker *in* der Schule, während sie die
gleiche Arbeit z.B. *bei* der Sozialversicherung verrichten würden.

Servus,
Stefan
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Offizieller Erstbesucher(TM) von mmeike

Die süße Verführung, oder warum Stefan so stumpf rubbelt!
(Sloganizer)
Henning Sponbiel
2024-06-09 15:31:09 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Markus Ermert
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
"Zur Schule" geht in Österreich keiner,
Auch nicht der Handwerker, der sich zu deren Gebäude aufmacht?
Das schon ja.
Aber es ist insgesamt komplizierter, ich habe das jetzt ein wenig
näher mit autochtonen Sprechern diskutiert.
Man kann in Österreich doch auch autochton *auf* die Schule gehen,
und zwar immer dann, wenn man den elitären Charakter der Einrichtung
betonen möchte (man geht "ins Gymnasium" aber "auf's Lysee"),
möglicherweise in Anlehnung an "auf die Universität gehen".
Nur damit hier nicht falsch rüberkommt: Es muss "autochthon" heißen.


Henning
Ulf_Kutzner
2024-06-09 15:51:07 UTC
Permalink
Post by Henning Sponbiel
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Post by Markus Ermert
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
"Zur Schule" geht in Österreich keiner,
Auch nicht der Handwerker, der sich zu deren Gebäude aufmacht?
Das schon ja.
Aber es ist insgesamt komplizierter, ich habe das jetzt ein wenig
näher mit autochtonen Sprechern diskutiert.
Man kann in Österreich doch auch autochton *auf* die Schule gehen,
und zwar immer dann, wenn man den elitären Charakter der Einrichtung
betonen möchte (man geht "ins Gymnasium" aber "auf's Lysee"),
möglicherweise in Anlehnung an "auf die Universität gehen".
Schon ist es falsch.
Post by Henning Sponbiel
Es muss "autochthon" heißen.
Und das, wo doch der gute kakanische Ton getroffen werden soll...
Post by Henning Sponbiel
Henning
Diedrich Ehlerding
2024-06-08 11:57:45 UTC
Permalink
Post by Stefan Schmitz
Post by Diedrich Ehlerding
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein Ziel
hin ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher norddeutschen
Gegenden
Im niederdeutschen Sprachraum, dessen Existenz du andernorts
bestreitest
Ich bestreite nicht den Sprachraum, ich halte seine Bezeichnung als
"niederdeutsch" für wenig glücklich.
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Christina Kunze
2024-06-09 18:45:36 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein Ziel hin
ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher norddeutschen Gegenden
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern (man
macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in der Floskel
"nach Hause". Meine Großmutter (aus dem Harz) verwendete das auch für
andere Ziele, ging zB "nach der Post", wenn sie Briefmarken brauchte,
und "nach dem Briefkasten"m, um einen Bief einzuwerfen;
Möglicherweise ist das nicht regional, sondern temporal angebunden,
meine oberschlesische Großmutter hat dieses "nach" auch verwendet.

chr
Diedrich Ehlerding
2024-06-10 18:17:55 UTC
Permalink
Post by Christina Kunze
Möglicherweise ist das nicht regional, sondern temporal angebunden,
meine oberschlesische Großmutter hat dieses "nach" auch verwendet.
Es scheint jedenfalls im 19. Jh üblich gewesen zu sein, und in der Tat
kein Nordismus; da lag ich falsch.

Ich finde beispielsweise bei Karl May diverse Belege, hier aus dem
"Waldröschen":

<https://www.projekt-gutenberg.org/may/waldroe1/chap001.html>

| Sternau fragte einen ihm Begegnenden nach der Wohnung Mindrellos und
| wurde nach dem letzten Häuschen des Dorfes gewiesen.

| lenkte er sein Tier in kurzem Trab nach dem Tor des Hotels und
| stieg ab.


<https://www.projekt-gutenberg.org/may/waldroe1/chap002.html>

| Nachdem er sein Maultier dem Nachbarn wieder übergeben hatte, holte er
| seine Instrumente und eilte nach dem Schloß.

<https://www.projekt-gutenberg.org/may/waldro41/chap001.html>

| Die zwei Fuhrwerke bogen nach dem Tiergarten ein

usw.usf.

Oder bei Schiller, also eher süddeutsch: (Geisterseher):

<https://www.projekt-gutenberg.org/schiller/geisters/geist001.html>

| »Eilen Sie nach dem »Mohren« . Sie werden die Abgeordneten des Senats
| dort finden.

| [...] mit einer Türe versehen, die durch eine schmale Treppe nach dem
| Keller führte.

| und bald nachher erschien eine vertraute Person, die der
| Gerichtsdiener abgeschickt hatte, uns nach dem Gefängnis zu führen.

<https://www.projekt-gutenberg.org/schiller/geisters/geist009.html>

| Da der Marchese viel Blut verlor, so machte Biondello, so gut er
| konnte, in der Eile den Wundarzt, und der Prinz trug Sorge, daß er
| nach dem Palast seines Oheims geschafft wurde, der am nächsten gelegen
| war und wohin er ihn selbst begleitete.

Gottfried Keller, auch eher süddeutsch (die Leute aus Seldwyla)

<https://www.projekt-gutenberg.org/keller/seldwyla/chap002.html>

| und um diese Auffassung zu bestätigen, wurden verschiedene alte
| Falliten nach dem Plätzchen abgesandt

Eichendorff, wie deine Großmutter aus Oberschlesien (aus dem Leben eines
Taugenichts):

<https://www.projekt-gutenberg.org/eichndrf/taugeni/taugn002.html>

| Zuletzt kam endlich der Gärtner, brummte was von Gesindel und
| Bauerlümmel unterm Bart und führte mich nach dem Garten

Goethe, auch niocht besonders norddeutsch:

<https://www.projekt-gutenberg.org/goethe/bassompi/bassompi.html>

| Ich ging sogar nach dem Laden der zwei Engel

<https://www.projekt-gutenberg.org/goethe/berlich/berlic31.html>

| Erster Knecht (steigt vom Baum). Da ist nicht gut sein. Michel! Er
| antwortet nicht? Michel, sie sind fort! (Er geht nach dem Sumpf.)
--
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Stefan Ram
2024-06-10 23:02:28 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Es scheint jedenfalls im 19. Jh üblich gewesen zu sein, und in der Tat
kein Nordismus; da lag ich falsch.
Mir ist dieses "nach" in "nach der Szene gekehrt" nicht als etwas
bewußt geworden, das ich nicht verstehe, sondern für mich war nur
das Wort "Szene" unklar.

Ein introspektiver Mensch ist "nach innen gekehrt", so steht
es in Wörterbüchern aus meiner Zeit (den 70er Jahren). Auch
wenn man hier vielleicht jetzt "innen" nicht einfach durch
"der Szene" ersetzen darf, erschließt sich mir daraus "nach
der Szene gekehrt", auch wenn ich selber "zur Szene gewendet"
oder "in Richtung der Szene blickend" sagen würde.
Stefan Ram
2024-06-14 11:42:05 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Die Präposition "nach" in der Bedeutung einer Richtung auf ein Ziel hin
ist in manchen, soweit ich sehen kann, eher norddeutschen Gegenden
verbreitet, anderswo nur in Verbindung mit Städten oder Ländern (man
macht etwa eine Reise nach Österreich oder nach Rom) und in der Floskel
"nach Hause".
|Meine Frau fuhr nicht nach Breslau, sondern sie hat uff
|Brasl gemacht.
'-----------------------------------------------------------------------
Jakob Achterndiek am 2015-12-02 um 14:14:37+00:00 in
de.etc.sprache.deutsch, "Perfekt bei Aufzählung - Plural oder Singular"
Stefan Ram
2024-06-14 12:14:47 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
|Meine Frau fuhr nicht nach Breslau, sondern sie hat uff
|Brasl gemacht.
'-----------------------------------------------------------------------
Jakob Achterndiek am 2015-12-02 um 14:14:37+00:00 in
de.etc.sprache.deutsch, "Perfekt bei Aufzählung - Plural oder Singular"
Jetzt fragen sich natürlich alle . . .

|die stammt aus Schlesien nicht weit von Breslau.
'-----------------------------------------------------------------------
Jakob Achterndiek am 2009-03-21 um 10:55:50+00:00 in
de.etc.sprache.deutsch, "Hilfe bei Zuordnung eines Dialekts"

Manfred Hoß
2024-06-07 21:20:57 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
|PRINZESSIN /nach der Szene gekehrt/.
|Schon lange seh ich Tasso kommen.
|Bewegt er seine Schritte, steht bisweilen
|Auf einmal still, wie unentschlossen, geht
|Dann wieder schneller auf uns los, und weilt
|Schon wieder
In welche Richtung blickt die Prinzessin?
Aus Zuschauersicht zur Seite, dorthin, wo der den Tasso gebenden
Schauspieler auf das Stichwort wartet, um auf der Bühne zu erscheinen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Skene_(Theater)

Gruß
Manfred.
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