Post by Heinz LohmannIch vermute, th wird nur am Wortanfang geschrieben. Da kann
ich mich irren.
Bei Fremdwörtern gibt es manchmal gewisse Regeln, denenzufolge
ein "th" etwas über die Schreibung in der ursprünglichen
Sprache aussagt (zum Beispiel theta/tau).
1895 verlangte der Duden für deutsche Wörter ein "th" in
Thal, Thon, Thor (der und das), Thran, Thräne, thun und Thür
, mit "th" geschrieben werden können:
Thau/Tau, Thee/Tee, Theer/Teer, Theil/Teil, theuer/teuer,
Thibet/Tibet, Thier/Tier
.
Das "h" in Wörtern wie "Thal" oder "Muth" hatte für Adelung vor
allem die Aufgabe, zu kleine gedehnte Silben im Schriftbild zu
vergrößern. Daneben diente es aber auch der Kennzeichnung der Länge
von Vokalen der Silbe, selbst wenn diese dem "h" folgen (wie bei
"Thal"), nicht direkt benachbart sind (wie bei "Muth") oder ihre
Länge schon auf andere Weise gekennzeichnet ist (wie bei "Thee").
"Tal", "Ton", "Tor", "Tran", "Träne", "tun", "Tür" und "Tee"
sind allesamt kurze Wörter, was vielleicht für Adelungs
Auffassung spricht, daß das "h" nicht (nur) eine Länge
kennzeichnen, sondern dem Wort mehr Gewicht geben soll.
Adelung schrieb dazu (von mir aus der Fraktur abgetippt):
|Bezeichnung der Dehnung durch das th.
|
|§. 15. Das th dienet zur Verlängerung einer gedehnten Sylbe
|in allen den Fällen, wo ein t in derselben vorkommt, und die
|magere Figur der Sylbe eine Erweiterung des Wortes erfordert,
|ohne Rücksicht auf den Vocal. Es hat noch das besondere, daß
|es auch vor und nach Diphthongen und dem ie stehet, wenn die
|Sylbe ohne das zu ärmlich aussehen würde, zu einem deutlichen
|Beweise, daß es nicht zunächst die Dehnung bezeichnen, sondern
|die Sylbe nur verlängern sollte. Es steht, so wohl am Anfange
|der Wörter und Sylben: Thal, That, Thau […] Als auch am Ende
|[…]: Fluth, Gemüth, Muth
Später war diese Funktion des "h" wohl nicht mehr bewußt,
als "Reformer" solche "h" als funktionslos entfernten, da
sie ja nicht gesprochen wurden, vielleicht unter dem Einfluß
der Verwendung des "h" in griechischen Fremdwörtern.
Dadurch fehlen den entsprechenden Wörter aber heute ihre
Längenkennzeichnungen. Adelung würde sagen, sie sähen nun
zu ärmlich aus.
Konrad Duden kommentierte 1902:
|Das th wird nur noch in Fremdwörtern und in Lehnwörtern
|geschreiben; in allen ursprünglich deutschen Wörtern schreibt
|man nur noch t, also auch in den bekannten sieben Wörtern, die
|bisher noch das th bewahrt hatten: Tal, Ton, Tor (der und
|das), Tran, Träne, tun und Tür; ebenso in den von diesen
|Wörtern gebildeten Ableitungen, z.B. Taler, tönern, töricht,
|tranig, tränen, tätig, Untertan.
|Auch in Personennamen deutschen Ursprungs ist bloßes t statt
|des bisherigen th zulässig, in einigen selbst vorzuziehen,
|z.B. in Berta, Bertold. Gleichberechtigt ist t mit th in
|Günter und Walter.
|Für das Wort »Thee«, in dem das th keine etymologische
|Berechtigung hat, und in dem überdies die Länge des Vokals
|schon durch Verdoppelung bezeichnet ist, ist die Schreibung
|ohne h als gleichberechtigt aufgenommen.
; in seinem Wörterbuch von 1902 findet man dann:
|Thron, der; _[e]s, _e u. oft auch: _en (gr.)
. Das seit etwa 1200 bezeugte Substantiv (mhd. "t[h]rōn")
wurde über das gleichbeutende altfranzösische "tron"
(entspechend dem französischen "trône") aus dem gleich-
bedeutendem lateinischen "thronus" entlehnt, das seiner-
seits Lehnwort aus dem griechischen "thrónos" "Sessel,
Sitz; Herschersitz, Thron".