Wolfram Heinrich schrieb:
...
Post by Wolfram HeinrichFranzosen vorgestellt, der feige davonläuft. Bei "Schwedischen
Gardinen" ist das allerdings anders. Da ist allerdings, habe ich
jetzt nachgeschlagen, das "schwedisch" auch nicht abschätzig gemeint,
schwedisch: hinter schwedischen Gardinen/hinter schwedische Gardinen
(ugs.): im/ins Gefängnis: Er hatte zwölf Jahre seines Lebens hinter
schwedischen Gardinen verbracht. Ich kenne deine Wege. Sie führen
hinter schwedische Gardinen (Brasch, Söhne 97). -Diese Wendung stammt
aus der Gaunersprache. Mit »Gardinen« sind die Eisenstangen, mit
denen das Gefängnisfenster vergittert ist, gemeint. Das Adjektiv
»schwedisch« bezieht sich auf das Material: schwedischer Stahl gilt
als besonders haltbar. (c)
...
Ich hätte den Ausdruck spontan auf den Dreißigjährigen Krieg
zurückgeführt. Und finde in den Grimms (Stichwort "schwedisch") auch
Verbündete (na ja, dieser Band erschien 1898, also war es eigentlich
Moritz Heyne):
"7) /andere ausdrücke bewahren das andenken an die grausamkeiten der
Schweden im 30jähr. kriege/, so schwedischer trunk, vgl. schwedentrunk:
den knecht legten sie gebunden auf die erde, steckten ihm ein sperrholtz
ins maul, und schütteten ihm einen melckkübel voll garstig
mistlachenwasser in leib: das nanten sie einen schwedischen trunck, der
ihm aber gar nicht schmeckte. Simpl. 1, 21, 27 Kurz; a. 1643 haben die
schwedische soldaten einem burger, der nicht sagen wollen, wo die
kirchen-sachen verborgen, die hände auf den rucken gebunden und jhme
durch aufgesprissenen mund einen schwedischen trunk (wie mans nennet) in
einer solchen übermasz zweymahl auff einander eingegeben, dasz er hätte
zerschnellen sollen. Altöttinger hist. v. 1718 bei SCHM. 1, 670. –
schwedische gardinen, /eiserne kerkergitter/. he ward di dat swedische
utgeleide gewen, /er wird dich nicht ungeschlagen weglassen/ DÄHNERT 477a."
Der 10-bändige Duden legt sich nicht so fest, nennt aber auch meine
Assoziation:
"Gar|di|ne, die; [...] *hinter schwedischen -n/hinter schwedische -n
(ugs. scherzh.; im Gefängnis; aus der Gaunerspr., Gardinen stehen
ironisch für die Gitterstäbe; das Attribut schwedisch deutet
möglicherweise auf die Grausamkeiten der Schweden im Dreißigjährigen
Krieg hin od. aber auf eine Beschaffenheit der Gefängnisgitter aus
schwedischem Stahl): er hat drei Jahre hinter schwedischen -n gesessen,
zugebracht; Ich kenne deine Wege. Sie führen hinter schwedische -n
(Brasch, Söhne 97).
© 2000 Dudenverlag"
Tschüs, Jürgen