Post by Ralph AichingerEine virtuelle Maschine, die irgendwo auf einer Hardware in
einem Rack in Frankfurt neben 100.000 anderen läuft wird
man kaum so bezeichnen,
Getaktete Logik mit Programmsteuerung.
Das ist jetzt einfach. Das Gedankenmodell dazu ist älter als das Ding
selbst, und nimmt das vorweg.
Post by Ralph Aichingerebensowenig wie einen Embedded-Controller mit 2x3cm Größe.
Da samma nun pingelig,
so wäre das 6 cm Computer vom Einheitsstreifen in zwei Stücken (kann man das
irgendwo sehen?), aber gemeint ist wohl eher 2 cm mal 3 cm, oder 2 mal 3
cm^2.
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Und sehr wohl ist das ein Computer - getaktete Logik mit Programmsteuerung.
Das Prinzip realisiert sich nicht erst durch diese oder jene materielle
Präsenz. Für das Umgangsklimborium hat sich als Bezeichnung Tischrechner
eingebürgert, bzw. auf hochdeutsch Desktop, oder vielleicht darf es auch ein
Schoßhund sein, bzw. Laptop.
Eine andere Art der barocken Daseinsbewältigungsmaschine hat sich als
Streichelrechner breitgemacht, mit Gugls Android, oder des Apfel-OS mit dem
notorischen i, als metapherbildender Projektion zur Bedienung. Der
Monopolist aus Redmond hat nachgezogen und dessen Massensoftware mit der
Nummer 10, zur Bedienung mittels von Kacheln als Metapher, ist der breiten
Mode dieses neueren Kinos angepasst und hat nun auch einen eigenen Namen.
Der mir aber wurscht ist.
In Summe ist diese letztere Art von Bedienung dann auf Maschinen zu
erwarten, wie sie als Tablets subsumiert und recht verlässlich in dem Sinn
verstanden wird - mit Ausnahme jener Nummer 10, die tut nur so, als ob,
Maschinenstreicheln per Mauszeiger, statt direkt mit den Pratzen.
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Aber die Metapher für das Gerät ist nicht die Arbeitsweise des Geräts. Und
da kann man sich der Zeiten besinnen, als die Fortschrittseuphoriker noch
einst unschlüssig in ihrem eigenen Begriffssalat geschwommen sind, gerne
Metpahern als Ding an sich verkauft hätten, zur allgemeinen Konfusion und
besseren industriekompatiblen Einbürgerung via Zwang per merkantilen
Fesseln.
Das war historisch interessant, dass dann nicht die Metapher selbst sich zur
Bezeichnung einbürgern konnte, sondern je das faktisch bestimmende Merkmal.
Die Einladung zur perfekten Entfremdung, mit Objekten und deren Methoden,
die man einzeln zukaufen hätte müssen, auf deutsch: shrink-wrapped, wurde
nicht mitgemacht. Stattdessen bürgerte sich an der Stelle der Umgang mit
Daten ein, und mit Programmen, die Daten verarbeiten, und, ganz wichtig, mit
der Festplatte, auf der Daten zu speichern sind.
Die Euphoriker haben dann den Schwanz eingezogen und sich getrollt, es gab
nur zu gute Gründe, den Vorschlägen zur perfekten Entfremdung nicht zu
folgen.
Und das ändert sich auch nicht, wenn statt vom konkreten Metall, sozusagen,
nun die Arbeitsweise gemeint ist, die aus dem Metall das Ding machen, wovon
dann die Rede ist, wie gehabt, das hat sich seit den 1930ern eigentlich
nicht geändert.
Sprache ist da sehr stabil, und dem kann man auch leicht treu bleiben.
Schlimm genug, dass trotzdem landauf, landab, die halbe Bevölkerung, oder
mehr als das, all ihre gedankliche Form von maschinengestützter Existenz vor
allem mittels Android frei Haus nun beim neuen Monopolisten zum Mitschreiben
abliefert.
Einst waren sie einmal verschlafen, und sind kurz aufgewacht, um anhand der
sprachlichen Wendungen Klarheit zu verlangen.
Dafür ist jetzt der feste Massentiefschlaf umso beeindruckender, wenn man
sich das anschaut.
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Nebenbei, man muss nicht das Usenet mit der alten Metapher der Papyrusrolle
bedienen, und die ganze Welt steht dann sukzessive in einer einzigen
Textzeile.
Sonderlich in der Pressehochburg Hamburg sollte doch zumindest bekannt sein,
dass man auch umblättern kann, was für das Lesen im Usenet, auch als
Metapher, Stand der Bedientechnik sein sollte.
Nun gut, Google ist verschnupft, weil Usenet sich nicht im eigenen Sinn
umkanalisieren ließ, und spiegelt das Usenet zwar weiterhin, aber mit einem
leidlich seltsamen Drall von Lieblosigkeit.
Das heißt aber nicht, dass Papyrusrollen die einzig gültige Metapher für das
Konsumieren von Textansammlungen sein sollte.
Gut, die Metapher der Abziehbildchen, wie im Streichelzoo der Bedientechnik,
lässt vielleicht zwischendurch errungene Bedienfortschritte wieder massiv
unter die Räder kommen: jeder Text strikt entweder ein Abziehbildchen oder
tl;dr.
Dann sollte man aber zumindest das Umblättern üben.
Oder muss man auch bei Fließtext nun die Abziehbildchen mitliefern (wie auf
Android):
das ist Seite 1!
das ist Seite 2!
das ist ...
das ist ...
..
Guten Morgen! die Nacht war lang.
Das geht schnell, wenn die Verstandestätigkeit auf der Ebene des
Abstrahierens kollektiv zu Schrott gefahren wird (wenn nurmehr
Konsumierbares als gültige Abstraktion durchgehen darf). Oder so ...