Discussion:
Gesogen
(zu alt für eine Antwort)
Heinz Lohmann
2018-04-21 04:40:06 UTC
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Gerade auf SPON gelesen:

"Eine Passagierin, die 43-jährige Bankmitarbeiterin Jennifer Riordan aus
Albuquerque (Bundesstaat New Mexico), wurde durch den Unterdruck
teilweise aus der Kabine nach draußen gesogen und starb."

Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
Ich hätte selbst wahrscheinlich "gesaugt" oder eventuell "gezogen"
geschrieben, aber auch andere Medien haben bei dieser Meldung dieses
Partizip II von saugen gewählt. Ich finde "gesogen" schon eher
ungebräuchlich und hab mich gewundert, wie viele Medien diese Form
gewählt haben. Vielleicht stand sie schon in der DPA-Meldung?

Ich finde jetzt auf die Schnelle nur den Kölner Stadtanzeiger mit der
anderen Formulierung:
"Passagierin gestorben Scheibe von Flugzeug zerbricht – Frau fast aus
Maschine gesaugt"
(Quelle: https://www.ksta.de/30032600 ©2018")

Ich weiß, dass es von saugen zwei Formen für Präteritum und Perfekt gibt:
saugen - sog - gesogen
saugen - saugte - gesaugt.

Ist diese traditionelle Ablautreihe (bei saugen) kurz vor ihrem
Verfallsdatum?
Bei backen (buk) ist es ja im Präteritum schon so gut wie passiert.

Welche Form würde man in DESD bevorzugen?
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Bertel Lund Hansen
2018-04-21 05:33:43 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Welche Form würde man in DESD bevorzugen?
Die Meinung eines Dänes: gesogen

Ich liebe starke Beugungen von Verben.
--
/Bertel - aus Dänemark
Helmut Richter
2018-04-21 06:50:05 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
"Eine Passagierin, die 43-jährige Bankmitarbeiterin Jennifer Riordan aus
Albuquerque (Bundesstaat New Mexico), wurde durch den Unterdruck teilweise aus
der Kabine nach draußen gesogen und starb."
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
Ich hätte selbst wahrscheinlich "gesaugt" oder eventuell "gezogen"
geschrieben, aber auch andere Medien haben bei dieser Meldung dieses Partizip
II von saugen gewählt. Ich finde "gesogen" schon eher ungebräuchlich und hab
mich gewundert, wie viele Medien diese Form gewählt haben. Vielleicht stand
sie schon in der DPA-Meldung?
Ich hätte auch "gesogen" gesagt, aber ich bin ja schon alt ...
Post by Heinz Lohmann
saugen - sog - gesogen
saugen - saugte - gesaugt.
Ich verwende beide und empfinde ein kleinen Bedeutungsunterschied:

1) Staub gesaugt
2) Das Baby saugte an der Brust seiner Mutter
3) tief Luft eingesogen
4) es sog ihn in die Tiefe

Versuch einer Deutung: Bei (1) und (2) steht der Kontakt mit etwas im
Vordergrund, woran man (oder etwas) saugt, bei (3) und (4) der Sog,
also eine starke Luft- oder Wasserbewegung. Das Mitreißen anderer
Materie (Staub, Milch, Menschen) im Luft- oder Wasserstrom ist bei (1)
und (2) Zweck der Handlung, bei (3) nicht vorhanden und bei (4) vom
saugenden "es" nicht beabsichtigt.

Hat jemand an seiner Zigarette gesaugt, so ist sie ihm ein
Schnullerersatz. Das wird er nicht zugeben wollen, also wird er eher
"gesogen" sagen, wenn er das Wort "saugen" überhaupt verwendet.

Die Bedeutung (1) ist außerdem ein wenig kausativ (denn wer Staub
saugt, lässt saugen), aber nicht richtig (denn man saugt den Teppich
und nicht nicht den Staubsauger). Das richtige Kausativum, bei dem
der/das Saugende im Akkusativ steht, heißt "säugen". Kann man sagen
"ich sauge den Teppich Staub" oder "ich staubsauge den Tepppich"? Ich
denke, eher nicht.
Post by Heinz Lohmann
Ist diese traditionelle Ablautreihe (bei saugen) kurz vor ihrem Verfallsdatum?
Bei backen (buk) ist es ja im Präteritum schon so gut wie passiert.
Ich denke auch, dass die schwache Form "sog" auf dem Rückzug ist, aber
es ist noch nicht so weit wie bei "buk" oder "stak".

--
Helmut Richter
Martin Gerdes
2018-04-21 08:53:11 UTC
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Post by Helmut Richter
Ich hätte auch "gesogen" gesagt, aber ich bin ja schon alt ...
Post by Heinz Lohmann
saugen - sog - gesogen
saugen - saugte - gesaugt.
1) Staub gesaugt
Wenn es um Technik geht, ist die schwache Verbform allgemein üblich (dem
steht die Verwendung meiner Blase für "saugen" = "herunterladen"
entgegen).
Post by Helmut Richter
2) Das Baby saugte an der Brust seiner Mutter
Ich würde hier "sog" sagen und schreiben.
Post by Helmut Richter
3) tief Luft eingesogen
4) es sog ihn in die Tiefe
Hat jemand an seiner Zigarette gesaugt
... gesogen
Post by Helmut Richter
so ist sie ihm ein Schnullerersatz.
Mit allem Vorbehalt: "sog Zigarette" bringt 262 kGoogles, "saugte
Zigarette" 41 kGoogles.
Sergio Gatti
2018-04-21 09:17:41 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Mit allem Vorbehalt: "sog Zigarette" bringt 262 kGoogles, "saugte
Zigarette" 41 kGoogles.
Was für ein Google hast du?
Mein Google sagt mir:
"sog Zigarette": elf Ergebnisse.
"saugte Zigarette": 58 Ergebnisse, meistens Porno-Seiten.

Sprachlich korrekter:
"sog an einer Zigarette": 17 Ergebnisse.
"saugte an einer Zigarette" ist besonders seltsam: Angeblich
1 Ergebnis, gezeigt werden aber 6 verschiedene Text-Schnipsel.

Die Suche nach sog oder saugte Zigarette ohne
Anführungszeichen ist völlig wertlos.
Andreas Karrer
2018-04-21 09:36:54 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Mit allem Vorbehalt: "sog Zigarette" bringt 262 kGoogles, "saugte
Zigarette" 41 kGoogles.
"sog an einer Zigarette": 17 Ergebnisse.
"saugte an einer Zigarette" ist besonders seltsam: Angeblich
1 Ergebnis, gezeigt werden aber 6 verschiedene Text-Schnipsel.
Die üblichere Formulierung ist "an *s*einer Zigarette".

Aber nach dem lahmen Witz heisst die Ziehgarette bekanntlich so, weil
man an ihr zieht (im Schweizerdeutschen ist eine "Garette" eine
Schubkarre, wohl von frz. charrette, Karren):

"sog an seiner zigarette" 684
"saugte an seiner zigarette" 280
"zog an seiner zigarette" 26200

Ich möchte meinen, dass viele von den 684 eigentlich "zog" schreiben
wollten. Wer absichtlich "sog" schreibt, will wohl das Schnullerhafte
der Zigarette betonen.

- Andi
Sergio Gatti
2018-04-21 09:45:52 UTC
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Post by Andreas Karrer
"zog an seiner zigarette" 26200
Wenn man aber weiterscrollt, bleiben aus den bei mir 25600
Ergebnissen plötzlich nur 173 übrig mit dem Hinweis: "Damit
du nur die relevantesten Ergebnisse erhältst, wurden einige
Einträge ausgelassen, die den 173 angezeigten Treffern sehr
ähnlich sind.
Du kannst bei Bedarf die Suche unter Einbeziehung der
übersprungenen Ergebnisse wiederholen."

Die erste Ergebniszahl, die Google anzeigt, ist völlig
wertlos. Ist das noch nicht allgemein bekannt?
Manfred Hoß
2018-04-21 09:55:38 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Andreas Karrer
"zog an seiner zigarette" 26200
Wenn man aber weiterscrollt, bleiben aus den bei mir 25600
Ergebnissen plötzlich nur 173 übrig mit dem Hinweis: "Damit
du nur die relevantesten Ergebnisse erhältst, wurden einige
Einträge ausgelassen, die den 173 angezeigten Treffern sehr
ähnlich sind.
Du kannst bei Bedarf die Suche unter Einbeziehung der
übersprungenen Ergebnisse wiederholen."
Die erste Ergebniszahl, die Google anzeigt, ist völlig
wertlos. Ist das noch nicht allgemein bekannt?
Vor mehreren Jahren habe ich auf einen Artikel verwiesen, in dem jemand die
Google-Trefferzahlen untersucht hat.

https://lexikographieblog.wordpress.com/2014/10/07/google-trefferzahlen-zur-haufigkeitsbestimmung/

Kurz gesagt: auf die Trefferzahlen, die Google liefert, ist kein Verlass.

Gruß
Manfred.
Martin Gerdes
2018-04-21 20:25:43 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Mit allem Vorbehalt: "sog Zigarette" bringt 262 kGoogles, "saugte
Zigarette" 41 kGoogles.
Was für ein Google hast du?
"sog Zigarette": elf Ergebnisse.
"saugte Zigarette": 58 Ergebnisse, meistens Porno-Seiten.
Probier das mal ohne Anführungszeichen.
Post by Sergio Gatti
Die Suche nach sog oder saugte Zigarette ohne
Anführungszeichen ist völlig wertlos.
Wieso?

Daß die Trefferzahlen bei Google fraglich sind, war mir bereits bekannt
(eben drum habe ich ja geschrieben "Mit allem Vorbehalt"), dennoch
besteht bei Google-Trefferzahlen im Verhältnis 1:8 der Anfangsverdacht,
daß die zweite Variante häufiger ist.
Sergio Gatti
2018-04-22 07:04:43 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Mit allem Vorbehalt: "sog Zigarette" bringt 262 kGoogles, "saugte
Zigarette" 41 kGoogles.
Was für ein Google hast du?
"sog Zigarette": elf Ergebnisse.
"saugte Zigarette": 58 Ergebnisse, meistens Porno-Seiten.
Probier das mal ohne Anführungszeichen.
Post by Sergio Gatti
Die Suche nach sog oder saugte Zigarette ohne
Anführungszeichen ist völlig wertlos.
Wieso?
Das Baby sog/saugte gierig die Milch aus der Flasche, der
Vater rauchte eine Zigarette und ...
Was sagt uns dieser Satz über die Verwendung von sog oder
saugen im Zusammenhang mit einer Zigarette? Gar nichts.

Übrigens: "Das Baby sog/saugte gierig die Milch aus der
Flasche" steht genau so im Duden Stilwörterbuch, 1970.
Martin Gerdes
2018-04-22 20:23:02 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Post by Sergio Gatti
Die Suche nach sog oder saugte Zigarette ohne
Anführungszeichen ist völlig wertlos.
Wieso?
Das Baby sog/saugte gierig die Milch aus der Flasche, der
Vater rauchte eine Zigarette und ...
Was sagt uns dieser Satz über die Verwendung von sog oder
saugen im Zusammenhang mit einer Zigarette? Gar nichts.
Das ist keine Antwort auf die Frage (deren Antwort ohnehin irrelevant
ist).

Selbst wenn ich "sog." als Abk. herausrechne, finde ich häufiger das
Wort "sog" als das Wort "saugte" als Kookkurrenz* zu "an der Zigarette".

Glaubs oder laß es bleiben.




*PS: Schönes Wort übrigens mit den Buchstabenverdopplungen.
Sergio Gatti
2018-04-23 07:23:37 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Post by Sergio Gatti
Die Suche nach sog oder saugte Zigarette ohne
Anführungszeichen ist völlig wertlos.
Wieso?
Das Baby sog/saugte gierig die Milch aus der Flasche, der
Vater rauchte eine Zigarette und ...
Was sagt uns dieser Satz über die Verwendung von sog oder
saugen im Zusammenhang mit einer Zigarette? Gar nichts.
Das ist keine Antwort auf die Frage (deren Antwort ohnehin irrelevant
ist).
Selbst wenn ich "sog." als Abk. herausrechne, finde ich häufiger das
Wort "sog" als das Wort "saugte" als Kookkurrenz* zu "an der Zigarette".
Glaubs oder laß es bleiben.
Die wenigen hier veröffentlichten Daten geben dir recht.
Meine Suchergebnisse:
"sog an einer Zigarette": 17 Ergebnisse.
"saugte an einer Zigarette" 1 oder 6 Ergebnisse
Andreas:
"sog an seiner zigarette" 684
"saugte an seiner zigarette" 280

Das sind aber die Ergebnisse der Suche von Ausdrücken _in_
Anführungszeichen.

Deine Suchergebnisse:
(Zitat
"sog Zigarette" bringt 262 kGoogles, "saugte Zigarette" 41
kGoogles.
Zitatende)
können nur aus einer Suche ohne Anführungszeichen stammen.
Eine derartige Suche ist völlig wertlos. Mehr wollte ich
nicht sagen.
Gunhild Simon
2018-04-23 09:04:02 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Post by Sergio Gatti
Die Suche nach sog oder saugte Zigarette ohne
Anführungszeichen ist völlig wertlos.
Wieso?
Das Baby sog/saugte gierig die Milch aus der Flasche, der
Vater rauchte eine Zigarette und ...
Was sagt uns dieser Satz über die Verwendung von sog oder
saugen im Zusammenhang mit einer Zigarette?
...
Ich sehe hier sprachlich keinen Sinn.
"an einer Zigarette saugen" ist ein sprachlicher
Mißgriff,der nur persiflierend zu rechtfertigen ist.
Es heißt "(...) ziehen, einen (...) Zug nehmen, (...) inhalieren".

Gruß
Gunhild
Detlef Meißner
2018-04-23 09:20:28 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Sergio Gatti
Post by Martin Gerdes
Post by Sergio Gatti
Die Suche nach sog oder saugte Zigarette ohne
Anführungszeichen ist völlig wertlos.
Wieso?
Das Baby sog/saugte gierig die Milch aus der Flasche, der
Vater rauchte eine Zigarette und ...
Was sagt uns dieser Satz über die Verwendung von sog oder
saugen im Zusammenhang mit einer Zigarette?
...
Ich sehe hier sprachlich keinen Sinn.
"an einer Zigarette saugen" ist ein sprachlicher
Mißgriff,der nur persiflierend zu rechtfertigen ist.
Es heißt "(...) ziehen, einen (...) Zug nehmen, (...) inhalieren".
Wenn du tauchst und dann wieder nach oben kommst, dann saugst du die
frische Luft ein. So ist das auch beim Raucher.

Detlef
Bernd Schwegmann
2018-04-23 10:43:58 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Sergio Gatti
Das Baby sog/saugte gierig die Milch aus der Flasche, der
Vater rauchte eine Zigarette und ...
Was sagt uns dieser Satz über die Verwendung von sog oder
saugen im Zusammenhang mit einer Zigarette?
...
Ich sehe hier sprachlich keinen Sinn.
"an einer Zigarette saugen" ist ein sprachlicher
Mißgriff,der nur persiflierend zu rechtfertigen ist.
Es heißt "(...) ziehen, einen (...) Zug nehmen, (...) inhalieren".
Schon in der Volksschule wurde die Eselsbrücke zitiert:

Die Zigarette heißt Ziehgarette, weil man/frau dran zieht!
Andernfalls hieße selbige Pustgarette.


BS+
Martin Udelhoven
2018-04-23 11:20:20 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
...
Ich sehe hier sprachlich keinen Sinn.
"an einer Zigarette saugen" ist ein sprachlicher
Mißgriff,der nur persiflierend zu rechtfertigen ist.
Es heißt "(...) ziehen, einen (...) Zug nehmen, (...) inhalieren".
Technisch gesehen ist es üblich, zunächst an einer glimmenden Zigarette zu
saugen, die Zigarette dann aus dem Mundbereich zu entfernen und schließlich
den eingesaugten Mundinhalt zu inhalieren. (Danach natürlich weiterhin
atmen.)
Direktes Einatmen durch die Zigarette findet in der Praxis kaum statt, ist
aber beim Kiffen durch zwei Hände verbreitet, wenn auch veraltet, glaub ich.
Ob das Ziehen sprachlich gesehen nun eher ein Saugen oder ein Inhalieren
ist, bleibt zu klären.

Martin
Christina Kunze
2018-04-23 13:31:18 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
...
Ich sehe hier sprachlich keinen Sinn.
"an einer Zigarette saugen" ist ein sprachlicher
Mißgriff,der nur persiflierend zu rechtfertigen ist.
Das geht mir auch so. Man könnte auch sagen, derjenige nuckelt an seiner
Zigarette, das wäre so ungefähr dieselbe Ebene.

chr
Martin Gerdes
2018-04-23 21:52:34 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Ich sehe hier sprachlich keinen Sinn.
"an einer Zigarette saugen" ist ein sprachlicher
Mißgriff, der nur persiflierend zu rechtfertigen ist.
Wieso denn das?

Selbstverständlich kann man an einer Zigarette saugen. Wenn Du einmal
gesehen hast, was Klaus Kinski mit einer Zigarette machte, zweifelst Du
nicht mehr an der Begrifflichkeit.
Heinz Lohmann
2018-04-24 01:08:29 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Post by Gunhild Simon
Ich sehe hier sprachlich keinen Sinn.
"an einer Zigarette saugen" ist ein sprachlicher
Mißgriff, der nur persiflierend zu rechtfertigen ist.
Wieso denn das?
Selbstverständlich kann man an einer Zigarette saugen. Wenn Du einmal
gesehen hast, was Klaus Kinski mit einer Zigarette machte, zweifelst Du
nicht mehr an der Begrifflichkeit.
Ja, wenn man süchtig kräftig an einer zieht.
Ich kenn auch so einen Nikotinsüchtigen, da treffen die Backen beim
Ziehen in der Mundmitte aufeinander. Da würde ich auch event. saugen sagen.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Diedrich Ehlerding
2018-04-25 19:21:10 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Die wenigen hier veröffentlichten Daten geben dir recht.
"sog an einer Zigarette": 17 Ergebnisse.
"saugte an einer Zigarette" 1 oder 6 Ergebnisse
"sog an seiner zigarette" 684
"saugte an seiner zigarette" 280
Das sind aber die Ergebnisse der Suche von Ausdrücken _in_
Anführungszeichen.
"zog an seiner Zigarette" (ja, mit Anführungszeichen) hat allerdings 28000
Gugel - das spricht eher für die hier schon gelegentlich erwähnte These,
dass "sog" in diesem Kontext ein Tippfehler oder ein Missverständnis sei
und "zog" gemeint sei.
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Martin Gerdes
2018-04-29 17:17:57 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Sergio Gatti
Die wenigen hier veröffentlichten Daten geben dir recht.
"sog an einer Zigarette": 17 Ergebnisse.
"saugte an einer Zigarette" 1 oder 6 Ergebnisse
"sog an seiner zigarette" 684
"saugte an seiner zigarette" 280
Das sind aber die Ergebnisse der Suche von Ausdrücken _in_
Anführungszeichen.
"zog an seiner Zigarette" (ja, mit Anführungszeichen) hat allerdings 28000
Gugel - das spricht eher für die hier schon gelegentlich erwähnte These,
dass "sog" in diesem Kontext ein Tippfehler oder ein Missverständnis sei
und "zog" gemeint sei.
Es ist üblich zu sagen, man "ziehe" an seiner Zigarette und es sei
"Zugluft" im Raum. Was zieht denn da? Man zieht eine Zigarette aus ihrer
Packung (wie das geht , weiß wohl jeder hier, auch Nichtraucher: Erst
klopft man auf die Packung, so daß ein Ende der Zigarette herauskommt,
dann zieht man die Zigarette aus dem Päckchen).

Warum aber "zieht" man die Luft durch den Qualmbalken? Kann man Luft
irgendwie anfassen? Einen Leiterwagen kann man ziehen (oder schieben),
aber wie sollte man auch Rauch ziehen können?

Saugen kann man den Rauch (oder ihn einsaugen), das ist klar, man saugt
ja auch an einem (Getränke-)Strohhalm. Oder zieht man daran etwa auch?

Und wie entsteht Zugluft? Wer oder was zieht da an der Luft? Oder zieht
die möglicherweise an sich selber?

Fragen über Fragen.
Bertel Lund Hansen
2018-04-29 17:32:07 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Es ist üblich zu sagen, man "ziehe" an seiner Zigarette und es sei
"Zugluft" im Raum. Was zieht denn da? Man zieht eine Zigarette aus ihrer
Packung (wie das geht , weiß wohl jeder hier, auch Nichtraucher: Erst
klopft man auf die Packung, so daß ein Ende der Zigarette herauskommt,
dann zieht man die Zigarette aus dem Päckchen).
So kann man nur bei billigen Zigaretten tun. Bei teuren öffnet
man das Packet und nimmt eine Zigarette mit den Fingern aus:

Loading Image...
--
/Bertel - aus Dänemark
Mark Obrembalski
2018-04-29 18:26:46 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
Warum aber "zieht" man die Luft durch den Qualmbalken? Kann man Luft
irgendwie anfassen? Einen Leiterwagen kann man ziehen (oder schieben),
aber wie sollte man auch Rauch ziehen können?
Von einem Luftzug oder davon dass ein Kamin zieht, hast Du aber schon mal
gehört?
Post by Martin Gerdes
Und wie entsteht Zugluft? Wer oder was zieht da an der Luft? Oder zieht
die möglicherweise an sich selber?
Ah ja, offenbar doch. Warum kommst Du dann aber auf die Idee, dass sich
"ziehen" nur auf Dinge beziehen könnte, die man anfassen kann oder
überhaupt nur eine Bedeutung hätte. Mark Twain hat in seinem bekannten
Rant über die schreckliche deutsche Sprache "Zug" als eines von zwei
deutschen Wörtern (das andere war "Schlag") angeführt, die eine ihm
unglaubliche Menge an Bedeutungen haben.

Gruß,
Mark
Erik Meltzer
2018-04-21 09:02:21 UTC
Permalink
Moin!
Post by Martin Gerdes
Post by Helmut Richter
Hat jemand an seiner Zigarette gesaugt
... gesogen
Klingt für mich beides unpassend. An einer Zigarette
saugte oder sog man nicht, man zog an ihr (und sog
meinetwegen den Rauch ein). Als man solches noch tat.
Heute macht man das ja nicht mehr. ;-)

Liebe Grüße,
Ermel.
--
Nach 10 Jahren oder so zurück im Usenet.
Schmeckt wie früher.
Erik Meltzer
2018-04-21 07:25:39 UTC
Permalink
Moin!
Post by Helmut Richter
Kann man sagen
"ich sauge den Teppich Staub" oder "ich staubsauge den Tepppich"? Ich
denke, eher nicht.
Ersteres klingt MUSEN unbeholfen, zweiteres völlig normal.

Liebe Grüße,
Ermel.
--
Nach 10 Jahren oder so zurück im Usenet.
Schmeckt wie früher.
Jakob Achterndiek
2018-04-21 09:00:11 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Heinz Lohmann
saugen - sog - gesogen
saugen - saugte - gesaugt.
1) Staub gesaugt
2) Das Baby saugte an der Brust seiner Mutter
3) tief Luft eingesogen
4) es sog ihn in die Tiefe
Versuch einer Deutung: [..]
Beim flüchtigen Blättern in mehreren Wörterbüchern stelle ich
fest, daß die schwachen Formen offenbar erst sehr jung sind.
Adelung und Kluge/Mitzka nennen die schwache Form überhaupt
nicht, der Duden von der ersten bis zu der mir vorliegenden
elften Auflage von 1934 notiert nur ".. gesogen [besser als:
gesaugt]"; danach dann irgendwann ".. [auch: gesaugt]".

Es scheint sich also, wie bei "buk/backte", "stak/steckte"
und ein paar anderen, um eine Aufweichung aus Bequemlichkeit
zu handeln, der sich niemand mehr zu widersetzen wagte. Einen
Bedeutungsunterschied zu suchen ist demnach vergebene Liebesmüh
und liefert sicher keine nachträgliche Rechtfertigung.
--
j/\a
Jakob Achterndiek
2018-04-21 17:42:34 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Heinz Lohmann
saugen - sog - gesogen
saugen - saugte - gesaugt.
Versuch einer Deutung: [..]
[..] Es scheint sich also, wie bei "buk/backte", "stak/steckte"
und ein paar anderen, um eine Aufweichung aus Bequemlichkeit
zu handeln, der sich niemand mehr zu widersetzen wagte. Einen
Bedeutungsunterschied zu suchen ist demnach vergebene Liebesmüh
und liefert sicher keine nachträgliche Rechtfertigung.
Mir kommt dazu aber dieser Gedanke:
Da die beschriebene Abschwächung in sprachgeschichtlich jüngster und
sehr kurzer Zeit geschehen und folglich ausreichend dokumentiert ist,
sollte mal ein kluger Linguiste herauszufinden versuchen, in welchen
sozialen Zusammenhängen diese Abschwächung besonders vorangetrieben
worden ist. Anders gesagt: In welcher Art Sinn- und Satzzusammenhängen
sich die stark flektierten Formen erhalten und in welchen sie durch die
neuen schwach flektierten verdrängt worden sind.
Daraus könnte sich ein Soziogramm ergeben, das Aussagen darüber
erlaubt, in welchen Schichten, Berufen oder Tätigkeitsfeldern,
möglicherweise auch nur in welchen geographischen bzw. dialektalen
Bereichen eher die Veränderer oder eher die Bewahrer zu finden sind.
--
j/\a
Gunhild Simon
2018-04-21 18:35:02 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Post by Heinz Lohmann
saugen - sog - gesogen
saugen - saugte - gesaugt.
Versuch einer Deutung: [..]
[..] Es scheint sich also, wie bei "buk/backte", "stak/steckte"
und ein paar anderen, um eine Aufweichung aus Bequemlichkeit
zu handeln, der sich niemand mehr zu widersetzen wagte. Einen
Bedeutungsunterschied zu suchen ist demnach vergebene Liebesmüh
und liefert sicher keine nachträgliche Rechtfertigung.
Da die beschriebene Abschwächung in sprachgeschichtlich jüngster und
sehr kurzer Zeit geschehen und folglich ausreichend dokumentiert ist,
sollte mal ein kluger Linguiste herauszufinden versuchen, in welchen
sozialen Zusammenhängen diese Abschwächung besonders vorangetrieben
worden ist. Anders gesagt: In welcher Art Sinn- und Satzzusammenhängen
sich die stark flektierten Formen erhalten und in welchen sie durch die
neuen schwach flektierten verdrängt worden sind.
Daraus könnte sich ein Soziogramm ergeben, das Aussagen darüber
erlaubt, in welchen Schichten, Berufen oder Tätigkeitsfeldern,
möglicherweise auch nur in welchen geographischen bzw. dialektalen
Bereichen eher die Veränderer oder eher die Bewahrer zu finden sind.
Mir ist aufgefallen, daß starke Partizipien II sich
mehr als Adjektive erhalten haben.
Bei gesogen kann man das nicht unbedingt beobachten.
Allerdings -- und das scheint mir damit im Zusammenhang zu stehen -- wird die schwache Form
saugte, gesaugt eher verwendet, wenn etwas konkret gemeint ist, sog, gesogen, also die starke, mehr im übertragenen Sinn, wie etwa bei Sog, Sogwirkung, etwas begierig in sich aufnehmen = jmd sog etwas förmlich in sich auf

Ich hatte dies kürzlich einmal angesprochen,in der Hoffnung, daß es vielleicht eine Liste dieser
Verben gibt.

Im Grammatikduden finden sich bei solchen Verben,
wie ich meine, ähnliche Hinweise zum Gebrauch.
---
Übrigens ist bei mir der Gebrauch von Staub saugen
und staubsaugen schwankend - also gestaubsaugt steht
neben Staub gesaugt.

Eigentlich finde ich, obwohl es mir von der
Rechtschreibkontrolle nicht abgenommen wird,
ersteres treffender, weil dadurch ein
konkretes Saugen mit dem Mund ausgeschlossen wird.

Gruß
Gunhild
Helmut Richter
2018-04-22 09:35:36 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Übrigens ist bei mir der Gebrauch von Staub saugen
und staubsaugen schwankend - also gestaubsaugt steht
neben Staub gesaugt.
Bei mir auch (entgegen meinem früheren Beitrag), und der Duden kennt
beides. Ich verwende untrennbares "staubsaugen" nur sehr selten und dann
immer nur transitiv: "das Treppenhaus gestaubsaugt". Also "Staub saugen"
nur intransitiv und wird bei Bedarf mit einem Adverbial versehen, das man
kaum als Präpositionalobjekt auffassen kann: "im Treppenhaus Staub
gesaugt".

Dabei ist die Tätigkeit beidemale dieselbe, nämlich bedeuten beide Verben
"eventuell vorhandenen Schmutz mittels eines Staubsaugers entfernen"
unabhängig davon, ob es sich dabei um Staub, um Pistazienschalen oder um
Hobelspäne handelt. "Staub" ist also trennbarer Teil des Verbs "Staub
saugen" und nicht Objekt des Verbs "saugen". Die Frage dazu lautet
dementsprechend "was hast du im Treppenhaus getan?" und nicht etwa "was
hast du im Treppenhaus gesaugt?"
--
Helmut Richter
Christina Kunze
2018-04-22 20:06:14 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Gunhild Simon
Übrigens ist bei mir der Gebrauch von Staub saugen
und staubsaugen schwankend - also gestaubsaugt steht
neben Staub gesaugt.
Bei mir auch (entgegen meinem früheren Beitrag), und der Duden kennt
beides. Ich verwende untrennbares "staubsaugen" nur sehr selten und dann
immer nur transitiv: "das Treppenhaus gestaubsaugt".
Das hieße bei mir "das Treppenhaus gesaugt".
Post by Helmut Richter
Also "Staub saugen"
nur intransitiv
Genau genommen ist es ja transitiv, du saugst ja den Staub.
Da ist einfach kein Platz mehr für ein zweites Akkusativobjekt.

chr
Bertel Lund Hansen
2018-04-22 18:15:26 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Übrigens ist bei mir der Gebrauch von Staub saugen
und staubsaugen schwankend - also gestaubsaugt steht
neben Staub gesaugt.
Auf Dänisch heisst es nur "støvsuge". Wenn man eine konkrete
Frage stellen will, benutzt man eine andere Formulierung:

Hast du den Staub unter dem Sofa entfernt/genommen?
--
/Bertel - aus Dänemark
Helmut Richter
2018-04-21 18:26:11 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Post by Helmut Richter
Post by Heinz Lohmann
saugen - sog - gesogen
saugen - saugte - gesaugt.
1) Staub gesaugt
2) Das Baby saugte an der Brust seiner Mutter
3) tief Luft eingesogen
4) es sog ihn in die Tiefe
Versuch einer Deutung: [..]
[...
Es scheint sich also, wie bei "buk/backte", "stak/steckte"
und ein paar anderen, um eine Aufweichung aus Bequemlichkeit
zu handeln, der sich niemand mehr zu widersetzen wagte.
Inwiefern eine Aufweichung? Was wird weicher? Oder bequemer?

Ich bin nicht einmal sicher, dass, falls es sich um Nachlässigkeit bei
der Sprache handelt, diese immer Richtung schwache Verben gehen
muss. "gewunken", "geschliffen" auch wo der Philologe "geschleift"
gesaget hätte, "aufgehangen" und andere Beispiele zeugen vom
Gegenteil.
Post by Jakob Achterndiek
Einen
Bedeutungsunterschied zu suchen ist demnach vergebene Liebesmüh
Eine Bedeutungsunterschied zu entdecken, besonders wenn man in der
eigenen Sprache beide Formen verwendet, ist dagegen zwar Liebesmüh,
aber durchaus sinnvolle.
Post by Jakob Achterndiek
und liefert sicher keine nachträgliche Rechtfertigung.
Sie kann nicht zur Rechtfertigung (etwa der zwei unterschiedlichen
Formen) dienen, soll es aber auch gar nicht. Feinsinnige
Unterscheidungen, wo vorher keine waren, sollten nie den Charakter
einer Rechtfertigung haben, sondern immer den einer Beobachtung. Mit
Rechtfertigung beschäftigt sind andere Sprachveränderer, die etwa
postulieren, man dürfe eine Aufgabe nicht "schwer" nennen, wenn sie
nur "schwierig" ist, oder dass "umsonst" immer "kostenlos" bedeuten
muss und nie "vergeblich" oder umgekehrt. Wer daran leidet, dass die
Sprache machmal mehrdeutig oder "unlogisch" ist, der muss
rechtfertigen, dass er sie eindeutiger oder logischer gestalten will.

Das heißt ausdrücklich nicht, dass man jede beobachtete Eigenheit der
Sprache begrüßen oder gar in seine eigene Sprache übernehmen muss. Man
kann sie auch ablehnen und muss das auch nicht rechtfertigen.

--
Helmut Richter
U***@web.de
2020-01-29 13:17:34 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Feinsinnige
Unterscheidungen, wo vorher keine waren, sollten nie den Charakter
einer Rechtfertigung haben, sondern immer den einer Beobachtung. Mit
Rechtfertigung beschäftigt sind andere Sprachveränderer, die etwa
postulieren, man dürfe eine Aufgabe nicht "schwer" nennen, wenn sie
nur "schwierig" ist
Soeben wurde ein von mir vorgebrachtes
"schwer zu erlernen" beanstandet, es müsse doch
"schwierig zu erlernen" heißen.

Gibt schon einmal deutlich weniger Treffer.

Zudem kenne ich Erschwernisse, nicht aber
*Erschwierignisse.

Gruß, ULF
Gunhild Simon
2020-01-29 14:17:24 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Helmut Richter
Feinsinnige
Unterscheidungen, wo vorher keine waren, sollten nie den Charakter
einer Rechtfertigung haben, sondern immer den einer Beobachtung. Mit
Rechtfertigung beschäftigt sind andere Sprachveränderer, die etwa
postulieren, man dürfe eine Aufgabe nicht "schwer" nennen, wenn sie
nur "schwierig" ist
Soeben wurde ein von mir vorgebrachtes
"schwer zu erlernen" beanstandet, es müsse doch
"schwierig zu erlernen" heißen.
Gibt schon einmal deutlich weniger Treffer.
Zudem kenne ich Erschwernisse, nicht aber
*Erschwierignisse.
Aus "schwer" wurde schwierig abgeleitet, was dann
nur noch bildlich, metaphorisch, erscheint.
Schwierig ist also nur die Übertragung.
Das gilt nicht umgekehrt.

Eine Aufgabe kann schwer und schwierig sein.
Ein Wackerstein kann nur schwer sein.

Gruß
Gunhild
Sepp Neuper
2020-01-29 22:32:34 UTC
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Post by Gunhild Simon
Eine Aufgabe kann schwer und schwierig sein.
Ein Wackerstein kann nur schwer sein.
Wenn ein Bildhauer einen ungünstig geformten Marmorblock
vor sich hat und dann sagt: "Dieser Stein ist sehr schwierig zu
bearbeiten", auf was bezieht sich dann die Schwierigkeit?

Servus, Sepp
Gunhild Simon
2020-01-29 23:16:43 UTC
Permalink
Post by Sepp Neuper
Post by Gunhild Simon
Eine Aufgabe kann schwer und schwierig sein.
Ein Wackerstein kann nur schwer sein.
Wenn ein Bildhauer einen ungünstig geformten Marmorblock
vor sich hat und dann sagt: "Dieser Stein ist sehr schwierig zu
bearbeiten", auf was bezieht sich dann die Schwierigkeit?
Selbst deine eigene Einlassung ist selbstevident.
Würde ihm der Stein auf die Füße fallen, würde er seine Sicherheitsschuhe verfluchen.

Gruß
Gunhild
Jakob Achterndiek
2020-01-30 09:01:55 UTC
Permalink
Post by Sepp Neuper
Post by Gunhild Simon
Eine Aufgabe kann schwer und schwierig sein.
Ein Wackerstein kann nur schwer sein.
Wenn ein Bildhauer einen ungünstig geformten Marmorblock
vor sich hat und dann sagt: "Dieser Stein ist sehr schwierig zu
bearbeiten", auf was bezieht sich dann die Schwierigkeit?
Es gibt Menschen, die finden das Denken schwierig.
Für andere ist es nur zu schwer.

Ist es nun schwer oder schwierig, zu entscheiden,
mit welchen man weniger gern zu tun haben mag?
--
j/\a
Sepp Neuper
2020-01-30 23:37:25 UTC
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Post by Jakob Achterndiek
Es gibt Menschen, die finden das Denken schwierig.
Für andere ist es nur zu schwer.
Ist es nun schwer oder schwierig, zu entscheiden,
mit welchen man weniger gern zu tun haben mag?
Tja, wie heißt es doch immer:
Deutsche Sprache, schwere Sprache.

bye, Sepp
Diedrich Ehlerding
2020-01-30 08:42:36 UTC
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Post by Gunhild Simon
Eine Aufgabe kann schwer und schwierig sein.
Ein Wackerstein kann nur schwer sein.
Aus "schwer" wurde schwierig abgeleitet, was dann
nur noch bildlich, metaphorisch, erscheint.
Schwierig ist also nur die Übertragung.
Das gilt nicht umgekehrt.
Das Los, das wir zu tragen haben, mag allerdings ggf. schwer sein, aber
nicht schwierig, obwohl dieser Gebrauch auch nur metaphorisch ist.
--
gpg-Key (DSA 1024) D36AD663E6DB91A4
fingerprint = 2983 4D54 E00B 8483 B5B8 C7D1 D36A D663 E6DB 91A4
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Gunhild Simon
2020-01-30 10:38:25 UTC
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Post by Diedrich Ehlerding
Post by Gunhild Simon
Eine Aufgabe kann schwer und schwierig sein.
Ein Wackerstein kann nur schwer sein.
Aus "schwer" wurde schwierig abgeleitet, was dann
nur noch bildlich, metaphorisch, erscheint.
Schwierig ist also nur die Übertragung.
Das gilt nicht umgekehrt.
Das Los, das wir zu tragen haben, mag allerdings ggf. schwer sein, aber
nicht schwierig, obwohl dieser Gebrauch auch nur metaphorisch ist.
--
Schonschon.

Metaphorik hat mehrere Ebenen.
Aber das Verb tragen impliziert ja auch bereits das Gewicht, die Schwere.

Gruß
Gunhild
Diedrich Ehlerding
2020-01-30 10:46:36 UTC
Permalink
Post by Gunhild Simon
Post by Diedrich Ehlerding
Das Los, das wir zu tragen haben, mag allerdings ggf. schwer sein, aber
nicht schwierig, obwohl dieser Gebrauch auch nur metaphorisch ist.
--
Schonschon.
Metaphorik hat mehrere Ebenen.
Aber das Verb tragen impliziert ja auch bereits das Gewicht, die Schwere.
Und wenn das schwere Los, das einer zu tragen hat, nun aus einem schweren
Leiden besteht?
--
gpg-Key (DSA 1024) D36AD663E6DB91A4
fingerprint = 2983 4D54 E00B 8483 B5B8 C7D1 D36A D663 E6DB 91A4
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Gunhild Simon
2020-01-30 11:06:47 UTC
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Post by Diedrich Ehlerding
Post by Gunhild Simon
Post by Diedrich Ehlerding
Das Los, das wir zu tragen haben, mag allerdings ggf. schwer sein, aber
nicht schwierig, obwohl dieser Gebrauch auch nur metaphorisch ist.
--
Schonschon.
Metaphorik hat mehrere Ebenen.
Aber das Verb tragen impliziert ja auch bereits das Gewicht, die Schwere.
Und wenn das schwere Los, das einer zu tragen hat, nun aus einem schweren
Leiden besteht?
--
Ja, dann ist alles schwer - zu tragen, zu ertragen, auszuhalten.
Dazu kommen schwierige Phasen,Entscheidungen, Begegnungen.
Man muß es halt so sensibel wie möglich
ausdrücken, damit umgehen.
Es gibt ja auch noch andere Worte, die das Problempaar mühelos ersetzen.
Jan Bruns
2020-01-30 13:15:15 UTC
Permalink
Zudem kenne ich Erschwernisse, nicht aber *Erschwierignisse.
Und glaubst Du, daß es Aufgaben geben könnte, deren einzelne
Lösungsschritte Dir irgendwelche Schwerigkeiten bereiten? Solche würden
sich ja wahrscheinlich anders darstellen, als blosse Schwereempfindungen,
vllt. sogar unabhängig von der Übereinstimmung solcher Wahrnehmungen mit
realen Verhältnissen.

Gruss

Jan Bruns
U***@web.de
2020-01-30 13:23:37 UTC
Permalink
Post by Jan Bruns
Zudem kenne ich Erschwernisse, nicht aber *Erschwierignisse.
Und glaubst Du, daß es Aufgaben geben könnte, deren einzelne
Lösungsschritte Dir irgendwelche Schwerigkeiten bereiten?
Mit Glauben hat das wenig zu tun. Es fiele mir
schwer, solch eine Möglichkeit auszuschließen.

Gruß, ULF
Jan Bruns
2020-01-31 13:36:02 UTC
Permalink
Post by Jan Bruns
Zudem kenne ich Erschwernisse, nicht aber *Erschwierignisse.
Und glaubst Du, daß es Aufgaben geben könnte, deren einzelne
Lösungsschritte Dir irgendwelche Schwerigkeiten bereiten?
Mit Glauben hat das wenig zu tun. Es fiele mir schwer, solch eine
Möglichkeit auszuschließen.
Naja, jetzt wo Du es sagst, bei der bestehenden Fülldichte existierender
Unterhaltungsliteratur gibt es wahrscheinlich auch Werke mit Titeln wie

"Irgendsowas und andere Schwerigkeiten".

Und wer weiss, vielleicht finde ich es ja in ein poetisches Wortspiel
gebastelt auch mal toll, solcherlei Geringfügigkeiten pauschal mal
vorauszusetzen, aber irgendwie ist mir, als wenn mir das doch zu banal
wirkt. In einem normalsprachlichen Text darf man bei mir jedenfalls
i.d.R. davon ausgehen, daß es sich schlicht um einen Tippfehler handelt,
und "Schwierigkeit" statt "Schwerigkeit" gemeint ist.

Gruss

Jan Bruns
U***@web.de
2020-01-31 15:39:47 UTC
Permalink
Post by Jan Bruns
In einem normalsprachlichen Text darf man bei mir jedenfalls
i.d.R. davon ausgehen, daß es sich schlicht um einen Tippfehler handelt,
und "Schwierigkeit" statt "Schwerigkeit" gemeint ist.
Ich ging noch einen Schritt weiter und überlas
den Fehler aus Kompensation oder Unachtsamkeit.

Ich ging nicht ernsthaft davon aus, daß
Du vom nicht existierenden Adjektiv
'schwerig' ein Substantiv ableiten wolltest.

Gruß, ULF
Jan Bruns
2020-01-31 20:33:01 UTC
Permalink
Ich ging noch einen Schritt weiter und überlas den Fehler aus
Kompensation oder Unachtsamkeit.
Welchen Fehler?
Ich ging nicht ernsthaft davon aus, daß Du vom nicht existierenden
Adjektiv 'schwerig' ein Substantiv ableiten wolltest.
Wie kommst Du denn dazu, von diesem von mir konstruierten Substantiv ein
Adjektiv abzuleiten, und mir nunmehr auch noch zu unterstellen, bei der
Substantivkonstruktion auf ebendieses von Dir ermittelte Adjektiv
zurückgegriffen zu haben?

Gruss

Jan Bruns
U***@web.de
2020-02-01 08:32:16 UTC
Permalink
Post by Jan Bruns
Ich ging noch einen Schritt weiter und überlas den Fehler aus
Kompensation oder Unachtsamkeit.
Welchen Fehler?
Laß gut sein, hatte heute noch keinen Kaffee.
Post by Jan Bruns
Ich ging nicht ernsthaft davon aus, daß Du vom nicht existierenden
Adjektiv 'schwerig' ein Substantiv ableiten wolltest.
Wie kommst Du denn dazu, von diesem von mir konstruierten Substantiv ein
Adjektiv abzuleiten, und mir nunmehr auch noch zu unterstellen, bei der
Substantivkonstruktion auf ebendieses von Dir ermittelte Adjektiv
zurückgegriffen zu haben?
Bis gestern sagte mir meine Erfahrung, daß Substantive auf
-igkeit deadjektivisch seien.
Jan Bruns
2020-02-04 16:21:49 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Jan Bruns
Ich ging noch einen Schritt weiter und überlas den Fehler aus
Kompensation oder Unachtsamkeit.
Welchen Fehler?
Laß gut sein, hatte heute noch keinen Kaffee.
Post by Jan Bruns
Ich ging nicht ernsthaft davon aus, daß Du vom nicht existierenden
Adjektiv 'schwerig' ein Substantiv ableiten wolltest.
Wie kommst Du denn dazu, von diesem von mir konstruierten Substantiv
ein Adjektiv abzuleiten, und mir nunmehr auch noch zu unterstellen, bei
der Substantivkonstruktion auf ebendieses von Dir ermittelte Adjektiv
zurückgegriffen zu haben?
Bis gestern sagte mir meine Erfahrung, daß Substantive auf -igkeit
deadjektivisch seien.
Gegenbeispiel:

genau -> Genauigkeit

"die Genaue" geht nicht, "genauig" auch nicht, anders als bei

rot, rötlich -> Röte, Rötlichkeit
pink, pinkig -> Pinke, Pinkigkeit

wobei letzteres zugegebenermassen ungewohnt klingt.

Gruss

Jan Bruns
U***@web.de
2020-02-04 16:36:22 UTC
Permalink
Post by Jan Bruns
Post by U***@web.de
Post by Jan Bruns
Ich ging noch einen Schritt weiter und überlas den Fehler aus
Kompensation oder Unachtsamkeit.
Welchen Fehler?
Laß gut sein, hatte heute noch keinen Kaffee.
Post by Jan Bruns
Ich ging nicht ernsthaft davon aus, daß Du vom nicht existierenden
Adjektiv 'schwerig' ein Substantiv ableiten wolltest.
Wie kommst Du denn dazu, von diesem von mir konstruierten Substantiv
ein Adjektiv abzuleiten, und mir nunmehr auch noch zu unterstellen, bei
der Substantivkonstruktion auf ebendieses von Dir ermittelte Adjektiv
zurückgegriffen zu haben?
Bis gestern sagte mir meine Erfahrung, daß Substantive auf -igkeit
deadjektivisch seien.
genau -> Genauigkeit
Ist kein Gegenbeispiel.
Post by Jan Bruns
"die Genaue" geht nicht, "genauig" auch nicht
Dann Bildung aus einem Adjektiv durch Doppelsuffigierung,
vgl. https://books.google.de/books?id=RFTcuzdNdkMC&pg=PA644&dq=%22genauig%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiqvMrQqLjnAhWkyKYKHXn4BOoQ6AEIPjAC#v=onepage&q=%22genauig%22&f=false

Ich gebe Dir zu, daß die Schwierigkeit ähnlich gebildet
ist, aber eben mit Lautverschiebung in der ersten Silbe.
Die Form ohne Lautverschiebung ist veraltet.
https://books.google.de/books?id=b3fsFJ6L2I8C&pg=PA50&dq=%22Schwerigkeit%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi82Z-AqrjnAhWt6KYKHY-UBlMQ6AEIPDAC#v=onepage&q=%22Schwerigkeit%22&f=false
Heinz Lohmann
2018-04-21 15:14:27 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Kann man sagen
"ich sauge den Teppich Staub" oder "ich staubsauge den Tepppich"? Ich
denke, eher nicht.
MUSEN: Entweder "Ich sauge den Teppich" oder "Ich staubsauge".

Wie heißt es denn in der Vergangenheit:
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Erik Meltzer
2018-04-21 15:56:58 UTC
Permalink
Moin!
Post by Heinz Lohmann
Post by Helmut Richter
"ich sauge den Teppich Staub" oder "ich staubsauge den Tepppich"?
MUSEN: Entweder "Ich sauge den Teppich" oder "Ich staubsauge".
Stimmt, das ist üblicher. "Etwas staubsaugen" ist gewissermaßen
doppelt gemoppelt, denn bei den meisten zu saugenden Dingen ist klar,
daß man staubsaugt, wenn man sie saugt.

Gegenbeispiel: "Ich sauge mein Auto." Das erfordert zumindest schon
eine Sekunde des Nachdenkens, was gemeint sei, und deswegen wäre da
"ich staubsauge" MUSEN sinnvoll.
"Ich habe Staub gesaugt." Konstruktionen mit "saugte" sind in der
gesprochenen Sprache unüblich.

Liebe Grüße,
Ermel.
--
Nach 10 Jahren oder so zurück im Usenet.
Schmeckt wie früher.
Phillip Helbig (undress to reply)
2018-04-21 16:55:18 UTC
Permalink
Post by Erik Meltzer
bei den meisten zu saugenden Dingen ist klar,
dass man staubsaugt, wenn man sie saugt.
Bei den meisten, vielleicht. Bei einigen sehr wichtigen, nicht.
Detlef Meißner
2018-04-21 17:03:19 UTC
Permalink
... denn bei den meisten zu saugenden Dingen ist klar,
daß man staubsaugt, wenn man sie saugt.
Kaum. Nur wenn man mit dem Staubsauger saugt, ist relativ klar, dass man
Staub saugt. Aber auch das ist nicht immer gewiss.

Detlef
Martin Udelhoven
2018-04-23 11:27:07 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
... denn bei den meisten zu saugenden Dingen ist klar,
daß man staubsaugt, wenn man sie saugt.
Kaum. Nur wenn man mit dem Staubsauger saugt, ist relativ klar, dass man
Staub saugt. Aber auch das ist nicht immer gewiss.
In der Tat. Auch falls hinlänglich bekannt, sei in diesem Zusammenhang auf
die erschreckenden Unfälle in
http://brennessel.blogsport.de/images/DOKTORARBEIT_Penisverletzungen_bei_Masturbation_mit_Staubsaugern.pdf
verwiesen.

Martin
Detlef Meißner
2018-04-23 12:01:59 UTC
Permalink
Post by Martin Udelhoven
Post by Detlef Meißner
... denn bei den meisten zu saugenden Dingen ist klar,
daß man staubsaugt, wenn man sie saugt.
Kaum. Nur wenn man mit dem Staubsauger saugt, ist relativ klar, dass man
Staub saugt. Aber auch das ist nicht immer gewiss.
In der Tat. Auch falls hinlänglich bekannt, sei in diesem Zusammenhang auf
die erschreckenden Unfälle in
http://brennessel.blogsport.de/images/DOKTORARBEIT_Penisverletzungen_bei_Masturbation_mit_Staubsaugern.pdf
verwiesen.
Klar, daran habe ich auch gedacht. :-)

Aber bekanntlich saugt der Staubsauger auch noch so anderes Sachen ein,
wie z.B. Legosteine, Perlen, Gardinen, Teppichreiniger ...
Und der Allessauger, der ja prinzipiell auch nur ein Staubsauger ist,
saugt Dreck, Sägespäne, Flüssigkeiten ...

Detlef
Henning Sponbiel
2018-04-22 12:00:08 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Helmut Richter
Kann man sagen
"ich sauge den Teppich Staub" oder "ich staubsauge den Tepppich"? Ich
denke, eher nicht.
MUSEN: Entweder "Ich sauge den Teppich" oder "Ich staubsauge".
+1


Henning
Martin Gerdes
2018-04-22 20:23:05 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Helmut Richter
Kann man sagen
"ich sauge den Teppich Staub" oder "ich staubsauge den Tepppich"? Ich
denke, eher nicht.
MUSEN: Entweder "Ich sauge den Teppich" oder "Ich staubsauge".
"Ich habe den Teppich gesaugt."
"Ich habe Staub gesaugt."
Christian Weisgerber
2018-04-21 17:43:24 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
1) Staub gesaugt
2) Das Baby saugte an der Brust seiner Mutter
3) tief Luft eingesogen
4) es sog ihn in die Tiefe
1) Zustimmung.
2) Zustimmung.
3) Ist mir zu poetisch, sowas sage ich nicht.
4) es _zog_ ihn

Überhaupt habe ich, nachdem ich diesen Thread gelesen habe, den
Eindruck, dass ich insbesondere mündlichen Verwendungen von „sog“
und „gesogen“ als _zog_ und _gezogen_ reinterpretiere.
Post by Helmut Richter
Kann man sagen "ich sauge den Teppich Staub" oder "ich staubsauge
den Tepppich"? Ich denke, eher nicht.
„Ich tue den Teppich staubsaugen“?
--
Christian "naddy" Weisgerber ***@mips.inka.de
Manfred Hoß
2018-04-21 19:01:57 UTC
Permalink
Post by Christian Weisgerber
Post by Helmut Richter
1) Staub gesaugt
2) Das Baby saugte an der Brust seiner Mutter
3) tief Luft eingesogen
4) es sog ihn in die Tiefe
1) Zustimmung.
2) Zustimmung.
3) Ist mir zu poetisch, sowas sage ich nicht.
4) es _zog_ ihn
"Halb zog sie ihn, halb sank er hin" ist wohl den meisten hier geläufig.

Gruß
Manfred.
Heinz Lohmann
2018-04-22 01:21:34 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Hat jemand an seiner Zigarette gesaugt, so ist sie ihm ein
Schnullerersatz. Das wird er nicht zugeben wollen, also wird er eher
"gesogen" sagen, wenn er das Wort "saugen" überhaupt verwendet.
Ehmt. Man sagt meist:
Er zog an seiner Zigarette.
Er hat an seiner Zigarette gezogen.
Noch einen Zug, dann machte er die Fluppe aus.

Da deutsche Wort "ziehen" passt MUSEN auch besser zu der
Flugzeuggeschichte. Bei "saugen" sehe ich eher eine Person oder ein
Insekt (Blutsauger), eventuell auch ein Gerät, die/das Flüssigkeiten
oder Gase ansaugt und so transportiert.

Beim Flugzeug war es eine Kraft (Unterdruck bzw. Druckunterschied), die
die Frau aus der Maschine *gezogen* hat.

Ich vermute, in der ursprünglichen Meldung stand das englische Verb "to
suck*: She was sucked out of the plane.

Da lag die Übersetzung "saugen" nahe.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Heinz Lohmann
2018-04-22 01:26:16 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Ich vermute, in der ursprünglichen Meldung stand das englische Verb "to
suck*: She was sucked out of the plane.
Da lag die Übersetzung "saugen" nahe.
Ergänzend dazu die Einträge bei de.pons.com, frisch aus dem Netz ges/zogen:

4. suck (strongly attract):
to suck sb/sth somewhere
jdn/etw irgendwohin ziehen
to suck sb/sth under
jdn/etw in die Tiefe ziehen
to suck sb into sth fig
jdn in etw akk hineinziehen
he was sucked into a conspiracy
er wurde in eine Verschwörung hineingezogen

https://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/englisch-deutsch/suck
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Helmut Richter
2018-04-22 09:10:07 UTC
Permalink
Da deutsche Wort "ziehen" passt MUSEN auch besser zu der Flugzeuggeschichte.
Bei "saugen" sehe ich eher eine Person oder ein Insekt (Blutsauger), eventuell
auch ein Gerät, die/das Flüssigkeiten oder Gase ansaugt und so transportiert.
Beim Flugzeug war es eine Kraft (Unterdruck bzw. Druckunterschied), die die
Frau aus der Maschine *gezogen* hat.
Diese Kraft hat einen *Sog* bewirkt, der die Frau mitgerissen hat.
--
Helmut Richter
Jakob Achterndiek
2018-04-22 09:41:53 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Heinz Lohmann
Da deutsche Wort "ziehen" passt MUSEN auch besser zu der
Flugzeuggeschichte. Bei "saugen" sehe ich eher eine Person
oder ein Insekt (Blutsauger), eventuell auch ein Gerät, die/das
Flüssigkeiten oder Gase ansaugt und so transportiert.
Beim Flugzeug war es eine Kraft (Unterdruck bzw. Druckunterschied),
die die Frau aus der Maschine *gezogen* hat.
Diese Kraft hat einen *Sog* bewirkt, der die Frau mitgerissen hat.
Bei sehr vielen Zeitungsmeldungen fehlt es dem Berichterstatter
am nötigen Fachwissen. Dadurch bleiben auch wir Leser häufig über
die wahren Zusammenhänge im Unklaren. Hier ein Beispiel aus der
Provinz, wie man es sogar bei unbedeutenden lokalen Ereignissen
besser machen kann:
Auf dem hiesigen Jahrmarkt kam gestern ein an langem Stiel
geschwungener Holzklotz mit dem eisernen Teller eines Hebel-
werks in so heftigen Kontakt, daß die mit letzterem verbundene
vertikale Impulsanzeige über die Toleranzgrenze hinausgetrieben
wurde und eine Alarmglocke anschlug. Verletzt wurde niemand.
--
j/\a
Klaus Dahlwitz
2018-04-22 14:17:12 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Bei sehr vielen Zeitungsmeldungen fehlt es dem Berichterstatter
am nötigen Fachwissen. Dadurch bleiben auch wir Leser häufig über
die wahren Zusammenhänge im Unklaren. Hier ein Beispiel aus der
Provinz, wie man es sogar bei unbedeutenden lokalen Ereignissen
Auf dem hiesigen Jahrmarkt kam gestern ein an langem Stiel
geschwungener Holzklotz mit dem eisernen Teller eines Hebel-
werks in so heftigen Kontakt, daß die mit letzterem verbundene
vertikale Impulsanzeige über die Toleranzgrenze hinausgetrieben
wurde und eine Alarmglocke anschlug. Verletzt wurde niemand.
"Hau den Lukas"?

Klaus
--
Winterspeck heißt jetzt Frühlingsrolle!
Henning Sponbiel
2018-04-22 12:00:08 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Da deutsche Wort "ziehen" passt MUSEN auch besser zu der
Flugzeuggeschichte.
Für mich nicht - zumal ein Sog die Ursache des Unglücks ist.


Henning
Bertel Lund Hansen
2018-04-22 18:24:01 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Beim Flugzeug war es eine Kraft (Unterdruck bzw. Druckunterschied), die
die Frau aus der Maschine *gezogen* hat.
Das ist falsch. Die einzige Kraft, die da wirkt, ist der Druck
der Kabinenluft. Man beschreibt es mit "saugen" - so auch beim
Staubsauger - obwohl es sich um einen Druck handelt.
Post by Heinz Lohmann
Ich vermute, in der ursprünglichen Meldung stand das englische Verb "to
suck*: She was sucked out of the plane.
Genau. Und Dänisch: "Hun blev suget ud af flyet" - nie "trukket".
Wenn sie aus dem Flugzeug gezogen wurde, handelt es sich um ein
kleine Menge von Leuten, die sie auszog.
--
/Bertel - aus Dänemark
U***@web.de
2018-04-22 18:30:17 UTC
Permalink
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Heinz Lohmann
Beim Flugzeug war es eine Kraft (Unterdruck bzw. Druckunterschied), die
die Frau aus der Maschine *gezogen* hat.
Das ist falsch.
Nein.
Post by Bertel Lund Hansen
Die einzige Kraft, die da wirkt, ist der Druck
der Kabinenluft.
Solange der allseits gleichmäßig wirkt, muß niemand
unfreiwillig durchs Fenster.
Detlef Meißner
2018-04-22 18:35:31 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Bertel Lund Hansen
Die einzige Kraft, die da wirkt, ist der Druck
der Kabinenluft.
Solange der allseits gleichmäßig wirkt, muß niemand
unfreiwillig durchs Fenster.
Passt da überhaupt jemand durch die kleinen Fenster?

Detlef
U***@web.de
2018-04-22 18:44:05 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by U***@web.de
Post by Bertel Lund Hansen
Die einzige Kraft, die da wirkt, ist der Druck
der Kabinenluft.
Solange der allseits gleichmäßig wirkt, muß niemand
unfreiwillig durchs Fenster.
Passt da überhaupt jemand durch die kleinen Fenster?
Ging auch anders: https://de.wikipedia.org/wiki/Aloha-Airlines-Flug_243

Gruß, ULF
Heinz Lohmann
2018-04-23 01:58:11 UTC
Permalink
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Heinz Lohmann
Beim Flugzeug war es eine Kraft (Unterdruck bzw. Druckunterschied), die
die Frau aus der Maschine *gezogen* hat.
Das ist falsch. Die einzige Kraft, die da wirkt, ist der Druck
der Kabinenluft. Man beschreibt es mit "saugen" - so auch beim
Staubsauger - obwohl es sich um einen Druck handelt.
Du hast recht. Aber bei Saugvorgängen gibt es immer einen
Druckunterschied. Auch wenn ich an einem Strohhalm sauge. Es ist mMn
eine Frage der Perspektive.
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Heinz Lohmann
Ich vermute, in der ursprünglichen Meldung stand das englische Verb "to
suck*: She was sucked out of the plane.
Genau. Und Dänisch: "Hun blev suget ud af flyet" - nie "trukket".
Wenn sie aus dem Flugzeug gezogen wurde, handelt es sich um ein
kleine Menge von Leuten, die sie auszog.
Wie schon geschrieben: Natürlich hat physikalisch gesehen die
Kabinenluft durch ihren höheren Druck/Überdruck die Frau aus dem
Flugzeug gedrückt. Die Alltagssprache sieht da aber eine Saugkraft außen
am Flugzeug wirken, den sogenannten Unterdruck. (Gleich schreien die
Physiker auf!)

Das Verb "ziehen" umfasst auch zum Teil die Bedeutung von "saugen":
* an der Zigarette ziehen (Großer Duden)
* die frische Luft durch die Nase ziehen (Großer Duden)
* er wurde in den Strudel gezogen (Großer Duden)

Also zogen an der Frau der Unterdruck von außen und die Leute in der
Kabine, die sie zu retten versuchen.

Nur meine 2 ¢.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Thomas Schade
2018-04-23 04:49:57 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Also zogen an der Frau der Unterdruck von außen und die Leute in der
Kabine, die sie zu retten versuchen.
Dem Unterdruck von außen war die Frau ziemlich latte, der sog an der
gesamten Kabine. Dem ging es um Druckausgleich, nicht um Opfer.


Ciao
Toscha
--
Der neue Faschismus wird nicht sagen, er sei der neuer Faschismus.
Er wird sagen: "Ich bin ja kein Nazi, aber ..."
gregor herrmann
2018-04-24 23:41:42 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Dem Unterdruck von außen war die Frau ziemlich latte,
Woher kommt eigenlich diese Variante, statt [wW]urst (italienisch) Milch
fuer "egal" zu verwenden?
Zusatzfrage: Woher kommt die Idee, [wW]urst fuer "egal" zu verwenden?

gregor
--
.''`. https://info.comodo.priv.at -- Debian Developer https://www.debian.org
: :' : OpenPGP fingerprint D1E1 316E 93A7 60A8 104D 85FA BB3A 6801 8649 AA06
`. `' Member VIBE!AT & SPI Inc. -- Supporter Free Software Foundation Europe
`- NP: Van Morrison
Stephen Hust
2018-04-25 06:59:38 UTC
Permalink
Post by gregor herrmann
Post by Thomas Schade
Dem Unterdruck von außen war die Frau ziemlich latte,
Woher kommt eigenlich diese Variante, statt [wW]urst (italienisch) Milch
fuer "egal" zu verwenden?
Zusatzfrage: Woher kommt die Idee, [wW]urst fuer "egal" zu verwenden?
Oder banane, rille, piepe, schnuppe, schnurz, bums, Erbse, wumpe, wuppe
(Quelle: Wiktionary)?

Und ist etwas mir /Lachs/, oder ist es mir /lax/?

| *Wurst* [...] /das ist mir Wurst/ (umgangssprachlich /Wurscht/)
| ‘gleichgültig’ (Anfang 19. Jh., aus der Studentensprache), im Hinblick
| auf die beiden sich einander gleichenden Enden der Wurst.
|
(Wolfgang Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch.)

<https://www.dwds.de/wb/Wurst>

| *schnurz* [...] aus der Studentensprache (19. Jh.) unbekannter
| Herkunft. Vielleicht lautmalend zur Chrakterisierung von etw.
| Unbedeutendem in Anlehnung an /Schnarz/ m. ‘Unrat, Makel, Dochtabfall,
| Rotz’, nd. /Snart/ ‘Furz’, mhd. /snarz/ ‘schnarrendes Geräusch’.
|
(Pfeifer.)

<https://www.dwds.de/wb/schnurz>

| *wumpe* [...] Herkunft ungeklärt
|
(Duden.)

<https://www.duden.de/rechtschreibung/wumpe>
--
Steve

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2018-04-23 11:54:28 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Bertel Lund Hansen
Das ist falsch. Die einzige Kraft, die da wirkt, ist der Druck
der Kabinenluft. Man beschreibt es mit "saugen" - so auch beim
Staubsauger - obwohl es sich um einen Druck handelt.
Du hast recht. Aber bei Saugvorgängen gibt es immer einen
Druckunterschied. Auch wenn ich an einem Strohhalm sauge. Es ist mMn
eine Frage der Perspektive.
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Heinz Lohmann
Ich vermute, in der ursprünglichen Meldung stand das englische Verb "to
suck*: She was sucked out of the plane.
Genau. Und Dänisch: "Hun blev suget ud af flyet" - nie "trukket".
Wenn sie aus dem Flugzeug gezogen wurde, handelt es sich um ein
kleine Menge von Leuten, die sie auszog.
Wie schon geschrieben: Natürlich hat physikalisch gesehen die
Kabinenluft durch ihren höheren Druck/Überdruck die Frau aus dem
Flugzeug gedrückt. Die Alltagssprache sieht da aber eine Saugkraft außen
am Flugzeug wirken, den sogenannten Unterdruck. (Gleich schreien die
Physiker auf!)
Das ganze hier erinnert mich gar sehr an die Diskussion
von zwei Theologen darüber, ob Kirchenglocken bei Frost
heller oder tiefer klingen als im Sommer - nicht mit Tatsachen
wurde argumentiert, vielmehro mit Sophistereyen.

FR
Jakob Achterndiek
2018-04-21 08:05:59 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
Ich hätte selbst wahrscheinlich "gesaugt" oder eventuell
"gezogen" geschrieben, [..]
Die Analogie zu "aus dem Fenster gesaugt" hätte dann aber
doch "aus dem Fenster gezieht" heißen müssen ...
;)
--
j/\a
Heinz Lohmann
2018-04-21 15:17:12 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Heinz Lohmann
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
Ich hätte selbst wahrscheinlich "gesaugt" oder eventuell
"gezogen" geschrieben, [..]
Die Analogie zu "aus dem Fenster gesaugt" hätte dann aber
doch "aus dem Fenster gezieht" heißen müssen ...
;)
Das haben wir wohl erst ab 2050.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Martin Gerdes
2018-04-21 08:53:01 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
"Eine Passagierin, die 43-jährige Bankmitarbeiterin Jennifer Riordan aus
Albuquerque (Bundesstaat New Mexico), wurde durch den Unterdruck
teilweise aus der Kabine nach draußen gesogen und starb."
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
Für mich ist die Formulierung völlig unauffällig.

(Allerdings haben mir ansonsten die Ohren bei dieser Übersetzung
mehrfach geklingelt: Explodiert ist das Triebwerk natürlich nicht,
sondern allenfalls auseinandergeflogen; für mein Empfinden hätten die
Lebensumstände des Todesopfers nicht in die Presse gehört; der Ehemann
der Flugkapitänin ist "Pilot" und nicht etwa "ein Pilot"
(Berufsbezeichnungen im Deutschen ohne Artikel); eine Turbinenschaufel
ist kein "Ventilatorblatt" (fan blade), im Deutschen nennt man
Familiennamen und Typenbezeichnungen hinterher, also nicht
"CFM56-Triebwerk", sondern "Triebwerk vom Typ CFM56").

Die Flugkapitänin hat ohne Frage professionell reagiert. Sie konnte ja
nicht wissen, daß das Flugzeug nur wenig beschädigt ist, hat aber
offenbar genau das getan, was zu tun war. Daß sie angesichts des
Druckverlustes in der Kabine möglichst schnell Höhe verlieren wollte,
liegt nahe. Einen "Sturzflug" oder "freien Fall" hat sie aber sicher
nicht eingeleitet, wenngleich der Sinkflug von 9700 auf 3000 m Höhe den
Passagieren durchaus wie 5 Minuten Achterbahn vorgekommen sein mag. Zum
Fliegen und Landen reicht ein Triebwerk.
Post by Heinz Lohmann
Ich hätte selbst wahrscheinlich "gesaugt" oder eventuell "gezogen"
geschrieben, aber auch andere Medien haben bei dieser Meldung dieses
Partizip II von saugen gewählt.
Cut and paste. Die gleiche Übersetzung (vermutlich von dpa) ist wohl in
allen deutschsprachigen Medien erschienen.
Post by Heinz Lohmann
Ich finde "gesogen" schon eher ungebräuchlich und hab mich gewundert,
wie viele Medien diese Form gewählt haben. Vielleicht stand sie schon
in der DPA-Meldung?
Das dürfte der Grund sein.
Post by Heinz Lohmann
saugen - sog - gesogen
saugen - saugte - gesaugt.
Ist diese traditionelle Ablautreihe (bei saugen) kurz vor ihrem Verfallsdatum?
Möglicherweise.

In meiner Welt spielt das Herunterladen von Software nicht mehr die
Rolle wie früher (ich habe an Software offenbar schon alles, was ich
brauche), aber früher hat meine Blase immer davon gesprochen, man habe
sich ein Lied, einen Film oder eine Software aus dem Netz "gesogen"
(genau so).
Post by Heinz Lohmann
Bei backen (buk) ist es ja im Präteritum schon so gut wie passiert.
Dahinter steckt vermutlich ein anderes sprachliches Problem
(Grundverb/Kausativum).
Post by Heinz Lohmann
Welche Form würde man in DESD bevorzugen?
Keine Ahnung. Ich würde immer "gesogen" sagen und schreiben.
Thomas Schade
2018-04-21 12:42:56 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
In meiner Welt spielt das Herunterladen von Software nicht mehr die
Rolle wie früher (ich habe an Software offenbar schon alles, was ich
brauche), aber früher hat meine Blase immer davon gesprochen, man habe
sich ein Lied, einen Film oder eine Software aus dem Netz "gesogen"
(genau so).
Das kenne ich - in meiner Blase - genau umgekehrt, da wird/wurde nur
gesaugt. Googeln nach "video gesogen" ergibt 20 Treffer, "video gesaugt"
hingegen 14400. Auch das natürlich mit den üblichen Vorbehalten.


Ciao
Toscha
--
I’m not saying you are stupid,
I just said that you have bad luck when you’re thinking.
Frank Hucklenbroich
2018-04-21 19:36:11 UTC
Permalink
Post by Thomas Schade
Post by Martin Gerdes
In meiner Welt spielt das Herunterladen von Software nicht mehr die
Rolle wie früher (ich habe an Software offenbar schon alles, was ich
brauche), aber früher hat meine Blase immer davon gesprochen, man habe
sich ein Lied, einen Film oder eine Software aus dem Netz "gesogen"
(genau so).
Das kenne ich - in meiner Blase - genau umgekehrt, da wird/wurde nur
gesaugt.
Bei mir eigentlich nur "heruntergeladen". Gesaugt, gesogen oder gezogen
wurde da nichts.

Grüße,

Frank
Detlef Meißner
2018-04-21 20:23:46 UTC
Permalink
Post by Frank Hucklenbroich
Post by Thomas Schade
Post by Martin Gerdes
In meiner Welt spielt das Herunterladen von Software nicht mehr die
Rolle wie früher (ich habe an Software offenbar schon alles, was ich
brauche), aber früher hat meine Blase immer davon gesprochen, man habe
sich ein Lied, einen Film oder eine Software aus dem Netz "gesogen"
(genau so).
Das kenne ich - in meiner Blase - genau umgekehrt, da wird/wurde nur
gesaugt.
Bei mir eigentlich nur "heruntergeladen". Gesaugt, gesogen oder gezogen
wurde da nichts.
Gesaugt sagt(e) man bei großen Datenmengen. Abgesaugt, evtl. von nicht
ganz legalen Orten.

Detlef
Thomas Schade
2018-04-22 11:36:03 UTC
Permalink
Post by Frank Hucklenbroich
Post by Thomas Schade
Post by Martin Gerdes
In meiner Welt spielt das Herunterladen von Software nicht mehr die
Rolle wie früher (ich habe an Software offenbar schon alles, was ich
brauche), aber früher hat meine Blase immer davon gesprochen, man habe
sich ein Lied, einen Film oder eine Software aus dem Netz "gesogen"
(genau so).
Das kenne ich - in meiner Blase - genau umgekehrt, da wird/wurde nur
gesaugt.
Bei mir eigentlich nur "heruntergeladen". Gesaugt, gesogen oder gezogen
wurde da nichts.
Ich fand dieses 'saugen' für herunterladen immer sehr vulgär und habe es
selbst für mich immer vermieden. Hören bzw. lesen muss(te) ich es leider
sehr oft.


Ciao
Toscha
--
Capitalism: Unequal distribution of wealth.
Communism: Equal distribution of poverty.
Henning Sponbiel
2018-04-22 12:00:04 UTC
Permalink
Post by Frank Hucklenbroich
Post by Thomas Schade
Post by Martin Gerdes
In meiner Welt spielt das Herunterladen von Software nicht mehr die
Rolle wie früher (ich habe an Software offenbar schon alles, was ich
brauche), aber früher hat meine Blase immer davon gesprochen, man habe
sich ein Lied, einen Film oder eine Software aus dem Netz "gesogen"
(genau so).
Das kenne ich - in meiner Blase - genau umgekehrt, da wird/wurde nur
gesaugt.
Bei mir eigentlich nur "heruntergeladen". Gesaugt, gesogen oder gezogen
wurde da nichts.
Saugen bzw. Sauger ist eine übliche Standardbezeichnung.

Nur als Beispiel (s. den Nutzernamen):
https://forum.golem.de/read.php?22450,1189655

oder

https://www.mydealz.de/deals/nur-fur-sauger-500gb-usenet-blockaccount-fur-eur2295-11000


Henning
Heinz Lohmann
2018-04-21 15:19:14 UTC
Permalink
Post by Martin Gerdes
In meiner Welt spielt das Herunterladen von Software nicht mehr die
Rolle wie früher (ich habe an Software offenbar schon alles, was ich
brauche), aber früher hat meine Blase immer davon gesprochen, man habe
sich ein Lied, einen Film oder eine Software aus dem Netz "gesogen"
(genau so).
Da kannte ich die Formulierung, man habe sich "etwas aus dem Netz gezogen".
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Henning Sponbiel
2018-04-22 12:03:05 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
Post by Martin Gerdes
In meiner Welt spielt das Herunterladen von Software nicht mehr die
Rolle wie früher (ich habe an Software offenbar schon alles, was ich
brauche), aber früher hat meine Blase immer davon gesprochen, man habe
sich ein Lied, einen Film oder eine Software aus dem Netz "gesogen"
(genau so).
Da kannte ich die Formulierung, man habe sich "etwas aus dem Netz gezogen".
Das wäre ja gezielt.

Ein "Sauger" ist jemand, der Massen von Daten saugt. Oft interessiert
allein die Menge.


Henning
Dieter Britz
2018-04-21 13:22:31 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
"Eine Passagierin, die 43-jährige Bankmitarbeiterin Jennifer Riordan aus
Albuquerque (Bundesstaat New Mexico), wurde durch den Unterdruck
teilweise aus der Kabine nach draußen gesogen und starb."
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
[...]

Die Grammatik hin und her, aber die Physik stimmt nicht ganz.
Da ist Überdruck in der Kabine, und wenn ein Fenster kaputt geht,
wird die Frau hinaus geschoben oder gedrückt, nicht gezogen.
--
Dieter Britz
Lars Bräsicke
2018-04-21 13:28:38 UTC
Permalink
Post by Dieter Britz
Post by Heinz Lohmann
"Eine Passagierin, die 43-jährige Bankmitarbeiterin Jennifer Riordan aus
Albuquerque (Bundesstaat New Mexico), wurde durch den Unterdruck
teilweise aus der Kabine nach draußen gesogen und starb."
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
[...]
Die Grammatik hin und her, aber die Physik stimmt nicht ganz.
Da ist Überdruck in der Kabine, und wenn ein Fenster kaputt geht,
wird die Frau hinaus geschoben oder gedrückt, nicht gezogen.
Drum wurd’ sie ja gesogen und nicht gezogen.
Bertel Lund Hansen
2018-04-21 13:42:46 UTC
Permalink
Post by Dieter Britz
Die Grammatik hin und her, aber die Physik stimmt nicht ganz.
Da ist Überdruck in der Kabine, und wenn ein Fenster kaputt geht,
wird die Frau hinaus geschoben oder gedrückt, nicht gezogen.
Benutzt du einen Staubschieber in deinem Haus?
--
/Bertel - aus Dänemark
Heinz Lohmann
2018-04-22 01:30:22 UTC
Permalink
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Dieter Britz
Die Grammatik hin und her, aber die Physik stimmt nicht ganz.
Da ist Überdruck in der Kabine, und wenn ein Fenster kaputt geht,
wird die Frau hinaus geschoben oder gedrückt, nicht gezogen.
Benutzt du einen Staubschieber in deinem Haus?
Vielleicht einen dustsucker aus USA?
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
Dieter Britz
2018-04-22 12:40:19 UTC
Permalink
Post by Bertel Lund Hansen
Post by Dieter Britz
Die Grammatik hin und her, aber die Physik stimmt nicht ganz.
Da ist Überdruck in der Kabine, und wenn ein Fenster kaputt geht,
wird die Frau hinaus geschoben oder gedrückt, nicht gezogen.
Benutzt du einen Staubschieber in deinem Haus?
Ja, aber man nennt den einen Sauger, obwohl das nicht
korrekt ist. Das ist aber trotzdem etwas anderes. Beim
Staubsauger (und der Babyflasche) macht man Unterdruck
indem man saugt, sodass die Luft geschoben werden kann.
Beim Flugzeug ist da im Vorderein Unterdruck ausserhalb
der Kabine, da saugt nichts. Wenn das Fenster kaputt geht,
wird die Luft hinausgeschoben.
--
Dieter Britz
Jakob Achterndiek
2018-04-22 13:04:38 UTC
Permalink
[..] Beim Flugzeug ist da im Vorderein Unterdruck ausserhalb
der Kabine, da saugt nichts. Wenn das Fenster kaputt geht,
wird die Luft hinausgeschoben.
Wenn die Maschine nur schnell genug über das Rollfeld gefahren
wäre, dann wäre das, ob gezogen, gesogen, gesaugt, gelutscht,
geschubst oder geschoben, am Boden auch passiert. Frag den alten
Herrn Daniel Bernoulli; der hat's erfunden.
--
j/\a
Bertel Lund Hansen
2018-04-22 18:36:33 UTC
Permalink
Post by Dieter Britz
Post by Bertel Lund Hansen
Benutzt du einen Staubschieber in deinem Haus?
Ja, aber man nennt den einen Sauger, obwohl das nicht
korrekt ist.
Rein fysisch ist "saugen" völlig sinnlos. Das heisst aber nicht,
dass es eigentlich sinnlos ist, denn es wird sehr sinnvol benutzt
um zu beschreiben, dass ein Luftstrom von Überdruck gegen
Unterdruck Gegenstände in ihren Weg bewegen kann (durch eine
schiebende Kraft). Wir sagen, dass die Dinge weggesaugt werden,
wenn es sich nicht um einen Storm handelt. Da erlebt man eher,
dass die Dinge geschoben werden, vielleicht weil sie in allerlei
Richtungen geschoben werden.

Es gibt keinen Unterschied zwischen ein fliegendes Flugzeug mit
einem Loch und den Staubsauger.
Post by Dieter Britz
Das ist aber trotzdem etwas anderes. Beim
Staubsauger (und der Babyflasche) macht man Unterdruck
indem man saugt, sodass die Luft geschoben werden kann.
In der Realität wird die Luft aus dem Staubsauger durch
rotierenden Rotorblätter geschoben. Der resultierende Unterdruck
bewirkt, dass die Luft des Raums in die Schlange geschoben wird.
--
/Bertel - aus Dänemark
Heinz Lohmann
2018-04-21 15:20:39 UTC
Permalink
Post by Dieter Britz
Post by Heinz Lohmann
"Eine Passagierin, die 43-jährige Bankmitarbeiterin Jennifer Riordan aus
Albuquerque (Bundesstaat New Mexico), wurde durch den Unterdruck
teilweise aus der Kabine nach draußen gesogen und starb."
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
[...]
Die Grammatik hin und her, aber die Physik stimmt nicht ganz.
Da ist Überdruck in der Kabine, und wenn ein Fenster kaputt geht,
wird die Frau hinaus geschoben oder gedrückt, nicht gezogen.
Von innen betrachte: Ja. Von außen gesehen: Nein.
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan

Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.
U***@web.de
2018-04-22 08:36:01 UTC
Permalink
Post by Dieter Britz
Post by Heinz Lohmann
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
[...]
Die Grammatik hin und her, aber die Physik stimmt nicht ganz.
Da ist Überdruck in der Kabine, und wenn ein Fenster kaputt geht,
wird die Frau hinaus geschoben oder gedrückt, nicht gezogen.
Weiter unten kam ja schon das Beispiel mit
dem Baby und der Saugflasche.

Gruß, ULF
Stephen Hust
2018-04-21 14:11:21 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
"Eine Passagierin, die 43-jährige Bankmitarbeiterin Jennifer Riordan aus
Albuquerque (Bundesstaat New Mexico), wurde durch den Unterdruck
teilweise aus der Kabine nach draußen gesogen und starb."
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
Ich hätte selbst wahrscheinlich "gesaugt" oder eventuell "gezogen"
geschrieben, aber auch andere Medien haben bei dieser Meldung dieses
Partizip II von saugen gewählt.
Warum nicht beides nehmen?

"Der Standard" (Österreich):

| *Frau nach Explosion in US-Flugzeug beinahe aus dem Fenster gesaugt*
|
| [...]
|
| Laut einem Bericht des Senders NBC hatte eine Triebwerksexplosion das
| Flugzeug am Dienstag beschädigt und eine Frau, die den Platz neben dem
| dabei zerstörten Fenster hatte, zum Teil aus dem Loch gesogen.

<derstandard.at/2000078146620/Eine-Person-bei-Sicherheitslandung-von-Flugzeug-in-USA-gestorben>

Die Gratis-Zeitung "Heute" hat übrigens auch "gesaugt":

| Furchtbar: Wie in einem schlechten Film wurde die Geschäftsfrau durch
| ein Loch im Kabinenfenster beinahe nach draußen gesaugt!

<http://www.heute.at/welt/news/story/WN1380-Flight-New-York-Dallas--Triebwerk-explodiert--PR-Managerin--43--getoetet--48098570>
--
Steve

My e-mail address works as is.
Mark Obrembalski
2018-04-21 18:56:13 UTC
Permalink
Post by Stephen Hust
Warum nicht beides nehmen?
Genau. "saugen" gehört zu den Verben, bei denen es starke und schwache
Formen nebeneinander gibt. Ich selbst hätte in dem Zusammenhang "gesogen"
gesagt, aber eine klare Regel, nach der die eine oder andere Form wann
auch immer besser ist, gibt es wohl nicht.

Gruß,
Mark
Martin Gerdes
2018-04-22 20:23:09 UTC
Permalink
Post by Mark Obrembalski
Post by Stephen Hust
Warum nicht beides nehmen?
Genau. "saugen" gehört zu den Verben, bei denen es starke und schwache
Formen nebeneinander gibt. Ich selbst hätte in dem Zusammenhang "gesogen"
gesagt, aber eine klare Regel, nach der die eine oder andere Form wann
auch immer besser ist, gibt es wohl nicht.
Doch. Wie schon geschrieben: In einem technischen Umfeld werden immer
die schwachen Verbformen verwendet. Öl wird aus der Ölwanne abgesaugt,
nicht abgesogen.
Dietrich Clauss
2018-05-01 19:07:19 UTC
Permalink
Post by Heinz Lohmann
"Eine Passagierin, die 43-jährige Bankmitarbeiterin Jennifer Riordan aus
Albuquerque (Bundesstaat New Mexico), wurde durch den Unterdruck
teilweise aus der Kabine nach draußen gesogen und starb."
Das Wort "gesogen" stieß mir dabei auf.
Ich hätte selbst wahrscheinlich "gesaugt" oder eventuell "gezogen"
geschrieben, aber auch andere Medien haben bei dieser Meldung dieses
Partizip II von saugen gewählt. Ich finde "gesogen" schon eher
ungebräuchlich und hab mich gewundert, wie viele Medien diese Form
gewählt haben. Vielleicht stand sie schon in der DPA-Meldung?
Ich finde jetzt auf die Schnelle nur den Kölner Stadtanzeiger mit der
"Passagierin gestorben Scheibe von Flugzeug zerbricht – Frau fast aus
Maschine gesaugt"
(Quelle: https://www.ksta.de/30032600 ©2018")
saugen - sog - gesogen
saugen - saugte - gesaugt.
Ist diese traditionelle Ablautreihe (bei saugen) kurz vor ihrem
Verfallsdatum?
Bei backen (buk) ist es ja im Präteritum schon so gut wie passiert.
Welche Form würde man in DESD bevorzugen?
MUSE unterscheidet hier zwischen zwei Bedeutungen.

[1] etwas mittels Unterdruck heran- oder hereinbefördern
[2] ein Gerät bedienen, das saugt

Bei [1] bevorzuge ich die starke Form, bei [2] dagegen die Schwache.
"Fred saugte Staub. Der Staubsauger sog den ganzen Schmutz ein." Bei
der Passagierin aus der Meldung hätte ich auch "gesogen" genommen.
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