Post by Ralf . K u s m i e r zPost by Helga SchulzPost by Ralf . K u s m i e r zWas ist das übrigens für ein Dokument - eine Geburtsurkunde?
Nein, natürlich nicht, in Geburtsurkunden werden doch keine
Großeltern angegeben (außer sie zeigen die Geburt an).
Werden - und wurden? Egal...
Geburtsurkunden haben einen anderen Text, ich hab noch nie eine
gesehen, die Großeltern auflistet (ich habe mich ab und an mal
beim Entziffernhelfen versucht, wenn Leute eine Geburtsurkunde
ins Netz gestellt haben, die waren aus den 10er bis 40er Jahren,
und in Familiennachlässen hab ich mal welche aus den
1890er/1910er Jahren gesehen sowie welche von 1960ff.).
Da sind üblicherweise Vater und Mutter genannt, Geburtsdatum und
Namen des Kindes, mitunter wer die Geburt angezeigt hat, und
früher noch die Konfession der Eltern.
Diese Auflistungen von Eltern und Großeltern finden sich
typischerweise in "Stammbüchern", wobei es mich bei diesem auch
sehr überrascht hat, die Urgroßeltern aufgeführt zu finden (es
sind nur die Eltern der Großeltern väterlicherseits, die
mütterlicherseits sind nicht genannt), ich kenne kein anderes
Exemplar, bei dem das der Fall ist, das muß aber nichts heißen,
da ich aus der Zeit vor 1945 nur dieses Exemplar kenne. Sonst
eben welche aus der Nachkriegszeit.
Für Stammbücher ganz typisch, und bei diesem ist es auch so,
stehen sich 2 Seiten mit den Vorfahren des Ehemanns und der
Ehefrau gegenüber.
Was ich als Scan ausgeschnitten habe, ist der Bereich der
Großeltern der Ehefrau und der Eltern der Großeltern
väterlicherseits der Ehefrau (Urgroßeltern im väterlichen Zweig),
einfach aus dem schlichten Grund, weil alles andere in der
Handschrift, die die Namen der Großeltern eingetragen hat,
ausgefüllt ist, die ohne Probleme sehr gut lesbar ist.
Auf der Seite des Ehemanns sind nur die Namen ausgefüllt, nur bei
den Eltern auch Geburtsdatum und -ort. Die Urgroßeltern sind dort
aber auch namentlich genannt. Die Seite der Ehefrau wurde von
Anfang an in der gut lesbaren Handschrift sorgfältiger
eingetragen, jeweils mit Geburtsorten und -daten und
Hochzeitsdatum und -ort, also sehr viel weniger lückenhaft wie
beim Ehemann. Außer im gescannten Bereich sind nirgends
Sterbedaten eingetragen. Eigentümlich an diesem Dokument ist
halt, daß es in 2 Handschriften ausgefüllt ist, was einen
ziemlich schlampigen Eindruck macht. Der wird natürlich noch
verstärkt durch die einmalige Sauklaue des Ratsschreibers.
So etwa wie nicht fertiggeworden und dann von jemand anderem
fertiggeschrieben. Vielleicht hatten sie ja eine Schreibkraft auf
dem Büro, und die wurde dann schwanger, und dann mußte der
Ratsschreiber wieder selber krakeln.
Zu den Schriften, ich hab mal einen gedruckten Zettel von 1942
oder 43 gesehen, und war baß erstaunt, daß dort von der Druckerei
bereits eine modern-modische Schrifttype verwendet wurde, die ich
sonst in dieser Art viel bei Dokumenten aus den 1950ern gesehen
habe. Also der große Notstand, der auch noch Schriftmoden
verhinderte, scheint da zumindest bei dieser Druckerei zu der
Zeit nicht geherrscht zu haben.
Erst bei Dokumenten von 1945 bis vielleicht 1948 - davon habe ich
schon ein paar gesehen - sieht man so richtig den blanken
Notstand und Materialmangel. Da werden halbierte Blätter zu
Briefen gefaltet, mit Bleistift, Schreibmaschine, verdünnter
Tinte beschriftet - was grad da ist - und Friedhofsbücher mit
abgetrennten Streifen von einem Blumenrock zusammengeklebt.
Papierqualität ist extrem schlecht, gedruckt wird auch auf
unbedruckten Rückseiten.
In den 1950ern dagegen werden die amtlichen Schriftstücke
geradezu prestigiös, sehr sorgfältig und sauber gemacht und von
sehr guter Papierqualität.
Post by Ralf . K u s m i e r zPost by Helga SchulzIch habe nur eine Kopie dieser Seite,
Und Du kommst nicht an das Original dran? Es ist wahrscheinlich, daß
im Original die Strichführung besser erkennbar ist.
Nee, keine Chance, wer das hat, gibt es nicht aus der Hand.
Ich habs mal kurz gesehen, es war aber, soweit ich mich erinnere,
nicht datiert, ich kann nur aus der Tatsache, daß die
betreffenden Eheleute Mitte der 20er Jahre geheiratet haben, die
Annahme ableiten, daß es von dann stammt.